Am Morgen verschwinden sogar Albträume!
„Wieso ist Dean in Silent Hill?", fragt Castiel mit gebieterischer Stimme.
„Wir haben da diesen Vermisstenfall von Bobby, dem wir nachgegangen sind und Dean ist in die Stadt um sich umzusehen", antwortet Sam schnell.
„Solltet ihr euch nicht um die Siegel kümmern?"
„Ja, aber …", versucht Sam ihre Handlungen zu erklären und schluckt dabei den Kloß herunter, den Castiel's Anwesenheit bei ihm verursacht. Castiel mochte ihn nicht, mochte nicht was er mit Ruby tat und das wo er sich nicht einmal sicher war was Castiel alles wusste.
„Das Brechen der Siegel aufzuhalten ist jetzt wichtiger als alles andere. Ich dachte ihr hättet das verstanden."
„Das wissen wir, aber deswegen gibt es immer noch Menschen, die unsere Hilfe benötigen."
„Nicht in Silent Hill."
Sam ist Sauer. Anscheinend wusste jeder das etwas mit dieser Stadt nicht stimmte, nur sie nicht. Er will darauf reagieren als sein Telefon vibriert. Ein verpasster Anruf und als er nachsieht, erkennt er das er von Dean ist. Sam drückt ein paar Tasten, schaltet den Lautsprecher an und dann ertönt Dean's Stimme. Es rauscht und knackt. Nicht alles ist zu verstehen, aber zwei Dinge sind jetzt klar. Er lebt noch und steckt in Silent Hill fest.
„Castiel, kannst du bitte nach Silent Hill und ihn da herausholen?", fragt Sam, während er von seinem Telefon aufblickt, aber da hört er schon wieder das Rauschen und Castiel ist weg.
Er ist nur einen kurzen Moment verschwunden und schon steht er wieder an der Stelle wie zuvor nur das er diesmal jemanden dabei hat. Dean dreht sich zu seinem Bruder um und sie fallen sich in die Arme. Glücklich darüber, den anderen in einem Stück wiederzuhaben, klopfen sie sich auf die Schulter und lächeln einander an.
„Danke fürs Rausholen", sagt Dean noch als er sich umdreht, aber Castiel ist schon wieder verschwunden. Kein Wort zum Abschied oder eine erneute Ermahnung. Vermutlich hofft er das sie es nun verstanden haben.
„Mann, du siehst echt scheiße aus. Ist alles in Ordnung?", fragt Sam hinter ihm.
„Danke auch. Ja, passt schon", antwortet Dean.
„Was ist passiert? Wo ist Mrs. Da Silva, ihre Tochter und die Officer?"
„Alles mit der Zeit, Sammy. Ich will jetzt erst mal unter die Dusche und in frische Klamotten und dann machen wir uns auf den Weg hier weg."
Dean schnappt sich ein paar seiner frischen Sachen und geht ins Bad. Schält sich aus seinen Klamotten die genauso wie er voller Asche und Staub, voller Blut, Dreck und Schweiß sind und geht unter das laufende Wasser das immer wärmer wird. All das verschwindet im Abfluss. Verschwindet zusammen mit der Anspannung. Versucht er von seinem Körper zu schrubben mit dem Bewusstsein versagt zu haben, mit dem Frust, dem Schmerz, der Schuld und der Angst.
Die Hitze des Wasserdampfes steigt auf und umgibt ihn. Hüllt ihn und seine Erinnerungen ein, bis er die Trenntür der Dusche öffnet und dichter Nebel ihn umgibt. Er schwankt. Weicht einen Schritt zurück und schluckt schwer. Panik kribbelt unter seiner Haut als sein Puls in die Höhe gehen will. Schwer schlägt sein Herz während er versucht zu atmen. Tief ein und aus. Immer und immer wieder, derweil er sich vorsichtig Richtung Waschbecken bewegt.
Seine Hände umklammern die Keramik, während er sich beruhigt. Kondenswasser hat den Spiegel beschlagen, durch den er sich nicht sehen kann. Er wischt mit einer Hand darüber und betrachtet sein Gesicht. Sieht seine eigene Verzweiflung, sieht seine Resignation. Er hat die Hölle ein zweites Mal verlassen können, aber das hilft ihm nicht. Die Hölle ist und bleibt hinter seinen Augen. Hat sich tief in ihn hineingegraben und ist nicht bereit loszulassen. Er schließt die Augen, atmet und streicht sich mit der Hand über seinen Kiefer.
„Reiß Dich zusammen, Dean. Du bist zurück. Du bist nicht mehr in der Hölle. Das hier ist was Real ist. Du bist real", sagt er zu seinem eigenen Spiegelbild. Sieht sich selbst in die Augen und versucht sich davon zu überzeugen.
„Das hier ist echt", sagt er sich erneut und ignoriert das Schwanken seiner Stimme.
Er verlässt das Badezimmer trocken und angezogen. Stopft seine schmutzigen Sachen zu den noch feuchten vom gestrigen Tag, der wie eine Ewigkeit entfernt wirkt.
„Lass uns so schnell wie möglich von hier verschwinden", sagt er zu Sam, während sie beide sich ihre wenigen Habseligkeiten schnappen und zum Auto gehen.
Seine Tasche mit seinen Ersatzwaffen hatte er irgendwann irgendwo in Silent Hill verloren. Es interessierte ihn nicht so lange er seinen 1911 Colt noch hatte. Sie würden sich Neue besorgen auf ihrem Weg zu Bobby. Sam hatte eben mit ihm gesprochen und sie würden sich unterwegs treffen. Es gab einiges zu besprechen, auch wenn er hoffte sie mit wenigen Worten abspeisen zu können.
Die Polizisten waren irritiert woher Dean auf einmal kam, aber froh sie aus der Stadt begleiten zu können. Inspektor Gucci schloss sich ihnen an der Ausfahrt an und verabschiedete sie persönlich an Dean's offener Wagentür.
„Ich möchte ihnen noch etwas über Officer Bennett erzählen. Vor ein paar Jahren hatte ein Wahnsinniger einen Jungen entführt und ihn oben bei Silent Hill in einen Minenschacht geworfen. Cybil Bennett hat dann den Jungen gefunden. Sie ist volle drei Tage bei ihm geblieben, damit er am Leben bleibt, bis sie gerettet wurden. Wir wissen, was wir tun"1, sagt er noch einmal deutlich ohne zu merken das die beiden keinen Widerstand mehr leisten.
Dean schluckt schwer beim Gedanken daran, was mit der Officer wohl geschehen ist. Endlich schließt der Inspektor die Tür von seinem Baby und sie sind froh wieder auf der Straße zu sein.
Erst als die Sonne den Nebel des neuen Tages vertrieben hat und sie einige Meilen zügig zwischen sich und Silent Hill gebracht haben, beginnt Dean zu erzählen. Er erzählt Sam was er wissen muss und behält den Rest für sich, obwohl er weiß das Geheimnisse ihnen beiden noch nie gutgetan haben.
1 Die Dialoge sind aus dem Film Silent Hill von 2006 übernommen und wurden der Geschichte entsprechend angepasst.
