Joeys POV

Nach dem Charly und ich zwei Stunden lang abwechselnd gegen die Tür gehämmert, uns angeschrieen und uns gegenseitig die Schuld gegeben haben ("Musstest du auch so laut schreien? Nur wegen so 'ner blöden Spinne!" "Du musstest ja drohen! 'Na wartet, wenn ich hier wieder rauskomme...' Jetzt lassen die uns NIE wieder raus!" "Also ob die vor uns Angst hätten!" "Und überhaupt, musstest du diesem beknackten Elb sagen, dass er läuft, wie ein tanzendes Mädchen?" "Hab ich nicht recht?" "Natürlich. Das sieht echt zu komisch aus!"), werden wir endlich wieder rausgelassen. Ein anderer Elb als vorhin erscheint und bedeutet uns ihm zu folgen.

Es geht anscheinend durch den ganzen Palast, denn bis wir endlich wieder stehen bleiben sind 20 Minuten vergangen und wir ziemlich außer Atem. Müssen Elben so lange Beine haben? Wir werden auf eine Bank gesetzt. Charly hat die ganze Zeit versucht mit dem Elb zu reden, aber der ist anscheinend stumm wie ein Fisch. Weitere 20 Minuten später und endlich betritt ein doch schon etwas älter aussehender Elb den Raum.

"Herzlich willkommen in Düsterwald. Mein Name ist Thranduil." Thranduil? Hey, Schwiegerpapa! "Also ich stelle mir unter einem herzlichen Willkommen etwas anderes vor!" sprudelt Charly hervor. "Und dieser... dieser 'Begleiter' ist verschlossen wie eine Auster." "Ich nehme das als Kompliment." sagt eine Stimme hinter uns. Charly dreht sich erstaunt um, und blickt in das lächelnde Gesicht von dem Elb, der uns her gebracht hat. Sie lächelt überrascht zurück. Dann wendet sie sich wieder an Thranduil. "OK, also... also das hat sich dann wohl erledigt. Aber trotzdem. Wir haben höflich darum gebeten mit Legolas oder Ihnen sprechen zu dürfen, und was bekommen wir als Antwort? Einen Kerkeraufenthalt!" "Ja, das hat Dinrían mir erzählt." "Dinrían?" "Er meint wohl unsere Ballerina." flüstere ich Charly ins Ohr. "Ah."

"Ihr müsst entschuldigen. In letzter Zeit läuft viel Gesindel an unseren Grenzen entlang. Und wir müssen vorsichtig sein." "Schon OK, wenigstens hat er uns nicht gleich erschossen." "Mein Sohn ist übrigens leider momentan nicht da. Aber ich erwarte ihn in zwei Tagen zurück. Ich würde mich freuen, wenn ihr solange meine Gäste wäret. Ich richtigen Zimmern." fügt Thranduil nach einem Blick auf Charlys düsteres Gesicht hinzu. "Gebongt!"



Charlys POV

So weit so gut. Wir werden jetzt erst mal von unserem 'Begleiterelb' zu unseren Zimmern gebracht.

"Da du ja offenbar doch reden kannst, hast du bestimmt auch einen Namen." "Natürlich. Ich heiße Arengórë. Und ich nehme an, dass ihr auch Namen habt." "Ja. Charlott, und sie hier ist Josephine. Aber der Einfachheit halber nur Charly und Joey."

Inzwischen stehen wir vor zwei Türen. "Eure Zimmer." sagt Arengórë. "Prima, jeder eins." Dennoch betreten wir das erste zusammen. Nicht gerade überschwänglicher Luxus, aber gemütlich. Ein großes Bett, ein Kleiderschrank und eine Kommode auf der ein Spiegel steht. Super, sogar ein Kamin. Ach, wie ich Kamine liebe! Die eine Wand besteht komplett aus Fenstern und einem Zugang zu einem Balkon. Perfekt. Eine Türe führt ins Badezimmer. Na ja, zu dem, was die hier Badezimmer nennen. "Hey Aren!" spreche ich den Elb an. "Arengórë." "Aber das ist doch so lang." Aren seufzt. "Was sollen wir eigentlich so lange tun? Ich nehme nicht an, dass ihr einen Fernseher habt." "Nein, sonst hätte Legolas ihn schon längst erschossen." sagt Joey. Wo sie recht hat... "Ihr werdet heute Abend mit Thranduil essen. Im Schrank sind Kleider. Sucht euch eines aus. Morgen dürft ihr euch den Palast ansehen." Aren verschwindet mit Joey nach nebenan, und ich bin alleine.

Diese Kleider werde ich mir erst mal ansehen. Also wenn da so eins bei ist, was Arwen in dem Film anhat... Ja, da könnt ich mich mit anfreunden. Ich öffne den Schrank. Die Kleider sind zwar nicht so pompös wie Arwens, aber trotzdem recht schön. Ich komme mir ein wenig vor, wie im Mittelalter als ich eines der Kleider anziehe. Es hat einen Lila-Ton und riesige Trompetenärmel. Und passt wie angegossen. Ich trete auf den Balkon hinaus und genieße die frische Luft. Ja, ja, wo man keine Autos kennt, kennt man auch keine Umweltverschmutzung. Jetzt fehlt nur noch mein Prinz, der unter dem Balkon steht und mir seine Liebesbekundungen entgegenruft. Ich erschrecke furchtbar als Arens Stimme unter mir erklingt. "Alles in Ordnung?" "Ja, prima. Das Kleid passt perfekt." "Ich werde euch in einer halben Stunde abholen." "OK." Ich gehe rüber zu Joey.



Joeys POV

Hey super, Einzelzimmer! Und dann auch noch so schöne! Begeistert schaue ich mich in meinem Zimmer um, und bin besonders begeistert von dem riesen Balkon. Was für eine Aussicht! Daran könnte ich mich gewöhnen. Herrin von Düsterwald, verheiratet mit Legolas, viele kleine Ebenbilder von ihm um und herum...

KAWUMS! Die Tür fliegt auf und Charly stürmt in einem lilafarbenen Elbenkleid herein. Jetzt weiß ich, wie meine Oma sich gefühlt hat, als sie ihren Schlaganfall hatte. "Hast du schon die tollen Kleider gesehen?" Moment, Kleider? Ich drehe mich zum Kleiderschrank und öffne die Türe. Ach du scheiße! Ausgiebig fluchend betrachte ich den Inhalt. NUR KLEIDER! Bis jetzt war die Phantasie ganz gut, es hat mir aber auch keiner gesagt, dass ich diesen Scheiß tragen muss.

Ich fühle mich in meinen Hosen eigentlich immer ganz wohl. "Guck sie dir doch erst mal an. Vielleicht sind sie ja gar nicht so schlimm. Ich finde meins schön." meint Charly. "Es reicht schon, dass es Kleider sind. Da könnten sie auch aus purem Gold sein!" "Ich weiß, was du meinst. Ich trage ja auch nicht soooo gerne Röcke oder Kleider in dem Fall. Und denke daran, wir essen mit Thranduil zu Abend. Willst du da nicht einen guten Eindruck hinterlassen? Immerhin ist er Legolas' Vater." fügt sie augenzwinkernd hinzu, wohlwissend, dass ich diesem Argument nichts entgegenzusetzen habe. "Na gut, überredet. Ich kann sie mir ja wenigstens mal näher anschauen. Aber ich garantiere für nichts!"

Murrend entnehme ich ein dunkelgrünes Gewand und quäle mich hinein. Es sitz wie ein Korsett, mit Atmen ist da nicht mehr viel. Na ja, vielleicht muss man sich ja nur daran gewöhnen, mache ich mir Mut. Aber was tut man nicht alles für seinen zukünftigen Schwiegervater. Apropos. Wehe, wenn Legolas erst mal zurück ist, dem werde ich erst mal was erzählen.