Disclaimer: Immer noch nicht unseres. Aber wir geben die Hoffnung noch nicht auf *lol*

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Langsam stand Feanor auf und hob leicht seine linke Hand. Er hoffte, dass die Teleri ihn so nicht als Feind ansehen würden. Erstaunt zügelten Hethwyr und Riael ihre Pferde und kamen in langsamen Trab auf Feanor und Maedhros, der mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden lag zu.

"Bleibt stehen, Fremde!" ließ Hethwyr dann seine Stimme ertönen.

Feanor machte ein paar Schritte auf die beiden Reiter zu, es machte jetzt keinen Zweck mehr zu leugnen, dass man an Alqualonde vorbeigekommen war oder zu fliehen. Schließlich stiegen Riael und Hethwyr ab. Mit ihren scharfen Augen überblickten sie kurz das Geschehen und im stummen Einverständnis bückten sie sich zu Maedhros hinab und tasteten sein Bein ab.

"Es ist gebrochen." stellte Riael dann nüchtern fest und wandte sich zu Feanor. "Wir nehmen euch mit. Wir wissen nicht, was eure Absicht ist, ob sie friedlich oder feindselig oder keins von beiden war und ist. Jedoch ist es unsere Pflicht als Wachtposten der Hafenstadt alle seltsamen Vorkommnisse zu melden. Da einer von euch verletzt ist, werden wir euch freundlich aufnehmen und sein Bein so gut es geht heilen. Dieses bedeutet für uns aber nicht, dass ihr frei von Schuld und Absicht seid."

Feanor nickte schwach, genauso hätte er als König der Noldor auch gesprochen.

Riael beugte sich wieder hinunter und half dem anderen Elb Maedhros auf eins ihrer beiden Pferde zu setzen. Maedhros stöhnte auf, so sehr schmerzte ihn sein Bein. Er verfluchte sich selbst, durch seine Unvorsichtigkeit waren sie in Gefangenschaft geraten. Feanor ritt neben ihm, Côrian am Zügel. Auch der Hengst lahmte leicht, er musste sich wohl auch verletzt haben.

Maedhros sah seinen Vater von der Seite an und bat ihn mit seinen Augen stumm um Verzeihung. "Es ist nicht deine Schuld, das habe ich dir doch schon gesagt!" Maedhros nickte. "Doch wäre ich nicht gestolpert..."

"Still jetzt!" zischte ihm sein Vater zu, denn einer der fremden Elben hatte aufmerksam den Kopf gehoben. Feanor schaute nachdenklich vor sich hin und auf einmal wusste Maedhros, warum sein Vater ihn so abrupt zum Schweigen gebracht hatte. Er selber machte sich Vorwürfe, ihn überhaupt mitgenommen zu haben, vielleicht überhaupt losgezogen zu sein. Er wünschte sich, etwas tröstliches zu seinem Vater zu sagen doch hatte Angst sich bei Riael oder Hethwyr zu verraten.

Nach einer endlos scheinenden Zeit erreichte der Trupp das Nordtor von Alqualonde. Die Wachtposten guckten fragend aber nach ein paar schnellen Worten von Hethwyr ließen sie die vier Reiter widerstandslos und ohne aufhaltende Fragen durch.

Langsam ritten sie über das silber scheinende Kopfsteinpflaster, das die schmalen Gassen der Stadt durchzog. Wären sie nicht in dieser schrecklichen Situation gewesen, hätten Feanor und Maedhros diese Stadt geliebt. Sie ritten noch ein lange Zeit durch verwinkelte Straßen und mitten in die Stille hinein bis Feanor leise fragte: "Wohin bringt ihr uns?"

Die beiden Teleri schauten ihn herablassend an. "Zum König der Teleri, Noldo."

"Und ihn?" fragte Feanor mit einer Handbewegung in Richtung seinem Sohn, der regungslos halb sitzend, halb liegend im Sattel hing.

"Ihn bringen wir in unsere Häuser der Heilung, wo ihm geholfen werden wird."

Feanor nickte. Das war alles was er hatte wissen wollen. Er hatte Gewissensbisse, seinen Sohn mitgenommen zu haben und wollte jetzt nur sichergehen, dass die Teleri ihn heilen würden.

Plötzlich hielten sie am Eingang einer kleinen Gasse. "Riael...geh du mit dem Kranken." sagte Hethwyr.

Zum ersten Mal hörten die beiden Noldor einen Namen der beiden. Riael, der kleinere der beiden, mit langem dunklen Haar das hinter den Ohren zu kleinen Zöpfen geflochten war, übernahm auch sofort die Zügel von Maedhros Pferd und die beiden verschwanden in der Seitengasse und waren bald von der Dunkelheit verschluckt.

Von nun an war Feanor vollauf damit beschäftigt, über das bevorstehende Treffen mit Olwe, König der Teleri, nachzudenken. Seine Identität zu verleugnen wäre sinnlos, denn obgleich sich die beiden selten gesehen hatten, war ihm das Aussehen des Königs sehr gut in Erinnerung geblieben, und Feanor zweifelte nicht daran, dass das Gleiche auf diesen ebenfalls zutraf. Außerdem stand Olwe in dem Ruf, ein vorzügliches Gedächtnis zu haben und Feanor seinerseits verachtete das Lügen. Aber er konnte dem König der Teleri auch schlecht den wahren Grund seiner Reise erklären...

Die Straße führte nun zum Hafen hin, vorbei an den kleinen, weißen Häusern der Elben auf ein etwas größeres, jedoch im Vergleich zum Palast der Noldor in Tirion relativ schlicht gehaltenes Gebäude zu. Feanor wusste von seinen früheren Besuchen, dass dies der Wohnsitz König Olwes' war. Hethwyr zügelte sein Pferd, Feanor tat es ihm gleich und die beiden stiegen ab. Während ein anderer Elb die Pferde nahm, gingen die beiden in den ,Palast' hinein.

Im Thronsaal, der mit Perlen, Muscheln und wunderschönen Bildern verziert war, wurden die beiden bereits von Olwe erwartet. Feanor fragte sich, wie dieser von ihrem Kommen erfahren hatte und wieso ihnen sofort eine Audienz gestattet worden war, aber er erhielt nie eine Antwort auf diese Frage. Stattdessen verneigte Hethwyr sich tief vor seinem König, Feanor beließ es bei einer flüchtigen Verbeugung.

"Willkommen!" sprach Olwe würdevoll. Er sah erst Hethwyr, dann Feanor an und machte ein überraschtes Gesicht "Curufinwe Fëanaro, ich bin erstaunt euch hier zu sehen. Ihr habt unsere Stadt lange nicht mehr mit eurer Anwesenheit beehrt. Sagt, welche Geschäfte führten euch hierher?"

Feanor wollte etwas sagen, aber Hethwyr kam ihm zuvor. "Verzeiht, Majestät, aber ich würde gerne als erstes berichten, was vorgefallen ist. Wenn ihr es erlaubt."

Olwe wirkte etwas verdutzt, nickte aber, als Feanor keinen Einspruch erhob. Also berichtete Hethwyr, was geschehen war. Als er geendet hatte, sah Olwe Feanor lange an. "Was dieser Wächter berichtet hört sich seltsam an. Was habt ihr dazu zu sagen?"

Feanor überlegte. Die einzige Ausrede, ein Jagdausflug, was eigentlich häufig vorkam, war Angesichts der Tatsachen, dass erstens niemand so kurz nach der schrecklichen Katastrophe ans Jagen denken würde, zweitens Formenos viel zu weit von Alqualonde entfernt lag und drittens ihre Ausrüstung die falsche war, unglaubwürdig. Also antwortete er schließlich, harscher als beabsichtigt "Meine Geschäfte gehen nur mich etwas an!"

Olwe ließ sich davon nicht einschüchtern und fragte weiter "Und euer Begleiter? Wer ist er?"

"Mein ältester Sohn." antwortete Feanor wahrheitsgemäß.

"Aha..." Olwe nickte und schien zu überlegen "Maedhros, wenn ich mich recht erinnere, dieser kleine rothaarige Junge..." Feanor lächelte und überlegte, wie lange es tatsächlich her war, dass er zum letzten Mal in Alqualonde war. "...der immer mit dem ältesten Sohn eures Bruders Fingolfin gespielt hat, nicht wahr? (Anm.Fin: Ich konnts mir nicht verkneifen...)"

Beim Namen seines Bruders spürte Feanor Wut in sich aufwallen, doch er beherrschte sich. "Das stimmt, Lord Olwe." bestätigte er stattdessen.

Der König der Teleri wirkte zufrieden."Nun, ich denke ihr seid müde. Jarriel" er deutete auf einen anderen neudazugekommenen Elben "wird euch den Weg zu eurem Gemach zeigen. Euer Gepäck wurde ebenfalls dorthin gebracht. Ich wünsche euch eine gute Nacht!"

Als Feanor in seinem Zimmer angekommen war, stellte er fest, dass sein Gepäck durchsucht worden war. Das hieß, sie hatten seine Silmaril entdeckt! Nun würden sie sicherlich die Valar informieren und dann... dann war alles aus... In Sekundenschnelle fasste er einen Entschluss, nahm seine Tasche und kletterte durch das Fenster nach draußen, wo er einem Schatten gleich durch die Gassen huschte. Nun stellte sich die Frage, wo die Häuser der Heilung waren... Von dem Städteaufbau her, wie Feanor ihn kannte, vermutete er, dass sie am sichersten und schönsten Platz der Stadt (nach dem Palast) lagen. Also schlich er dorthin. Einmal wurde er beinahe von einer Gruppe junger Männer entdeckt, die urplötzlich hinter einer Straßenecke auftauchten, doch diese liefen vorbei ohne ihn zu bemerken.

Kurze Zeit später hatte er dann gefunden was er suchte- die Häuser der Heilung. Wieder kletterte er durch ein Fenster* und fragte sich in Gedanken, warum das alles so einfach war. Der Raum in dem er sich nun befand war vollkommen in Dunkelheit gehüllt und kein einziges Geräusch war zu vernehmen. Feanor sah viele leere Betten, einige mit Elben belegt, die wahrscheinlich irgendwelche Probleme mit der Dunkelheit hatten und grade schliefen, seinen Sohn aber konnte er nicht entdecken, bis er eine leise Stimme an seiner rechten Seite hörte.

"Vater?"

Da erst bemerkte Feanor, dass er direkt neben dem Bett seines Sohnes stand, der ihn verwirrt anstarrte.

"Was machst du hier?" fragte der jüngere Elb schließlich leise, er hatte das Gepäck seines Vaters bemerkt.

"Wir müssen gehen." antwortete Feanor unverblümt und wünschte sich, sie hätten noch so lange bleiben können, bis die Verletzung seines Sohnes verheilt war. Doch dies war im Angesicht der Tatsache, dass sein Geheimnis wahrscheinlich entdeckt worden war, unmöglich. Maedhros nickte nur.

"Dann wollen wir mal los!" flüsterte Feanor "Mittelerde wartet auf uns!"

Maedhros bedeutete seinem Vater zu schweigen, denn er hatte Angst dass man ihr Gespräch mitbekommen würde. Behände warf er die Decke zurück(suspekt!) und setzte sich im Bett auf. Er bemühte sich seine Schmerzen nicht allzu sehr anmerken zu lassen und schlüpfte in die Schuhe, die unter dem Bett standen.(noch mehr suspekt..oiioiioiii...!)

Sein Vater stützte ihn und leise, ohne noch ein Wort zu sagen gingen sie auf die Tür des Raumes zu.

Plötzlich schälte sich jedoch ein Schatten aus der Dunkelheit und baute sich vor ihnen auf. Im Mondschein, der durch ein Fenster fiel, konnten Feanor und Maedhros erkennen, dass es sich um Hethwyr handelte .Feanor griff wie im Reflex zu seinem Bogen und richtete einen Pfeil auf den Elb. "Lass uns durch!" zischte er, kaum hörbar.

Doch Hethwyr hob nur beschwichtigend eine Hand. "Ich halte euch nicht auf. Ich habe euer Gespräch mit angehört. Ich möchte euch nach Mittelerde folgen, Noldo."

Langsam und ohne den Elb aus den Augen zu lassen ließ Feanor seine Waffe wieder sinken. Er war zu verblüfft, um noch anders reagieren zu können. "Das ist eine Falle." sagte Maedhros da leise. "Das kann nur eine Falle sein."

Hethwyr schüttelte leicht den Kopf und machte dann eine kleine Handbewegung. Sogleich stand Riael neben ihm.

"Wir möchten euch begleiten. Das Leben in Aman ist trostlos, dunkel. Mittelerde ist das unbekannte Land jenseits des großen Meeres und wir möchten es kennenlernen." sagte er und schaute Feanor und Maedhros auffordernd an. Feanor blickte sich in dem Raum, in welchem sie standen um und kurzerhand bedeutete er allen dreien ihm zu folgen.

Vor dem Palast, im Hof, setzten sie ihr Gespräch fort. "Wie können wir wissen, dass ihr uns nicht dem König verraten werdet? Wie können wir wissen, wie ernst es euch ist?"

Hethwyr schwieg. "Gar nicht." sagte er dann langsam und bedächtig. "Doch ihr könnt euch in unsere Lage versetzen und versuchen zu verstehen, warum uns Aman nichts mehr geben kann. Ihr mögt eure Gründe haben, wir haben unsere. Doch wir alle wollen das Gesegnete Land hinter uns lassen, und das verbindet uns."

Feanor sagte nichts. "Die Überquerung. Wir nehmen zusammen ein Schiff und niemand wird uns oder euch verdächtigen, denn wir sind aus Alqualonde. Wir reiten noch diese Nacht los."

Die Sache mit dem Schiff brachte Feanor zum Nachdenken. Er ging mit Maedhros ein paar Schritte von den Teleri weg und wechselte ein paar kurze Worte mit ihm. Gerade in Maedhros Situation war es von großem Vorteil, wenn sie nicht den gefährlichen Weg über die Helcaraxe nehmen mussten.

"Ihr könnt mit uns kommen!" sagte Feanor dann schließlich zu Hethwyr und Riael, die die Erlaubnis mit einem Kopfsenken hinnahmen. Sogleich gingen die beiden zu den Ställen, wo ihre eigenen Pferde mit Talvian und Côrian untergebracht waren.

Solange Vater und Sohn dort alleine in der Dunkelheit saßen, sprachen sie kein Wort. Sie waren beide im Innersten froh, dass sie nicht mehr allein auf sich gestellt waren. Andererseits wussten Hethwyr und Riael noch nichts von den Silmaril ,dem eigentlichen Grund ihrer Flucht und zumindest Feanor wollte, dass es noch eine Weile so blieb.

Bald kamen die zwei neuen Weggenossen mit den Pferden und einigen Bündeln zurück. Ohne weiteres Aufhaben schwangen sie sich auf die Pferde, Maedhros mit einiger Hilfe, und ritten schweigend in die Dunkelheit hinein.

Schon kamen die Lichter des Hafens in Sicht und die vier Gefährten ritten langsam heran. Man beachtete sie kaum und Feanor und Maedhros waren jetzt wirklich froh, mit den beiden hier bekannten Teleri zu sein, bei denen niemand etwas Abtrünniges vermuten würde. Die beiden grüßten freundlich die Schiffer und hielten schließlich bei einem hochgewachsenen Elben mit flachsblondem Haar, der aussah als hätte er die meiste Zeit seines Lebens zu See verbracht. Leise sprach Riael mit ihm und der Elb brachte sie zu einem kleinen, aber stabilen Schiff, das grade genug Platz für sie alle bot.

Die Wellen rollten seicht an den Strand, brachen sich weiter entfernt tosend an den Klippen und überall schimmerte samten der tiefblaue Himmel Amans. Nur das Klappern der Pferdehufe war zu hören als Feanor, Maedhros, Riael und Hethwyr ihr Schiff betraten.

***

Ff.

*sag mal, haben Elben Fensterscheiben? Wenn ja wäre das ungünstig...

by Nimloth&Finlass