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Kapitel V - Freude
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~ Kahlil Gibran, Sand and Foam
Chos Meinung nach grenzte es schon an Grausamkeit, dass ihre Freundin Rachel sie jeden Tag um halb sieben aus dem Bett jagte. Vor allem dann, wenn sie, wie heute, wieder mal total schlecht geschlafen hatte und eigentlich nichts weiter wollte, als noch bis um viertel vor neun im Bett liegen zu bleiben.
'Ich hasse mein Leben,' dachte Cho und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Vielleicht - nur vielleicht - würde Rachel sie ja weiter schlafen lassen. Aber Cho machte sich nicht all zu große Hoffnungen. Und richtig -
"Nichts da!" protestierte Rachel und riss Cho die Decke aus den Händen. Sofort umgab Cho anstatt der warmen Decke die kühle Luft des Schlafsaals.
"Nein... Ich will nicht. Ich bin müde. Ich will weiter schlafen!"
"Vergiss es. Hör auf dich wie ein kleines Kind zu benehmen und steh endlich auf."
Cho setzte ihre Füße auf den Boden und rieb sich die Augen. Als sie immer noch im Halbschlaf in den Waschsaal taperte hörte sie hinter sich Rachel 'Na also, es geht doch' murmeln.
Ein Blick in den Spiegel genügte um Cho den Morgen vollends zu vermiesen. Fettige Haare, schwarze Ringe unter den Augen und insgesamt ein verschlafener und gleichzeitig ungesunder Eindruck. Ungefähr so, als hätte sie gerade eine Grippe.
Seufzend drehte sie den Wasserhahn auf und begann sich die Haare zu waschen. Gerade jetzt musste sie noch mehr auf ihr Äußeres achten als sonst. Denn durch die Kombination von 'schlecht geschlafen' und 'abgewracktes Erscheinungsbild' kamen die anderen Mädchen immer nur auf ein Ergebnis: Ach, du Arme! Hast du von Cedric geträumt?
Natürlich immer in allen möglichen und unmöglichen Variationen. Was nach einigen Monaten mehr als nervig wahr. Warum konnten die sie nicht einfach mit Cedric in Ruhe lassen? Das machte es doch nur noch schwerer für sie.
Mittlerweile war Cho dabei ihre noch nassen, verknoteten Haare mit einem grobzinkigen Kamm zu traktieren. Dass sie sich dabei gleich mehrere Haarsträhnen mit ausriss schien sie nicht zu interessieren.
'Da glauben sie, sie tun mir einen Gefallen, so im Stil von: Du musst über deine Probleme reden. Wenn ich über meine Probleme reden will, tue ich das höchsten mit den Leuten, die mich mögen wie ich bin und das sind vielleicht drei. Vier, wenn's hoch kommt.'
Endlich waren alle Haarknoten beseitigt und Cho griff zu ihrem Zauberstab um die Haare zu trocknen. Während sie sorgfältigst Strähne um Strähne einzeln trocknete murmelte sie immer noch wütend vor sich hin.
Zwischendurch kamen auch Sarah Fawcett und Amanda Perry in Waschsaal um sich fertig zu machen, aber beide ließen Cho in Ruhe. Für sie bot eine angenervte Cho am Morgen keinen besonderen Anblick mehr.
Eine halbe Stunde später kam Cho wieder in den Schlafsaal; Rachel saß auf ihrem Bett und sah sich noch mal ihre Notizen durch, Sarah und Amanda waren nicht in Sicht.
"Bin gleich fertig," sagte Cho zu Rachel, denn diese hatte bei Chos Eintreten aufgeschaut "Ich muss mich nur noch umziehen." Cho bückte sich und holte ihre Schuluniform aus dem Koffer. Sie zog sie an und sah dann noch mal in den großen Spiegel in einer Ecke des Schlafsaals, ob auch alles richtig saß. Hinter sich hörte sie Rachel etwas murmeln.
Genau zwei Sekunden später wusste sie auch was. Rachel hatte sie schon wieder mit einem Aufmunterungszauber belegt. Cho drehte sich um und grinste ihre Freundin an.
"Ich hab dir doch gesagt, dass ich keine Aufmunterungszauber brauche." Eigentlich hatte sie ja vorwurfsvoll klingen wollen, was aber durch den Zauber völlig unmöglich wurde.
Rachel verschränkte die Arme vor der Brust und schob ihre Unterlippe ein Stück vor.
"Sah aber nicht so aus. Hast du dich schon mal ohne Aufmunterungszauber ganz genau angeschaut?" Cho nickte, was Rachel aber nicht zu bemerken schien.
"Dann siehst du nämlich so aus." Rachel zog ihre Mundwinkel nach unten und die Stirn kraus. Mit dem Blick, den sie bei ihrer kleinen Imitation drauf hatte, hätte sie glatt die Schlossmauern durchbohren können wenn sie gewollt hätte und es möglich gewesen wäre.
"Aaach, jetzt übertreib mal nicht..." sagte Cho, winkte mit der Hand ab und warf sich ihre Schultasche über die Schulter. "Gehen wir lieber zum Frühstück." Bevor Rachel auch nur ein Wort des Widerspruchs vorbringen konnte war Cho schon aus der Tür gelaufen und rannte Richtung Große Halle. Als sie denn halben Weg schon zurück gelegt hatte hörte sie Rachel hinter sich herlaufen.
"He, Cho! Langsamer! Ich bin nicht so schnell! Waaaarteee!!" rief sie. Aber Cho lachte nur. Sie fühlte sich so leicht. Als ob sie gleich anfangen würde zu schweben.
"Fang mich doch!" Sie lief weiter; eine Treppe hinunter, den Gang entlang, bog nach links ab bis zur großen Marmortreppe, die zur Eingangshalle führte, und die auch hinunter. Cho übersprang die letzten drei Stufen und legte im Joggingtempo den Weg bis zur Eingangstür der Großen Halle zurück.
"Erste!" Grinsend sah sie zu wie Rachel zu ihr lief. Als sie ankam stützte sie erst mal keuchend ihre Hände auf die Knie und murmelte irgendwas von 'blöder Aufmunterungszauber' und 'nie wieder'.
"Null Kondition," sagte Cho, immer noch grinsend.
"Halt die Klappe!"
"Ja, ja..." Cho packte Rachel am Oberarm und zog sie mit sich in die Große Halle an den Ravenclawtisch. Dort setzten sich die beiden und fingen an zu frühstücken.
Rachel kaute gerade auf einem Stück Toast herum und Cho schenkte sich Darjeelingtee nach als Professor Dumbledore mit einem Löffel gegen ein Glas Orangensaft schlug und um Ruhe bat. Cho drehte ihren Kopf zum Lehrertisch und konnte nicht ganz glauben wer da saß. Neben McGonagall saß ihre Mutter. Was wollte die denn hier?
"Meine lieben Schüler," sagte Dumbledore. "Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass wir für Professor Snape eine Vertretung gefunden haben - Mrs Chang. Sie kennt sich hier noch nicht so gut aus und deshalb bitte ich um Nachsicht mit ihr. Bitte sagt auch euren Klassenkameraden, die jetzt nicht hier sind, Bescheid."
Er setzte sich wieder und die Schüler klatschten höflich.
"Ääh... Cho...?" fragte Brendan Adair, der Vertrauensschüler der Ravenclaws, unsicher.
"Ja, das ist meine Mum und, nein, ich habe auch keine Ahnung wie Dumbledore gerade auf sie gekommen ist." Brendan nickte und damit hätte das Thema eigentlich vorerst erledigt sein können, wenn nicht ständig Schüler aus anderen Häusern gekommen wären und von Cho wissen wollten, ob sie mit Mrs Chang verwandt war.
"Komm, lass uns von hier abhauen," raunte Rachel Cho zu, als die Jägerinnen des Gryffindor Quidditchteams wieder auf ihre Plätze am Gryffindortisch gingen. Cho nickte und die beiden standen auf und verließen die Große Halle. Weil sie in der ersten Stunde Geschichte der Zauberei hatten machten sie sich gleich auf den Weg zu Binns Klassenzimmer.
"Danke für den Aufmunterungszauber," sagte Cho unvermittelt während sie einen Gang entlang gingen. "Ich glaube, ohne den wäre ich da drin ausgeflippt."
"Ich kenn dich. Ich wusste, ohne den würdest du den Tag nicht lange überstehen."
Cho sagte darauf nichts. Sie konnte schon spüren wie die Wirkung des Zaubers nachließ. Wahrscheinlich die Auswirkung des Schocks, sprich, der Nachricht, dass ihre Mum ab heute hier unterrichten würde. Sie hatte Cho zu Hause schon ein paar mal unterrichtet. Hauptsächlich darin, wie man einen Gegner am effektivsten loswurde und sich ein augenscheinlich harmloses Essstäbchen in eine Mordwaffe verwandeln ließ.
'Damit du dich im Notfall verteidigen kannst.'
Cho konnte sich schon denken, was ihre Mutter dann im Zaubertrankkerker zusammenbrauen lassen würde. Wahrscheinlich etwas Hochexplosives. Oder Giftiges.
Fast wünschte sie sich Snape zurück. Fast...
Nach dem Abendessen hatte Roger Davis eine Trainingseinheit für das Quidditchteam angesetzt. Im Großen und Ganzen hatten sie das "Training" damit zugebracht, eine Taktik für ihr nächstes Spiel gegen Gryffindor auszuarbeiten. Nun, eigentlich arbeitete Roger die Taktik aus, denn er änderte seine Meinung nahezu alle zehn Sekunden, so dass es der Rest des Teams schließlich aufgab, seinen Gedankengängen folgen zu wollen und sich einer nach dem anderen, heimlich, still und leise, verkrümelte.
Cho verschwand als eine der letzten und ließ Roger mit den beiden Treibern im Umkleideraum alleine. Als sie die Eingangshalle durchquerte fiel ihr Blick auf einen der Abgänge in die Kerker. Eigentlich konnte sie ja ihre Mum besuchen. Auch wenn Cho es nicht gerne zugab, aber sie hatte sie vermisst.
Nachdem sich Cho erst mal zu Professor Flitwicks Büro durchgeschlagen ('Warum, verdammt noch mal, muss das Ding unbedingt im siebten Stock liegen?!') und den Zauberkunstlehrer nach dem Zimmer ihrer Mum gefragt hatte, musste sie wieder drei Stockwerke nach unten und in den Ostteil des Schlosses. Dann erst konnte sie an die entsprechende Zimmertür klopfen.
"Ja, bitte?" rief Mrs Chang hinter der Tür.
"Mum, ich bin's!"
Die Tür wurde geöffnet und eine über das ganze Gesicht strahlende Mrs Chang kam zum Vorschein. Sie umarmte ihre Tochter und ließ sie erst wieder los als Cho murmelte: "Mum, ich krieg kaum noch Luft..."
"Oh, entschuldige, bitte. Ich freu mich halt, dich wieder zu sehen. Komm rein."
Mrs Chang trat von der Tür weg und Cho ging in das Zimmer.
"Okay," sagte Cho beeindruckt, nachdem sie sich kurz umgesehen hatte. "wenn alle Zimmer für die Lehrer so aussehen, werde ich auch mal hier unterrichten. Soviel steht fest." Das Zimmer sah richtig edel aus. Ein großes Himmelbett stand auf der einen Seite des Raumes und ziemlich in der Mitte ein runder Tisch aus dunklem Holz um den vier Stühle gruppiert waren. An den Wänden standen einige Kommoden und kleine Beistelltische.
Cho lehnte ihren Besen neben der Tür und setzte sich auf einen der Stühle.
"Und du kommst gerade vom Quidditchtraining, oder?" fragte Chos Mutter. "Möchtest du eine Tasse Tee?"
Cho nickte, worauf ihre Mrs Chang sich nach hinten lehnte und die japanische Teekanne, die sie von Zuhause mitgebracht hatte, mit dem Zauberstab antippte. Sofort konnte Cho das Wasser darin kochen hören. Ihre Mutter nahm die Teekanne mit einer Hand, zwei Teetassen mit der anderen und stellte alles auf den Tisch.
"Und, wie war das Training? Glaubt ihr, dass ihr euer nächstes Spiel gewinnen werdet?" fragte sie, während sie den Tee in die Tassen einschenkte.
"Nur, wenn Roger sich mit sich selbst auf eine Taktik einigt," stöhnte Cho und rollte vielsagend mit den Augen. "Er hat alle paar Sekunden seine Meinung geändert und am Schluss wusste gar niemand mehr, was er eigentlich wollte."
"Hört sich lustig an... jedenfalls werde ich dir beim nächsten Spiel zuschauen und dich anfeuern, damit du auch ja den Schnatz fängst." Mrs Chang lächelte und nahm einen Schluck Tee.
"Äähm... okay..." Cho war sich nicht sicher, ob sie sich und dem Rest der Schule ihre begeistert kreischende Mum zumuten wollte. Warum mussten Eltern eigentlich immer so peinlich sein? Einzige Möglichkeit wie sie diese Blamage verhindern konnte: Snape musste wieder her. Und zwar möglichst bald. Aber wo war er überhaupt?
"Was ist eigentlich mit Snape los? Und warum bist du als seine Vertretung hier?" fragte Cho. Ihre Mum musste das doch wissen. Schließlich war sie seine Vertretung. Wenigstens eine Ahnung...
"Ich weiß nicht, wovon du redest," sagte ihre Mum und ihre Stimme klang auf einmal eisig. Ein klares Zeichen dafür, keine weiteren Fragen zu dem betreffenden Thema zu stellen.
In diesem Moment hätte Cho am liebsten losgeschrieen. Dieser Ton bei ihrer Mum hieß nicht nur: "Und jetzt keine Fragen mehr dazu.", sondern auch: "Ich weiß zwar was los ist, aber ich sag's dir nicht."
"Doch, das weißt du." Cho lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihre Mum trotzig an. "Du willst es mir bloß nicht sagen. Warum auch immer. Aber ich bin kein kleines Kind mehr."
Mrs Chang antwortete nicht, sondern nippte einfach nur weiter an ihrem Tee. Ihre Körperhaltung war steif und abweisend.
"Sag es mir!" zischte Cho.
Mrs Chang stellte ihre Teetasse auf den Tisch und schaute ihrer Tochter ins Gesicht. "Na gut. Snape wird von Voldemort gefangen gehalten. Dumbledore will ihn da wieder rausholen und, wenn es irgendwie möglich sein sollte, Voldemort dabei gleich vernichten oder zumindest schwächen. Dazu hat er Vampire um Hilfe gebeten, die jetzt hier im Schloss sind, und ich trainiere mit ihnen. Und wenn wir dann so weit sind geht es los. Bist du nun zufrieden?"
Cho nickte. Dass die Sache so groß war hatte sie nicht erwartet. Aber sie wusste immer noch, was sie sich am Ende des letzten Schuljahres geschworen hatte. Und jetzt war ihre große Chance gekommen. So nah war sie der Erfüllung ihres Schwurs noch nie gewesen.
"Ich denke, es wäre besser, wenn du jetzt gehst," sagte Mrs Chang nach einigen Sekunden erdrückender Stille. Sie stand auf und ging ins Badezimmer um ihre Teetasse abzuspülen. Cho hatte das ungute Gefühl, dass sie einen Schritt zu weit gegangen war...
"Gut. Dann geh ich." Cho stand ebenfalls auf und ging zur Tür. Gerade als sie nach der Türklinke greifen wollte wurde diese schon nach unten gedrückt und die Tür flog auf. Wäre Cho auch nur zehn Zentimeter näher an der Tür gestanden würde sie jetzt wahrscheinlich mit einer Gehirnerschütterung auf dem Boden liegen.
Im Türrahmen stand eine Frau, die einen knöchellangen grauen Rock und einen schwarzen Rollkragenpulli trug, das Zimmer mit den Augen absuchte und Cho überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen schien.
"Kimie!" brüllte sie und durchquerte das Zimmer mit großen Schritten. Dann riss sie die Badezimmertür auf. "Hab mir doch gedacht, dass ich dich hier finde."
'Oh. Mein. Gott.' Dachte Cho benommen. 'Das ist ein Vampir...' Cho wollte sich eigentlich davon schleichen, aber ihr Körper wollte nicht. Der wollte ihr nämlich viel lieber das Gefühl geben, jeden Moment zusammen zubrechen.
"Was ist denn, Amara?" hörte Cho ihre Mutter sagen.
"Sirius ist wieder da und er hat einen Plan der Festung dabei. Jetzt will Dumbledore, dass wir zu ihm ins Büro kommen und uns gemeinsam eine Vorgehensweise überlegen."
"Komme schon." Mrs Chang kam wieder in das Hauptzimmer. Sie stellte die Teetasse wieder auf die Kommode. Erst dann entdeckte sie Cho, die sich an der Tür festhielt, einen unsichtbaren Punkt fixierte und ziemlich blass um die Nase aussah. "Und du gehst am besten in deinen Turm zurück, vergisst was passiert ist und legst dich hin. Wenn du's irgendwie hinkriegst, solltest du dir vielleicht auch noch eine Tasse Tee besorgen."
Cho schüttelte langsam den Kopf und ließ die Tür los. "Keine Chance. Ich komme mit."
Mrs Chang seufzte. "Nein. Ich kann mir zwar denken mit was deine Entscheidung zusammenhängt, aber das hier ist viel zu gefährlich. Ich will und kann dich da nicht mit reinziehen."
Einen Moment lang blieb Cho ruhig. Sie war versucht einfach loszuschreien und nicht mehr aufzuhören, bis ihre Mum nachgeben würde. Aber auf diese Art und Weise konnte sie dies nicht erreichen. "Na gut. Dann geh ich halt." Sie drehte sich um, ging auf den Gang hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Wenn ihr jetzt bloß nichts in die Quere kam...
Cho lief hinter einen der Pfeiler, welche die Decke des Ganges stützten und machte sich so dünn wie möglich. Dann zog sie ihre Turnschuhe aus ('Kaaaalt... aber sonst hören sie mich noch...') und wartete darauf, dass ihre Mum und diese Vampirin aus dem Zimmer kamen. Lange musste sie nicht warten.
Leise miteinander redend gingen die beiden den Gang entlang zu Dumbledores Büro. Cho huschte ihnen leise hinterher.
'Ich kann kaum glauben, dass ich das hier tatsächlich tue,' dachte Cho, während sie sich einmal in einem Seitengang versteckte und darauf wartete, dass der Abstand zwischen ihr und Mrs Chang und Amara wieder etwas größer wurde. 'Das passt vielleicht zu einem Gryffindor, aber nicht zu mir...'
Sie riskierte einen Blick auf den Gang und als sie niemanden entdecken konnte schlich sie weiter. Einige Sekunden später hatte sie die beiden wieder eingeholt, sah sich kurz um und sah, dass eine Tür zu einem Zimmer offen stand. Der ideale Ort um zu warten.
Sie stellte sich in den Türrahmen und horchte angespannt auf das klackernde, sich langsam entfernende Geräusch der Schuhabsätze von Amara und ihrer Mum.
"Äähm..." Cho zuckte zusammen; der Raum war doch leer gewesen...? Andererseits, die Tür hatte offen gestanden. Cho drehte sich um. Hinter dem Lehrerpult war ein Junge aufgetaucht, der ungefähr genau so groß war wie sie und ein Gryffindorwappen auf seiner Schuluniform hatte.
"Hast du vielleicht meine Kröte gesehen? Sie müsste hier irgendwo sein."
Cho legte einen Zeigefinger an ihre Lippen, zum Zeichen, dass er still sein sollte.
"Warum denn?" fragte er im Flüsterton. Na ja, immerhin... Leise kam er auf sie zu und stellte sich neben sie.
"Geht dich nichts an."
"Na gut... TREVOR!! HEY, HAST..."
Cho hielt ihm erschrocken den Mund zu und vorsichtshalber legte sie ihre andere Hand um seinen Hals. "Okay, Okay... Meine Mum ist gerade auf dem Weg um mit Dumbledore einen Plan für den Sturz Voldemorts zu machen. Bist du jetzt zufrieden?" zischte sie. Dann lauschte sie wieder. Die Schritte waren nur noch ganz schwach zu hören. "Ich muss jetzt gehen."
Sie lief wieder auf den Gang hinaus und den beiden hinterher. Nach einigen Sekunden hörte sie jemanden hinter sich. Sie warf eine Blick über ihre Schulter und riss erstaunt die Augen auf. Der Gryffindor folgte ihr mit nur wenigen Metern Abstand. Aber sie konnte jetzt nicht stehen bleiben und ihn fragen, warum er das tat. Sie wandte ihren Kopf wieder nach vorne.
Er holte sie ein. "Ich komm mit," sagte er gerade laut genug, dass Cho ihn verstehen konnte. "Und frag ja nicht wieso." Cho schüttelte leicht den Kopf, konnte aber nicht sagen, ob er die Geste sah.
'Ist schon ein komischer Tag heute,' dachte sie bei sich. 'Erst Mum, dann Amara, jetzt dieser Junge und als ob das noch nicht reichen würde, versuch ich auch noch mit in den Plan einbezogen zu werden. Wirklich reichlich komisch...'
Mrs Chang und Amara kamen wieder in Chos Blickfeld. Sie versteckten sich und warteten etwas bevor sie die Verfolgung wieder aufnahmen. Als sie die beiden wieder entdeckten hörten sie wie Amara "...schnecken" sagte. Der Wasserspeier, dem sie das gesagt hatte, sprang zur Seite und hinter ihm tat sich die Wand auf. Offensichtlich war es ein Passwort gewesen mit dem man in Dumbledores Büro kam. Mrs Chang und Amara traten in den hinter der Wand liegenden Raum und der Wasserspeier hüpfte wieder an seine angestammte Stelle zurück.
Cho und der Gryffindor rannten zu ihm hin.
"Schnecken?" probierte Cho es sofort. "Weinbergschnecken? Gummischnecken?"
Bei dem Wort Gummischnecken gab der Wasserspeier den Durchgang frei. Die beiden Kinder rannten weiter, eine sich drehende Treppe hinauf. Oben angekommen riss Cho die Tür, die in das Büro des Dirktors führte, auf und durch den Schwung stolperten sie in das Zimmer. Dumbledore, Flitwick, Mrs Chang und noch einige Leute die Cho nicht kannte, standen um einen runden Tisch herum auf dem ein Modell eines kleinen Turmes stand, und starrten sie vollkommen perplex an.
'Du musst den Überraschungseffekt ausnutzen.' Das hatte Mrs Chang ihrer Tochter immer beigebracht. Und genau das tat Cho auch.
"Aaaalsooo..." begann sie und richtete sich auf. "Bevor Sie anfangen uns anzuschreien und uns rauswerfen möchte ich Sie bitten uns zu zuhören..." Mrs Chang setzte ihre Ellenbogen auf den Tisch und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
"Was du hier machst kann ich mir ja vorstellen," murmelte sie. "aber was macht Mr Longbottom hier?" Cho warf 'Mr Longbottom' einen nervösen Blick zu. Wenn er es jetzt bloß nicht vermasselte...
"Na, ich bin aus dem gleichen Grund hier wie ihre Tochter, Mrs Chang. Wir möchten Ihnen... helfen..."
"Sieh mal, diese Fäden benehmen sich auch seltsam. Sie tun sich zusammen und bewegen sich auf diesen Faden zu."
"Freu dich doch. Das heißt, dass ich ihn bald durchschneiden kann."
"Wirklich?"
"Wirklich."
"Gut, ich hätte nicht gedacht, dass sich das Blatt so schnell wendet."
"Ich auch nicht. Aber das zeigt nur wieder einmal, wie unberechenbar die Sterblichen sein können..."
A/N: Also... langsam wird's unrealistisch. Und dabei sollte diese FF ganz ernst werden *schnief*. Na ja, aber es werden sicher noch einige Stellen kommen, die noch unrealistischer werden... oh Mann...
