Disclaimer: Immer noch nicht unseres.

***

Es gab nicht viele Vorbereitungen zu treffen. Feanor wollte nicht, dass noch andere Leute, vor allem seine sechs restlichen Söhne, von seinem Plan erfuhren und ihn begleiten wollten und so musste alles in stiller Geheimhaltung ablaufen. Er hieß seinen Sohn, schnell alles wichtige zusammenzupacken und dann in die Ställe zu kommen, es musste schnell gehen, denn jede verschwendete Sekunde gab den Valar mehr Zeit. Auf dem Weg begegnete Maedhros zufällig Curufin, dem er erzählte, dass er heimlich seinen Cousin Fingon besuchen wolle. Curufin schüttelte nur den Kopf und versprach Stillschweigen, dann ging er wieder seines Weges.

Maedhros beobachtete die schlanke Silhouette seines Bruders in der Dunkelheit verschwinden und fragte sich, ob es so einfach war, fast alles was man liebte hinter sich zu lassen.

Als Maedhros kurz darauf in dem Stall ankam, war sein Vater bereits da und hatte ihre beiden Pferde aus den Boxen geholt, Feanors schwarzen Hengst Talvian und Maedhros' rotbraunen Hengst Côrian. Ein letzter Blick von Vater zu Sohn bestätigte beider Entschlossenheit, das Vertraute hinter sich zu lassen und sich ins Ungewisse zu wagen. Feanor sprang auf sein Pferd und kurz darauf tat Maedhros es ihm nach, dann ging es los, auf in die Dunkelheit. Als sich Maedhros ein letztes Mal zu dem Haus umsah, wo er so lange gelebt und so viele glückliche Stunden verbracht hatte und an seine Brüder dachte, spürte er plötzlich, wie ihm etwas heißes die Wangen herunter lief. Tränen? Schon wieder? Schnell wischte er sie weg und sah nach vorne, wo sein Vater aufrecht und äußerlich unbewegt auf seinem Pferd saß.

Auf einmal drehte Feanor sich zu seinem Sohn um und sah diesem lange in die Augen.

"Traurig?" fragte er schließlich mitfühlend und Maedhros nickte. Feanor lächelte

"Irgendwann geht alles einmal zuende, du hast selbst gesehen, was mit dem glücklichen Zeitalter geschehen ist. Es ist nun an der Zeit, etwas zu verändern und wir werden es tun."

Schweigend ritten sie nebeneinander her. Es war nicht zu hören außer dem Stampfen der Hufe ihrer beiden Pferde und gelegentlich ein Geräusch aus der Natur, ein Windhauch oder ein Vogel, der über sie hinwegstrich. Maedhros hing die ganze Zeit seinen Gedanken nach und spürte, dass es seinem Vater nicht anders ging. Eine große Zeit ging zu Ende, aber eine große Zeit würde auch anbrechen und keiner wusste, was ihnen geschehen würde. Je länger sie durch die Dunkelheit ritten, desto mehr richtete Maedhros seine Gedanken auf die Zukunft und verließ langsam das Haus, in dem er sein bisheriges Leben verbracht hatte, die Welt die er seine Heimat nannte. Auf der einen Seite stimmte ihn dies traurig, auf der anderen Seite machte es ihm das Neue, Unbekannte um einiges leichter.

"Lass uns rasten, Maedhros. Wir sind lange geritten und ich merke, dass ich erschöpft bin."

Dies waren die ersten Worte, die sie während des ganzen Rittes gesprochen hatten. Er wusste auch nicht, wie lange sie geritten waren, auch nicht ob es Tag oder Nacht war. In dem Großen Dunkel gab es keine Zeit und zwischen Tag und Nacht war kein Unterscheid. Doch als er Côrians Zügel anzog und sich langsam auf den Boden sinken ließ, merkte er wie erschöpft und müde auch er war. Die beiden pflockten ihre Pferde notdürftig an und ließen sich dann an einen Baum gelehnt nieder.

"Wir sind ungefähr 15 Meilen nordwärts geritten. Näher an der Küste sind wir nicht..." sagte Feanor mit einem prüfenden Blick in den Himmel."

"...aber weiter weg von unseren heimischen Gestaden." Maedhros hielt sein heißes Gesicht in den Wind und merkte ,wie ihm schon wieder die Tränen in die Augen traten. "Nicht weinen.." scholt er sich selbst aus und wandte sich dann seinem Vater zu. "Welchen Weg werden wir wählen?" fragte er, doch auch Feanor wusste keine direkte Antwort.

"Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir reisen zur Küste Amans und setzen mit einem Schiff über. Dieser Weg ist gefährlich... keiner weiß, wie lang es bis nach Mittelerde ist und welche Dinge uns in der Gegend von Tol Eressea erwarten werden. Auch fehlt uns ein Schiff. Eines in Auftrag zu geben, würde bedeuten, dass andere von unserem Tun erfahren." Feanor schwieg eine kurze Zeit und dachte nach. "Oder wir gehen über die Helcaraxe." sagte er dann bedeutsam und bedächtig. "Ein steiniger, gefährliche Weg, der uns nah an Morgoths Festung bringt."*

"Wenn wir den Wasserweg nehmen, laufen wir Gefahr, von Ulmo entdeckt zu werden, denn er ist Herr des Meeres." gab Maedhros zu bedenken. "Das ist ein hohes Risiko, und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir mit der Unterstützung der Teleri rechnen können."

Feanor nickte mit jenem harten und entschlossenen Blick, den sein Sohn schon so oft gesehen hatte "Also werden wir wohl oder übel den gefahrvollen Weg über den Helcaraxe auf uns nehmen müssen. Möge Eru uns gewogen sein! Nun, da wir entschieden haben denke ich, dass wir ausgeruht genug sind, um weiterzureiten. Die Augen der Valar sind überall und sie werden unsere Abwesenheit sehr bald bemerken. Wir dürfen keine Zeit verschwenden."

Damit stand Feanor auf- der Gedanke an die Valar schien ihn seine Erschöpfung vergessen zu lassen. Talvian schnaubte erfreut als er seinen Reiter kommen sah. Er schien ebenfalls nicht müde - das Pferd war eines der besten Amans, einem König vollkommen würdig, es war schnell, ausdauernd und schien ähnliches Temperament wie sein Reiter zu haben. Daher war es auch der Meinung, dass es möglichst schnell weitergehen sollte. Côrian war da gegensätzlicher Meinung und Maedhros hatte Mühe ihn zum Laufen zu bewegen. Schließlich schaffte er es nach endlosem Zureden und Vater und Sohn ritten hinaus in die endlose Nacht. (Anm. Nîm: Wisst ihr was jetzt cool wär? Feanor guckt in seine Tasche und bemerkt, dass er die Silmaril zuhause vergessen hat... :p)

Die folgende Zeit bestand hauptsächlich aus schnellem Reiten und kurzen Rasten. Die Landschaft änderte sich nicht wesentlich, grüne Wiesen, einige Hügel und ab und zu ein Wald. Sie ritten grade durch einen solchen, als die Baumreihen plötzlich aufhörten und den Blick freigaben. Links von den beiden Elben lag ein weites Grasfeld und dahinter ging es ein ganzes Stück bergauf, und rechts... rechts war ein dunkelblauer Teppich, in dem sich hell die Sterne wiederspiegelten- das Meer.

Maedhros, der erst ein- oder zweimal in seinem Leben das Meer gesehen hatte, zügelte sein Pferd und starrte staunend das Wasser an. Wie tief und endlos mochte es wohl sein? Feanor zügelte sein Pferd ebenfalls und Vater und Sohn sahen eine Weile schweigend das Wasser an.

Irgendwann legte Feanor eine Hand auf die Schulter seines Sohnes "Komm, wir müssen weiter! Wir werden sicher noch oft Gelegenheit haben das Meer zu bewundern. Vielleicht öfter als uns lieb ist..." Den letzten Satz hatte er nur gedacht.

Maedhros wandte bedauernd den Blick ab und folgte seinem Vater, der schon wieder aufgebrochen war. Sie ritten den Hügel hinauf, denn, so sagte Feanor, an der Küste lag die Stadt Alqualonde und er wollte nicht das Risiko eingehen, von den Teleri entdeckt zu werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass ab einer Höhe von etwa zehn Metern der weitere Aufstieg für die Pferde unmöglich war, was zur Folge hatte, dass sie auf einem schmalen Pass, der an der meerzugewandten Seite des Hügels verlief, entlangreiten mussten. Feanor fluchte leise, aber es gab keinen anderen Weg.

Bald erblickten sie in der Ferne Lichter, und es dauerte nicht lange bis sie in Sichtweite von Alqualonde waren. Die Hafenstadt wurde von tausenden schneeweißen Lampen erhellt, in den sanften Wellen des Ozeans schaukelten jene wunderbaren Schwanenschiffe, für die die Teleri so bekannt waren, alles war friedlich und manchmal hörte man einzelne Stimmen, die fröhlich sangen. Maedhros beneidete sie dafür, es gab nichts was er sich jetzt sehnlicher wünschte als in Frieden leben zu können, doch er wusste, dass dies momentan vollkommen unmöglich war.

Unten in der Stadt blickte einer der Wächter, die seit Morgoths Auftauchen aufgestellt worden waren, den Hügel hinauf....

Mit den scharfen Augen der Teleri erkannte er zwei schemenhafte Gestalten im Dunkel, die auf Pferden ritten. Dies war eigentlich nichts ungewöhnliches, da Alqualonde eine sehr bekannte und auch beliebte Stadt war. Er ging davon aus, dass auch diese beiden Reiter die Stadt besuchen wollten und er kümmerte sich nicht weiter um sie.

Maedhros sah immer noch neidisch auf die wunderschöne, weiße Stadt hinab nach der er sich jetzt so sehnte. Doch nur ein Blick in das Gesicht seines Vaters sagte ihm, wie dieser darüber dachte. Nichts würde ihn dazu bewegen, jetzt in diese Stadt zu reiten.

Maedhros seufzte leise und trieb sein Pferd dann wieder an, um neben Feanor zu kommen. Dieser jedoch zügelte Talvian auf einmal und schaute angestrengt in Richtung Alqualonde.

"Ich hab eine Ungutes Gefühl, mein Sohn. Als würde diese Stadt uns beobachten.."

Auch Maedhros blieb jetzt stehen, doch er konnte nichts Ungewöhnliches fühlen.

"Mir wäre es lieber, wenn wir diese Stadt schnell hinter uns lassen würde, Maedhros."

Dieser nickte. Sie trieben ihre Pferde zu einem leichten Galopp an und langsam verblassten die Geräusche hinter ihnen, auch wenn immer noch ein sanfter Schimmer das Land um sie umgab.

Maedhros nahm schon Abschied von dieser Stadt, als sein Vater wieder ruckartig stehen blieb.

"Runter vom Pferd, Maedhros, in die Dunkelheit...sei leise!"

Der Wächter am Nordtor war schon müde und freute sich auf die Ablösung. Die ganze Zeit war nichts interessantes vorgefallen und er wollte nur noch nach Hause. Schließlich kam auch der nächste Wachtposten. Anstatt ihn aber mehr oder weniger freudig zu begrüßen starrte er nur angestrengt in die Ferne.

"Nian hat mir was von zwei Reitern am Horizont erzählt. Sie sind nicht nach Alqualonde gekommen...hast du nichts bemerkt?"

Hethwyr schüttelte den Kopf, und wollte schon gehen als ein aufgeregter Schrei durch die Nacht hallte.

"Da sind sie!!"

Mit einem Satz war Hethwyr wieder neben dem Tor. Jetzt erkannte auch er zwei Pferde, die sich schnell durch die Dunkelheit bewegten. Doch plötzlich stoppten sie abrupt und verschwanden in leichten Sätzen hinter einigen Büschen. Die beiden Elben erkannten, dass die Pferde von zwei großen Elben geführt wurden.

In einem kleinen Waldstück kamen Feanor und Maedhros schließlich zum Stehen.

"Was ist überhaupt, Feanor?" fragte Maedhros und schaute seinen Vater erwartungsvoll an.

Dieser antwortete nicht, sondern strich Talvian gedankenvoll durch die Mähne. Endlich setzte er langsam an zu sprechen. "Wir sind bemerkt worden, ich habe es gefühlt. Wären wir nur nicht so nah an der Stadt vorbei geritten...einige Teleri haben uns bemerkt."

Maedhros staunte über die Ruhe seines Vater, doch diese währte auch nicht lange. Mit einem Satz war Feanor wieder auf seinem Pferd und bedeutete Maedhros es ihm gleichzutun. "Wir fliehen!! Mehr ins Land, nach Westen. Hoffen wir, dass wir sie abschütteln können denn sie sind schon auf unserer Spur."

Diese Entdeckung machte Hethwyr neugierig, denn es kam wahrlich selten vor, dass Fremde an der Stadt vorbeikamen und sie nicht besuchten. Schnell lief er zu den Ställen und traf auf dem Weg Riael, einen anderen Wächter, dessen Arbeit nun ebenfalls beendet war. "Du hast die beiden Reiter doch auch gesehen, oder? Lass uns nachsehen, wer sie sind!"


Als Feanor sich umsah, konnte er in der Ferne drei Schatten erkennen, die sich auf sie zubewegten. Natürlich, sie waren noch weit entfernt und Talvian und Côrian gehörten zu den schnellsten Pferden in ganz Aman, aber er hatte so ein Gefühl, dass gleich etwas passieren würde.

Talvian schwebte elegant über einen umgestürzten Baumstamm, Côrian folgte weit weniger elegant. Springen bei hohem Tempo war nicht seine Stärke. Maedhros wandte seinen Blick kurz nach hinten. Die Gestalten hatten immer noch den gleichen Abstand zu ihnen, nein, sie schienen ein wenig zurückzufallen. Erleichtert seufzte er auf und schaute wieder nach vorne.

Aber die Frage, wer sie waren geisterte in seinem Kopf herum. Es müssten Teleri sein, oder? Die Valar konnten ihr Verschwinden doch nicht so schnell bemerkt haben, oder? Und wie sollten sie so schnell im Verfolgen gewesen sein? Dann fiel Maedhros ein, wie er als Kind einmal Orome auf der Jagt und Tulkas und Nessa beim Rennen beobachtet hatte und das seine erhöhte seine Zweifel. Die Valar waren schnell, wenn sie wollten. Wenn sie wollten... Wo waren sie denn gewesen, als Melkor gekommen war? Warum hatten sie ihn nicht fangen können? Hatte Mandos nicht gewusst, dass Finwe erschlagen werden würde? Warum hatte er nichts getan? WARUM NICHT?

Maedhros schluckte und sah sich noch einmal um. Die Gestalten waren immer noch in etwa dem gleichen Abstand hinter ihnen. Oder kamen sie näher? Er wollte diese Frage grade seinem Vater stellen, als Côrian plötzlich ein Hindernis unterschätzte, etwas zu früh absprang und zwar noch drüber kam, aber dort auf dem Boden ausglitt. Maedhros, der nicht auf so etwas vorbereitet gewesen war, wurde vom Pferd geschleudert und kam unsanft auf dem Boden auf.

Kurze Zeit lag er benommen auf dem Boden, dann versuchte er vorsichtig, wieder aufzustehen. Aber sobald er seinen linken Fuß belasten wollte, spürte er heiße Schmerzen das ganze Bein hinaufschießen. "Verdammt!"

Mittlerweile hatte Feanor, der den Sturz seines Sohnes zuerst gar nicht bemerkt hatte, Talvian gewendet und war nach kurzer Zeit bei Maedhros. Dieser kniete inzwischen auf dem Boden und untersuchte vorsichtig Côrians Beine. Glücklicherweise war das Pferd unverletzt geblieben. Feanor sprang von Talvian ab und rannte zu seinem Sohn.

"Was ist passiert?"

"Côrian... ist ausgerutscht." antwortete Maedhros knapp und hielt sich sein schmerzendes Bein.

Feanor bemerkte dies und fragte besorgt: "Alles in Ordnung?"

"Na ja, mein Bein..."

"Zeig mal her!"

"Sie haben angehalten!" stellte Riael erstaunt fest, während Hethwyr sein Pferd weiter antrieb.

"Los! Das ist unsere Chance!"


"Gebrochen." stellte Feanor zähneknirschend fest. "Verdammt!"

"Das.. das tut mir leid. Entschuldigung!" Maedhros sah seinen Vater unsicher an, doch dieser blickte erst nach hinten, dann sah er seinen Sohn liebevoll an.

"Es ist nicht deine Schuld. Aber schau! Da sind sie! Teleri, wie ich es mir gedacht hatte."

Maedhros drehte sich um und stellte entsetzt fest, wie nah ihre Verfolger in der Zwischenzeit gekommen waren. Fliehen hatte jetzt keinen Sinn mehr, dazu waren sie zu nah.

***

Ff.

*Hat eigentlich irgendjemand eine Ahnung, wo genau Angband liegt?????? Irgendwie ist das auf keiner Karte zu finden.

Anm. Finlass: Ich hab wieder Mist gebaut ^_^. Kann ich echt gut. Und die arme Nîm muss das ausbaden... *lol*

by Nimloth & Finlass