Enma ruft Enma

Teil 5 - Prüfungen

Umgeben von einer Schar glutäugiger Dämonen, die allesamt wie grauhäutige Gorillas ohne Fell aussahen, schritt Getseco den Flur hinunter. Er hatte sich bereit erklärt, einem Turnier der 88 besten Kämpfer unter den neuen Rekruten zuzusehen.

"Firozz...", sagte er leise, noch ehe er um die Ecke bog und tatsächlich stand der hagere Dämon keine zwei Schritte vor der Türe, welche zur Arena führte.

"Dein Gespür übertrifft wieder einmal alles", sagte Firozz und deutete eine spöttische Verbeugung an. "Wie du befohlen hast, wird Marami gegen den Sieger antreten."

Gestsecos Augen blitzten unter dem Schleier auf. "Dann wird es nicht ganz so langweilig..." "Was ist mit La'ir? Soll ich ihn auch auf die Liste setzen?"

Getseco machte eine wegwerfende Geste. "Nachdem er gestern von den Würmern gekostet hat? Das wäre viel zu fad..."

"Wie du meinst." Firozz winkte zweien von den Wächterdämonen, die Türe zu öffnen. Die Arena war ganz aus Onyx gebaut, nur der Kampfbereich selbst bestand aus vulkanischen Glas. Die Dämonen auf den Rängen erhoben sich bei Getsecos Eintreten. Ganz vorne, eine Reihe hinter den Ehrenplätzen zog sich La'ir mühsam hoch und versuchte, sein grünlich-graues Gesicht im Schatten der Kapuze zu verbergen. Er stank nach kaltem, krankem Schweiß und seine Kutte war mit Falten und Flecken übersäht.

Hoheitsvoll schritt Getseco die Stufen hinab. Als er neben La'ir stand mustere er dessen schweißüberströmtes Gesicht kurz. "So bist du nutzlos, La'ir... geh in dein Zimmer und nimm drei Schluck von der lila Essenz, die ich dir habe bringen lassen. Dann sieh zu, dass dein menschlicher Gestank nicht mehr meine Nase belästigt."

La'ir senkte den Kopf tiefer und tiefer. Es war nicht zu leugnen, dass Getseco es prächtigst verstand mit scheinbar netten Gesten Hoffnung auf eine erträgliches Leben zu nähren, um sie bei der nächsten Gelegenheit wieder grausam zu zertreten.

Während er so rasch als möglich dem Befehl nachkam und unter spöttischen Pfiffen und Buh-Rufen die Arena verließ, ließen sich Getseco und Firozz auf den Ehrenplätzen nieder. Firozz enthielt sich einer Bemerkung über La'ir, da er Getseco gut genug zu kennen glaubte, um dessen meisterliches Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche schweigend würdigen zu können.

Für lange Unterhaltungen war ohnehin keine Zeit, da ein Gong den Beginn es Turniers ankündigte.

....................

"Warum kann ich nicht sofort los?" Gokou verstand die Verzögerung nicht. "Ich bin top in Form, seht her!"

"Du bist wie Yusuke", beschwerte sich Koenma. "Soviel ich weiß hast du gestern abend jedenfalls gefuttert wie ein Scheunendrescher und geschnarcht, dass man dich im ganzen Palast hören konnte. Beim Frühstück hast du jedenfalls auch nichts anbrennen lassen."

"Nun ja..." Gokou kratzte sich am Kopf und grinste, "wenn man ein paar Jahre lang nichts zu Essen bekommen hat, ist das Jenseits hier geradezu paradiesisch." Er schlug mit der Faust in die offene Hand. "Wann kann ich jetzt endlich in die Hölle."

Koenma seufzte und knipste seine Bildschirme der Reihe nach an. Ein schmaler Pfad war zu sehen, der über eine tiefe Schlucht führte zu einem gewaltigen Tor, das fast so hoch war wie ein Berg. "Das ist der Eingang zur Hölle. Egal wieviel Kraft du hast, es kommt nur der hinein, der entweder einen offiziellen Besuchsausweis hat, oder rechtmäßig von mir verurteilt worden ist." Koenma deutete auf einen Beutel, der vorne auf seinem Schreibtisch stand. "Mach den mal auf!"

Gokou tat es und zog verwundert ein weißes Hemd, einen schwarzen Anzug, schwarze Halbschuhe, weiße Socken sowie zwei kleine, gelbe Hörner hervor.

Ehe er nachfragen konnte, erklärte Enma: "Das ist deine Ausrüstung für den offiziellen Besuch in meinem Namen. Ich habe die ganze Nacht Beziehungen spielen lassen, um einen Passierschein für heute zu bekommen. Du musst dir die Hörner vorne auf die Stirn kleben, dann rasieren wir deinen Kopf kahl und ..."

"Nein!"

"Wie bitte?!"

"N - E - I - N!" Gokou ließ das Hemd fallen und legte seine Händen schützend über seinen Kopf. "Ich bin ein Saiyan, meine Haaren wachsen nicht mehr!"

"So haarige Dämonen und Teufel gibt es aber nicht. Als mein Vertreter darfst du natürlich nicht als Mensch auftauchen. Den Heiligenschein behalte ich solange hier." Koenma winkte mit dem linken Zeigefinger und zu Gokous erstaunen schwebte sein Heiligenschein folgsam zu Koenma hinüber, der ihn in einer Schublade verstaute. "Also eine Tonsur ist das mindeste, was wir dir verpassen müssen, anders geht es nicht."

"Und was wäre, wenn wir die Sache mit dem Passierschein einfach vergessen?" fragte Gokou. "Ist es genau so kompliziert, von Euch verurteilt zu werden?"

"Das ist mit einem gestempelten Formular erledigt", sagte Koenma langsam. "Aber dann werden sie dich je nach deinen Verbrechen ebenfalls foltern und quälen."

"Das halte ich schon aus, ist ja nicht für immer, oder?"

Koenma kratzte sich am Kinn. "Hängt davon ab, ob du entkommen kannst, oder nicht." Er zog ein rotes Stempelkissen und einen roten Stempel aus einer anderen Schublade. "Geh mal nach draußen und sag denen, ich brauche eines von den 09 Formularen."

"Wird erledigt!"

In zwei Minuten war Gokou wieder hier. "Das muss es wirklich in sich haben", meinte er und legte das Blatt vor Enma auf den Tisch. "Es ist völlig leer, aber sie haben mich angeschaut, als wäre ich ein Ungeheuer."

"Einen Moment..." Koenma legte eine Hand auf das Blatt und auf einmal erschienen Zahlen, Schriftzeichen und viele leere Kästchen auf dem Blatt. "Solche Formulare sind auf mich und meinen Vater geeicht. Wäre ja nicht auszudenken, wenn jeder Beliebige so etwas ausfüllen und abschicken dürfte. Äußerst vorsichtig tauchte er eine Feder ein und begann die leeren Zeilen und Kästchen sorgfältig auszufüllen. Gokou ging um den Tisch herum und versuchte über Koenmas Schulter mitzulesen, was er schrieb. Doch die Schriftzeichen kamen ihm nicht bekannt vor. Jedoch hörte er ein leises zischen, wann immer die rote Flüssigkeit das Blatt berührte. Es gab keine Schmierer und Spritzer, vielmehr schien sich die Flüssigkeit in die Oberfläche des Blattes zu fressen. "Ich hoffe, du bist auf das Schlimmste gefasst", sagte Enma mit einem Ernst, der nicht so recht zu seiner Baby-Gestalt passte. "Ich sorge dafür, dass du in die gleiche Abteilung der Hölle kommst wie Doguro und es gibt für Menschen kaum einen schlimmeren Flecken. Daher" er kreuzte das letzte Kästchen an und griff nach dem schwarzen Stempel, den er kräftig auf das rote Kissen drückte, ehe er ihn unten auf das letzte freie Feld des Blattes presste. "daher stempele ich dich hiermit zum Massenmörder."

Gokou schluckte. "Und was passiert jetzt?" Koenma fischte eine flache Schachtel aus der Schublade und legte sie auf den Schreibtisch. Als er sie öffnete, sah es aus, als wäre sie völlig leer, doch Koenma nahm eine Pinzette und fischte eine hauchdünne Folie heraus. "Leg deine Hand hierhin", sagte er und nickte in Richtung Schreibtischplatte.

Gokou gehorchte und Koenma legte die Folie auf seinen Handrücken. "Das tut jetzt etwas weh..." Die Warnung kam keine Sekunde zu früh, die Folie verschmolz richtig mit Gokous Haut, das brannte und biss, dass Gokou an sich halten musste, um nicht mit der freien Hand nach der Folie zu greifen. Doch dann war der Spuk vorbei. Gokou hob die Hand vor sein Gesicht und betrachtete den Handrücken im Licht. "Man sieht nichts..."

"Das ist ja auch der Zweck", sagte Koenma. "Leg die Hand nochmals dahin!"

Es folgte ein Druck mit dem Stempel. "Das wird auch ein bisschen weh tun..", sagte Koenma noch, doch da war der Stempel schon auf Gokous Handrücken gepresst. Es brannte wie Säure und Gokou riss die Hand fort, um auf die schmerzende Stelle zu pusten und sie durch die Luft zu schwenken. "Was ist denn das für ein höllisches Zeug?" fragte er Koenma, nachdem der Schmerz nachgelassen hatte.

"Blut", war Konemas lapidare Antwort. "Genauer gesagt, das Blut meines Vaters. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme, damit niemand außer uns beiden solch eine Strafe verhängen kann."

Er sprang vom Stuhl und wuchs zu seiner Teenager-Gestalt. Zwei Schritte zur Wand, ein Druck an die richtige Stelle und die Täfelung glitt zur Seite. Dahinter wurde ein Safe sichtbar. Statt eine Zahlenkombination einzugeben, drückte Koenma seine Hand auf das runde Feld in der Mitte der Türe. Es summte und der Safe öffnete sich. Im Inneren war es völlig finster, mehr noch, selbst das Licht, welches vom Raum in den Safe fiel, wurde von dieser Schwärze verschluckt. Koenma streckte seine Hand in die Finsternis und als er sie wieder herauszog, hiet er einen fingernagelgroßen, schwarzen Kristall zwischen den Fingern.

Enma schnippte ihn in Gokous Richtung und er folg diesem genau mitten auf den Kopf, wo er in den dichten Haaren verschwand. "Was ist das?", fragte Gokou und fuhr sich durch die Haare, um den Kristall zu fassen zu bekommen.

"Lass das!" Koenma schloss den Safe und wurde wieder zum Baby. "Das ist Doguros Passierschein nach draußen."

Er hüpfte auf seinen Stuhl, lehnte sich vor und verschränkte die Hände. "Das Symbol wird nach deinem Eintritt durch das Höllentor auf deine Stirn wandern und dort bleiben bis du deine fünfhundert Jahre abgebüßt hast und wiedergeboren wirst. So ergeht es allen Verurteilten. Solange das Symbol dort ist, endet jeder Fluchtversuch an der Grenze. Denn wer mit dem Symbol auf der Stirn diese überschreitet, löst sich außerhalb unter großen Qualen auf wie ein Schneemann in der Sonne." "Hättest du das nicht vorher sagen können...?" Gokou sah nun weit weniger zuversichtlich drein. "Lass mich bitte ausreden", Koenma seufzte. "Die Folie unter deinem Symbol wird mit diesem wandern. Wenn sie in drei Tagen zerfällt, wird auch das Symbol verschwinden. Du kannst danach auf jeden Fall die Hölle verlassen, wenn dich deren Wächter nicht vorher auslöschen..." Er lehnte sich zurück und warf einen Blick auf jenen Bildschirm, auf dem noch immer Doguro zu sehen war. "Der schwarze Kristall enthält eine Flüssigkeit, die man "Tränen der Vergebung" nennt. Wenn Doguro den Kristall zerbricht und die Flüssigkeit auf seine Symbol verteilt, wird es auch verschwinden." "Gut!", Gokou war erleichtert. "Dann gibt es keine Probleme."

"Denkst du!" Koenma verschränkte die Arme. "Leider wirken die Tränen der Vergebung nur, wenn der Schuldige den Kristall selbst zerbricht und das wiederum gelingt erst, wenn er in der Lage ist, sich selbst zu vergeben..."

Bei dem zweifelnden Unterton in Koenmas Stimme war es nicht schwer zu erraten, wo das Problem steckte.

"Dieser Doguro ist nicht leicht zu überzeugen, wie?", fragte Gokou.

"Eben nicht. Er hat sich seinen Tod gewünscht und sich sogar freiwillige entschieden, in der Hölle zu schmoren." Koenma schüttelte den Kopf. "Es wird alles andere als leicht, ihn dazu zu bringen, dass er sich selbst vergibt..." Er sah Gokou offen an. "Willst du es dennoch riskieren?"

Gokou nickte. "Dieser Doguro kann nicht schlimmer gewesen sein als Vegeta. Ich werde ihn schon zur Vernunft bringen."

Damit setzte Koenma auch noch sein persönliches Siegel auf das Blatt und warf es in den Schlitz für Eilpost. Einen Augenblick entstand an der bis eben noch massiven Wand ein Durchgang. "Das ist der Weg zur Hölle, Gokou. Ich verlasse mich auf dich. Du hast drei Tage."

...............

"Und wenn man hier drückt, wird der Bereich größer", erklärte Bulma dem staunenden Kuwabara und probierte es gleich mal aus. Ein Klick und noch einer - "Da! Siehst du den Punkt blinken?" Bulma deutete aufgeregt auf den Radar. Kuwabara nickte.

"Gut. Das ist ein Dragonball und zwar der, der unserer Position am nächsten ist." Bulma richtete sich auf. "Wir können sofort los legen." Sie sah Yamchu und Kuwabara auffordernd an. Kuwabara sprang sofort auf, während Yamchu eher zögernd aufstand. "Norden oder Süden?", fragte er.

"Westen", gab Bulma zur Antwort. "Etwa 120 Kilometer." "Das ist ganz schön weit", dachte Kuwabara laut. "Nehmen wir ein Auto oder den Zug?" Yamchu und Bulma sahen sich an und lachten.

"Den Zug? Bulma ist die Tochter des Chefs von Capsule Corps. Sie hat andere Möglichkeiten..." "Komm einfach mit hinaus in den Garten. Dort zeige ich dir, womit wir uns auf den Weg machen werden." Fröhlich summend schlenderte Bulma nach draußen. Jetzt, da sie eine aktive Aufgabe hatte, fühlte sie sich viel besser als die ganze Zeit seit Vegetas Verschwinden. Yamchu konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Er kannte das, wenn Bulma so vor Energie barst, war sie nicht zu bremsen. Vor dem Haus angekommen hieß Bulma die beiden zu warten und sauste ins Haus zurück. "In deiner Welt gibt es keine Kapseln, oder?", fragte Yamchu vorsichtig. Kuwabara sah ihn verwundert an. "Die Dinger, die man als Medizin verschrieben bekommt? Aber sicher gibt es die."

"Solche Kapseln meinte er nicht", kam es vom Eingang her. Bulma hielt eine typische Kapsel ihres Vaters hoch. "Er hat diese hier gemeint."

"Ein bisschen groß, um sie zu schlucken...", murmelte Kuwabara verunsichert. "Hahaha!", Yamchu hielt sich den Bauch. "Der ist gut."

Bulma selbst musste ebenfalls lachen. "Dafür sind diese Kapseln nicht gedacht. Weicht ein bisschen zurück, ihr zwei. Jetzt präsentiere ich euch den Prototyp XP33!"

"Wir tun besser, was sie sagt", sagte Yamchu, packte Kuwabaras Arm und zog ihn in den Schatten der Bäume. "Man weiß nie was in so einer Protokapsel steckt." "Ist das etwa eine Bombe?", fragte Kuwabara verstört.

"Das nicht, obwohl ich von Kapseln gehört habe, die tatsächlich explodiert sind...", flüsterte ihm Yamchu zu.

"He! Das habe ich gehört! Nimm es sofort zurück! Die Kapseln meiner Firma explodieren nicht!", fauchte Bulma mit blitzenden Augen.

Sofort ging Yamchu hinter Kuwabaras breitem Rücken in Deckung. "Das war nur ein Scherz, Bulma!" "Will ich auch hoffen!" Sie drückte die Kapsel und warf sie mitten auf den Rasen. Es machte "Peng!" und Kuwabara warf sich auf den Boden, wobei der den Kopf mit seinen Händen schütze. Doch alles was folgte war eine Rauchwolke.

"Ich sagte doch, dass sie nicht explodieren!", rief Bulma ungeduldig herüber. "Sie hat reicht, du kannst ruhig aufstehen", sagte Yamchu und klopfte Kuwabara auf die Schulter. Dieser rappelte sich auf und sah vorsichtig zu der Wolke. Ein Windstoß riss sie auseinander und gab den Blick auf einen großen, luxuriösen Hubschrauber frei. Es war einer von den großen Helikoptern, wie sie von hohen Tieren benutzt wurden.

"Wow!" Yamchu ging um den XP33 herum und rieb sich die Hände. "Darf ich ihn fliegen, Bulma? Bitte!"

"Und dann baust du wieder eine Bruchlandung?", Bulma schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Wir brauchen ihn noch für die große Produktpräsentation nächsten Monat. Ich geh ins Haus und pack meine Klamotten. Yamchu, von dir sind immer noch ein paar Sachen auf dem Speicher, oder sollen wir bei dir zuhause vorbei fliegen?"

"Besser nicht, meine Freundin wird mir auch so schwer glauben, dass meine Erbtante in der östlichen Provinz schwer krank geworden ist..."

"Gut, gib Kuwabara ein paar von deinen Sachen ab, er hat ja sonst nichts zum anziehen. Dann räumen wir die Vorratskammer leer und los geht's!"

Keine zwei Stunden später hoben sie ab. .................

"Gut, gut", nickte Genkai zufrieden, nachdem die ersten Tests abgeschlossen waren und sie die Auswertungen schwarz auf weiß vor sich liegen hatte. "Damit kann man arbeiten." Sie saß auf der Veranda, einen Becher Tee in der Hand und die Papierbögen auf dem Schoß. Die fünf Kämpfer standen ein paar Schritte entfernt im Hof und warteten geduldig, oder wie in Vegetas Fall ziemlich ungeduldig auf Genkais nächsten Schritt.

Schließlich stellte sie den Tee zur Seite, hob die Blätter und entzündete sie. Während die Aschenflocken im Wind davon getragen wurden, musterte Genkai ihre fünf Schüler mit schmalen Augen. "Ihr beiden neuen habt Potential, das ist klar. Aber was ihr mir als euer Training beschrieben habt, ist, milde ausgedrückt, einfach jämmerlich."

Hiei grinste hämisch und Vegeta warf ihm einen giftigen Blick zu. "Jämmerlich?" Piccolo trat einen Schritt vor. "Was bitte war daran jämmerlich?" "Nehmen wir dich, Piccolo. Du teilst dich in mehrere Hälften und dann prügelt ihr aufeinander ein, richtig?"

So wie sie das sagte, klang es nach einer sehr primitiven Technik. "Ich mache auch Übungen wie diese da!" Er konzentrierte sich und hob einen der Felsen, die herum lagen, mit Gedankenkraft in die Höhe.

"Dumm...", Genkai war heran und hieb ihm kräftig mit ihrem Fächer zwischen die Fühler, "...kopf!" Piccolo verlor die Konzentration und der Felsen plumpste zurück ins Gras.

"Wenn das jetzt Hieis Schwert gewesen wäre, hättest du dich nicht mehr zusammenflicken können, richtig? Es funktioniert nur, wenn dein Kopf intakt ist, hast du selbst gesagt." Sie spazierte zum Felsen hinüber und betrachtete ihn. "Es ist die falsche Seite und er ist um eine Handbreite zu weit rechts. Stell ihn wieder ordentlich hin!"

Zähne knirschend hob Piccolo den Felsen wieder an, drehte ihn in der Luft herum und setzte ihn präzise in den alten Abdruck.

Genkai nickte und schritt zur Veranda zurück. "Du und Vegeta, ihr teilt euch eine gewaltige Schwäche - ihr seid zu langsam. Nicht was die Geschwindigkeit im Kampf selbst anbelangt, aber wenn ihr spezielle Kräfte mobilisieren müsst oder eine bestimmte Technik zum Einsatz bringt. Ihr glaubt doch nicht allen Ernstes, dass diese Dämonen sich gemütlich hinsetzen, eine Tüte Popcorn knabbern und dann auch noch applaudieren, wenn ihr euer Kunststück endlich vollbracht habt." Vegeta wollte aufbegehren, aber Piccolo legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. "Wo sie recht hat, hat sie recht."

"Hihi!", kam es aus Hieis Ecke.

"Jetzt zu euch dreien!", Genkais Blicke saugten sich an Hiei fest. "Mit dir fange ich mal an..." Hiei sah starr in die Luft, als ginge ihn das Ganze nichts an, doch Genkai ließ sich davon nicht beirren. "Hiei, du bist zwar schnell wie der Blitz, aber an Körperkraft musst du noch einiges zulegen. Auch ist deine Ausdauer schon mal besser gewesen. Wie gut bist du ohne Schwert und ohne deinen schwarzen Drachen?"

"Hähä!" Jetzt war es Vegeta, schadenfroh zu grinsen. "Wer ist hier der Schwächling?" "Immer noch besser als eine lahme Schnecke", konterete Hiei. Er öffnete und schloss die Fäuste und die Herausforderung stand in seinen Blick geschrieben. Vegeta stellte sich in Pose und gab den angriffslustigen Blick voll zurück. "Komm nur, wenn du dich traust!"

"Wollt ihr zwei Kindsköpfe wohl aufhören!" Genkai schnippte zwei Steinchen auf die beiden Streitenden. Beide zuckten zusammen, als sie jeweils auf der Stirn getroffen wurden. Die scharfkantigen Steine hinterließen blutende Kratzer.

"Wenn ich ein Dämon wäre, dann könnte ich euch beide schon mal ausnehmen und mit Rosmarin füllen. Euer Gezänk ist ja richtig gehend einladend. Warum hängt ihr euch nicht gleich ein Schild auf den Rücken: " Bitte zuschlagen sobald wir uns streiten - 100% Treffergarantie!" und vergesst nicht, euch einen Zielpunkt auf die Stirn zu malen."

Hiei und Vegeta maßen sich noch einige Atemzüge lang, dann, wie auf ein geheimes Zeichen hin, entspannten sie sich und sahen zur Seite.

"Hast du auch mir etwas auszusetzen, Genkai-sensei?", fragte Kurama hastig, um von dem Streit abzulenken.

Genkai nickte. "Du verlässt dich viel zu sehr auf deine Pflanzen. Dabei sollte dich die Erfahrung gelehrt haben, dass du sie nicht immer zum Einsatz bringen kannst. Wie wäre es, wenn du lernst, einmal ohne deine Rosenpeitsche und alle Hilfsmittel klarzukommen? Außerdem bist du darauf versessen, es ohne deine andere Hälfte zu schaffen. Das kann dich das Genick kosten, oder was noch schlimmer wäre, jemandem, der auf dich angewiesen ist, das Leben. Was ist dir wichtiger, der Sieg oder dein kleinlicher Stolz?"

"He, Alte!" Yusuke trat vor, "gehst du jetzt nicht etwas zu weit? Kurama hat bis jetzt noch nie einen von uns im Stich gelassen!"

"Lass..." Kurama hatte den Kopf gesenkt, sodass seine Augen im Schatten lagen. Seine Hände zuckten, als wollte er nach der besagten Rosenpeitsche greifen. "...es gut sein, Yusuke." Er hob den Kopf, sodass alle das Glühen in seinen Augen sehen konnten. Yusuke sah es auch und trat einen Schritt zurück. Selbst Hiei ging auf Abwehrhaltung. Vegeta und Piccolo sahen sich nur erstaunt an. Der ruhige, sanfte Kurama war ihnen bislang als der Harmloseste von den dreien erschienen. Piccolo dachte an Gohan und wie freundlich er normalerweise war. Aber wehe, wenn man ihn dermaßen reizte, dass es zur Explosion kam... Er schluckte und brachte einen Schritt mehr Abstand zwischen sich und Kurama.

"Habe ich den Nerv getroffen?" Genkai sah nicht im mindesten beeindruckt aus. Ihr strenger Blick wich keine Sekunde von dem wiedergeborenen Fuchsgeist.

Nach einigen Augenblicken angespannter Ruhe, senkte Kurama seinen Kopf wieder. "Euer Scharfsinn ist beängstigend, Genkai-sensei", sagte er und man merkte, dass es ihm schwer fiel, "ich werde an mir arbeiten."

"Das steht außer Frage", die alte Frau nickte. "Jetzt bist du an der Reihe Yusuke." "Ich? Aber ich habe mich doch ständig verbessert, oder?"

Die anderen vier sahen ihn nur mit hochgezogenen Brauen an.

"Nun, mein lieber Yusuke", Genkai sprang die Veranda hinunter und spazierte um Yusuke herum, sodass er sich drehen musste, um ihr Gesicht sehen zu können. "Soviel ich weiß, hast du die meiste Zeit seit deiner Rückkehr aus der Dämonenwelt damit zugebracht, im Nudelrestaurant von Keikos Vater zu arbeiten, oder?"

"Was ist daran falsch? Immerhin ist Keiko meine Verlobte und ihr alter Herr wird auch nicht jünger. Er ist sehr dankbar für meine Hilfe", sagte Yusuke und stemmte die Fäuste in die Seite.

"Das bezweifle ich nicht", schnurrte Genkai so freundlich, dass es selbst Vegeta unheimlich wurde, "Keikos Vater zeigt dir seine Dankbarkeit bestimmt, indem er dich gratis futtern lässt, oder?" Ehe Yusuke daraufhin etwas sagen konnte, rammte ihm die alte Frau den Ellbogen in den Magen, dass er gegen die Umrandungsmauer des Gartens katapultiert wurde.

"Ohhh..." Sich Magen und Hinterkopf reibend sprang Yusuke wieder auf. "Was soll das, alte Hexe?" "Du..." sie stand auf einma vor ihm und versetzte ihm einen Kinnhaken, sodass er über die Mauer in die Brennesseln dahinter flog. Genkai ließ nichts anbrennen und sprang ebenfalls über die Mauer. Die vier sahen sich an und verbissen nur mit Mühe ein Lachen.

"Eins ... zwei...", zählte Hiei halblaut. Bei "drei" kam Yusuke wieder über die Mauer zurück in den Garten geflogen und landete unsanft auf der Wiese.

"...bist ein verweichlichter Idiot!", beendete Genkai ihren Satz und landete neben Yusuke, der sich auf der Wiese krümmte. "Du hast an Fett zugelegt, aber nicht an Muskeln. Im Denken bist du so träge wie im Reagieren. Ein Jammer was aus dir geworden ist!"

"Schon gut", keuchte Yusuke und wälzte sich herum. Er war ziemlich grün im Gesicht und der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn. "Ich habe verstanden."

"Umso besser", sagte Genkai jetzt mit gewohnter Strenge und alle atmeten auf. "Du wirst jetzt hinunter zum Steinbruch laufen dort einhundert Runden laufen, dann eintausend Liegestütz machen und anschließend alle Felsbrocken von der Nordseite auf die Südseite tragen. Tragen, verstanden? Nicht werfen, nicht rollen, nicht schieben.... Wenn ich auch nur eine Schleifspur im Sand sehe, bekommst du drei Tage nichts zu essen."

Yusuke wurde bei ihren Worten blass und blasser. "Das ist nicht dein Ernst, Genkai!" "Und ob! Ich habe von Enma den Auftrag aus euch binnen kürzester Zeit ein Topteam zu bilden. Denkt ihr etwa, in eurem Jetzigen Zustand könntet ihr diesem Oberdämon auch nur ein Haar krümmen? Der spielt in einer ganz anderen Liga als ihr. Willst du zusehen wie alle Menschen, die du kennst und liebst Futter für ihn und sein Gesindel werden?"

Wie immer wenn er in die Enge getrieben wurde, aktivierte Yusuke neue Kräfte, stemmte sich hoch, und kam schnaufend auf die Füße.

"Ich ... ich ... werde dir zeigen, wie verweichlicht ich bin!" Seine Aura begann blau zu flackern. Er ballte die Fäuste, konzentrierte sich und ... bekam von Genkai nochmals eine Kopfnuss, die ihn wieder in die Knie gehen ließ.

"Du bist genau so verbohrt wie Vegeta und Piccolo!", schnauzte sie ihn an. "Euer Power Up taugt für Showkämpfe und Feinde, die blöd genug sind, euch gewähren zu lassen. Mit eurem jetzigen Level kriegt ihr das einfach nicht schnell genug hin. Zuerst müssen wir die Basis verstärken, also zurück zu den Wurzeln!"

"Schon gut..." wiederum kämpfte sich Yusuke hoch. "Ich bin ja nicht dämlich."

"Ach so? Das wäre mal ganz was Neues", ätzte Genkai. "Beweise es mir!"

Ohne weitere Worte atmete Yusuke tief durch und rannte in Richtung Steinbruch davon. "Der ist bedient, jetzt zu euch!", Genkai zeigte ein schmales Lächeln. "Seht ihr den einsamen Baum da drüben auf dem Hügel mitten im Wald?"

Sie alle drehten sich in die Richtung, in die Genkai wies. Die hohe Fichte war wirklich nicht zu übersehen.

"Dieser Baum ist das Ziel der ersten Etappe eures Trainings. Ich werde dort auf euch warten. Es gibt nur eine Bedingung: Kein Einsatz von Energieangriffen. Es zählt die reine Körperkraft und Geschicklichkeit. Wer zuletzt ankommt oder sich nicht an die Regeln hält, muss für die ganze Truppe heue abend das Essen kochen."

Ehe Vegeta noch eine Frage stellen konnte, war Genkai bereits verschwunden.

"Ein Waldlauf?", er spuckte verächtlich ins Gras. "Hält sie uns für Anfänger?"

"Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagte Piccolo und Kurama nickte. "Genkai hat bestimmt allerlei Fallen gelegt", sagte er. "Ich kann spüren, dass nicht einmal die Bäume sind was sie scheinen. Man muss mit allem rechnen, wenn Genkai dahinter steckt." Selbst Hiei sah keineswegs siegessicher aus. Seine Aura flackerte schwarz und das dritte Auge auf seiner Stirn öffnete sich. "Ich koche nicht!", war alles, was er sagte, ehe er sein Schwert zog und mit einem Satz über die Mauer sprang.

"Du arroganter...", knurrte Vegeta und setzte ihm nach.

"Viel Glück!", wünschte Kurama Piccolo, ehe er mit einem eleganten Sprung den beiden folgte. Piccolos Fühler zuckten. "Sie hat nichts von laufen gesagt", murmelte er und schwebte in die Höhe. Doch sein Plan, die Strecke auf dem Luftweg zurückzulegen scheiterte bereits über dem Wipfel der ersten Bäume. Fast hätte er sie zu spät bemerkt, die zahllosen Fäden aus Energie, die unsichtbar vom Wald aus in den Himmel ragten. Die Stirn runzelnd betrachtete er die feinen, schwarzen Löcher und Schnitte in seinem Umhang. Natürlich hätte er sich mit einem großflächigen Energieangriff die im Blätterdach verborgene Ursache dieser Strahlen vom Hals schaffen können, aber das wäre gegen die Regeln gewesen.

Piccolo unterdrückte einen stillen Seufzer und landete am Waldrand. Umhang und Turban landeten im Moos. Die Richtung stimmte und er lief los.

Mit langen, Raum greifenden Schritten setzte er über Baumstümpfe und Wurzeln hinweg, alle Sinne wach und geschärft, um sich auch nicht den kleinsten Hinweis auf eine Falle entgehen zu lassen. Er hatte noch keine zwanzig Schritte zurück gelegt, da verstummten ringsum alle Tierlaute und aus einiger Entfernung drang ein erstickter Schrei an sein Ohr. Kein Zweifel, das war Vegeta.

.................

Getseco war nicht besonders glücklich über die Paarungen im dem Turnier. Natürlich taten die Dämonen ihr Bestes, sich vor ihm besonders grausam und mächtig darzustellen. Selbst wenn ihr Gegner schon bewusstlos auf der Erde lag, stachen und traten sie noch auf ihn ein, rissen ihm Glieder aus oder bissen ihm gar den Kopf ab.

"Ich mag mich ja irren", murmelte Getseco dem neben ihm sitzenden Firozz zu, "aber wenn das 88 der besten Kämpfer sind, wie viele von ihnen werden nach Beendigung des Turniers noch gegen Enma und seine Truppen kämpfen können?"

Der ohnehin grauhäutige Firozz wurde noch eine Spur blasser und sprang auf, um das Turnier sofort zu beenden.

Doch Getseco winkte ihn sofort zurück. "Dazu ist es jetzt im Viertelfinale zu spät. Ich will den Schluss sehen. Es wird langsam etwas weniger langweilig."

Im Finalkampf standen sich ein schlanker Dämon und ein wahrer Koloss gegenüber. Der Koloss besah sich seinen Gegner, der seinerseits mit schmalen Augen abwartend auf der Stelle tänzelte und dabei seine Klauen, an denen noch Reste des letzten Gegners klebten, ableckte. "Komm, du fette Dampfwalze", grinste er, "ich habe heute noch nicht genug Augäpfel gekaut..."

Der riesige Dämon, eine grünhäutige, gehörnter Dreimeterbrocken mit Sumoringerproportionen, ließ seine Gelenke knacken. "Ich frage mich, wie wohl dein Rückenmark schmeckt, du Floh!" "Das ist ja nicht zum Aushalten!" Wie aus dem Nichts stand plötzlich eine schlanke, weibliche Dämonin im Ring. Sie zog an dem Band, das ihre Zöpfe zusammenhielt und diese schlängelten sich, beinahe so als wären sie lebendig, ihren Rücken hinab bis fast zu ihren Kniekehlen.

"Marami!" Firozz sprang wieder auf die Füße und wedelte wild mit den Armen. "Runter mit dir vom Ring, du bist erst dran, wenn die beiden es ausgefochten haben!"

"Aber Meister Firozz", Marami zog eine Schnute und sah Getseco durch ihre langen, giftgrünen Wimpern hindurch an, "es macht mehr Spaß, wenn die Kräfte etwas ausgewogen sind, nicht wahr, Fürst?"

Firozz schluckte seinen Verweis hinunter und warf Getseco einen vorsichtig sondierenden Blick zu. "Warum nicht?" Getseco verschränkte seine langen, schlanken Finger und lehnte sich zurück. "Mach aber kein zu schnelles Ende."

"Wie mein Fürst es befiehlt", Marami deutete eine Verbeugung an, um den Schatten, der bei diesem Satz Getsecos über ihr Gesicht huschte, zu verbergen. Sie hatte es ja herausgefordert. Selbstsicher lächelnd trat zwischen die beiden Finalisten. "Wenn ihr keine Memmen seid, greift mich an!"

Firozz war nicht allzu wohl in seiner Haut. Die Gegner waren keine schwächlichen Dummköpfe und Marami sollte wissen, dass zwei so unterschiedliche Typen nicht umsonst ohne Kratzer durch die Runden spaziert waren. Wenn sie sich da nur nicht übernahm. Zudem war ein rascher Sieg durch den Einsatz ihrer Spezialtechnik soeben von Getseco verboten worden, was den beiden einen klaren Vorteil verschaffte. Konnte es sein, dass Getseco von ihrem Plan Wind bekommen hatte und Marami absichtlich den Prügel zwischen die Füße warf, um Firozz seiner wichtigsten Stütze zu berauben? Da schlug der Gong und das Finale zu dritt begann.

Ende des fünften Teils