Enma ruft Enma Teil 4 - Die unmögliche Aufgabe

"Wie bitte?" Vegeta trat zurück und lachte verächtlich. "Diese Tattergreisin soll uns trainieren?"

"Sei nicht so voreilig", zischte Piccolo und musterte die alte Frau mit schmalen Augen. "Sie dämpft ihre Aura, aber ich habe so das Gefühl, dass Enma sie aus gutem Grund dafür ausgewählt hat."

"Da hast du verdammt recht, Grünling", lachte Genkai und betrachtete Vegeta von Kopf bis Fuß. "Du bist wohl ein ähnlich sturer Knochen wie Hiei, hm?" "Pah!" Hiei verschränkte abwehrend die Hände und drehte sich demonstrativ um. Mit Vegeta in einen Topf geworfen zu werden ging dem stolzen Feuerdämonen gegen den Strich.

Kurama wollte etwas sagen, ließ es dann aber bleiben. "Der grüne heißt Piccolo und kann sich selber heilen", sagte Yusuke zu Genkai gewandt. "Der mit den schwarzen Haaren ist Vegeta, ein Prinz der Sai...Saidingsbums und offenbar ziemlich stark, so wie er redet." "Es heißt Saiyan, du Mensch", zischte Vegeta. "Und Saiyans sind viel stärker als ihr es euch überhaupt vorstellen könnt."

"Nun, auch Ochsen sind stark", spöttelte Hiei. "Soll das heißen, ich bin ein Ochse, du Zwerg?", Vegeta packte ihn am Kragen und machte Anstalten, ihn über den nächsten Berg zu schleudern.

"Selber Zwerg und nimm deine Pfoten von mir", flüsterte Hiei heiser, das Schwert in der Hand, "oder kannst du dir den Arm nachwachsen lassen wie dein grüner Freund?" "Schluss mit dem kindischen Geplänkel!" Die Autorität in Genkais Stimme war nicht zu überhören. "Ph!" Vegeta ließ Hiei los und drehte sich zu der alten Frau um. "Wenn du schon so große Sprüche klopfst, Oma, hoffe ich für dich, dass du keine Athritis hast."

"Soll das eine Herausforderung sein", konterte Genkai mit einem amüsierten Unterton. "Wenn ja, dann folge mir."

Die Hände locker auf dem Rücken verschränkt spazierte sie leichten Schrittes voran. Erst um den Tempel herum, dann ein Stück durch den Wald bis zu einem verlassenen Steinbruch. "Hier kannst du dich austoben, Vegeta, so war doch dein Name, oder?"

Vegeta schlug mit der Faust in seine leere Handfläche und atmete tief durch, um seine Kräfte zu sammeln. "Vergiss nicht, dass du darum gebeten hast, Alte. Und glaub nicht, dass ich mich zurückhalte nur weil du eine Frau bist!"

Er ging in Angriffspose und lauerte auf seine Chance. "Sei vorsichtig, Genkai", riet ihr Piccolo, der sich auf einem der Steinblöcke nieder gelassen hatte, "wenn Vegeta richtig sauer ist, kann man für nichts garantieren."

"Mach dir keine Sorgen um sie", sagte Yusuke und machte es sich neben Piccolo geütlich. "Die alte Hexe hat genug Tricks auf Lager." Seine Gedanken wanderten kurz zurück zu jener Zeit, als er selbst bei ihr in die Lehre gegangen war. Das Training war nicht hart gewesen, denn das Wort "hart" wurde der unmenschlichen Strenge von Genkais Methoden kaum gerecht.

"Wird das heute noch etwas?", fragte Genkai gelassen und machte keine Anstalten von sich aus die Initiative zu ergreifen.

Vegeta fühlte sich nicht ernst genommen und seine Aura fing an zu leuchten. Genkai zog die Augenbrauen hoch. "Also steckt doch etwas mehr dahinter, erfreulich, sehr erfreulich..." "Freu dich mal lieber nicht zu früh", knurrte Vegeta und setzte zum Angriff an. Er schoss auf Genkai zu, die problemlos zur Seite wich, ohne dabei ihre Hände vom Rücken zu nehmen. "Wusste ich doch", sagte Yusuke. "So ist es mir am Anfang auch ergangen. Sie ist einfach nicht zu fassen."

Wieder und wieder schlug und trat Vegeta nach der alten Frau, doch diese schien immer schon zu ahnen, wohin der nächste Schlag gehen sollte und war bereits wieder außer Reichweite wenn Vegetas Faust die Luft zerteilte. "Na gut, dann eben anders." Vegeta war noch voll in Fahrt, wenn auch schon leicht gereizt und frustriert. "Jetzt fang ich erst richtig an, alte Hexe!" "Wird auch langsam Zeit. Ich habe noch eine Suppe auf dem Herd stehen", sagte sie freundlich. "Leg mal einen Zahn zu, Kleiner."

Das gab Vegeta den Rest. Er sammelte mehr und mehr Energie und mit einem gewaltigen Schrei wurde er zum SuperSaiyan. Seine Muskeln schwollen an und seine Haare leuchtenden wie flammendes Gold. Aus seinen Handflächen schossen Lichtkugeln.

"In Deckung!" rief Piccolo und sprang hinter den Felsblock. "Jetzt ist er nicht mehr zu bremsen." "Nicht nötig, Grüner", kam es sorglos von Hiei. "Genkai hat vorgesorgt."

Tatsächlich, als der erste, der in blinder Wut verschossenen Energiebälle auf die vier zu zischte, verpufft er zwei Schritte vor dem Felsblock auf dem sie saßen an einer unsichtbaren Mauer. Genkai wich den knisternden Geschossen immer noch mühelos aus, aber immerhin hatte sie ihre allzu gelassene Haltung aufgegeben. Die Energiebälle, die ihr bedrohlich nahe kamen, prallten an ihrem Schild ab. Auch Vegeta fiel nach einiger Zeit auf, dass er so nicht ans Ziel kam. Er blieb keuchend stehen und machte sich daran, seine Kraft noch mehr zu konzentrieren, um eine Stufe weiter zu steigen.

"Viel ..." Genkai wurde mit einem Schlag zu einem wunderschönen, jungen Mädchen mit großen Augen, dessen rosa Haare vor Leben und Kraft glänzten. "..zu..." Innerhalb eines Wimpernschlages stand sie vor Vegeta und holte mit der rechten Hand aus, "...langsam!" Der Hieb war genau dosiert und perfekt gezielt. Obwohl die dicken Halsmuskeln den betreffenden Nervenknoten schützten, trat die Wirkung sofort ein. Vegetas Aura erlosch, sein Haar verfärbte sich wieder dunkel und er kippte um. Genkai stand ungerührt vor ihm, griff nach seinen Haaren und zog den bewegungsunfähigen Vegeta, der noch voll bei Bewusstsein war, daran in die Höhe. Ihr Gesicht wurde wieder faltig und das Rosa ihrer Haare erblasste. "Bist du jetzt bereit, dich von mir trainieren zu lassen?", fragte sie mit hochgezogenen Brauen, "oder brauchst du noch eine Demonstration?" Natürlich vermochte Vegeta mit keiner Wimper zu zucken. "Na also,", sagte Genkai zufrieden, ließ seine Haare los, sodass sein Kopf auf den Boden knallte, "du hast also nichts mehr einzuwenden." Sie drehte im den Rücken zu und schlenderte davon.

"Ähmmm...", meldete sich Kurama, "habt Ihr nicht etwas vergessen, Genkai- sensei?" Sie warf einen Blick über ihre Schulter zurück. Kurama deutete auf den regungslosen Vegeta. "Ach so", winkte Genkai ab, "ich habe keine Lust, ihn zu tragen. Mach du das, Grünling. Immerhin ist er dein Freund."

"Ich heiße nicht Grünling, sondern Piccolo", knurrte dieser und bückte sich nach Vegeta. Mit einem Ruck hob er ihn hoch und legte ihn mit den Beinen nach vorne wie einen Sack über seine Schultern. "Ihr werdet ihn hoffentlich die Lähmung noch vor Anfang des Trainings aufheben, oder?" Genkai zuckte die Schultern. "Wenn ich Lust dazu habe..."

Hiei stand plötzlich neben Piccolo und betrachtete den hilflosen Vegeta mit einem spöttischen Lächeln. "Ochse!"

"Hiei!", kam es tadelnd von Kurama. "Es ist nicht nett, wenn du ihn auslachst wo er sich nicht wehren kann und steck sofort den Stift ein!"

Doch es war schon zu spät, auf Vegetas Wangen prangten bereits die Schriftzeichen für "Schwächling", "Ochse", "Idiot" und "Bitte, tritt mich!" zusammen mit einem falschen Schnurrbart mit schneckenförmig eingerollten Enden.

Piccolo verrenkte sich fast den Hals, um einen Blick auf Vegetas Gesicht zu werfen, wärhend sie mit raschen Schritten Genkai folgten. "Du", er sah Hiei an, "du weißt schon, dass er dich dafür umbringen wird, oder?"

"Nur falls er bis dahin gelernt hat, dass Kraft nicht vergeudet werden darf", kam es von Genkai, die offenbar die ganze Unterhaltung hinter ihr mitbekommen hatte. "Und da hat dein hitzköpfiger Freund noch einen weiten Weg vor sich." "Er ist nicht mein Freund", gab Piccolo zurück. "Ich habe keine", er stockte, und vor seinem geistigen Auge tauchte das zutrauliche Gesicht des kleinen Gohan auf, "fast keine Freunde. Er und sein Kumpel haben mich damals getötet."

"Aber du lebst doch", wunderte sich Kurama. "Ja, dank der Dragonballs und Gohans Wunsch." Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf, als er an den jungen Saiyan dachte. Er vermisste jene Zeit mehr, als er jemals zugeben würde.

"Dann bedeutet es nichts", kam es von Yusuke, der nur einen Schritt hinter Genkai lief. "Der da", er wies mit dem Daumen auf Hiei, "wollte nicht nur mich um die Ecke bringen, sondern mein Mädchen in ein Monster verwandeln. Trotzdem ist er jetzt mein Freund." Er zwinkerte Hiei zu, der rasch zur Seite sah, um die Verlegenheit zu verbergen und etwas murmelte, das sich wie "Quatsch", anhörte. Yusuke lachte. "Und so vorsichtig, wie du den da trägst", fügte er an Piccolo gerichtet hinzu, "ist er dir immerhin mehr wert als ein Sack Kartoffeln, oder?"

Darauf wusste Piccolo nichts zu sagen und schweigend legten sie den Rest des Weges bis zum Tempel zurück.

"Wie soll denn nun das Training aussehen, Genkai?", fragte Yusuke und sah sich um. "Ich kann nicht erkennen, ob du etwas vorbereitet hast."

"Nur nicht ungeduldig werden, Yusuke", grinste Genkai. "Erst einmal muss ich die Kräfte unserer Gäste genauer prüfen." Sie stieß die Türe eines Nebengebäudes auf und siehe da, die alte Spielhalle, aus der Zeit als sie unter hunderten Bewerbern ihren Lehrling und Nachfolger herausfiltern wollte, funkelte im Licht der vielen Leuchter in alter Pracht.

"Sollen wir das auch machen?", fragte Hiei in gelangweiltem Tonfall. "Bist du taub auf den Ohren?", gab Genkai zurück. "Dieser Test ist für den Grün..., für Piccolo und den Mehlsack, den er trägt."

Piccolo bückte sich und ließ Vegeta von seiner Schulter auf den Boden gleiten. "Er heißt Vegeta und nicht Mehlsack", sagte Piccolo. "Und er kann wohl kaum den Test in diesem Zustand machen." "Wo er recht hat...", murmelte Hiei.

"Schon gut", winkte Genkai. Sie kniete neben Vegeta nieder und presste den Daumen an eine andere Stelle seines Halses. Sogleich zuckte Vegeta zusammen und rieb sich keuchend die Kehle. "Das werde ich dir heimzahlen, du Hexe", ächzte er und stemmte sich hoch. "Jetzt gleich!" Seine Aura flackerte und flammte in voller Kraft auf.

"Ts...ts...", meinte Hiei nur. "Ein Ochse kann nicht aus seiner Haut..." "Du kleiner...!" Vegeta fuhr auf ihn los, aber schon beim dritten Schritt verhakten sich seine Beine und er stolperte gegen einen der Apparate.

"Ich hätte dich vorwarnen sollten", sagte Genkai, "es wird noch etwas dauern, ehe du die vollständige Kontrolle über deinen Körper zurück hast."

Vegeta fluchte lauthals und blieb schwer atmend vor dem Spielautomaten stehen. In dem Glas des Bildschirms spiegelte sich sein bemaltes Gesicht. "Dafür...", keuchte er und ballte die Fäuste, "...dafür ziehe ich dir bei lebendigem Leib die Haut ab, du kleiner Punk!"

"Wer ist hier der Punk?", spottete Hiei. "wenn ich mir deine Geheimratsecken so ansehe, werde ich jedenfalls nicht der erste sein, der eine Glatze hat."

"Pech für dich", fauchte Vegeta, "bei uns Saiyan wachsen die Haare im Erwachsenenalter zwar nicht mehr, aber sie fallen auch nicht aus."

"Sie wachsen nicht mehr nach?" In Hieis Augen funkelte es verdächtig und er zog ein wenig am Griff seiner Klinge, dass ein Streifen Stahl zwischen Heft und Scheide im künstlichen Licht glänzte. "Ein Haarschnitt wäre also etwas Endgültiges...?"

"Komm nicht auf dumme Gedanken, Hiei", warnte ihn Yusuke. "Du hast dich heute schon genug auf seine Kosten amüsiert. Wir haben nicht soviel Zeit, dass wir sie mit dummen Streichen vergeuden können."

"Da hat Yusuke völlig recht", stimmte ihm Genkai zu. "Fangen wir also an, eure Ki-Fähigkeiten zu Prüfen. Der Gr... ich meine Piccolo zuerst." .... ............

"Ich komme schon!" Bulma schlang sich rasch ein Handtuch um die nassen Haare und lief zur Wohnungstüre.

Trunks war bei den Sons, um von Vegetas Abwesenheit abgelenkt zu werden. Bulma hatte ihm eine Koffer mit Kleidung für die nächsten paar Tage mitgegeben und Chichi in Vegetas Verschwinden und Gokus kurzen Auftritt eingeweiht. Nur zu gut erinnerte sie sich noch an Chichis Aufregung. "Und wie hat er ausgesehen, mein Goku? Geht es ihm gut? Warum kommt er nicht zu mir?"

"Langsam, langsam", hatte Bulma sich gegen die Fragenflut gewehrt. "Er war ja nicht zum Vergnügen hier und ausgesehen hat er wie damals, als er starb. Fit und stark und keinen Tag älter." "Das ist ungerecht", hatte Chichi geseufzt und sich die Haare glatt gestrichen. "Ich werde immer älter und faltiger und er bleibt jung und stark."

Bulma war froh, dass ihr dieses Problem im Moment noch keine Sorgen machte, da Vegeta ja auch Leben und somit der Zeit unterworfen war, allerdings ... es war ihr aufgefallen, dass in den Jahren seit sie Vegeta kannte nicht ein Lachfältchen (okay, er lachte selten, aber das tat nichts zur Sache) sich in seine Haut gegraben hatte. Nun gut, er hielt sich fit durch sein Training, aber ein wenig merkwürdig war es schon...

Sie rief sich zur Ordnung und schleuderte das nasse Handtuch in das nächste leere Zimmer, fischte einen Kamm aus ihrer Hosentasche und glättete hastig die feuchten Strähnen, ehe sie die Türe öffnete.

"Hallo, Bulma."

"Yamchu, hallo! Was machst du denn in der Gegend?" "Meine neue Freundin ist gerade mit ihren Freundinnen beim Shoppingtrip und da dachte ich, ich schau mal bei dir und Vegeta vorbei. Wie geht es dem kleinen Trunks?" "Der ist bei Chichi. Komm doch rein und setz dich ins Wohnzimmer. Ich trockne rasch die Haare und mache uns einen Tee."

Bulma trug ihre Haare seit neuestem wieder kurz und stufig, was ihr ein elfenhaftes Aussehen verlieh. Daher dauerte es nur sieben Minuten, ehe sie mit einem voll beladenen Tablett ins Wohnzimmer kam, wo Yamchu ein paar eingerahmte Fotos betrachtete, welche auf der Kommode standen. "Du hast das Bild immer noch", sagte er leise lachend und hob einen der silbrigen Rahmen hoch. Bulma stellte das Tablett ab und warf einen Blick auf das Bild. "Ach, das alte Ding? Sieht so aus als würde ich nostalgisch, nicht? Ich habe es vor ein paar Wochen auf dem Speicher gefunden und sofort rahmen lassen. Waren wir noch jung, damals..."

"Allerdings", sagte Yamchu und kratzte sich verlegen lachend am Hinterkopf. "Hast du es Chichi gezeigt?"

"Nein", erwiderte Bulma kopfschüttelnd. "Sie hat alle Bilder von Gokou in eine Schachtel gepackt. Kein einziges steht oder hängt bei ihr im Haus herum. Wenn Goten älter ist, will sie mit ihm jedes einzelne durchgehen und ihm alles erzählen."

"Hast du sie mal gefragt, warum sie keinen Schrein für Gokou aufgestellt hat?" "Habe ich." Bulma setzte stellte die beiden Becher vom Tablett auf den Tisch und goss sie mit grünem Tee voll. "Willst jetzt einen Tee oder nicht? Ich habe auch süße Reisbällchen dazu."

Yamchu ließ sich nicht zweimal bitten. Er nahm einen kleinen Schluck von dem bitteren Tee und griff nach dem obersten der mit rotem Bohnengelee gefüllten Bällchen. Die Süße des Snacks harmonierte perfekt mit dem Tee. "Und?", fragte er mit vollem Mund. Bulma zog verärgert die Augenbrauen hoch. "Hat dir deine neue Freundin keine Manieren beigebracht?"

Yamchu verschluckte sich am Rest des Bällchens und musste husten. Er klopfte sich an die Brust, um wieder Luft zu bekommen. "Uff!" Ein hastiger Schluck Tee, dann wandte er sich wieder Bulma zu. "Und was hat Chichi gesagt?"

"Dass es keinen Sinn macht, einen Schrein für jemanden aufzustellen, der gar nicht tot ist." "Wie? Was?" Yamchu setzte die Tasse ab. "Aber er ist doch im Jenseits, wir alle haben seine Stimme von dort gehört. Da gibt es nichts zu rütteln."

"Genau das ist ja ihr Argument", Bulma nahm einen Schluck Tee, griff nach einem Reisbällchen und biss ein wenig davon ab. Während sie es langsam kaute, wartete Yamchu wie auf Nadeln, dass sie weiter erzählte.

"Was für ein Argument soll das sein? Tot ist tot. Mausetot. Gokou ist so tot, dass von ihm nichts mehr übrig geblieben ist. Punktum", stocherte er nach.

Bulma seufzte und sah davon ab, einen weiteren Bissen zu nehmen. "Du bist ganz schön schwer von Begriff, nicht wahr? Für mich warst du auch nicht so richtig tot, als du tot warst. Ich wusste, es gibt die Möglichkeit, dich zurück zu holen und daran habe ich mich geklammert. Wenn ich einen Schrein für dich aufgestellt hätte, dann wäre das doch so, als hätte ich dich aufgegeben. Eine Zeit lang trauern, die Erinnerung hoch halten und sich dann was Neues suchen, das erwarten die Leute doch von Witwen, besonders wenn diese kleine Kinder haben wie Chichi und ständig in Geldnöten sind." So hatte Yamchu das noch nie gesehen. "Hmm... stimmt, da ist etwas dran. Und er ist ja nicht unerreichbar dort drüben. Immerhin kann er ja über Meister Kaio mit uns reden, wenn er will." "Und über Uranai Baba", sagte Bulma.

"Wie kommst du gerade auf Uranai Baba?", fragte Yamchu verwundert, woraufhin ihm Bulma die ganze Geschichte erzählte.

"Uii!", Yamchu pfiff durch die Zähne, "klingt nicht gerade nach einem Spaziergang." Mit einem Seufzen strich er sich durch die Haare. "Kein Wunder, das Gokou mich nicht gefragt hat. Ich habe schon ewig nicht mehr richtig hart trainiert."

"Da bist du sicher nicht der einzige. Außer Vegeta und Piccolo hat sich doch jeder des alten Teams in letzter Zeit auf die faule Haut gelegt. Ich wette Gohan, Kuririn und Muten Roshi sind auch nur noch Schatten ihrer ehemaligen Kraft."

"Da dürfte was dran sein...", grinste Yamchu und überspielte sein schlechtes Gewissen, indem er noch einen tiefen Schluck Tee nahm und ein weiteres Reisbällchen in seinen Mund stopfte. In diesem Moment läutete es an der Haustüre.

"Wer kann das nun wieder sein?", fragte Yamchu verwundert. "Vielleicht deine Freundin, die mir die Augen auskratzen will", scherzte Bulma und schritt zur Haustüre.

"Unmöglich!", Yamchu folgte ihr, "sie weiß nicht wo ich bin, wir haben abgemacht, dass wir getrennt heim gehen."

Bulma schob den Riegel zurück und öffnete die Türe. Draußen schwebte Uranai Baba auf ihrer Kugel. Hinter ihr stand ein junger Typ mit roten Haaren und einem blauen Anzug, der schon bessere Tage gesehen hatte.

"Gut, dass du da bist, Bulma", sagte die Schwester des Herrn der Schildkröten erleichtert. "Dürfen wir herein kommen?"

"Aber ja doch. Das ist...?", fragte Bulma in Richtung des rothaarigen Burschen. "Oh, das ist einer von der anderen Seite. Sein Name ist Kuwabara." "Welche andere Seite?", platzte Yamchu heraus, der hinter Bulma stand. "Yamchu, du bist auch da?", Uranai Baba rieb sich die Hände. "Fein, dann muss ich dich nicht mehr suchen. Lässt du uns jetzt rein, oder nicht?" Eilends trat Bulma aus dem Weg und Uranai Baba schwebte an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Der rothaarige Junge, entschuldigte sich für die Störung, schlüpfte aus seinen Schuhen und trottete auf Strümpfen ihr nach.

Im Wohnzimmer sprang Uranai Baba von ihrer Kugel auf das Sofa und erkundigte sich bei Bulma ob sie auch einen Tee haben könnte. In Windeseile brachte Bulma noch zwei Becher, goss beide voll und erkundigte sich nach dem Zweck des Besuchs.

"Nun", sagte Uranai Baba nachdem sie genüsslich einen Schluck geschlürft und den Tee für erträglich befunden hatte, "eigentlich bin wegen ihm mitgekommen." Sie nickte in Kuwabaras Richtung. "Sein Enma, eigentlich der Sohn seines Enma, hat ihm den Auftrag erteilt, die Dragonballs zu suchen. Er will mit Shen Longs Hilfe die Gefahr im Jenseits auf der anderen Seite bannen. Ich muss wohl nicht extra betonten, dass, jetzt da Vegeta, Gokou und Piccolo dort sind, auch sie von dieser Extinction bedroht werden. Wenn wir Kuwabara helfen, helfen wir auch unseren drei Helden drüben." Mit diesen abschließenden Wort schnappte sie sich gleich zwei der Reisbällchen und verschlang sie mit lautem Schmatzen.

Von ihrem Mangel an Tischmanieren peinlich berührt, drehte Kuwabara den Becher in seinen Händen hin und her. Endlich fasste er sich ein Herz und neigte den Kopf fast bis zur Tischplatte. "Bitte, Briefs-san, bitte helfen Sie mir und leihen Sie mir Ihre wunderbare Erfindung namens... ähm ... namens ..." Er schielte zu Uranai Baba hinüber, die soeben die nächsten Reisbällichen in Händen hatte. "Dragonballradar, heißt das Ding, du Dummkopf", soufflierte sie, ehe sie zubiss. "...wunderbare Erfindung nahmens Dragonballradar, bitte!", brachte Kuwabara seinen Satz im zweiten Anlauf zu ende.

"Keine Sorge", Yamchu klopfte Kuwabara aufmunternd auf den Rücken. "Da es auch um Vegeta geht, wird Bulma ihn dir sicher leihen."

"Nein!", kam es aus Bulmas Mund und es klang verdammt endgültig. "Ich werde ihn niemandem leihen."

Uranai Baba verschluckte sich an dem letzten Bissen der Reisbällchen und Bulma musste ihr herzhaft auf den Rücken schlagen, damit sie nicht erstickte.

"Uachh!", brachte die kleine, alte Frau mühsam hervor und trank hastig einen tiefen Schluck Tee. "Sag das nochmal, Bulma!"

"Ich ... verleihe ... meinen ... Radar ... nicht!", wiederholte Bulma unerbittlich. Kuwabara sank geknickt in sich zusammen. "Kann ich Sie nicht irgendwie umstimmen, Briefs-san?" Bulma schüttelte den Kopf und seine Schultern sanken noch tiefer. "Dann wird meine Welt ... ein Albtraum der lebenden Toten ..."

"Bulma, überlege es dir doch. Es geht um viele Menschenleben. Ich hätte nie gedacht, dass du so kaltherzig und egoistisch bist!", platzte Yamchu heraus.

Platsch! hatte er den Tee aus Bulmas Becher im Gesicht. In Bulmas Augen funkelten Tränen. "Du gemeiner Kerl, ich habe nie gesagt, dass ich nicht helfen will, oder mir die vielen Menschen aus der anderen Welt egal sind!"

Ein Hoffnungsfunke glühte in Kuwabaras Augen auf. "Dann leihen Sie ihn mir doch?" "Nein." "Aber", mischte sich Yamchu wieder ein und wischte sich mit einem Taschentuch den Tee aus dem Gesicht, "gerade eben hast du noch gesagt..." Er sah zu Uranai Baba hinüber, die genüsslich den letzten Schluck Tee nahm. "Sag doch auch etwas!"

"Ihr beide seid echt schwer von Begriff, wie?", Uranai Baba ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Ich muss zugeben, im ersten Moment war ich auch etwas überrascht, aber jetzt habe ich begriffen." "Und was?", bohrte Yamchu. "Weihe uns doch ein, in deine Hellsicht."

"Dazu braucht es keine Hellsicht, Yamchu", sagte Uranai Baba. "Bulma will selbst die Dragonballs suchen. So einfach ist das."

Yamchu und Kuwabara drehten sich zu Bulma. "Ist ... ist das wahr, Briefs- san?", hakte Kuwabara vorsichtig nach.

"Stimmt genau", sagte Bulma und goss sich frischen Tee nach. "Daheim sitzen und nur warten, das macht mich kribbelig. Ich will etwas tun, das mich ablenkt und wenn es zudem noch Vegeta und Gokou hilft, hält mich nichts mehr."

"Damit es schneller geht, sollten wir auch noch die anderen zusammen trommeln", schlug Yamchu vor. "Uranai Baba, könnt ihr Kuririn und Gohan Bescheid sagen?"

"Nicht Gohan", winkte Bulma ab, "sonst kriegt Trunks was mit und dann will er auch mit kommen. Er ist noch viel zu klein für so eine gefährliche Suche."

"Hmm... dann können wir Kuririn wohl auch vergessen. In dessen Hirn ist momentan nur Platz für C18 und Maron, seine Tochter." Yamchu kratzte sich am Kopf und ging mit Hilfe der Finger die Liste seiner Freunde durch. "Tenshinhan hat sich von uns endgültig verabschiedet, ebenso Chaozu. Die beiden sind sicher nicht bereit, uns zu helfen. Bleiben noch der Herr der Schildkröten und Yajirobi ..." "Niemals!", legte Bulma auch hier ihr Veto ein. "Ich nehme diesen alten Lustmolch niemals freiwillig mit und der andere ist doch viel zu faul, um seine vier Buchstaben vom Quittenturm weg zu bewegen solange es dort Nachschub an Bohnen gibt. Es reicht mir, wenn ich auf euch beide zählen kann. Du lässt mich nicht hängen, Yamchu, oder?"

Yamchu seufzte. "Ich werde mir eine gute Ausrede für Suza, meine neue Freundin, ausdenken. Die Wahrheit würde sie weder glauben noch verstehen. Selbverständlich komme ich mit." "Dann ist ja alles soweit klar", sagte Uranai Baba zufrieden, stellte ihren Teebecher ab und hüpfte auf ihre Kugel. "Danke für den Tee und die Snacks, Bulma. Ich werde unserem Enma Bescheid sagen, dass die Aktion Dragonball im Anrollen ist." Mit diesen Worten verschwand sie.

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Währenddessen schritt Firozz schweigend durch die verwinkelten Gänge der Blutfestung. Aus den Augenwinkeln sah er La'ir gut ein halbes Dutzend Schritte hinter sich. Der junge Mann in der weißen Kutte wankte bei jedem zweiten Schritt und musste sich öfters an die Wand lehnen. Der Schweiß stand in dicken Tropfen auf dem kalkweißen Gesicht.

"Dir sind die Leckerbissen des Fürsten wohl nicht gut bekommen, wie?", lachte Firozz meckernd. "Ein Mensch muss entweder sehr verdorben, sehr dumm oder sehr verzweifelt sein, um sich mit uns einzulassen. Was davon bist du?"

"Wahrscheinlich eine Mischung aus allem, Meister Firozz", sagte La'ir mit schwacher Stimme. "Gute Antwort", nickte Firozz zufrieden. "Erwarte dennoch nicht, dass Getseco sich zurückhält. Wenn er einmal den Geschmack jungen Menschenfleisches auf der Zunge hat, wird er auch vor dir nicht halt machen."

"Das wird sich zeigen", bemerkte La'ir nur und wankte weiter zu der Türe, welche in seinen persönlichen Raum führte. Die Hand auf den Magen gepresst stolperte er zu seinem Bett und fiel auf das schmuddelige Laken. Es war nicht das erste Mal und er wagte nicht, eine Medizin zu schlucken, obwohl er im Stillen bereits ein paar Tränke gehortet und ausprobiert hatte. Getseco würde an seinen Schweiß die Rückstände des Trankes riechen und ihm daraus einen Strick drehen. La'ir krümmte sich und wünschte sich nicht zum ersten Mal ein Ende herbei. Welle um Welle von Übelkeit und Schmerz rasten durch seinen Körper, ehe er schweißgebadet einschlief. Er hatte es wieder einmal überlebt. Doch wofür?

....

Firozz bog in eine kleine Seitenhalle ein, wo schon drei Gestalten auf ihn warteten. "Wie hat er es aufgenommen", fragte der größte der drei, ein wahrer Riese mit einem schreiend gelben Kopfpelz und winzig kleinen Augen in dem stumpfsinnigen Bratpfannengesicht.

"Genau wie erwartet, Seldot", lachte Firozz. "Wie weit sind die Spiegel, Marami?"

Die schlanke, weibliche Dämonin machte eine sparsame Siegesgeste. "Alles bereit wie versprochen, Meister Frirozz. Das Spezialglas ist als dritte Schicht eingefügt worden. Nicht einmal Getseco wird etwas merken, ehe es zu spät ist."

"Das hoffe ich doch sehr. Wir wissen alle, was er mit euch und mir tun wird, falls er unser doppeltes Spiel bemerkt."

"Vielleicht würde er es amüsant finden", kam es von unten, wo der kleine, nur etwa hüftgroße Dämon seine Fingernägel mit der Spitze eines der vielen Dolche reinigte, die er an den unwahrscheinlichsten Stellen seines Körpers trug.

"Ah, Jiroh. Täusche ich mich, oder sind seit meiner letzten Zählung drei hinzugekommen?" "Ihr habt ein gutes Auge, wie immer Meister Firozz", grinste der glatzköpfige Dämon und steckte den Dolch offen an seinen Gürtel. "Werden wir Gelegenheit haben, uns mit den Selbstmördern zu amüsieren, die Enma uns zu schicken gedenkt?"

"Ja, das würde mich auch interessieren", hieb Marami in die gleiche Kerbe und drehte den Kopf schwungvoll zur Seite, sodass ihre vielen, blutroten Zöpfe auf ihren Rücken flogen. Sie leckte sich die vollen Lippen und ihre goldbraunen Augen funkelten. "Es sind doch ein paar leckere Happen dabei, hoffe ich?"

"Sieht ganz so aus", beruhigte Firozz und steckte die klauenartigen Hände in die weiten Ärmel seines Gewandes. "Zumindest aus der Ferne sehen sie jung und muskulös aus. Also wenig Fett und viel zartes Fleisch vom Feinsten. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sie sich vor ihrem Ende noch richtig fürchten. Stress macht selbst den zähesten Brocken mürbe und dann werden sie uns sicher auf der Zunge zergehen."

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"Irgendwie ist mir fad", mäkelte Gokou in Enmas Palast und lehte sich im Besuchersessel zurück. "Die anderen haben wenigstens Spaß beim Training und werden stärker. Habt Ihr nichts für mich zu tun, Koenma?"

Der Sohn des Enma sah vom dem Berg Papiere auf, die er soeben mit seinem persönlichen Siegel versehen hatte. "Hmmm...", er kratzte sich die Stirn. "Ich denke nicht, dass du Lust hast, mir bei der Durchsicht all der Beschwerdebriefe zu helfen, oder?" Gokous entsetztes Gesicht sprach Bände.

"Habe ich mir gedacht", seufzte Koenma. "Wäre auch zu schön gewesen. Eine Sache hätte ich gern erledigt, allerdings.." Er verschränkte die Hände, wurde zum Teenager und sah Gokou ernst an. "... allerdings ist das ein Auftrag, bei dem ich selbst nicht in Erscheinung treten darf und den du ganz ohne Rückendeckung meinerseits ausführen müsstest."

"Klingt interessant. Worum geht es?"

Koenma musterte ihn kurz, dann drückte er eine Taste und auf einem der Bildschirme erschien das Gesicht eines sehr, sehr muskulösen Mannes mit glatten Haaren und einer coolen Sonnebrille. "Es geht um ihn hier."

"Er sieht stark aus."

"Das ist er auch. Bevor Yusuke ihn bezwang und tötete, hat ihm keiner das Wasser reichen können. Mit ihm an eurer Seite wären eure Chancen weit größer."

"Er ist tot wie ich, nicht wahr? Wo liegt denn das Problem? Ich meine, ihr müsst ihn nur rufen und ..." "So einfach ist das leider nicht", entgegnete Koenma seufzend. "Er hat vor seinem Tod jede Menge Verbrechen begangen. Dafür büßt er jetzt in er Hölle und die geben ihn dort freiwillig nicht wieder her ..."

Ende des 4. Teils