Kapitel 6 – Romeo und Julia:
Als Lars und Ranma das Esszimmer betraten, fingen ihre beiden Herzen schneller an zu schlagen. In dem Raum war es ziemlich dunkel, doch Cologne hatte zwei Kerzen auf dem Tisch angezündet. In dem flackernden Kerzenlicht sahen Akane und Shampoo einfach entzückend aus.
Lars setzte sich neben Shampoo, gegenüber von ihnen nahm Ranma gerade neben Akane Platz. Cologne füllte roten Wein in die Gläser, dann setzte sie sich an das Kopfende des Tisches. Sie nahm ihr Glas in die Hand und hob es hoch.
Cologne: „Auf Lars und seinen großartigen Sieg. Und auf Lars und Shampoo und natürlich auch auf euch, Ranma und Akane!"
Ranma und Akane erröteten und hoben ihre Gläser. Als sie angestoßen hatten und Ranma an dem Wein nippte, kam ihm der Geschmack irgendwoher bekannt vor, obwohl er seiner Ansicht nach noch nie Wein getrunken hatte. Doch er dachte nicht länger darüber nach, woher er diesen Geschmack kannte, da Shampoo anfing, ihnen köstlich duftende Nudeln aufzufüllen.
Der Abend wurde für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Cologne gab Geschichten aus ihrer Vergangenheit zum Besten, über die sich alle köstlich amüsierten. Überhaupt gab es keinen Zeitpunkt, an dem ihnen langweilig war, irgendein Gesprächsthema fand sich immer.
Doch irgendwann spät am Abend beendeten sie die Mahlzeit. Während Cologne das Geschirr in die Küche brachte, verabschiedeten sich Ranma und Akane und bedankten sich noch einmal für das Essen.
Lars und Shampoo begaben sich Arm in Arm nach oben, zogen sich aus und legten sich satt, zufrieden und müde ins Bett. Eine Weile tauschten sie noch Küsse aus, aber schließlich übermannte sie der Schlaf, während sie sich immer noch fest umklammert hielten.
Ranma und Akane gingen derweil nach hause.
Akane: „So einen schönen Abend hatte ich schon lange nicht mehr."
Ranma: „Und die Nudeln waren auch toll! Wobei ich nichts gegen Kasumis Essen gesagt haben möchte!"
Akane: „Ja, das stimmt, das Essen war auch gut. Aber überhaupt, der ganze Abend…so gut habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten und dabei auch noch amüsiert. Und du warst ja ausnahmsweise auch mal richtig nett."
Ranma errötete leicht.
Ranma: „Aber nur, weil du mich ausnahmsweise mal nicht geschlagen hast oder nicht auf mich wütend warst."
Akane: „Du bist es doch, der sich immer an andere Frauen ranmacht und mich beleidigt!"
Ranma unterbrach Akane schnell.
Ranma: „Bitte, Akane! Ich möchte jetzt keinen Streit anfangen. Bitte, nur dieses eine Mal, ja?"
Akane sah ihn erstaunt an. Dann nickte sie. Für Akane völlig unerwartet streckte Ranma plötzlich seine Hand aus. Noch mehr erstaunt ergriff Akane sie zögernd, laut pochte ihr Herz.
Akane: „Ranma…du zitterst ja! Und du bist ganz heiß! Ist alles in Ordnung?"
Ranma: *Sie versteht es einfach nicht! Oder will sie mich vielleicht provozieren, ihr den wahren Grund zu sagen?*
Ranma blieb stehen. Fragend sah Akane ihn an. Ranma errötete noch mehr, sein Herz schlug immer schneller. Sie standen unter einer Laterne, selbst im Laternenlicht löste ihr Anblick ein angenehmes Kribbeln in Ranmas Bauch aus. Ranma nahm auch Akanes andere Hand in die seine. Er sah ihr tief in die Augen, wobei Akanes Knie ganz weich wurden. Sie schmolz unter seinem Blick regelrecht dahin.
Ranma merkte, dass nun auch Akanes Hände zitterten und warm waren.
Ranma: „Akane…Vom ersten Augenblick an…ich…also…ich wollte dir sagen, dass…"
Weiter konnte Ranma nicht stottern, denn in diesem Augenblick schrie Akane schrill auf und zuckte zurück. Zuerst dachte Ranma, er hätte etwas falsches gesagt, doch dann entdeckte er Happosai, der hinter Akane stand und immer wieder hochsprang und ihr auf das Hinterteil schlug. Ranma schnappte ihn sich.
Ranma: „Was willst du denn hier?"
Happosai: „Nun ja, ich kam zufällig vorbei, und als ich dieses entzückende Mädchen sah, konnte ich einfach nicht widerstehen!"
Ranma: „Du verdammter Perverser! Warum musst du gerade ‚jetzt' auftauchen?"
Ranma beförderte Happosai mit einem Tritt weit durch die Luft. Er drehte sich zu der noch etwas verstört dreinblickenden Akane.
Akane: „W-wer war das denn?"
Ranma: „Ein ziemlich perverser alter Mann, der der Meister von deinem und meinem Vater war. Aber das spielt jetzt keine Rolle."
Ranma nahm Akanes Hände wieder in seine und schaute sie an.
Ranma: „Akane, was ich sagen wollte…"
Doch auch dieses Mal kam Ranma nicht weiter.
Akane: „Ryoga! Was machst du denn hier?"
Sie bückte sich zu P-Chan und nahm in auf den Arm. Ranma ließ aufgebend seinen Kopf auf die Brust sinken. Es war hoffnungslos. Würde er Akane seine Liebe jemals ungestört gestehen können?
Akane fragte Ranma glücklicherweise nicht mehr, was er ihr sagen wollte, denn in Ryogas Gegenwart würde Ranma ihr seine Liebe nie gestehen können. Ranma hoffte, dass sie es absichtlich vermied, weil sie wusste, was Ranma ihr sagen wollte.
Schließlich gingen sie mit P-Chan Richtung Heimat.
Akane: *Wieso mussten denn gerade zu diesem Zeitpunkt Happosai und dann Ryoga auftauchen? Ich bin mir sicher, Ranma wollte mir seine Liebe gestehen…Sein Blick war so voll Zärtlichkeit…*
Sie tastete eine Weile, dann umschlossen sich ihre Hände sanft. Hand in Hand kamen sie so bei dem Haus der Tendos an. Kasumi kam ihnen erleichtert entgegen.
Kasumi: „Gute Güte! Hättet ihr nicht vorher bescheid sagen können, dass ihr so lange wegbleibt?"
Akane und Ranma sahen schuldbewusst zu Boden.
Akane: „Tut uns Leid, Kasumi."
Kasumi: „Na, es ist ja nichts passiert. Oh, Ryoga ist ja wieder da!"
Sie nahm P-Chan Akane ab und ging mit ihm in Richtung Badezimmer davon. Akane und Ranma wünschten sich schließlich eine gute Nacht und gingen schlafen, beide mit den Gedanken bei dem anderen.
Am nächsten Morgen warteten alle im Klassenzimmer darauf, dass die Lehrerin hereinkam und den Unterricht begann. Mit einigen Minuten Verspätung stürmte sie in den Raum.
Lehrerin: „Hallo! Ich habe eben noch einige letzte Informationen zum Theater-Wettbewerb der Schulen erhalten, entschuldigt bitte meine Verspätung. Das Stück, welches gespielt wird, ist jetzt auch bekannt, es ist Romeo und Julia!
Da Akane sich ja schon letztes Mal für den Wettbewerb gemeldet hat, haben wir ihr die Rolle der Julia zugewiesen. Ich denke, für die anderen Rollen werden wir schnell unsere Besetzung finden, aber wir brauchen natürlich auch noch einen Romeo!
Ranma, ich hatte da an dich gedacht, da du ja sowieso Akanes Verlobte bist! Nun, was ist?"
Ranma zuckte aus seinem Halbschlaf hoch und sagte ohne nachzudenken:
„Nein, vielen Dank!"
Dann erst wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte, Akane sah ihn schon enttäuscht an, fieberhaft ratterte es in Ranmas Gehirn.
Ranma: *Romeo und Julia? Die küssen sich doch auch, oder? Das wäre die ideale Gelegenheit…Aber, ich kann doch nicht….Doch, ich kann! Aber will ich das denn auch? Natürlich will ich! Aber ich…Verdammt, ich muss meine Angst überwinden!*
Derweil sprang Kuno auf. Er sah seine Chance, Akane zu küssen.
Kuno: „Werte Frau Lehrerin, ich erkläre mich gerne bereit, Romeo zu spielen!"
Doch das ging eindeutig zu weit. Auch Ranma sprang nun auf und rief dazwischen.
Ranma: „Nein, Frau Lehrerin, ich spiele doch den Romeo!"
Strahlend lächelte Akane ihn von der Seite an. Doch die Lehrerin sah von einem zum anderen.
Lehrerin: „Nun…Ich denke, Kuno ist auch gut geeignet für diese Rolle. Allerdings ist Ranma Akanes Verlobte. Ich habe eine Idee: bis nächsten Freitag lernt ihr beide eine Szene aus dem Stück auswendig und spielt sie vor der Klasse vor. Derjenige, der besser schauspielert, darf Romeo spielen!"
Ranma: "Aber..."
Lehrerin: "Kein aber! Du bist selbst Schuld, wieso hast du auch erst abgelehnt?"
Ranma setzte sich wütend wieder hin.
Ranma: *Verdammt! Kuno ist bestimmt ein besserer Schauspieler, der redet ja immer so gestelzt. Und ich habe so gut wie keine Ahnung vom Theater! Na, das kann ja heiter werden! Aber ich kann es nicht zulassen, dass Tatewaki Akane küsst!"
Ranma saß im Dojo der Tendos und las in dem Buch, was seine Lehrerin ihm gegeben hatte. Er versuchte krampfhaft, sich die Worte einzuprägen, doch im Auswendiglernen war er noch nie gut gewesen. Entsprechend klang es dann auch, als er Akane seinen Text vorstotterte.
Akane: „Ranma, das Wichtigste ist, dass du deinen Text auswendig kannst! Am leichtesten geht es, wenn du einige Zeilen auswendig lernst und immer einige Zeilen mehr dazu nimmst, dann kann man irgendwann den ganzen Text!"
Stöhnend machte Ranma sich an die Arbeit und übte den ganzen Nachmittag. Am Abend kam Akane im Dojo vorbei und fragte Ranma, wie weit er war.
Ranma: „Ich bin soeben fertig! Jetzt kann ich diesen ganzen verfluchten Text."
Akane: „Ach ja? Dann lass mal hören!"
Ranma fing an, Satz für Satz herunterzuleiern. Schon nach kurzer Zeit unterbrach Akane ihn.
Akane: „Ranma, ‚so' wird das nie was! Du kannst zwar den Text, du musst ihn aber auch überzeugend rüberbringen. Du musst mehr Emotionen in die Worte legen!"
Ranma: „Pah! Ein wahrer Mann zeigt keine Emotionen!"
Akane verdrehte die Augen und stöhnte.
Akane: „Das musst du aber, sonst kannst du dir die Rolle gleich abschminken! Oder willst du etwa, das Kuno die Rolle bekommt?"
Ranma: „Wieso nicht? Das ist mir doch egal!"
Ächzend rappelte Ranma sich auf und rieb sich die schmerzende Wange.
Akane: „Wenn du die Rolle nicht bekommst, kannst du dich auf was gefasst machen! Ich habe nämlich keine Lust, Tatewaki küssen zu müssen!"
Listig schaute Ranma sie an.
Ranma: „Ah, du hilfst mir also, damit wir uns küssen?"
Akane errötete leicht und verschränkte die Arme vor der Brust.
Akane: „Wir uns küssen? Nie im Leben!"
Ranma: „Genau das wollte ich hören, dann brauche ich diesen Schwachsinn jetzt ja nicht mehr zu lernen!"
Ranma drehte sich um, warf das Buch über seine Schulter und wollte aus dem Dojo gehen. Doch Akane hielt ihn am Arm zurück.
Akane: „Ranma! Ich möchte auf keinen Fall diesen Perversen Kuno küssen! Bitte, tu es für mich!"
Flehend sah Akane Ranma an. Seufzend gab Ranma nach und hob das Buch wieder auf. Akane seufzte erleichtert.
Ranma fing wieder an, seinen Text aufzusagen. Diesmal klang es schon um einiges besser.
Akane: „Das ist doch schon gut! Aber du musst noch mehr Gefühl in die Worte legen, als wenn du selber Romeo wärst!"
Grummelnd begann Ranma von vorne, erst gelangweilt, doch er steigerte sich immer mehr hinein. Als er fertig war, atmete er schwer. Akane klatschte erfreut in die Hände.
Akane: „Genau so! Das eben am Ende war perfekt! Jetzt fehlt nur noch die Gestik und die Mimik."
Doch da kam Nabiki herein. Gelassen lehnte sie sich gegen den Türrahmen und sah den beiden eine Weile zu.
Nabiki: „Ich fürchte, ihr beiden müsst eure kleine Theaterstunde unterbrechen, es gibt Essen!"
Damit drehte sie sich um und verschwand wieder. Ranma und Akane folgten ihr.
Nach dem Essen zeigte Akane Ranma, wie er zu welcher Textstelle dreinschauen musste und welche Gesten er passend dazu machen musste. Den ganzen Abend übten sie, langsam bekam Ranma Spaß an der Sache, was auch Akane merkte.
Akane: „Könnte es sein, dass dir das hier sogar ein bisschen Spaß macht?"
Ranma: „Machst du Witze? Wie kann so etwas Kindisches denn bitte Spaß machen?"
Doch Akane schmunzelte in Gedanken, sie wusste genau, dass es ihm gefiel. Aber sie verlor kein Wort mehr darüber sondern verbesserte seine Haltung.
Die nächsten Tage übten sie nach der Schule den gesamten Nachmittag an Ranmas Schauspielkünsten. Schließlich war der Freitag gekommen. Ranma und Akane gingen zusammen zur Schule.
Ranma, der wie immer auf einem hohen Zaun dahinmarschierte, wirkte sichtlich nervös. Immer wieder murmelte er seinen Text vor sich hin.
Akane: „Na, nervös?"
Ranma: „Wieso sollte ich nervös sein? Ist doch nur vor der Klasse…"
In dem Augenblick stolperte Ranma und fiel vom Zaun, Akane konnte ihn gerade noch auffangen und setzte ihn ab.
Akane: „Da hat man ja wieder gesehen, dass du überhaupt nicht nervös bist."
Ranma antwortete nicht sondern ging einfach weiter. In der Klasse angekommen wurde Ranma immer nervöser. Denn sie hatten gleich in der ersten Stunde wieder Deutsch, wo Kuno und Ranma vorspielen sollten. Da kam die Lehrerin herein.
Lehrerin: „Guten Morgen!"
Schüler: „Guten Morgen, Frau Lehrerin!"
Lehrerin: „Lasst uns ohne große Umschweife mit unseren beiden Schauspielern beginnen. Wer möchte denn anfangen?"
Kuno stand auf und meldete sich.
Kuno: „Ich würde gerne anfangen."
Lehrerin: „Gut, Tatewaki. Komm bitte hier nach vorne, dann fängst du einfach an."
Tatewaki Kuno begann. Und er war wirklich gut, wie Ranma mit Schrecken bemerkte. Dasselbe dachte auch Akane, aber sie war überzeugt, dass Ranma es schaffen konnte. Als Tatewaki seinen letzten Satz aufgesagt hatte, klatschten alle Schüler begeistert Beifall.
Während Tatewaki sich wieder auf seinen Platz setzte, wendete die Lehrerin sich an Ranma.
Lehrerin: „So, Ranma! Jetzt bist du an der Reihe!"
Ranma stand mit knallrotem Gesicht auf, er war sichtlich verlegen. Akane drückte ihm unter dem Tisch die Daumen. Ranma hatte sich eine tragische Stelle aus Romeo und Julia ausgesucht. Zuerst begann Ranma stotternd, doch er fing sich schnell und spielte gut. Akane traute ihren Augen kaum, als Ranma kurz vor Ende seiner Szene an einem besonders traurigen Abschnitt in Tränen ausbrach, dass hatten sie vorher nicht geübt. Als Ranma sich verbeugte, klatschten wieder alle Schüler Beifall, jedoch um einiges lauter als bei Kuno.
Ranma setzte sich wieder.
Lehrerin: „Ihr habt beide wirklich toll gespielt, die Entscheidung wird sicher schwer. Also, stimmen wir ab. Wer meint, Tatewaki hätte besser geschauspielert, hebt jetzt bitte den Arm."
Einige Arme hoben sich.
Lehrerin: „Fünf Stimmen für Tatewaki. Wer ist für Ranma?"
Alle anderen Schüler meldeten sich.
Lehrerin: „Ich glaube, das Ergebnis ist mehr als klar: Ranma wird Romeo spielen! In einer Woche wird das Stück schon aufgeführt, also fängst du am besten heute noch an, Romeos Text zu lernen, Ranma."
Erleichtert lehnte Ranma sich zurück. Als er zufällig zur Seite schaute, lächelte Akane ihn an. Ranma wurde warm ums Herz und lächelte zurück.
Nach der Schule gingen Ranma, Akane, Lars und Shampoo gemeinsam nach hause. Als Lars und Shampoo von dem Theaterstück hörten, versprachen sie den beiden, auf jeden Fall zuzuschauen.
Akane: „Ranma hat wirklich toll gespielt."
Ranma: „Ach, so gut war das nun auch wieder nicht!"
Lars: „Wenn Akane sagt, dass du gut geschauspielert hast, dann wird das schon stimmen."
Akane: „Ranma…Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, weil ich jetzt nicht Tatewaki küssen muss."
Ranma kratzte sich verlegen am Kopf.
Ranma: „Das war doch selbstverständlich…"
Akane beugt sich zu dem völlig überraschten Ranma und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann drehte sie sich verlegen um und lief davon. Ranma sah ihr wie hypnotisiert nach. Als Lars ihm lachend auf die Schulter klopfte, wachte Ranma wieder auf.
Ranma: „Sie…sie hat mich…geküsst?"
Shampoo: „Ja, was denn sonst? Romeo und Julia küssen sich ja schließlich auch, da müsst ihr ja noch etwas üben!"
Schelmisch grinste Shampoo ihn an.
Ranma: „A-Aber…ich…"
Lars: „Hast du es immer noch nicht kapiert? Jetzt komm, lass uns nach hause, ich habe Hunger!"
Langsam setzte Ranma sich in Bewegung. Ihm war immer noch heiß aufgrund des Kusses. Jetzt war Ranma sich tief in seinem Innersten sicher: Akane mochte ihn, wenn vielleicht auch nur ein bisschen. Und noch etwas wusste er jetzt sicher: dass er Akane liebte.
Lars und Shampoo verbrachten wieder einmal einen vergnüglichen Nachmittag miteinander. Abends trainierten sie noch eine Weile im Garten. Schließlich waren sie todmüde und völlig verschwitzt. Also gingen sie ins Haus.
In ihrem Zimmer angekommen, packte Lars sein Handtuch aus.
Lars: „Ladys First. Ich dusche dann, wenn du fertig bist."
Shampoo: „Wir haben nur eine Badewanne. Wollen wir nicht zusammen baden? Das spart Wasserkosten, wenn wir das Wasser nicht noch einmal neu einlassen müssen."
Sie lächelte ihn an. Lars Hals wurde ihm trocken.
Lars: „Ähm...ja...gerne."
Shampoo lächelte und zog ihn mit sich ins Badezimmer. Sie entkleideten sich mit dem Rücken zueinander und bedeckten sich nur mit einem Handtuch.
Lars Mund war mittlerweile total ausgetrocknet, während ihm sein Herz in die Hose gerutscht war und dort wie verrückt schlug.
Sie ließen gleichzeitig die Handtücher fallen. Zum ersten Mal sah Lars Shampoo in ihrer ganzen Schönheit.
Lars: „Du bist so wunderschön..."
Er umarmte sie, dann küssten sie sich lange.
Sie ließen sich in die Badewanne gleiten, Arm in Arm genossen sie das Bad. Sie küssten sich innig und umarmten sich immer wieder, sie verstanden sich, ohne etwas zu sagen.
Mehr wollte erstmal keiner von beiden, es war ihnen noch zu früh.
Nachdem sie so fast eine Stunde mit Zärtlichkeiten in der Wanne verbracht hatten, hörten sie Cologne von unten zum Essen rufen.
Also stiegen sie aus der Badewanne, ließen das Wasser ab und zogen sich wieder an. Nach dem Essen begaben sie sich sofort wieder nach oben, zogen sich aus und legten sich völlig erschöpft ins Bett. Eng umschlungen schliefen sie schließlich ein.
Als Lars am nächsten Morgen die Augen aufschlug, seufzte er. Wieder einmal hatte er vergessen, dass es der siebte Tag in Ranmas Welt gewesen war. Neben ihm regte sich etwas. Shampoo hatte er durch seine Vergesslichkeit auch schon wieder mitgebracht.
Sanft küsste er ihr auf die Wange, um sie zu wecken. Langsam schlug sie die Augen auf und lächelte ihn an. Nach einem weiteren Kuss entschuldigte Lars sich bei ihr.
Lars: „Es tut mir leid, ich habe schon wieder völlig vergessen, dass das der siebte Tag in Ranmas Welt war! Jetzt habe ich dich schon wieder mit hierher gebracht. Du lässt mich einfach alles um mich herum vergessen…"
Shampoo lächelte nur und verschloss seine Lippen mit einem Kuss. Viele Küsse später zogen sie sich schließlich an. Shampoos Sachen lagen ja noch vom letzten Einkauf in Lars Zimmer.
Lars: „Welcher Wochentag ist heute überhaupt?"
Er schaute auf seinen Kalender. Mittwoch. Schnell schaute er auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, würde er es noch in die Schule schaffen.
Lars: „Hör zu. Ich muss in die Schule, ich habe in letzter Zeit oft genug geschwänzt. Du kannst dich hier im Haus frei bewegen, meine Eltern kennen dich ja mittlerweile. Meinetwegen kannst du auch gerne wieder einkaufen gehen, wenn du den Weg zurück findest. Hier hast du ein bisschen Geld. Ich bin so gegen halb zwei wieder hier."
Shampoo nickte langsam. Nachdem er sich im Bad erfrischt hatte, schnappte er sich seinen Eastpak und rannte die Treppe hinunter in die Küche, wo er sein Frühstück, welches seine Mutter ihm bereitgestellt hatte, verschlang.
Schon war er aus der Haustür – und kam gleich wieder rein.
Lasso: „Dieser verdammte Regen! Ich habe doch kaum Zeit!"
Ihre Mutter schaute sie erstaunt an.
Mutter: „Entschuldigen sie…aber wer sind sie? Und was machen sie hier?"
Lasso: „Ich…ähm…öh…bin Lars Freundin!"
Mutter: „Was? Fährt Lars etwas zweigleisig?"
Lasso: *Verdammt…*
Lasso: „Nein, natürlich nicht! Ich bin nur eine Freundin, nicht ‚seine' Freundin."
Mutter: „Ach so, ja dann…aber was möchtest du denn hier? Lars ist eben zur Tür hinaus!"
Lasso: „Ich weiß…er wollte noch kurz was holen…so lange warte ich in seinem Zimmer!"
Und schon rannte Lasso die Treppe hinauf. Zum Glück war ihrer Mutter nicht aufgefallen, dass sie die gleichen Sachen wie Lars anhatte. Als Lasso in ihr Zimmer stürmte und seinen Eastpak fallen ließ, sah Shampoo sie erstaunt an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war Lasso schon wieder im Badezimmer verschwunden.
Als Lars in einer Regenjacke wieder in sein Zimmer kam und Anstalten machte, aus dem Fenster zu klettern, hielt Shampoo ihn fest.
Shampoo: „Lars…was machst du denn?"
Lars: „Keine Zeit für Erklärungen! Erzähle ich dir nachher!"
Und schon schwang er sich aus dem Fenster und ließ sich auf das Vordach über der Haustür fallen. Dann sprang er hinunter und schloss die Haustür auf. Als seine Mutter ihn erblickte, machte sie ihn darauf aufmerksam, dass eine seiner Freundinnen in seinem Zimmer auf ihn wartete.
Lars: „Ich weiß!"
Und schon rannte er wieder die Treppe hoch. Seine Mutter sah ihm erstaunt nach.
Mutter: *Woher weiß er das denn?*
Lars rannte ins Badezimmer und kam Sekunden später als Lasso wieder heraus. Dann rannte sie nach unten zur Haustür. Im Laufen verabschiedete sie sich noch von ihrer Mutter.
Lasso: „Tschüß!"
Bevor ihre Mutter auch nur ein Wort sagen konnte, war Lasso wieder draußen. Sie schwang sich das Vordach hinauf und kletterte wieder in ihr Zimmer. Shampoo schaute sie mittlerweile dermaßen verwirrt an, dass Lasso kurz stoppte und sie beruhigte.
Lasso: „Es ist alles in Ordnung! Ich musste mich nur aus einer dummen Situation hinausbringen!"
Dann stürmte sie weiter ins Badezimmer. Dort lag wieder mal die Seife mitten im Weg. In hohem Bogen flog Lasso durchs Badezimmer, knallte gegen die Wand und fiel in die Badewanne, die aber nicht gefüllt war. Fluchend rappelte Lasso sich wieder hoch, hechtete zum Waschbecken und tauchte ihr Gesicht in warmes Wasser aus dem Wasserhahn.
Lars rannte kurz in sein Zimmer und krallte sich seinen Eastpak, dann stürmte er nach unten an seiner Mutter vorbei, verabschiedete sich zum zweiten Mal bei ihr und rannte los.
Während er in seiner Regenjacke durch die Straßen stürmte, musste er unwillkürlich über die soeben erlebte Situation lachen.
Lars: *Wenigstens habe ich die Situation gut retten können und meine Mutter denkt, Lasso sei nur eine Freundin oder Bekannte von mir!*
Auf dem Schulhof angekommen riss Lars sich kurz vor der Tür die Kapuze vom Kopf und merkte nicht, dass er schon wieder zu einer sie wurde. Lasso rannte durch die Gänge und stürmte in ihren Klassenraum. Der Lehrer war schon da und starrte sie mit der Klasse zusammen verwundert an.
Schüler: „Wer ist denn das?"
Erst jetzt bemerkte Lasso mit Schrecken, dass sie weiblich war. Sie nuschelte etwas von wegen sie hätte die falsche Klasse erwischt und befand sich dann schon wieder fluchend auf dem Weg zu den Toiletten. Als Lars aus der Jungentoilette herauskam, hielt ihn jemand am Arm fest.
Es war Frau Heinrich.
Frau Heinrich: „So ist das also! Triffst dich heimlich mit Mädchen auf der Jungentoilette! Jetzt hast du aber wirklich ein Problem mein Lieber!"
Lars: „Nein! Aber ich…"
Frau Heinrich: „Aber was?"
Lars: *Verflucht, ich kann ihr unmöglich die Wahrheit erzählen!*
Frau Heinrich: „Ich gehe jetzt dort hinein und hole dieses Mädchen, du bleibst solange hier! Wenn du nicht mehr da bist, wenn ich wiederkomme, hast du ein noch viel größeres Problem."
Lars nickte und lehnte sich stöhnend an die Wand. Wie konnte man nur so viel Pech an einem Tag haben?
Nach einer Weile kam Frau Heinrich wütend aus der Jungentoilette.
Frau Heinrich: „Ha! Dieses feige Gör muss durch das kleine Fenster entwischt sein! Du kommst jetzt mit zum Direktor!"
Seufzend trottete Lars hinter Frau Heinrich her, die zielstrebig und entschlossen durch die Schule schritt. Vor der Tür des Direktors blieb sie stehen und klopfte an. Als ein „Herein!" ertönte, öffnete sie die Tür und schob Lars hinein.
Direktor: „Ja, was gibt es, Frau Heinrich?"
Frau Heinrich: „Dieser Junge war zusammen mit einem Mädchen auf der Jungentoilette! Als ich dann nachschaute, war das Mädchen nicht mehr da, es muss durch das Toilettenfenster geflüchtet sein!"
Direktor: „Und wieso kommen sie dann mit diesem Jungen hierher?"
Frau Heinrich: „Ich…ich verstehe nicht ganz?"
Direktor: „Nun, überlegen sie doch mal. Der Junge hat nichts Unrechtes getan. Er war auf der Jungentoilette, er ist ja schließlich ein Junge. Wäre er auf die Mädchentoilette gegangen, sähe das schon ganz anders aus.
Wenn man es genau bedenkt ist das Mädchen diejenige, die sich zu verantworten hat. Denn sie ist auf die Jungentoilette gegangen. Das Einzige, wofür man den Jungen hier bestrafen könnte, ist, dass er sich mit einem Mädchen in einer Schuleinrichtung getroffen hat. Aber das ist doch normal in dem Alter, das wissen wir doch beide, oder?"
Frau Heinrich war sichtlich verwirrt.
Frau Heinrich: „Ja…ähm…natürlich…Vielen Dank dann noch einmal…"
Sie drehte sich um und öffnete die Tür.
Direktor: „Noch was, Frau Heinrich! Meines Wissens nach ist das Fenster der Toilette so klein, dass dort niemals jemand hindurchpassen würde…Wie also soll das Mädchen dadurch aus der Toilette entkommen sein?"
Frau Heinrich stockte kurz, dann drehte sie sich um und ging noch verwirrter davon.
Lars: „Vielen Dank!"
Direktor: „Ach, keine Ursache! Sie ist manchmal ein wenig zu streng. Trotzdem möchte ich das nicht noch einmal erleben, verstanden?"
Lars: „Ja, Herr Direktor! Auf Wiedersehen!"
Direktor: „Auf Wiedersehen. Jetzt aber schnell in den Unterricht mit dir!"
Lars schloss vorsichtig die Tür und lief dann zu seiner Klasse. Schließlich hatte er Glück im Pech gehabt. Und Frau Heinrich wurde auch noch eins ausgewischt.
Lars klopfte an die Tür seiner Klasse und trat dann ein.
Lars: „Es tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Direktor!"
Lehrer: „In Ordnung, setz dich schnell hin."
Lars huschte zu seinem Platz und ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl sinken. Was für ein Start in den Tag! Doch die restlichen Schulstunden verliefen für Lars außergewöhnlich ruhig.
Als Lars nach Schulende auf den Hof trat, zog er die Kapuze unwillkürlich fester. Es regnete immer noch in Strömen. Er ging über den Hof. Gerade als er an der Straße ankam, fuhr der Bus vorbei. Natürlich fuhr der Bus genau durch eine Pfütze und hinterließ eine ihm Flüche nachwerfende Lasso.
Daher kam eine äußerst gereizte Lasso nach hause. Sie wurde noch wütender, als sie wieder in ihr Zimmer klettern musste, da ihre Mutter sie sonst sehen würde. Als Lars jedoch aus dem Badezimmer kam und Shampoo sich in seine Arme warf, verflog seine Wut sofort.
Dann warf Lars sich auf sein Bett.
Shampoo: „Na, hattest du einen anstrengenden Tag?"
Lars: „Kann man so sagen…"
Dann fing er an, Shampoo die Einzelheiten zu erzählen. Shampoo konnte gar nicht aufhören zu lachen. Als Lars fertig war und etwas bedröppelt dreinschaute, weil Shampoo über ihn lachte, tröstete die ihn mit einem langen Kuss.
Der Rest des Tages verlief friedlich. Lars und Shampoo unterhielten sich eine Weile mit Lars Eltern. Dann gingen sie nach oben und legten sich wieder ins Bett, wo sie einige Stunden bis zum Abendessen mit Schmusen verbrachten. Schon bald nach dem Essen gingen sie ins Bett, beide waren mittlerweile ziemlich müde. Kurz bevor Lars einschlief, überprüfte er noch, ob er Shampoo auch umarmte, damit sie auch mit in Ranmas Welt kam.
Ranma und Akane blieb noch eine Woche, ihre Rollen perfekt zu können. Da sie die Hauptpersonen in dem Stück waren und miteinander am meisten Text sprechen mussten, fiel es ihnen um einiges leichter, ihre Rollen zu lernen. Denn sie sahen sich ja den ganzen Tag und hatten so genug Zeit.
Nach zwei Tagen waren sie bis zu der ersten Kussszene gelangt. Ranma sagte seinen Text zu ende, dann sah er Akane verlegen an.
Ranma: „So…jetzt müssten wir uns eigentlich küssen…Meinst du, wir sollte das schon vorher üben?"
Akane: „Nein, lieber nicht. Es soll ein einmaliges und außergewöhnliches Erlebnis werden."
Akane errötete leicht und schaute verlegen zu Boden.
Ranma: „Genau so habe ich es mir auch gedacht! Also lass uns weiter machen."
Und sie übten weiter. Sie waren fast den ganzen Tag, außer in der Schulzeit natürlich, damit beschäftigt, für das Theaterstück zu üben.
Als Soun sie bei einer Liebesszene erwischte, brach er in Tränen aus und lief davon, überall zu verkünden, dass Ranma und Akane heiraten würden, da er nicht mitbekommen hatte, dass die beiden für ein Theaterstück übten. Akane und Ranma hatte dies überhaupt nicht mitbekommen.
Umso überraschter waren sie, als sie am nächsten Tag in der Schule von jedem angesprochen wurden, ob das denn der Wahrheit entspräche.
Ranma stand in einer Pause abseits von den anderen und sah in die Ferne. Als ihn jemand von hinten ansprach, fuhr Ranma genervt herum.
Ranma: „Verflucht, nein! Akane und ich sind ‚nicht' zusam…Ach, Akane, du bist es!"
Akane sagte nichts, sie sah ihn nur mit großen Augen an. Ranma konnte sich ihrem Blick nicht entziehen. Ihre Augen waren voller Traurigkeit, doch es lag noch etwas anderes darin, etwas, was Ranma nicht genau bestimmen konnte. Er ahnte nicht, dass es Sehnsucht war, sich verzehrende Sehnsucht.
Ranma drehte seinen Kopf zur Seite und starrte zu Boden.
Ranma: „Bitte, Akane! Schau mich nicht so an…"
Akane flüsterte: „Wieso nicht?"
Ranma: „A-Akane…ich halte es einfach nicht aus, dich so traurig zu sehen!"
Akane: „Dann tu etwas dagegen…"
Immer noch flüsterte sie leise, so dass Ranma die Worte kaum verstand. Unwillkürlich flüsterte Ranma ebenfalls.
Ranma: „Aber…aber was denn?"
Akane seufzte leise.
Akane: „Du verstehst es einfach nicht…Willst du es nicht verstehen oder kannst du es nicht verstehen?"
Noch trauriger als zuvor sah sie Ranma an.
Ranma: „Ich…"
Doch Akane drehte sich um und ging langsam davon. Ranma rief ihr hinterher, doch Akane reagierte nicht. Ranma lief ihr hinterher und drehte sie am Arm zu sich um.
Ranma: „Akane! Ich…"
Dann drehte er seinen Kopf zu Seite. Seine Stimme war ein Hauchen, kaum zu hören, und zitterte wie Espenlaub.
Ranma: „Nein…ich kann es nicht…"
Akane: „Oh Ranma…"
Sie strich ihm kurz mit der Hand über die Wange, dann drehte sie sich um und ging in die Schule. Ranma stand einfach nur da und starrte in die Ferne.
Irgendwo hinter ihm pries Nabiki lautstark die Karten für das Theaterstück an. Sie machte Riesengeschäfte. Jeder wollte das Stück sehen, alle waren auf den Kuss von Ranma und Akane gespannt. Nabiki hatte in weiser Voraussicht gleich alle restlichen Karten gekauft und verkaufte sie jetzt zu Wucherpreisen weiter.
Eine einzelne und verlassene Träne rann unendlich langsam über Ranmas Wange, während er der Wolken verhangenen Sonne entgegenstarrte. Schließlich riss Ranma seine Hand hoch und wischte die Träne mit einem Ruck ab. Dann drehte er sich um und ging ebenfalls in die Schule.
Doch schon nach der Schule übten Ranma und Akane weiter, als wäre nichts gewesen.
Schließlich war der Abend gekommen. Ranma und Akane machten sich alleine auf den Weg zur Schule, alle anderen würden erst später nachkommen. Beide hatten jetzt schon höllisches Lampenfieber.
Als sie durch den Hintereingang der Aula hereinkamen, stürmte ihre Lehrerin sofort auf sie zu und drängte sie in eine Ecke, wo die beiden unversehens für die erste Szene hergerichtet wurden. Ranmas Herz klopfte so laut und schnell, dass er Angst hatte, es würde jeden Augenblick zerspringen. Auch in seinem Bauch rumorte es wie verrückt. So aufgeregt war er noch nie gewesen, diesmal war er es aus verschiedenen Gründen.
Ihre Lehrerin schien mindestens so aufgeregt wie er, denn sie hetzte von einem zum anderen, als hätte das Theaterstück schon begonnen und sie zu spät dran wären.
Lehrerin: „Wir haben noch eine halbe Stunde! Bis dahin muss alles fertig sein!"
Damit rannte sie davon, um zu schauen, ob das Bühnenbild auch richtig stand. Ranma stand ziemlich allein gelassen inmitten der hektischen Aktivitäten. Überall um ihn herum waren weitere Schüler mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt. Hier und dort wurden einigen noch ihre Kostüme verpasst, andere liefen nervös hin und her und sagten immer wieder ihren Text auf, sei er noch so kurz.
Direkt vor ihm rannte jemand mit einer künstlichen Palme vorbei, schon kurze Zeit kam er von der Bühne zurück, immer noch mit der Palme in der Hand, gefolgt von aufgeregten Rufen der Lehrerin.
Lehrerin: „Eine Palme? Wir brauchen einen Baum, keine Palme! Romeo und Julia wohnen doch nicht auf Hawaii!"
Nur Ranma stand ohne die geringste Bewegung da. Er registrierte das hektische Treiben um ihn herum überhaupt nicht, sondern starrte einfach in die Luft.
Bis Akane ihn sanft antickte. Ranma drehte sich zu ihr um und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Akane hatte ein wunderschönes weißes Kleid an. Ranma bekam weiche Knie, ein Schauer überströmte ihn. Akane sah ihn besorgt an und betastete das Kleid.
Akane: „Stimmt etwas nicht mit dem Kleid?"
Ranma: „Doch! Doch…es ist…nur so…ungewohnt…dich ‚so' zu sehen…"
Akane: „Gefällt es dir nicht? Wir haben noch andere Kleider da."
Ranma: „Doch! Es passt dir…toll…"
Akane lächelte ihn an.
Akane: „Du siehst aber auch ziemlich schick aus."
Ranma musste grinsen. Ihn überkam wieder eine gewisse Übelkeit, ihm wurden die Umstände, in denen sie sich befanden, wieder bewusst.
Lars und Shampoo hatten sich für den Abend ebenfalls schick gemacht, wie alle anderen Schüler und Eltern auch. Riesige Massen strömten in die Aula. Irgendwie fanden viel mehr Leute Platz, als gewöhnlich in solch eine Aula passten. Es war rappelvoll.
Lars und Shampoo hatten durch Nabiki ziemlich gute Plätze bekommen, die sie allerdings auch noch einiges gekostet hatten. Sie hatten freie und gerade Sicht auf die Bühne.
Schließlich wurden die Lichter langsam gedämpft. Das Raunen der Leute senkte sich immer mehr und verstummte dann ganz. Ein einzelner Lichtkegel entstand auf der Mitte der Bühne, durch den Vorhang trat die Lehrerin heraus.
Lehrerin: „Guten Abend, meine Damen und Herren, meine Schüler und Schülerinnen. Heute werden sie das Stück Romeo und Julia sehen, welches ihnen sicher allen bekannt ist. Ich hoffe, sie haben viel Spaß dabei. Ohne lange Umschweife fangen wir jetzt an. Ich wünsche ihnen einen schönen und unterhaltsamen Abend!"
Beifall begleitete die Lehrerin mit hinaus hinter die Bühne. Als die Lehrerin Ranma auf seine Position schob, wollte dieser am liebsten im Boden versinken. Sein Lampenfieber nahm gigantische Dimensionen an. Als der Vorhang sich langsam vor ihm öffnete, wäre er fast davongelaufen. Doch im letzten Augenblick riss er sich zusammen.
Dann begann das Theaterstück. Bei seinen ersten Sätzen stockte Ranma noch einige Male, doch schnell hatte er sich daran gewöhnt, das Publikum ignorierte er einfach. So nahm die Geschichte ihren Lauf.
Schließlich kam der Höhepunkt, Ranmas und Akanes erste Kussszene immer näher. Ranma wurde wieder nervöser, als es soweit war, wäre er zum zweiten Mal am liebsten davongelaufen.
Ranma und Akane standen sich einander gegenüber und sahen sich fest in die Augen. Ihren Text sprachen sie völlig unbewusst, aber trotzdem mit so viel Gefühl, wie überhaupt möglich war.
Dann war es soweit. Nach Ranmas letztem Wort herrschte Totenstille im Saal, es schien, als hätte jeder den Atem angehalten. Ranma war mittlerweile ziemlich heiß, sein Herz klopfte stärker als je zuvor. Akane ging es genauso. Langsam beugten sie sich zueinander. Akane schloss ihre Augen. Alle starrten wie gebannt auf die beiden.
Ranma zögerte kurz, dann beugte er sich zu Akane und küsste sie, erst nur kurz. Dann noch einmal, aber viel länger und leidenschaftlicher. Leise ertönte eine langsame Melodie aus dem Orchester. Alle waren gerührt von dem Anblick, hier und da flossen sogar Tränen.
Ranma fühlte sich, als würde er sein Körper gleich vor Gefühlen explodieren. Er kam sich vor, als würde er mit Akane alleine durch einen Sternenhimmel schweben. Das Küssen so toll war, hätte er sich nie zu Träumen erwagt.
Akane gab sich dem Kuss einfach nur hin. Auch sie schwebte im siebten Himmel, ein wohliger Schauer überlief sie, in ihrem Bauch kribbelte es so sehr, dass es kaum zum Aushalten war.
Als sie sich schließlich langsam voneinander lösten und ihre Augen öffneten, lächelten sie sich selig an. Dann fing Akane leise an, ihren Text weiter zu sprechen. Doch dann hatte sie sich wieder in der Gewalt und steigerte ihre Lautstärke.
Das Theaterstück nahm seinen weiteren Lauf, Ranma brachte es wieder fertig, Tränen fließen zu lassen. Als das Stück schließlich zu ende war, herrschte wieder Totenstille im Saal. Jeder weinte vor Rührung. Selbst Lars liefen die Tränen die Wangen hinunter. Er drehte sich zu Shampoo.
Lars: „Toll…einfach toll…das liegt wohl an den wirklichen Gefühlen der beiden."
Dann fing er als erster an zu klatschen, alle anderen schreckten aus ihren Gedanken und fielen ein. Tosender Beifall ließ die Aula der Schule erzittern. Alle standen auf und gaben den Schauspielern, die jetzt wieder auf die Bühne kamen und sich verbeugten, Standing Ovation.
Ranmas Hochgefühl wurde durch das tosende Klatschen, die Rufe, Pfiffe und die triumphale Orchestermusik noch mehr verstärkt. Er schwebte im siebten Himmel. So toll hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Akane schien es genauso zu gehen, denn sie hielt seine Hand fest umschlossen, während sie sich immer und immer wieder verbeugten.
Schließlich strömten die Massen den Ausgängen entgegen, überall liefen angeregte Gespräche über das eben gesehene. Shampoo und Lars drängten sich Hand in Hand zusammen mit den Tendos durch die Menschenmenge und gingen direkt hinter die Bühne.
Ranma und Akane standen rot und schwer atmend inmitten der anderen Schauspieler, alle unterhielten sich angeregt über das Theaterstück. Soun drängte sich durch die Massen und umarmte Akane so fest, dass sie kaum Luft bekam. Er heulte wieder einmal Sturzbäche.
Soun: „Oh, Akane! Du warst so toll!"
Schließlich gelang es Akane, sich von Soun zu befreien.
Nabiki: „Hey, das hätte ich dir ja gar nicht zugetraut, kleine Schwester."
Akane stand verlegen inmitten der Leute, die sie mit Komplimenten überschütteten. Ranma erging es genauso. Lars klopfte Ranma auf die Schulter.
Lars: „Wow, das hätte ich dir nicht zugetraut, sogar ich war zu Tränen gerührt."
Shampoo: „Ich finde, das ist doch ein Grund zum Feiern, oder?"
Kasumi: „Du meine Güte. Das ist eine gute Idee! Aber ich habe doch gar nichts zu Essen vorbereitet!"
Soun: „Das macht doch nichts! Gehen wir doch ins Nudelrestaurant von Shampoo und Lars!"
Also machten sie sich auf den Weg. Genma zog Ranma zur Seite.
Genma: „Ich bin wirklich stolz auf dich Junge! Bald bist du ein richtiger Mann!"
Ranma ging wieder zu den anderen und unterbrach so den schwachsinnigen Redestrom seines Vaters, der gleich gefolgt wäre.
Akane: „Das war doch wirklich schön, oder Ranma?"
Ranma: „Wenn du den Kuss meinst…ich konnte ja schließlich nicht zulassen, dass Tatewaki dich küsst, also war es sozusagen eine Pflicht für mich."
Gleichzeitig prallten zwei Fäuste in Ranmas Gesicht. Lars und Akane sahen wütend zu, wie Ranma umfiel. Ranma ächzte zu ihnen hinauf:
„Reagiert doch nicht gleich so über! Das war doch bloß ein Scherz!"
Lars: „Ach ja? Dann beweise es uns, indem du Akane vor unser aller Augen noch einmal küsst!"
Ranma rappelte sich verlegen auf und starrte Akane an.
Ranma: „Ich…ähm…also…ähh…"
Akane: „Dann habe ich mich doch in dir getäuscht…und ich dachte schon…"
Doch das war zuviel für Ranma. Er presste seine Lippen auf die von Akane. Aus dem erst groben Kuss wurde schnell wieder ein äußerst leidenschaftlicher. Dabei umarmten sie sich fest.
Nach langer Zeit lösten sie sich keuchend wieder voneinander.
Ranma: „Akane…ich…"
Da versagte Ranma die Stimme. Akane half ihm aus der Patsche.
Akane: „Ranma…ich liebe dich! In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so für jemanden empfunden…"
Ranma: „Akane…ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen! Schon als ich dich das erste Mal sah…"
Und wieder verloren sie sich in einen langen Kuss während Soun und Genma sich weinend in den Armen lagen.
Soun: „Saotome! Endlich! Unsere Kampfschulen werden vereint!"
Die anderen sahen dem glücklich zusammengefunden Paar einfach nur lächelnd zu. Schließlich gingen sie weiter. Akane und Ranma Arm in Arm, Akane hatte ihren Kopf auf Ranmas Schulter gelegt. Immer wieder tauschten sie Küsse aus.
Ranma fühlte sich so glücklich wie noch nie. Diesen Abend würde er nie vergessen. Endlich hatten sie sich ihre Liebe gestanden! Bei jeder Berührung von Akane wurde ihm wieder neu warm ums Herz.
Akane drückte sich eng an Ranma, bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen. Auch sie schwebte auf Wolke Sieben. Und auch ihr würde dieser Tag ewig in Erinnerung bleiben.
Shampoo und Lars gingen eng umschlungen hinter ihnen. Angesichts des frisch zusammengefundenen Paars erinnerten sie sich wieder an ihr eigenes Zusammenkommen und tauschten nicht weniger Zärtlichkeiten als Ranma und Akane aus.
Ryoga hatte die Geschehnisse traurig beobachtet. Er hatte von Anfang an ein Auge auf Akane geworfen.
Ryoga: *Ach, Akane…Jetzt wirst du mir wohl für immer verwehrt bleiben! Aber vielleicht finde ich ja eines Tages jemanden, der genauso toll ist wie du!*
Da erinnerte ihn ein lautes Knurren seines Magens an seinen fürchterlichen Hunger. Und da er ja eigentlich mehr oder weniger sowieso bei den Tendos wohnte, lief er ihnen schnell hinterher.
Ryoga: „Hallo!"
Erstaunt drehten sich alle zu ihm um.
Kasumi: „Du liebe Güte! Ryoga! Wo warst du denn die ganze Zeit?"
Ryoga: „Ach, ich…ähm…habe einen kleinen Abstecher nach Frankreich gemacht…"
Genma: „Frankreich? Das ist aber ziemlich weit weg…"
Nabiki: „Ist doch nun auch egal, wohin er sich diesmal wieder verlaufen hat! Ich bekomme langsam mächtig Hunger! Lasst uns gehen! Und nimm jemand diesen Volltrottel bei der Hand, sonst geht er uns gleich wieder verloren…"
Ryoga wollte protestieren, doch Nabiki winkte ab und ging los. Alle folgten ihr, also setzte sich Ryoga auch in Bewegung.
Als sie im Nudelrestaurant ankamen, schob Cologne schnell einige Tische zusammen. Dann verteilte sie die Speisekarten. Als Shampoo ihr helfen wollte, drückte Cologne sie wieder auf ihren Platz.
Cologne: „Was soll Lars denn ohne dich machen?"
Widerwillig, da sie ihre Urgroßmutter nicht alles alleine machen lassen wollte, setzte sich Shampoo schließlich hin. Doch als Lars sie umarmte und ihr einen Kuss gab, verschwand ihr Widerwillen von alleine.
Auch Kasumi und Doktor Tofu saßen Hand in Hand am Tisch und sahen sich zärtlich an. Nachdem sie bestellt hatten und das Essen da war, stand Soun auf und sprach einen Toast auf die drei Pärchen.
Soun: „Auf das sie sich ewig lieben!"
Sogar Ryoga hob sein Glas. Ranma drehte sich zu Akane und lächelte sie an.
Ranma: „Das werde ich sowieso."
Eine kleine einsame Träne rollte seine Wange hinunter.
Akane: „Was hast du denn? Wieso weinst du?"
Ranma: „Ich bin nur so überglücklich…so glücklich war ich in meinem ganzen Leben noch nicht."
Akane lächelte ihn an und sah Ranma mit solch einem Blick an, dass Ranma die Knie weich wurden. Wieder versanken die beiden in einem zärtlichen Kuss, während die anderen klatschend applaudierten.
Mit Ausnahme von Ryoga hatten alle viel Spaß am dem Abend. Er war immer noch nicht darüber hinweg, dass Akane Ranma liebte. In Gedanken versunken saß er traurig da, keiner beachtete ihn.
Am nächsten Morgen sollte schon die nächste Katastrophe über das Haus der Tendos kommen. Fröhlich aßen alle ihr Frühstück. Genma hörte ausnahmsweise früher als die anderen mit dem Essen auf, um noch einige Besorgungen für Kasumi zu erledigen.
Doch als er eine Stunde später immer noch nicht da war, fing Soun an, sich Sorgen um ihn zu machen. Weinend rannte er kreuz und quer durchs Haus. Bis Ranma aus ihm herausbekommen hatte, was überhaupt los war, verging noch eine weitere halbe Stunde.
Er zog mit Akane los, um Genma zu suchen. Doch sie mussten nicht weit gehen, denn gerade als sie die Haustür öffneten, flog Genma an ihnen vorbei und knallte krachend gegen die Wand.
Er fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Völlig perplex starrten Ranma und Akane ein Mädchen mit dunklen langen Haaren an, das eine Art riesigen Spachtel in der Hand hielt. Damit hatte sie Genma wohl dorthin befördert, wo er jetzt lag.
Ranma: „W-Wer bist du? Und wieso hast du meinen Vater verprügelt?"
Ukyo: „Ich bin Ukyo Kuonji. Und ‚den' da habe ich verprügelt, weil er mir vor langer Zeit meinen Okonomiyaki-Karren geklaut hat!"
Plötzlich zuckte Ukyo zusammen.
Ukyo: „'Was' hast du eben gesagt? Das ist dein Vater? Das heißt, du bist…Ranma!"
Akane: „Woher weißt du das denn?"
Ranma: „Woher kennst du meinen Namen?"
Ukyo: „Erinnerst du dich denn nicht mehr?"
Ranma: „Erinnern? Woran?"
Ukyo: „Du hast es also wirklich vergessen…dann werde ich dich wieder daran erinnern!"
Und schon hatte sie Ranma eins mit ihrem Riesenspachtel übergezogen. Ächzend sank dieser zu Boden.
Akane: „Hey! Was fällt dir ein?"
Ranma rappelte sich auf und sprang zu seinem Vater. Wie wild schüttelte er Genma, bis dieser langsam seine Augen öffnete und stöhnte.
Ranma: „Was hat das hier schon wieder zu bedeuten? Was hast du jetzt wieder gemacht?"
Genma: „Nun ja…sie ist…deine Verlobte!"
Es herrschte Totenstille. Alle starrten Genma an.
Genma: „Damals, als wir noch in China waren, hast du ihrem Vater einen Okonomiyaki gestohlen. Ihr Vater ist nämlich ein Okonomiyaki-Bäcker. Da ich natürlich kein Geld hatte, den Okonomiyaki zu bezahlen, musste ich uns irgendwie aus der Schlinge ziehen. Also habe ich ihrem Vater versprochen, dass du später Ukyo heiraten und in der Bäckerei helfen wirst."
Ukyo: „Und jetzt bin ich hier! Was fällt dir eigentlich ein, einfach so abzuhauen? Ohne mich mitzunehmen?"
Und wieder fiel Ukyo über Ranma her. Als sie fertig war, rappelte sich Ranma stöhnend wieder auf. Plötzlich umarmte Ukyo Ranma.
Ukyo: „So, nachdem diese Dinge geklärt wären, können wir jetzt ja heiraten!"
Entgeistert starrten Ranma und Akane sie an. Ranma drückte Ukyo von sich weg.
Ranma: „Das wird wohl nichts. Ich bin nämlich schon verlobt."
Diesmal war es an Ukyo, entgeistert zu starren.
Ukyo: „Aber…das kannst du mir nicht antun! Früher sind wir doch so…vertraut miteinander umgegangen!"
Akane: „Vertraut?"
Sie zog eine Augenbraue hoch, tief in ihr keimte ein schrecklicher Verdacht.
Ranma: „Akane, es ist nicht so, wie es scheint!"
Ukyo: „'Was'? Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du ‚das' vergessen hast?"
Ranma sah Akane immer verzweifelter an. Er hatte keine Ahnung, wovon Ukyo da redete. Mit Entsetzen sah er, wie Akane in Tränen ausbrach. Akane gab Ranma eine schallende Ohrfeige, dann drehte sie sich um und rannte davon.
Ranma: „Akane!"
Er wollte ihr hinterher rennen, aber Ukyo fiel ihm schluchzend in die Arme und hinderte ihn so daran.
Ukyo: „Ranma, das kannst du mir nicht antun!"
Ranma: „Verflucht, was soll denn damals bitte gewesen sein? Wir haben miteinander gespielt! Na und? Ich liebe dich ‚nicht'! Klar?"
Ukyo löste sich von ihm und starrte ihn entsetzt an. Plötzlich fing sie an zu kichern.
Ukyo: „Das eben war wohl deine Verlobte, was? Dann können wir jetzt ja heiraten, so wie die geheult hat!"
Das war zuviel für Ranma. Ein gewaltiger Knall hallte durch das Haus. Mit entsetzen starrte Ranma auf seine eigene Hand. Er hatte noch nie in seinem Leben ein Mädchen geschlagen, das gehörte sich einfach nicht. Doch soeben hatte er das Tabu gebrochen.
Ukyo sah Ranma völlig entgeistert an. Dann brach sie in Tränen aus und rannte ebenfalls davon. Ranma wollte ihr nachlaufen, doch dann fiel ihm Akane wieder ein.
Ryoga irrte wieder einmal durch die Stadt, auf der Suche nach dem Haus der Tendos. Als er gedankenverloren um eine Ecke bog, lief er genau in ein Mädchen hinein, dass ihm schluchzend entgegen gerannt kam. Beide stürzten hart zu Boden.
Ryoga sprang auf und half dem Mädchen ebenfalls hoch. Mitleidig sah Ryoga das Mädchen an.
Ryoga: „Alles in Ordnung mit dir?"
Das Mädchen nickte nur heftig und wollte weiterlaufen, aber Ryoga hielt es am Arm fest. Dann drückte er dem Mädchen ein Taschentuch in die Hand. Verwundert sah es ihn an und vergaß völlig, weiterzuweinen.
Ryoga: „Ähm…habe ich was falsch gemacht? Ich wollte doch nur behilflich sein!"
Mädchen: „Nein…aber…bei uns in China sind die meisten nicht so freundlich. Nur einer war es…"
Damit brach sie wieder in Tränen aus. Ratlos und verlegen schaute Ryoga sie an. Er hatte keine Ahnung, wie man mit solch einer Situation umging.
Ryoga: „Öhm…willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist? Vielleicht geht es dir dann ja besser!"
Das Mädchen nickte leicht. Also führte Ryoga es in den Park, wo sie sich auf einer Bank niederließen. Je mehr ihm das Mädchen erzählte, desto mehr hatte er das Gefühl, dass es sich nur um einen Jungen handeln konnte.
Ryoga: „Sag…heißt der Junge zufällig Ranma?"
Ukyo sah ihn erstaunt an.
Ukyo: „Ja! Kennst du ihn?"
Ryoga: „Und ob ich ihn kenne! Er ist mein Freund…mehr oder weniger. Aber dieses Mal ist er wohl ein wenig zu weit gegangen! So was von unverfroren!"
Plötzlich warf sich Ukyo schluchzend an seine Brust.
Ukyo: „Du bist so nett zu mir!"
Verlegen grinsend und knallrot kratzte Ryoga sich am Kopf. Wieder hatte er nicht die leiseste Idee, wie er reagieren sollte. Noch nie war ihm ein weibliches Geschöpf so nah gewesen, wie ihm gerade bewusst wurde.
Und wie immer in solch einer Situation reagierte Ryoga völlig über. Die wildesten Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, irre lachend sah er in die Ferne. Als er allerdings bemerkte, dass Ukyo ihn verwirrt ansah, riss er sich schnell wieder zusammen.
Ryoga: „Wegen Ranma…ich glaube, den kannst du vergessen. Du hättest mal sehen sollen, wie sehr er und Akane, das ist seine Verlobte, sich geküsst haben…"
Ukyo: „Aber diese Akane hat ihm doch eine Ohrfeige gegeben und ist dann weggerannt…"
Weiter kam Ukyo nicht, denn Ryoga sprang auf und lief so schnell er konnte davon. Völlig verwirrt sah Ukyo ihm nach.
Ukyo: *Irgendwie ist er ja ganz süß…aber andererseits ist er auch äußerst komisch…*
Noch verwirrter war Ukyo, als Ryoga plötzlich keine fünf Minuten später völlig außer Atem wieder bei der Parkbank ankam, jedoch aus der anderen Richtung, in die er vorher gelaufen war. Schnaufend ließ Ryoga sich auf die Parkbank fallen.
Ukyo: „Ähm…was ist denn los?"
Ryoga: „Ach…nichts….wie heißt du eigentlich?"
Geschickt lenkte er das Thema von Akane weg.
Ukyo: „Ich bin Ukyo Kuonji. Ich komme aus China, mein Vater ist Okonomiyaki- Bäcker, und ich werde eines Tages in seine Fußstapfen treten. Und du?"
Ryoga: „Ich heiße Ryoga Hibiki."
Ukyo: „Sag mal, Ryoga, wieso bist du denn eben im Kreis gerannt?"
Ryoga kratzte sich wieder einmal verlegen am Kopf.
Ryoga: „Nun ja…du musst wissen, ich habe so gut wie keinen Orientierungssinn. Das liegt irgendwie in der Familie!"
Ukyo: „Ach so! Und wo wolltest du hin?"
Ryoga: „Dir kann ich es ja sagen…ich liebe Akane…und ich dachte, vielleicht habe ich ja noch eine Chance, wenn sie Ranma geschlagen hat. Aber mir ist gerade klar geworden, dass ich nie eine Chance bei ihr haben werde. Den einzigen, den sie liebt, ist Ranma."
Ukyo: „Bei mir ist es fast genauso mit Ranma! Da haben wir ja was gemeinsam!"
Ryoga fiel in ihr Lachen ein.
Ryoga: „Sag mal…was machst du denn jetzt? Hast du irgendwelche Pläne?"
Ukyo: „Ja. Ich glaube, ich werde ein Okonomiyaki-Restaurant hier in Nerima eröffnen."
Ryoga: „Wirklich? Das ist ja toll!"
Ukyo: „Und du? Was willst du machen?"
Ryoga: „Ich weiß es nicht. Ich bin mein ganzes Leben durch die ganze Welt gelaufen, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben."
Ukyo: „Mh…ich könnte vielleicht noch einen Küchengehilfen oder einen Kellner gebrauchen…hättest du Interesse?"
Ryoga: „Interesse schon, aber ich finde ja noch nicht mal von der Küche zu einem Tisch!"
Ukyo: „So schlimm wird es schon nicht sein! Aber ich muss erst einmal ein passendes Haus finden und Geld von meinem Vater erbeten."
Desto mehr Ukyo Ryoga erklärte, wie sie sich das Restaurant vorstellte, desto mehr begeisterte sich Ryoga für die Idee. Doch dann kam ihn ein schrecklicher Gedanke.
Ryoga: „Ähm, Ukyo? Deine Okonomiyakis…schmecken die denn auch? Also, kannst du die gut machen?"
Ukyo lachte: „Mach dir darüber keine Sorgen! Ich bin so ziemlich die beste Okonomiyaki-Bäckerin aus ganz China! Du kannst dich gerne davon überzeugen!"
Ryoga: „Nein, wenn du es sagst, glaube ich es dir."
Ranma hatte keine Ahnung, wohin Akane gelaufen war. Aber irgendein Instinkt sagte ihm, dass er sie am Meer finden würde. Und tatsächlich, auf der höchsten aller Klippen saß sie und starrte auf die tosenden Wellen hinaus. Keuchend sank Ranma auf die Knie. Als er wieder bei Atem war, stand er auf und näherte sich Akane langsam. Er konnte nur ihren Rücken sehen. Aber auch ohne ihr Gesicht zu sehen wusste er, wie sie sich fühlen musste.
Sanft und vorsichtig sprach Ranma sie an.
Ranma: „Akane?"
Mit tränenerstickter Stimme antwortete sie ihm, leise.
Akane: „Verschwinde…"
Ranma: „Akane, lass es mich doch erklären!"
Akane: „Ich habe gesagt, du sollst verschwinden! Hau ab!"
Ranma: „Verdammt Akane! Hör dir doch erst einmal an, was ich zu sagen habe!"
Akane sprang auf und fuhr herum. Sie funkelte ihn wütend an, ihr Gesicht war tränenüberströmt.
Akane: „Dir zuhören? Ich werde dir nie wieder zuhören! ‚Nie wieder!'"
Akane wusste, wie sehr in diese Worte verletzt haben mussten, aber das war ihr egal. Am liebsten würde sie einfach zu ihm hingehen, ihn umarmen und küssen. Aber ihr Stolz ließ es nicht zu. Denn er liebte eine andere. Doch das redete sie sich nur ein, sie wusste eigentlich, dass er nur sie liebte.
Ranma ging einen Schritt auf Akane zu. Akane fauchte ihn an:
„Bleib wo du bist! Oder ich springe!"
Ranmas Augen weiteten sich. Sie wollte doch nicht etwa Selbstmord begehen?
Ranma: „Akane! Bist du des Wahnsinns?"
Akane: „Oh nein! Wer hier des Wahnsinns ist, das bist du! Ich wusste es doch, alle Jungen sind gleich. Du bist nicht anders als die anderen, oh nein! Du bist genau so ein Perverser wie es alle Jungs sind!"
Ranma: „Akane, das ist nicht wahr! Und das weißt du auch!"
Kurz funkelte in Akanes Augen etwas anderes auf. Aber nur so kurz, dass Ranma es nicht richtig deuten konnte. War es Mitleid? Verständnis?
Ranma: „Akane! Ich liebe Ukyo nicht! Mir ist erst eben klar geworden, woher ich sie überhaupt kenne! Ich habe früher oft mit ihr gespielt, aber nur, weil sie sich als Junge ausgegeben hat! Für mich war sie immer nur Ucchan, ein guter Freund. Ich wusste bis heute überhaupt nicht, dass sie ein Mädchen ist!"
Akane sah ihn mit großen Augen an. Sie waren anders als vorher, nicht mehr voller Wut sondern voll Zweifel und Liebe. Akane wusste nicht, ob sie ihm so leicht glauben konnte. Konnte sie ihm vertrauen? Er sagte die Wahrheit, dass fühlte sie. Akane kannte Ranma gut genug.
Ranma starrte Akane verzweifelt an. Würde sie ihm glauben, ihm vertrauen? Wenn nicht, würden sich für ihn die tiefsten Abgründe der Hölle öffnen, das wusste er. Er konnte einfach nicht ohne Akane leben!
Doch schon im nächsten Augenblick machte sich eine unendliche Erleichterung in seinem Körper breit. Denn Akanes Augen sagten für ihn mehr als tausend Worte. Sie waren voller Liebe und Vertrauen. Bei diesem Blick wurden Ranma wieder einmal die Knie weich.
Akane: „Oh Ranma!"
Sie lief auf Ranma zu, der breitete überglücklich die Arme aus, um sie zu empfangen. Doch bevor das geschehen konnte, wurde Akane plötzlich von links und rechts ergriffen und emporgehoben. Entgeistert starrte Ranma die zwei Männer an, die Akane anscheinend entführten. Sie hatten große weiße Flügel auf den Rücken. Sie trugen nur einen Lendenschurz aus weißen Federn, um die Schultern hatten sie Köcher, aus denen weiße Federn von vielen Pfeilen herauslugten. Ihre Mienen waren wie versteinert, Ranma beachteten sie keines Blickes. Akane strampelte wie wild um sich, doch auch das machte ihnen nichts aus.
Die beiden Männer hielten Akane jeder auf einer Seite am Arm fest, sie sah genau in die andere Richtung in die sie flogen. Verzweifelt streckte Akane ihre Hand zu Ranma aus.
Akane: „Ranma! Hilfe!"
Doch Ranma war machtlos. Akane war schon zu weit weg, außerdem würde er die Klippen hinunterstürzen, wenn er nur einen Schritt weitergehen würde. Akane sah verzweifelt mit an, wie Ranma immer kleiner wurde, schließlich war er nur noch als ein kleiner Punkt auf den riesigen Klippen zu erkennen.
Wütend wandte sie ihren Kopf, um ihren Entführern die Meinung zu sagen.
Akane: „Was wollt ihr von mir?"
Die Männer taten, als hätte sie nichts gehört. Unbeirrt flogen sie weiter.
Akane: „Wo bringt ihr mich hin?"
Doch wieder bekam sie keine Antwort. Nach vielen weiteren Kommunikationsversuchen gab Akane es schließlich auf. Resigniert und traurig ließ sie den Kopf hängen.
Ranma ließ sich am Rand der Klippen langsam auf die Knie sinken, dann kippte er vorne über und stützte sich mit den Armen ab. Verzweifelt starrte er in die Tiefen, wo die Wellen tosend gegen die Felsen schlugen. So machtlos hatte er sich noch nie gefühlt. Er musste Akane retten! Bloß wie? Er hatte keine Ahnung, wo sie hingebracht wurde, und fliegen konnte er auch nicht.
Ihm kamen die Tränen.
Er machte sich wirklich große Sorgen um Akane. Er hatte Angst, dass ihr etwas geschehen könnte. Er wollte sie doch einfach nur wieder in seinen Armen halten!
Schließlich rannte er völlig verzweifelt zurück nach Nerima. Da fiel ihm etwas ein.
Ranma: *Lars kann mir bestimmt helfen! Er kennt ja meine Zukunft, also wird er auch wissen, wie ich Akane retten kann!*
Also stürmte er keuchend und völlig verschwitzt in das Nudelrestaurant. Cologne sah ihn erstaunt an.
Cologne: „Was ist denn passiert?"
Ranma: „Keine Zeit! Wo ist Lars?"
Cologne: „Draußen im Garten!"
Schnell lief Ranma durch die Hintertür nach draußen, wo Lars und Shampoo gerade gegeneinander kämpften. Erstaunt hielten sie inne, als sie Ranma erblickten.
Ranma: „Lars! Ich muss mit dir reden! Alleine!"
Verwundert kam Lars zu ihm, dann gingen sie um das Haus herum und setzten sich auf den Rasen. Ranma ratterte herunter, was geschehen war. Lars ärgerte sich über sich selbst.
Lars: „Verdammt! Ich habe völlig vergessen, dich auf Ukyo vorzubereiten!"
Ranma: „Wie kann ich Akane retten? Das war doch bestimmt auch in den Mangas oder?"
Lars: „Nein, war es nicht! Das verstehe ich nicht…komisch."
Verzweifelt sah Ranma ihn an.
Ranma: „Was soll ich jetzt bloß machen? Ich weiß nicht wo sie ist und fliegen kann ich schon gar nicht!"
Bevor Lars antworten konnte, hörten sie Schreie aus dem Hintergarten. Entsetzt sprangen sie auf.
Lars: „Das ist Shampoo!"
Sie stürmten zurück in den Garten, wo sich für Ranma ein altbekanntes Bild bot. Shampoo war schon zu weit in der Luft, als das man ihr hätte helfen können. Verzweifelt schlug sie um sich, während zwei Männer mit Flügeln sie immer weiter emporhoben.
Verzweifelt rief Shampoo nach Lars, doch der war genauso machtlos, wie Ranma es gewesen war. Schockiert sah er Shampoo nach, bis sie nur noch als ein Fleck am Horizont zu sehen war.
Lars: „Was passiert hier? Was wollen die mit ihr? Sie werden ihr doch wohl nichts antun?"
Zur selben Zeit trafen Ukyo und Ryoga sich wieder einmal im Park. Ukyo hatte endlich ein passendes Haus für ihr Restaurant gefunden und das Geld von ihrem Vater würde auch bald eintreffen.
Schließlich verabschiedeten sie sich und gingen in verschiedene Richtungen davon. Doch kaum hatte Ryoga Ukyo den Rücken zugekehrt, schrie letztere verzweifelt um Hilfe. Ryoga fuhr herum und musste entsetzt mit ansehen, wie Ukyo von zwei fliegenden Männern entführt wurde. Sie schrie verzweifelt um Hilfe. Aber Ryoga war machtlos, was sollte er auch tun?
Erst langsam, dann immer schneller setzte er sich in Bewegung. Er musste ihr helfen!
Plötzlich erspähte Ranma in der Luft wieder drei Gestalten. Er packte Lars beim Arm und zeigte auf die fliegenden Gestalten.
Ranma: „Da! Sie haben schon wieder jemanden entführt!"
Lars: „Es scheint wieder ein Mädchen zu sein!"
Ranma: „Das…das ist ja…Ukyo!"
Sie rannten auf die Straße, außer ihnen schien niemand die mit den riesigen Flügeln flatternden Gestalten bemerkt zu haben. Bis Ryoga vor ihnen um die Ecke gestürmt kam. Er war kurz davor, einfach an ihnen vorbei zu rennen, doch Lars hielt ihn im letzten Augenblick am Arm fest.
Ryoga erzählte ihnen so schnell er konnte, was geschehen war. Lars nickte.
Lars: „Wir haben Ukyo gesehen, wie sie entführt wurde. Aber das ist nicht alles. Akane und Shampoo wurden auch von solchen fliegenden Männern entführt!"
Ryoga: „Was? Verdammt, wir müssen ihnen helfen!"
Ranma: „Ach wirklich? Und wie du kleiner Schlaukopf?"
Lars: „Ranma, jetzt ist keine Zeit für Scherze! Am besten fragen wir Cologne, vielleicht weiß sie etwas über diese komischen Leute!"
Und schon stürmten sie zurück in das Nudelrestaurant. Alle drei redeten gleichzeitig auf Cologne ein, die sie schließlich mit einer Handbewegung zum Verstummen brachte.
Cologne: „Was habe ich dort gehört? Entführt? Wer?"
Wieder fingen alle drei gleichzeitig an, von den Entführungen zu berichten.
Cologne: „Ruhe! Immer nur einer zur Zeit! Lars, was ist passiert?"
Lars berichtete so kurz wie möglich, was sich ereignet hatte.
Cologne: „Männer mit weißen Flügeln sagst du? Und nur mit einem Federlendenschurz bekleidet?"
Cologne runzelte die Stirn.
Ranma: „Weißt du etwas über sie?"
Cologne: „Wenn es die sind, die ich glaube, dann weiß ich einiges über sie. Es ist eine uralte Rasse, die von den Menschen abstammt. Die Legende besagt, dass sie von einem Kind abstammen, dass in der Wildnis aufgewachsen ist, ohne Eltern. Eines Tages wurde dieses Kind von einem Eber verfolgt. Nach einem langen Lauf durch den Wald erreichte dieses Kind schließlich die Klippen, wo es vom Eber in die Enge getrieben wurde.
Es gab keinen Ausweg. Doch die Legende besagt weiter, dass in diesem Augenblick Gott seine schützende Hand über das Kind gehalten hat. Dem Kind wuchsen Flügel, so konnte es sich retten.
Daher verehrt diese Rasse Gott, sie werden auch die Engel auf Erden genannt. Um so nah an Gott wie möglich zu sein haben sie eine große Wolkenstadt errichtet. Niemand hat diese Stadt bisher zu sehen bekommen, die Kikono, wie sie sich selber nennen, würden bis jetzt auch nur so selten gesehen, dass sie wirklich als Legende abgetan wurden."
Ranma: „Oh! Und wie sollen wir jetzt Akane, Shampoo und Ukyo helfen? Und was wollen sie überhaupt mit ihnen?"
Cologne: „Es kann nur einen Grund für diese Entführungen geben:
Der König der Kikono ist verstorben, daher wird sein Sohn nun König. Aber laut den alten Bräuchen der Kikono muss der Prinz verheiratet sein, um König werden zu können. Es ist der Brauch, dass seine Frau eine normale Frau wird.
Dieses Ereignis findet nur einmal in fünfhundert Jahren statt, denn so alt werden die Kikono mindestens."
Ryoga: „Was? Das heißt…"
Cologne: „…dass Akane, Shampoo und Ukyo Anwärterinnen auf die Braut vom Prinzen sind. Ob sie wollen oder nicht. Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien die Frauen ausgewählt werden, aber keiner weiß genaueres über dieses Ritual."
Ranma/Lars/Ryoga: „Aber was sollen wir denn jetzt machen?"
Cologne: „Es gibt nur eine Möglichkeit…"
Als Lars und Ranma das Esszimmer betraten, fingen ihre beiden Herzen schneller an zu schlagen. In dem Raum war es ziemlich dunkel, doch Cologne hatte zwei Kerzen auf dem Tisch angezündet. In dem flackernden Kerzenlicht sahen Akane und Shampoo einfach entzückend aus.
Lars setzte sich neben Shampoo, gegenüber von ihnen nahm Ranma gerade neben Akane Platz. Cologne füllte roten Wein in die Gläser, dann setzte sie sich an das Kopfende des Tisches. Sie nahm ihr Glas in die Hand und hob es hoch.
Cologne: „Auf Lars und seinen großartigen Sieg. Und auf Lars und Shampoo und natürlich auch auf euch, Ranma und Akane!"
Ranma und Akane erröteten und hoben ihre Gläser. Als sie angestoßen hatten und Ranma an dem Wein nippte, kam ihm der Geschmack irgendwoher bekannt vor, obwohl er seiner Ansicht nach noch nie Wein getrunken hatte. Doch er dachte nicht länger darüber nach, woher er diesen Geschmack kannte, da Shampoo anfing, ihnen köstlich duftende Nudeln aufzufüllen.
Der Abend wurde für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Cologne gab Geschichten aus ihrer Vergangenheit zum Besten, über die sich alle köstlich amüsierten. Überhaupt gab es keinen Zeitpunkt, an dem ihnen langweilig war, irgendein Gesprächsthema fand sich immer.
Doch irgendwann spät am Abend beendeten sie die Mahlzeit. Während Cologne das Geschirr in die Küche brachte, verabschiedeten sich Ranma und Akane und bedankten sich noch einmal für das Essen.
Lars und Shampoo begaben sich Arm in Arm nach oben, zogen sich aus und legten sich satt, zufrieden und müde ins Bett. Eine Weile tauschten sie noch Küsse aus, aber schließlich übermannte sie der Schlaf, während sie sich immer noch fest umklammert hielten.
Ranma und Akane gingen derweil nach hause.
Akane: „So einen schönen Abend hatte ich schon lange nicht mehr."
Ranma: „Und die Nudeln waren auch toll! Wobei ich nichts gegen Kasumis Essen gesagt haben möchte!"
Akane: „Ja, das stimmt, das Essen war auch gut. Aber überhaupt, der ganze Abend…so gut habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten und dabei auch noch amüsiert. Und du warst ja ausnahmsweise auch mal richtig nett."
Ranma errötete leicht.
Ranma: „Aber nur, weil du mich ausnahmsweise mal nicht geschlagen hast oder nicht auf mich wütend warst."
Akane: „Du bist es doch, der sich immer an andere Frauen ranmacht und mich beleidigt!"
Ranma unterbrach Akane schnell.
Ranma: „Bitte, Akane! Ich möchte jetzt keinen Streit anfangen. Bitte, nur dieses eine Mal, ja?"
Akane sah ihn erstaunt an. Dann nickte sie. Für Akane völlig unerwartet streckte Ranma plötzlich seine Hand aus. Noch mehr erstaunt ergriff Akane sie zögernd, laut pochte ihr Herz.
Akane: „Ranma…du zitterst ja! Und du bist ganz heiß! Ist alles in Ordnung?"
Ranma: *Sie versteht es einfach nicht! Oder will sie mich vielleicht provozieren, ihr den wahren Grund zu sagen?*
Ranma blieb stehen. Fragend sah Akane ihn an. Ranma errötete noch mehr, sein Herz schlug immer schneller. Sie standen unter einer Laterne, selbst im Laternenlicht löste ihr Anblick ein angenehmes Kribbeln in Ranmas Bauch aus. Ranma nahm auch Akanes andere Hand in die seine. Er sah ihr tief in die Augen, wobei Akanes Knie ganz weich wurden. Sie schmolz unter seinem Blick regelrecht dahin.
Ranma merkte, dass nun auch Akanes Hände zitterten und warm waren.
Ranma: „Akane…Vom ersten Augenblick an…ich…also…ich wollte dir sagen, dass…"
Weiter konnte Ranma nicht stottern, denn in diesem Augenblick schrie Akane schrill auf und zuckte zurück. Zuerst dachte Ranma, er hätte etwas falsches gesagt, doch dann entdeckte er Happosai, der hinter Akane stand und immer wieder hochsprang und ihr auf das Hinterteil schlug. Ranma schnappte ihn sich.
Ranma: „Was willst du denn hier?"
Happosai: „Nun ja, ich kam zufällig vorbei, und als ich dieses entzückende Mädchen sah, konnte ich einfach nicht widerstehen!"
Ranma: „Du verdammter Perverser! Warum musst du gerade ‚jetzt' auftauchen?"
Ranma beförderte Happosai mit einem Tritt weit durch die Luft. Er drehte sich zu der noch etwas verstört dreinblickenden Akane.
Akane: „W-wer war das denn?"
Ranma: „Ein ziemlich perverser alter Mann, der der Meister von deinem und meinem Vater war. Aber das spielt jetzt keine Rolle."
Ranma nahm Akanes Hände wieder in seine und schaute sie an.
Ranma: „Akane, was ich sagen wollte…"
Doch auch dieses Mal kam Ranma nicht weiter.
Akane: „Ryoga! Was machst du denn hier?"
Sie bückte sich zu P-Chan und nahm in auf den Arm. Ranma ließ aufgebend seinen Kopf auf die Brust sinken. Es war hoffnungslos. Würde er Akane seine Liebe jemals ungestört gestehen können?
Akane fragte Ranma glücklicherweise nicht mehr, was er ihr sagen wollte, denn in Ryogas Gegenwart würde Ranma ihr seine Liebe nie gestehen können. Ranma hoffte, dass sie es absichtlich vermied, weil sie wusste, was Ranma ihr sagen wollte.
Schließlich gingen sie mit P-Chan Richtung Heimat.
Akane: *Wieso mussten denn gerade zu diesem Zeitpunkt Happosai und dann Ryoga auftauchen? Ich bin mir sicher, Ranma wollte mir seine Liebe gestehen…Sein Blick war so voll Zärtlichkeit…*
Sie tastete eine Weile, dann umschlossen sich ihre Hände sanft. Hand in Hand kamen sie so bei dem Haus der Tendos an. Kasumi kam ihnen erleichtert entgegen.
Kasumi: „Gute Güte! Hättet ihr nicht vorher bescheid sagen können, dass ihr so lange wegbleibt?"
Akane und Ranma sahen schuldbewusst zu Boden.
Akane: „Tut uns Leid, Kasumi."
Kasumi: „Na, es ist ja nichts passiert. Oh, Ryoga ist ja wieder da!"
Sie nahm P-Chan Akane ab und ging mit ihm in Richtung Badezimmer davon. Akane und Ranma wünschten sich schließlich eine gute Nacht und gingen schlafen, beide mit den Gedanken bei dem anderen.
Am nächsten Morgen warteten alle im Klassenzimmer darauf, dass die Lehrerin hereinkam und den Unterricht begann. Mit einigen Minuten Verspätung stürmte sie in den Raum.
Lehrerin: „Hallo! Ich habe eben noch einige letzte Informationen zum Theater-Wettbewerb der Schulen erhalten, entschuldigt bitte meine Verspätung. Das Stück, welches gespielt wird, ist jetzt auch bekannt, es ist Romeo und Julia!
Da Akane sich ja schon letztes Mal für den Wettbewerb gemeldet hat, haben wir ihr die Rolle der Julia zugewiesen. Ich denke, für die anderen Rollen werden wir schnell unsere Besetzung finden, aber wir brauchen natürlich auch noch einen Romeo!
Ranma, ich hatte da an dich gedacht, da du ja sowieso Akanes Verlobte bist! Nun, was ist?"
Ranma zuckte aus seinem Halbschlaf hoch und sagte ohne nachzudenken:
„Nein, vielen Dank!"
Dann erst wurde ihm bewusst, was er gesagt hatte, Akane sah ihn schon enttäuscht an, fieberhaft ratterte es in Ranmas Gehirn.
Ranma: *Romeo und Julia? Die küssen sich doch auch, oder? Das wäre die ideale Gelegenheit…Aber, ich kann doch nicht….Doch, ich kann! Aber will ich das denn auch? Natürlich will ich! Aber ich…Verdammt, ich muss meine Angst überwinden!*
Derweil sprang Kuno auf. Er sah seine Chance, Akane zu küssen.
Kuno: „Werte Frau Lehrerin, ich erkläre mich gerne bereit, Romeo zu spielen!"
Doch das ging eindeutig zu weit. Auch Ranma sprang nun auf und rief dazwischen.
Ranma: „Nein, Frau Lehrerin, ich spiele doch den Romeo!"
Strahlend lächelte Akane ihn von der Seite an. Doch die Lehrerin sah von einem zum anderen.
Lehrerin: „Nun…Ich denke, Kuno ist auch gut geeignet für diese Rolle. Allerdings ist Ranma Akanes Verlobte. Ich habe eine Idee: bis nächsten Freitag lernt ihr beide eine Szene aus dem Stück auswendig und spielt sie vor der Klasse vor. Derjenige, der besser schauspielert, darf Romeo spielen!"
Ranma: "Aber..."
Lehrerin: "Kein aber! Du bist selbst Schuld, wieso hast du auch erst abgelehnt?"
Ranma setzte sich wütend wieder hin.
Ranma: *Verdammt! Kuno ist bestimmt ein besserer Schauspieler, der redet ja immer so gestelzt. Und ich habe so gut wie keine Ahnung vom Theater! Na, das kann ja heiter werden! Aber ich kann es nicht zulassen, dass Tatewaki Akane küsst!"
Ranma saß im Dojo der Tendos und las in dem Buch, was seine Lehrerin ihm gegeben hatte. Er versuchte krampfhaft, sich die Worte einzuprägen, doch im Auswendiglernen war er noch nie gut gewesen. Entsprechend klang es dann auch, als er Akane seinen Text vorstotterte.
Akane: „Ranma, das Wichtigste ist, dass du deinen Text auswendig kannst! Am leichtesten geht es, wenn du einige Zeilen auswendig lernst und immer einige Zeilen mehr dazu nimmst, dann kann man irgendwann den ganzen Text!"
Stöhnend machte Ranma sich an die Arbeit und übte den ganzen Nachmittag. Am Abend kam Akane im Dojo vorbei und fragte Ranma, wie weit er war.
Ranma: „Ich bin soeben fertig! Jetzt kann ich diesen ganzen verfluchten Text."
Akane: „Ach ja? Dann lass mal hören!"
Ranma fing an, Satz für Satz herunterzuleiern. Schon nach kurzer Zeit unterbrach Akane ihn.
Akane: „Ranma, ‚so' wird das nie was! Du kannst zwar den Text, du musst ihn aber auch überzeugend rüberbringen. Du musst mehr Emotionen in die Worte legen!"
Ranma: „Pah! Ein wahrer Mann zeigt keine Emotionen!"
Akane verdrehte die Augen und stöhnte.
Akane: „Das musst du aber, sonst kannst du dir die Rolle gleich abschminken! Oder willst du etwa, das Kuno die Rolle bekommt?"
Ranma: „Wieso nicht? Das ist mir doch egal!"
Ächzend rappelte Ranma sich auf und rieb sich die schmerzende Wange.
Akane: „Wenn du die Rolle nicht bekommst, kannst du dich auf was gefasst machen! Ich habe nämlich keine Lust, Tatewaki küssen zu müssen!"
Listig schaute Ranma sie an.
Ranma: „Ah, du hilfst mir also, damit wir uns küssen?"
Akane errötete leicht und verschränkte die Arme vor der Brust.
Akane: „Wir uns küssen? Nie im Leben!"
Ranma: „Genau das wollte ich hören, dann brauche ich diesen Schwachsinn jetzt ja nicht mehr zu lernen!"
Ranma drehte sich um, warf das Buch über seine Schulter und wollte aus dem Dojo gehen. Doch Akane hielt ihn am Arm zurück.
Akane: „Ranma! Ich möchte auf keinen Fall diesen Perversen Kuno küssen! Bitte, tu es für mich!"
Flehend sah Akane Ranma an. Seufzend gab Ranma nach und hob das Buch wieder auf. Akane seufzte erleichtert.
Ranma fing wieder an, seinen Text aufzusagen. Diesmal klang es schon um einiges besser.
Akane: „Das ist doch schon gut! Aber du musst noch mehr Gefühl in die Worte legen, als wenn du selber Romeo wärst!"
Grummelnd begann Ranma von vorne, erst gelangweilt, doch er steigerte sich immer mehr hinein. Als er fertig war, atmete er schwer. Akane klatschte erfreut in die Hände.
Akane: „Genau so! Das eben am Ende war perfekt! Jetzt fehlt nur noch die Gestik und die Mimik."
Doch da kam Nabiki herein. Gelassen lehnte sie sich gegen den Türrahmen und sah den beiden eine Weile zu.
Nabiki: „Ich fürchte, ihr beiden müsst eure kleine Theaterstunde unterbrechen, es gibt Essen!"
Damit drehte sie sich um und verschwand wieder. Ranma und Akane folgten ihr.
Nach dem Essen zeigte Akane Ranma, wie er zu welcher Textstelle dreinschauen musste und welche Gesten er passend dazu machen musste. Den ganzen Abend übten sie, langsam bekam Ranma Spaß an der Sache, was auch Akane merkte.
Akane: „Könnte es sein, dass dir das hier sogar ein bisschen Spaß macht?"
Ranma: „Machst du Witze? Wie kann so etwas Kindisches denn bitte Spaß machen?"
Doch Akane schmunzelte in Gedanken, sie wusste genau, dass es ihm gefiel. Aber sie verlor kein Wort mehr darüber sondern verbesserte seine Haltung.
Die nächsten Tage übten sie nach der Schule den gesamten Nachmittag an Ranmas Schauspielkünsten. Schließlich war der Freitag gekommen. Ranma und Akane gingen zusammen zur Schule.
Ranma, der wie immer auf einem hohen Zaun dahinmarschierte, wirkte sichtlich nervös. Immer wieder murmelte er seinen Text vor sich hin.
Akane: „Na, nervös?"
Ranma: „Wieso sollte ich nervös sein? Ist doch nur vor der Klasse…"
In dem Augenblick stolperte Ranma und fiel vom Zaun, Akane konnte ihn gerade noch auffangen und setzte ihn ab.
Akane: „Da hat man ja wieder gesehen, dass du überhaupt nicht nervös bist."
Ranma antwortete nicht sondern ging einfach weiter. In der Klasse angekommen wurde Ranma immer nervöser. Denn sie hatten gleich in der ersten Stunde wieder Deutsch, wo Kuno und Ranma vorspielen sollten. Da kam die Lehrerin herein.
Lehrerin: „Guten Morgen!"
Schüler: „Guten Morgen, Frau Lehrerin!"
Lehrerin: „Lasst uns ohne große Umschweife mit unseren beiden Schauspielern beginnen. Wer möchte denn anfangen?"
Kuno stand auf und meldete sich.
Kuno: „Ich würde gerne anfangen."
Lehrerin: „Gut, Tatewaki. Komm bitte hier nach vorne, dann fängst du einfach an."
Tatewaki Kuno begann. Und er war wirklich gut, wie Ranma mit Schrecken bemerkte. Dasselbe dachte auch Akane, aber sie war überzeugt, dass Ranma es schaffen konnte. Als Tatewaki seinen letzten Satz aufgesagt hatte, klatschten alle Schüler begeistert Beifall.
Während Tatewaki sich wieder auf seinen Platz setzte, wendete die Lehrerin sich an Ranma.
Lehrerin: „So, Ranma! Jetzt bist du an der Reihe!"
Ranma stand mit knallrotem Gesicht auf, er war sichtlich verlegen. Akane drückte ihm unter dem Tisch die Daumen. Ranma hatte sich eine tragische Stelle aus Romeo und Julia ausgesucht. Zuerst begann Ranma stotternd, doch er fing sich schnell und spielte gut. Akane traute ihren Augen kaum, als Ranma kurz vor Ende seiner Szene an einem besonders traurigen Abschnitt in Tränen ausbrach, dass hatten sie vorher nicht geübt. Als Ranma sich verbeugte, klatschten wieder alle Schüler Beifall, jedoch um einiges lauter als bei Kuno.
Ranma setzte sich wieder.
Lehrerin: „Ihr habt beide wirklich toll gespielt, die Entscheidung wird sicher schwer. Also, stimmen wir ab. Wer meint, Tatewaki hätte besser geschauspielert, hebt jetzt bitte den Arm."
Einige Arme hoben sich.
Lehrerin: „Fünf Stimmen für Tatewaki. Wer ist für Ranma?"
Alle anderen Schüler meldeten sich.
Lehrerin: „Ich glaube, das Ergebnis ist mehr als klar: Ranma wird Romeo spielen! In einer Woche wird das Stück schon aufgeführt, also fängst du am besten heute noch an, Romeos Text zu lernen, Ranma."
Erleichtert lehnte Ranma sich zurück. Als er zufällig zur Seite schaute, lächelte Akane ihn an. Ranma wurde warm ums Herz und lächelte zurück.
Nach der Schule gingen Ranma, Akane, Lars und Shampoo gemeinsam nach hause. Als Lars und Shampoo von dem Theaterstück hörten, versprachen sie den beiden, auf jeden Fall zuzuschauen.
Akane: „Ranma hat wirklich toll gespielt."
Ranma: „Ach, so gut war das nun auch wieder nicht!"
Lars: „Wenn Akane sagt, dass du gut geschauspielert hast, dann wird das schon stimmen."
Akane: „Ranma…Ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken, weil ich jetzt nicht Tatewaki küssen muss."
Ranma kratzte sich verlegen am Kopf.
Ranma: „Das war doch selbstverständlich…"
Akane beugt sich zu dem völlig überraschten Ranma und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann drehte sie sich verlegen um und lief davon. Ranma sah ihr wie hypnotisiert nach. Als Lars ihm lachend auf die Schulter klopfte, wachte Ranma wieder auf.
Ranma: „Sie…sie hat mich…geküsst?"
Shampoo: „Ja, was denn sonst? Romeo und Julia küssen sich ja schließlich auch, da müsst ihr ja noch etwas üben!"
Schelmisch grinste Shampoo ihn an.
Ranma: „A-Aber…ich…"
Lars: „Hast du es immer noch nicht kapiert? Jetzt komm, lass uns nach hause, ich habe Hunger!"
Langsam setzte Ranma sich in Bewegung. Ihm war immer noch heiß aufgrund des Kusses. Jetzt war Ranma sich tief in seinem Innersten sicher: Akane mochte ihn, wenn vielleicht auch nur ein bisschen. Und noch etwas wusste er jetzt sicher: dass er Akane liebte.
Lars und Shampoo verbrachten wieder einmal einen vergnüglichen Nachmittag miteinander. Abends trainierten sie noch eine Weile im Garten. Schließlich waren sie todmüde und völlig verschwitzt. Also gingen sie ins Haus.
In ihrem Zimmer angekommen, packte Lars sein Handtuch aus.
Lars: „Ladys First. Ich dusche dann, wenn du fertig bist."
Shampoo: „Wir haben nur eine Badewanne. Wollen wir nicht zusammen baden? Das spart Wasserkosten, wenn wir das Wasser nicht noch einmal neu einlassen müssen."
Sie lächelte ihn an. Lars Hals wurde ihm trocken.
Lars: „Ähm...ja...gerne."
Shampoo lächelte und zog ihn mit sich ins Badezimmer. Sie entkleideten sich mit dem Rücken zueinander und bedeckten sich nur mit einem Handtuch.
Lars Mund war mittlerweile total ausgetrocknet, während ihm sein Herz in die Hose gerutscht war und dort wie verrückt schlug.
Sie ließen gleichzeitig die Handtücher fallen. Zum ersten Mal sah Lars Shampoo in ihrer ganzen Schönheit.
Lars: „Du bist so wunderschön..."
Er umarmte sie, dann küssten sie sich lange.
Sie ließen sich in die Badewanne gleiten, Arm in Arm genossen sie das Bad. Sie küssten sich innig und umarmten sich immer wieder, sie verstanden sich, ohne etwas zu sagen.
Mehr wollte erstmal keiner von beiden, es war ihnen noch zu früh.
Nachdem sie so fast eine Stunde mit Zärtlichkeiten in der Wanne verbracht hatten, hörten sie Cologne von unten zum Essen rufen.
Also stiegen sie aus der Badewanne, ließen das Wasser ab und zogen sich wieder an. Nach dem Essen begaben sie sich sofort wieder nach oben, zogen sich aus und legten sich völlig erschöpft ins Bett. Eng umschlungen schliefen sie schließlich ein.
Als Lars am nächsten Morgen die Augen aufschlug, seufzte er. Wieder einmal hatte er vergessen, dass es der siebte Tag in Ranmas Welt gewesen war. Neben ihm regte sich etwas. Shampoo hatte er durch seine Vergesslichkeit auch schon wieder mitgebracht.
Sanft küsste er ihr auf die Wange, um sie zu wecken. Langsam schlug sie die Augen auf und lächelte ihn an. Nach einem weiteren Kuss entschuldigte Lars sich bei ihr.
Lars: „Es tut mir leid, ich habe schon wieder völlig vergessen, dass das der siebte Tag in Ranmas Welt war! Jetzt habe ich dich schon wieder mit hierher gebracht. Du lässt mich einfach alles um mich herum vergessen…"
Shampoo lächelte nur und verschloss seine Lippen mit einem Kuss. Viele Küsse später zogen sie sich schließlich an. Shampoos Sachen lagen ja noch vom letzten Einkauf in Lars Zimmer.
Lars: „Welcher Wochentag ist heute überhaupt?"
Er schaute auf seinen Kalender. Mittwoch. Schnell schaute er auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, würde er es noch in die Schule schaffen.
Lars: „Hör zu. Ich muss in die Schule, ich habe in letzter Zeit oft genug geschwänzt. Du kannst dich hier im Haus frei bewegen, meine Eltern kennen dich ja mittlerweile. Meinetwegen kannst du auch gerne wieder einkaufen gehen, wenn du den Weg zurück findest. Hier hast du ein bisschen Geld. Ich bin so gegen halb zwei wieder hier."
Shampoo nickte langsam. Nachdem er sich im Bad erfrischt hatte, schnappte er sich seinen Eastpak und rannte die Treppe hinunter in die Küche, wo er sein Frühstück, welches seine Mutter ihm bereitgestellt hatte, verschlang.
Schon war er aus der Haustür – und kam gleich wieder rein.
Lasso: „Dieser verdammte Regen! Ich habe doch kaum Zeit!"
Ihre Mutter schaute sie erstaunt an.
Mutter: „Entschuldigen sie…aber wer sind sie? Und was machen sie hier?"
Lasso: „Ich…ähm…öh…bin Lars Freundin!"
Mutter: „Was? Fährt Lars etwas zweigleisig?"
Lasso: *Verdammt…*
Lasso: „Nein, natürlich nicht! Ich bin nur eine Freundin, nicht ‚seine' Freundin."
Mutter: „Ach so, ja dann…aber was möchtest du denn hier? Lars ist eben zur Tür hinaus!"
Lasso: „Ich weiß…er wollte noch kurz was holen…so lange warte ich in seinem Zimmer!"
Und schon rannte Lasso die Treppe hinauf. Zum Glück war ihrer Mutter nicht aufgefallen, dass sie die gleichen Sachen wie Lars anhatte. Als Lasso in ihr Zimmer stürmte und seinen Eastpak fallen ließ, sah Shampoo sie erstaunt an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war Lasso schon wieder im Badezimmer verschwunden.
Als Lars in einer Regenjacke wieder in sein Zimmer kam und Anstalten machte, aus dem Fenster zu klettern, hielt Shampoo ihn fest.
Shampoo: „Lars…was machst du denn?"
Lars: „Keine Zeit für Erklärungen! Erzähle ich dir nachher!"
Und schon schwang er sich aus dem Fenster und ließ sich auf das Vordach über der Haustür fallen. Dann sprang er hinunter und schloss die Haustür auf. Als seine Mutter ihn erblickte, machte sie ihn darauf aufmerksam, dass eine seiner Freundinnen in seinem Zimmer auf ihn wartete.
Lars: „Ich weiß!"
Und schon rannte er wieder die Treppe hoch. Seine Mutter sah ihm erstaunt nach.
Mutter: *Woher weiß er das denn?*
Lars rannte ins Badezimmer und kam Sekunden später als Lasso wieder heraus. Dann rannte sie nach unten zur Haustür. Im Laufen verabschiedete sie sich noch von ihrer Mutter.
Lasso: „Tschüß!"
Bevor ihre Mutter auch nur ein Wort sagen konnte, war Lasso wieder draußen. Sie schwang sich das Vordach hinauf und kletterte wieder in ihr Zimmer. Shampoo schaute sie mittlerweile dermaßen verwirrt an, dass Lasso kurz stoppte und sie beruhigte.
Lasso: „Es ist alles in Ordnung! Ich musste mich nur aus einer dummen Situation hinausbringen!"
Dann stürmte sie weiter ins Badezimmer. Dort lag wieder mal die Seife mitten im Weg. In hohem Bogen flog Lasso durchs Badezimmer, knallte gegen die Wand und fiel in die Badewanne, die aber nicht gefüllt war. Fluchend rappelte Lasso sich wieder hoch, hechtete zum Waschbecken und tauchte ihr Gesicht in warmes Wasser aus dem Wasserhahn.
Lars rannte kurz in sein Zimmer und krallte sich seinen Eastpak, dann stürmte er nach unten an seiner Mutter vorbei, verabschiedete sich zum zweiten Mal bei ihr und rannte los.
Während er in seiner Regenjacke durch die Straßen stürmte, musste er unwillkürlich über die soeben erlebte Situation lachen.
Lars: *Wenigstens habe ich die Situation gut retten können und meine Mutter denkt, Lasso sei nur eine Freundin oder Bekannte von mir!*
Auf dem Schulhof angekommen riss Lars sich kurz vor der Tür die Kapuze vom Kopf und merkte nicht, dass er schon wieder zu einer sie wurde. Lasso rannte durch die Gänge und stürmte in ihren Klassenraum. Der Lehrer war schon da und starrte sie mit der Klasse zusammen verwundert an.
Schüler: „Wer ist denn das?"
Erst jetzt bemerkte Lasso mit Schrecken, dass sie weiblich war. Sie nuschelte etwas von wegen sie hätte die falsche Klasse erwischt und befand sich dann schon wieder fluchend auf dem Weg zu den Toiletten. Als Lars aus der Jungentoilette herauskam, hielt ihn jemand am Arm fest.
Es war Frau Heinrich.
Frau Heinrich: „So ist das also! Triffst dich heimlich mit Mädchen auf der Jungentoilette! Jetzt hast du aber wirklich ein Problem mein Lieber!"
Lars: „Nein! Aber ich…"
Frau Heinrich: „Aber was?"
Lars: *Verflucht, ich kann ihr unmöglich die Wahrheit erzählen!*
Frau Heinrich: „Ich gehe jetzt dort hinein und hole dieses Mädchen, du bleibst solange hier! Wenn du nicht mehr da bist, wenn ich wiederkomme, hast du ein noch viel größeres Problem."
Lars nickte und lehnte sich stöhnend an die Wand. Wie konnte man nur so viel Pech an einem Tag haben?
Nach einer Weile kam Frau Heinrich wütend aus der Jungentoilette.
Frau Heinrich: „Ha! Dieses feige Gör muss durch das kleine Fenster entwischt sein! Du kommst jetzt mit zum Direktor!"
Seufzend trottete Lars hinter Frau Heinrich her, die zielstrebig und entschlossen durch die Schule schritt. Vor der Tür des Direktors blieb sie stehen und klopfte an. Als ein „Herein!" ertönte, öffnete sie die Tür und schob Lars hinein.
Direktor: „Ja, was gibt es, Frau Heinrich?"
Frau Heinrich: „Dieser Junge war zusammen mit einem Mädchen auf der Jungentoilette! Als ich dann nachschaute, war das Mädchen nicht mehr da, es muss durch das Toilettenfenster geflüchtet sein!"
Direktor: „Und wieso kommen sie dann mit diesem Jungen hierher?"
Frau Heinrich: „Ich…ich verstehe nicht ganz?"
Direktor: „Nun, überlegen sie doch mal. Der Junge hat nichts Unrechtes getan. Er war auf der Jungentoilette, er ist ja schließlich ein Junge. Wäre er auf die Mädchentoilette gegangen, sähe das schon ganz anders aus.
Wenn man es genau bedenkt ist das Mädchen diejenige, die sich zu verantworten hat. Denn sie ist auf die Jungentoilette gegangen. Das Einzige, wofür man den Jungen hier bestrafen könnte, ist, dass er sich mit einem Mädchen in einer Schuleinrichtung getroffen hat. Aber das ist doch normal in dem Alter, das wissen wir doch beide, oder?"
Frau Heinrich war sichtlich verwirrt.
Frau Heinrich: „Ja…ähm…natürlich…Vielen Dank dann noch einmal…"
Sie drehte sich um und öffnete die Tür.
Direktor: „Noch was, Frau Heinrich! Meines Wissens nach ist das Fenster der Toilette so klein, dass dort niemals jemand hindurchpassen würde…Wie also soll das Mädchen dadurch aus der Toilette entkommen sein?"
Frau Heinrich stockte kurz, dann drehte sie sich um und ging noch verwirrter davon.
Lars: „Vielen Dank!"
Direktor: „Ach, keine Ursache! Sie ist manchmal ein wenig zu streng. Trotzdem möchte ich das nicht noch einmal erleben, verstanden?"
Lars: „Ja, Herr Direktor! Auf Wiedersehen!"
Direktor: „Auf Wiedersehen. Jetzt aber schnell in den Unterricht mit dir!"
Lars schloss vorsichtig die Tür und lief dann zu seiner Klasse. Schließlich hatte er Glück im Pech gehabt. Und Frau Heinrich wurde auch noch eins ausgewischt.
Lars klopfte an die Tür seiner Klasse und trat dann ein.
Lars: „Es tut mir leid, dass ich zu spät komme. Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Direktor!"
Lehrer: „In Ordnung, setz dich schnell hin."
Lars huschte zu seinem Platz und ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl sinken. Was für ein Start in den Tag! Doch die restlichen Schulstunden verliefen für Lars außergewöhnlich ruhig.
Als Lars nach Schulende auf den Hof trat, zog er die Kapuze unwillkürlich fester. Es regnete immer noch in Strömen. Er ging über den Hof. Gerade als er an der Straße ankam, fuhr der Bus vorbei. Natürlich fuhr der Bus genau durch eine Pfütze und hinterließ eine ihm Flüche nachwerfende Lasso.
Daher kam eine äußerst gereizte Lasso nach hause. Sie wurde noch wütender, als sie wieder in ihr Zimmer klettern musste, da ihre Mutter sie sonst sehen würde. Als Lars jedoch aus dem Badezimmer kam und Shampoo sich in seine Arme warf, verflog seine Wut sofort.
Dann warf Lars sich auf sein Bett.
Shampoo: „Na, hattest du einen anstrengenden Tag?"
Lars: „Kann man so sagen…"
Dann fing er an, Shampoo die Einzelheiten zu erzählen. Shampoo konnte gar nicht aufhören zu lachen. Als Lars fertig war und etwas bedröppelt dreinschaute, weil Shampoo über ihn lachte, tröstete die ihn mit einem langen Kuss.
Der Rest des Tages verlief friedlich. Lars und Shampoo unterhielten sich eine Weile mit Lars Eltern. Dann gingen sie nach oben und legten sich wieder ins Bett, wo sie einige Stunden bis zum Abendessen mit Schmusen verbrachten. Schon bald nach dem Essen gingen sie ins Bett, beide waren mittlerweile ziemlich müde. Kurz bevor Lars einschlief, überprüfte er noch, ob er Shampoo auch umarmte, damit sie auch mit in Ranmas Welt kam.
Ranma und Akane blieb noch eine Woche, ihre Rollen perfekt zu können. Da sie die Hauptpersonen in dem Stück waren und miteinander am meisten Text sprechen mussten, fiel es ihnen um einiges leichter, ihre Rollen zu lernen. Denn sie sahen sich ja den ganzen Tag und hatten so genug Zeit.
Nach zwei Tagen waren sie bis zu der ersten Kussszene gelangt. Ranma sagte seinen Text zu ende, dann sah er Akane verlegen an.
Ranma: „So…jetzt müssten wir uns eigentlich küssen…Meinst du, wir sollte das schon vorher üben?"
Akane: „Nein, lieber nicht. Es soll ein einmaliges und außergewöhnliches Erlebnis werden."
Akane errötete leicht und schaute verlegen zu Boden.
Ranma: „Genau so habe ich es mir auch gedacht! Also lass uns weiter machen."
Und sie übten weiter. Sie waren fast den ganzen Tag, außer in der Schulzeit natürlich, damit beschäftigt, für das Theaterstück zu üben.
Als Soun sie bei einer Liebesszene erwischte, brach er in Tränen aus und lief davon, überall zu verkünden, dass Ranma und Akane heiraten würden, da er nicht mitbekommen hatte, dass die beiden für ein Theaterstück übten. Akane und Ranma hatte dies überhaupt nicht mitbekommen.
Umso überraschter waren sie, als sie am nächsten Tag in der Schule von jedem angesprochen wurden, ob das denn der Wahrheit entspräche.
Ranma stand in einer Pause abseits von den anderen und sah in die Ferne. Als ihn jemand von hinten ansprach, fuhr Ranma genervt herum.
Ranma: „Verflucht, nein! Akane und ich sind ‚nicht' zusam…Ach, Akane, du bist es!"
Akane sagte nichts, sie sah ihn nur mit großen Augen an. Ranma konnte sich ihrem Blick nicht entziehen. Ihre Augen waren voller Traurigkeit, doch es lag noch etwas anderes darin, etwas, was Ranma nicht genau bestimmen konnte. Er ahnte nicht, dass es Sehnsucht war, sich verzehrende Sehnsucht.
Ranma drehte seinen Kopf zur Seite und starrte zu Boden.
Ranma: „Bitte, Akane! Schau mich nicht so an…"
Akane flüsterte: „Wieso nicht?"
Ranma: „A-Akane…ich halte es einfach nicht aus, dich so traurig zu sehen!"
Akane: „Dann tu etwas dagegen…"
Immer noch flüsterte sie leise, so dass Ranma die Worte kaum verstand. Unwillkürlich flüsterte Ranma ebenfalls.
Ranma: „Aber…aber was denn?"
Akane seufzte leise.
Akane: „Du verstehst es einfach nicht…Willst du es nicht verstehen oder kannst du es nicht verstehen?"
Noch trauriger als zuvor sah sie Ranma an.
Ranma: „Ich…"
Doch Akane drehte sich um und ging langsam davon. Ranma rief ihr hinterher, doch Akane reagierte nicht. Ranma lief ihr hinterher und drehte sie am Arm zu sich um.
Ranma: „Akane! Ich…"
Dann drehte er seinen Kopf zu Seite. Seine Stimme war ein Hauchen, kaum zu hören, und zitterte wie Espenlaub.
Ranma: „Nein…ich kann es nicht…"
Akane: „Oh Ranma…"
Sie strich ihm kurz mit der Hand über die Wange, dann drehte sie sich um und ging in die Schule. Ranma stand einfach nur da und starrte in die Ferne.
Irgendwo hinter ihm pries Nabiki lautstark die Karten für das Theaterstück an. Sie machte Riesengeschäfte. Jeder wollte das Stück sehen, alle waren auf den Kuss von Ranma und Akane gespannt. Nabiki hatte in weiser Voraussicht gleich alle restlichen Karten gekauft und verkaufte sie jetzt zu Wucherpreisen weiter.
Eine einzelne und verlassene Träne rann unendlich langsam über Ranmas Wange, während er der Wolken verhangenen Sonne entgegenstarrte. Schließlich riss Ranma seine Hand hoch und wischte die Träne mit einem Ruck ab. Dann drehte er sich um und ging ebenfalls in die Schule.
Doch schon nach der Schule übten Ranma und Akane weiter, als wäre nichts gewesen.
Schließlich war der Abend gekommen. Ranma und Akane machten sich alleine auf den Weg zur Schule, alle anderen würden erst später nachkommen. Beide hatten jetzt schon höllisches Lampenfieber.
Als sie durch den Hintereingang der Aula hereinkamen, stürmte ihre Lehrerin sofort auf sie zu und drängte sie in eine Ecke, wo die beiden unversehens für die erste Szene hergerichtet wurden. Ranmas Herz klopfte so laut und schnell, dass er Angst hatte, es würde jeden Augenblick zerspringen. Auch in seinem Bauch rumorte es wie verrückt. So aufgeregt war er noch nie gewesen, diesmal war er es aus verschiedenen Gründen.
Ihre Lehrerin schien mindestens so aufgeregt wie er, denn sie hetzte von einem zum anderen, als hätte das Theaterstück schon begonnen und sie zu spät dran wären.
Lehrerin: „Wir haben noch eine halbe Stunde! Bis dahin muss alles fertig sein!"
Damit rannte sie davon, um zu schauen, ob das Bühnenbild auch richtig stand. Ranma stand ziemlich allein gelassen inmitten der hektischen Aktivitäten. Überall um ihn herum waren weitere Schüler mit den verschiedensten Arbeiten beschäftigt. Hier und dort wurden einigen noch ihre Kostüme verpasst, andere liefen nervös hin und her und sagten immer wieder ihren Text auf, sei er noch so kurz.
Direkt vor ihm rannte jemand mit einer künstlichen Palme vorbei, schon kurze Zeit kam er von der Bühne zurück, immer noch mit der Palme in der Hand, gefolgt von aufgeregten Rufen der Lehrerin.
Lehrerin: „Eine Palme? Wir brauchen einen Baum, keine Palme! Romeo und Julia wohnen doch nicht auf Hawaii!"
Nur Ranma stand ohne die geringste Bewegung da. Er registrierte das hektische Treiben um ihn herum überhaupt nicht, sondern starrte einfach in die Luft.
Bis Akane ihn sanft antickte. Ranma drehte sich zu ihr um und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Akane hatte ein wunderschönes weißes Kleid an. Ranma bekam weiche Knie, ein Schauer überströmte ihn. Akane sah ihn besorgt an und betastete das Kleid.
Akane: „Stimmt etwas nicht mit dem Kleid?"
Ranma: „Doch! Doch…es ist…nur so…ungewohnt…dich ‚so' zu sehen…"
Akane: „Gefällt es dir nicht? Wir haben noch andere Kleider da."
Ranma: „Doch! Es passt dir…toll…"
Akane lächelte ihn an.
Akane: „Du siehst aber auch ziemlich schick aus."
Ranma musste grinsen. Ihn überkam wieder eine gewisse Übelkeit, ihm wurden die Umstände, in denen sie sich befanden, wieder bewusst.
Lars und Shampoo hatten sich für den Abend ebenfalls schick gemacht, wie alle anderen Schüler und Eltern auch. Riesige Massen strömten in die Aula. Irgendwie fanden viel mehr Leute Platz, als gewöhnlich in solch eine Aula passten. Es war rappelvoll.
Lars und Shampoo hatten durch Nabiki ziemlich gute Plätze bekommen, die sie allerdings auch noch einiges gekostet hatten. Sie hatten freie und gerade Sicht auf die Bühne.
Schließlich wurden die Lichter langsam gedämpft. Das Raunen der Leute senkte sich immer mehr und verstummte dann ganz. Ein einzelner Lichtkegel entstand auf der Mitte der Bühne, durch den Vorhang trat die Lehrerin heraus.
Lehrerin: „Guten Abend, meine Damen und Herren, meine Schüler und Schülerinnen. Heute werden sie das Stück Romeo und Julia sehen, welches ihnen sicher allen bekannt ist. Ich hoffe, sie haben viel Spaß dabei. Ohne lange Umschweife fangen wir jetzt an. Ich wünsche ihnen einen schönen und unterhaltsamen Abend!"
Beifall begleitete die Lehrerin mit hinaus hinter die Bühne. Als die Lehrerin Ranma auf seine Position schob, wollte dieser am liebsten im Boden versinken. Sein Lampenfieber nahm gigantische Dimensionen an. Als der Vorhang sich langsam vor ihm öffnete, wäre er fast davongelaufen. Doch im letzten Augenblick riss er sich zusammen.
Dann begann das Theaterstück. Bei seinen ersten Sätzen stockte Ranma noch einige Male, doch schnell hatte er sich daran gewöhnt, das Publikum ignorierte er einfach. So nahm die Geschichte ihren Lauf.
Schließlich kam der Höhepunkt, Ranmas und Akanes erste Kussszene immer näher. Ranma wurde wieder nervöser, als es soweit war, wäre er zum zweiten Mal am liebsten davongelaufen.
Ranma und Akane standen sich einander gegenüber und sahen sich fest in die Augen. Ihren Text sprachen sie völlig unbewusst, aber trotzdem mit so viel Gefühl, wie überhaupt möglich war.
Dann war es soweit. Nach Ranmas letztem Wort herrschte Totenstille im Saal, es schien, als hätte jeder den Atem angehalten. Ranma war mittlerweile ziemlich heiß, sein Herz klopfte stärker als je zuvor. Akane ging es genauso. Langsam beugten sie sich zueinander. Akane schloss ihre Augen. Alle starrten wie gebannt auf die beiden.
Ranma zögerte kurz, dann beugte er sich zu Akane und küsste sie, erst nur kurz. Dann noch einmal, aber viel länger und leidenschaftlicher. Leise ertönte eine langsame Melodie aus dem Orchester. Alle waren gerührt von dem Anblick, hier und da flossen sogar Tränen.
Ranma fühlte sich, als würde er sein Körper gleich vor Gefühlen explodieren. Er kam sich vor, als würde er mit Akane alleine durch einen Sternenhimmel schweben. Das Küssen so toll war, hätte er sich nie zu Träumen erwagt.
Akane gab sich dem Kuss einfach nur hin. Auch sie schwebte im siebten Himmel, ein wohliger Schauer überlief sie, in ihrem Bauch kribbelte es so sehr, dass es kaum zum Aushalten war.
Als sie sich schließlich langsam voneinander lösten und ihre Augen öffneten, lächelten sie sich selig an. Dann fing Akane leise an, ihren Text weiter zu sprechen. Doch dann hatte sie sich wieder in der Gewalt und steigerte ihre Lautstärke.
Das Theaterstück nahm seinen weiteren Lauf, Ranma brachte es wieder fertig, Tränen fließen zu lassen. Als das Stück schließlich zu ende war, herrschte wieder Totenstille im Saal. Jeder weinte vor Rührung. Selbst Lars liefen die Tränen die Wangen hinunter. Er drehte sich zu Shampoo.
Lars: „Toll…einfach toll…das liegt wohl an den wirklichen Gefühlen der beiden."
Dann fing er als erster an zu klatschen, alle anderen schreckten aus ihren Gedanken und fielen ein. Tosender Beifall ließ die Aula der Schule erzittern. Alle standen auf und gaben den Schauspielern, die jetzt wieder auf die Bühne kamen und sich verbeugten, Standing Ovation.
Ranmas Hochgefühl wurde durch das tosende Klatschen, die Rufe, Pfiffe und die triumphale Orchestermusik noch mehr verstärkt. Er schwebte im siebten Himmel. So toll hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Akane schien es genauso zu gehen, denn sie hielt seine Hand fest umschlossen, während sie sich immer und immer wieder verbeugten.
Schließlich strömten die Massen den Ausgängen entgegen, überall liefen angeregte Gespräche über das eben gesehene. Shampoo und Lars drängten sich Hand in Hand zusammen mit den Tendos durch die Menschenmenge und gingen direkt hinter die Bühne.
Ranma und Akane standen rot und schwer atmend inmitten der anderen Schauspieler, alle unterhielten sich angeregt über das Theaterstück. Soun drängte sich durch die Massen und umarmte Akane so fest, dass sie kaum Luft bekam. Er heulte wieder einmal Sturzbäche.
Soun: „Oh, Akane! Du warst so toll!"
Schließlich gelang es Akane, sich von Soun zu befreien.
Nabiki: „Hey, das hätte ich dir ja gar nicht zugetraut, kleine Schwester."
Akane stand verlegen inmitten der Leute, die sie mit Komplimenten überschütteten. Ranma erging es genauso. Lars klopfte Ranma auf die Schulter.
Lars: „Wow, das hätte ich dir nicht zugetraut, sogar ich war zu Tränen gerührt."
Shampoo: „Ich finde, das ist doch ein Grund zum Feiern, oder?"
Kasumi: „Du meine Güte. Das ist eine gute Idee! Aber ich habe doch gar nichts zu Essen vorbereitet!"
Soun: „Das macht doch nichts! Gehen wir doch ins Nudelrestaurant von Shampoo und Lars!"
Also machten sie sich auf den Weg. Genma zog Ranma zur Seite.
Genma: „Ich bin wirklich stolz auf dich Junge! Bald bist du ein richtiger Mann!"
Ranma ging wieder zu den anderen und unterbrach so den schwachsinnigen Redestrom seines Vaters, der gleich gefolgt wäre.
Akane: „Das war doch wirklich schön, oder Ranma?"
Ranma: „Wenn du den Kuss meinst…ich konnte ja schließlich nicht zulassen, dass Tatewaki dich küsst, also war es sozusagen eine Pflicht für mich."
Gleichzeitig prallten zwei Fäuste in Ranmas Gesicht. Lars und Akane sahen wütend zu, wie Ranma umfiel. Ranma ächzte zu ihnen hinauf:
„Reagiert doch nicht gleich so über! Das war doch bloß ein Scherz!"
Lars: „Ach ja? Dann beweise es uns, indem du Akane vor unser aller Augen noch einmal küsst!"
Ranma rappelte sich verlegen auf und starrte Akane an.
Ranma: „Ich…ähm…also…ähh…"
Akane: „Dann habe ich mich doch in dir getäuscht…und ich dachte schon…"
Doch das war zuviel für Ranma. Er presste seine Lippen auf die von Akane. Aus dem erst groben Kuss wurde schnell wieder ein äußerst leidenschaftlicher. Dabei umarmten sie sich fest.
Nach langer Zeit lösten sie sich keuchend wieder voneinander.
Ranma: „Akane…ich…"
Da versagte Ranma die Stimme. Akane half ihm aus der Patsche.
Akane: „Ranma…ich liebe dich! In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so für jemanden empfunden…"
Ranma: „Akane…ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen! Schon als ich dich das erste Mal sah…"
Und wieder verloren sie sich in einen langen Kuss während Soun und Genma sich weinend in den Armen lagen.
Soun: „Saotome! Endlich! Unsere Kampfschulen werden vereint!"
Die anderen sahen dem glücklich zusammengefunden Paar einfach nur lächelnd zu. Schließlich gingen sie weiter. Akane und Ranma Arm in Arm, Akane hatte ihren Kopf auf Ranmas Schulter gelegt. Immer wieder tauschten sie Küsse aus.
Ranma fühlte sich so glücklich wie noch nie. Diesen Abend würde er nie vergessen. Endlich hatten sie sich ihre Liebe gestanden! Bei jeder Berührung von Akane wurde ihm wieder neu warm ums Herz.
Akane drückte sich eng an Ranma, bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen. Auch sie schwebte auf Wolke Sieben. Und auch ihr würde dieser Tag ewig in Erinnerung bleiben.
Shampoo und Lars gingen eng umschlungen hinter ihnen. Angesichts des frisch zusammengefundenen Paars erinnerten sie sich wieder an ihr eigenes Zusammenkommen und tauschten nicht weniger Zärtlichkeiten als Ranma und Akane aus.
Ryoga hatte die Geschehnisse traurig beobachtet. Er hatte von Anfang an ein Auge auf Akane geworfen.
Ryoga: *Ach, Akane…Jetzt wirst du mir wohl für immer verwehrt bleiben! Aber vielleicht finde ich ja eines Tages jemanden, der genauso toll ist wie du!*
Da erinnerte ihn ein lautes Knurren seines Magens an seinen fürchterlichen Hunger. Und da er ja eigentlich mehr oder weniger sowieso bei den Tendos wohnte, lief er ihnen schnell hinterher.
Ryoga: „Hallo!"
Erstaunt drehten sich alle zu ihm um.
Kasumi: „Du liebe Güte! Ryoga! Wo warst du denn die ganze Zeit?"
Ryoga: „Ach, ich…ähm…habe einen kleinen Abstecher nach Frankreich gemacht…"
Genma: „Frankreich? Das ist aber ziemlich weit weg…"
Nabiki: „Ist doch nun auch egal, wohin er sich diesmal wieder verlaufen hat! Ich bekomme langsam mächtig Hunger! Lasst uns gehen! Und nimm jemand diesen Volltrottel bei der Hand, sonst geht er uns gleich wieder verloren…"
Ryoga wollte protestieren, doch Nabiki winkte ab und ging los. Alle folgten ihr, also setzte sich Ryoga auch in Bewegung.
Als sie im Nudelrestaurant ankamen, schob Cologne schnell einige Tische zusammen. Dann verteilte sie die Speisekarten. Als Shampoo ihr helfen wollte, drückte Cologne sie wieder auf ihren Platz.
Cologne: „Was soll Lars denn ohne dich machen?"
Widerwillig, da sie ihre Urgroßmutter nicht alles alleine machen lassen wollte, setzte sich Shampoo schließlich hin. Doch als Lars sie umarmte und ihr einen Kuss gab, verschwand ihr Widerwillen von alleine.
Auch Kasumi und Doktor Tofu saßen Hand in Hand am Tisch und sahen sich zärtlich an. Nachdem sie bestellt hatten und das Essen da war, stand Soun auf und sprach einen Toast auf die drei Pärchen.
Soun: „Auf das sie sich ewig lieben!"
Sogar Ryoga hob sein Glas. Ranma drehte sich zu Akane und lächelte sie an.
Ranma: „Das werde ich sowieso."
Eine kleine einsame Träne rollte seine Wange hinunter.
Akane: „Was hast du denn? Wieso weinst du?"
Ranma: „Ich bin nur so überglücklich…so glücklich war ich in meinem ganzen Leben noch nicht."
Akane lächelte ihn an und sah Ranma mit solch einem Blick an, dass Ranma die Knie weich wurden. Wieder versanken die beiden in einem zärtlichen Kuss, während die anderen klatschend applaudierten.
Mit Ausnahme von Ryoga hatten alle viel Spaß am dem Abend. Er war immer noch nicht darüber hinweg, dass Akane Ranma liebte. In Gedanken versunken saß er traurig da, keiner beachtete ihn.
Am nächsten Morgen sollte schon die nächste Katastrophe über das Haus der Tendos kommen. Fröhlich aßen alle ihr Frühstück. Genma hörte ausnahmsweise früher als die anderen mit dem Essen auf, um noch einige Besorgungen für Kasumi zu erledigen.
Doch als er eine Stunde später immer noch nicht da war, fing Soun an, sich Sorgen um ihn zu machen. Weinend rannte er kreuz und quer durchs Haus. Bis Ranma aus ihm herausbekommen hatte, was überhaupt los war, verging noch eine weitere halbe Stunde.
Er zog mit Akane los, um Genma zu suchen. Doch sie mussten nicht weit gehen, denn gerade als sie die Haustür öffneten, flog Genma an ihnen vorbei und knallte krachend gegen die Wand.
Er fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Völlig perplex starrten Ranma und Akane ein Mädchen mit dunklen langen Haaren an, das eine Art riesigen Spachtel in der Hand hielt. Damit hatte sie Genma wohl dorthin befördert, wo er jetzt lag.
Ranma: „W-Wer bist du? Und wieso hast du meinen Vater verprügelt?"
Ukyo: „Ich bin Ukyo Kuonji. Und ‚den' da habe ich verprügelt, weil er mir vor langer Zeit meinen Okonomiyaki-Karren geklaut hat!"
Plötzlich zuckte Ukyo zusammen.
Ukyo: „'Was' hast du eben gesagt? Das ist dein Vater? Das heißt, du bist…Ranma!"
Akane: „Woher weißt du das denn?"
Ranma: „Woher kennst du meinen Namen?"
Ukyo: „Erinnerst du dich denn nicht mehr?"
Ranma: „Erinnern? Woran?"
Ukyo: „Du hast es also wirklich vergessen…dann werde ich dich wieder daran erinnern!"
Und schon hatte sie Ranma eins mit ihrem Riesenspachtel übergezogen. Ächzend sank dieser zu Boden.
Akane: „Hey! Was fällt dir ein?"
Ranma rappelte sich auf und sprang zu seinem Vater. Wie wild schüttelte er Genma, bis dieser langsam seine Augen öffnete und stöhnte.
Ranma: „Was hat das hier schon wieder zu bedeuten? Was hast du jetzt wieder gemacht?"
Genma: „Nun ja…sie ist…deine Verlobte!"
Es herrschte Totenstille. Alle starrten Genma an.
Genma: „Damals, als wir noch in China waren, hast du ihrem Vater einen Okonomiyaki gestohlen. Ihr Vater ist nämlich ein Okonomiyaki-Bäcker. Da ich natürlich kein Geld hatte, den Okonomiyaki zu bezahlen, musste ich uns irgendwie aus der Schlinge ziehen. Also habe ich ihrem Vater versprochen, dass du später Ukyo heiraten und in der Bäckerei helfen wirst."
Ukyo: „Und jetzt bin ich hier! Was fällt dir eigentlich ein, einfach so abzuhauen? Ohne mich mitzunehmen?"
Und wieder fiel Ukyo über Ranma her. Als sie fertig war, rappelte sich Ranma stöhnend wieder auf. Plötzlich umarmte Ukyo Ranma.
Ukyo: „So, nachdem diese Dinge geklärt wären, können wir jetzt ja heiraten!"
Entgeistert starrten Ranma und Akane sie an. Ranma drückte Ukyo von sich weg.
Ranma: „Das wird wohl nichts. Ich bin nämlich schon verlobt."
Diesmal war es an Ukyo, entgeistert zu starren.
Ukyo: „Aber…das kannst du mir nicht antun! Früher sind wir doch so…vertraut miteinander umgegangen!"
Akane: „Vertraut?"
Sie zog eine Augenbraue hoch, tief in ihr keimte ein schrecklicher Verdacht.
Ranma: „Akane, es ist nicht so, wie es scheint!"
Ukyo: „'Was'? Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du ‚das' vergessen hast?"
Ranma sah Akane immer verzweifelter an. Er hatte keine Ahnung, wovon Ukyo da redete. Mit Entsetzen sah er, wie Akane in Tränen ausbrach. Akane gab Ranma eine schallende Ohrfeige, dann drehte sie sich um und rannte davon.
Ranma: „Akane!"
Er wollte ihr hinterher rennen, aber Ukyo fiel ihm schluchzend in die Arme und hinderte ihn so daran.
Ukyo: „Ranma, das kannst du mir nicht antun!"
Ranma: „Verflucht, was soll denn damals bitte gewesen sein? Wir haben miteinander gespielt! Na und? Ich liebe dich ‚nicht'! Klar?"
Ukyo löste sich von ihm und starrte ihn entsetzt an. Plötzlich fing sie an zu kichern.
Ukyo: „Das eben war wohl deine Verlobte, was? Dann können wir jetzt ja heiraten, so wie die geheult hat!"
Das war zuviel für Ranma. Ein gewaltiger Knall hallte durch das Haus. Mit entsetzen starrte Ranma auf seine eigene Hand. Er hatte noch nie in seinem Leben ein Mädchen geschlagen, das gehörte sich einfach nicht. Doch soeben hatte er das Tabu gebrochen.
Ukyo sah Ranma völlig entgeistert an. Dann brach sie in Tränen aus und rannte ebenfalls davon. Ranma wollte ihr nachlaufen, doch dann fiel ihm Akane wieder ein.
Ryoga irrte wieder einmal durch die Stadt, auf der Suche nach dem Haus der Tendos. Als er gedankenverloren um eine Ecke bog, lief er genau in ein Mädchen hinein, dass ihm schluchzend entgegen gerannt kam. Beide stürzten hart zu Boden.
Ryoga sprang auf und half dem Mädchen ebenfalls hoch. Mitleidig sah Ryoga das Mädchen an.
Ryoga: „Alles in Ordnung mit dir?"
Das Mädchen nickte nur heftig und wollte weiterlaufen, aber Ryoga hielt es am Arm fest. Dann drückte er dem Mädchen ein Taschentuch in die Hand. Verwundert sah es ihn an und vergaß völlig, weiterzuweinen.
Ryoga: „Ähm…habe ich was falsch gemacht? Ich wollte doch nur behilflich sein!"
Mädchen: „Nein…aber…bei uns in China sind die meisten nicht so freundlich. Nur einer war es…"
Damit brach sie wieder in Tränen aus. Ratlos und verlegen schaute Ryoga sie an. Er hatte keine Ahnung, wie man mit solch einer Situation umging.
Ryoga: „Öhm…willst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist? Vielleicht geht es dir dann ja besser!"
Das Mädchen nickte leicht. Also führte Ryoga es in den Park, wo sie sich auf einer Bank niederließen. Je mehr ihm das Mädchen erzählte, desto mehr hatte er das Gefühl, dass es sich nur um einen Jungen handeln konnte.
Ryoga: „Sag…heißt der Junge zufällig Ranma?"
Ukyo sah ihn erstaunt an.
Ukyo: „Ja! Kennst du ihn?"
Ryoga: „Und ob ich ihn kenne! Er ist mein Freund…mehr oder weniger. Aber dieses Mal ist er wohl ein wenig zu weit gegangen! So was von unverfroren!"
Plötzlich warf sich Ukyo schluchzend an seine Brust.
Ukyo: „Du bist so nett zu mir!"
Verlegen grinsend und knallrot kratzte Ryoga sich am Kopf. Wieder hatte er nicht die leiseste Idee, wie er reagieren sollte. Noch nie war ihm ein weibliches Geschöpf so nah gewesen, wie ihm gerade bewusst wurde.
Und wie immer in solch einer Situation reagierte Ryoga völlig über. Die wildesten Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, irre lachend sah er in die Ferne. Als er allerdings bemerkte, dass Ukyo ihn verwirrt ansah, riss er sich schnell wieder zusammen.
Ryoga: „Wegen Ranma…ich glaube, den kannst du vergessen. Du hättest mal sehen sollen, wie sehr er und Akane, das ist seine Verlobte, sich geküsst haben…"
Ukyo: „Aber diese Akane hat ihm doch eine Ohrfeige gegeben und ist dann weggerannt…"
Weiter kam Ukyo nicht, denn Ryoga sprang auf und lief so schnell er konnte davon. Völlig verwirrt sah Ukyo ihm nach.
Ukyo: *Irgendwie ist er ja ganz süß…aber andererseits ist er auch äußerst komisch…*
Noch verwirrter war Ukyo, als Ryoga plötzlich keine fünf Minuten später völlig außer Atem wieder bei der Parkbank ankam, jedoch aus der anderen Richtung, in die er vorher gelaufen war. Schnaufend ließ Ryoga sich auf die Parkbank fallen.
Ukyo: „Ähm…was ist denn los?"
Ryoga: „Ach…nichts….wie heißt du eigentlich?"
Geschickt lenkte er das Thema von Akane weg.
Ukyo: „Ich bin Ukyo Kuonji. Ich komme aus China, mein Vater ist Okonomiyaki- Bäcker, und ich werde eines Tages in seine Fußstapfen treten. Und du?"
Ryoga: „Ich heiße Ryoga Hibiki."
Ukyo: „Sag mal, Ryoga, wieso bist du denn eben im Kreis gerannt?"
Ryoga kratzte sich wieder einmal verlegen am Kopf.
Ryoga: „Nun ja…du musst wissen, ich habe so gut wie keinen Orientierungssinn. Das liegt irgendwie in der Familie!"
Ukyo: „Ach so! Und wo wolltest du hin?"
Ryoga: „Dir kann ich es ja sagen…ich liebe Akane…und ich dachte, vielleicht habe ich ja noch eine Chance, wenn sie Ranma geschlagen hat. Aber mir ist gerade klar geworden, dass ich nie eine Chance bei ihr haben werde. Den einzigen, den sie liebt, ist Ranma."
Ukyo: „Bei mir ist es fast genauso mit Ranma! Da haben wir ja was gemeinsam!"
Ryoga fiel in ihr Lachen ein.
Ryoga: „Sag mal…was machst du denn jetzt? Hast du irgendwelche Pläne?"
Ukyo: „Ja. Ich glaube, ich werde ein Okonomiyaki-Restaurant hier in Nerima eröffnen."
Ryoga: „Wirklich? Das ist ja toll!"
Ukyo: „Und du? Was willst du machen?"
Ryoga: „Ich weiß es nicht. Ich bin mein ganzes Leben durch die ganze Welt gelaufen, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben."
Ukyo: „Mh…ich könnte vielleicht noch einen Küchengehilfen oder einen Kellner gebrauchen…hättest du Interesse?"
Ryoga: „Interesse schon, aber ich finde ja noch nicht mal von der Küche zu einem Tisch!"
Ukyo: „So schlimm wird es schon nicht sein! Aber ich muss erst einmal ein passendes Haus finden und Geld von meinem Vater erbeten."
Desto mehr Ukyo Ryoga erklärte, wie sie sich das Restaurant vorstellte, desto mehr begeisterte sich Ryoga für die Idee. Doch dann kam ihn ein schrecklicher Gedanke.
Ryoga: „Ähm, Ukyo? Deine Okonomiyakis…schmecken die denn auch? Also, kannst du die gut machen?"
Ukyo lachte: „Mach dir darüber keine Sorgen! Ich bin so ziemlich die beste Okonomiyaki-Bäckerin aus ganz China! Du kannst dich gerne davon überzeugen!"
Ryoga: „Nein, wenn du es sagst, glaube ich es dir."
Ranma hatte keine Ahnung, wohin Akane gelaufen war. Aber irgendein Instinkt sagte ihm, dass er sie am Meer finden würde. Und tatsächlich, auf der höchsten aller Klippen saß sie und starrte auf die tosenden Wellen hinaus. Keuchend sank Ranma auf die Knie. Als er wieder bei Atem war, stand er auf und näherte sich Akane langsam. Er konnte nur ihren Rücken sehen. Aber auch ohne ihr Gesicht zu sehen wusste er, wie sie sich fühlen musste.
Sanft und vorsichtig sprach Ranma sie an.
Ranma: „Akane?"
Mit tränenerstickter Stimme antwortete sie ihm, leise.
Akane: „Verschwinde…"
Ranma: „Akane, lass es mich doch erklären!"
Akane: „Ich habe gesagt, du sollst verschwinden! Hau ab!"
Ranma: „Verdammt Akane! Hör dir doch erst einmal an, was ich zu sagen habe!"
Akane sprang auf und fuhr herum. Sie funkelte ihn wütend an, ihr Gesicht war tränenüberströmt.
Akane: „Dir zuhören? Ich werde dir nie wieder zuhören! ‚Nie wieder!'"
Akane wusste, wie sehr in diese Worte verletzt haben mussten, aber das war ihr egal. Am liebsten würde sie einfach zu ihm hingehen, ihn umarmen und küssen. Aber ihr Stolz ließ es nicht zu. Denn er liebte eine andere. Doch das redete sie sich nur ein, sie wusste eigentlich, dass er nur sie liebte.
Ranma ging einen Schritt auf Akane zu. Akane fauchte ihn an:
„Bleib wo du bist! Oder ich springe!"
Ranmas Augen weiteten sich. Sie wollte doch nicht etwa Selbstmord begehen?
Ranma: „Akane! Bist du des Wahnsinns?"
Akane: „Oh nein! Wer hier des Wahnsinns ist, das bist du! Ich wusste es doch, alle Jungen sind gleich. Du bist nicht anders als die anderen, oh nein! Du bist genau so ein Perverser wie es alle Jungs sind!"
Ranma: „Akane, das ist nicht wahr! Und das weißt du auch!"
Kurz funkelte in Akanes Augen etwas anderes auf. Aber nur so kurz, dass Ranma es nicht richtig deuten konnte. War es Mitleid? Verständnis?
Ranma: „Akane! Ich liebe Ukyo nicht! Mir ist erst eben klar geworden, woher ich sie überhaupt kenne! Ich habe früher oft mit ihr gespielt, aber nur, weil sie sich als Junge ausgegeben hat! Für mich war sie immer nur Ucchan, ein guter Freund. Ich wusste bis heute überhaupt nicht, dass sie ein Mädchen ist!"
Akane sah ihn mit großen Augen an. Sie waren anders als vorher, nicht mehr voller Wut sondern voll Zweifel und Liebe. Akane wusste nicht, ob sie ihm so leicht glauben konnte. Konnte sie ihm vertrauen? Er sagte die Wahrheit, dass fühlte sie. Akane kannte Ranma gut genug.
Ranma starrte Akane verzweifelt an. Würde sie ihm glauben, ihm vertrauen? Wenn nicht, würden sich für ihn die tiefsten Abgründe der Hölle öffnen, das wusste er. Er konnte einfach nicht ohne Akane leben!
Doch schon im nächsten Augenblick machte sich eine unendliche Erleichterung in seinem Körper breit. Denn Akanes Augen sagten für ihn mehr als tausend Worte. Sie waren voller Liebe und Vertrauen. Bei diesem Blick wurden Ranma wieder einmal die Knie weich.
Akane: „Oh Ranma!"
Sie lief auf Ranma zu, der breitete überglücklich die Arme aus, um sie zu empfangen. Doch bevor das geschehen konnte, wurde Akane plötzlich von links und rechts ergriffen und emporgehoben. Entgeistert starrte Ranma die zwei Männer an, die Akane anscheinend entführten. Sie hatten große weiße Flügel auf den Rücken. Sie trugen nur einen Lendenschurz aus weißen Federn, um die Schultern hatten sie Köcher, aus denen weiße Federn von vielen Pfeilen herauslugten. Ihre Mienen waren wie versteinert, Ranma beachteten sie keines Blickes. Akane strampelte wie wild um sich, doch auch das machte ihnen nichts aus.
Die beiden Männer hielten Akane jeder auf einer Seite am Arm fest, sie sah genau in die andere Richtung in die sie flogen. Verzweifelt streckte Akane ihre Hand zu Ranma aus.
Akane: „Ranma! Hilfe!"
Doch Ranma war machtlos. Akane war schon zu weit weg, außerdem würde er die Klippen hinunterstürzen, wenn er nur einen Schritt weitergehen würde. Akane sah verzweifelt mit an, wie Ranma immer kleiner wurde, schließlich war er nur noch als ein kleiner Punkt auf den riesigen Klippen zu erkennen.
Wütend wandte sie ihren Kopf, um ihren Entführern die Meinung zu sagen.
Akane: „Was wollt ihr von mir?"
Die Männer taten, als hätte sie nichts gehört. Unbeirrt flogen sie weiter.
Akane: „Wo bringt ihr mich hin?"
Doch wieder bekam sie keine Antwort. Nach vielen weiteren Kommunikationsversuchen gab Akane es schließlich auf. Resigniert und traurig ließ sie den Kopf hängen.
Ranma ließ sich am Rand der Klippen langsam auf die Knie sinken, dann kippte er vorne über und stützte sich mit den Armen ab. Verzweifelt starrte er in die Tiefen, wo die Wellen tosend gegen die Felsen schlugen. So machtlos hatte er sich noch nie gefühlt. Er musste Akane retten! Bloß wie? Er hatte keine Ahnung, wo sie hingebracht wurde, und fliegen konnte er auch nicht.
Ihm kamen die Tränen.
Er machte sich wirklich große Sorgen um Akane. Er hatte Angst, dass ihr etwas geschehen könnte. Er wollte sie doch einfach nur wieder in seinen Armen halten!
Schließlich rannte er völlig verzweifelt zurück nach Nerima. Da fiel ihm etwas ein.
Ranma: *Lars kann mir bestimmt helfen! Er kennt ja meine Zukunft, also wird er auch wissen, wie ich Akane retten kann!*
Also stürmte er keuchend und völlig verschwitzt in das Nudelrestaurant. Cologne sah ihn erstaunt an.
Cologne: „Was ist denn passiert?"
Ranma: „Keine Zeit! Wo ist Lars?"
Cologne: „Draußen im Garten!"
Schnell lief Ranma durch die Hintertür nach draußen, wo Lars und Shampoo gerade gegeneinander kämpften. Erstaunt hielten sie inne, als sie Ranma erblickten.
Ranma: „Lars! Ich muss mit dir reden! Alleine!"
Verwundert kam Lars zu ihm, dann gingen sie um das Haus herum und setzten sich auf den Rasen. Ranma ratterte herunter, was geschehen war. Lars ärgerte sich über sich selbst.
Lars: „Verdammt! Ich habe völlig vergessen, dich auf Ukyo vorzubereiten!"
Ranma: „Wie kann ich Akane retten? Das war doch bestimmt auch in den Mangas oder?"
Lars: „Nein, war es nicht! Das verstehe ich nicht…komisch."
Verzweifelt sah Ranma ihn an.
Ranma: „Was soll ich jetzt bloß machen? Ich weiß nicht wo sie ist und fliegen kann ich schon gar nicht!"
Bevor Lars antworten konnte, hörten sie Schreie aus dem Hintergarten. Entsetzt sprangen sie auf.
Lars: „Das ist Shampoo!"
Sie stürmten zurück in den Garten, wo sich für Ranma ein altbekanntes Bild bot. Shampoo war schon zu weit in der Luft, als das man ihr hätte helfen können. Verzweifelt schlug sie um sich, während zwei Männer mit Flügeln sie immer weiter emporhoben.
Verzweifelt rief Shampoo nach Lars, doch der war genauso machtlos, wie Ranma es gewesen war. Schockiert sah er Shampoo nach, bis sie nur noch als ein Fleck am Horizont zu sehen war.
Lars: „Was passiert hier? Was wollen die mit ihr? Sie werden ihr doch wohl nichts antun?"
Zur selben Zeit trafen Ukyo und Ryoga sich wieder einmal im Park. Ukyo hatte endlich ein passendes Haus für ihr Restaurant gefunden und das Geld von ihrem Vater würde auch bald eintreffen.
Schließlich verabschiedeten sie sich und gingen in verschiedene Richtungen davon. Doch kaum hatte Ryoga Ukyo den Rücken zugekehrt, schrie letztere verzweifelt um Hilfe. Ryoga fuhr herum und musste entsetzt mit ansehen, wie Ukyo von zwei fliegenden Männern entführt wurde. Sie schrie verzweifelt um Hilfe. Aber Ryoga war machtlos, was sollte er auch tun?
Erst langsam, dann immer schneller setzte er sich in Bewegung. Er musste ihr helfen!
Plötzlich erspähte Ranma in der Luft wieder drei Gestalten. Er packte Lars beim Arm und zeigte auf die fliegenden Gestalten.
Ranma: „Da! Sie haben schon wieder jemanden entführt!"
Lars: „Es scheint wieder ein Mädchen zu sein!"
Ranma: „Das…das ist ja…Ukyo!"
Sie rannten auf die Straße, außer ihnen schien niemand die mit den riesigen Flügeln flatternden Gestalten bemerkt zu haben. Bis Ryoga vor ihnen um die Ecke gestürmt kam. Er war kurz davor, einfach an ihnen vorbei zu rennen, doch Lars hielt ihn im letzten Augenblick am Arm fest.
Ryoga erzählte ihnen so schnell er konnte, was geschehen war. Lars nickte.
Lars: „Wir haben Ukyo gesehen, wie sie entführt wurde. Aber das ist nicht alles. Akane und Shampoo wurden auch von solchen fliegenden Männern entführt!"
Ryoga: „Was? Verdammt, wir müssen ihnen helfen!"
Ranma: „Ach wirklich? Und wie du kleiner Schlaukopf?"
Lars: „Ranma, jetzt ist keine Zeit für Scherze! Am besten fragen wir Cologne, vielleicht weiß sie etwas über diese komischen Leute!"
Und schon stürmten sie zurück in das Nudelrestaurant. Alle drei redeten gleichzeitig auf Cologne ein, die sie schließlich mit einer Handbewegung zum Verstummen brachte.
Cologne: „Was habe ich dort gehört? Entführt? Wer?"
Wieder fingen alle drei gleichzeitig an, von den Entführungen zu berichten.
Cologne: „Ruhe! Immer nur einer zur Zeit! Lars, was ist passiert?"
Lars berichtete so kurz wie möglich, was sich ereignet hatte.
Cologne: „Männer mit weißen Flügeln sagst du? Und nur mit einem Federlendenschurz bekleidet?"
Cologne runzelte die Stirn.
Ranma: „Weißt du etwas über sie?"
Cologne: „Wenn es die sind, die ich glaube, dann weiß ich einiges über sie. Es ist eine uralte Rasse, die von den Menschen abstammt. Die Legende besagt, dass sie von einem Kind abstammen, dass in der Wildnis aufgewachsen ist, ohne Eltern. Eines Tages wurde dieses Kind von einem Eber verfolgt. Nach einem langen Lauf durch den Wald erreichte dieses Kind schließlich die Klippen, wo es vom Eber in die Enge getrieben wurde.
Es gab keinen Ausweg. Doch die Legende besagt weiter, dass in diesem Augenblick Gott seine schützende Hand über das Kind gehalten hat. Dem Kind wuchsen Flügel, so konnte es sich retten.
Daher verehrt diese Rasse Gott, sie werden auch die Engel auf Erden genannt. Um so nah an Gott wie möglich zu sein haben sie eine große Wolkenstadt errichtet. Niemand hat diese Stadt bisher zu sehen bekommen, die Kikono, wie sie sich selber nennen, würden bis jetzt auch nur so selten gesehen, dass sie wirklich als Legende abgetan wurden."
Ranma: „Oh! Und wie sollen wir jetzt Akane, Shampoo und Ukyo helfen? Und was wollen sie überhaupt mit ihnen?"
Cologne: „Es kann nur einen Grund für diese Entführungen geben:
Der König der Kikono ist verstorben, daher wird sein Sohn nun König. Aber laut den alten Bräuchen der Kikono muss der Prinz verheiratet sein, um König werden zu können. Es ist der Brauch, dass seine Frau eine normale Frau wird.
Dieses Ereignis findet nur einmal in fünfhundert Jahren statt, denn so alt werden die Kikono mindestens."
Ryoga: „Was? Das heißt…"
Cologne: „…dass Akane, Shampoo und Ukyo Anwärterinnen auf die Braut vom Prinzen sind. Ob sie wollen oder nicht. Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien die Frauen ausgewählt werden, aber keiner weiß genaueres über dieses Ritual."
Ranma/Lars/Ryoga: „Aber was sollen wir denn jetzt machen?"
Cologne: „Es gibt nur eine Möglichkeit…"
