Son Gokus zweites Jenseitsabenteuer

Enma ruft Enma

Teil 8

"So, da wären wir." Bulma trat aus dem Hubschrauber und strich ihre Haare zurück. Die schwüle Hitze schlug ihnen wie ein heißer, feuchter Lappen entgegen.

"Uff!" stöhnte Yamchu und wünschte sich eine Kurzhaarfrisur. Kuwabara schlüpfte wortlos aus seiner Jacke und krempelte die Ärmel seines Hemdes bis über die Ellenbogen hoch. Eine Dunstglocke hing über dem Urwald in dem sich laut dem Radar irgendwo der nächste Dragonball verstecken sollte. Doch da eine sichere Landung in dem Blätterdickicht selbst undenkbar war, mussten sie sich wohl oder übel zu Fuß durch die Wildnis kämpfen. Yamchu verschwand wieder im Inneren des Hubschraubers und brachte das Marschgepäck, das sie während des Fluges vorbereitet hatten. Dankbar nahm Bulma den Tropenhut entgegen und auch die Wasserflasche, die sie sich an den Gürtel hängte.

"Also nochmals, damit ihr es nicht vergesst!" Sie zückte eine Kapsel und hielt sie den beiden hin. "Jeder von euch hat so eine. Darin steckt das perfekte Tropenzelt mit Ventilator, Mückenschutz und Schlafliege. Wenn euch eine Schlange beißt, habe ich ein Allroundserum dabei und ein Funkgerät, damit wir einen Hilfstrupp rufen können."

"Also ich finde, dass du übermäßig vorsichtig bist", sagte Yamchu. "Wenn euch eine Schlange beißt, kann ich doch mit demjenigen zum nächsten Tropenkrankenhaus fliegen."

"Und was ist, wenn sie dich beißt, du Schlaumeier?", fragte Bulma spitz. "Weder Kuwabara noch ich können fliegen, oder?"

"Aber ich könnte mit meinem Flammenschwert eine Lichtung in den Wald schlagen, sodass du dort den Hubschrauber wieder aus der Kapsel lassen kannst", warf Kuwabara ein, dem es gar nicht passte, mit Bulma in einen Topf geworfen zu werden.

"Ach ja? Auf einem Haufen Baumstämmen, Ästen und Blättern? Natürlich könntest du die gefällten Bäume abfackeln, aber kannst du garantieren, dass nicht der ganze Wald, feuchtes Holz hin oder her, abbrennt? Soviel wir wissen, dürften wir nicht mal hier sein, weil da irgendein Urvölkchen wohnt, das nicht gestört werden sollte. Ich kann euch flüstern, dass die Regierung meinem Vater eine Menge Ärger machen wird, wenn wir uns hier wie die Elefanten im Porzellanladen aufführen. Und sagt nicht, sie kriegen nicht heraus, dass wird das waren. Die Satelliten, welche solche Schutzgebiete überwachen stammen schließlich auch von uns und die haben den Hubschrauber garantiert beim Anflug geortet und gemeldet."

Die beiden "Helden" waren bei Bulmas Ausführungen immer kleiner und kleiner geworden. "Schon gut, Bulma", sagte Yamchu schließlich. "Wir haben ja den Radar, damit schleichen wir uns still und unauffällig in den Dschungel, klauben den Dragonball aus den Blättern oder einem Astloch und sind weg, ehe die kleinen Wilden überhaupt merken, dass sie Besuch bekommen haben."

"Dein Wort in Dendes Ohr", sagte Bulma düster. Ihr als Städterin war der Urwald ein Gräuel. Sich dicht an Yamchu haltend kletterte sie über feuchte, bemooste Wurzeln, die so dick wie ihre eigene Taille waren. Jedes Rascheln im Dickicht, ließ sie inne halten, ständig glaubte sie in einem krummen Ast am Boden eine Schlange zu sehen. Dazu kam das lästige Sirren der Moskitos und nette Überraschungen wie eine gut getarnte Riesenspinne, deren haarige Beine bei einer Rast plötzlich über Bulma Hand spazierten.

"Uuuhhgrs", würgte Yamchu und hatte alle Mühe, sich Bulmas zu erwehren, die in ihrem Schreck beide Hände um seinen Hals gekrallt hatte.

"Ist doch nur eine Spinne", sagte Kuwabara und wischte das Tier schwungvoll mit einem Blatt vom Stamm, sodass sie einige Meter weit durch die Luft segelte um dann auf einem Moospolster zu landen. "Mich macht eher diese Hitze fertig", keuchte der rothaarige Kämpfer und fuhr sich mit seinem bereits feuchten Schweißtuch zum x-ten Mal über das glänzende Gesicht.

"Wenn nur diese ekligen Blutsauger nicht wären!" Yamchu, der endlich wieder Luft bekam, klatschte mit der Hand auf sein Genick und klaubte den platt gedrückten Moskito von seiner Haut. "Sind wir noch weit vom Dragonball entfernt, Bulma?"

Diese atmete tief durch und kämpfte ihre Hysterie nieder. Vegeta. Sie musste durchhalten für ihn. Er brauchte die Dragonballs, so gefährlich wie es in diesem anderen Universum war. Mit einem tiefen Seufzen stemmte sie sich von dem Baumstamm hoch, auf dem sie sich zur Rast gesetzt hatten, und konsultierte den Radar. "Da lang!", sagte sie und wies gegen Süden.

"Hmm... Sieht das nur so aus, oder gibt es da hinten so etwas wie einen Pfad?", fragte Kuwabara. "Du könntest recht haben", stimmte ihm Yamchu zu. "Dass wir den nicht früher gesehen haben! So kommen wir rascher voran."

"Außerdem kann der Dragonball nicht mehr weit sein", meinte Bulma nach einem erneuten Check des Radars. "Ich tippe auf weniger als dreihundert Meter."

"Mit etwas Glück müssen wir nicht mal hier schlafen", sagte Kuwabara erleichtert und knöpfte einen weiteren Kopf seines Hemdes auf. Die Schweißflecke an seinem Rücken und unter seinen Achseln waren nicht zu übersehen, doch ausziehen wollte er das Hemd auch nicht, dann hätten die Moskitos noch mehr Angriffsfläche.

Die drei stapften entschlossen dem kaum sichtbaren Trampelpfad zu. Tatsächlich führte dieser genau in die richtige Richtung. Alle dreißig Schritte befragte Bulma erneut den Radar.

"Wir müssten gleich da sein", sagte sie schließlich. "Fangt schon mal zu suchen an!" "Geht klar!" Kuwabara legete den Kopf in den Nacken und fischte das Fernglas heraus, das ihm Bulma gegeben hatte. "Ich hoffe nur, dass ich ihn überhaupt sehen kann, in dem ganzen Blättergewirr."

Währenddessen stocherte Yamchu mit einem Ast in den Büschen herum und suchte die Stämme nach eventuellen Astlöchern ab.

Schritt um Schritt kamen sie weiter nach Süden voran, doch den Dragonball fanden sie nicht. "Sagt mal ..." Yamchu hielt plötzlich inne und runzelte die Stirn. "Kommt es euch nicht auch verdächtig ruhig vor?"

Bulma schluckte und sah sich um. Kuwabara senkte das Fernglas, rieb sich den Nasenrücken und nickte. "Stimmt, die ganzen Vögel haben aufgehört zu zetern"

Sie mussten sich nicht lange den Kopf zerbrechen, was diese Stille ausgelöst haben könnte. Mit einem Mal teilten sich die Büsche beiderseits es Pfades und zehn bis an die Zähne bewaffnete Krieger mit dunkler Haut und grell gelben Zeichnungen im Gesicht umzingelten das Trio. Die drei bleiben wie erstarrt stehen. Doch dann kniff Yamchu die Augen zusammen und musterte den größten der zehn genauer. Tatsächlich, auf der mit einer sonderbaren rötlichen Schmiere bedeckten, nackten Brust hing ein kugelrundes Geflecht an einer Lederschnur. Durch die Löcher des Geflechts schimmerte es orange.

"Täusche ich mich, oder hat er den Dragonball umhängen?" flüstere er irritiert. "Bulma, warum hast du uns nicht gesagt, dass die Kugel sich bewegt hat? Ist dein Radar kaputt?"

"Ist er nicht!", zischte Bulma zurück und klickte wie wild auf dem Radar herum. "Das ist kein Dragonball!"

"Wie wäre es wenn wir uns jetzt erst mal um unsere neuen Freunde hier kümmern?", knurrte Kuwabara und krempelte die Ärmel seines Hemdes noch höher. "Oder glaubt ihr, sie wollen uns den roten Teppich ausrollen?"

Bulma ließ den Radar sinken und ließ ihren Blick von einem Gesicht zum nächsten wandern. "Vielleicht kann man ja mit ihnen reden..." sagte sie halblaut und steckte den Radar ein. Mit ausgestreckten, leeren Händen trat sie dem Anführer der Eingeborenen entgegen. "Wir sind ganz friedlich und eigentlich nur auf der Suche nach etwas. Vielleicht könnt ihr uns sogar helfen." Sie spürte, wie sich auch Yamchu in Kampfpose stellte und stach ihm mit den Ellenbogen in die Rippen. "Vielleicht wissen die etwas über den Dragonball", raunte sie ihm zu. "Solange sie uns nicht in einen Kochtopf stecken, probieren wir es lieber mit Köpfchen als mit Fäusten."

Kuwabara, der dies auch gehört hatte, seufzte und entspannte sich. Yamchu tat es ihm gleich. Ohne die Mithilfe der Eingeborenen könnten sie selbst mit Radar Tage in dem Dickicht herumsuchen. Die Eingeborenen spürten offensichtlich, dass die Fremden sich nicht mehr auf einen Kampf einlassen wollten und tauschten ein paar Bemerkungen mit gutturalen Lauten aus. Die drei Dragonballsucher konnten nicht erkennen, ob das jetzt freundliche oder feindliche Worte waren. Auf jeden Fall winkte der Anführer mit seinem mit Federn geschmückten Speer den dreien, ihnen zu folgen.

Da es auch jene Richtung war, in der sie sowieso nach dem Dragonball hatten suchen wollen, folgten ihnen das Trio ohne jeden Protest. Irgendwie konnte sich Kuwabara des Gefühls nicht erwehren, dass irgend etwas an diesem Manöver ganz gewaltig faul war.

Doch da sie gleich nach der nächsten Wegbiegung die Häuser des Dorfes vor sich sahen, schluckte er eine Bemerkung hinunter.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes klassisches Eingeborenendorf präsentierte sich ihnen. Warzenschweine tummelten sich zwischen den aus Lehm und Binsen gefertigten runden bauten, Vorhänge aus Holzperlen und Federn versperrten den Blick ins Innere. Den kreisrunden Dorfplatz beherrschte ein hoher Totempfahl mit grauslichen Fratzen in dunkelrot, ocker und weiß. "Da, sieh mal!" rief Bulma den beiden Männern zu und deutete auf den Pfahl. Im Maul der obersten Dämonenfratze glänzte es orange. Rasch richtete Bulma den Radar auf den Pfahl und an dem Ergebnis gab es nichts zu deuten. Sie hatten den nächsten Dragonball gefunden.

"Was machen wir nun?", fragte Yamchu, den es gewaltig in den Fäusten juckte. "Ich könnte mir das Ding greifen, schneller als die schauen können, dann klemme ich mir euch beide unter die Arme und ..."

Weiter kam er nicht, denn wie auf ein geheimes Zeichen richteten sich die Spitzen der Speere auf Bulma, die erschrocken den Radar fallen ließ. Ehe sie wieder danach greifen konnte, hatte bereits ein Eingeborener das Gerät geschnappt und drückte mit sichtlichem Vergnügen alle Knöpfe, die er dort finden konnte.

Auf Yamchus Stirn bildeten sich Schweißtropfen, die nicht allein von der Hitze kamen. Den Dragonball zu schnappen war kein Problem, aber was dann? Okay, wenn Kuwabara Bulma beschützte, könnte er sich den Radar holen, aber er hatte den rothaarigen Kämpfer noch nie im Einsatz erlebt. Was wenn dessen Reaktionszeit zu langsam war? Was wenn die Krieger mit ihren Speeren zustießen, sobald Yamchur sich auf den Dragonball zu bewegte?

Während er noch das Für und Wider einer sofortigen Aktion abwog, trat ein wahrer Schrank von einem Mann aus der größten der Hütten. Er trug einen aufwändig gearbeiteten Federschmuck und so wie sich alle vor ihm verneigten, konnte er nur der Chef des Dorfes sein. Er wandte sich an jenen Krieger, der diese Korbkugel um den Hals trug. Ein kurzer Wortwechsel in unverständlichen Dschungelianisch stellte den Häuptling anscheinend zufrieden. Er winkte einem schmächtigen, alten Mann, der sich zwischen dem Häuptling und den drei Fremden aufbaute.

"Ihr in unserem Dorf willkommen sein", erklärte dieser langsam und laut. "Was euch in diese Gegend geführt haben?"

"Wir suchen das da", sagte Kuwabara frei heraus und zeigte auf den Dragonball. "Könnt ihr uns den geben?"

Bulma griff sich an die Stirn und unterdrückte ein Stöhnen. Hätte er das nicht irgendwie diplomatischer angehen können.

Doch zu ihrer Verwunderung gerieten die Eingeborenen nicht in Rage. Vielmehr grinste der Anführer wie ein Honigkuchenpferd, sobald ihm die Worte übersetzt worden waren. Er erwiderte etwas und lachte dabei laut.

"Wir sein friedliches Volk", erklärte ihnen der Übersetzer, "unser Volk gern handelt. Wir geben große heilige Kugel an Fremde, wenn diese junges Mädchen mit rotgetupfter Haut da lassen." Unwillkürlich fuhr sich Bulma mit den Händen über die Unterarme, wo die stechlustigen Moskitos am ärgsten gewütet hatten.

"Was wollt ihr denn mit ihr?", fragte Yamchu und sah sich vorsichtig um. Wenn sie das Angebot ablehnten, würde die Leute wütend werden und dann war rasches Handeln gefragt. "Ihr habt doch bestimmt viel schönere Frauen im Dorf."

Diese Antwort schien Bulma nicht zu belustigen, der Dorfchef hingegen hielt sich den Bauch vor Lachen und auch jene Krieger, welche die Übersetzung verstanden hatten, amüsierten sich köstlich. "Wir junges Mädchen auch in eine Schönheit verwandeln. Pflanzensaft machen ihre Haut braun, wir ihre Haare schneiden und mit Schlamm bestreichen, dann wir sie füttern bis sie weiches Polster ist. Dann wir sie dem Sohn des Häuptlings schenken." Der Übersetzter wies bei den letzten Worten auf einen hageren Bengel von vielleicht dreizehn Jahren mit einer großen Zahnlücke im Oberkiefer der an der Wand einer Hütte lehnte und dämlich in die Gegend grinste.

Schaudernd drängte sich Bulma näher an ihre Begleiter heran. Yamchu und Kuwabara verständigten sich durch Blicke, spannten die Muskeln und .... in diesem Augenblick ertönte au einer der Hütten laut der neueste Hit der Popcharts.

Der Häuptling, alle Krieger und der Übersetzer sahen sich an und begannen wild zu fluchen. Der Häuptlingssohn hatte auf einmal kein irres Grinsen mehr parat, sondern schoss sichtlich verärgert in die Hütte um gleich darauf mit einer kleinen, rundlichen, alten Frau wieder zu kommen, die ihren CD Player fest an sich drückte und schimpfe wie ein Rohrspatz.

Der Häuptling rieb sich seufzend die Stirn und sagte seufzend: "Großmutter, wie oft muss man es dir noch erklären. Wenn wir für die Touristen proben, bleiben die Geräte aus, auch dein Player."

Bulma, Yamchu und Kuwabara sahen sich verdutzt an. "Mal schön langsam für Schneckendenker", sagte Kuwabara. "Diese Speere, der ganze Zirkus mit Bulma gegen Dragonball, der war nur Show?" "Wir waren sehr überzeugend, oder?", fragte der falsche Häuptlingssohn und kratze sich den schwarzen Gummibelag von den Zähnen. "Runno, kann nicht einmal Seelwig oder jemand andrer die Rolle deines Sohnes übernehmen? Ich habe dieses ekelhafte Zeug so was von satt!"

"Es war erst unsere Generalprobe", erklärte der Häuptling geduldig, "bis zur Eröffnung finden wir noch eine Lösung."

"Welche Eröffnung?", fragte Bulma und schüttelte den Kopf, als ihr der Radar sauber abgewischt wieder überreicht wurde. "Ich dachte, die Gegend hier sei staatliches Schutzgebiet und sollte so natürlich erhalten bleiben wie möglich."

"Das ist kalter Kaffee von gestern", winkte der alte Mann, welcher den Übersetzer gespielt hatte, ab. "Wir haben mit der Regierung ein Abkommen getroffen, sie erlauben uns sanften Tourismus und im Gegenzug erhalten wir die Bausubstanz dieses Dorfes in alter Form und pflegen unsere Traditionen und lehren unsere jungen Leute in ihren Schulferien die Tänze, die Handwerkskünste usw... Leider fehlt uns momentan noch das Geld für einige notwendige Anschaffungen, aber ..." sein Blick wanderte hinauf zum Dragonball, "vielleicht können wir ja handelseinig werden."

Ein paar harte Verhandlungsrunden später konnte Yamchu ohne große Probleme den Dragonball aus dem Totempfahl lösen. Gleichzeitig übergab Bulma dem Dorfchef einen Scheck mit einer erklecklichen Summe.

Sie wurden eingeladen dem abendlichen Tanz beizuwohnen und den traditionellen Eintopf zu kosten. Bulma schaffte es, sich dem zu entziehen und der Dorfchef gab ihnen einen Führer mit, der sie auf kürzestem Weg aus dem Dschungen hinaus führte. Etwas erschöpft, aber sehr erleichtert sie schließlich am Wandrand an.

"Immerhin haben wir den zweiten Ball", seufzte Bulma glücklich. "Nicht nur den, sondern auch drei Tonkrüge, vier geflochtene Körbe, drei Nasenringe aus geschnitztem Knochen, zwei Steinklingen und sechs Schlangenhautgürtel", sagte Kuwabara und setzte seine Ladung vorsichtig ab.

"Weiters drei Tierfiguren aus Ton, zwei Kopfschucksets aus Federn und Glasperlen, zwei Lendenschurze aus Leder, vier Speerspitzen aus Kupfer und sechs kupferne Fußgelenksreifen", ergänzte Yamchu und stellte die handgewebte Tasche mit dem Aufdruck "Willkommen im Dschungeldorf" neben den Körben ins Gras.

"Weshalb beschwert ihr euch?", fragte Bulma mit einem Schulterzucken. "Immerhin waren das alles Sonderangebotsschnäppchen. Ich fliege uns rasch mal heim, damit wir die Souvenirs verteilen können und dann", sie kratzte sich an den Armen, "brauche ich ein heißes Bad und eine Salbe gegen Mückenstiche. Ihr zwei könnt in den Gästezimmern schlafen, morgen suchen wir dann die Nummer drei."

In der anderen Realität spazierte unterdessen Koenma nervös auf seinem Schreibtisch auf und ab. "Koenma-sama", sagte sein engster Vertrauter Hände ringend, "seht ihr denn nicht, dass sich die Formulare schon bis an die Decke hin stapeln? Bitte stempelt doch wenigstens zehntausend davon ab..."

"Dummkopf", fauchte Koenma und rückte seinen hohen Hut zurecht, "ich arbeite doch. Oder willst du dir an meiner Stelle die nächsten Schritte für den Feldzug gegen diesen Fürsten überlegen?" "Aber Koenma-sama", der blaue Dämon kratzte sich zwischen den Hörnern, "ihr habt doch schon vor einer Weile beschlossen, keine Armee einzuberufen, sondern Yusuke und seinen Freunden zu vertrauen..."

"Das schon, aber", Koenma sah zu den Bildschirmen hoch. Einer zeigte die Festung der Dämonen und die gigantische Armee, welche sich dort sammelte. Auf einem weiteren war ein Stück der Grenze der Hölle zu sehen und ein dritter zeigte den Ausgang des Tunnels, durch welchen Genkai Yusukes Truppe geschickt hatte. Die anderen alle waren schwarz. Sie waren auf die am schlimmsten betroffenen Gebiete ausgerichtet gewesen, doch die Auslöschung hatte sie auch erfasst und vernichtet.

Die Tür wurde aufgerissen und ein roter Dämon stolperte herein, "Konema- sama, ein gigantischer Flüchtlingsstrom nähert sich dem Palast. Es sind bestimmt dreitausend. Was sollen wir machen?" Koenma sprang vom Tisch, nahm seine Teenagergestalt an und straffte sich. "Keine Angst, wir werden weder jemanden abweisen, noch wird der Palast aus allen Nähten platzen. Ich habe mit so etwas schon gerechnet." Mit wehendem Umhang stolzierte er zwischen den Aktenbergen hindurch zur Türe Dort drehte er sich um und warf dem blauen Dämon die Bemerkung zu, "fang du schon mal an, die Akten zu sortieren, nach Dringlichkeit und nach Datum. Inzwischen mache ich die richtige Arbeit..." Und fort war er.

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"Wie lange dauert denn das noch, ehe wir durch den verdammten Tunnel durch sind", grollte Vegeta und warf misstrauische Blicke in den bläulich leuchtenden Nebel. Angesichts dessen wie tief sie bereits im Inneren des Berges waren, war es mehr als erstaunlich, dass sie nicht im Finsteren stapfen mussten. Immer mehr war der Nebel selbst zur Lichtquelle geworden. Dazu kamen glimmende Quarzadern, die in schimmernden Wellen die aus dem Fels gehauenen Wände durchzogen. Hiei, der Vegeta auf den Fersen folgte, spuckte verächtlich in auf den Boden. "Kriegst du es etwa mit der Angst zu tun?", spöttelte er. Der Feuerdämon hatte sich verblüffend rasch von dem unheimlichen Erlebnis erholt. Durch die Begegnung mit seiner tiefsten Furcht war er offenbar gewachsen, die anderen spürten das durch die gleichmäßige, kraftvolle Aura, die ihn umgab.

Vegeta war in der Zwickmühle. Einerseits neidete er diesem großmäuligen Schwertschwinger dessen Fortschritt und würde ihn liebend gern übertrumpfen. Andererseits war ihm alles andere als wohl bei dem Gedanken, dass die ganze Truppe seine Schwachstelle kennen lernen würde. Nicht dass er daran zweifelte, seine Ängste mit einem Fingerschnippen beseitigen zu können...

"Wir sollten vielleicht einen Zahn zulegen", sagte Yusuke und schritt flotter aus, wodurch er der anderen bald ein paar Schritte voraus war.

"Nicht so rasch, Yusuke", rief ihm Kurama zu, "sonst verlieren wir einander aus den Augen!" Just in diesem Moment blieb der dunkelhaarige Kämpfer schlagartig stehen.

"Yusuke?!" Kurama trat an seinen Freund heran und wollte ihn nach dem Grund des plötzlichen Halts fragen. Doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Vor Yusuke, nur gut zehn Meter entfernt schälte sich die Gestalt eines der vier mächtigen Dämonenherrscher aus dem Nebel. Die fast weißen Haare leuchteten wie der Quarz an den Wänden und in seinen Augen glühte uralte Grausamkeit und Gier. Er wandte den Blick nicht von Yusuke, dessen Lippen bebend das Wort "Vater!" formten. "Wer ist der Kerl?", fragte Piccolo Hiei.

Der Feuerdämon hatte sicherheitshalber seine Waffe gezogen und sah den Namekianer nur kurz von der Seite an. Kurama übernahm es, die nötigen Erklärungen zu liefern.

"Das ist der Dämonenherrscher Raishin, Yusukes Vorfahre, viele Generationen in der Vergangenheit. Er ist auch der Grund für Yusukes übermenschliche Kräfte, ohne die er niemals all unsere Abenteuer heil überstanden hätte. In bestimmten Abständen werden diese Dämonischen Gene aktiv. Yusuke ist schon zweimal gestorben und nach seinem zweiten Tod brach das dämonische Erbe durch. Als er dem Ruf der Dämonenwelt folgte, trafen die beiden aufeinander und Yusuke nannte ihn Vater. Raishin war damals bereits dem Tode nahe, da er seit 1000 Jahren auf seine einzige Nahrung, Menschenfleisch, verzichtet hatte. Er starb kurz darauf."

"So tot sieht er gar nicht aus", murmelte Piccolo. Was wollte diese Erscheinung von Yusuke. "Sträubst du dich immer noch gegen dein wahres Wesen, Sohn?" Die Stimme des Dämonenherrschers Raishin war kaum mehr als ein Hauch, aber dennoch entging keinem eines seiner Worte.

Yusuke rang sichtlich mit sich, dann straffte sich seine Gestalt und seine Aura flammte auf. Innerhalb von Sekunden wuchs sein Haar zu einer dichten, langen Mähne, ein gefährlicher Glanz trat in seine Augen und auf seinem Gesicht und seinem Körper erschienen dunkle Markierungen, die ihn noch viel gefährlicher und wilder aussehen ließen.

"Sehr gut!", grinste der Dämonenherrscher. "Dein Blut lässt sich nicht verleugnen. Bisher hast du immer nur das genommen, was dir nützlich erschien, die Kraft."

"Na und?", brach es rau aus Yusuke hervor. "Etwas anderes brauche ich auch nicht von deinem verfluchten Erbgut!"

"Man kann nicht nur nehmen ohne den Preis zu bezahlen, Sohn!" Raishin leckte sich die Lippen. "Meine Kraft, die du durch die Gene erhalten hast, bringt auch meinen Hunger. Der Hunger nach dem Fleisch der Menschen."

"Unsinn!" Yusuke ballte die Fäuste. "Ich habe niemals Hunger nach Menschen. Ich liebe Hamburger und das Essen von Keikos Vater!"

"Und du glaubst das wird so bleiben?" Raishin legte den Kopf in den Nacken und lachte. "Sieh dich doch an, an dir ist nichts mehr menschlich. Du kannst wählen. Entweder bleibst du ein Mensch, zu schwach um jene zu schützen, die dir etwas bedeuten, oder aber du nützt dein ganzes Potential und dann wirst du die Gier in dir erwachen spüren..." Er schnippte mit den Fingern. Seitlich hinter ihm teilte sich der Nebel und ein junges Mädchen in einer Schuluniform erschien. Ihr Blick war glasig und ihre Bewegungen unsicher, als ob sie in Trance sei.

"Keiko!", würgte Yusuke hervor und machte einen wütenden Schritt auf seinen Vorfahren zu. "Was hast du mit ihr gemacht?"

"Noch gar nichts", sagte Raishin und trat hinter das Mädchen. Seine Hände fassten sie an den Schultern und sie blieb stehen. Seine Finger hoben ihre schulterlangen, braunen Haare an und strichen über die sanfte Linie ihres Nacken. "Sieht sie nicht zum Anbeißen aus?"

"Du...!" Yusuke war heran und hieb nach dem grinsenden Gesicht seines Ahnen. Dieser lachte nur und stieß das Mädchen in Yusukes Arme. Der Junge fing sie auf und drückte sie an sich, während der Dämon ein paar Schritte entfernt locker die Arme verschränkte. "Du willst sie doch mit Haut und Haar verschlingen, oder? Also beiß zu, anstatt dich zu kasteien wie ich es Jahrhunderte lang gemacht habe. Oder willst du so jämmerlich enden wie ich?" Mit einem Schlag wurde aus dem kraftvollen Dämon ein abgemagertes Wrack, in dessen Augen ein verzehrender Hunger irrlichterte. Mit einem Seufzer brach er tödlich geschwächt in die Knie.

Yusuke sprang zu ihm hin, Keiko mit sich ziehend. Doch da zerfiel Raishin auch schon zu Staub. Yusuke liefen die Tränen über die Wangen. Der Staub wirbelte um ihn herum und legte sich auf seine Haut und seine Haare, die prompt die Farbe trockenen Strohs annahmen.

"Was..?!", brachte Yusuke gerade noch hervor, ehe seine Augen vollends jede Menschlichkeit verloren. Seine Zähne wurden lang und spitz, seine Nägel wuchsen zu Krallen. Keiko seufzte leise und Yusukes Blick glitt zu ihrem Hals, während er sich die Lippen leckte.

"Yusuke, tu es nicht!" Kurama wollte ihn an den Schultern packen, doch sogleich loderte um diesen eine derart finstere Aura auf, dass Kurama davor zurückschrak.

"Idiot!" murmelte Hiei und zückte sein Schwert. Er ließ offen, ob er damit Kurama oder Yusuke meinte. Sein Gesicht war vor Anspannung verzerrt und das dritte Auge auf seiner Stirn öffnete sich. In diesem Augenblick fegte ein eiskalter Windstoß durch den Tunnel und ein dunkler Schatten schien über allem zu schweben.

"Das hat keinen Sinn, Hiei", murmelte Kurama, dem trotz der Kühle der Schweiß in dicken Tropfen auf der Stirn stand. "Er spürt es nicht!"

Tatsächlich schien Yusuke von der drohenden Atmosphäre im Tunnel unbeeindruckt zu sein. Er hatte seine Zähne fest zusammengebissen und seine Klauen strichen verlangend über Keikos weiche, runde Arme. Eine verzehrende Gier lag in dieser Bewegung, welche nichts mit der Liebe Yusukes zu dem Mädchen zu tun hatte. Das hier war älter, grausamer und sein Grinsen sprach zudem noch von einem Irrsinn, der einer Jahrhunderte langen Qual entsprang.

"Was sollen wir tun?", knurrte Hiei und zwang sich, sein drittes Auge zu schließen. Die Kälte schwand und auch Piccolo und Vegeta hörten auf, mit den Zähnen zu klappern. "Ich kann ihm höchstens den Kopf abschlagen..."

"Keine blöden Witze", sagte Piccolo und ging langsam auf Yusuke zu. Er sah, dass da immer noch ein Teil Menschlichkeit in der dämonischen Kreatur steckte. Dieser Teil sträubte sich, der uralten Seele Platz zu machen, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Doch wie es schien verlor der menschliche Teil immer mehr die Kontrolle über den Körper. Der Kopf beugte sich in kleinen Rucken immer tiefer und tiefer zu Keikos Nacken hinab.

"Was hast du vor?", fragte Kurama gespannt. Piccolo sah zu Vegeta und dieser verstand. "Sieh zu dass du nicht zu langsam bist", knurrte der Saiyajin.

Der Namekianer nickte knapp. Da ging durch Yusukes Körper ein Schaudern, so als schüttle etwas Lästiges ab. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen dumpfen Schrei aus. Die Mundwinkel zurückgezogen fletschte er die Zähne wie ein Wolf.

"Los!", schrie Piccolo. Er und Vegeta warfen sich gleichzeitig auf Yusuke. Piccolo entriss Keiko seinem Griff und warf sie in Vegetas Arme während er seinen Unterarm gleichzeitig zwischen Yusukes Kiefer rammte. Dieser konnte nicht mehr inne halten und biss mit aller Kraft zu. Das lila Blut strömte aus der Wunde und Piccolo kniff die Augen zusammen, um den Schmerz zu ignorieren, als er den Arm mit einem Ruck wieder los riss und ein Stück Fleisch in Yusukes Fängen hängen blieb. Dieser spuckte das grüne Zeug angewidert aus und brach röchelnd in die Knie, die Hände zitternd an den Hals gepresst, als verätze ihm der Geschmack Piccolos die Kehle.

"So schlecht schmecke ich jetzt auch wieder nicht!", sagte dieser leicht pikiert. Betrachtete die graue Schicht auf Yusukes Haut und sah Kurama fragend an. Dieser nickte leicht, fischte einen Samen aus seinen Haaren und warf ihn vor Yusuke auf den Boden. Ein wenig Ermutigung von Kurama und eine dicke, fleischige Ranke schlängelte sich auf Yusuke zu. Innerhalb weniger Augenblicke wand sich dir Ranke um seinen Körper und bildete zahlreiche, birnenförmige Auswüchse, so groß wie Wassermelonen. "Jetzt, Hiei!", rief der Fuchsgeist dem Feuerdämon zu. Hiei ließ sich nicht lange bitten, sein Schwert sirrte durch die Luft, dass ihm Vegetas Augen kaum zu folgen vermochten und schlitzten binnen eines einzigen Atemzuges die nahezu dreißig großen Früchte auf. Aus diesen ergoss sich eine helle, grüne Flüssigkeit über Yusuke. Die Dusche riss ihn aus seiner Benommenheit und er wand sich in den Fängen der Ranke wie ein wildes Tier. Aber je mehr des weißen Staubes von ihm abgewaschen wurde, desto ruhiger wurde er. Das dämonische Leuchten schwand aus seinen Augen und zurück blieb der verzweifelte Blick eines Jungen, der sich selbst verabscheut. Im selben Moment verschwand Keikos Abbild aus Vegetas Armen, was dieser mit einem erleichterten Seufzer zur Kenntnis nahm.

"Offenbar ist an dir doch mehr dran, als es den Anschein hatte", knurrte Piccolo nicht unzufrieden und zupfte an einer der langen, hellen Haarsträhnen Yusukes.

"Das Training der Alten ist wohl nicht von schlechten Eltern gewesen", meine Vegeta. "Wollen wir eine kleine Runde austragen?"

"Hört auf!" Mit einem Ruck sprengte Yusuke die Pflanzenfessel. Sein Körper zitterte. Die hellen Haare wurden wieder dunkel und die Markierungen auf seiner Haut verblassten. "Ich hasse ihn, ich hasse ihn von ganzem Herzen!", murmelte er und hieb mit den nackten Fäusten auf den felsigen Boden. "Raishin war was er war", sagte Kurama sanft. "Du bist was du bist. Vergiss das nicht."

"Klingt wie die Weissagung aus einem chinesischen Glückskeks", schnaubte Hiei und warf Yusuke einen verächtlichen Blick zu. "Warum haben wir dich überhaupt mitgenommen, wenn du doch nur zu winseln anfängst, sobald es darauf ankommt, mit ganzer Kraft zu kämpfen?"

"Jetzt mach mal einen Punkt!", fauchte Yusuke, sprang auf und funkelte Hiei an. "Ich winsle nicht und ich kann mit ganzer Kraft kämpfen. Das kann ich dir hier und jetzt beweisen!"

"Moment mal, ihr zwei. Ich habe als erster um eine Runde gefragt!" drängte sich Vegeta dazwischen. "Daran wirst du keine Freude haben, solange dieser Waschlappen mit nur zehn Prozent kämpft", spottete Hiei. "Er macht sich ja bei dem Gedanken in die Hose, dass seine Kraft von einem dämonischen Gen stammt. Typisch Mensch, null Fähigkeiten, null Ahnung und null Mumm!"

"Du verdammter...!", fluchte Yusuke, der bei jedem Wort wütender. Prompt erschienen die farbigen Zeichnungen wieder auf seiner Haut, doch im Gegensatz zu vorhin blieben seine Augen klar und seine Nägel wuchsen nicht zu Krallen. Der Schlag, den er Hiei ans Kinn verpasste hatte es in sich und schleuderte den kleinen Feuerdämon mehrere Meter in den Nebel hinein.

"Siehst du, es geht doch!", lachte Kurama erleichtert und klopfte dem verdutzten Yusuke auf die Schulter. "Du hast die Kraft benutzt, ohne deine Menschlichkeit zu verlieren. Genau das meinte ich vorhin. Du bist nicht Raishins Wiedergeburt, egal ob man dich das damals glauben machen wollte. Die stärkere Seite an dir ist immer noch die menschliche und ohne fiese Tricks wie diesen Staub und dein schlechtes Gewissen, dass du ihm damals nicht helfen konnte, kann man sie nicht überwinden." Für einige Augenblicke stand Yusuke ganz ruhig da und die Spannung wich aus seinem Körper und er rieb sich verlegen grinsend am Hinterkopf. "Ich schätze, ich habe wohl etwas übertrieben reagiert." "Das kann man wohl sagen", knurrte Hiei, der sich sein schmerzendes Kiefer rieb. "Das war das erste und das letzte Mal, dass du mich ungestraft geschlagen hast. Das nächste Mal klatsch ich dich dafür an die Wand."

"Heißt das, ich muss mich hinten anstellen?", fragte Vegeta unzufrieden. Zu gerne hätte er seine Macht gegen jene des halbdämonischen Yusuke getestet. "Immerhin bin ich Gast und hätte also Vorrang."

"Im Augenblick wird keiner von uns sich mit einem anderen schlagen, außer mit sich selbst", sprach Piccolo ein Machtwort. "Oder habt ihr vergessen, dass wir irgendwann am anderen Ende dieses verfluchten Tunnels wieder rauskommen sollten?"

"Sag Piccolo", warf Kurama ein, ehe Vegeta protestieren konnte, "bilde ich mir das nur ein, oder wird deine Haut immer heller?" Der Namekianer hob eine Hand, betrachtete den Handrücken genau und seufzte. "Sieht fast danach aus."

"Wonach?", fragte Hiei misstrauisch.

"Ich kann zwar eine gewisse Zeit in dunklen Gebäuden aushalten, aber im Grunde bin ich durch meine Pflanzlichen Anlangen auf Tageslicht angewiesen. Im Moment ist es noch nicht kritisch."

"Wie habt ihr Namekianer jemals Raumfahrt betreiben können?", fragte Vegeta kopfschüttelnd. "Spezielle Beleuchtung in den Raumschiffen", sagte Piccolo.

"Wann wird es denn kritisch und was passiert dann?", warf Hiei ein. Diese neuen Verbündeten machten mehr Ärger als sie Nutzen brachten.

"Vorläufig laufe ich sozusagen auf Nachtbetrieb", erwiderte Piccolo locker. "Erst wenn wir ein oder zwei Wochen hier drin stecken, werde ich langsam ziemlich hungrig werden. Wir haben nicht zufällig Proviant dabei, oder?"

Die anderen schüttelten den Kopf. "Aber wir werden ja keine Woche brauchen um die andere Seite zu erreichen", sagte Yusuke zuversichtlich.

"Nicht wenn wir weiter hier rum stehen und schwatzen." Hiei war ihnen schon wieder ein paar Schritte voraus und mit einem Blick auf Vegeta fügte er noch hinzu: "Aber vielleicht möchte jemand wegen seiner kurzen Beine schon schlapp machen."

Vegeta blitzte böse zurück, sagte aber nichts. Zu sehr beschäftigte ihn der Gedanke, welche böse Überraschung der Nebel für ihn bereithalten mochte. Und nicht nur er: Auch Kurama und Piccolo sahen sehr nachdenklich drein....

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Die Ebene schien kein Ende nehmen zu wollen. Obwohl Goku so rasch flog wie seine geringen Reserven es erlaubten, obwohl er sicher war, bei jedem Atemzug viele Meter hinter sich zu lassen, rückte der Vorhang augenscheinlich kein bisschen näher. Ein leises Stöhnen zeigte ihm, dass sein Ballast langsam wieder zu sich kam.

"Wieder unter den Lebenden?", scherzte Goku, als sich Doguros Augenlider langsam hoben. "Was... Wo?", murmelte dieser offenbar noch immer ziemlich groggy. Goku entschied, dass er eine Pause brauchte und landete vorsichtig auf der Aschgrauen Ebene. Doguro schaffte es mit Mühe, aufrecht zu stehen.

"Wir sind beide ziemlich am Ende, wie?" Der Saiyajin rieb sich die Stirn und starrte auf den flimmernden Vorhang. Irgendwann würden sie sicher dort ankommen.

Sein Begleiter atmete tief durch. "Warum ...?", fragte er und schüttelte den Kopf.

"Warum was?", fragte Goku zurück. "Warum wir jetzt hier sind? Weil wir dahin wollen!" und er wies auf den Vorhang. "Allerdings scheint hier etwas mit den Distanzen faul zu sein." Er sah den anderen Mann an. "Hast du eine Ahnung, warum wir nicht und nicht näher ran kommen?"

"Das meinte ich nicht", Doguro wischte sich das Blut aus dem Gesicht und sah Goku direkt an. "Warum hast du mich mitgeschleppt?"

"Weil das mein Job ist. Schon vergessen, dass wir dich brauchen?"

"Mich? Mich braucht niemand. Ich bin ein Ungeheuer...."

Goku seufzte. "Schau mal", sagte er und packte Doguro an den Schultern. "Ich habe dir gegenüber Vegeta erwähnt, oder? Der hat sich nicht mit ein paar Individuen abgegeben, der hat ganze Planeten in die Luft gejagt mitsamt deren Bevölkerung. Trotzdem würde ich ihn sofort an meine Seite wünschen, wenn es ginge. Er hat sich nämlich geändert. Es gibt Menschen, die ihm viel bedeuten und die er um jeden Preis beschützen würde. Daher ist er zur Stelle, wenn man ihn braucht und das zählt mehr als vergangene Sünden. Würde ... würde es helfen, wenn es eine Möglichkeit gäbe, all jene, die du getötet hast und die es nicht verdient haben, wieder ins Leben zu rufen?"

Doguros Augen weiteten sich. "Damit treibt man keine Scherze", sagte er rau.

"Ich scherze nicht." Goku erzählte ihm von den Dragonballls. "Wir werden drei Wünsche haben, einen gegen diese Auslöschung und zwei weitere. Davon können wir einen für dich verwenden. Wenn es mit der Auslöschung funktioniert, dann auch mit der Wiederbelebung."

Für einen Moment schimmerte sowas wie Hoffnung in den schmerzerfüllten Augen, doch dann blickten sie zur Seite. "Das macht meine Schuld, sie getötet zu haben, nicht geringer." Seine Hand krampfte sich zur Faust. "Rette dich selbst Goku und lass mich zurück. Ich bin nicht wie dieser Vegeta."

"So?" Goku ließ sich im Schneidersitz nieder und verschränkte die Arme. "Dann erzähl mir doch mal, wie du so bist. Oder gewesen bist, als du noch gelebt hast. Und ich erzähle dir von Vegeta..."

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Mit einem angewiderten Laut schleuderte Marami den Körper eines bullig wirkenden Dämonen gegen die Wand. Das war nun schon der dritte, der sich an sie heran gemacht hatte, in der Hoffnung, ihr Partner zu werden. Es war sein Pech, dass Marami trotz ihres Sieges im Turnier eine furchtbar schlechte Laune hatte. Der einzige, dessen Meinung ihr etwas bedeutete, hatte ihren Sieg gering geachtet. Sie sah auf die Lache aus lila Blut hinab, die sich unter dem Körper des unglücklichen Freiers sammelte. Warum? Warum zog sie solche Nieten an und keine brauchbaren Typen? Firozz war der einzige, dessen Kräfte ihr Sorgen machten, aber sein Sinn für die Weiblichkeit war der einer mumifizierten Dörrpflaume. Ihn interessierte nur Macht, und Getsecos Untergang...

Sie sollte sich nicht beschweren, immerhin hatte sie sich Firozz angeschlossen, weil dessen Machtgier der ihren entsprach, aber seit sie durch einen Zufall einen flüchtigen Blick auf Getecos Gesicht hinter dem Schleier hatte werfen können, kreisten ihre Gedanken nur noch um seine perfekten Züge. Für Firozz würde sie immer nur ein Werkzeug sein. Mit wenigen Schritten stand sie vor dem Eingang des Spiegelsaales und drückte die Türe auf. Wie erwartet war der Saal leer. Die makellosen Spiegel blitzen im kalten Licht der blauen Kugeln, welche in einem grobmaschigen Netz an der Decke gehalten wurden.

Sobald Getseco diesen Raum betrat, um die Spiegel zu aktivieren würde einer von ihnen, sie wusste genau welcher, die Falle zuschnappen lassen, die Firozz in die Wege geleitet hatte. Es würde langsam gehen, aber das Ende war unausweichlich. Natürlich nur solange Getseco nicht gewarnt war. Mit einem tiefen Atemzug verließ Marami den Saal wieder. Noch wankte sie in ihrem Entschluss, Firozz zu hintergehen. Andererseits, wäre das natürlich die ideale Gelegenheit, Getseco vor Augen zu führen, wer am wertvollsten und am loyalsten war und wen er besser nie wieder von seiner Seite lassen sollte. Im Augenblick war Firozz vollauf damit beschäftigt, die Büsche nach schlagkräftigen Dämonen abzuklopfen, die er Getseco als Ersatz für die im Turnier getöteten präsentieren wollte. Er würde ihr nicht in die Quere kommen. Seldot und Jiroh, Firozz Handlanger schmollten noch immer, weil sie an dem Turnier nicht hatten teilnehmen dürfen. Firozz hatte sie losgeschickt, außerhalb der schon versammelten Armee Kämpfer anzuwerben. Zwar hatten die anderen drei Dämonenherrscher ihre Gebiete abgeriegelt, in der Hoffnung die Auslöschung so fern halten zu können, aber es gab genug freie Dämonen, die keinem von ihnen Treue geschworen hatten und nun draußen herumirrten. Getseco wusste sehr wohl, dass keiner der drei anderen sich in seinen Angriff auf das Jenseits einmischen würde. Nicht weil sie ihn (Maramis Ansicht nach zurecht) fürchteten, sondern weil sie es Enma überlassen wollten, ihn in seine Schranken zu weisen. Trotz des Nichts waren sie immer noch der Ansicht, dass Koenmas kleine Truppe es mit Getseco und seinen Getreuen aufnehmen konnte. Marami bog auf den Gang zum Thronsaal ein. Ihr war nur recht, dass Firozz ihr aufgetragen hatte, Getseco zu beschäftigen, damit dieser ihm noch etwas Zeit ließ, seine Aufgabe zu beenden. Zu ihrem Erstaunen war der Thronsaal jedoch leer. Sie fragte einen der stumpfsinnigen Wächterdämonen nach Getsecos Verbleib, doch der konnte ihr auch nicht helfen. Eine Weile lang suchte sie die Festung nach ihm ab, vergeblich. Langsam wurde sie wütend und ihr lief die Zeit davon. Daher entschloss sie sich, eine Methode anzuwenden, die sie eigentlich verabscheute, da sie dadurch für eine gewisse Zeit völlig wehrlos war. Der beste Platz dafür war ihr eigenes Quartier und sie verschloss die Türe dreifach, ehe sie mit dem Ritual begann. Auf ihrem Bett liegend versetzte sie sich in Trance und löste ihr Bewusstsein von ihrem Körper. Sogleich wurde es eins mit dem Schatten unter ihrem Bett. Diese Fähigkeit des Schattenwanderns hatte ihr in der Vergangenheit manch nützliche Informationen gebracht. Freie Bewusstseinswanderung besaß mehr Möglichkeiten, aber durch ihr Springen von Schatten zu Schatten konnte sie selbst den feinsten Spürsinnen andrer Dämonen entgehen. Zunächst war auch diese Art der Suche nicht von Erfolg gekrönt, doch dann kam ihr der Gedanke, La'irs Quartier zu besuchen. Dieser Wurm von einem Menschen war ihr schon immer zuwider gewesen und nicht mal seine beachtliche Fähigkeit der Extinktion hob seinen Wert in ihren Augen. Sie konnte verstehen, dass ihn Getseco aus Vorsicht am Leben ließ und dass er ihn gerne quälte, war sattsam bekannt. Jedoch was sich ihr offenbarte, als sie ihr Bewusstsein mit dem Schatten von La'irs grob gezimmerten Kleiderschrank verschmolz, hätte sie in realer Form abwechselnd rot und blass werden lassen. Blass vor Schreck und rot vor Wut, versteht sich.

La'ir lag mit geschlossenen Augen wehrlos und ausgepumpt neben Getseco.. Dem Geruch nach, der wie schweres Parfüm in der Luft hing, hatte sich der Dämonenfürst mehr als einmal ausgetobt. Was Maramis sorgfältig gehegtem Traum den Todesstoß versetzte, war weniger die Tatsache, dass Getseco mit diesem Menschen das Bett geteilt hatte, als vielmehr der Ausdruck auf dem schönen, sonst so kalten Gesicht. Es war kein Lächeln in seinen Augen und um seinen Mund, aber doch ein leiser Hauch von Zufriedenheit. Er hatte sich von La'ir genommen, was eigentlich sie, Marami, ihm hatte geben wollen. Wärme, Leidenschaft und Vergnügen.

La'ir machte eine schwache, abwehrende Bewegung, so als wollt er andeuten, dass er nicht mehr konnte, doch Getsecos Hunger war noch immer nicht gestillt. "Sträube dich nicht", konnte Marami den Fürsten murmeln hören, "noch habe ich nicht genug von dir. Sei dem Schicksal dafür dankbar." La'ir schlug die Augen auf und statt dumpfer Verzweiflung, die Marami zu sehen erwartete, lag ein seltsames Staunen darin, wie als ob er es selbst nicht begreifen konnte, was mit ihm geschehen war. Seine schwachen, menschlichen Finger krallten sich im schweißfeuchten Laken fest, als Gesteco seine Lippen über die weiße Haut seiner Schultern wandern ließ und mit den Zähnen kleine, rote Male darauf drückte. "Du bist mir ausgeliefert, egal wie sehr du dich wehrst", schnurrte Getseco und Marami spürte förmlich, wie sehr im dieser Gedanke gefiel. "Du bist wie ein hilfloser, kleiner Vogel in den Klauen eines Drachen. Du glaubst, dagegen kämpfen zu müssen, dass er dich verschlingt, dabei will der Drache doch nur eines..." Seine Hand glitt nach vorne, strich über La'irs glatte Brust, die sich bereits wieder heftig hob und senkte, abwärts, dort wo das zweite zerknüllte Laken über ihren Hüften lag. La'ir biss sich auf die Lippen und konnte dennoch einen Seufzer nicht unterdrücken, den Getseco mir einem gierigen Kuss von den Lippen trank. Wie sehr er es genoss, dieses Gefühl der Macht, einer Macht, die nichts mit seiner überlegenen Kraft zu tun hatte.

Oh ja, er hatte Liebhaber gehabt, so viele an der Zahl, dass er sich weder ihrer Gesichter noch ihrer Stimmen erinnerte. Doch sie alle, Dämonen reinen Blutes, hatten nichts gegeben, ohne eine Belohnung zu erwarten, einen Dank, eine Beförderung... Keiner hatte sein Bett lebend verlassen, denn Getseco ließ sich nicht ausnutzen, von niemandem.

Hier und jetzt jedoch spürte er, dass diese einsame, verdammte Seele an seiner Seite nichts forderte, sondern sich nur dem Augenblick ergab und unter seinen Zärtlichkeiten zu einer Leidenschaft erblühte, deren Kraft den Dämonenfürsten selbst erstaunte.

Unter ihm der junge Körper wand sich, eine einsame Träne stahl sich aus La'irs Augenwinkel und zog eine silberhelle Spur über das hektisch gerötete Gesicht. Er wollte es nicht spüren, dieses Brennen, diese sehnsuchtsvolle Verlangen nach mehr. Warum war er denn in diese Unterwelt gekommen? Doch nur um sie zu rächen, das Mädchen, das ihm mehr bedeutet hatte wie alle anderen. Zwar hatten sie nie auch nur einen Kuss getauscht, aber ihre Wärme hatte sich tief in sein Herz eingegraben. Ein Herz, das dabei war die Erinnerung an sie zu verraten, das schwach, wehrlos und offen da lag, genauso wie sein Körper über den er jede Kontrolle verloren hatte.

Getseco spürte den Widerstand, spürte das Ringen des Jungen mit sich selbst und seine lockenden Berührungen wurden stärker, drängender. Ein schmaler Blutsfaden rann aus La'irs Mundwinkel, so fest hatten sich seine Zähne in die Unterlippe gegraben. Verhalten lachend beugte der Dämon sich vor und leckte die Blutspur fort. Seine Zunge strich über den äußeren Rand des Ohrläppchens seines Opfers und seine spitzen Zähne bissen zu, neckend und vorsichtig. "Willst du dass ich aufhöre?", murmelte er, seines Sieges sicher. "Willst du dass ich jetzt gehe und dich zurück lasse, so...?" Und wieder setzte er sein Wissen und sein Gespür ein, eine kleine Berührung nur, aber sie traf erneut einen Nervenpunkt, der einen Schauer der Verzückung durch La'irs erhitzten Körper jagte. "Nein... nicht aufhören", hörte La'ir sich zu seinem eigenen Entsetzen betteln. Er war nicht mehr er selbst, war nicht mehr Herr seines Körpers, seiner Wünsche, seines Herzens ...

Angewidert zog Marami ihr Bewusstsein aus dem Schatten des Schrankes zurück, sprang zurück in ihr Gemach, wo sie ihren Geist in ihren regungslosen Körper senkte. Wenig später schlug sie die Augen auf und starrte an die graue, grob behauene Steindecke. So war das also. Gesteco hatte ihr Angebot, das sie ihm an Ende des Turniers mit einem einzigen Blick dargeboten hatte, mit eine Fingerschnippen abgelehnt, weil er sich lieber mit diesem Wurm vergnügte. Allein bei dem Gedanken, sich mit diesem widerlichen, menschlichen Schwächling einzulassen musste sie würgen. Und er hatte La'ir nicht einfach missbraucht und gebrochen, wie es einem Dämon gebührte, nein er war zärtlich zu ihm und hatte ihm sogar sein Gesicht gezeigt. Marami sprang auf und lief hastig auf und ab. Sollte sie La'ir einfach auslöschen, ihm sein wertloses Herz herausreißen und es vor Getsecos Augen auffressen?

Nein, es könnte den Herrscher wütend machen, wenn sie sein Haustier, Spielzeug oder was La'ir auch immer für ihn war, umbrachte. Eine direkte, offene Konfrontation würde sie auf jeden Fall verlieren. Und da war auch die Sache mit der Auslöschung, sie hatte keine Lust diesem Phänomen zum Opfer zu fallen, sollte es nach La'irs Tod außer Kontrolle geraten. Ihr Plan, sich Getsecos Respekt und Zuneigung durch den Verrat an Firozz zu verdienen war jedenfalls zu Asche geworden. Sie hielt inne. Firozz Plan .. aber ja, sie würde ihn an seiner Stelle in die Tat umsetzen und danach... Geduldig harrte sie vor Getsecos Quartier aus, bis dieser von seinem Amüsement zurückkehrte. Der Dämonenherrscher war in Gedanken noch halb bei La'ir und wie dieser einfach das Bewusstsein verloren hatte. Menschen waren einfach zu fragil, besonders dieser.

Es musste sich doch etwas dagegen machen lassen, er hätte gerne noch länger seinen Spaß gehabt. Andererseits, früher oder später würde er La'ir töten, aber bis dahin würde er seine Spielchen mit ihm treiben, auf mehr als nur eine Art und Weise...

Es war ihm fast recht, dass Marami ihn vor dem Quartier ansprach, so hatte er Ablenkung. "Ist Firozz mit seiner Musterung schon durch?", fragte er Marami.

"Noch nicht ganz, verehrter Fürst", erwiderte Marami mit gesenktem Kopf. Sie hatte früh gelernt, ihre geheimsten Gedanken und Gefühle tief in ihrem inneren zu verbergen. "Mir kam nur der Gedanke, dass Ihr vielleicht gern den Spiegelraum ausprobieren würdet. So könntet ihr euch einen Überblick verschaffen."

"Hmm...", Getseco fuhr mit der Hand unter den Schleier und kratzte sich am Kinn. "Keine üble Idee, ich könnte Firozz damit schocken, dass ich schon im Vornherein weiß, wie viele brauchbare Kämpfer er zusammen hat treiben können." Und er könnte auch einen Blick in La'irs Quartier tun. Ob der Mensch inzwischen wieder zu sich gekommen war?

Als er den Spiegelsaal betrat, blieb Marami mit einer respektvollen Verbeugung draußen vor der Türe stehen. Ihm fiel das nicht auf, denn die Macht der Spiegel antwortete sowieso nur seinem Ruf und das Wissen des Herrschers ist nicht für die Dienerschaft gedacht.

Langsam und bedächtig schloss Marami die Türe und lehnte sich von außen dagegen. Gleich würde es passieren. Eins ... zwei ... drei .... vier ... Kein Donnerschlag, kein Grollen, keine Blitze. Nur ein schmerzvolles Wimmern, ein Laut voller Schmerz und Furcht. Dann war es totenstill. Mit einem Grinsen riss sie Türe wieder auf, wohl wissend, welcher Anblick sie erwartete.

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"Und dann hat sich Vegeta in Bulma verliebt und ist offenbar ein guter Familienvater geworden, wenn man sich klein Trunks so anschaut. Um es kurz zu machen, es hat etwas gedauert, aber er ist auf Weg der Besserung", beendete Goku seine Erzählung. "Und gegen das, was angerichtet hat, bist du ein Chorknabe."

"Uranai Baba hat mir erklärt, dass Enma von Anfang an unsicher war, ob er Vegeta wirklich in die Verdammnis schicken soll. Es lag zwar eine große Schuld auf der einen Waagschale, und nur wenig wirklich Gutes auf der anderen, aber das Meiste an bösen Taten beging er, weil er nie etwas anderes kennen gelernt hatte, als die Grausamkeit seiner Leute unter der Fuchtel Freezers. Er war nicht zu einem guten Menschen, sondern zu einer Tötungsmaschine erzogen worden. Was ist mit dir? Bist du als Mensch oder als Dämon grausamer gewesen?"

"Als Dämon", sagte Doguro ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Er sah in die Ferne und vor seinem inneren Auge tauchte wieder jener Tag auf, wo er und seine Truppe im Turnier siegten. Sein Bruder hatte als erstes die Idee gehabt, als Preis eine Verwandlung vom Menschen zum Dämonen zu fordern. Körperlich eher ein Schwächling hatte sein Bruder so durch seine neuen Fähigkeiten den bislang verborgenen Hang zu unmenschlichem Sadismus ausleben können. Und was war mit ihm? Er war eigentlich nicht auf das vorbereitet gewesen, was sein neues Ich an Macht mit sich brachte. Anfangs entsetzt über die Leichtigkeit mit der Menschen wie Dämonen hinzumetzeln vermochte, hatte die dämonische Seite mehr und mehr die Kontrolle über ihn gewonnen und geblieben war ihm nur der Wunsch, dem endlich ein Ende machen zu können. Ein Ende im Kampf. So nötig der Mord an Genkai auch gewesen war, ihr Tod hatte ihn hoffnungsloser und leerer denn je zurück gelassen. Ihm eine leichte Strafe auferlegen? Das wäre ihm wie eine Verhöhnung seiner Opfer, besonders aber Genkais vorgekommen. Die ewige Verdammnis, Qual ohne Ende, das allein war der Preis, den er zahlen wollte, auch wenn Genkai von Yusuke und seinem Team am Ende des Turniers wieder unter die Lebenden gewünscht worden war.

Goku beobachtete sein lebhaft wechselndes Mienenspiel und nickte. Dieser Sturkopf würde noch begreifen, dass es wichtiger war, jetzt zu helfen, statt irgendeine nutzlose Tortur als Buße zu sehen. Plötzlich befiel ihn ein unangenehmes Gefühl und Doguro griff sich stöhnend an die Stirn, wo sein Verdammniszeichen prangte. Die scharfen Augen des Sayajins hatten keine Mühe die roten, schwarzen und grauen Gestalten auszumachen, die sich in einer schier endlosen Linien von fern auf sie zu bewegten.

"Das ist ja nicht auszuhalten!", stöhnte er und stand mühsam auf. "Schon wieder diese Schreckgespenster!"

"Du musst dich in Sicherheit bringen!", drängte Doguro und gab ihm einen Stoß auf die schwarze Grenze zu.

"Nicht ohne dich", erklärte Goku kategorisch mit dem ihm eigenen Stursinn. "Du musst dir verzeihen und dann sind wir im Nu weg."

"Ich kann mir aber nicht verzeihen!", brüllte Doguro frustriert zurück. "Ich bin ein Verbrecher, ich bin der Dämon, als der ich all diese Morde beging!"

"Bist du nicht!", brüllte Goku nicht minder wütend zurück. "Oder hast du in der ganzen Hölle einen einzigen Dämon gesehen? Du kannst zwar als Seele wieder auf die dämonischen Kräfte zurückgreifen, die du im Leben mal hattest, aber du wirst gerichtet wie ein Mensch!" Goku wunderte sich, warum er solche Dinge so klar sehen und in Worte zu fassen vermochte. Er hatte den leisen Verdacht, dass ihm Koenma mehr mit auf den Weg gegeben hatte als nur das falsche Stigma eines Verbrechers. "Und als Mensch hast du diese Untaten nicht begangen, beziehungsweise nur wenige davon und für die hast du längst genug gebüßt. Der Dämon kann nicht gerichtet werden, weil er den Sinn der Buße nicht begreift, genauso wenig wie eine Katze begreifen würde, dass man sie fürs Mäusefangen bestraft. Du kannst dem Dämon ruhig weiterhin gram sein, aber verzeihe deiner schwachen, menschlichen Seele endlich, dass sie ihn nicht zurückhalten konnte!"

Die Wächter drifteten lautlos immer näher und näher. Ihr Ziel war ganz klar Doguro, der aussah, als hätte ihm jemand einen Schlag ins Gesicht verpasst. Ein kleiner Anstoß noch ... Goku holte tief Luft: "Wenn du jetzt nicht endlich aus deinem Winkel kommst, sie uns kriegen und dadurch der Sieg gegen die Dämonen unmöglich wird... Dann hast du wirklich diese Torturen verdient, denn dann werden Unzählige grausam umkommen und das nur, weil du dich egoistisch in deinem kleinen Schmerz gesuhlt hast, statt zu handeln, du Waschlappen!"

Wie in Trance kämpfte sich Doguro wieder in die Höhe. Seine Finger betasteten das Symbol. "Ich ... ich..."

Goku zupfte den Kristall aus seinen Haaren und drückte ihn Doguro in die Hand. "Ich bin im Moment zu schwach, um noch mal gegen dich zu kämpfen. Wenn du also darauf warten willst, dass sie dich wieder unter ihre Kontrolle bekommen und auf mich hetzen, nur zu."

"Das wird nicht geschehen", sagte Doguro ruhig. Obwohl es ihn verdammt viel Kraft kostete, seine Hand zu bewegen wie er es wollte und nicht wie Wünsche der Wächter es befahlen (er spürte dass sie trotz der Entfernung fast wieder in der Lage waren, ihn als Marionette zu missbrauchen). *Ich muss es tun, ich muss versuchen, soviel wieder gut zu machen, von dem was der Dämon in mir getan hat, wie irgend möglich. Dieses Mal bin ich am Ruder und bestimme, wohin gesteuert wird.* Unter seinen Fingern zerbrach der Kristall, die Tropfen trafen das Siegel und dieses fiel ab.

Die Wächter kamen ins Stocken. *Seine Seele gehört uns!* Das gedankliche Wutgeheul der Wächter war wie Peitschenhiebe so scharf und schneidend. Goku und Doguro krümmten sich unter der erdrückenden Wut, die wie eine Woge über ihnen zusammenschlug und ihnen den Atem raubte. Unfähig sich zu rühren und davon zu laufen, starrten sie dem Unheil entgegen.

*Verdammt! Wir waren so nahe dran!*, dachte Goku. Die Wächter waren bis auf etwa zweihundert Meter herangekommen. Zwischen ihren Händen, die wie Schatten aus den weiten Ärmeln ihrer Kutten ragten sammelte sich düstere Energie, wie glosende Finsternis.

"Bis hierher und nicht weiter, wie?", quetschte Doguro zwischen den Zähnen hervor. Mit größter Anstrengung schob er sich zwischen die Wächter und Goku. "Viel wird es nicht nützen, sorry." "Schon wieder im Opfermodus?", spöttelte Goku. Es musste doch einen Ausweg geben. "Aber klar doch!", murmelte er mehr zu sich selbst, streckte die Hand aus und packte Doguro an der Schulter. Der blickte zurück und sah, dass Goku die Augen geschlossen hatte. *Hat er sich also auch in sein Schicksal ergeben*, dachte der groß gewachsene Mann und sah wieder zu den Wächtern zurück. "Worauf wartet ihr noch?!", rief er laut.

Wie zur Antwort gaben die Wächter die Energie frei und das Verderben raste auf die beiden zu. *Ich hätte dich gern noch einmal gesehen, Genkai*, dachte er und wandte den Blick nicht ab. "Hab ihn!", kam es in diesem Moment von Goku. Doguro spürte, wie dessen Finger sich fester in seine Schulter krallten und dann...

Ende des achten Teils