...

*Akane.......*

...

*Ranma......*

...

*Du bist so ein Tollpatsch, Akane.*

...

*Ranma, du Trottel!*

...

*Machoweib.*

...

*Perverser.*

...

*Akane.............*

...

*............. Ranma*

...

*Du bist süß, wenn du lächelst.*

...

*Kannst du nicht... so tun, als ob...?*

...

*Würde ich dich hassen... wäre es nicht so schwer.*

...

*Ich halte dich nicht auf. Aber... ich werde dich begleiten.*

...

*Ich ertrage es nicht,... dass du mich so schwach und elend siehst.*

...

*Du hast mich gerettet, Ranma...*

...

*Jetzt bist du die Akane, die ich kenne... Bin ich froh.*

...

*Gehen wir zusammen nachhause...*

...

***

"Akane... Akane... Es ist, als wärst du ganz nah bei mir. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich dich vor mir; wie du mich anlächelst. Höre deine Stimme; wie du zu mir sprichst. Akane..."

***

Im Mondschein wirkte das Wasser silbern, fast leuchtend durch den weißen Nebel, der es geheimnisvoll umgab. Das ruhige Plätschern des Wasserfalls verlieh der Szenerie etwas Märchenhaftes, geradezu Unechtes. Vorsichtig trat Akane näher. Sie fühlte sich gehüllt in eine innige Vertrautheit. Nicht mehr wollte sie davonlaufen. Nicht mehr wollte sie ihr wahres Ich verstecken. Alles, was in diesem Augenblick zählte, war die eigenartige und doch so schöne Wärme auf ihrer Haut.

Die Spritzer des kleinen Wasserfalls funkelten. Akane wollte die Funken spüren, wollte sie mit ihrer Haut bekannt machen. Langsam löste sie die Schleife ihres Yukatas und ließ ihn dann geschmeidig an sich herabgleiten. Gesteuert von ihren Sinnen, verspürte sie nur den einzigen Wunsch, ihren Körper in das dampfende, silberne Wasser zu tauchen. Mit einem ruhigen Gang bewegte sie sich auf die Quelle zu. Das Ufer war durchzogen von Felsen; einige waren sehr hoch, andere so flach, dass sie fast eins mit dem Boden waren. Behutsam kletterte Akane über das Gestein und sank erst mit einem Bein, dann mit dem anderen und schließlich mit dem ganzen Körper in das sprudelnde Nass. Das Wasser verlieh ihr ein wohliges Gefühl, als es sie bis zur Brust hin umgab. Zufrieden seufzte sie und genoss die Wärme, wie auch die schützende Dunkelheit der Nacht.

Doch urplötzlich erhellte sich der Mond und warf einen bläulichen Schein auf die Onsen. Erschrocken wich Akane zurück, als sie erkannte, was der Mond soeben durch den dichten Nebel, der über dem Wasser lag, beleuchtete. Es befand sich noch jemand in der Quelle. Haltsuchend tastete sie sich rückwärts watend an dem felsigen Ufer entlang, die Silhouette des fremden Körpers nicht aus den Augen lassend. Auf einmal hielt sie jedoch inne und stutzte für einen Moment. "Wieso regt sich diese Person kein Stück?" wunderte sie sich. Sie schluckte. Das war ihr definitiv zu unheimlich. Ihre Instinkte verleiteten sie in diese Quelle zu steigen, doch hätte sie geahnt, dass diese sie unbekleidet und mitten in der Nacht direkt in ein Bad mit einem Fremden führen würden, hätte sich ihr Verstand etwas stärker gewehrt. Sie war bereits dabei, wieder die feuchten Felsen so unauffällig wie möglich heraufzusteigen, als sie erschrocken durch eine Erkenntnis plötzlich das Gleichgewicht verlor und ungeschickt wieder in das Wasser zurück glitt. "Ein Pferdeschwanz. Er hat einen Pferdeschwanz!" Der regungslosen Gestalt, die sich an einen der Felsen gelehnt hatte, hing tatsächlich ein Zopf über die Schulter.

Mit großen Augen näherte Akane sich dieser Person. "Ra-ranma...?" hauchte sie ungläubig. Ihre Hände flatterten zu ihrem Mund, um das heraufkriechende Schluchzen aufzufangen. "Wie kann das sein?"

Wortlos und mit schwerem Atem blieb sie vor der stillen Gestalt stehen. Es WAR Ranma! Er war hier, saß auf einem etwas niedrigeren Felsen, sodass das Wasser ihm nur bis knapp über den Bauchnabel reichte und bewegte sich noch immer nicht. "B-bist du es wirklich, Ranma?" Er antwortete nicht. Akane kam etwas näher heran, um im schwachen Mondlicht seine Gesichtszüge zu erkennen. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem war gleichmäßig. Er schlief.

"Das... das kann nur wieder ein Traum sein", dachte Akane errötend. "Wie sonst sollte er ausgerechnet hierher kommen... Es muss ein Traum sein."

Die eigenartige Begegnung ließ sie sich sehr unbeholfen fühlen. Gewöhnlicherweise wäre diese Situation ein Grund für sie gewesen, ihn zu schlagen, zu beschimpfen oder einfach nur davon zu laufen. Doch wie verhielt sie sich, wenn sie genau wusste, dass es nicht real war? Eigentlich konnte sie tun, wonach ihr Herz wirklich verlangte, denn sie hatte dies alles so satt. Am liebsten wollte sie einfach nur bei ihm bleiben, ihn die ganze Nacht lang anschauen, bis sie aufwachen würde.

*Sich einfach nur fallen lassen*

"Sich einfach nur fallen lassen?" wiederholte sie leise für sich. Die Wölbungen seiner Arm- und Brustmuskulatur wirkten so anziehend, so wie Ranma nun einmal war. Und dennoch sah er so verletzlich aus, so geschwächt. Ein wenig erinnerte sein Ausdruck Akane an ihr eigenes Spiegelbild, nachdem sie sich lange ausgeweint hatte. Sehnsüchtig betrachtete sie die Erscheinung ihres Verlobten und stellte fest, dass er in keinem ihrer bisherigen Träume so schön gewesen war, wie in diesem. "Es.... es ist schließlich n-nur ein Traum..." sprach sie sich selbst ermutigend zu und ließ ihren Blick nicht einen Moment von Ranmas Gesicht ab. Plötzlich beugte sie sich schüchtern und zitternd nach vorne. Ihre Gesichter waren sich nun ganz nah. Sie konnte seinen Atem an ihrer Wange spüren. Noch einmal schluckte sie und hielt dann die Luft an, um sich vorsichtig ein Stück weiter nach vorne zu lehnen und ihm zaghaft und sanft einen leichten Kuss auf den Mund zu geben. Ihre Lippen trafen sich kaum und nur für einen sehr kurzen Moment, doch für Akane war es wie eine Ewigkeit. Noch nie hatte sie so empfunden wie jetzt. Ihre Lippen lagen tatsächlich auf denen von Ranma. Wie schön sich das anfühlte. Doch er schlief. Sie selbst schlief, denn es war immerhin nur ein Traum. Leider...

Plötzlich entfuhr der Person über die sie sich gelehnt hatte, ein leises, sehnsüchtiges Stöhnen. Überrascht tappte sie zurück und erkannte erleichtert, als ob sie etwas Verbotenes getan hätte, dass Ranma noch immer schlief. Bei dem Anblick seiner schönen, männlichen Gesichtszüge musste sie lächeln, wenn auch hinter den Tränen, die sich in ihren Augen bildeten, sein Bild immer unschärfer wurde. Sanft legte sie ihm eine Hand an die Wange und streichelte sie zärtlich, als er langsam blinzelnd seine Augen öffnete.

"Ich werde bald wieder nachhause kommen, Ranma" flüsterte sie liebevoll und schaute ohne Scham in seine verwirrten, stahlblauen Augen. Auf einmal verdunkelte sich alles wieder ein wenig, als große Wolken vor den leuchtenden Vollmond zogen. Dann eilte sie aus dem Wasser. Mit einer flüssigen, schnellen Bewegung streifte sie sich ihren Yukata über und rannte hinfort. So schön dieses Szenario auch gewesen war, nun war es Zeit für sie aufzuwachen. Sie wollte wieder den Tatsachen ins Gesicht blicken, anstatt zu träumen. Sie wollte im wahren Leben Ranma für sich gewinnen und sich nicht mehr bloß mit den halben Berührungen ihrer Träume zufrieden geben. Vor Glück flossen die Tränen und wollten nicht aufhören.

***

"A--Akane?" Erstarrt schaute Ranma der Person hinterher, die in einem hellen Yukata fortlief, noch ehe er seine Sprache wiedergefunden hatte.

"War das... war das wirklich... Akane?" Mit geweiteten Augen schaute er noch lange auf die Bäume, hinter denen das mysteriöse Mädchen schon lange verschwunden war. Erst nach vielen langen Sekunden schüttelte er ungläubig seinen Kopf. Er war eingeschlafen. Es muss ein Traum gewesen sein. Nur ein Traum. Verschwommen erinnerte er sich, etwas Warmes auf seinen Lippen gespürt zu haben. Es fühlte sich weich und zart an und blies ihm leicht den stockenden Atem ins Gesicht. Schön war es. Und so vertraut, obwohl er niemals zuvor auf diese Art berührt worden war.

Und dann, ganz plötzlich, sah er sie: Akane. Ihre schimmernden, braunen Augen schauten ihn an, lächelten liebevoll, als sie ihm mit ihrer schmalen, weichen Hand zärtlich über die Wange streichelte. Akanes Lächeln, das nur ihm galt. Dann sagte sie leise: "Ich werde bald wieder nachhause kommen, Ranma." Nachhause, zurück zu ihm? Akanes Worte, die nur ihm galten.

Und plötzlich wurde alles dunkel.

Noch immer konnte sich Ranma nicht bewegen. War das eben wirklich geschehen? Es wirkte so echt. Er konnte sie spüren, hören, sehen und ihren süßlichen Duft einatmen. Akane war bei ihm gewesen.

"Aber nein...", dachte er sich plötzlich, als der eben aufgekommene Hoffnungsschimmer ihn schlagartig wieder verließ. "Warum sollte ich von allen Orten dieser Welt ausgerechnet hier Akane begegnen; in einer heißen Quelle, die sich in einem Wald irgendwo in den Bergen befindet. Und dann auch noch mitten in der Nacht."

Erschrocken fuhr er hoch. "Was wenn es gar nicht Akane war?" Verwirrt machte er sich selbst Vorwürfe, dass er all das besser hätte begreifen können, wenn er nicht bis eben noch so müde gewesen wäre. "Sie hat doch gar keinen solchen Yukata. U-u-und..." Mit einer plötzlich aufkommenden starken Röte in seinem Gesicht stockte er für einen Moment. "Ich spürte ihre... Brust an meiner. Akane ist doch flach wie ein Br--... hat doch gar keine Brust. Oder doch?" Nie hatte er darüber nachgedacht, dass sich Akane seit jener ersten Begegnung im Bad hätte entwickelt haben können. Er war nicht der Typ, der solchen Dingen große Beachtung geschenkt hätte. Aber nun, da er noch immer das kribbelnde Gefühl in sich spürte, als hätte jene Berührung nie aufgehört, schlug sein Herz schneller. So nah und doch so fern fühlte er, wie dieses Mädchen sich vorsichtig an ihn presste und ihn dann küsste.

Unfähig die Starre aus seinen Augen zu lösen, schüttelte er noch heftiger seinen Kopf. Hier war weit und breit niemand. Das muss er sich eingebildet haben. Bestimmt hatte er so viel über Akane nachgedacht, dass er bereits Traum und Realität verwechselte. Etwas wackelig auf den Beinen stolperte er aus der Quelle hinaus und zog sich seine Kleider über den nassen Körper. "Natürlich war es ein Traum", sagte er entmutigt zu sich selbst. "Nie im Leben würde Akane..."

Plötzlich fiel sein Blick auf ein großes, gelbes Stück Stoff, das am Boden lag. Verwundert hob er es auf und betrachtete mit erneut geweiteten Augen die mit Sonnenblumen bedruckte Schleife.

"Hier war doch jemand!" Stirnrunzelnd überlegte er. "War es... etwa das Mädchen aus der Hütte? Wer auch immer eben hier gewesen war, sie sah genau aus, wie Akane. Aber es kann doch niemanden geben, der ihr so stark ähnelt - nicht mal im geringsten. Akane ist Akane. Sie ist einzigartig." Ein weiteres Mal überlegte er. "Es sei denn ich wünschte mir so sehr, sie zu sehen, dass mein Verstand mir einen Streich gespielt hat... Klingt logisch. Logischer, als sie hier zu treffen, von ihr wachgeküsst zu werden." Ihm kamen wieder all die Erinnerungen der letzten Wochen, wie sie vor ihm davon lief und nun mit Ryoga durchgebrannt war, in den Sinn.

Gedankenverloren machte er sich ohne ein bestimmtes Ziel vor Auge zu haben wieder zurück auf den Weg durch den dusteren Wald.

***

"Es hat nicht funktioniert", sagte Matsuko ermüdet, als Sen ihr den Arm sanft um die Schulter legte.

"Ryoga hatte sich solche Sorgen um seine Freundin gemacht. Er hat uns gerettet. Unseren ganzen Wald hatte er damals gerettet und selbst auf diesem einfachen Weg ihm zu danken, scheiterten wir kläglich." Die ältere Dorfbewohnerin vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sen fragte sich, ob sie bloß seufzte oder tatsächlich doch ein Schluchzen ertönt war. Heftig schüttelte sie ihren Kopf. "Wir hätten ihn von seinem schlechten Gewissen befreien und gleichzeitig zwei Menschen zusammen bringen können."

"Aber aber", sprach Sen ruhig zu ihr. "Es ist doch noch gar nichts verloren. Alles, was schief ging, war ein einziger Abend. Dann werden wir es eben morgen besser machen." Liebevoll lächelte er sie an.

Sie jedoch starrte mit brennenden Augen zurück und sagte schließlich: "Ich habe aus ihrem Blick gelesen. Sie wird bald abreisen. Und was... was, wenn der Junge nicht zurückkehren wird?"

Der bärtige Mann überlegte einen Augenblick. "Meine Liebe, als Ryoga uns das letzte Mal besuchte, um etwas Abstand von dem jungen Mädchen zu gewinnen, dem er unglücklich sein Herz geschenkt hatte, erzählte er uns von dem Grund der unerwiderten Liebe." Matsuko nickte und Sen fuhrt fort: " Anders als bei seinem ersten Besuch, fluchte er dieses Mal nicht über ihren schrecklichen Verlobten, beschimpfte ihn nicht mehr als Zwitter wegen seines Jusenkyo-Fluchs, sondern beneidete und achtete ihn. Er sagte, dass wenn Akane einem Menschen ihre Liebe schenken würde, und dessen war er sich ganz sicher, obgleich sie es auch immer abgestritten hatte, dann einem ganz besonderen." Er machte eine kurze Pause. "Darüber hinaus wusste er ganz sicher, dass der Junge genau das selbe für sie empfindet, es jedoch ebenfalls niemals zugegeben hatte. Matsuko, Ryoga hatte es damals geschafft, unsere Jahrhunderte alte Kultur zu bewahren. Du weißt von seinen Fähigkeiten, wenn er sich auch hin und wieder etwas tollpatschig anstellt. Dieser junge Kämpfer wird von seinem guten Herzen geleitet und ich meine, wir können ihm vertrauen. Alles hat seinen Grund und wird früher oder später seinen Weg zur Richtigkeit finden - ob wir uns nun einmischen oder nicht." Dem alten Dorfbewohner entfuhr ein leichtes Lachen. "Nun ja, wir können uns zwar nicht hundertprozentig sicher sein, dass es sich bei unserem Besucher auch wirklich um Akanes Verlobten und Angebeteten handelt, doch es spricht genügend dafür. Ein junger Kämpfer mit einem schwarzen Pferdeschwanz, der sich in einen weiblichen Rotschopf verwandelt, eine Verlobte hat, die er liebt und wer weiß wie viele Verlobte wider Willen. Und nicht zu verachten sei seine Reaktion auf den Namen ,Akane'... Nein, ich bin mir doch ganz sicher, dass er es ist. Sie sind füreinander bestimmt. Wenn du mir nicht glauben magst, so werden die Schriftrollen uns die letzte Sicherheit geben. Sie haben sich noch nie geirrt. Und wenn dem so sei, werden sie schon bald erfolgreich weiterführen, was wir einst in jungen Jahren begonnen hatten."

Aufgemuntert schaute Matsuko zu Sen auf und lächelte. "Wir werden Ryoga, Akane und Ranma helfen und auch unsere Tradition bewahren können."

"Genauso ist es." Sen lächelte zurück. "Und merke dir bitte eines. Ich bin vielleicht älter als du, aber da oben funktioniert immer noch alles recht gut." Verschmitzt grinsend deutete er auf seinen Kopf. "Unserem temperamentvollen, jungen Besucher habe ich eine kleine Überraschung bereit gelegt. Und unsere liebreizende Besucherin habe ich selbstverständlich auch nicht vergessen."

***

Seufzend stand Ranma an der Schlucht, an die Sen ihn am frühen Abend geführt hatte. Mit leerem Blick schaute er über die waldige Landschaft hinweg, die schon viele Stunden zuvor von der Dunkelheit der Nacht zugedeckt worden war.

*Akane bedeutet Abendröte*

"Und was steht für das Schwarz der Nacht? Verpasste Chancen?" Emotionslos ließ er sich auf die gleiche Stelle fallen, an der er vorher gesessen hatte, als seine Augen plötzlich etwas erhaschten. Neugierig griff er nach einem kleinen metallenen Kästchen, das nur wenige Meter vor ihm im Mondlicht glänzte.

"Wer verliert denn so etwas an einem solch einsamen Ort?" fragte er sich stirnrunzelnd, machte sich aber im selben Moment daran, die Erde vom Deckel zu streichen und ihn dann vorsichtig zu heben. Er blinzelte. "Eine Schriftrolle?" Interessiert löste er die rote, seidene Schleife, um das Pergament zu lesen.

"Was...?" hauchte er ungläubig, als er die ersten Zeilen gelesen hatte und schaute kurz von einer Seite zur anderen, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Dann setzte er von Neuem an und las laut die Worte vor, auf die das silberne Licht der Sterne fiel:

"Was soll ich bloß tun?

Wenn sich nichts ändert

wird diese Liebe zu nichts führen.

Und ich liebe so sehr...

Wenn ich dir nicht begegnen werde, steigen in mir diese Gefühle auf,

und ich stelle mir dich mit einem anderen vor.

Die Energie wird an das Kommen und Gehen verschwendet.

* Sag doch bitte jemand

'Es wird dir gut gehen'

Sodass ich es noch wert bin,

glücklich zu sein.

Der Schlüssel zur Zukunft -

Nichts als positive Vorstellungen

Mein Kopf weiß es längst, doch mein Herz ist verwirrt.

* Die zarte Stimme,

die wahrgenommen wird

von meinen entkräfteten und müden Ohren

ist vielleicht mein wahres Ich.

Denn die Liebe, die ich zum ersten Mal kennen lerne

Darf nicht so einfach enden.

* Ich sage immer zu mir selbst

'Es wird dir gut gehen'

Sodass ich viel von dem wohligen Licht behalte.

Der Schlüssel zur Zukunft,

Nichts als positive Vorstellungen.

Es ist tatsächlich so einfach

~~glücklich zu sein." (*)

Ranma flüsterte die letzten Worte nur noch. "Das... sieht aus wie ein Tagebucheintrag. Oder so was." Mit einem glasigen Blick starrte er auf das Pergament. "Als... als hätte ich selbst es geschrieben." Nachdenklich grub er seine Stirn in Falten.

"Die zarte Stimme... ist vielleicht mein wahres Ich" wiederholte er leise zu sich selbst. Als er die Worte, die er so eben gelesen hatte, ein zweites Mal aussprach, wurden seine Augen mit einem Schlag groß und rund. Fassungslos starrte er in die schwarze Ferne des Waldes. Plötzlich zuckten seine Mundwinkel, ganz leicht und doch mit jedem verstreichenden Moment etwas stärker. "Ich...", setzte er zaghaft an und begann tonlos zu lachen. "Ich... liebe Akane."

"Nein. Nein, so darf es einfach nicht enden! Nicht ehe ich nicht vollkommen klare Verhältnisse geschaffen habe. 'Es ist tatsächlich so einfach, glücklich zu sein!' Ich werde zurückkehren und es sie wissen lassen."

In einem nun hellen Lachen und mit funkelnden Augen sprang er schwungvoll auf und lehnte sich über die tiefe Schlucht, um aus voller Kehle herauszuschreien:

"AKANE, ICH LIEBE DICH!"

***

Akane hatte gerade ihre Hütte erreicht und war dabei die Tür zu öffnen, als sie ein Echo wahrnahm, das scheinbar vom Himmel drang. Erschrocken zuckte sie zusammen.

"Hat da gerade jemand meinen Namen gerufen?" Unsicher schaute sie sich um.

"Matsuko vielleicht-- Nein die Dorfbewohner schlafen sicher längst. Hmm... komisch." Kopfschüttelnd betrat sie schließlich ihre Hütte und stolperte beinahe über einen kleinen Gegenstand, den jemand in ihrer Schwelle abgestellt hatte. Stirnrunzelnd hob sie ein metallenes Kästchen auf.

"Wer hat denn..." setzte sie verwundert an und setzte sich auf ihr Bett, um den Inhalt der kleinen Schatulle zu erfahren. Vorsichtig strich sie mit ihren Fingerspitzen über ein scheinbar sehr altes Pergament. Nachdem sie sich eine Kerze angezündet hatte, begann sie dessen Worte zu lesen:

"Boku Tachi wa Kore Kara (**) - 'Von nun an wir beide zusammen'? Eine merkwürdige Überschrift." Sie räusperte sich, um fortzufahren.

"Du magst mich in meinen Träumen berühren,

doch diese bleiben nicht.

Heute habe ich nicht viel zu sagen.

Wie bloß soll ich mich dem Tageslicht stellen?

Was bloß habe ich getan?

* Gewisse Dinge scheinen vollkommen unausgesprochen,

Aber das ist vielleicht auch besser so.

Dann schaue ich in deine Augen;

es wird eng in meiner Brust.

* Lausche dem Fluss, er erzählt von unserem Abschied.

* Verrate mir doch bitte, was in deinem Herzen vorgeht

Denn genau dort sollten wir anfangen.

Alles, was ich brauche ist ein kleiner Anfang,

dann werde ich dir mein Herz schenken.

* Du und ich haben noch so vieles, über das wir sprechen müssen

und es bisher nie taten.

Warum können wir nicht den Tag ergreifen?

Doch weißt du denn nicht, dass ich keine Ahnung habe,

wie ich das anstellen soll?

* Wie weit wird es uns führen bis wir beide frei sind,

Du und Ich!"

...

Zitternd ließ sie das Pergament aus ihren Händen gleiten. "Wer... wer hat das bloß geschrieben? Macht sich jemand lustig über mich? Das... das sind ja exakt meine Gedanken." Schwer atmend schaute sie auf die zu Boden gefallene Schriftrolle. "A-aber nein. Das kann gar nicht sein." Verunsichert beugte sie sich hinunter und hob sie wieder auf. "Die ist viel zu alt. Unmöglich, dass jemand so etwas fälscht. Und warum auch?" Sich selbst beruhigend betrachtete sie die Struktur der Schriftrolle, prüfte die grobe Oberfläche des Pergaments, wie auch die leicht verblasste Tinte.

"Hmm... Aber das ist ja nur ein Teil des Pergaments." Sie begutachtete die grobe Kante. "Ganz eindeutig, es wurde aus einer noch größeren Schriftrolle herausgerissen. Ich frage mich, was da noch drauf steht..."

Auf einmal stutzte sie. "Nein... es sind nicht exakt meine Gedanken." Mit ihrem Zeigefinger fuhr sie erneut durch die Zeilen und stoppte an einer Stelle, um sie zu wiederholen: "Warum können wir nicht den Tag ergreifen?" Mit einem erhellten Gesichtsausdruck schlug sie sich leicht an die Stirn. "Das ist es! Es sind praktisch meine Gedanken, nur dass dieser Jemand, der diese Worte niederschrieb, ein klein wenig weiser und mutiger als ich war. Ich rannte bloß stets davon, versteckte mich vor dem Tag. Dabei war das einzig Richtige, was ich hätte tun können, den Tag zu ergreifen!"

Enthusiastisch sprang sie auf, als sie für sich beschloss, so bald wie möglich abzureisen, um sich Ranma nicht bloß zu stellen, sondern auch selbst ihre eigenen Gefühle vor ihm auszubreiten.

"Wie weit wird es uns führen bis wir beide frei sind", fuhr ihr nun eine andere Passage erneut durch den Kopf.

"Da sieht man ja, wohin es uns führte", antwortete sie kopfschüttelnd zu sich selbst. "Ich hocke hier in den Bergen und Ranma..." Mit einem Schlag weiteten sich ihre Augen. "Ranma!?"

Ein tauber Schmerz durchzuckte ihren Körper und ließ sie zurück auf ihr Bett taumeln. Hektisch kratzte sie sich am Kopf. "W-was wenn es gar kein Traum war, dass ich ihm in der heißen Quelle begegnete? Vielleicht ist er mir hierher gefolgt... Aber wie sollte er....? Wie könnte er....? Oh mein--.... Das kann doch nicht wahr sein." Plötzlich fiel ihr das Echo wieder ein, das sie soeben zu hören geglaubt hatte. Eilig stolperte sie zur Tür hinaus und lief ein paar Schritte weiter, um sich noch einmal ganz genau umzuschauen. Der dunkle Nachthimmel wurde bereits von den ersten Sonnenstrahlen verdrängt und färbte sich in der Ferne allmählich in zarte, warme Orange- und Rottöne. "Hmm... war es ein Traum, war es kein Traum? Ich weiß gar nichts mehr. Aber es geht mir so eigenartig gut, seit diesem-- 'Etwas'..." Der malerische Anblick ließ sie alle Furcht vergessen.

"Ich muss nachhause zu Ranma und ihm sagen, dass ich ihn... dass ich ihn liebe." Lächelnd atmete sie die frische, klare Luft ein.

***

"Genma!" rief Matsuko und ließ vor Schreck die tönerne Tasse fallen. "Kaum zu fassen, du bist es wirklich... Genma!"

Mit einem überwältigten Lachen fiel sie dem leicht gealterten Martial Artist um den Hals.

"Oh Matsuko, meine Gute. Es ist herrlich wieder hier zu sein - nach all den Jahren..." entgegnete ihr Genma und stellte seine schwere Tasche ab. "Aber der Grund für meinen Besuch", setzte er in einem ernsteren Ton fort, "ist leider ein anderer. Ich schickte meinen Sohn an diesen Ort, damit er eine bestimmte Aufgabe erfüllt, aber wie es aussieht, verfehlte er sein Ziel um Weiten." "Dein Sohn?" fragte die Dorfbewohnerin verwirrt. "Du meinst doch nicht, dass... Ranma dein Sohn ist?"

Genma nickte. "Dann hat er wenigstens euch gefunden."

"Ranma ist also... der kleine Fratz, den du uns damals vorgestellt hast."

"Nachdem ich an diesem Ort mit eurer Hilfe und mit der von Ninshiki no Izumi zu Nodoka gefunden habe, ganz richtig", beendete Genma ihre Gedanken.

Japsend hielt Matsuko sich ungläubig die Hand vor den Mund, um zu verhindern, noch weitere Fragen zu stellen und Genma zuende sprechen zu lassen.

"Wie auch immer, meine Liebe. Ich fühlte, dass es für meinen Jungen an der Zeit war, ein Teil eurer Tradition zu werden. Spätestens als ich zufällig mitbekam, wie seiner Verlobten ein Aufenthalt nahe der Ninshiki no Izumi angeboten wurde, war ich mir ganz sicher. Ich hoffe, er wird keine Schande über euer Dorf bringen." Genma verbeugte sich tief. "Ich weiß, dass er sich manchmal etwas tollpatschig anstellen kann, aber er ist ein guter Junge."

"Mach dir keine Sorgen, mein alter Freund." Matsuko sprach sanft als sie sich zum ihm hinunterbeugte. "Letzte Nacht badete er endlich in der Ninshiki no Izumi. Sen hat es mir verraten. Als er eine Blume aufblühen sah, wusste er, dass sowohl Ranma als auch Akane - und ich nehme stark an, das wird die geheimnisvolle Verlobte sein - Berührung mit dem Quellwasser hatten."

Genmas Gesicht erhellte sich plötzlich. "Das--das heißt... die Quelle wird nicht austrocknen? Sie haben doch geweint, oder?"

"Ganz recht, sie beide haben geweint" beantwortete sie seine Frage. "Weißt du, normalerweise füllen die heißen Tränen der Liebe unsere Quelle für weitere 20 Jahre auf. Aber irgendetwas Besonderes umgibt dieses Paar. So eine starke Energie ging von Ninshiki no Izumi schon lange nicht mehr aus. Wenn überhaupt jemals." Nachdenklich rieb sie sich ihr Kinn, wie sie es Sen mit seinem Bart so oft tun sah. "Allerdings muss ich sagen, dass Nodoka und du wirklich zwei weitaus einfachere Fälle gewesen seid. Akane und Ranma sind tatsächlich unwahrscheinlich stur, was ihre Gefühle zueinander betrifft. Nie zuvor bin ich auf so viel Widerstand gestoßen, wenn es doch um das eigene Glück geht. Was ist bloß in sie gefahren, dass sie ihre gegenseitige Zuneigung dermaßen stark abstreiten?" Fragend blickte sie Genma in die Augen.

Der jedoch spielte ein Lachen heraus und kratze sich nervös am Kopf. Es würde keinen Sinn machen, beschloss er für sich, unwichtige Dinge, wie die erzwungene Verlobung oder das ständige Einmischen von ihm und Soun zu erwähnen.

"Aber wie auch immer", sprach Matsuko weiter, als sie keine Antwort bekam, "die Onsen können sie nicht betrügen. Sie leuchten förmlich. Das kann nur bedeuten, dass sowohl ihr Schmerz durch die Trennung als auch ihre gegenseitige Zuneigung unglaublich stark sein muss. Denn wenn du dich noch recht erinnerst, kann Ninshiki no Izumi nur insofern weiterhelfen, als dass sie dir die Augen über deine wahren Gefühle öffnet, indem sie dich in Berührung mit den heißen Tränen, dem Schmerz der Liebenden bringt."

"Ich erinnere mich", flüsterte Genma und schloss seine Augen. "Damals glaubte ich, Nodoka würde niemals jemanden wie mich lieben können. Dann badete sie in der Quelle und auf einmal, erkannte ich, dass sie sich bloß gefürchtet hatte, mir zu vertrauen. Vielleicht waren ihre Befürchtungen zurecht." Er seufzte. "Nodoka... Seltsam, erst jetzt merke ich wieder, wie sehr ich sie vermisse."

Matsuko legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. "Das macht die Ninshiki. Die starke Energie wird bis hierher getragen. Wahrscheinlich hattest du deine wahren Gefühle in den vergangenen Jahren wieder zu verleugnen gelernt."

"Vielleicht..." antwortete Genma traurig als plötzlich ein unerträgliches Stechen in seiner Brust entstand und seine Augen sich mit Tränen füllten. "Was ist denn jetzt auf einmal los!?" entfuhr es ihm, als er erschrocken versuchte, die immer stärker ausströmende, heiße Flüssigkeit mit seinen Fingern zurückzuhalten.

"Ninshiki... Ninshiki no Izumi!" schrie die alte Dorfbewohnerin entgeistert aus. "Es ist so weit, Genma. Sie beide sind sich in diesem Augenblick ganz nah. Es trennen sie nur noch wenige Meter! Spürst du nicht die Kraft?! Ninshiki lässt dich deine Liebe wiederfinden, deinen Schmerz der Trennung von Nodoka neu erfahren. Und deine Tränen machen Ninshiki no Izumi nur noch stärker!!"

Die Wände des kleinen Hauses begannen leicht zu beben. Unmelodisch klimperten die vielen Tassen und Teller aneinander. Genma hielt sich schmerzverzerrt seinen Kopf. Immer mehr von dieser Nässe, die er über die Jahre schon fast vergessen hatte, stieg in seine Augen. "Nodoka!" weinte er. Hinter seinen Tränen nahm er nur noch wie durch dickes milchiges Glas die Silhouetten seiner Umwelt wahr. "Nodoka... bitte verzeih mir!"

Der in ihm aufkriechende Schmerz raubte ihm alle Sinne. Er nahm überhand über seine Nerven, sodass Genma bald alle Kraft verließ und er ohnmächtig zu Boden sank.

***

Voller Elan stapfte Ranma durch den Wald, der sich ganz langsam durch das erste Tageslicht der lauen Morgensonne erhellte. Seine Entscheidung war gefasst. Er wollte sich bei den freundlichen Dorfbewohnern für ihre Gastfreundschaft bedanken und dann so schnell wie nur irgend möglich heim kehren, um ein für allemal aus Akanes Mund zu hören, wie die Dinge stehen, anstatt sich alles wie bisher selbst zusammen zu reimen.

Gut gelaunt summte er begleitend zum ersten Gezwitscher der Vögel des langsam anbrechenden neuen Tages leise eine Melodie vor sich hin. Doch plötzlich hielt er inne.

"Das Haus des Mädchens", murmelte er etwas erschrocken vor sich hin. Dann erst wurde ihm wieder bewusst, was er die ganze Zeit mit sich herum geschleppt hatte. Neben der kleinen Schatulle in der einen Hand trug er auch noch die große gelbe Schleife in der anderen. Er grübelte für einen Moment. "Sie muss ihr gehören. Und sie will sie sicher gerne zurück haben.", überlegte er. "Allerdings... Wenn sie ihr tatsächlich gehört, scheint sie nicht ganz klar im Kopf zu sein. Mich einfach so nachts mit einem Kuss zu überfallen. Dabei kennen wir uns noch nicht einmal." Ein wenig ängstlich, möglicherweise bald von einer weiteren 'Verlobten' heimgesucht zu werden, legte er den Mund schief.

"Was soll's?" winkte er mit einem Lächeln ab. "Aus der Sache bin raus. Wer auch immer kommen mag und beschließt, sich an mir zu heften, wird von mir zukünftig nur noch eines hören: Ich bin bereits glücklich verlobt."

Zu sich selbst nickend trat er auf die kleine Hütte zu, aus deren Fenster ein schwaches Licht leuchtete.

"Eiei... Eine Frühaufsteherin, was?" stellte er für sich in Gedanken fest und klopfte vorsichtig an der hölzernen Tür.

"WAS ZUR---?!" entfuhr es ihm plötzlich, als die Erde ein wenig zu beben begann. Von hoch oben aus den Baumkronen drang ein gewaltiger Lärm, der bis hinunter zu den alten Stämmen, des dichten Waldes reichte.

Haltsuchend tastete er sich an der rauen Hauswand entlang bis er schließlich das Fenster erreichte und nach einem der Läden griff. Sehr wackelig auf den Beinen wandte er sich leicht um. Erschrocken hielt er den Atem an. Das Mädchen stand direkt vor ihm! Sie war es tatsächlich. Wenn er auch zuvor nur neben sich mitbekommen hatte, wie sie davon gelaufen war, so konnte er sich noch genau an das Muster ihres Yukatas erinnern. Mit dem Rücken zu ihm gewandt hielt sie sich an einen schlanken Baumstamm fest und murmelte etwas vor sich hin.

Auf einmal war alles wieder still. Das Rascheln der Baumkronen verschwand, so auch das Knarren des Holzes. Alles war ganz ruhig.

Etwas unbeholfen räusperte sich Ranma. Der schmale Körper des Mädchens zuckte zusammen.

"Ehm... entschuldige. Ich glaube, das hast du verloren." Verunsichert streckte er seinen Arm aus und hielt ihr die große Schleife entgegen.

Einige Momente verstrichen, scheinbar ohne, dass sie reagierte. Dann drehte sie sich langsam zu ihm um. Ranma spürte sein Herz einige Takte schneller schlagen. Warum war er bloß so nervös? Mit einer eigenartigen Spannung wartete er ab, bis sie sich ihm vollständig zugewandt hatte. Ihre langsame und doch so kurze Bewegung dauerte schier eine Ewigkeit. Erst erkannte er ihr Profil, das kleine Stupsnäschen, die langen dunklen Wimpern, das zarte Kinn. Und plötzlich schaute er ihr direkt in die Augen. Das warme Braun glänzte, als die Lider sich noch weiter hoben und mehr von dieser wunderschönen Farbe freilegten.

"Ra-ranma....!!" ertönte die ihm so vertraute Stimme.

Sein Mund öffnete sich unwillkürlich, doch er brauchte einige Sekunden, ehe er es zustande brachte, einen Ton herauszukriegen. "A-akane... Das.... DU warst es. Du warst es doch!" Er schluckte und fügte flüsternd hinzu: "Ich habe mir so gewünscht, dass du es warst..."

Lange Momente der Stille zogen vorüber, als ein leichter Wind aufwehte. Fassungslos schauten die beiden Liebenden sich gegenseitig ins Gesicht, unfähig etwas zu sagen oder sich zu bewegen.

"Wa-warum..." setzte Akane schließlich mit schwacher Stimme an. "Warum... können wir nicht den Tag ergreifen?" Das Zitat war das einzige, was ihr in diesem Moment eingefallen war. Zu überwältigt war sie durch das unerwartete Wiedersehen, die plötzlichen so ungewohnt zärtlichen Worte, die er soeben flüsternd zu ihr sprach. Die Gewissheit, dass die vorherigen Begebenheiten kein Traum gewesen waren, schockierte sie zu ihrer eigenen Überraschung eher wenig. Viel mehr war sie von dem Glücksgefühl eingenommen, ihren Verlobten endlich wieder bei sich zu haben, seine Stimme zu hören, in seine schönen Augen sehen zu dürfen und zu erfahren - wenn auch nicht direkt - dass es ihm genauso erging.

"Es ist tatsächlich so einfach glücklich zu sein", antwortete Ranma beinahe automatisch. Zum ersten Mal traute er sich nun, ohne Scham ihr Gesicht genau zu betrachten und bei der erneuten Feststellung, wie hübsch sie doch ist, zu lächeln. Er wollte ihr so vieles sagen, er hatte ihr vieles zu sagen, doch ihm steckte ein schwerer Klos im Hals.

"Es tut mir leid Ranma, ich war nicht ehrlich zu dir." Leise begann Akane zu weinen.

"Ich selbst war nicht ehrlich zu mir", sagte Ranma daraufhin sanft und schaute dann verlegen zu Boden. Zu deutlich spürte er die längst aufgestiegene Röte. Aber nein, diesmal nicht! Er wollte nicht die selben Fehler begehen wie zuvor. Diesmal wollte er ehrlich sein, wollte er sie wissen lassen, was wirklich in ihm vorging. 'Es ist tatsächlich so einfach glücklich zu sein!'

"Akane", sagte er mit so fester Stimme wie nur irgend möglich und schaute zu ihr auf. Als er den nassen Glanz in ihren Augen sah, musste er schlucken. "Ich... ich weiß nicht, warum du hier bist, warum ich dir gerade hier begegne. Ich weiß nicht, ob das alles real ist. Es ist so verrückt. Aber eines sollst du wenigstens wissen..." Vorsichtig trat er näher auf sie zu und streckte zitternd seine Hand nach ihr aus, um ihr eine Träne aus dem Gesicht zu streichen.

Die plötzliche Berührung durchzuckte ihren ganzen Körper. Laut und stockend atmete sie ein, als er ihr zärtlich mit seinen Fingerspitzen über die Wange strich.

"Ich... ich..."

Erwartungsvoll und mit wachsender Spannung im Bauch schaute Akane ihn an.

"Kann es so schwer sein, ihr die Wahrheit zu sagen?" fragte er sich verzweifelt in Gedanken. "Man... Ihre Haut ist so glatt und weich."

Er schloss seine Augen und alles, was seine Sinne noch wahrnahmen, war die warme Haut des Mädchens, dem er endlich alles gestehen wollte. "Die Energie wird an das Kommen und Gehen verschwendet - wie wahr", dachte er sich bitter. Doch plötzlich fühlte er, wie Akane vorsichtig ihre Hand auf seine legte und sie sanft drückte. Langsam öffnete er seine Augen wieder und erkannte ihren hilflosen Blick; genauso fassungslos und verwirrt wie der seine.

"Akane... ich....... ich....... ich möchte dir sagen, ich..... ich danke dir."

Verwundert und auch enttäuscht darüber, nicht das gehört zu haben, was sie sich insgeheim erhofft hatte, schaute sie ihn an, nachdem er jene Worte ausgesprochen hatte. "Wofür dankst du mir?" fragte sie und fand sich unbeabsichtigt in ihrem gewohnt schmollenden Ton wieder.

Ranma nahm einen tiefen Atemzug. "Ich danke dir, weil du mich jeden Morgen geweckt hast. Ich danke dir, dass du dir so eine Mühe mit meinen Noten in der Schule gegeben hast. Ich danke dir, dass du dir immer solche Sorgen um mich gemacht hast. Ich danke dir, dass du für mich gekocht hast. Ich danke dir, dass du mir so oft verziehen hast, dass ich so ein Idiot bin. Ich danke dir, dass du für mich dein Leben im Hiryo Shouten Ha riskiert hast. Ich danke dir, dass du DU bist..." Er sprach alles in einem einzigen Atemzug aus und schaute sie nun mit zusammengekniffenen Augen und schnellem Atem an.

Akane war sprachlos. Alles hätte sie erwartet, nur das nicht. Ein kleines Lächeln legte sich sanft über ihre Lippen, als noch mehr Tränen in ihre Augen drangen. Was sollte sie darauf antworten? War dies nun der richtige Zeitpunkt, um ihm ihre wahren Gefühle zu gestehen? Warum war es bloß so unglaublich schwer, diese drei simplen Worte auszusprechen??

Auf einmal zog Ranma seine Hand langsam zurück und ließ seinen Kopf sinken. "Ich weiß, ich habe zu viele Fehler gemacht", sagte er mit trauriger Stimme. "Ich hoffe nur, du weißt, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als dass du glücklich bist. Mehr als jeder andere Mensch auf dieser Welt bist du...... es wert. Bitte richte Ryoga einen Gruß von mir aus."

"Wa-was?" stotterte Akane, als sie vollends aus dem Konzept gebracht wurde. "Was hat Ryoga damit zu tun?"

Leicht überrascht schaute Ranma kurz auf. "Er ist doch hier... bei dir.... oder nicht?"

"Nein!" schrie Akane aus, fasste sich aber schnell wieder. "Nein" wiederholte sie in einem sanfteren Ton. "Wie kommst du bloß darauf?"

Ranmas Augen weiteten sich. "Du... du bist ganz alleine hier?"

Stumm nickte Akane. Plötzlich fühlte Ranma Energie, ganz viel positive Energie in seinen Körper fließen. Es war ein so gutes Gefühl. Es fühlte sich an wie Hoffnung und Kraft und Glück und Vertrautheit und... Akane. Sein Mund formte sich zu einem strahlenden Lächeln. "Du meinst... du bist nicht mit Ryoga verlobt?"

"N-nein" antwortete sie stark verwundert. "Ranma", fuhr sie beleidigt fort, "du kapierst wirklich gar nichts."

Ranma starrte sie einen Augenblick stumm an. Seine Gesichtszüge wurden mit einem Mal etwas härter. Schnalzend wandte sein Gesicht von ihr ab. "Tse! Was glaubst du wessen Schuld das ist?" Auch er schmollte nun etwas und fiel zurück in seine alten Gewohnheiten, seine wahren Gefühle hinter groben Worten zu verstecken.

"...meine...?" Ein leiser Schluchzer kroch Akanes Kehle hinauf.

Reuevoll drehte er sich wieder zu ihr und schaute sie mit treuen Augen an. "Natürlich deine", sagte er leise, kaum hörbar. "Wenn du mich so ansiehst... machst du mich ganz nervös. Und ich weiß gar nichts mehr."

Synchron schwer seufzend sanken ihre Blicke zu Boden.

"Versuchst du etwa...", setzte Akane zaghaft an und wollte darauf hinaus, dass er es ebenfalls einfach nicht schaffte, über das zu sprechen, was er tatsächlich empfand.

"Ja..." antwortete er und wusste, noch ehe sie aussprach, was sie fragen wollte. Mit großen Augen fixierte er immer noch das selbe Steinchen am Boden. "Du auch?" fragte er nach einigen vergangenen Augenblicken.

"M-hm..." Verlegen nickte Akane. "Warum ist es bloß so schwer? Warum können wir es einfach nicht?" Ihre Stimme war heiser und ihre Augen brannten.

"Ich weiß es nicht", antwortete Ranma kopfschüttelnd. "Ich weiß es nicht..." flüsternd wiederholte er seine Worte. "A-aber--" Erwartungsvoll schaute er ihr wieder in die Augen. "Du weißt doch... dass ich... dass ich dich..."

Akane lächelte. "Ja.... Ja das weiß ich. Jetzt weiß ich es." Aus ihrem Lächeln wurde ein Strahlen und mit einem Mal verschwand der fürchterliche Schmerz in ihren Augen. "Weißt du es auch?" fragte sie mit warmer Stimme.

"Ja", antwortete Ranma ohne einen Moment zu zögern und nun war er es, dem die Tränen unaufhaltsam in die Augen stiegen. "Jetzt schon." Auch er lächelte.

"Das reicht mir schon für den Anfang."

"Ja... für den Anfang. Aber irgendwann werde ich bereit dazu sein." Er trat noch einen Schritt näher.

"Vielleicht wenn sie alle uns endlich alleine lassen und uns selbst entscheiden lassen, was wir empfinden?"

Ranma stieg die Röte erneut ins Gesicht. "M-hm" lautete seine knappe Antwort, die Akane zum Kichern brachte.

"Er ist wirklich nicht immer dieser unsensible Idiot", dachte sie sich als sie ihn verträumt anschaute.

"So-- ... ähm... solang du weißt, was ich für dich... du weißt schon..., solang ist es gut. Und solang du mir ab und zu mal... naja... dein Lächeln.... schenkst." Nervös kaute er auf seiner Unterlippe. "Du sollst es nur wissen. Und wenn du doch Zweifel hast, dann werde.... dann werde ich dir sagen, dass ich....."

"Schon gut", unterbrach ihn Akane verständnisvoll. "Das brauche ich gar nicht. Es gibt noch so viele andere Wege, es zu zeigen. Aber ja... irgendwann..."

"Wir haben alle Zeit der Welt. Wir.... wir.... sind schließlich verlobt", stotterte er mehr verängstigt als liebevoll, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte. Zitternd hielt er ihr seine gekrümmten Finger entgegen und wagte es nicht, hinzuschauen, um Akanes Reaktion abzuwarten. Doch plötzlich legte sie ihre Hand zärtlich in seine. Fest, aber doch gleichzeitig sanft drückten sie des anderen Hand und lächelten einander an.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen führte Akane ihn in ihre Hütte. Sie fühlte sich so geborgen in seiner Nähe, so beschützt in seinem Griff, so wohl in seiner Wärme. Endlich berührte er sie wirklich. Vorbei sollten die halben Berührungen ihrer Träume sein. Dies war echt, es war ganz und es fühlte sich so richtig an.

Zuversichtlich und seit Wochen erstmals erfüllt von neuer Hoffnung schritten sie nebeneinander her. Es war ein scheinbar so einfacher Händedruck. Doch für sie beide war es die schönste Erfahrung ihres ganzen bisherigen Lebens.

***

Langsam öffnete Genma seine Augen. "Ist... ist es vorbei?" fragte er erschöpft.

"Sieht so aus", antwortete die junge, schlanke Frau mit einem sanften Lächeln.

"Matsuko..." hauchte Genma. "Du siehst wundervoll aus. Genauso wie ich dich in Erinnerung habe, als Nodaka und ich uns damals von dir verabschiedeten.

"Und genauso, wie ich sie damals kennen gelernt hatte. Aber dennoch ist sie in meinen Augen immer bezaubernd schön." Ein junger, gut gebauter Mann trat hervor und begrüßte Genma, der entkräftet auf dem Bett des kleinen Zimmers lag.

"Sen, mein alter Freund! Wie schön, dich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Ihr beide seht fabelhaft aus." Genma hustete und presste seine flache Handfläche gegen seine noch immer schmerzende Brust.

"Ich danke dir. Dank deines Sohnes ist der Wald von Neuem erblüht und Matsuko und mir wurde mehr Zeit geschenkt, die wir gemeinsam an diesem idyllischen Ort verbringen dürfen, um unsere Liebe zu teilen."

Ranmas Vater nickte. "Zu Lebzeiten habt ihr eure Gelegenheit miteinander glücklich zu werden, nicht wahrgenommen aus Angst, verletzt zu werden. Doch die Götter meinten es gut mit euch und gaben euch eine zweite Chance. Aber...". Nachdenklich machte er eine kurze Pause. "Wie habt ihr es geschafft, dass sie die entscheidenden Worte endlich ausgesprochen haben? Schließlich hatten sie bereits in Ninshiki no Izumi gebadet und gewannen zwar Einsicht über ihre Gefühle zueinander, sprachen sie jedoch nicht voreinander aus."

"Das war in diesem Fall gar nicht nötig." Es erklang von Neuem die klare, jugendliche Stimme der zierlichen Dame. "So wie Sen und ich uns in jungen Jahren niemals unsere wahren Gefühle eingestanden haben, taten auch sie es nicht. Doch im entscheidenden Moment, als ich nach einem unserer unzähligen Streits hinfort lief und die Schlucht hinabstürzte, war Sen für mich da. Todesmutig versuchte er mich zu retten und stürzte mit mir gemeinsam herab, ohne die heiligen drei Worte jemals formuliert zu haben. Er teilte sie mir auf andere Art und Weise mit. Und genauso taten es Ranma und Akane."

Das erneut erblühte Paar lächelte verliebt einander an. Dann fuhr Sen fort: "Ninshiki no Izumi war ursprünglich unser Dorfbrunnen. Manchmal beobachtete ich Matsuko wie sie nachts am Brunnen saß und weinte. Doch nie verstand ich ihren wahren Schmerz. Aber seit jenem Unfall an der Schlucht, als wir beide in den Tod stürzten, beschlossen die Götter, dass unsere Liebe weiterhin existieren und von Neuem gedeihen darf mit jedem unglücklich liebenden Paar, das durch unsere Erfahrungen und unseren Schmerz lernt."

"Aber was war es nun, das Ranma zu der letztendlichen Erkenntnis führte?" fragte Genma neugierig.

"Ein wenig von allem", beantwortete der verjüngte Sen seine Frage. "Manche Menschen lernen leider erst zu spät. Sie lernen erst durch den Verlust eines geliebten Menschen, wie viel er einem wirklich bedeutet. So wie es bei mir und meiner lieben Matsuko war. Dadurch fing er an, sich mit seinen wahren Gefühlen auseinander zu setzen. Durch Ninshiki no Izumi gewann er die nötige Erkenntnis darüber. Doch den letzten ermutigenden Schubs gaben ihm, wie auch Akane wohl Matsukos und meine alten Briefe, die wir einander schrieben, aber niemals aushändigten."

"Eure Briefe?" wunderte sich Genma. "Das ist allerdings neu. Warum durften Nodoka und ich sie damals nicht lesen?"

"Du bist immer noch genauso neugierig wie damals", seufzte die jugendliche Dorfbewohnerin. "Aber gut, um deine Frage zu beantworten. Du und Nodoka ward leichter zu beeinflussen. Die Illusionen der anderen Dorfbewohner, das heiße Quellwasser - und schon war alles erledigt. Bei euch mussten wir nicht viel nachhelfen. Akane und Ranma allerdings haben beide sehr starke Charaktere und ebenso stur sind sie leider auch. Außerdem mussten wir es wissen. Von Anfang an spürten wir eine starke Energie von ihnen ausgehen. Als wir dann mehr über sie erfahren haben, kam uns in den Sinn, dass sie möglicherweise das Paar sein können, das Sen und mir erlaubt, für immer zusammen zu bleiben und unsere Aufgabe als Wächter und Hüter der Ninshiki no Izumi somit erfüllt ist. Wenn dem so sei, werden die beiden Pergamente, die uns einst von unseren gütigen Vorgängern mit dem Rat, zumindest zu uns selbst immer ehrlich zu sein, geschenkt wurden, zusammenfinden und auf der Rückseite die Geschichte von Ranma und Akane weitererzählen. Und irgendwann werden auch sie einem hoffnungslosen Paar weiterhelfen, das die Schriftrolle zu lesen bekommt."

Genma fehlten für einen Augenblick die Worte. Dann nahm er sich zusammen und fragte vorsichtig: "Was wäre mit euch passiert, wenn sie nicht zusammen gefunden hätten?"

"Die Reinkarnation... unvereint", sagte Matsuko tonlos und blickte zu Boden.

"Aber... ihr seid noch immer hier", stutzte der noch immer stark geschwächte Martial Artist.

"Ja, weil keiner der beiden bisher bereit war, sich ganz offen den Tatsachen zu stellen. Aber das macht nichts." Das Paar drückte des anderen Hand fest. "Zumindest haben sie uns weitere Zeit und Energie geschen--"

Noch ehe sie aussprechen konnten wurde das schwach beleuchtete Zimmer plötzlich von einem gleißenden Licht durchflutet. Wärme drang schlagartig in jeden Winkel des engen Raums.

"Sen... bedeutet das etwa--?"

"Matsuko!"

"Es ist so weit! Wir können endlich für immer zusammen bleiben!"

Überglücklich fiel sich das Paar in die Arme und hielt sich ganz fest, bis das helle, leuchtende Licht, sie immer tiefer in sich tauchte und schließlich in einem kleinen Fünkchen verschwand.

Genma hielt sich schützend die Hand vor seine Augen. Nur schwach registrierte er, dass die Stimmen immer leiser wurden und sich allmählich entfernten.

"Nochmals danke für alles Genma!" nahm er Matsukos klare Stimme wahr. "Endlich haben wir unsere letzte Aufgabe erfüllt!"

Auf einmal war es ganz still. Statt des blendenden Lichts, schienen nun nur noch die gelben Sonnenstrahlen auf sein Haupt. Leicht stutzend fand er sich im Gras liegend wieder, als der Schmerz in seiner Brust, der von Ninshiki no Izumi ausging und ihn an seine Liebe erinnerte, plötzlich leicht nachließ.

Genma lächelte schief und schaute zum Himmel hinauf. "Ranma, mein Junge, du hast es also endlich geschafft. Die Zukunft der Anything Goes Kampfschule ist somit gesichert. Aber eine Aufgabe der alten Quellenhüter werde ich wohl noch zuende bringen müssen." Sich seine Kleider abklopfend erhob er sich langsam. "Nodoka hat viel zu lange warten müssen."

~ Ende

...

...eigentlich...

...

...

...

Doch...

"Als ich dich damals ein Machoweib nannte, meinte ich es auch so", flüsterte Ranma seiner Verlobten ins Ohr. "Aber du hast dich verändert. Nein, du bist längst nicht mehr das kratzbürstige, männerhassende Mädchen von damals, das in Wahrheit nur sein wahres, wunderschönes Gesicht versteckte, aus Unsicherheit und Angst, verletzt zu werden." Mit einem liebevollen Lächeln betrachtete er ihr hübsches Gesicht und ihre zierliche Gestalt, die in der ungewohnten Kleidung überraschend reif und erwachsen und doch so unschuldig wirkte. "Weißt du, du siehst aus wie ein Engel, wenn du schläfst." Sanft strich er ihr die dunklen Strähnen aus dem Gesicht und beugte sich schüchtern zu ihr hinunter. Aus nächster Nähe schaute er sich ihre feinen, erdbeerroten Lippen an, ihre langen, geschwungenen Wimpern, die glatte, zarte Haut und ließ dann langsam seine schweren Lider sinken, um ihr dann ganz vorsichtig einen Kuss auf den leicht geöffneten Mund zu geben. Noch immer hatte er seine Augen geschlossen, als er sich von dem Stuhl, der neben ihrem Bett stand, erheben wollte. Doch plötzlich spürte er, wie sie zaghaft eine Hand an seine Brust legte.

Langsam öffnete sie ihre Augen. "Ich danke dir, Ranma", hauchte sie zärtlich. "Aber auch wenn wir noch nicht bereit dazu sind, uns jene Dinge ins Gesicht zu sagen, möchte ich doch nie wieder diese Berührungen nur im Schlaf erleben."

Sie führte seine Hand zu ihrem Gesicht und schlief mit einem zufriedenen Lächeln wieder ein. Seit sie gemeinsam die kleine Hütte betraten, hatte er ihre Hand nicht losgelassen. Er genoss die wohlige Wärme ihrer Haut.

Vorsichtig lehnte er sich nach vorne, um seinen Oberkörper auf dem Bett auszuruhen. Ihr gleichmäßiger, tiefer Atem wirkte beruhigend und vertraut, ihr Nähe benebelnd. Ein weiteres Mal schaute er zu ihrem Gesicht auf. Der niedliche Ausdruck bewirkte ein aufregendes Kribbeln in seinem Bauch und ein inniges Wohlbefinden zugleich. "Sie hat sich zu einer schönen, jungen Frau entwickelt und ist doch noch so süß wie am ersten Tag." Seufzend legte er seinen Kopf zurück in die vorherige Position und vergrub seine Nase in dem weichen Stoff ihres Yukatas, der mittlerweile ihren süßlichen Duft angenommen hatte.

"Aber wie", überlegte er, "sollte ich auch meine Gefühle passend in Worte fassen?"

"Ich liebe so sehr...", sprach er auf einmal leise seine Gedanken aus, als er langsam mit dem Gesicht an ihrem Bauch einschlief.

~

Ai no Bubun ~ Piece of Love ~ Ein Teil deiner Liebe (***)

Tief in meinem Herzen

werden meine Worte erklingen

Kannst du sie hören?

* Und auf deinen Lippen

werde ich dir ein Liebeslied singen

* Gib mir nur einen Teil deiner Liebe ab

Einen Teil deines Herzens

Jener, der ganz tief in dir versteckt ist

Und mir den Schlaf raubt

Denn es ist genau der Teil, den ich brauche

... ohne den wir nicht vereint sein können

... ohne den mein Liebeslied an dich nicht erklingen kann

* Einsamkeit von hoch oben;

Sofort würde ich sie beenden

Doch ich weiß noch nicht wie

* Wenn wir voneinander getrennt sind

Schmerzt es uns in unseren Herzen

Und je mehr du vor mir davon läufst,

Desto mehr werde ich mich nach dir sehnen...

~ (wirkliches) Ende

---

So, jetzt ist aber wirklich Schluss! Ich hoffe, euch hat meine Geschichte gefallen. Puh... so etwas Langes habe ich ja noch nie geschrieben. Sorry, dass das Ende so etwas dämlich geworden ist. Ich habe gegrübelt und gegrübelt, aber kam einfach nicht drum herum. *seufz*

Wie immer würde ich mich über Kommentare sehr freuen! ^__^ Ganz lieben Dank fürs Lesen hier auf ff.net an urukai, Bulmablume, eleana, Spike, Anima, Sarah Guderjahn und dem Anonymen Fanfic Leser. Daisuki mina!

Ich hoffe natürlich, dass ihr mir als Leser auch weiterhin treu bleiben werdet. ^^

Und hier noch ein kleiner Quellenhinweis:

(*) = Freie Übersetzung des Ending Songs "Positive"

(**) = Freie Übersetzung des OVA Openings "Boku tachi wa kore kara"

(***) = Freie Übersetzung des Second Movie Endings "Peace of Love"

Tut mir leid, wenn es an einigen Stellen etwas krumm kriegen sollte. Japanisch ist leider oft sehr schwierig zu übersetzen. Und ich habe sowohl mit den Originalen, als auch mit anderen Übersetzungen gearbeitet, was die Sache natürlich leicht kompliziert gemacht hat. ~.~ Ansonsten habe ich mich bemüht, wenigstens ein wenig Poesie mit einfließen zu lassen. Ich konnte einfach nicht widerstehen, als ich die Lyrics gelesen hatte, kurz bevor ich dieses Kapitel beendet hatte. Sie passen einfach soo gut! *____* Naja finde ich zumindest. *hust* lol Also dann, ich laber euch hier zu, meine Güte.... *kopfschüttel* Lasst es euch gut gehen, Freunde! ^^v

Und nicht die Kommentare vergessen, ja? lol

Aaah ich schon wieder! Hehehe Eines noch, nur noch eines, versprochen! Hey, du da vorne, nicht mit Tomaten werfen! __ Nur mal, um das Geheimnis meiner Titel endlich zu lüften: Das erste Kapitel hieß Jajauma ni Sasenaida, was frei übersetzt so etwas heißt wie "Mach mich nicht so wild wie du es bist" (tatsächlich: Mach aus mir kein wildes Pferd). Das ist nicht nur das erste Opening, sondern auch passend, weil Akane ja in diesem Kapitel schließlich anfängt, so ein bisschen abzuticken. ^.~

Die folgenden Kapitel bis Nummer 8 Tragen alle die Titel der Serienstaffeln. Manche allerdings leicht abgeändert, sodass sie zum jeweiligen Inhalt noch passen.

#2 = Anything Goes Martial Dreams (Ranma fasst Akanes Verhalten als Kampf auf) #3 = Hard Battle (Der Kampf geht weiter) #4 = Outta Control (Akane weiß nicht mehr weiter und handelt überstürzt, indem sie abreist) #5 = Partial Mayhem (bedeutet so viel wie "zum Teil schwere Körperverletzung" und bezieht sich auf Ranmas Entführung) #6 = Random Rhapsody (Ranma erkennt allmählich seine wahren Gefühle) #7 = Ranma Forever (Akane weiß, sie wird nur Ranma lieben können) #8 = Ai no Bubun (= Peace of Love - frei: Ein Teil deiner Liebe - Siehe Lyrics des Epilogs und deute selbst ^^;;)

Jaa, wer hätte gedacht, dass das letzte Kapitel diesen Namen trägt, hm? ^^ Ich fand den Text so passend zu Ranmas Gefühlen (fiel mir übrigens erst auf, nachdem ich mir dachte: 1. Kapitel = erster Vorspann, also letztes Kapitel = letzter Nachspann *grins*).

Okay, das war's jetzt aber ECHT. Wenn ihr so müde vom Lesen seid, dass ihr keine Kommis mehr schreiben wollt, verstehe ich das natürlich. Aber ich werde trotzdem weinen. ;___;