Disclaimer: Immer noch nicht unseres.
A/n: Uah... Tausendfachen Dank an Earonn für die Review!!!! *freu* Keine Sorge, Hethwyr und Riael kommen auf jeden Fall noch vor.
***
Riael fand sich wieder auf dem Land. Ungläubig bestaunte er den feinen Sand und die Sterne über ihm. Hethwyr lag nicht weit von ihm entfernt und er kroch zu ihm hinüber. Hethwyr hatte die Augen noch geschlossen und so sprach er seinen Namen. Mühsam öffnete Hethwyr schließlich seine Augen.
"Wir sind in Mittelerde, Hethwyr." flüsterte Riael und half ihm, sich aufzurichten.
Hethwyr war noch schwach und so setzten sie sich in den Sand. "Was ist mit Feanor und Maedhros?"
"Sie sind nicht hier." sagte Riael leise.
Hethwyr versank in Schweigen und auch Riael wusste nichts zu sagen. Zuviele Strapazen hatten sie hinter sich lassen müssen. "Unsere Pferde sind tot, umgekommen im Sturm." sagte Hethwyr schließlich und groß war sein Schmerz, denn er hatte seinen Hengst geliebt.
Auch Riael fühlte bei dem Gedanken an die Pferde große Traurigkeit in sich aufwallen. Wie hatten sie die Tiere bloß mit auf diese gefährliche Reise nehmen können? Wie hatten sie so unverantwortlich sein können? Nun hatten sie den Preis dafür bezahlen müssen...
Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Teleri die Kraft und den Willen aufbringen konnten, aufzustehen. "Und was machen wir jetzt?" fragte Hethwyr, und in seiner Stimme klang immer noch Traurigkeit mit.
"Ich denke, wir sollten versuchen, Feanor und seinen Sohn zu finden. Falls sie noch leben..." antwortete Riael leise.
Hethwyr nickte nur still und die beiden liefen niedergeschlagen los, in Richtung Norden, aber immer am Meer entlang. Warum sie grade diesen Weg einschlugen wusste keiner von beiden genau. Sie folgten einfach ihrem Gefühl. Wenige Meilen weiter fanden sie ein Stückchen weißes Holz, das zweifellos zu ihrem Schiff gehörte. Hethwyr hob es vorsichtig auf und betrachtete es mit bedrücktem Blick.
"Heißt das...?" fragte Riael leise.
Der andere Elb nickte. "Ja, ich befürchte, dass unser Schiff durch den Sturm zerstört wurde." antwortete er mit fast tonloser Stimme.
Die beiden liefen weiter und etwas später fanden sie dann ihr Schiff. Oder besser, das was davon noch übrig war. Der Strand war steiniger geworden und das weiße Wrack des Schiffes lag zwischen einer Ansammlung von Felsbrocken.
"Ai, was für ein Unglück!" rief Hethwyr, und das war es auch, denn wäre das Schiff nur wenige Schritt weiter gestrandet, dann wäre es wohl noch relativ heil gewesen. Die beiden Elben kletterten nun zwischen den Felsbrocken hindurch zu dem traurigen Wrack. Dort angekommen standen sie eine Weile still da, die Köpfe gesenkt und jeder in seine Gedanken versunken.
Irgendwann brach aber Riael das Schweigen und murmelte "Nur Iluvatar allein kennt unsere Wege und wenn es sein Wille war, das Schiff zu zerstören, dann wird es gut so sein." Seine Stimme klang nicht annähernd so überzeugend wie er es sich gewünscht hätte.
"Wir sollten hier nicht weiter herumstehen." sagte Hethwyr und begann, den Boden rund um das Schiff mit seinen Blicken zu durchsuchen. Riael tat das gleiche und bald hatten die beiden Elben gefunden was sie suchten- zwischen den Trümmern und den Felsen lagen einige ihrer ,Gepäckstücke'. Die Teleri fingen nun damit an, alles was sie fanden zusammenzutragen und hatten auch bald einen beachtlichen Haufen aufgestapelt. Schließlich ließen die beiden sich neben dem Schiff nieder und Hethwyr entfachte ein Feuer aus ein wenig trockenem Treibholz. Etwas zu essen gab es nicht, denn ihre Nahrungsvorräte waren entweder irgendwo in den unendlichen Weiten des Meeres verschollen oder viel zu aufgeweicht um noch essbar zu sein. Also saßen die beiden Teleri schweigend am Feuer und genossen einfach nur die wohlige Wärme, die jedoch nicht vermochte, die Schatten in ihren Herzen zu vertreiben.
"Hethwyr, schau mal!"
Hethwyr blinzelte. War er eingeschlafen? Es schien so... Er setzte sich hin und sah Riael, der scheinbar den Haufen ,Gepäck' durchsucht hatte. Er hielt eine Schatulle in der Hand, dunkelblau und rot, mit wunderbaren Schnitzereien verziert und von einem, nunmehr zerbrochenen, Schloss verschlossen.
"Was ist das?" fragte Hethwyr erstaunt.
"Es muss einem der beiden Noldo gehören, Feanor, denke ich. Doch schau!"
Riael öffnete das Kästchen und heraus drang ein heller Schein. Es schien den beiden Teleri eine Erinnerung aus früheren Tagen, doch die konnten sie nicht greifen. Sie wussten, dass sie dieses Licht, das nun die Dunkelheit erhellte, schon früher gesehen hatten, nur wo?
Lange betrachteten sie ehrfürchtig die beiden Steine, die sanft in dem Kästchen eingebettet lagen. Das Licht rief Erinnerungen in ihnen hervor,die angenehm waren und Frieden versprachen. Schließlich sagte Hethwyr langsam, wie aus einem Traum erwacht:"Das Licht der Bäume, Riael. Das Licht der Bäume von Valinor liegt in diesen Steinen."
Riael schreckte auf und ließ fast einen der beiden Steine fallen. "Das ist es. Das Licht der Bäume Telperions und Laurelins...aus guten Tagen."
"Die Silmaril. Ging nicht in Alqualonde das Gerücht um, der Sohn des Hohen Königs der Noldor hätte ihr Licht verwirkt und..." Hethwyr brach ab. "Es sind die Silmaril und Feanor ist Curufinwe." Mit einem mal ließ er den Stein zurück in das Kästchen gleiten. "Ich will sie nicht länger berühren. Man sagt, Feanor gebe sie nicht her um die Bäume zu erleuchten."
Riael stand auf, den Stein immer noch in der Hand. "Sie sind wunderschön."
Hethwyr betrachtet ihn aufmerksam und als ihm die Miene seines Freundes allzu verzückt wurde nahm er ihm sanft den Stein aus der Hand und schloss ihn wieder in dem Kästchen ein. "Es ist besser, wenn keiner sie zunächst sieht. Wir wissen nicht viel über sie und Feanor."
"Aber sie werden der Grund für seine und Maedhros' Reise sein. Die Valar verlangten sie von ihnen und wenn sie wirklich so eine Macht auf Feanor ausüben..." Das war Riael gewesen und er schaute gedankenverloren auf die unendliche Weite des Meeres. Hethwyr nickte.
Ein plötzliches Geräusch ließ sie herumfahren.
Auf der anderen Seite des Strandes waren Elben aus dem Gebüsch aufgetaucht, mit gespannten Bogen. Mit langsamen, wachsamen Schritten kamen sie von allen Seiten auf Riael und Hethwyr zu. Die beiden hoben die leere Hand, als Zeichen, dass sie nicht bewaffnet waren und in Frieden da waren. Jedoch änderte das nichts an der kampfbereiten Haltung der anderen Elben.
"Wer seid ihr?" fragte einer dieser schnell. "Antwortet wahrheitsgemäß." *
"Wir...wir sind Riael, Rogarmôns Sohn und Hethwyr, Galeth' Sohn)aus Alqualonde. Wir kommen mit friedlichen Absichten."
"Und was sind eure Absichten?"
Immer noch war der Bogen bis zum Anschlag gespannt, die Pfeile lagen ohne ein Zittern auf der Sehne.
"In Aman herrschen traurige Zeiten. Das Licht unserer geliebten Bäume ist erloschen, es herrscht die große Dunkelheit. Hethwyr und ich wollten diesen entfliehen und hier ein neues Leben beginnen. Zwei Freunde waren mit auf unserem Weg, doch ein Sturm hat uns an der Küste Beleriands getrennt. Wir wissen nicht, wo sie sind."
Einer der Elben machte ein kleines Zeichen mit der Hand und endlich ließen sie nacheinander den Bogen sinken. "Seid Willkommen. Ich bin Targon, Forings Sohn. Ich bin einer der Avari und habe das sagenhafte Licht nie gesehen, doch groß muss euer Leid sein. So kommt mit uns. Wir werden eure Freunde finden und auch sie sollen mit uns leben."
Erleichtert begannen Hethwyr und Riael damit, die wichtigsten Sachen aus den gefundenen Habseligkeiten herauszusuchen. Eher unbewusst nahm Hethwyr auch das Kästchen mit den Silmaril an sich.
"Wir sollten uns aufteilen, damit wir eure Freunde schneller finden können. Diese Küste befindet sich zwar unter unserer Kontrolle, doch hin und wieder tauchen verstreute Banden Orks auf."
Riael und Hethwyr wechselten einen entsetzten Blick. Sie hatten in alten Erzählungen bereits von Orks gehört, doch dass die Valar diese nicht vernichtet hatten war ihnen bisher undenkbar erschienen. Targon wies nun einige seiner Leute an, nach Süden zu wandern und dann brach er selbst zusammen mit Hethwyr, Riael und einigen anderen Elben in Richtung Norden auf.
Feanor erwachte erfrischt aus einem langen Schlaf. Er setzte sich auf und sah sich um. Der Himmel war immer noch dunkel, die See ruhig und auf dem Strand und im Wald war keine einzige Bewegung zu sehen. Neben sich erkannte er die reglose Gestalt seines Sohnes. Maedhros schien noch zu schlafen. Lächelnd stand Feanor auf, ging einige Schritte auf den Wald zu und sammelte etwas Holz. Nachdem er an den Strand zurückgekehrt war, grub er ein längliches, flaches Loch in den Sand und schichtete etwas davon zu einem Haufen, in Richtung Wald gelegen war, auf. In die kleine Grube legte er einige Stückchen Holz und es gelang ihm schnell, ein kleines Feuer zu entfachen. Der Sandhaufen würde es vor unwillkommenen Beobachtern schützen.
Feanor lehnte sich nun zurück und betrachtete nachdenklich die Sterne. Ihr Glanz wirkte kalt, im Gegensatz zu dem für immer verlorenen Licht der Bäume, doch auch sie hatten etwas beruhigendes an sich. Wie musste es gewesen sein, damals, als die ersten der Quendi am Cuiviénen erwachten? Hatten auch dort die Sterne so hell gestrahlt, oder sogar heller noch?
Mit dieser Frage wurde sein Geist von Erinnerungen überschwemmt, alten Geschichten, denen er oft gelauscht hatte als Nerdanel, seine geliebte und verhasste Frau, sie ihren Kindern erzählt hatte. Oder es war sein Vater gewesen, der sie erzählt hatte. Er hatte zu jenen Eldar gehört, die am Cuiviénen geboren waren und der junge Feanor hatte seine mitreißenden Erzählungen immer geliebt. Jetzt würde er nie wieder diese wundervollen Geschichten hören können, denn Finwe war nun in Mandos und es würden Alter vergehen, bis sie sich wiedersehen könnten, vielleicht würden sie es auch nie wieder. Bei diesem Gedanken kamen Feanor plötzlich Tränen. Erst bemerkte er sie gar nicht, doch dann war er froh über sie. Er hatte nicht geweint, als er vom Tod seines geliebten Vaters erfahren hatte und bis zu diesem Zeitpunkt hatte er es immer noch nicht getan. Nun entlud sich seine gesamte Trauer über den Verlust des Lichts, das, was er in Aman hinter sich gelassen hatte und vor allem den Tod seines Vaters, auf einmal und lange Zeit lag er einfach nur so im Sand, seine Umgebung vollkommen vergessend.
Irgendwann aber spürte er, wie ihn jemand sanft berührte und seinen Namen flüsterte. Wie in Trance richtete Feanor sich auf, das Gesicht immer noch tränenüberströmt, und sah in Maedhros' besorgtes Gesicht. Eine kurze Weile lang sprach keiner von beiden, dann streckte Feanor langsam seine Hände nach seinem Sohn aus, zog ihn zu sich heran und umarmte ihn.
"Ich liebe dich, Maedhros." flüsterte Feanor leise "Ich wollte nur, dass du es weißt."
"Ich dich auch, Vater." erwiderte Maedhros und auch ihm liefen plötzlich Tränen über das Gesicht. Als er sie bemerkte, wischte er sie schnell weg.
Etwas später saßen Vater und Sohn nebeneinander neben dem Feuer und beobachteten gedankenverloren das Tänzeln der Flammen. Feanor begann leise, ein Lied zu singen und schnell stimmte Maedhros mit ein. Keiner der beiden konnte so schön singen wie Maglor es konnte, doch es erinnerte die beiden an frühere, glücklichere Zeiten. Beinahe vergaßen sie, wo sie waren, beinahe glaubten sie sich in Aman, unter dem warmen Licht der Bäume sorglos zusammensitzend.
Erst ein plötzliches Geräusch brachte die beiden wieder in die Realität zurück. Etwas raschelte, dann erklangen Schritte. Feanor sprang auf und blickte sich hastig um. Sein Gesicht verfinsterte sich. Maedhros sah unsicher, fast schon ängstlich, zu seinem Vater auf und wünschte sich, aufstehen und selber gucken zu können. Stattdessen musste er sich damit begnügen "Was ist los?" zu fragen.
"Orks!" murmelte Feanor.
Maedhros' Augen weiteten sich vor Entsetzen "Orks? Aber...?"
"Ssshhh!" zischte Feanor und warf Sand auf das Feuer, das daraufhin erlosch. Dann legte er sich auf den Sand und bedeutete seinem Sohn, es ihm gleichzutun. Es half alles nichts. Die Orks mussten sie bereits entdeckt haben, denn sie kamen gradewegs auf die beiden Noldor zu. Sie umzingelten die Elben, die sich ohne Waffen nicht zur Wehr setzen konnten, doch ansonsten geschah erst einmal nichts. Maedhros betrachtete die Orks geschockt. Sie waren hässliche Wesen, sie sahen aus... Maedhros konnte nicht die richtigen Worte finden.
"Einst waren sie Elben..."
Der Satz hallte durch seinen Kopf. Das konnte doch nicht sein, oder? Wie konnten diese ...grauenhaften Kreaturen einst Elben gewesen sein? In diesem Moment begriff Maedhros zum ersten Mal, wie mächtig und grausam Morgoth war.
***
Ff.
* äh... eigentlich dürften die sich gar nicht verstehen. Aber das ist uns erst hinterher aufgefallen. Schande über uns!!! *lol*
A/n: Uah... Tausendfachen Dank an Earonn für die Review!!!! *freu* Keine Sorge, Hethwyr und Riael kommen auf jeden Fall noch vor.
***
Riael fand sich wieder auf dem Land. Ungläubig bestaunte er den feinen Sand und die Sterne über ihm. Hethwyr lag nicht weit von ihm entfernt und er kroch zu ihm hinüber. Hethwyr hatte die Augen noch geschlossen und so sprach er seinen Namen. Mühsam öffnete Hethwyr schließlich seine Augen.
"Wir sind in Mittelerde, Hethwyr." flüsterte Riael und half ihm, sich aufzurichten.
Hethwyr war noch schwach und so setzten sie sich in den Sand. "Was ist mit Feanor und Maedhros?"
"Sie sind nicht hier." sagte Riael leise.
Hethwyr versank in Schweigen und auch Riael wusste nichts zu sagen. Zuviele Strapazen hatten sie hinter sich lassen müssen. "Unsere Pferde sind tot, umgekommen im Sturm." sagte Hethwyr schließlich und groß war sein Schmerz, denn er hatte seinen Hengst geliebt.
Auch Riael fühlte bei dem Gedanken an die Pferde große Traurigkeit in sich aufwallen. Wie hatten sie die Tiere bloß mit auf diese gefährliche Reise nehmen können? Wie hatten sie so unverantwortlich sein können? Nun hatten sie den Preis dafür bezahlen müssen...
Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Teleri die Kraft und den Willen aufbringen konnten, aufzustehen. "Und was machen wir jetzt?" fragte Hethwyr, und in seiner Stimme klang immer noch Traurigkeit mit.
"Ich denke, wir sollten versuchen, Feanor und seinen Sohn zu finden. Falls sie noch leben..." antwortete Riael leise.
Hethwyr nickte nur still und die beiden liefen niedergeschlagen los, in Richtung Norden, aber immer am Meer entlang. Warum sie grade diesen Weg einschlugen wusste keiner von beiden genau. Sie folgten einfach ihrem Gefühl. Wenige Meilen weiter fanden sie ein Stückchen weißes Holz, das zweifellos zu ihrem Schiff gehörte. Hethwyr hob es vorsichtig auf und betrachtete es mit bedrücktem Blick.
"Heißt das...?" fragte Riael leise.
Der andere Elb nickte. "Ja, ich befürchte, dass unser Schiff durch den Sturm zerstört wurde." antwortete er mit fast tonloser Stimme.
Die beiden liefen weiter und etwas später fanden sie dann ihr Schiff. Oder besser, das was davon noch übrig war. Der Strand war steiniger geworden und das weiße Wrack des Schiffes lag zwischen einer Ansammlung von Felsbrocken.
"Ai, was für ein Unglück!" rief Hethwyr, und das war es auch, denn wäre das Schiff nur wenige Schritt weiter gestrandet, dann wäre es wohl noch relativ heil gewesen. Die beiden Elben kletterten nun zwischen den Felsbrocken hindurch zu dem traurigen Wrack. Dort angekommen standen sie eine Weile still da, die Köpfe gesenkt und jeder in seine Gedanken versunken.
Irgendwann brach aber Riael das Schweigen und murmelte "Nur Iluvatar allein kennt unsere Wege und wenn es sein Wille war, das Schiff zu zerstören, dann wird es gut so sein." Seine Stimme klang nicht annähernd so überzeugend wie er es sich gewünscht hätte.
"Wir sollten hier nicht weiter herumstehen." sagte Hethwyr und begann, den Boden rund um das Schiff mit seinen Blicken zu durchsuchen. Riael tat das gleiche und bald hatten die beiden Elben gefunden was sie suchten- zwischen den Trümmern und den Felsen lagen einige ihrer ,Gepäckstücke'. Die Teleri fingen nun damit an, alles was sie fanden zusammenzutragen und hatten auch bald einen beachtlichen Haufen aufgestapelt. Schließlich ließen die beiden sich neben dem Schiff nieder und Hethwyr entfachte ein Feuer aus ein wenig trockenem Treibholz. Etwas zu essen gab es nicht, denn ihre Nahrungsvorräte waren entweder irgendwo in den unendlichen Weiten des Meeres verschollen oder viel zu aufgeweicht um noch essbar zu sein. Also saßen die beiden Teleri schweigend am Feuer und genossen einfach nur die wohlige Wärme, die jedoch nicht vermochte, die Schatten in ihren Herzen zu vertreiben.
"Hethwyr, schau mal!"
Hethwyr blinzelte. War er eingeschlafen? Es schien so... Er setzte sich hin und sah Riael, der scheinbar den Haufen ,Gepäck' durchsucht hatte. Er hielt eine Schatulle in der Hand, dunkelblau und rot, mit wunderbaren Schnitzereien verziert und von einem, nunmehr zerbrochenen, Schloss verschlossen.
"Was ist das?" fragte Hethwyr erstaunt.
"Es muss einem der beiden Noldo gehören, Feanor, denke ich. Doch schau!"
Riael öffnete das Kästchen und heraus drang ein heller Schein. Es schien den beiden Teleri eine Erinnerung aus früheren Tagen, doch die konnten sie nicht greifen. Sie wussten, dass sie dieses Licht, das nun die Dunkelheit erhellte, schon früher gesehen hatten, nur wo?
Lange betrachteten sie ehrfürchtig die beiden Steine, die sanft in dem Kästchen eingebettet lagen. Das Licht rief Erinnerungen in ihnen hervor,die angenehm waren und Frieden versprachen. Schließlich sagte Hethwyr langsam, wie aus einem Traum erwacht:"Das Licht der Bäume, Riael. Das Licht der Bäume von Valinor liegt in diesen Steinen."
Riael schreckte auf und ließ fast einen der beiden Steine fallen. "Das ist es. Das Licht der Bäume Telperions und Laurelins...aus guten Tagen."
"Die Silmaril. Ging nicht in Alqualonde das Gerücht um, der Sohn des Hohen Königs der Noldor hätte ihr Licht verwirkt und..." Hethwyr brach ab. "Es sind die Silmaril und Feanor ist Curufinwe." Mit einem mal ließ er den Stein zurück in das Kästchen gleiten. "Ich will sie nicht länger berühren. Man sagt, Feanor gebe sie nicht her um die Bäume zu erleuchten."
Riael stand auf, den Stein immer noch in der Hand. "Sie sind wunderschön."
Hethwyr betrachtet ihn aufmerksam und als ihm die Miene seines Freundes allzu verzückt wurde nahm er ihm sanft den Stein aus der Hand und schloss ihn wieder in dem Kästchen ein. "Es ist besser, wenn keiner sie zunächst sieht. Wir wissen nicht viel über sie und Feanor."
"Aber sie werden der Grund für seine und Maedhros' Reise sein. Die Valar verlangten sie von ihnen und wenn sie wirklich so eine Macht auf Feanor ausüben..." Das war Riael gewesen und er schaute gedankenverloren auf die unendliche Weite des Meeres. Hethwyr nickte.
Ein plötzliches Geräusch ließ sie herumfahren.
Auf der anderen Seite des Strandes waren Elben aus dem Gebüsch aufgetaucht, mit gespannten Bogen. Mit langsamen, wachsamen Schritten kamen sie von allen Seiten auf Riael und Hethwyr zu. Die beiden hoben die leere Hand, als Zeichen, dass sie nicht bewaffnet waren und in Frieden da waren. Jedoch änderte das nichts an der kampfbereiten Haltung der anderen Elben.
"Wer seid ihr?" fragte einer dieser schnell. "Antwortet wahrheitsgemäß." *
"Wir...wir sind Riael, Rogarmôns Sohn und Hethwyr, Galeth' Sohn)aus Alqualonde. Wir kommen mit friedlichen Absichten."
"Und was sind eure Absichten?"
Immer noch war der Bogen bis zum Anschlag gespannt, die Pfeile lagen ohne ein Zittern auf der Sehne.
"In Aman herrschen traurige Zeiten. Das Licht unserer geliebten Bäume ist erloschen, es herrscht die große Dunkelheit. Hethwyr und ich wollten diesen entfliehen und hier ein neues Leben beginnen. Zwei Freunde waren mit auf unserem Weg, doch ein Sturm hat uns an der Küste Beleriands getrennt. Wir wissen nicht, wo sie sind."
Einer der Elben machte ein kleines Zeichen mit der Hand und endlich ließen sie nacheinander den Bogen sinken. "Seid Willkommen. Ich bin Targon, Forings Sohn. Ich bin einer der Avari und habe das sagenhafte Licht nie gesehen, doch groß muss euer Leid sein. So kommt mit uns. Wir werden eure Freunde finden und auch sie sollen mit uns leben."
Erleichtert begannen Hethwyr und Riael damit, die wichtigsten Sachen aus den gefundenen Habseligkeiten herauszusuchen. Eher unbewusst nahm Hethwyr auch das Kästchen mit den Silmaril an sich.
"Wir sollten uns aufteilen, damit wir eure Freunde schneller finden können. Diese Küste befindet sich zwar unter unserer Kontrolle, doch hin und wieder tauchen verstreute Banden Orks auf."
Riael und Hethwyr wechselten einen entsetzten Blick. Sie hatten in alten Erzählungen bereits von Orks gehört, doch dass die Valar diese nicht vernichtet hatten war ihnen bisher undenkbar erschienen. Targon wies nun einige seiner Leute an, nach Süden zu wandern und dann brach er selbst zusammen mit Hethwyr, Riael und einigen anderen Elben in Richtung Norden auf.
Feanor erwachte erfrischt aus einem langen Schlaf. Er setzte sich auf und sah sich um. Der Himmel war immer noch dunkel, die See ruhig und auf dem Strand und im Wald war keine einzige Bewegung zu sehen. Neben sich erkannte er die reglose Gestalt seines Sohnes. Maedhros schien noch zu schlafen. Lächelnd stand Feanor auf, ging einige Schritte auf den Wald zu und sammelte etwas Holz. Nachdem er an den Strand zurückgekehrt war, grub er ein längliches, flaches Loch in den Sand und schichtete etwas davon zu einem Haufen, in Richtung Wald gelegen war, auf. In die kleine Grube legte er einige Stückchen Holz und es gelang ihm schnell, ein kleines Feuer zu entfachen. Der Sandhaufen würde es vor unwillkommenen Beobachtern schützen.
Feanor lehnte sich nun zurück und betrachtete nachdenklich die Sterne. Ihr Glanz wirkte kalt, im Gegensatz zu dem für immer verlorenen Licht der Bäume, doch auch sie hatten etwas beruhigendes an sich. Wie musste es gewesen sein, damals, als die ersten der Quendi am Cuiviénen erwachten? Hatten auch dort die Sterne so hell gestrahlt, oder sogar heller noch?
Mit dieser Frage wurde sein Geist von Erinnerungen überschwemmt, alten Geschichten, denen er oft gelauscht hatte als Nerdanel, seine geliebte und verhasste Frau, sie ihren Kindern erzählt hatte. Oder es war sein Vater gewesen, der sie erzählt hatte. Er hatte zu jenen Eldar gehört, die am Cuiviénen geboren waren und der junge Feanor hatte seine mitreißenden Erzählungen immer geliebt. Jetzt würde er nie wieder diese wundervollen Geschichten hören können, denn Finwe war nun in Mandos und es würden Alter vergehen, bis sie sich wiedersehen könnten, vielleicht würden sie es auch nie wieder. Bei diesem Gedanken kamen Feanor plötzlich Tränen. Erst bemerkte er sie gar nicht, doch dann war er froh über sie. Er hatte nicht geweint, als er vom Tod seines geliebten Vaters erfahren hatte und bis zu diesem Zeitpunkt hatte er es immer noch nicht getan. Nun entlud sich seine gesamte Trauer über den Verlust des Lichts, das, was er in Aman hinter sich gelassen hatte und vor allem den Tod seines Vaters, auf einmal und lange Zeit lag er einfach nur so im Sand, seine Umgebung vollkommen vergessend.
Irgendwann aber spürte er, wie ihn jemand sanft berührte und seinen Namen flüsterte. Wie in Trance richtete Feanor sich auf, das Gesicht immer noch tränenüberströmt, und sah in Maedhros' besorgtes Gesicht. Eine kurze Weile lang sprach keiner von beiden, dann streckte Feanor langsam seine Hände nach seinem Sohn aus, zog ihn zu sich heran und umarmte ihn.
"Ich liebe dich, Maedhros." flüsterte Feanor leise "Ich wollte nur, dass du es weißt."
"Ich dich auch, Vater." erwiderte Maedhros und auch ihm liefen plötzlich Tränen über das Gesicht. Als er sie bemerkte, wischte er sie schnell weg.
Etwas später saßen Vater und Sohn nebeneinander neben dem Feuer und beobachteten gedankenverloren das Tänzeln der Flammen. Feanor begann leise, ein Lied zu singen und schnell stimmte Maedhros mit ein. Keiner der beiden konnte so schön singen wie Maglor es konnte, doch es erinnerte die beiden an frühere, glücklichere Zeiten. Beinahe vergaßen sie, wo sie waren, beinahe glaubten sie sich in Aman, unter dem warmen Licht der Bäume sorglos zusammensitzend.
Erst ein plötzliches Geräusch brachte die beiden wieder in die Realität zurück. Etwas raschelte, dann erklangen Schritte. Feanor sprang auf und blickte sich hastig um. Sein Gesicht verfinsterte sich. Maedhros sah unsicher, fast schon ängstlich, zu seinem Vater auf und wünschte sich, aufstehen und selber gucken zu können. Stattdessen musste er sich damit begnügen "Was ist los?" zu fragen.
"Orks!" murmelte Feanor.
Maedhros' Augen weiteten sich vor Entsetzen "Orks? Aber...?"
"Ssshhh!" zischte Feanor und warf Sand auf das Feuer, das daraufhin erlosch. Dann legte er sich auf den Sand und bedeutete seinem Sohn, es ihm gleichzutun. Es half alles nichts. Die Orks mussten sie bereits entdeckt haben, denn sie kamen gradewegs auf die beiden Noldor zu. Sie umzingelten die Elben, die sich ohne Waffen nicht zur Wehr setzen konnten, doch ansonsten geschah erst einmal nichts. Maedhros betrachtete die Orks geschockt. Sie waren hässliche Wesen, sie sahen aus... Maedhros konnte nicht die richtigen Worte finden.
"Einst waren sie Elben..."
Der Satz hallte durch seinen Kopf. Das konnte doch nicht sein, oder? Wie konnten diese ...grauenhaften Kreaturen einst Elben gewesen sein? In diesem Moment begriff Maedhros zum ersten Mal, wie mächtig und grausam Morgoth war.
***
Ff.
* äh... eigentlich dürften die sich gar nicht verstehen. Aber das ist uns erst hinterher aufgefallen. Schande über uns!!! *lol*
