Charlys POV



So, los geht's! Ab in die Boote! Ich könnte Joey umbringen. Setzt die sich doch kackendreist in ein Boot mit Gimli und Legolas und überlässt mir Katja. Also sitze ich jetzt mit Aren und Katja in einer Nussschale und muss mir Katjas Gefasel über Aragorns tolle Oberarme beim Rudern anhören. Aren hat einen Gesichtsausdruck, als wenn er gerade schwer mit sich ringen müsste, Katja nicht über Bord zu schmeißen. Joey hat doch gesagt, dass sie sich mit ihr ausgesprochen hat und ich habe eigentlich gedacht, dass sie sich jetzt etwas zurückhält. Aber nein!

Joey im Boot schräg vor uns scheint einen Riesenspaß zu haben. Mein Gott, was war bloß in ihren Lembas? Normalerweise hat sie genauso große Angst vor Fahrten in Santa-Maria-Verschnitten [*]wie ich. Aber jetzt ist davon überhaupt nichts mehr zu sehen. Sie albert mit Legolas und Gimli herum und ist gerade dabei, Gimli ein Lied beizubringen:

"Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, denn da kann man süße Elben in die Boote kotzen sehn..."

Mein Gott, Joey!! Gleichzeitig schaukelt sie so hin und her, dass das Boot schlingert. Mensch, da kann man ja gar nicht hingucken. Legolas scheint wirklich schon leicht blass im Gesicht zu sein. Aragorn, der anfangs versucht hatte, die Insassen des kleinen Bootes zur Vernunft zu bringen, hat es jetzt aufgegeben und lacht sich mittlerweile schlapp wie alle anderen.

Plötzlich jedoch setzt Legolas sich kerzengerade im Boot auf, schnappt sich Joey, die vor ihm sitzt und hält ihr den Mund zu. "Schhh! Seid alle mal still!" Joey hat sich so erschrocken, dass sie wie ein Baumstamm stocksteif bei Legolas auf dem Schoß liegt. Und auch wenn er ihr nicht den Mund zuhalten würde, könnte sie wohl keinen Mucks von sich geben. So treiben wir jetzt mucksmäuschenstill über den Fluss.

Irre ich mich oder wir es hier jetzt kälter? Aren muss wohl spüren, wie viel Schiss ich habe, doch als er mir beruhigend von hinten die Hand auf die Schulter legen will, erschrecke ich mich fast zu Tode. "Aaaahhhhh!!" Ich drehe mich mit soviel Schwung um, dass ich das Boot damit fast zum Kentern bringe. Eine schreiende, zeternde und schimpfende Katja ist die Folge. "Bist du WAHNSINNIG? Willst du uns alle umbringen?"

"Halt den Mund, sonst bringst du uns um!" zischt Legolas aus dem anderen Boot herüber. "Wir werden von Orks begleitet." Dabei deutet er mit der Hand ans Ufer. "Dann hast du's also auch bemerkt." stellt Aren fest. "Ich war mir nicht ganz sicher, aber jetzt wo du es auch sagst..."

Die beiden Elben wechseln nervöse Blicke mit Aragorn. "Wir haben bald unseren Rastplatz erreicht. Dort sind wir für die Nacht sicher. Hoffe ich..." fügt er noch hinzu, worauf wir - die drei Mädels - kreidebleich werden. "Hofft er?!" fragt Katja mich entsetzt. "Was meint er denn damit? Die werden uns doch beschützen können?!" "Reg dich ab! Du hast das Buch doch auch gelesen und weißt, wie es weitergeht." flüstere ich zurück, damit Aren nichts mitbekommt. "Ja, und genau das macht mir Sorgen. Du weißt doch, dass diese Viecher kommen und Frodo jagen werden! Und Boromir..." Ich halte dieser Schwatztante schnell den Mund zu und grinse verlegen und entschuldigend in Arens Richtung, der fragend eine Augenbraue hochgezogen hat.

Als wir endlich unseren Rastplatz erreicht haben, geht das Gezeter von Neuem los. "Ihr glaubt doch nicht, dass ich hier schlafe! Uns sitzen Orks im Nacken, und wer weiß ob sie nicht schon auf dieser Seite des Ufers sind. Und ich vertraue euren Verteidigungskünsten nicht besonders. Außerdem-" "Katja! Wenn du nicht augenblicklich aufhörst, fessle und kneble ich dich höchstpersönlich!" unterbreche ich sie. "Und sie hat zehn Leute, die sie unterstützen werden." fügt Joey noch hinzu.

Daraufhin lässt sich Katja beleidigt am Feuer nieder und ignoriert sogar Aragorn, der zu ihr geht um sie zu besänftigen. Im Geheimen denke ich allerdings das gleiche wie Katja, so sehr sie mir auch auf den Keks geht. Wir wissen zwar, dass außer Boromir niemandem etwas passieren wird, aber wir sind in der ursprünglichen Geschichte ja nicht vorgesehen. Also, wer garantiert für unsere Sicherheit? Wir können wohl einfach nur auf die Fähigkeiten unserer Begleiter zählen.

Die Nacht verbringe ich einigermaßen ruhig, da Joey, Katja und ich keine Wache halten müssen. Nur einmal wache ich kurzzeitig auf, als es an meiner Seite plötzlich unangenehm kalt wird, als Aren aufsteht, um seine Wache anzutreten. Doch als er mich fest in die Decke einwickelt und auf die Stirn küsst, schlafe ich auch wieder ein.

Als ich dann wieder aufwache, geht bereits die Sonne auf. Und Aragorn ist gerade dabei alle anderen zu wecken. Frodo fordert er nach dem Frühstück auf, sich für einen Weg zu entscheiden. Nach Minas Tirith oder nach Mordor. Also ich persönlich finde ja beide Wege nicht besonders einladend.

Nach kurzer Zeit und mit der Bitte um ein wenig Bedenkzeit steht Frodo auf, und läuft in den Wald. Mit großer Besorgnis beobachte ich mit Sam wie Boromir ihm nachgeht. Schicksal nehme deinen Lauf!

Nach einigen Diskussionen kommen wir alle zu dem Schluss, Frodo zu begleiten, wofür er sich auch entscheidet. Mich muss man trotz allem nicht lange überreden. Ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass wir die Geschichte ein wenig abändern können. Aragorn steht irgendwann auf und macht sich auf die Suche nach Frodo, nachdem Boromir zurückgekommen ist und uns erzählt hat, was zwischen den beiden vorgefallen ist. Sam begleitet ihn.

Nach nicht allzu langer Zeit stehen Legolas und Aren plötzlich auf. Und dann hören wir es auch: Schreie und das Klirren von Waffen. Oh nein, oh nein!

"Aragorn und Frodo sind in Schwierigkeiten!" ruft Legolas uns sprintet los, alle anderen hinterher. Ich dagegen laufe nur ein paar Meter und bleibe dann so abrupt stehen, dass Joey fast in mich reinrennt. "Was ist los?" "Frodo! Wir müssen am Lagerplatz bleiben. Wir können ihn nicht alleine ziehen lassen!" "Er ist nicht alleine. Sam wird mit ihm gehen!" "Aber..." "Nichts aber! Komm zu Verstand, Charly! Wir müssen Aragorn helfen, damit wir vielleicht verhindern können, dass Boromir..." Sie muss nicht weiter sprechen, denn ich weiß ja, was passiert. Sehr wiederwillig lasse ich mich von ihr weiterziehen.

Ziemlich bald erreichen wir die anderen, die sich schon ins Kampfgetümmel geworfen haben. Immer wieder singen Bogensehen, surren Pfeile umher und prallen Schwerter aufeinander.

Als Joey mich endlich loslässt, um ihren eigenen Bogen zu spannen, mache ich auf dem Absatz kehrt und renne so schnell zum Lagerplatz zurück, wie ich kann. Meine Sportlehrerin wäre stolz auf mich - und unterwegs falle ich fast noch über eine Baumwurzel. Doch alle Mühen sind umsonst. Ich sehe, dass das Boot schon fast das andere Ufer erricht hat. "Frodo! Frodo komm zurück!" Doch er hört mich natürlich nicht. Tränen steigen mir in die Augen. So ein Dummkopf! Warum hat er uns nicht mitgenommen?

Als Frodo und Sam angelegt haben und gerade im Wald verschwinden, legt sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehe mich um und schaue Aren ins Gesicht. Er ist ziemlich zerzaust und blutverschmiert. Ich kann nur hoffen, dass es nicht sein eigenes Blut ist. "Boromir ist gerade... Und wir konnten Pippin und Merry nicht..." "Ich weiß, ich weiß..." sage ich traurig.

Und dann lehne ich mich an Aren und fange an zu weinen. Dass die anderen inzwischen um uns herum stehen, und ich nun auch voller Blut bin, ist mir ziemlich egal. "So ein Scheiß! Es ist so unfair! Wir hätten es verhindern können!" murmele ich in Arens Kleidung.

"Nein, das hättet ihr nicht!" mischt Legolas sich ein. "Man kann die Geschichte nicht verhindern. Vielleicht ein wenig ändern, aber nicht verhindern. Das Schicksal lässt sich nicht betrügen." Was für ein schwacher Trost! Dennoch löse ich mich nach einem Moment von Aren, der mir die ganze Zeit über die Haare gestreichelt hat.

Ich sehe erst Katja und Joey an, die etwas abseits stehen und offenbar ebenfalls mit der Situation hadern. Dann blicke ich zu Legolas. "Danke." Er nickt nur knapp und wendet sich dann Joey zu. Aren nimmt mich noch mal in die Arme und flüstert mir ins Ohr: "Bitte gib jetzt nicht dir die Schuld. Versprichst du's?" Ich nicke tapfer und lächle sogar etwas.

Boromirs Beerdigung ist das Schrecklichste, was ich bisher erlebt habe. Nachdem sein Boot den Rauros hinabgestürzt ist, packen wir unsere Sachen. Wir haben zwei Hobbits zu retten.





Joeys POV



Laufen, laufen, laufen. Das Elben so lange Beine haben müssen! Boromirs Beerdigung ist jetzt drei Tage her und somit auch unser Aufbruch um Merry und Pip zu retten. Obwohl Charly, Katja und ich eigentlich darauf vorbereitet hätten sein müssen, war es nicht nur für mich das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe.

Mal abgesehen davon geht es uns ziemlich gut. Aren hat einen Kratzer am Arm, der zwar heftig geblutet hat, aber ansonsten nicht weiter dramatisch ist. Was Charly natürlich ganz anders sieht als Aragorn, der Aren untersucht und verarztet hat. Na ja, zumindest hat sie mit der Pflege von Aren eine Aufgabe erhalten, die sie davon abhält, sich übermäßig Sorgen um Frodo zu machen.

Ich hab's mir mittlerweile angewöhnt, jede Nacht fünf bis sechs Seiten im Buch zu überfliegen, um zu wissen wo Frodo und Sam sich ungefähr befinden. Außerdem habe ich jetzt die Karte von Mittel Erde auswendig gelernt, damit ich wenigstens eine geringe Ahnung habe, wo ich mich gerade befinde. Dass es nachts im Dunkeln nicht besonders leicht ist, im Schein des fast abgebrannten Feuers zu lesen, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

Was ich in den Tagen dieser Mammutwanderung noch festgestellt habe, ist, dass Lembas viel, viel besser sind als Kaffee. Ich muss mir von Legolas unbedingt das Rezept geben lassen. Dann mache ich bei uns einen Laden auf.

Joeys Lembaslädchen.

Als ich jedoch Legolas in diesen Plan einweihe, lacht er nur und meint, dass das wohl nicht möglich sei. Na gut, kein Lembaslädchen.

Ansonsten gibt es von der Reise nicht viel zu berichten. Ihr wisst ja selber, was alles passiert ist. Wichtig zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass Katja vom ständigen Laufen, wenig Schlafen und Aragorn Anhimmeln so geschafft ist, dass sie wirklich erträglich geworden ist.





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* "Santa Maria", "Pinta" und "Niña" hießen die drei Schiffe, die am 3. August 1492 aus dem Atlantikhafen von Los Palos segelten.

Am 15. März 1493 kam Kolumbus mit der "Niña", dem einzigen Schiff, das ihm geblieben war nach Spanien zurück.

Wir hoffen, das erklärt, warum wir in einem Santa-Maria-Verschnitt fahren. Schließlich ist das Schiff gekentert...





So jetzt noch ein paar Erklärungen.

Boromir ist nun also tot, und wir befinden uns am Anfang von Buch zwei, sind also auf der Suche nach Merry und Pip.

Im Moment wissen wir nur nicht genau wie wir von da aus weiter machen sollen (Vorschläge werden immer gerne angenommen!). Natürlich werden wir uns an den Rahmen vom Buch halten, aber natürlich nicht so sehr ausführlich, weil das ja keine Nacherzählung werden soll.

Da ja nächsten Monat 'Die zwei Türme' in die Kinos kommt (Geht sonst noch jemand zur Premiere? ( ), wird die Inspiration und hoffentlich wie ein LKW rammen, und wir sind zuversichtlich, dass es dann zackig weiter geht.

Also stay tuned!