Enma ruft Enma - Teil 7

Es war die Hölle.

Und noch mehr...

Goku hatte in seinem Leben schon viel gelitten und ertragen, doch diese Drähte, die unweigerlich jeden empfindlichen Nerv zu treffen schienen gaben dem Wort Pein eine neue Dimension. Ihm war als fräße sich eine ätzende, glühend heiße Spur durch seine Muskeln, seine Eingeweide. Noch nie hatte Goku sein absolutes Ende herbei gesehnt. Doch das war mehr als ein Mensch ertragen konnte, mehr als ein Saiyajin ertragen konnte, es war zuviel...

Gerade als sein Bewusstsein zu erlöschen drohte, zogen sich die Drähte zurück, eine angenehme Kühle hinterlassend, die sich wie eine paradiesische Erlösung anfühlte. Gerade lange genug, dass die Erinnerung an den Schmerz an Schärfe verlor, gerade lange genug, dass sein Herz wieder ruhiger schlug und er einen tiefen Atemzug tun konnte --- dann kamen sie zurück und es war schlimmer, viel schlimmer als zuvor. Doch noch weit grausamer als der tatsächliche Schmerz war die Erkenntnis, dass er dem nicht entrinnen konnte. Dass es keine Flucht gab,

Keine Erlösung ...

Er war verdammt, dies in alle Ewigkeit ertragen zu müssen.

Verdammt...

Irgendwann regte sich dennoch Trotz in seinem Herzen. Was hatte er getan, das eine derartige Strafe forderte? Die Drähte schienen dieses verzweifelte Aufbäumen seines sturen Willens zu spüren, sie bohrten sich nach oben, in sein Gehirn. Bilder flackerten vor seinem geistigen Auge, Bilder aus seinem Leben, seinem Wünschen und Wollen, aus seinen Träumen. Die Drähte suchten nach einem Anker für ihre giftigen Widerhaken, nach einer Schuld, die nach Sühne schrie... Doch da war nichts, nur das reine, immer noch kindlich naive, offene Wesen das Goku niemals verloren hatte, egal wie stürmisch sein Lebensweg auch gewesen war.

Da sie nicht erschaffen worden waren, um Unschuldige zu martern, zogen sich die Drähte zurück. Ihre Enden lugten zitternd aus dem Stein, als ob sie unschlüssig, verwirrt wären und erst Rücksprache halten müssten, wie weiter vorzugehen wäre. Rasch Goku kam wieder zur Besinnung und mit einem Ausbruch seiner Saiyajinkräfte zerbrach er die Fesseln, die ihn an die Wand gekettet hatten. Mit beiden Beinen auf dem staubigen Boden stehend, zögerte Goku keine Sekunde, sondern schmetterte seine Faust gegen die Felswand. Der Stein zerbrach und gab den Blick auf einen dahinter liegenden Hohlraum frei.

Ein etwa herzgroßes kugelförmiges Objekt blinkte und surre irritiert. Die Drähne, die von ihm ausgingen wanden sich wie kopflose Schlangen. Goku streckte seine Hand aus, fasste die seltsame Maschine und drückte fest zu. Ein protestierendes Quietschen, ein paar Piekser von wehrhaften Drahtenden, doch dann stiege eine kleine Rauchwolke aus dem Teil und die Lichter erloschen. Der Saiyajin wollte auf Nummer sicher gehen und drücke gleich noch einmal zu. Das Gerät zerbrach wie eine Muschelschale. Angewidert ließ Goku die Bruchstücke zu Boden fallen.

Dann atmete er tief durch und betrachtete seine Arme und Hände, krempelte seine Hosenbeine hoch, um auch hier seine Haut abzutasten. Doch wie sehr er auch suchte, es schien nicht so, als hätten die Drähte sichtbare Verletzungen hinterlassen. Die Erinnerung an den Schmerz war noch immer da, aber sie wurde zunehmend schwächer, so als ob es nur ein schlimmer Traum gewesen war. Jetzt galt es Doguro zu finden.

Goku folgte dem schmalen Canyon und bei jeder Biegung erwartete er, auf andere Seelen zu stoßen, die gleich ihm gemartert wurden. Doch er sah niemanden. Endlich, er war schon drauf und dran einen dieser schwarzen Kapuzentypen zu suchen, um ihn nach dem Weg zu fragen, spürte er die Nähe einer großen Kraft.

Mit raschen Schritten nahm er die nächste Biegung und da ... da hing er an der Wand, ganz so wie Goku zuvor. Der Saiyajin schluckte erst mal, als er die hunderten von Drähten sah, die sich durch die Haut des großgewachsenen, muskulösen Mannes gebohrt hatten. Sein Kopf mit den dunklen Haaren und der beschlagenen Sonnebrille hing auf die Brust herab, überhaupt gab es trotz der starken Aura, die er ausstrahlte kein einziges sichtbares Zeichen, dass sich Doguro gegen diese Marter auflehnte. Ratlos stand Goku vor Doguro und suchte durch die dunklen Brillengläser in dessen leeren Augen nach einem Schimmer von Bewusstsein. Doch die dunklen Augen sahen einfach durch ihn hindurch in die Ferne. Goku war noch nie ein Mensch begegnet, der sich selbst so völlig aufgegeben hatte.

Wie bei ihm selbst, so verfolgten die Drähte die Strategie von Schmerz und Linderung, um die Pein durch die scheinbare Gnade nur noch schärfer wirken zu lassen. Als Goku sah, dass sich die Drähte aus Doguro zurückzogen, wartete er den richtigen Augenblick ab, und durchstieß mit der Faust die Felswand seitlich Doguros Brust. Ein rascher Griff, ein Druck und das Foltergerät war nur noch ein rauchender Klumpen.

"Was... soll das sein?" Doguros Stimme klang heiser, so als hätte er sie lange nicht mehr gebraucht. Goku bemerkte mit Freude, dass der Blick des Mannes rasch klarer wurde.

"Nichts Besonderes, nur eine kleine Befreiung", erklärte er munter, und zerbrach die Fesseln. Doguros Körper sackte herab und hätte ihn Goku nicht aufgefangen wäre er mit dem Gesicht voran auf dem Boden aufgeschlagen. Die Sonnenbrille rutschte herunter auf den Boden.

"Du lieber Himmel", sagte Goku betroffen, "du hast schon ziemlich lange da gehangen, wie?" Er half Doguro auf den zitternden Beinen zu stehen. An die Wand gelehnt kam der Mann, der Goku um gut einen halben Kopf überragte offensichtlich rasch wieder zu Kräften.

"Ist das eine neue Foltermethode?", fragte Doguro misstrauisch. Seine dunklen Augen suchten in Gokus Gesicht ab und blieben an dem Sybol auf seiner Stirn hängen. "Wie kommt es, dass jemand, der selbst verurteilt wurde, sich hier frei bewegen kann?" "Das hier?", Goku kratze sich die Stelle, "der kleine Enma hat gesagt, dass es bald wieder abgehen wird, so in drei Tagen." Er sah sich um. "Hast du eine Ahnung in welcher Richtung die Grenze der Hölle liegt?" Doguro kniff die Augen zusammen. "Kleiner Enma?" "Ja, du weißt doch, dieser komische kleine Kerl mit dem Schnuller im Mund." Goku fingerte in seinen Haaren herum bis er den Kristall zu fassen bekam. "Der hier ist für dich, damit ich dich mit über diese Grenze nehmen kann." Er warf den Kristall Doguro zu, der ihn etwas ungeschickt (da seine Muskeln immer noch sehr steif waren) auffing. "Was soll ich damit?", fragte er. "Und was hat Koenma im Sinn?"

"Da drin sind irgendwelche Tränen", erklärte Goku, "wenn du sie auf das Verdammnissymbol träufelst, wird es verschwinden."

"Dann brauche ich sie nicht!" Doguro warf den Kristall zurück. "Ich bin aus guten Grund hier."

"Das weiß ich", sagte Goku geduldig und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Es sah so aus, als würde das eine zähe Sache werden. "Du hast jede Menge Menschen und Dämonen getötet, richtig?"

"Genau und das aus purer Lust daran, stärker zu werden. Ich habe die Person getötet, die mir am meisten bedeutet hat, nur weil ich es nicht ertrug, sie als alte, schwache Frau zu sehen..." Er lachte bitter und freudlos.

"Das ist doch schon eine Weile her, oder?", sagte Goku. "Ich habe diese Art von Bestrafung für einen Moment erlebt und wenn du auch nur eine Woche an sowas gehangen bist, hast du mehr gebüßt als deine Taten verlangen.

"Ich habe keine Ahnung wieviel Zeit vergangen ist, seit ich durch das Höllentor gekommen bin", sagte Doguro kopfschüttelnd. "Aber meine Entscheidung steht nach wie vor fest." Er warf den Kristall zu Goku zurück, der ihn auch auffing, aber nicht sonderliche erfreut dreinsah.

"So ein Quatsch", der Saiyajin sprang auf die Füße. "Statt hier dauernd über dich selbst zu reden solltest du zuhören." Mit knappen Worten berichtete er von Koenmas Besuch in der anderen Realität von der Katastrophe, die das Jenseits heimgesucht hatte und von dem Dämonenfürsten Getseco, der eine Armee um sich sammelte, um Enma zu entthronen. "Koenma hat gesagt, dass wir dich brauchen und er kennt die hiesigen Verhältnisse besser als ich. Also nimm diese Tränen, wasch das Symbol ab und wir machen, dass wir hier raus kommen."

Mit versteinertem Gesicht schüttelte Doguro den Kopf. "Dieses Nichts, so wie du es beschreibst, ist nichts, wogegen man kämpfen kann. Selbst wenn ich euch von Nutzen wäre, ich schätze Koenmas Notfallteam unter Yusuke und seine Freunde würden mir nicht trauen und das zurecht. Wie kannst du sicher sein, dass ich euch nicht einfach in den Rücken falle und mit diesem Getseco gemeinsame Sache mache?"

"Weil ich dir vertraue", sagte Goku schlicht. "Ich spüre, dass du kein schlechter Mensch bist."

"Ha!" Doguro lachte, aber es klang freudlos, "dann ist es mit deinem Gespür nicht weit her, denn ich bin kein Mensch. Sieh her!" Er machte einen Schritt von der Felswand weg und spannte seine Muskeln an. "Das hier sind 80 Prozent meiner alten Kraft." Seine Muskeln schwollen an und seine Haut nahm einen dunkleren Farbton an. Unwillkürlich trat Goku einen Schritt zurück, denn Doguros Kampfkraft war sprunghaft angestiegen. "Ich bin ein Dämon und zwar der gewaltigste, den alle drei Reiche je gesehen haben. Nichts und niemand konnte sich mit mir messen, bis Yusuke kam."

"Du magst diesen Yusuke, nicht wahr?", fragte Goku so offen wie er immer die Dinge beim Namen nannte. "Du hast den gleichen Respekt vor ihm wie ich vor Vegeta. Er ist zwar dein Gegner gewesen, aber nie dein Blutsfeind, oder?"

Einen kurzen Moment war so etwas wie Erstaunen in Doguros Blick zu lesen. Dann lachte er rau. "Du bis ein sonderbarer Kerl, wie heißt du?"

"Ich bin Goku", sagte er, "Son Goku." Mit einer geschmeidigen Bewegung trat Goku näher zu Doguro. In seinen Augen glitzerte die Freude, die er stets verspürte, wenn er auf jemanden stieß dessen Kraft für ihn eine Herausforderung war. "Und ich bin auch kein Mensch."

Er ließ seine Aura aufflammen und sein Haar nahm die Farben bleichen Goldes an. "Ich stamme von einem Planeten namens Vegeta und bin ein Saiyajin." Den Kristall steckte er zurück in sein Haar und da die Strähne so dicht waren, konnten sie das schwarze Juwel trotz ihrer veränderten Farbe verbergen.

Nun war es an Doguro, zurückzutreten. Auch er spürte die Macht, die von Goku ausging und auch in seinen Augen glitzerte die Kampfeslust, rein um des Messens der Kräfte willen.

"Dache ich mir doch", sagte Goku und grinste, "du bist von ähnlichem Schlag wie Vegeta. Wie viele denkende und fühlende Wesen hast du noch mal getötet?"

"3456", kam eine gedankliche Botschaft von oben und sogleich spürte Goku wieder wie jemand über das Symbol auf seiner Stirn Gewalt über ihn bekam. Die Zähne fest aufeinander gebissen drehte sich auch Doguro nach dem Sprecher um. Einer der schwarzen Wächter schwebte herab. Seiner Stimme war sowohl Verwunderung als auch Verärgerung zu entnehmen. "Es ist noch nie vorgekommen, dass ein Verurteilter sich in der Schlucht der Klagen befreien kann. Wie ist es dir gelungen, sprich!"

Die kalte Gedankenstimme schien sich durch seinen Geist zu wühlen, wie um ihn zu zwingen, auszusprechen, was sie nicht selbst zu lesen vermochte.

Gokus Mund öffnete sich wie von selbst. Doch es war als hätte das Versagen der Drähte die Macht der Hölle über ihn geschwächt und irgendwie konnte er die Worte verschlucken, ehe sie über seine Zunge kamen. Statt dessen schraubte er seine Kampkraft weiter in die Höhe. Stufe zwei verströmte eine solch starke Aura, dass davon die dünne Schicht, mit welcher der falsche Stempel auf seiner Stirn festgeklebt war, mürbe wurde und abbröckelte. "??!" Der Schock des Wächters war förmlich spürbar. "Du bist kein Verurteilter, deine Seele ist rein, was willst du hier!"

"Ich will ihn!", rief Goku laut, jetzt, da ohne das Symbol der Wächter keine Gewalt mehr über ihn hatte. "Ich Doguro, er hat genug gebüßt, gebt ihn frei!"

"Er hat diese Bestrafung gewählt und selbst wenn wir ihn nicht halten wollten, so könnte er nach seiner Verurteilung nicht mehr entkommen. Sein Siegel der Verdammnis ist echt!" Wie um das zu beweisen strömte ein ganzer Schub von neuen Befehlen vom Wächter auf Doguro über, welcher sich prompt auf Goku stürzte. "Selbst wenn du nicht hierher gehörst, Fremder", jetzt schien der Wächter hämisch zu lachen, "wird diese Schlucht der Ort sein, wo du die endgültige Auslöschung erfährst!" Goku blieb kaum Zeit, sich vorzubereiten, schon traf ihn der rechte Haken Doguros voll am Kinn. Die Wucht schleuderte ihn die Schlucht hinauf bis er bei der Biegung gegen die Wand krachte. "Donnerwetter, der schlägt eine harte Keule", murmelte Goku und rappelte sich wieder auf, sein Kinn reibend. Doguro setzte sofort nach und der nächste brutale Schlag traf voll Gokus Magen. Er wurde in die Luft gehoben und landete nach Luft schnappend ein paar Meter weiter mit dem Gesicht voran auf dem Boden. Dieses Mal blieb Goku nicht liegen, um sich zu erholen, sonder er wälzte sich sofort herum, sprang auf und brachte sich durch einen weiten Satz außerhalb von Doguros Reichweite.

"Was soll der Quatsch, Doguro?", rief er. "Ich bin gekommen, um dir zu helfen, wehr dich doch! Du gehörst genauso wenig hierher wie ich!"

"Zwecklos", ätzte die Stimme des Wächters, "er hört nur meine Stimme, es sei denn, du kannst ihn besiegen."

Wie um diese Worte zu unterstreichen war Doguro auch schon wieder heran, seine eisenharten Fäuste hämmerten ein Trommelfeuer von schmerzvollen Schlägen auf Gokus Brustkorb. Der hatte jedoch gerade rechtzeitig die Arme hochgerissen und blockte die Schläge nicht weniger gekonnt ab. Ahh... es war doch etwas ganz anderes, mit einem Gegner dieses Kalibers zu kämpfen, als mit den Trainingspartnern im Jenseits. Son Goku hatte Vegeta und Piccolo in all der Zeit gewaltig vermisst, aber dieser Doguro hatte auch einiges auf Lager. Vor allem seine negative Aura drückte einem fast die Luft ab, wenn man sie voll abbekam. Nachdem die rasche Schlagabfolge nicht wie gewünscht wirkte, setzte Doguro einen tiefen, wieder auf den Magen gezielten Haken hinterher und vernachlässigte dabei seine Deckung. Auf diesen Moment hatte Goku nur gewartet, der Supersaiyajin gab seine passive Abwehrhaltung auf und feuerte nun seinerseits einen harten Haken gegen Doguros Kinn. Der massige Gegner wurde von den Sohlen gefegt und landete ein paar Meter weiter unsanft mit dem Rücken gegen eine Felswand.

Mit einem Grollen aus tiefster Kehle, das nichts Gutes verhieß, stemmte er sich wieder hoch und stürmte wieder auf Goku los. Der war dieses Mal aber auf der Hut und duckte sich rechtzeitig. Der eigene Schwung trug Doguro weiter als geplant und als sie auf gleicher Höhe waren, stellte ihm Goku schwungvoll ein Bein und Doguro stolperte. Sogleich warf sich Goku auf ihn und trieb ihn mit raschen Schlägen in die Enge. Die Abwehr des grauhäutigen Kämpfers war sehr sicher, aber Goku legte alle Wut in seine Hiebe, die er für die Wächter und die Art der Bestrafung hier empfand, dass er beim dritten Schlag Doguros Abwehr druchbrach und einen sauberen Hieb gegen dessen Schläfe landete. Groggy sackte Doguro zu Boden.

Der Saiyajin wollte nachsetzen, aber Doguro erholte sich zu seinem Leidwesen rasch wieder und blockte den nächsten Schlag mit gekreuzten Unterarmen ab. Ein Brüller, dass Gokus Trommelfelle fast rissen und Doguro war wieder auf den Beinen. Schlag folgte auf Schlag, sie schenkten sich nichts, dennoch wurde sichtbar, dass Goku Doguro leicht überlegen war. Immer wieder gelang ihm ein schmerzhafter Treffer auf dessen Gesicht oder Brustkorb.

Auch Doguro spürte das und ebenso der Wächter, der ihn kontrollierte. "Stärker!", sandte dieser in scharfem Befehlston, "du musst viel stärker werden!"

Als die beiden nach einer Schalgabfolge wieder in einiger Entfernung voneinander nach Luft rangen, nutzte Doguro die Pause, um seine Kräfte erneut in die Höhe zu schrauben. Mit offenem Mund verfolgte der verdutzte Goku, wie Doguros Muskeln noch weiter anschwollen, so sehr, dass sowohl sein Hemd wie auch seine Schuhe gesprengt wurden. Sehnige Muskelpakete umspannten auch seinen Hals und über dem Schlüsselbein bildeten sich zwei kleine Schlote.

"Jetzt ist es aus mit dir", signalisierte der Wächter schadenfroh. "Doguro ist jetzt auf hundert Prozent seiner dämonischen Kraft und kann geringere Seelen wie die deine aufsaugen, um Energie zu tanken."

Auf dieses Signal hin stieß Doguro ein gewaltiges Brüllen aus und seine Aura schien zu explodieren. Rotes Glühen und kränkliche, grüne Schwaden umgaben ihn. Ringsum in anderen Bereichen der Hölle, wo Seelen ihre Strafen verbüßten, klammerten sich die Ärmsten an Felsen und Wände. Doch das half ihnen nichts. Der tödliche Sog, der den lähmenden Dämpfen folgte riss die Seelenkraft aus ihren Jenseitskörpern. Entsetzt verfolgte Goku mit, wie die Seelenflämmchen der Unglücklichen von Doguros Schulterschloten verschluckt wurde und dessen Kampfkraft dadurch noch weiter zunahm. Als die dämonischen Kräfte auch nach Goku griffen, blieb ihm keine Wahl, denn mit Stufe zwei war diesem Angriff nicht beizukommen.

Er stellte sich breitbeinig hin, kreuzte die Unterarme vor dem Gesicht und sammelte seine Kräfte. Dann war es soweit. Die Dämpfe umspülten ihn, zerrten an der Essenz seiner Seele. Doch Goku riss die Arme herunter, spannte seinen Körper an und mit einem Urschrei, der dem Brüllen Doguros nicht nachstand gab er die gesammelte Macht frei. Eine Säule golden-blauer Energie schoss in den brennenden Himmel und mit langer, goldener Mähne stand der Stufe drei Saiyajin Doguro gegenüber. Die jadegrünen Augen zusammengekniffen schätzte er seinen Gegner ab und frohlockte innerlich darüber, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihm einen guten Kampf liefern würde. Und so war es auch. Doguro und Goku schenkten sich nichts. Die mächtigen grauen Muskeln Doguros waren alles andere als nur Show, seine Hiebe und Faustschläge trieben Goku mehr als nur einmal zurück. Aber der Supersaiyajin dachte nichts ans Aufgeben. Als klar wurde, dass sie sich von der Körperkraft her ebenbürtig waren, griff Goku zu seiner Spezialattacke und schickte Doguro ein flammendes Kamehameha, das diesen nur zu sehr an den gewaltigen Energieball erinnerte, mit dem Yusuke ihn damals getötet hatte.

Doch das Kamehameha hatte nicht ganz diese zerstörerische Macht, vor allem weil Goku trotz seines Kamfesrausches sich immer noch ein wenig zurückhielt, denn im Gegensatz zu dem kontrollierten Doguro, wollte er seinen Gegner zwar kampfunfähig machen, aber nicht auslöschen.

Trotzdem war die Wucht des Kamehameha mehr als ausreichend, um Doguro gegen die nächste Wand zu drücken und seine Abwehr zu zerfetzen. Goku wartete erst gar nicht ab, wie viel Schaden sein Angriff wirklich angerichtet hatte. Noch während Doguro mit dem blauen Energieball kämpfte, war Goku heran und schickte eine Reihe kleiner Energieschläge aus nächster Nähe hinterher.

Als die Staubwolke sich verzogen hatte, stand ein keuchender Goku mit einem Siegerlächeln über einem bewegungsunfähigen Doguro, der sich zum zweiten Mal seit seiner Verwandlung in einen Dämon einem Gegner geschlagen geben musste. Trotz des Sieges war Goku nicht zufrieden, denn was sollte er jetzt machen, es war einfach zu gefährlich hier zu stehen und zu warten, bis die Lähmung von Doguros Muskeln nachließ und er wieder einsatzfähig war. Es war der ideale Moment für einen Gnadenstoß, doch den wollte Goku ja nicht ausführen. Ihm war klar, dass selbst wenn sein Gegner nicht mehr kämpfen wollte, ihn die Kontrolle des Wächters dazu zwingen würde, sobald er wieder in der Lage war dessen Befehlen zu gehorchen.

"Das war ein kurzes Vergnügen", kam es vom Wächter. Der schwarze Schatten sammelte blutrote Energie, die sich vor ihm in einem glühenden Ball von beachtlicher Größe konzentrierte. "Da Doguro besiegt wurde, hat er seinen Körper verspielt. Und dich, reine Seele, kann ich nicht frei herum spazieren lassen. Ihr beide werdet ausgelöscht!"

"Verdammt, du heimtückischer ....!" Goku fiel kein Schimpfwort ein, dass schlimm genug klang. Was er von der Macht dieses roten Balles spürte war jedoch alles andere als beruhigend. Eine momentane Teleportation aus der Hölle hinaus zu Koenma? Kein Problem für ihn allein, aber Doguro hatte immer noch das Zeichen der Verdammnis auf der Stirn und wenn er damit außerhalb der Hölle auftauchte, würde er das jämmerliche Ende nehmen, vor dem Koenma Goku gewarnt hatte. Einmal in Kraft gesetzt durch das Durchschreiten des Höllentores, stellte es absolut sicher, dass keiner Seele eine Flucht aus der Hölle gelang, ohne dass sie außerhalb derselben unter grausamen Schmerzen dahinschmolz.

Also nichts mit Teleportation. Goku mobilisierte den Rest seiner Kräfte und stellte sich breitbeinig vor Doguro. Seinem Gegner den Rücken zuzuwenden war ein zusätzliches Risiko, aber ihm blieb keine Wahl. Mit einem hässlichen Kichern schickte der Wächter den glühenden Ball auf die Reise. Der Supersaiyajin ließ seine Aura aufflammen und fing die Kugel mit beiden Händen ab. Was für eine grausame Kraft hinter diesem Angriff steckte! Goku musste sich auf die Lippen beißen, um nicht vor Schmerz zu schreien, denn das rote Licht war nicht einfach nur Energie, es war verwoben mit einer Macht, die sich wie Säure druch seine Haut und Knochen fraß. Jeder andere wäre winselnd in die Knie gegangen und hätte um ein gnädiges Ende gefleht. Hinter Goku kam Doguro stöhnend wieder zu sich und wälzte sich herum. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte er Gokus verzweifeltes Ringen.

Vom Wächter als Werkzeug bereits abgeschrieben, hatte Doguro sich in einen Menschen zurückverwandelt. In diesem Zustand war er zu schwach, um etwas gegen den roten Ball auszurichten und das wusste er selbst. Seine Auslöschung hätte er in Kauf genommen, doch beim Anblick von Gokus Kampf regte sich sein eigener Überlebenswille und eine bohrende, innere Stimme fragte ihn, ob er einen weiteren Tod eines gutherzigen Wesens wie Goku auf sein Gewissen laden wollte. Mühsam stemmte sich Doguro in die Höhe und suchte nach der Kraft, um sich wieder auf 100 Prozent hochzupowern. Doch da war nichts mehr, er war komplett ohne Reserven, hilflos wie damals, als der Dämon die Schüler seines Dojos zerfleischt und ihn damit in den Abgrund der Verzweiflung getrieben hatte.

Damals, als er beschloss, niemals mehr machtlos zu sein.

Damals, als er alles aufgab, um der Stärkste zu werden.

Damals, als er zum Dämon wurde, um niemals zu altern und niemals zu unterliegen.

Damals, als er auf Liebe und Freundschaft verzichtete, die Einsamkeit und Verlorenheit auf der Spitze der Macht willkommen hieß, nur um schließlich jemanden wie Yusuke herbeizuwünschen, der dem allen ein Ende setzte.

Die Schuld, die er nie wieder gut machen konnte, sollte nicht wachsen.

Taumelnd stellte sich Doguro hinter Goku und streckte seine Arme aus, sodass seine Hände auf denen Gokus zu liegen kamen.

Viel war es nicht, das er an Kraft noch in sich fand und in die Hände des überraschten, aber erfreuten Goku fließen ließ.

Doch das Bisschen erwies sich als das Zünglein an der Wage. Goku überwand den Schmerz und gemeinsam mit Doguro schleuderte er die Kugel zurück.

Der Wächter konnte nicht mehr ausweichen, wurde erfasst und löste sich auf. Die Kugel verpuffte und die beiden Kämpfer gingen schnaufend in die Knie.

Doguro lächelte Goku dankbar an, dann verdrehte er die Augen und fiel vornüber in den Staub. "Du dämlicher Kerl du!", schnaufte Goku, der wieder ein einfacher Saiyajin geworden war. "Du hast dich viel zu sehr verausgabt." Nach ein paar Atemzügen straffte er seinen Körper und stemmte sich hoch. "Zurücklassen kann ich dich schlecht, oder?" Er zerrte den Arm Doguros über seine Schultern und hob den schweren, schlaffen Körper an. "Mal sehen..."

Ja, er hatte noch genug Reserven um zu fliegen. Mit Doguro als Ballast stieg er über den Rand der Schlucht in die Luft. Dort drüben, weit, weit am anderen Ende der Ebene erhob sich ein flirrender schwarzer Vorhang. Allein der Blick darauf war schmerzhaft. Es war die letzte Grenze der Hölle.

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Getseco kümmerte sich keinen Deut um Firozz' und im Grunde war es ihm auch herzlich egal, wie dieser die 88 Kämpfer auftrieb. Er zweifelte nicht daran, dass Firozz die Aufgabe lösen würde, der gerissene Dämon hatte bestimmt Methoden, die selbst ihm fremd waren.

Sein Weg führte ihn durch die verwinkelten Gänge zu einer bestimmten Türe. Ein geisterhaft kaltes Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er die Hand hob. Die Türe schwang quietschend auf. La'ir, der gerade aus dem Bad gestolpert kam, erstarrte. Getseco hier in seiner heruntergekommenen Bude, das verhieß nichts Gutes. Automatisch senkte er den Kopf und war froh, dass er immerhin schon eine saubere Hose trug, auch wenn das Hemd dazu und die Kutte, die er überwerfen hatte wollen, noch im Bad lagen. Es ging ihm inzwischen schon wieder einigermaßen und er hoffte inständig, dass Getseco nicht irgendwelche neuen Leckereien mitgebracht hatte, um sich an seinen Qualen zu weiden.

"Was ist Euer Begehr, Fürst?", fragte er untertänig.

"Wie ich sehe, hast du meinen Rat befolgt", schnurrte Gesteco.

La'ir senkte den Kopf noch tiefer. Eine Antwort wagte er nicht zu geben, aus Angst den falschen Ton zu treffen.

"Du warst nicht immer so gehorsam.", Getseco schien es nicht eilig zu haben, zum Punkt zu kommen, "weißt du noch, wie wir uns das erste Mal begegnet sind?"

"Nie könnte ich das vergessen, Fürst", murmelte La'ir.

Getseco lachte leise und trat ein. Die Türe fiel hinter ihm ins Schloss und La'ir trat ein paar Schritte zur Seite. Zwar war sein Zimmer sauber, gelüftet und aufgeräumt, aber bei Getseco wusste man nie, ob ein Chaos nicht eher Gnade vor seinen Augen fand als Ordnung. Die Augen des Fürsten streiften über das frisch bezogene Bett, die steinerne Fensterbank und den schweren Holztisch, auf dem sich ein paar kümmerliche Blumen in einer silbernen Schale vergeblich bemühten, einen Hauch von Farbe in die trostlose Umgebung zu bringen.

Getseco trat an den Tisch heran, seine schlanken Finger fischten eine der Blumen aus der Schale und hob das bassgelbe Blütenköpfchen an seinen Schleier, um den schwachen Duft riechen zu können.

La'ir hielt den Atem an. Würde der Fürst für diesen Versuch, eine halbwegs "menschliche" Umgebung zu schaffen, bestrafen? Doch Getseco war mit den Gedanken offenbar ganz woanders. "Du bist wirklich durch alle Barrieren bis hierher marschiert..", er lachte leise, "ein jämmerliches Menschengewürm, zitternd vor Angst und trotzdem so voller Trotz."

Nur zu gut erinnerte sich auch La'ir noch an diesen Moment,..

... als ihn eine Horde geifernder Dämonen eingekreist hatte und er mit dem Rücken an der Festungsmauer dem Tod entgegensah. Trotzdem hatte er nicht geschrieen, nicht geweint. Wenn er jetzt zurückdachte, so wäre ihm damals der Tod wahrscheinlich nur recht gekommen. Trotzdem, etwas in seinem Innersten hatte sich damals verzweifelt an das Leben geklammert und diese Kraft erneut gerufen, jene Kraft der Auslöschung. Ehe die Dämonen begriffen hatten, was er plante, hatte seine Ereaser-Macht bereits eine Schneise in ihre Menge gefressen und als sie schließlich die Flucht ergriffen, war nicht einmal ein Viertel von ihnen noch am Leben. Doch dann war er aufgetaucht, Getseco. Woher er wusste, was genau vor den Mauern seiner Festung vor sich ging, das war La'ir auch heute noch ein Rätsel. Unvergessen war jener Augenblick, als er Getsecos Macht und Gnadenlosigkeit zum ersten Mal gespürt hatte. Wie gelähmt war er da an der Mauer gelehnt, unfähig auch nur einen Finger zu rühren.

"Eine interessante Macht hast du da, Menschlicher", hatte Getseco gesagt. Ganz ruhig hatte seine Stimme geklungen, keine Spur von Wut oder etwa Angst. "Ich nehme an, du bist nicht aus Neugier den weiten Weg gekommen, oder?"

"Enma.", hatte La'ir gestottert, "seid Ihr Enma?"

"Enma?" Getseco hatte gelacht. Es hatte ein wenig amüsiert geklungen. "Allein dafür, Menschlicher, darfst du noch ein wenig weiterleben. Es ist lange her, dass mich jemand zum Lachen gebracht hat." "Wenn Ihr nicht Enma seid", hatte La'ir trotz seiner Todesangst weiter gebohrt, "wo kann ich ihn denn finden?"

Das Lachen war verstummt und die Aura hatte wieder an Bedrohlichkeit gewonnen. "Du fragst mich allen Ernstes nach dem Weg zu Enma? Was willst du dort? Das Jenseits oder die Geisterwelt, wie ihr Sterblichen sie nennt, ist genauso wenig ein Platz für euch wie diese Welt, die Welt der Dämonen."

La'ir hatte schwer schlucken müssen, aber er hatte weder seinen Blick gesenkt noch der Furcht in seinem Herzen nachgegeben. "Ich will Enma zwingen, sie mir zurück zu geben."

"Du . du willst Enma zwingen?" Wiederum lachte Getseco. "Und womit?"

"Damit, mit meiner Ereaser-Kraft." La'ir zeigte auf einen Felsen, etwas weiter weg und löschte ihn aus. Nicht ein Staubkorn blieb übrig, keine Bruchstücke, keine Asche, nichts. Die seltsame Leere blieb einen Moment bestehen, dann rutschte das Geröll der Umgebung nach und füllte sie wieder auf.

"Wenn . wenn Enma sie mir nicht wieder gibt, dann werde ich das mit ihm machen, mit seinem Palast . mit allem!"

"Ohh, da hast du dir aber gewaltig viel vorgenommen", hatte Getseco gesagt. "Ich habe davon gehört, dass ein paar von euch Menschlichen durch den "Unfall" bei der Barriere Kräfte bekommen haben, die außergewöhnlich sind. Soweit ich weiß, muss man, um diesen Kräften zum Opfer zu fallen, innerhalb eines bestimmten Umkreises vom Besitzer dieser Kräfte sein. Wenn Enma sich nicht in deinem "Territorium" aufhält, kannst du ihm nichts anhaben, oder?"

"Deshalb muss ich ihn sehen", keuchte La'ir verbissen, "ich kann alles auslöschen, das ich sehen kann."

"Hmm." Getseco hatte einen seiner Finger an sein Kinn gelegt, "du weißt natürlich, dass ich dich töten könnte, ehe du deine Macht einsetzt, oder? Aber du machst mich neugierig und das gefällt mir. Was soll dir Enma denn zurückgeben?"

"Meine Yuko! Sie war der einzige Mensch, den ich geliebt habe. Sie durch diese Hölle gehen zu lassen, es war so schrecklich! Ich will sie zurück!"

"Da wirst du auf Granit beißen, Sterblicher. So etwas nennt man Schicksal und das passiert unzähligen von euch Tag für Tag. Der Weg deiner Yuko war vorgezeichnet und Enma ist sehr darauf bedacht, dass sich alles so abspielt wie es auf der goldenen DVD aufgezeichnet ist."

"Welche goldene DVD?", La'ir sah den Fürsten misstrauisch an. "Davon habe ich noch nie gehört."

"Nun, es wird auch nicht gewünscht, dass die Sterblichen darüber Bescheid wissen. Sie könnten ja in die Versuchung kommen, etwas gegen ihr vorgezeichnetes Schicksal zu unternehmen und das würde die Ordnung, die Enma so liebt, durcheinander bringen."

"Ich pfeife auf seine Ordnung. Wenn er mir meine Yuko nicht zurückbringt, kann er genauso gut verschwinden!" La'ir hatte die Fäuste geballt und sein Blick brannte vor Verzweiflung. "Ich bin es gewohnt, überall und immer nur hinten, nur der zweite, nur der letzte zu sein. In der Nachbarschaft und in der Schule immer verlacht, verachtet und verhöhnt zu werden, das kenne ich seit ich klein bin. Dass in der Familie meine Schwester alles bekommt und ich nur das was übrig bleibt." Nun lachte auch er, bitter und kalt. "Aber Yuko war anders, sie hat mich gemocht und mit mir gelacht, sie war das einzige Licht in meinem Leben. Ohne sie, ist alles nichts und kann zu nichts werden!"

Ohne es zu merken, hatte er in seiner Wut mehr und mehr Kraft konzentriert und Getseco war sicherheitshalber etwas zurückgetreten. "Eine interessante Perspektive", hatte Getseco gesagt und es hatte nicht so geklungen, als ob er es scherzhaft gemeint hatte. "Ich kann dir zweierlei anbieten, Menschlicher."

Bei Getsecos Tonfall hatte La'ir die Fäuste sinken lassen. "Und das wäre?"

"Hilf mit, die goldene DVD zu stehlen und zu vernichten. Sie ist meinen Plänen im Weg und ihr Verlust wird das Jenseits in ein Chaos stürzen."

"Bringt mir das Yuko zurück?"

"Nein, aber auf diese Art wirst du sie am wirkungsvollsten rächen können. Außerdem kannst du, wenn du deine Kräfte in meine Dienste stellst, miterleben, wie ich Enma an deiner Stelle vernichte. Allerdings wird durch meine Pläne auch die Welt der Menschen dem Untergang geweiht sein."

"Das ist mir egal", La'ir klang kein bisschen erschrocken, "mit der Welt der Menschen bin ich schon längst fertig. So wie die mit mir umgesprungen sind, verdienen sie nichts Besseres." Trotzig hatte er die Lippen aufeinander gepresst.

"Dann sind wir uns einig?", hatte Getseco gefragt.

La'ir hatte genickt.

"Gut, dann..." Getseco hatte die Hand ausgestreckt und ein gewaltiger Stoß negativer Energie hatte La'ir an die Wand geschmettert. Stöhnend war er in die Knie gesunken.

"...merke dir, wo dein Platz ist, La'ir. Diesen Namen wirst du von nun an tragen und auch hier bist du nichts mehr wie Abschaum, der durch meine Gnade existiert. Solltest du das jemals vergessen und dich gegen mich auflehnen, wird dein Ende so qualvoll sein, dass du dir wünschen wirst, meine Dämonen hätten dir bei lebendigem Leib die Eingeweide herausgerissen."

Oh ja, La'ir hatte diesen Moment nie vergessen, als ihm die volle Tragweite seiner vorschnellen Entscheidung bewusst geworden war.

Er hatte ertragen, dass Getseco sich an seiner Furcht und dem dennoch immer vorhandenen Trotz weidete, hatte die giftigen Krümel gegessen, die Getseco ihm vorwarf, hatte sich erniedrigt, nicht um zu überleben, diese Hoffnung hatte er lange schon begraben, sondern nur um nicht noch Schlimmeres ertragen zu müssen. Einmal, ein einziges Mal hatte er versucht, sich zu töten, indem er von den Zinnen des höchsten Turmes der Festung in die Tiefe sprang.

Er wusste nicht mehr wie Getseco erraten hatte, was er vorhatte, jedenfalls hatte der Fürst unten gestanden und ihn aufgefangen. Doch diese scheinbare Gnade hatte sich rasch als neue Grausamkeit entpuppt, denn Getseco hatte seine Krallen ausgefahren und ihm alle vier Gliedmaßen durchbohrt. Die heftig blutenden Wunden waren nicht tödlich gewesen aber er hatte Tage lang wimmernd vor Qualen im Staub gelegen und wenn ihn nicht ein paar Dämonen auf Getsecos Wunsch gewaltsam mit Brei und Wasser gefüttert hätten, wäre er wohl verhungert und verdurstet. Damals war ihm klar geworden, dass er niemals aus eigener Kraft würde entkommen können. Seit von dem Spezialtrupp Koenmas die Rede gewesen war, hatte er seine Hoffnung genährt, dass er ebenfalls in den Kampf verwickelt werden würde.

Wenn alles gut ging und er sich ernsthaft genug als Schurke präsentierte, würden diese Dämonen allem ein Ende machen. Endlich..

..........

"Ich hoffe, dass du es nicht bereust, unseren Deal", sagte Getseco und unterbrach so La'irs Gedankenreise in die Vergangenheit. La'ir schüttelte heftig den Kopf. Ein Teil von ihm wünschte sich immer noch die absolute Auslöschung der Menschheit, dieser verdorbenen Brut, und auch Enmas Vernichtung erschien ihm nach wie vor nur als gerecht, so selbstherrlich wie dieser das grausame Schicksal von Yuko auf die goldene DVD geschrieben hatte.

Getseco hatte sich damals köstlich amüsiert, weil die Gerüchte, die sich um den Diebstahl der DVD rankten bis zu ihm getragen wurden. Er hatte niemals im Sinn gehabt weitere Menschen einzusetzen, besondere Kräfte hin oder her. Menschen waren für ihn niederes Gewürm, Futter für die primitivsten seiner Dämonen. Was er begehrte war die Welt, die den Menschen gehörte, die so groß und so vielfältig war, während es im Reich der Dämonen kaum Abwechslung gab. Wenn er schon herrschen wollte, dann über die schönste aller Welten und nicht nur über ein paar tausend Getreue, sondern über Millionen von ihnen, die er mit Milliarden Menschen füttern konnte.

"Ich bin Euer ergebener Diener, mein Fürst", sagte La'ir ohne zu stocken und kein Ton von Falschheit lag darin. Was immer Getseco von ihm wollte, La'ir würde es nicht drauf anlegen, dass der Fürst es sich nehmen musste.

"Irgendwie ist es schade", hörte er Getseco murmeln, der den Kopf der kleinen, gelben Blüten zwischen seinen Fingern zerquetschte, "dass dir dein Trotz abhanden gekommen ist. Firozz ist berechnend und falsch, seine Gegnerschaft ist nicht sonderlich erfrischend, auch wenn er glaubt mich täuschen zu können. Du aber. dein ehrlicher Trotz von damals hat mir gefallen. deshalb bist du noch am Leben, nicht wegen deiner Fähigkeit."

Würde Getseco ihm jetzt selbst ein Ende machen? La'ir zitterte innerlich vor Angst, und dennoch, da war noch ein Rest der alten Auflehnung und diese zwang La'ir, den Kopf zu heben und die Stelle im Schleier zu suchen, wo er Getsecos Augen vermutete. "Tut, was ihr für nötig haltet, mein Fürst", sagte er. "Aber erwartet nicht, dass ich um mein Leben, um Gnade winsle", stand in seinem Blick zu lesen. Mit zwei Schritten hatte Getseco die Lücke zwischen ihnen geschlossen und hob La'irs Kinn mit zwei Fingern an, sodass er in dessen Augen lesen konnte.

"Ah. da ist es noch. und ich dachte schon, ich hätte es erstickt . wäre zu schade gewesen. Ich kann also alles tun, was ich für nötig halte, wie?"

La'ir, in dessen Magen sich die Furcht zu einem bleiernen Knoten zusammenballte, nickte. Wenn er es schaffte Getseco genug zu reizen, bekam er vielleicht einen schnellen Tod geschenkt.

Doch stattdessen tat Getseco etwas, das La'ir niemals erwartet hatte. Er streifte seinen Schleier ab. Vor La'irs Blicken enthüllte sich ein Gesicht, dessen makellose Schönheit nur durch die spitzen Zähne gemindert wurde. La'ir wusste von den Gerüchten, die sich darum rankten, dass Getseco irgendwelche Narben und Verstümmelungen unter dem Schleier verbarg.

"Warum.?" Ehe er sich besinnen konnte, hatte er diese Frage schon laut gestellt.

"Warum ich mein Gesicht verstecke?" Getseco lachte, es klang schadenfroh und hämisch, "weil es mir gefällt undurchschaubar zu sein, weil ich mein Minenspiel verbergen kann und die anderen unsicher sind, ob ich nun die Stirn runzle oder lächle. Es ist lustig, wie verzweifelt sich nach einer Regung suchen, versuchen, von den Bewegungen des Schleiers abzulesen, ob ich meine Augenbrauen zusammenziehe oder gleichgültig bleibe. Deshalb."

Seine dunklen, schräg geschnittenen Augen suchten La'irs ratlosen Blick, der wie gefesselt an den makellosen Zügen seines Peinigers hing. "Gefällt dir, was du siehst?", fragte Getseco lauernd.

La'ir wusste, dass dies genauso eine Falle sein, und jedes Kompliment mit menschlichen Maßstäben als Beleidigung eine schmerzvolle Bestrafung nach sich ziehen konnte, aber da er durch die Nähe von Getseco irritiert war, vermochte er sich nicht eine möglichst neutrale Antwort zurechtzulegen, sondern stammelte, was ihm durch den Kopf ging. "Ihr seid zu schön für einen Dämonen."

"Hahaha!" Getseco schien eher amüsiert wie beleidigt zu sein. "Das ist eine sehr unverschämte Antwort, aber heute bin ich in gnädiger Laune. So gnädig, dass ich mir ein kleines Vergnügen gestatten werde."

Ohne den Schleier wieder über sein Gesicht zu ziehen beugte er sich zu La'ir herab und presste die Lippen auf dessen halb zu einem erschrockenen Schrei geöffneten Mund. La'ir hielt still, sein Herz klopfte wie rasend, er erwartete, dass sich Getsecos scharfe Zähne gleich grausam in seine Lippen bohren würden und der Fürst sein Blut schmecken wollte. Doch eine Sekunde um die andere verstrich, ohne dass Getseco zubiss. Alle Sinne geschärft schmeckte La'ir gegen seinen Willen einen intensiven Hunger aus diesem Kuss heraus, eine Gier die sich nicht nach etwas richtete, was so fassbar war wie Blut oder Tränen. Ohne zu wissen, warum, tat er etwas, das er sich nie in seinen Träumen hätte vorzustellen gewagt, er legte seine Arme um Getsecos Schultern und ließ seine Hände beruhigend sanft über dessen Muskeln wandern, so wie Yuko es stets für ihn getan hatte.

Diese menschliche Geste des Trostes schien in Getseco einen Damm zum Einsturz zu bringen und ehe sich La'ir versah, hatte ihn der Dämonenfürst auf das Bett geschleudert. Keuchend, teils vor Schreck, teils vor Verwunderung über sich selbst und die Situation überhaupt, sah La'ir in das schöne, kalte Gesicht von Getseco, der sich über ihn beugte..

Als sich Getseco seiner Kleider entledigte und seine Krallen sacht über die Stelle von La'irs Brust wanderten wo dessen Herz raste, wusste La'ir dass nun sein Tod endgültig besiegelt war. Nicht hier, nicht so, nicht heute . aber Getseco würde ihn niemals gehen lassen, nicht nachdem er gesehen hatte, was der Schleier zu verbergen wusste, ein Licht, das von einer Einsamkeit und Verlorenheit sprach, die La'irs eigenen alten Schmerz gering erscheinen ließ und sein Herz wehrlos und offen machte.

............................. Während dessen in im Diesseits auf der anderen Seite des Strudels:

"Was .... wie kann er das...?" Kurawa war ganz von den Socken.

Bulma musste insgeheim grinsen, auch sie beneidete Yamchu, Goku und die anderen um diese Fähigkeit. Hubschrauber in allen Ehren, aber selber fliegen zu können, das war doch was anderes.

"Willst du dich nicht langsam auch auf den Weg machen?", rief sie dem staunenden Kuwabara zu.

"Was... ach ja, verdammt noch mal, Yamchu, so warte doch!" wild mit den Händen fuchtelnd rannte Kuwabara hinter Yamchu her, die Augen immer auf Bulmas Exfreund gerichtet. Unter seinen Sohlen brachen die kantigen Felsstücke ab und es knirschten und krachte, dass es einem Angst und Bange werden konnte. Doch trotz aller Eile und Anstrengung vermochte der rothaarige Krieger aus der anderen Realität Yamchu nicht einzuholen. Erst als dieser über einer bestimmten Stelle in der Luft hängen blieb und wild mit den Armen fuchtelte, konnte Kuwabara keuchend aufschließen. "Da liegt er!", rief Yamchu ihm schon von weitem zu und deutete nach unten. Tatsächlich, tief in einer Felsspalte festgeklemmt, umgeben von scharfkantigen Bruchstücken funkelte eine orange Kugel mit einem einzelnen Stern.

"Und ...", schnaufte Kuwabara, als er neben Yamchu vor der Kluft kniete, "...wie kriegen ... wir ihn ... da wieder raus?"

Yamchu kratzte sich am Hinterkopf. "Wir sollten Bulma fragen, vielleicht kann die uns irgendwas mit einer Stange und einem Netz basteln, damit wir ihn so heraus fischen können."

"Klingt nicht schlecht", meine Kuwabara und sah zurück in die Richtung aus der er gekommen war. Es lag ganz schön viel Distanz zwischen ihnen und dem Hubschrauber. Da wieder zurück hatschen zu müssen...

Yamchu schien seine Gedanken zu lesen.

"Bleib du hier, ich flieg rasch hin und sag ihr Bescheid", grinste er und stand auf. "Es wird sicher nicht lange dauern!"

Kuwabara machte gute Mine zum bösen Spiel und nickte ergeben. "Ist okay, ich will dir kein Klotz am Bein sein."

Yamchu öffnete den Mund, als ob er etwas entgegnen wollte, ließ es dann doch bleiben und flog schweigend davon.

Etwas deprimiert setzte sich Kuwabara im Schneidersitz hin, verschränkte die Arme und hing den Gedanken nach. All die Abenteuer kamen ihm in den Sinn, die er mit Yusuke zusammen erlebt hatte. Vor allem damals, als er mit Yusuke zusammen, die ersten Prüfungen bei Genkai bestanden hatte. Die anderen waren jetzt sicher am Trainieren und das so hart wie nie zuvor... ein Jammer, dass er nicht auch dabei sein durfte, doch andererseits konnte nur er damit prahlen, in der anderen Welt gewesen zu sein. So schlecht war das auch nicht. Bestimmt würde sich seine süße Yukina für die Geschichten interessieren, die er bei seiner Rückkehr zu erzählen hatte.

Sein Blick fiel auf etwas bleiches, gelbliches, das aus einem Haufen Trümmer unweit des Spaltes lag. Gleichzeitig überkam ihn ein Gefühl, das er zur Genüge kannte. Seine Nackenhaare richteten sich auf und eine Gänsehaut überzog seine Unterarme. Fröstelnd atmete er tief ein und öffnete seinen siebten Sinn. Das war kein Zufall, hier geisterte irgend etwas Übernatürliches herum und es rief ihn zu dem Trümmerhaufen. Wie unter Zwang kroch er darauf zu und streckte seine Hand nach dem gelblichen Stein aus, er sich deutlich von den graubraunen Stücken ringsum abhob. Doch kaum hatte er seine Fingerspitzen darum gelegt, ertönte ein Grollen tief im Inneren des Steinhaufens. Erschrocken sprang Kuwabara auf und wich ein paar Schritte zurück. Die grausliche Faszination, welche das Gefühl des Übernatürlichen in ihm geweckt hatte, war verfolgen, zurück blieb der Eindruck von Gefahr, genährt durch den Dunst der Rachsucht, welcher von dieser Stelle aufstieg.

"Wer ist da? Los, zeig dich! Was willst du von mir?!", rief er laut und stellte sich kampfbereit hin.

*Was ich will?* , ein schauriges Kichern ertönte direkt in seinem Kopf. Kuwabara hasste diesen Teil seiner Gabe. Warum mussten diese Geister immer gedanklich Kontakt aufnehmen? Sie könnten ihre Botschaft doch in den Staub kratzen, das wäre ihm viel angenehmer, als das Gefühl, dass jemand direkt in seinen Gedanken zu wühlen schien. Die Steine des Haufens gerieten in Bewegung und Kuwabara starrte fassungslos auf das Skelett, das sich daraus erhob. Der gelbliche Stein war kein Stein gewesen, sondern ein Teil des Oberarmknochens, genauer gesagt des Gelenkskopfes des Schulergelenkes, das aus zwischen den Steinen herausgeragt hatte.

*Es ist lange her*, murmelte die Stimme, *seit Jahren warte ich darauf, dass jemand vorbeikommt, der mich hören kann.*

Mit zusammengebissenen Zähnen ging Kuwabara noch weiter auf Abstand. "Ich kann dich hören, na und?"

*Dank dir kann ich auch meine Überreste kontrollieren. Du besitzt wirklich seltsame Gaben, Feuerkopf.*

Das Skelett schob mit seinen Knochenfingern die restlichen Steine fort und stieg aus dem Haufen. *Doch ich fühle, dass meine Kraft nicht lange halten wird. Ich muss rasch sein, wenn ich wieder leben will...*

"Was, wie?" Kuwabara war von Geistern und Dämonen ja einiges gewohnt, aber dennoch überrumpelte ihn die Geschwindigkeit mit der das Skelett sich auf ihn warf und die Knochenfinger um seinen Hals legte.

"Wrrgh!", röchelte er und zerrte verzweifelt an den Knochen. Doch irgendwie waren diese von einer Macht beseelt, deren er nicht Herr werden konnte. Vor seinen Augen begannen bereits schwarze Funken zu tanzen. *Gut so, gib dich auf, Feuerkopf!*, frohlockte das Skelett.

*Wenn ich erst deine Seele aus deinem Körper getrieben habe, werde ich ihn beherrschen und damit auch alle Macht, die dir innewohnt. Keiner wird den Unterschied merken bis es zu spät ist.*

Kuwabara brach in die Knie und seine Finger krallten sich in den Staub. Unter seinen Händen spürte er etwas Hartes und ohne lange nachzudenken riss er mit letzter Kraft den Arm empor und zerschmetterte den Schädel des Skelettes mit dem Stein. Etwas blutrotes, funkelndes fiel inmitten der Knochensplitter zu Boden. Für einen flüchtigen Moment ließ der Griff der Knohenhände nach und Kuwabara sog gierig die Luft ein, sein Blick wurde wieder klar und er erkannte ein erbsengroßes Juwel, das zwischen den Zehenknochen des Skelettes klemmte. Ohne genau zu wissen, warum, stellte er seinen Fuß darauf. Es knirschte und splitterte.

*Das wagst du nicht! Neiiiinn....!* Die Stimme verebbte und die leblosen Knochen fielen klappernd in sich zusammen. Kuwabara trat zurück und rieb sich den schmerzenden Hals. Nichts als roter Staub unter seiner Sohle war von dem Juwel geblieben. Die Knochen jedoch, zerfielen im Sonnenlicht zu bleichem Mehl, das der nächste Windstoß davon trug.

Kuwabara schüttelte den Kopf. Das Gefühl des Übernatürlichen war verflogen, doch noch immer kam er sich vor wie ein Statist in einem drittklassigen Gruselfilm. Skelette, die sich bewegten, sprachen und einen angriffen, sowas konnte doch in Wahrheit gar nicht passieren, oder?

Er ging um den zerwühlten Steinhaufen herum und auf der anderen Seite sah er es. Ein verwittertes Holzschild, das früher sicher aus dem Geröllhaufen geragt hatte. Mit dem Ärmel wischte er den Staub ab und versuchte die eingeritzten Zeichen zu lesen. Ein Glück, dass in beiden Realitäten dieselbe Sprache verwendet wurde. "Hier ruht Hooribs letzte Inkarnation und in ihr das Blutjuwel, der Seelenkern des verfluchten Magiers. Hüte dich, Sterblicher, denn selbst wenn seine Fleisch verfault ist, streift sein Geist ruhelos umher, auf der Suche nach einer passenden Hülle. Darum meide diesen Ort!"

"Schöne Warnung!", knurrte Kuwabara. "Die hätten sie ein paar hundert Meter entfernt aufstellen sollen."

Nun, wie es aussah würde dieser Hoorib kein weiteres Mal Enmas Urteil entkommen. Dennoch blieb der Beigeschmack der Unwirklichkeit. In einer Welt, wo es Dragonballs gab, wollte das einiges heißen...

"Hallo, Kuwabara!" erklang über ihm die Stimme Yamchus. Der rothaarige Kämpfer legte den Kopf in den Nacken und blickte in das lachende Gesicht seines Gefährten, der eine lange Stange mit einer Greifhand schwang. "Sieht aus, als hätten wird das passende Teil", kommentierte Kuwabara das Gerät.

"Das werden wir gleich sehen", sagte Yamchu und landete neben der Spalte. "Halt mich an den Knöcheln fest, ich will da nicht reinfallen und feststecken", sagte er und beugte sich tief in die Spalt hinab.

Kuwabara packte fest zu und nach ein paar Versuchen, fischte Yamchu tatsächlich den Dragonball heraus. "Ist doch klasse, was Bulma alles zaubern kann!", lachte er und reichte Kuwabara die Kugel. "Es hat zwar eine Weile gedauert, aber es hat sich gelohnt. Du hast dich hoffentlich nicht zu sehr gelangweilt, oder?"

"Kein Bisschen", gab Kuwabara trocken zurück und warf einen kurzen Seitenblick auf die verstreuten Steine und das morsche Holzschild, "wirklich nicht ..."

...........................................

Hieis Schritte waren selbst durch den Nebel noch zu hören. Vegeta beeilte sich und nach ein paar weiten Schritten stand er an Hieis Seite. "Wo sind die anderen?", fragte Vegeta gespannt, immer in Erwartung eines überraschenden Angriffs. "Ob sie schon ihren Ängsten begegnet sind?"

"So schnell wird das nicht gehen", tönte es vor den beiden aus dem Nebel.

Yusuke, Piccolo und Kurama standen wartend mitten im wabbernden Weiß. Kurama nickte zu Yusukes Worten. "Ich schätze, dass die Prüfung nicht aus einem körperlichen Angriff besteht", sagte er ruhig.

"Du nimmst das sehr gelassen", sagte Piccolo leicht verwundert. "Kennst du denn deine tiefsten Ängste, deine schlimmste Furcht so genau?"

Kurama zuckte die Achseln. "Ich schätze keiner von uns kennt sie wirklich, denn diese Angst ist etwas, das sich tief in uns verbirgt und dem wir nie ins Gesicht sehen wollen."

"So ein Quatsch!" Vegeta wusste es wieder einmal besser. "Jeder von uns hat schon vieles durchgestanden, ich kann mir sehr gut denken, dass jeder von uns etwas hat, das er nicht verlieren will und genau davor haben wir Angst."

"Klingt zwar nicht unlogisch", sagte Yusuke, "aber irgendwie kommt mir das zu einfach vor."

Wie auf ein Stichwort hin fegte mit einem Mal ein eisiger Wind durch die Höhle und vertrieb den Nebel. In weiter Entfernung konnten sie einen hellen Punkt erkennen.

"Dort ist der Ausgang", sagte Hiei und marschierte darauf zu. "Nur vom Reden kommen wir auch nicht weiter..."

"Warte auf uns!", rief im Piccolo nach und sie alle beeilten sich, mit dem flinken Feuerdämon Schritt halten zu können.

Doch mit einem Mal blieb Hiei stehen, schlug die Hände vors Gesicht und brach stöhnend in die Knie. "Hiei!" Im Nu waren Kurama und Yusuke an seiner Seite. "Hiei, was ist mit dir?"

Piccolo und Vegeta wechselten einen besorgten Blick. Hatte die erste Prüfung bereits begonnen?

Wie unter Zwang schob Hiei die helfenden Hände seiner beiden Freunde beiseite und stemmte sich hoch. Sein ohnehin blasses Gesicht war starr und grau vor Anspannung. Mit einem Mal flammte seine Aura auf und seine Armmuskeln schwollen an, dass sie seine Kleidung sprengten. Überall auf der Haut erschienen Augen und die Bösartigkeit seiner Ausstrahlung ließ die anderen erschrocken zurückweichen. Die Tätowierung des schwarzen Drachen, die sich um seinen Arm wand schien von eigenem Leben erfüllt zu sein. Während die anderen sich eher ratlos anschauten, begannen ihre Armbänder zu glühen und sie konnten sehen, was auch Hiei sah...

Eine junge, schöne Frau mit blauem Haar und sanftem Gesicht kauerte ein paar Schritte von Hiei entfernt und schluchzte jämmerlich. "Nein, nein du kannst nicht mein Bruder sein! Mein Bruder ist kein verbrecherisches Ungeheuer wie du! Komm mir nicht zu nahe... ich verabscheue dich!" Ihre Tränen verwandelten sich in funkelnde Perlen und rollten über den dunklen Höhlenboden. "Die ganze Zeit warst du da und hast mich getäuscht, hast mir nicht die Wahrheit gesagt! Du bist nicht nur hässlich und grausam, sondern auch noch feige!"

"Yukina, ich ... ich kann dir alles erklären", sagte Hiei rauh und kam einen Schritt näher. Sogleich schrie sie auf und mit einer hastigen Handbewegung erschuf sie unzählige Eispfeile, die auf ihn zu schossen und sich in seine Haut bohrten. "Bleib weg von mir!"

Aus vielen Wunden blutend brach Hiei in die Knie. "Yukina ... bitte!" Er streckte den Arm mit dem schwarzen Drachen nach ihr aus. Ihr schönes Gesicht durch die Abscheu ins groteske verzerrt, hob sie beide Hände abwehrend hoch und aus dem Boden rings um sie wuchsen Eiszapfen nach oben, rasend schnell und tödlich spitz. Es war abzusehen, dass über kurz oder lang Hiei von ihnen eingekreist und getötet werden würde. Auch er wusste das, hob erneut die Hand mit dem Drachen und sammelte dessen schwarze Macht, ein Feuerstoß ungeahnten Ausmaßes würde durch die Höhle brausen und diese zum Einsturz bringen...

"Seine tiefste Angst", hörten Piccolo und Vegeta Yusuke sagen, "ist also von seiner Halbschwester Yukina, die noch nichts von ihrer Verwandtschaft weiß, aber nach ihrem verschollenen Bruder sucht und deren Leben er schon mehrfach gerettet hat, gehasst und angegriffen zu werden. Wenn er sich jetzt verteidigt, wird sein Feuerdrache die Vision von ihr verschlingen."

"Damit nicht genug." Kurama stand der Schweiß auf der Stirn. "Er wird darüber so von Reue zerfressen sein, dass sich der Drache gegen ihn wenden und auch ihn zu Asche verbrennen wird."

"Und wir werden mit gegrillt!", schnaubte Vegeta. Ohne lange nachzudenken trat er vor Hiei hin, sah kurz in dessen weit aufgerissenen, leeren Augen und fluchte. "Dann eben so!" Er streckte die Hand aus und einige Energiebälle spritzten aus seinen Fingerspitzen. Sie zerschlugen die Eiszapfen und durchbohrten Yukina, die mit einem Aufschrei tödlich getroffen in sich zusammen sank.

"Was.... was hast du getan?!" Hiei stemmte sich hoch und wankt auf Vegeta zu. "Yukina, du hast meine Schwester... Stirb!"

Ehe er jedoch den schwarzen Drachen auf Vegeta los lassen konnte, war Yusuke zur Stelle und verpasste ihm eine Ohrfeige, dass er an die Höhlenwand geschmettert wurde und bewusstlos zusammenbrach. "Hast du eine Pflanze zur Hand, Kurama?", fragte er und hob den regungslosen Körper Hieis auf.

"Hmm..... die Wunden sind nicht so schlimm. Das hier wird helfen." Kurama fischte einen kleinen Zweig aus seinen Haaren und steckte ihn in einen Spalt, wo frische Feuchtigkeit glitzerte. Überhaupt war es in der ganzen Höhle geisterhaft dämmerig, so als ob die Wände selbst genügend Licht abstrahlten, dass niemand über seine eigenen Füße zu stolpern brauchte. Ein wenig Ermutigung von Kurama und der Zweig wuchs rasch zu einem kleinen Busch, der grüne, runde Früchte trug. Kurama pfückte sie alle und steckte sie bis auf eine in seine Tasche. Die eine hielt er über Hieis Wunden und drücke sie kräftig zusamen, dass ein nach Minze duftender, sirupähnlicher Saft heraus tropfte. Jede der Wunden Hieis bekam ein paar Tropfen ab und siehe da, die Blutungen hörten auf und die Wunden begannen, sich zu schließen.

"Du bist echt begabt!", sagte Piccolo nicht ohne Respekt.

"Danke", der rothaarige Junge lächelte. "Hiei müsste gleich wieder zu sich kommen."

"Wirklich?" Yusuke atmete auf.

Und tatsächlich schlug Hiei nur einen Atemzug später seine Augen auf. Sein Blick war klar und er griff sich stöhnend an die Stirn.

"Na endlich", lautete Vegetas Kommentar, "wir hätten dich ungern als Ballast mitgeschleppt..."

"Was?" Hieis leicht verwirrter Gesichtsaudruck wechselte zu offener Wut, als ihm wieder einfiel, was zuvor passiert war. Mit einem Sprung war er auf den Beinen und zog sein Schwert, welches zuvor unbeachtet an seiner Seite gehangen hatte, um dessen Spitze an Vegetas Kehle zu halten. "Du... du hast ..."

"Einen Störfaktor beseitigt, weiter nichts", gab der Saiyajin kaltschnäuzig zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. "Es war ja nicht die echte, oder?"

Hieis Augen weiteten sich. Die Hand sackte herab und das Schwert landete scheppernd auf dem Felsboden.

"Natürlich war es nicht die echte Yukina", sagte Yusuke. Er trat an Hiei heran und legte ihm von hinten die Hand auf die Schuler. "Wie könnte sie dich auch verabscheuen, wo sie dich doch mag, obwohl sie nicht weiß, wer du bist."

"Da kann ich Yusuke nur zustimmen", hieb Kurama in die gleiche Kerbe. "Und sie weiß doch, dass du keine astreine Vergangenheit hast, dennoch hat sie bei jedem deiner Kämpfe mitgefiebert, nicht wahr?"

Hiei schloss seine Augen. Längst waren die vielen Dämonenaugen von seinem Körper verschwunden. Als er die Augen wieder öffnete, war der gleiche kühle, leicht herablassende Ausdruck in ihnen, den sie gewohnt waren. Doch da war noch etwas anderes, tief in ihm war eine Wandlung angebrochen, etwas war in Gang gekommen, das zu einer neuen Quelle der Kraft für ihn werden konnte. Wortlos streifte er Yusukes Hand ab und bückte sich nach seinem Schwert. Da von seiner Oberbekleidung nur noch Fetzen übrig waren, fröstelte er ein wenig.

"Lass mich machen", sagte da Piccolo und wie er schon für Gohan neue Kleider hatte erscheinen lassen, verpasste er Hiei eine idente Kopie seines alten Gewandes. Zumindest sah es in Schnitt und Farbe gleich aus.

"Leicht, warm und ein Stück zäher wie dein altes", sagte Yusuke nachdem er neugierig an einem Ärmel gezupft hatte. "Du bist echt nützlich", grinste er Piccolo zu.

Dessen Fühler zuckten leicht amüsiert. "Man tut was man kann."

"Wir sollten weiter", kam es von Kurama, der nun die Führung übernahm. Das helle Licht des Ausganges war noch immer weit entfernt.

Wer würde sich als nächstes seinen geheimsten Ängsten stellen müssen?

Ende des siebten Teils

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Ich hoffe, es stört nicht zu sehr, dass ich zur deutschen Schreibweise einiger Begriffe über gegangen bin (auch wenn ich Gokou der Ordnung halber im Titel belassen werde), aber es gab mehrfach Bitten, die Namen zu ändern und dem habe ich Folge geleistet. Danke fürs Lesen und ich freue mich über jeden Kommentar!