Ich hab es endlich geschafft weiter zu schreiben *freu*
An dieser Stelle erst mal danke für eure Reviews :-)
Kapitel 11. Schatten der Vergangenheit
Bei den Hobbits fühlte sich Mirawen schnell zu Hause, Milo und Ruby hatte sie sofort ins Herz geschlossen. Jeden Tag wurde ihr das eigene Volk vertrauter. Aber natürlich dachte sie auch viel an Bruchtal, vermisste ihre Zieheltern und ihre Freunde. Amrod und Artanis hatten sich bei ihrem Aufbruch im Düsterwald befunden, deshalb hatte sie Arwen eine Nachricht für die beiden dagelassen.
Es war inzwischen Herbst geworden. Die Blätter an den Bäumen begann sich zu verfärben und zu fallen. Die Erntezeit im Auenland brach an. Für die Hobbits war dies die schönste Zeit des Jahres. Wahren die Vorratskammern gefüllt und die winterfeste Saat gepflanzt, wurde gefeiert.
Ruby und Mirawen hielten sich im Gemüsegarten auf. Ernteten Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Radieschen, Auberginen, und was sonst noch alles wuchs. Das meiste davon gab es zwar auch in Bruchtal, aber Ruby schwärmte ihr immer wieder von Arten der Zubereitung vor, von denen sie nicht einmal wusste, dass es sie gab.
„Könnten wir zur Abwechslung von etwas anderem als vom Essen reden? Ich bekomme Hunger.", stellte Mirawen fest.
„Den hab ich schon längst", grinste Ruby.
Die andere Frau lächelte ebenfalls. „Sag mal, hast du dir eigentlich nie überlegt von hier weg zu gehen? Dir Mittelerde an zu schauen?"
„Eigentlich nicht. Wir Hobbits pflegen nicht an Fernweh zu leiden."
„Ich meine, es gibt da draußen so viele wundervolle Dinge. Bruchtal ist eins davon. Hast du nachts niemals geträumt nach den Sternen greifen zu können?"
„Doch ja, öfters als ich noch klein war. Aber lieber die Kartoffeln im Topf, als die Kuh auf der Weide."
Mirawen bedachte sie mit einem verwunderten Blick. „Wieso Kartoffeln?"
„Das ist ein Sprichwort", Ruby lachte, „Soll heißen freu dich über das was du hast, auch wenn es nicht sehr viel sein mag."
„Ach so, verstehe. Die Elben drücken das anders aus. Schätze was dir gegeben ist. Das ist es, was sie sagen."
Ruby wollte etwas erwidern, wurde jedoch von der Stimme ihres Bruders unterbrochen, der den Gemüsegarten gerade betrat. „Hallo ihr zwei. Wie geht's voran?"
„Sehr gut. Wir sind fast fertig", antwortete seine Schwester. „Und bei dir auf dem Feld?"
„Alles erledigt", er holte etwas aus dem Beutel, den er umgehängt hatte. Es handelte sich um einen kleinen Stapel Papiere, die mit einer dünnen Schnur zusammen gebunden waren.
„Was hast du denn da?" fragte Ruby neugierig.
„Das sind einige Unterlagen, die ich für Mirawen zusammen gesucht habe." Er wandte sich dieser zu und hielt ihr den Packen hin. „Ich dachte du würdest vielleicht gern wissen, wer deine richtigen Eltern waren."
Sie nahm den Stapel von ihm entgegen. „Danke... ich wusste nicht, dass das noch feststellbar ist."
Milo lächelte. „Aber ja. Man muss nur wissen wo man suchen, und wen man fragen muss."
Mirawen ließ sich auf den Boden sinken und löste das Seil. Rasch sah sie die Unterlagen durch. Als sie auf ein Bild stieß, das zwei Hobbits zeigte, hielt sie inne. Interessiert betrachtete sie es. Es waren ein Mann und eine Frau, welche ein kleines Kind im Arm hielt. Beide lächelten sie.
„Das sind deine Eltern", Milo zeigte auf das Bild, „und das da bist du. Dreh es um."
Sie tat wie geheißen. Mit schwarzer Tinte stand in einer großen Handschrift mit dicken Linien, die sehr gut lesbar war, etwas geschrieben.
„Für Mutter, von deinem Sohn Sancho, Malva und unserer kleinen Iris."
„Sancho und Malva", wiederholte Mirawen ehrfürchtig, „Das waren also meine Eltern."
Sie wusste nicht recht was sie von all dem halten sollte, hatte sie doch nicht damit gerechnet, überhaupt etwas über ihre Familie heraus zu finden. Und jetzt kannte sie sogar den Namen, den ihre leiblichen Eltern ihr gegeben hatten.
Iris.
Der Klang dieses Namens gefiel ihr. Aber er war fremd in ihren Ohren.
Ihr Blick suchte Milos. „Wenn das stimmt, dann gehört dieses Bild meiner Großmutter?" Er nickte. „Ja, so ist es. Alle diese Unterlagen gehörten der Mutter deines Vaters. Sie ist jedoch vor zwei Jahren gestorben, deshalb kannst du das Ganze behalten, wenn du willst."
Sie nickte langsam. „Danke."
Zwei Tage darauf war ganz Bockland in Festtagsstimmung. Es wurde gegessen, getrunken, gesungen, gelacht und getanzt. Und alle feierten mit – niemand schien sich zu dieser Zeit in den eigenen vier Wänden aufzuhalten. Dementsprechend ging es auf dem Dorfplatz auch zu.
Das bunte Treiben faszinierte Mirawen. Elbische Feste waren zwar ähnlich, aber irgendwie doch ganz anders. Verstohlen sah sie zu Ruby, die mit einem Burschen tanzte, von dem sie wusste, dass er Podo hieß.
Sie selbst war noch nicht zum Tanzen aufgefordert worden, was sie dem verträumten und etwas abwesenden Gesichtsausdruck zuschrieb, den sie die meiste Zeit aufgesetzt hatte. So ausgelassen die Stimmung um sie herum auch war, sie konnte einfach nicht aufhören an Imladris zu denken.
Eine Stimme holte sie abrupt in die Wirklichkeit zurück. „Willst du tanzen?"
Vor ihr stand Milo und hielt ihr galant die Hand hin.
Lächelnd nickte sie, „Sehr gern."
Dafür, dass sie nur Elbentänze konnte, hielt sie sich gut, fand sie, was sie wohl allein Milos Führung zu verdanken hatte – er war ein ausgezeichneter Tänzer.
Plötzlich stolperte sie, konnte sich aber noch rechtzeitig, bevor etwas unelegant am Allerwertesten landete, erfangen. Ihre Wangen bekamen eine leichte Rotfärbung.
„Was war das denn?" fragte Milo grinsend.
„Ich war mit den Gedanken wo anders und bin dann wohl über meine eigenen Füße gestolpert", antworte sie.
„Dann lassen wir es gut sein, würde ich sagen." Er wandte sich dem nächstbesten Tisch zu, und ergriff zwei Bierkrüge. Einen davon reichte er Mirawen weiter. „Prost!"
Sie nahm das Gefäß schweigend entgegen und trank einen Schluck davon. Das Getränk schmeckte sehr bitter, aber sie fand dennoch Gefallen daran.
Erst spät lichtete sich der Dorfplatz. Es war bereits weit nach Mitternacht als Milo und Mirawen den Heimweg antraten. Wo Ruby war, wussten sie nicht, doch sie nahmen an, dass Podo nicht weit war.
„Und wie hat dir unser Fest gefallen?" fragte Milo.
„Es war in der Tat ein rauschendes Fest", meinte Mirawen lachend. „Ich glaube so viel Alkohol wie heute habe ich noch nie getrunken."
„Die zwei Bierkrüge?" Er schmunzelte.
Sie grinste. „Drei."
„Sag mal", Milos Züge glätteten sich wieder. „Bilde ich mir das ein, oder hast du den ganzen Abend über etwas abwesend gewirkt?"
„Nein, du hast es dir nicht eingebildet. Ich war gedanklich wo anders."
„In Bruchtal, habe ich recht?"
„Ja... woher weißt du...?" Ein verblüffter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht.
Er lächelte. „Ganz einfach, ich weiß wie ein Hobbit denkt. Schließlich bin ich ja auch einer. Und Heimweh ist ganz typisch für uns Hobbits." Einen Moment lang hielt er inne. „Pflegen Elben nicht an so etwas zu leiden?"
„Doch doch, das tun sie. Zumindest hat mir Arwen das einmal erzählt. Aber manchmal haben sie auch Fernweh." Mirawen erinnerte sich dessen, dass Elladan und Elrohir öfters davon gesprochen hatten, wenn sie groß waren, ganz Mittelerde zu bereisen. Alles wollten sie sehen.
Sie schmunzelte. Was die Zwillinge wohl gerade wieder ausheckten, um ihrer Schwester auf die Nerven zu gehen?
