Charlys POV

Joey hat noch nicht ganz den Kopf aufs Kissen gelegt, da ist sie auch schon eingeschlafen. Aren erzählt mir irgendwas, was ich nicht ganz verstehe. Und zwar erstens, weil ich trotz meines kleinen Schläfchens immer noch hundemüde bin, und zweitens, weil Aren immer wieder elbische Wörter benutzt, die ich natürlich nicht verstehe. Das Einzige, was ich aus seinem Gebrabbel entnehme, ist, dass er sehr aufgeregt ist.

Ich hebe müde die Hand. "Aren, bitte. Ich kann kaum noch die Augen offen halten, und ich versteh eh nichts von dem, was du sagst. Lass mich einfach nur schlafen..." Aren beugt sich vor und küsst mich auf die Stirn. "Entschuldigung. Träum was Schönes!" Dann wickelt er mich noch ordentlich in meine Decke ein und geht.

Als ich wieder aufwache, kann ich noch nicht lange geschlafen haben. Als ich mich auf die Seite drehe, entdecke ich, was mich aufgeweckt hat. Nicht weit von unseren Betten entfernt steht eine Gruppe Krieger - unter ihnen auch Aragorn und Legolas - und über den Tumult, der entstanden ist, verstehe ich nur ein Wort ganz deutlich: Katja.

Hat sie sich etwa in Schwierigkeiten gebracht? Es gibt nur einen Weg,das herauszufinden. Müde wie ich bin, krieche ich unter der Decke hervor und stehe auf. Als ich näher komme, sehe ich, dass die Männer um Katja herumstehen, die kreidebleich und zitternd am Boden hockt.

Ich bahne mir einen Weg und bemerke Aragorns ratlosen und etwas verstörten Blick. "Katja, alles in Ordnung?" Katja schaut auf und sieht plötzlich erleichtert aus. "Charly!" Sie steht auf und umarmt mich, dass mir die Luft wegbleibt. "Was ist denn passiert, um Himmels Willen?!" "Als ihr euch schlafen gelegt habt, hab ich meinen Dolch hervor geholt, um mich ein bisschen damit vertraut zu machen. Du weißt schon, wegen Helms Klamm..." fügt sie im Flüsterton hinzu. Ich nicke und sie fährt fort. "Ich hab den Dolch also herausgezogen, und dann hatte ich das Gefühl, als hätte ein Blitz in mich eingeschlagen."

"Sie hat gezuckt als hätte sie einen Anfall." wirft einer der Krieger um uns ein. "War ganz schön unangenehm. Und dann... hab ich Bilder gesehen."

"Bilder?" frage ich erstaunt. "Ja, erst dachte ich, ich hätte Halluzinationen oder wäre bewusstlos geworden und würde träumen. Aber es fühlte sich so echt an." "Und was hast du gesehen?"

Katja sieht sich etwas unsicher um, als wäre sie nicht sicher, ob wir ihr glauben würden. "Spuck's aus!" "Ich... also was ich gesehen habe war... Frodo. Ich habe Frodo und Sam gesehen." "Frodo? Konntest du sehen, wo sie sind, ob es ihnen gut geht?" frage ich aufgeregt. Mit einem Schlag bin ich hellwach. "Du glaubst mir also?" fragt Katja skeptisch zurück. "Warum nicht? Der Dolch ist von Galadriel, da ist alles möglich. In diesem Land ist alles möglich! Ich muss Joey wecken!"

Wer mich nicht besser kennt, würde glauben, ich wäre total übergeschnappt, dabei bin ich nur aufgeregt. Und ich weiß selbst nicht warum.

Eine Hand auf meiner Schulter hält mich allerdings zurück, meine Freundin aus dem Bett zu schmeißen. Ich drehe mich um, und sehe Legolas. "Beruhige dich erst mal und lass Joey weiter schlafen. Sie hat es sich verdient. Und du solltest dich auch wieder hinlegen." "Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt schlafen kann! Ich bin viel zu aufgekratzt!" "Dann warte wenigstens bis Gandalf zurückkehrt, bevor du Joey weckst. Du weißt gar nicht, ob das, was Katja gesehen hat, auch der Realität entspricht." Ich starre Legolas an. "Katja weiß mehr als du..." murmle ich und gehe zu ihr zurück.

Die sitzt inzwischen an einem der Tische und unterhält sich mit Aragorn.

"... nicht anfassen, bis Gandalf zurück ist." sagt er gerade. Ich lasse mich neben Katja nieder und als sie Richtung Aragorn nickt, entfernt sich dieser wieder.

"Also los, erzähl!" fordere ich Katja auf. "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich hab nichts gesehen, was wir nicht schon wussten. Sie sind mit Gollum unterwegs, und es geht ihnen gut. Noch." Ich nicke. "Ich wünschte, ich hätte mit Frodo gehen und ihn vor Gollum warnen können." Eine Stimme in meinem Kopf - die sich sehr nach Joey anhört - antwortet mir darauf. 'Dann hättest du gegen unseren Pakt verstoßen, uns nicht einzumischen.' Ach, halt die Klappe!

Wir schweigen einen Moment. "Ich habe vorhin gesehen, wie Aragorn mit Éowyn geflirtet hat. Denkt der eigentlich nicht an die arme Arwen?" wechselt Katja plötzlich das Thema. Ich muss leicht grinsen. Wenn Aragorn mit *ihr* flirten würde, wäre ihr Arwen völlig egal. "Reg dich nicht auf. Du weißt doch, dass er Arwen treu bleibt." "Das ist ja das Problem." seufzt Katja.

Wir sitzen schweigend nebeneinander, beide in Gedanken versunken, bis Gandalf zurückkommt.
Joeys POV

Ich werde etwas unsanft von Legolas geweckt. Dabei hab ich doch gerade von heißen Schaumbädern und Riesenpizzas geträumt. "Joey, Schatz, wach auf!" Das Rütteln an meiner Schulter veranlasst mich dazu, erst ein Auge, dann das andere zu öffnen. "Was gibt's?" frage ich groggy. "Gandalf ist gerade zurückgekehrt, und wir müssen euch was erzählen." "OK, gib mir zwei Minuten." antworte ich, drehe mich auf die Seite und ziehe mir meine Decke über den Kopf. Diese wird allerdings etwas unsanft wieder weggezogen. "Es ist wichtig!" "Kannst du nicht erst Charly und Katja wecken?" "Die sind schon auf." Typisch. Gönnen mir nicht mal meine paar Extraminuten. "Gut, ich komme."

Langsam setze ich einen Fuß nach dem anderen auf den kalten Steinfußboden und mich fröstelt, denn anders als unter der mollig warmen Decke ist es in der Halle ziemlich kalt. Man, ich wette, wer auch immer die Heizung erfunden hat, war mal hier. Das kann ja keiner aushalten!

Als ich mich noch immer zitternd zu Charly und Katja geselle, stelle ich fest, dass die beiden wesentlich wacher aussehen als ich mich fühle. "Habt ihr 'ne Ahnung, was sie so Dringendes mit uns besprechen müssen?" "Ja. Ich bin schon seit ein paar Stunden wach." Sind die beiden Aliens, die keinen Schlaf brauchen? Wenn ich sie mir allerdings näher ansehe, stelle ich fest, dass sie wohl erschöpft, ber auch angespannt und aufgeregt aussehen.

"Also, worum geht's?" "Warte ab. Du wirst es gleich erfahren." Ich hasse es, als Letzte was zu erfahren... Als hätte Gandalf auf dieses Stichwort gewartet, erscheint er jedenfalls vor uns und lässt sich ebenfalls auf einem Stuhl nieder. "Ich habe gehört, dass es einen Zwischenfall gegeben hat. Erzählt!"

Zu meiner großen Überraschung steht Katja auf. "Also dieser Dolch, den ich von Galadriel bekommen habe... er hat eine Nebenwirkung... er verursacht Visionen." Ich scheine doch nicht die Letzte zu sein, die es erfährt, denn auch Aren und Gimli gucken erstaunt. Gandalf hebt eine buschige Augenbraue. "Visionen?" "Ich habe Frodo, Sam und... Gollum gesehen." Beim Wort Gollum fangen die restlichen Gefährten an, miteinander zu tuscheln. Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass er Frodo noch immer verfolgt.

"Tatsächlich?!" ist Gandalfs einzige Reaktion. "Hast du es noch mal ausprobiert? Hast du jedes Mal Visionen?" "Nein... ich... Aragorn hat gesagt, ich soll warten, falls es gefährlich ist." "Das war weise, wenn ich auch bezweifle, dass Galadriel den Mädchen etwas Gefährliches mitgeben würde." sagt er an Aragorn gewandt. "Katja, würdest du den Dolch bitte noch mal herausnehmen?"

Sie nickt und macht einen Schritt nach vorne, um den Dolch, der auf dem Tisch liegt, in die Hand zu nehmen. Gaaanz langsam und vorsichtig zieht sie ihn aus der Scheide. Ich halte gespannt die Luft an, doch nichts passiert. Katja schüttelt nach einiger Zeit den Kopf. "Nichts. Ich spüre nur ein leises Kribbeln." "Das habe ich mir schon gedacht." bemerkt Gandalf.

"Und was nun?" mischt sich Charly in das Gespräch ein. "Woher wissen wir, wann der Dolch eine dieser Visionen auslöst? Und dass es nicht gerade passiert, wenn Katja ihn anderweitig einsetzen will. Zum Beispiel um ihr Leben zu verteidigen?" Ich kann deutlich sehen, wie Katja blass wird. "Irgendwie muss man das doch kontrollieren können!" Alle um uns herum schweigen.

Das gibt mir Zeit, ein wenig nachzudenken. Katja kann also Sam und Frodo sehen? Interessant... Bei uns zu Hause könnte man da eine Menge Geld mit machen. Aber zurück zum Thema. Gandalf hat sich erhoben und wandert im Raum herum. "Was genau hat Galadriel gesagt, als sie dir den Dolch überreicht hat?" "Ähm... sie hat gesagt... öh... Ich kann mich nicht erinnern." "Versuche, dir die Begegnung ins Gedächtnis zu rufen. Es ist wichtig!" Katja weicht etwas zurück, als Gandalf sich direkt vor ihr aufbaut.

"Also... äh... es war etwas in der Richtung..." "Sie hat gesagt 'Le tiriel. Nin hen gwacen în.'" rettet Aragorn Katja, die schon ganz rot angelaufen ist, und nun einen dankbaren Blick in seine Richtung schickt. "Hm... Dann ist ja alles klar. Ich denke, wir können unsere Reise unbesorgt antreten. Ja, ja, tatsächlich..." Gandalf scheint nicht geneigt uns zu erklären, was klar ist und redet weiter vor sich hin. Manchmal ist er echt ein komischer alter Kauz.

Ich ziehe Katja und Charly etwas von den Anderen weg. "Na, das war ja mal aufschlussreich!" meine ich sarkastisch. "Hmpf." ist Charlys einzige Antwort. "Und was soll ich jetzt machen? Was hat das zu bedeuten?" "Das bedeutet, dass wir uns auf nach Helms Klamm machen." sagt Aren, der plötzlich hinter uns aufgetaucht ist. Wir drei fahren vor Schreck zusammen. "Musst du dich denn so heranschleichen!? Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen! Und könnte uns mal jemand aufklären? Was haben Galadriels Wort zu bedeuten? Mein Elbisch ist etwas eingerostet." meint Charly bissig. "Übersetzt heißt es ungefähr: 'Seid wachsam. Mein Auge ist mit euch.' Gandalf sieht das als ein gutes Zeichen. Und Legolas und ich stimmen ihm da zu. Galadriels Segen wird uns begleiten." "Und was genau fangen wir mit diesem Segen an?" "Katja wird weitere Visionen haben. Wann, entscheiden nur die Valar. Und ihr müsst dann sehen, was ihr daraus macht. Jetzt solltet ihr eure Sachen packen, wir brechen bald auf." Herrlich! Das hilft uns ja echt weiter! Kann mir mal jemand erklären, was dieses Auge ist?
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Was bleibt noch zu sagen? Wir übernehmen keine Garantie für die Richtigkeit des Elbisch. Wenn es falsch ist und es jemand verbessern kann, kann er sich ja bei einem von uns melden.

Und danke an alle die gereviewed haben und die Geduld hatten, so lange zu warten.