Kapitel 3. Endlich Schnee


Nur wenige Tage, nachdem Amrod und Artanis zum Caradhras aufgebrochen waren, begannen die Stürme. Zuerst nur leicht, aber sie gewannen recht schnell an Stärke.
Sie kündigten den Einbruch des Winters an. Je heftiger sie wurden, desto näher kam er. Die Blätter verfärbten sich rot und braun, bevor sie schließlich von den Bäumen fielen und der Wind sie davon trug.

Einige Wochen waren vergangen, als etwas geschah, dass man in Bruchtal seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Drei Tage lang schneite es stark. Die Winter davor war immer nur wenig Schnee gefallen. Kaum genug um das Land vollkommen in eine weiße Decke zu hüllen.

Der viele Schnee trug natürlich zur Begeisterung der Kinder bei, allen voran die Zwillinge Elladan und Elrohir.
Es war ein klarer Vormittag, der erste an dem es nicht mehr schneite. Mirawen und Arwen gingen zum Pferdestall, da sie gemeinsam Nimloth füttern wollten. Da wurden sie plötzlich mit Schneebällen attackiert. Hinter ihnen stand niemand anderer, als Elladan und Elrohir, die sich lachend neue Munition beschafften.
„Na wartet!" knurrte Mirawen und griff ihrerseits nach etwas Schnee. Ein heftiger Schusswechsel entstand, in den auch Arwen einbezogen wurde.
Schließlich tauschten die Burschen einen verschwörerischen Blick in Richtung ihrer Schwester und des Hobbitmädchens.
Arwen hob abwehrend die Hände, Lasst das ja bleiben!"
Doch die zwei dachten nicht daran, sie stürzten sich auf ihre schreiende und zappelnde Schwester, und seiften sie gehörig mit Schnee ein. Als das kalte Weiß unter ihre Kleidung drang, quiekte sie laut auf.
Mirawen, die ihr zur Hilfe eilte, erhielt ihrerseits ein Schneebad.
Aber auch Elladan und Elrohir machten im Zuge ihrer wilden Schlacht unangenehme Bekanntschaft mit dem Schnee.

Leider beschloss Elrond genau in diesem Moment sich ein wenig die Beine zu vertreten. Als er aus dem Haus kam, wurde er sofort der nicht überhörbaren Rangelei, die in vollem Gange war, gewahr.
„Hört ihr wohl auf!", rief er.
Doch die Kinder reagierten nicht. Elladan warf eine weitere Ladung Schnee Richtung Arwen, aber sie wich dieses Mal geschickt aus und der Ball landete auf Elronds Oberkörper, woraufhin er ein zweites Mal und noch lauter brüllte. Erst jetzt bemerkten sie ihn und vier Köpfe tauchten aus dem Schnee auf.
Elronds Augenbraue wanderte missbilligend nach oben, als er Arwen unter ihnen bemerkte.
„Könnt ihr mir mal erklären, was ihr hier macht?"
Keiner antwortete, doch die Blicke sprachen Bände. Die Zwillinge setzten ihre wohlbekannte Unschuldsmiene auf, während Arwen sie abwechselnd böse anfunkelte. Mirawen versuchte sich möglichst unauffällig zu verhalten.
Der würdevolle Elb wartete nicht erst eine Antwort ab, sondern deutete Richtung Haus, „Ab mit euch ins Haus, alle vier!"

Drinnen angekommen wollten sich Elladan und Elrohir in ihr Zimmer zurück ziehen, doch Elrond hielt sie zurück und las ihnen erst einmal gehörig die Leviten.
„Aber Vati", Elrohir unternahm einen Versuch sich und seinen Bruder zu verteidigen, „Es war doch nur eine harmlose Schneeballschlacht."
„Das nennst du harmlos, ja? Seht euch mal an, wie ihr ausseht. Nass von oben bis unten. Schämt ihr euch nicht?"
„Es war doch nur Spaß", konterte Elladan.
Doch Elrond war da anderer Meinung, „Fragt mal eure Schwester, ob sie es auch so lustig gefunden hat."
Arwen, die etwas abseits stand, schüttelte daraufhin energisch den Kopf und Mirawen grinste.

Dann scheuchte Elrond seine Söhne in ihr Zimmer und wandte sich den beiden Mädchen zu.
„Von den beiden bin ich solche Dinge ja gewohnt, aber du, Arwen. Musste das sein?"
Sie schüttelte wieder den Kopf und suchte nach passenden Worten, doch es war Mirawen, die schließlich etwas sagte.
„Arwen trifft keine Schuld. Elladan und Elrohir seiften mich mit Schnee ein und sie wollte mir helfen. Bitte bestraf' sie deswegen nicht, Elrond."
Der Elb verzog keine Miene, als er das Hobbitmädchen und seine Tochter musterte, „Du meinst es gut, Mirawen, das ist mir schon klar. Aber Arwen muss lernen welches Verhalten für sie angebracht ist."
Nachdem Elronds Tochter ihren Brüdern nach oben gefolgt, und in ihrem Zimmer verschwunden war, wandte er sich Mirawen zu.
„Deine Eltern werden nach ihrer Rückkehr von deinem Betragen in Kenntnis gesetzt, ist das klar?"
Sie nickte, „Weißt du wann sie wieder zurück kommen?"
„Das wird noch etwas dauern. Momentan ist der Pass des Caradhras nicht begehbar."
„Und wann wird er es wieder sein?"
„Wenn der Schnee schmilzt, also zu Frühjahrsbeginn."

Elrond behielt recht. Nicht lange nachdem der Schnee geschmolzen war, kehrten Amrod und Artanis nach Bruchtal zurück. Sehr zu Mirawens Freude natürlich. Und was sie noch mehr freute, war die Tatsache, dass sie ihr etwas mitgebracht hatten.
Und zwar einen Hundewelpen, der auf den Namen Tuor hörte und der sofort alle Herzen im Sturm eroberte.