Disclaimer: siehe Kapitel 1

Anm. Fin: Oh, das hat tatsächlich jemand gelesen!! *total happy* Danke!!!!!!!

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Einige Zeit später (wie lange genau es war, war schwer zu sagen, denn ohne das Licht der Bäume fehlte den Elben beinahe jegliches Zeitgefühl) stand Maedhros im dunklen Flur und beobachtete durch den Türspalt seinen Vater. Feanor hastete in seinem Raum herum, nahm dieses und jenes Ding und räumte es woanders hin. Wohin genau, das konnte Maedhros nicht erkennen. Unruhig sah er zu, wie sein Vater sein langes und furchteinflößendes Schwert nahm und aus der Scheide zog. Er begutachtete es kurz, dann schwang er es prüfend einige Male in der Luft.

"Sollen diese verdammten Valar und ihre Schoßhündchen doch kommen! Mein Werk werden sie nicht bekommen! Oh nein... oh nein... OH NEIN!"

Damit schleuderte er sein Schwert von sich weg. Es traf die Tür und blieb in dem dunklen Holz stecken.

Erschreckt zuckte Maedhros zusammen als ein Stück der Klinge nur wenige Zentimeter neben seinem Kopf das Holz durchschlug. Kurz darauf ging Feanor zu der Tür und zog das Schwert mit Leichtigkeit -er war ein starker Mann, wieder heraus- wobei er seinen ältesten Sohn bemerkte.

"Was machst du denn schon wieder hier?"

"Ich..." begann Maedhros, aber Feanor unterbrach ihn. "Oh nein, sag nichts! Ich weiß was du vorhast! Du willst mich überreden den Valar meine Silmaril zu geben!"

"Nein, ich..."

"LÜG NICHT! Ihr alle wollt das! Alle trauert ihr dem verlorenen Licht nach und wollt, dass ich mein Werk opfere, damit ihr es wieder sehen könnt. So ist es doch? Aber warum, warum erschaffen die Valar nicht einfach ein neues Licht? WARUM NICHT? Sie sind doch sonst so allmächtig... Aber das können sie nicht, oder? Ich weiß sie könnten es, aber es ist nicht das was sie wirklich wollen. Sie wollen nur meine Silmaril, sie sind begierig nach ihnen und es schmerzt sie, dass ich sie besitze und in ihrer Erschaffung höheres vollbracht habe, als sie es hätten können. Wahrhaftig, ihre Seelen sind schwarz wie die Morgoths..."

Maedhros hätte seinen Vater am liebsten angeschrieen, doch er wusste, dass dies Feanor nur noch weiter aufbringen würde. Stattdessen ließ er seine Blicke in dem Zimmer herumschweifen und bemerkte dabei die Tasche, die auf einem kleinen Hocker stand und all die Dinge, die darum verstreut auf dem Boden lagen.

Halb erstaunt halb wütend sah Maedhros seinen Vater an.

"Was hast du vor?"

"Ich gehe." antwortete Feanor ausdruckslos.

"Wohin?"

"Glaubst du ich würde dir das sagen? Nur damit du diesen dreckigen Valar verrätst wo sie mich finden können?"

"Nein. Willst du ganz alleine gehen?"

"Natürlich."

"Das ist Wahnsinn! Wa...?"

"Wage es nicht in einem solchen Ton mit mir zu sprechen, Sohn!"

Feanors Stimme war so eisig, sie hätte ein Feuer gefrieren lassen können. "Du bist auch nicht besser als deine verdammte Mutter! Ständig müsst ihr mich ermahnen als sei ich ein kleines Kind. Alle ermahnen mich, meine Frau, meine Söhne, die Valar, einfach alle! Schert euch doch in die düsteren Verliese Morgoths, da wo ihr hingehört!"

"VATER!!"

Maedhros hatte ebenfalls geschrieen, aber es wurde ihm erst hinterher bewusst, als die Stille nach seinem Schrei ihm in den Ohren klang.

"Vater.." wiederholte er leiser und Feanor starrte ihn an. "Du weißt nicht, was du da sagst...beherrsche dich!"

Dieses zu sagen war riskant, aber noch wichtiger war Maedhros, dass sein Vater sich nicht in seinem Wahnsinn verlor.

"Du willst mir sagen, mich zu beherrschen..? Das willst du? Und dann willst du mir sagen, dass ich meine Steine den Valar überlassen soll? Das willst du?? GIB ES ZU!!!"

Feanors Gesicht verzerrte sich zu einer gequälten Grimasse und Maedhros wendete sich voll Schmerz ab.

"Nein, ich will es dir nicht sagen."

Feanor drehte sich zum Fenster, doch Maedhros konnte sehen, dass seine Schultern bebte und ein leises Wimmern kam von seinen Lippen.

"Ich liebe dich, Maedhros. Ich liebe dich und du weißt es, ich will dass du es weißt, denn du bist mein Sohn und ich bin dein Vater."

Maedhros war still geworden. Die letzten Worte seines Vaters hatten etwas in ihm bewegt, und auch Feanor sah nachdenklich in die Flamme einer Kerze am Fenster.

"Vater...ich liebe dich auch und ich will mit dir gehen! Ich will mit dir gehen, wo auch immer du hingehen magst. Ich will dir folgen, ich will an deiner Seite stehen, was immer geschehen mag und was für dunkle Zeiten auch immer auf uns zukommen mögen. Denn nichts kann schlimmer sein, als hier in diesem zeitlosen, endlosen Dunkel zu sitzen und nichts tun zu können, wissend dass du allein bist, in einem unbekannten Land."

Feanor sah seinen Sohn aufmerksam an, als dieser sprach und auf einmal fühlte er Stolz.

"Maedhros...verzeih mir!" Er trat ein paar Schritte auf seinen Sohn zu und fasste ihn an die Schulter.

"Verzeih mir!"

Maedhros berührte leicht die Hand seines Vaters.

"Natürlich verzeihe ich dir..."

Feanor schaute ihn danach lange an und suchte nach Worten, doch nichts erschien ihm passend genug. Also schwiegen sie beide eine lange Weile.

Später dann fing Feanor an, von seinen Plänen zu berichten. Nach Mittelerde wollte er ziehen, in das Land aus dem einst die Ersten Kinder nach Aman gezogen waren.

"Denn wunderschön und groß muss dieses Land sein, was so fern hinter den Meeren liegt, dass einst die Elben dort erwachten und unter den Sternen wandelten. Dorthin möchte ich ziehen und ein neues Leben beginnen."

***

Ff.

by Nimloth und Finlass