"Doppelleben" - eine Ranma ½ Fanfiction

von WASABAH!!!



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Legaler Hinweis oder Disclaimer:

Ranma ½ und alle damit verbundenen Charaktere und Geschehnisse sind

Eigentum von Rumiko Takahashi, Shogagukan, Viz und Ehapa. Ich habe keinerlei

Rechte daran und werde diese Fanfiction nicht aus finanziellem Zweck schreiben.

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Erstmal möchte ich hiermit Thunderbird danken und ihm Extra-Spezzle-Grüße zukommen lassen, da er mich bis jetzt mit seiner Kritik und seinen Anregungen sehr unterstützt hat und es hoffentlich auch weiterhin tun wird. Wenn er allerdings keine Spezzle mag, hat er Pech gehabt. ;D Und ich muss sagen, dass ich mittlerweile schon wieder so viel mit dieser Fanfiction vorhabe, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis sie abgeschlossen ist. Jetzt will ich euch aber nicht länger mit meinem Gelaber aufhalten! Also, viel Spaß beim lesen!

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Kapitel 10 - Alexandra und andere Engel: Ranma schlug langsam die Augen auf. Er drehte den Kopf zur Seite und betrachtete Akane eine Weile, die in seinen Armen lag. Dann löste er sich vorsichtig von ihr und schlurfte gähnend ins Badezimmer. Während Ranma duschte, wachte Akane aufgrund seiner fehlenden Präsenz auf. Behaglich rekelte sie sich noch eine Zeit lang unter der Bettdecke, bis das Rauschen des Wassers aufhörte. Langsam rutschte sie aus dem Bett und trat auf den Flur hinaus, wo sie Ranma begegnete. Er lächelte sie, das Haar verstrubbelt und nur in Boxershorts bekleidet, glücklich an. Aufgrund seines Anblicks musste sie ebenfalls lächeln. Sanft drückte sie sich an seine Brust und fuhr die nicht zu großen Muskelstränge sanft mit der Hand nach, während Ranma stumm vor Glück seine Arme um sie schlang. Lange blieben sie so stehen, Akanes Kopf an Ranmas Brust, bis ein leises, sich schnell wiederholendes Klicken, an ihr Ohr drang. "Lasst euch von mir nicht stören, macht nur weiter! Ähm, könntet ihr euch vielleicht küssen?" Ranma und Akane rissen die Köpfe zu Nabiki herum, die gerade den Film ihrer Spiegelreflexkamera wechselte. Scharf fragte Ranma: "Was hast du mit den Fotos vor?" "Na was wohl?", erwiderte Nabiki. "Solche Fotos verkaufen sich immer am Besten!" Ranma wollte losstürmen und ihr den Film entreißen, doch Akane hielt ihn auf. Völlig verdutzt sah Ranma sie an. Akane lächelte ihn an: "Lass nur, Ranma! Die ganze Welt soll erfahren, dass wir zusammen sind!" In diesem Augenblick tanzte Soun weinend im Glückstaumel vorbei. Keiner beachtete ihn. Schließlich gingen Akane und Ranma in ihr Zimmer und schlossen die Tür hinter sich, damit ihre Väter sie nicht auf der Stelle verheiraten konnten. Leise drang Souns Stimme von irgendwoher an ihr Ohr: "Saotome! Saotome! Wir können stolz auf uns sein, wir haben es geschafft! Schon bald werden unsere Schulen vereint sein..." Einige Zeit später saßen alle Hausbewohner zusammen am Frühstückstisch. Während Genma und Soun sich immer noch gegenseitig auf die Schulter klopften, beachteten die anderen sie schon gar nicht mehr sondern widmeten ihre Aufmerksamkeit dem Essen. Unvermittelt fragte Kasumi: "Wollt ihr uns denn nicht erzählen, was ihr erlebt habt? Das wolltet ihr doch eigentlich schon gestern tun!" Seufzend sahen sich Ranma und Akane an. Das würde eine ganze Weile dauern. "Na gut.", fing Ranma an. "Nachdem Akane von den Kikono gekidnappt wurde..."

Ukyo wachte langsam auf. Sie spürte Ryogas Kopf direkt neben ihrem. Langsam hob sie ihren Kopf und stellte fest, dass sie auf Ryoga lag. Völlig verwundert, wie sie dorthin gekommen war, betrachtete sie einen Augenblick sein entspanntes Gesicht. "Ihn scheint es nicht zu stören.", dachte sie und musste grinsen. Sie aber auch nicht, sie spürte seinen starken Körper mehr denn je. Ganz in Gedanken versunken fuhr sie mit dem Finger Ryogas Arm entlang. Der wurde dadurch natürlich wach. Das erste, was er erblickte, war Ukyos Gesicht. "Mmhhh, was...?", murmelte er verschlafen. Erst jetzt wurde Ukyo ihre Lage richtig bewusst und sie errötete leicht. Um ihre Verlegenheit zu vertuschen lächelte sie einfach und küsste den völlig überrumpelten Ryoga. Sie spürte, wie seine kräftigen Hände sich sanft auf ihren Rücken legten. Ryoga flüsterte glücklich: "Ich liebe dich, Ukyo!" Das löste ein wahnsinniges Glücksgefühl in Ukyo aus, woraufhin sie leise antwortete: "Ich liebe dich auch!" Sie küssten sich leidenschaftlich. Plötzlich hob Ukyo verdutzt den Kopf, während Ryoga knallrot anlief. Dann verstand Ukyo und grinste schelmisch, während Ryoga peinlich berührte zur Seite schaute. Leise nuschelte er: "Tut mir leid, angesichts einer so schönen Frau..." Doch Ukyo lachte nur und meinte dann augenzwinkernd: "Du brauchst dich doch deswegen nicht entschuldigen! Ist ja auch irgendwie ein Kompliment für mich, oder?" Bevor Ryoga noch etwas erwidern konnte, verschloss Ukyo seinen Mund erneut mit ihren Lippen. Doch nach einigen Minuten löste sie sich von Ryoga und stand auf. "Ich werde uns mal ein leckeres Frühstück zubereiten, mein Tiger!", lächelte sie ihn an und drehte sich um. Ryoga, immer noch rot im Gesicht, sah Ukyo keuchend nach, wie sie äußerst knapp bekleidet in der Küche verschwand.

Alles war schwarz, stockdunkel. So dunkel, dass er noch nicht einmal sich selber sehen konnte. Und eine bedrückende Stille, wie er sie noch nie erlebt hatte, umgab ihn. Er spürte seinen Körper nicht, er spürte nichts. Er versuchte etwas zu sagen, doch er wusste nicht, wo sein Mund war. Er kam sich vor, als wäre er körperlos, ein erschreckendes Gefühl. Ewigkeiten, so schien es ihm, geschah nichts. Dann, plötzlich, strahlte in der Ferne ein weißes kleines Licht auf, das sich ihm langsam näherte. Und er wusste, er wollte nur eins: Dieses rettende Licht berühren. Er wollte seinen Arm ausstrecken, doch als er an sich herunter sah, gab es dort einfach nichts. Er hatte wirklich keinen Körper mehr. Das Licht kam näher. Wie eine kleine, rettende Insel in einem riesigen Ozean kam es ihm vor. Nach viel zu langer Zeit war es endlich nahe. Ohne dass er es kontrollieren konnte, erschienen vor seinen nicht existierenden Augen plötzlich Bilder von all den glücklichen Momenten seines Lebens. Und da wusste er, dass er tot war. Er hatte immer gedacht, dass er zu diesem Zeitpunkt Angst haben würde und alles versuchen würde, um dem Tod zu entkommen. Doch das genaue Gegenteil war der Fall. Er fühlte sich wunderbar befreit, beschwingt und durch und durch erfüllt mit einem unglaublichen Glücksgefühl. Das Licht hatte ihn fast erreicht. Er versuchte, sich ihm entgegenzustrecken, doch es gelang ihm nicht. Nur noch wenige Millimeter trennten ihn von dem Licht. Doch ganz plötzlich ertönte eine sanfte Frauenstimme in seinem Ohr, die er mittlerweile nur zu gut kannte. Das Licht schoss plötzlich wieder von ihm weg und blieb in einiger Entfernung stehen. "Lars, willst du das wirklich?" Er sah sich um, konnte aber, wie so oft, niemanden erspähen, nur schwarze, gähnende Leere. Lars dachte: "Ja!" Denn Reden konnte er ja nicht. Doch die Stimme schien ihn trotzdem zu hören, denn sie antwortete: "Findest du nicht, dass du noch viel zu jung bist, um zu sterben? Du befandest dich gerade in der Blüte deiner Jugend!" Er zögerte. Die Stimme fuhr fort: "Und was ist mit Shampoo? Bedeutet sie dir gar nichts?" Bilder schossen an Lars innerem Auge vorbei, all die glücklichen Momente mit Shampoo. Ganz zuletzt, wie sie mit der Armbrust auf ihn zielte. Langsam verschwand die Glücklichkeit und machte einem ernüchternden Gefühl von Trauer Platz. "Ich weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Aber noch ist es nicht zu spät, noch ist nichts verloren!", sprach die Frauenstimme sanft. "Aber.aber was kann ich denn jetzt noch tun?", fragte Lars in Gedanken. "Ich mache dir ein Angebot. Ich kann dich mehr oder weniger wieder beleben. Als Gegenleistung musst du die drohende Invasion der Erde in deiner Welt verhindern.", antwortete die Stimme. "Invasion?", fragte Lars entsetzt. "Die Invasion, angeführt durch deine Freundin." Die schwarze Leere um ihn herum wurde plötzlich zu bewegten Bildern. Aus der Vogelperspektive zeigten sie ein Stadion, dass Lars irgendwoher bekannt vorkam. Doch es sah äußerst eigenartig aus. Über das Stadion spannte sich eine metallene Kuppel, die noch einige Löcher aufwies und teilweise fast zu leben schien. Auf dieses Stadion strömte eine riesige Menschmenge zu. Fasziniert und entsetzt zugleich starrte Lars diese ungeheuerlichen Bilder an, während der Engel mit seiner Erklärung fort fuhr: "Mir wurde die Aufgabe übertragen, jemanden zu rekrutieren, um die Invasion aufzuhalten. Und da du dich schon einmal als sehr nützlich gezeigt hast und es mir irgendwie leid tut, dich einfach sterben zu sehen, habe ich gedacht, dass du das vielleicht für mich erledigen könntest." Hätte Lars eine Stirn gehabt, hätte er sie jetzt gerunzelt. "Und wo ist der Haken dabei?", fragte er misstrauisch. "Es gibt nur einen, nämlich, dass ich dich nur einmal wieder beleben kann. Das heißt, du musst gleich beim ersten Mal Erfolg haben!", antwortete der Engel. Bevor Lars genauer nachfragen konnte, fuhr sie schon fort: "Schnell, ich habe keine Zeit mehr! Entscheide dich!" Lars zögerte nur noch kurz, doch der Gedanke an Shampoo ließ ihn schließlich schnell zustimmen. "Sehr schön, vielen Dank! Ich werde dich öfters kontaktieren, um dir genauere Instruktionen zu geben. Jetzt aber viel Glück!", fuhr der Engel fort, während seine Stimme immer leiser wurde. "Warte.", rief Lars, doch er spürte bereits ein eigenartiges Gefühl. Es schien ihn mal fast zu zerreißen, im anderen Augenblick wieder zu zerquetschen. Dann wurde er ohnmächtig.

Kurze Zeit später saßen Ryoga und Ukyo am Frühstückstisch und fütterten sich liebevoll gegenseitig mit Toast. Plötzlich seufzte Ryoga auf. Verwundert sah Ukyo ihn mit großen Augen an. Sie strich ihm mit der Hand über die Wange und fragte sanft: "Was hast du denn, Tigerchen?" Ryoga lächelte leicht und sah sie an. "Es ist nur...ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Ich bin nur so unendlich glücklich, endlich eine Freundin zu haben. Und obendrein noch eine, die ich wirklich und aus ganzem Herzen liebe! Ich war noch nie so wunschlos glücklich." Ukyo sah ihn ob des plötzlichen Gefühlsausbruches verwundert an, im Inneren durchströmte sie aber ein Gefühl höchsten Glückes. Wortlos warf sie sich dem verblüfften Ryoga in die Arme und drückte ihn fest an sich. Mit geschlossenen Augen hauchte sie leise auf seinen Hals: "Mir geht es genauso! Ich will immer bei dir sein, egal, was mit dir geschieht!" Dann hob sie lächelnd und mit Tränen in den Augen ihren hübschen Kopf. Erstaunt sah Ryoga sie an und küsste ihr eine Träne von der Wange. "Du weinst ja!" Ukyo sah ihm direkt in die Augen, Ryoga hatte das Gefühl, darin zu versinken. "Ich bin nur so glücklich!", flüsterte sie. Dann legte sie eine Hand in seinen Nacken und zog Ryogas Kopf zu sich heran. Verlangend und leidenschaftliche knabberte sie an seiner Unterlippe. Ryoga war zuerst völlig überrascht, ging aber schnell auf Ukyos Kuss ein, als ihn dieses wunderschöne, kribbelnde Gefühl durchfuhr. Eine halbe Stunde später waren sie schon fleißig damit beschäftigt, weitere Möbelstücke zusammenzubauen. Gegen Mittag machten sie schließlich völlig erschöpft eine Pause. Nachdenklich fragte Ryoga: "Wo bleiben die anderen denn? Sie hatten doch versprochen, uns heute wieder zu helfen!" Ukyo zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung! Lass uns doch mal bei ihnen vorbeischauen, vielleicht sind sie verhindert." Also machten sich Ryoga und Ukyo auf den Weg. Zuerst gingen sie zu den Tendos. Kasumi geleitete sie, freundlich wie immer, in das Wohnzimmer. Akane sprang erschrocken auf, als sie die Beiden erblickte und rief: "Oh, das habe ich ja ganz vergessen! Tut mir wirklich leid, wir waren nur gerade dabei, den anderen von unserem Abenteuer zu erzählen!" Ukyo meinte freundlich: "Ach, das macht doch nichts! Wir sind auch so ganz gut zurecht gekommen, nicht wahr, Ryoga?" Ukyo sah Ryoga an, der lächelnd nickte. Dann sagte er: "Früher oder später hättet ihr es ihnen eh erzählen müssen! Und da ihr nun einmal angefangen habt, solltet ihr auch gleich fertig erzählen!" Kasumi fragte freundlich: "Möchtet ihr vielleicht gemeinsam mit uns zu Mittag essen, bevor ihr geht?" Hocherfreut setzten sie die Beiden zu den Tendos und den Saotomes, denn Kasumis köstliche Gerichte wollten sie sich nicht entgehen lassen. Nach dem Mittag verabredeten sie sich mit Ranma und Akane für den nächsten Tag und machten sich dankend wieder auf den Weg. Dann gingen sie zum Nudelrestaurant, trafen dort aber nur Cologne an. Verwundert fragte Ryoga: "Wo sind denn Lars und Shampoo?" Cologne sah ihn ebenfalls erstaunt an und meinte dann: "Ich dachte, ihr wüsstet das! Die Beiden sind in der Nacht einfach verschwunden, ohne mir etwas zu sagen!" Ukyo runzelte nachdenklich die Stirn. "Das sieht den Beiden aber gar nicht ähnlich.", meinte sie. Cologne drehte sich um und begab sich in die Küche. "Die werden schon früher oder später wieder auftauchen. Ich muss jetzt weiterarbeiten! Sagt mir bescheid, wenn ihr etwas von den Beiden hört!" Ukyo antwortete: "Natürlich, machen wir! Auf Wiedersehen!" Damit gingen sie wieder zu ihrem Haus zurück und machten da weiter, wo sie vorher aufgehört hatten.

Lars kam langsam wieder zu sich. Seine verschwommene Sicht klärte sich langsam. Als er sah, wo er sich befand, erschauerte er unwillkürlich. Er starrte Shampoo an, die sich zu langsam, aber völlig menschlich, als wäre nichts geschehen, zu ihm umdrehte. Mit großen Augen starrte sie ihn an. Dann, langsam aber sicher, hob sie ihren rechten Arm. An mehreren Stellen lösten sich aus dem Shampoo bedeckenden Panzer aus Kabeln und Metall wieder diese spinnenartigen Metalltiere und machten sich an ihrer auf Lars zeigenden Hand zu schaffen. Innerhalb von Sekunden hielt Shampoo eine metallene Armbrust auf Lars gerichtet. Er registrierte, wie die Metallkreaturen wieder mit dem Wirrwarr von Kabeln und Metall verschmolzen. Bewegungsunfähig, völlig gelähmt von diesem faszinierenden und zugleich abschreckenden Anblick starrte Lars Shampoo einfach nur an. Erst war er sich nicht sicher, aber dann sah er es: In ihren Augen stand das blanke Entsetzen geschrieben. Eine Träne lief ihre Wange hinunter. Leise, so leise, dass man es kaum verstehen konnte, flüsterte Lars: "Nein..." Er hatte diese Szene schon einmal erlebt und wusste daher genau, wann sie abdrücken würde. Sekundenbruchteile vorher ließ er sich nach hinten fallen. In Zeitlupe sah er den Pfeil auf sich zufliegen. Im letzten Augenblick warf er den Kopf im Fall noch weiter nach hinten, so dass der Pfeil nur wenige Millimeter über sein Gesicht an hinweg flog. Lars rollte sich nach hinten ab, drehte sich ohne Nachzudenken um und rannte los. An der Treppe angelangt sprang er mit einem gewaltigen Satz hoch und seitlich an die Wand und lief mehr oder weniger an ihr weiter. Hinter sich hörte er das metallene Klappern. Pfeile zischten knapp unter seinem schräg in der Luft hängenden Körper vorbei und bohrten sich mit gewaltiger Kraft in die Wand am Ende der Treppe. Dann holte die Schwerkraft Lars ein. Er drückte sich noch einmal von der Seitenwand ab und flog direkt auf die Wand, in der die Pfeile steckten, zu.

Sobald er sie mit dem Fuß berührte, drückte Lars sich wieder ab und flog seitwärts ins Wohnzimmer. Gehetzt sprang er auf und rannte los. Keinen Augenblick zu spät, denn hinter ihm ertönte ein zischendes Geräusch. Fast gleichzeitig zersprang hinter ihm die Stehlampe in tausend Scherben. Fast zeitgleich spürte Lars einen heißen Schmerz im Rücken. Doch er dachte nicht darüber nach, sondern ignorierte ihn einfach und rannte weiter. Schwankend kam die Haustür in sein Sichtfeld, während hinter ihm irgendwo wieder Glas splitterte. Lars hatte gerade noch Zeit, sich zur Seite zu werfen, als aus der dunklen Nische der Haustür ein weiterer Pfeil auf ihn zugerast kam. Er fing sich mit einer Hand auf und schlug ein Rad, wodurch er geschickt einigen weiteren Pfeilen auswich, die eine kleine Metallkreatur von der Treppe aus auf ihn verschoss. Als Lars das Rad abgeschlossen hatte, befand er sich genau auf der Höhe des Wohnzimmerfensters. Er schlug einen Flickflack nach hinten und brach dann mit einem weiteren halben Flickflack durch das Fenster. Überall um ihn herum flogen glitzernde Glasscherben. Lars fing sich mit beiden Händen auf und rollte sich dann ab. Ohne sich noch einmal umzublicken hechtete er über den Gartenzaun und rannte davon. Er rannte und rannte, bis er sich irgendwann in Sicherheit wähnte. Keuchend blieb er stehen und lehnte sich gegen einen Laternenpfahl. "Guck mal Mami der Junge da!", ertönte irgendwo eine Kinderstimme. Die Mutter des Mädchens nahm es bei der Hand und warf Lars einen eigenartigen Blick zu. "Guck da nicht hin!", sagte sie und zog ihr Kind schnell mit sich davon. Als Lars sich langsam einigermaßen erholt hatte, bemerkte er erst, dass er aus mehreren kleinen Wunden blutete. Er biss sich auf die Zähne und zog vorsichtig einen Glassplitter aus seinem Fleisch. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er ihn fallen. Dann rappelte er sich auf und machte sich auf den Weg, um einen Arzt zu suchen. Nach einiger Zeit des Herumirrens erspähte er schließlich ein Schild mit der Aufschrift "Doktor Repening". Lars atmete erleichtert auf und drückte die Klingel. Einige Sekunden später ertönte ein Summen. Lars drückte die Tür auf. Er stieg die Treppen bis ins dritte Stockwerk hinauf und betrat die Praxis. Er meldete sich an und setzte sich dann in das gut gefüllte Wartezimmer. Seufzend setzte Lars sich auf einen Stuhl. Es würde wohl einige Zeit dauern, bis er an die Reihe kam. Einige der Wartenden warfen ihm neugierige Blicke zu. Ein Mädchen, das wohl etwas jünger war als er, schaute auffallend oft zu ihm herüber. Lars guckte zu Boden. Er hasste Wartezimmer. Darin fühlte er sich immer den Blicken aller ausgesetzt. Ein kleiner Junge rutschte auf dem Hosenboden durch das Wartezimmer und schob seine Eisenbahn durch die Gegend, wobei er die Geräusche natürlich nicht vergaß und lautstark nachmachte. Mit quäkender Stimme rief er an eine junge Frau gewandt: "Guck mal Mami, der Zug kommt am Bahnhof an!" Die leicht genervt wirkende Mutter tat, als interessiere sie, was ihr Sohn tat. Dann widmete sie sich wieder ihrer Frauenzeitschrift. Diese Sachen nahmen Lars so in Anspruch, dass er den Schmerz fast ganz vergaß. Eine Schwester kam herein und rief einen alten Mann auf, der ihr schlurfend folgte. Gelangweilt sah Lars dem Jungen dabei zu, wie er anscheinend ein Eisenbahnunglück nachspielte und dabei seinen Spaß hatte. Doch auch das war nicht wirklich spannend. Aus lauter Langeweile formte er mit den Händen einen imaginären Ball. Ihm wurde bewusst, dass er wirklich äußerst gelangweilt war, da er so was normalerweise nicht tat. Ein weiterer Grund, warum er Wartezimmer hasste: die Zeitverschwendung. Dann schloss Lars die Augen und beschäftigte sich damit, wie er die Invasion überhaupt stoppen sollte. "Hoffentlich bekomme ich schon bald weitere Informationen von dem Engel", dachte er, während er in Gedanken weiter an seinem Ball formte. Dann durchschoss ihn ein ungeheurer Gedanke. "Was, wenn ich die Invasion nur stoppen kann, indem ich Shampoo töten? Aber das würde mir der Engel doch nicht antun! Oder?" Gedankenverloren schlug Lars die Augen auf. Nachdenklich starrte er auf seine Hände. Sofort erstarrte er. Denn er hielt einen weiß leuchtenden Ball in der Hand. Völlig perplex starrte Lars ihn an. "Woher zur Hölle kommt dieser Ball?", dachte er. Dann fiel ihm auf, dass das kein gewöhnlicher Ball war. Er sah fast so aus, als würde er aus Licht bestehen, jedenfalls wirkte er, als würde er gar nicht aus einem festen Material bestehen. Doch Lars Tastsinn überzeugte ihn vom Gegenteil. Erst dann fiel Lars wieder ein, wo er sich befand. Hektisch sah er sich nach den anderen Leuten um. Niemand beachtete ihn. Doch dann fiel ihm der kleine Junge auf, der ihn mit großen Augen anstarrte, während ihm unbeachtet Rotz aus der Nase lief. Lars legte den Zeigefinger an die Lippe, als Zeichen, dass er ruhig sein sollte. Panisch blickte Lars sich dann um, wo er den Ball verstecken konnte. Als die Schwester hereinkam und seinen Namen aufrief, erschrak Lars so sehr, dass er den Ball vor Schreck einfach hinter sich gegen die Wand warf. Er hörte nur noch einen lauten Knall und fand sich auf dem Boden wieder. Ächzend stand er auf und wischte sich den Staub von der Kleidung. Alle starrten ihn an. Augenblicklich wurde Lars knallrot im Gesicht und lachte gekünstelt. Schnell warf er einen Blick auf die Wand, die aber komischerweise völlig normal aussah. Nur der Stuhl lag umgekippt davor. "Ich muss eingeschlafen sein. Dann bin ich wohl umgekippt!", sagte Lars, wobei er immer noch überlaut und verlegen lachte und den Stuhl wieder aufstellte. Dann ging er so schnell er konnte und mit hochrotem Kopf aus dem Wartezimmer. Hinter sich hörte er noch eine quäkende Stimme: "Mami, Mami! Der Junge ist ein Zauberer!" Was die Mutter antwortete, konnte er nicht mehr verstehen. Die junge, hübsche Krankenschwester hielt ihm die Tür zu einem Behandlungszimmer auf und lächelte ihn süß an. Verlegen lächelte Lars zurück und begab sich schnell in das Zimmer. Völlig verwirrt setzte er sich auf die Kante einer Liege, die an der Wand des kleinen Raumes stand. Fragen über Fragen schwirrten durch seinen Kopf. "Was war das vorhin für ein Ball? Und woher kam der? Der Junge meinte, ich wäre ein Zauberer. Könnte es sein, dass. Und warum beachten mich plötzlich alle Mädchen? Habe ich mich so sehr verändert?" Lars rutschte von der Liege und stellte sich vor einen großen Spiegel an der Wand. Lange und intensiv betrachtete er sein Spiegelbild. Selbst durch seinen Pullover war zu erkennen, dass er einiges an Muskelmasse besaß. Auch sein Gesicht hatte sich verändert, wie er feststellte. Es wirkte älter und erwachsener. Weiterhin stellte er verlegen fest, dass er sich dringend einmal rasieren sollte. Er vermerkte es irgendwo in seinem Gedächtnis. Die Tür ging leise auf und die Schwester kam herein. "Es dauert noch eine Weile, bis der Doktor kommt!", sagte sie lächelnd und drückte die Tür leise zu. Verlegen murmelte Lars ein "aha" und stand unschlüssig mitten im Raum herum. Die Schwester kam lächelnd auf ihn zu. Ein ungutes Gefühl ergriff Lars. "Ähm.was machen sie denn jetzt?", fragte er zögernd. Die Krankenschwester lächelte ihn weiter an und fuhr mit der Hand über seine Arme. "Ich soll dich untersuchen.", hauchte sie Lars ins Ohr. Ihre Hand verschwand unter Lars Pullover. Er geriet langsam ins Schwitzen. Verzweifelt überlegte er, wie er ihr entkommen konnte. Als die Krankenschwester langsam ihre Bluse aufknöpfte und Lars Hand darunter schob, wurde er knallrot im Gesicht und stammelte: "Ich.also.ich habe eine.schon.Freundin." Er wollte seine Hand schnell wieder wegziehen, doch die Schwester hielt sie fest und lächelte ihn an. "Na und? Sie wird es doch nie erfahren!", flüsterte sie mit erotischer Stimme. Langsam wurde es Lars zu viel. Er wollte das nicht, obwohl sein Körper ihm etwas anderes sagte. Wütend zischte er: "Ich würde Shampoo niemals betrügen!" Er entriss sich ihr und ging einige Schritte zurück. Die Krankenschwester sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Dann ging sie wieder in die Offensive, indem sie ihre Bluse ganz auszog. Lars sah sich rasch um. Schnell öffnete er das Fenster, sprang auf die Fensterbank und meinte: "Wenn sie weiter versuchen, mich zu verführen, springe ich!" Die Krankenschwester stockte mitten in der Bewegung. Lars hockte auf der Fensterbank und grinste sie triumphierend an. In dem Augenblick ging die Tür auf. Vor Schreck sprang Lars auf, stieß sich den Kopf an der Wand über ihm und fiel rücklings aus dem Fenster. Im Flug hörte er noch, wie die Krankenschwester sagte: "Oh, Herr Doktor! Ich habe schon auf sie gewartet." Das einzige, was ihm durch den Kopf schoss war das Wort Schlampe. Die Wiese hinter dem Haus kam rasend schnell auf ihn zu, aber Lars war noch geistesgegenwärtig genug, sich so in Position zu bringen, dass er den Fall mit allen Vieren abbremsen konnte. Als er landete, hatte er das Gefühl, als würden ihm alle Gelenke explodieren. Keuchend vor Schmerz ließ er sich zu Boden sinken. In Ranmas Welt hätte ihm ein Sprung aus dem dritten Stock kaum etwas gemacht, aber in seiner Welt war das etwas anderes. Mit der Zeit ebbte der Schmerz ab. Langsam richtete Lars sich auf und befühlte seine Arme und Beine. Erleichtert atmete er auf, gebrochen schien nichts zu sein. Er humpelte einige Schritte, dann konnte er wieder einigermaßen vernünftig gehen. Er ging um das Haus herum und wieder auf die Straße. Es verlangte ihm nach einem Bett und einem heißen Kaffee. Doch mit einer gewissen Bitterkeit bemerkte er, dass er sein Portemonnaie zuhause liegen gelassen hatte. Er stöhnte laut auf und stand unschlüssig mitten auf der Straße herum. Ein lautes Reifenquietschen riss ihn abrupt in die Wirklichkeit zurück. Er konnte dem Auto gerade noch ausweichen, stolperte aber über den Kantstein und legte sich der Länge nach hin. Das Auto raste einfach hupend weiter. Ächzend stand Lars wieder auf und versuchte den Schmutz ohne Erfolg aus seiner Kleidung zu klopfen. "Kann ich dir helfen?", ertönte eine weibliche Stimme. Lars sah auf und stand einem Mädchen mit hellbraunen, schulterlangen Haaren gegenüber, das vielleicht ein Jahr älter war als er und einige Einkaufstaschen trug. Verlegen meinte Lars: "Öhm.nein, eigentlich nicht. Trotzdem danke!" Das Mädchen musterte ihn interessiert und fragte: "Du siehst wirklich schlimm aus! Hast du keine Eltern?" Lars antwortete: "Doch.oder.nein.in gewisser Weise nicht." Das Mädchen packte Lars am Arm und zog ihn mit sich. Völlig verdutzt ließ Lars es geschehen. "Du Armer! Ich werde dir erstmal einen schön heißen Kaffee kochen! Wenn du möchtest, kannst du dich auch eine Weile in meinem Bett ausruhen. Du siehst aus, als könntest du ein wenig Schlaf gut gebrauchen." Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Verdattert musterte Lars das Mädchen unauffällig aus dem Augenwinkel. Irgendetwas an ihrer Art und ihrem Gesichtsausdruck kam Lars bekannt vor, als hätte er sie schon einmal gesehen. Lars deutete auf die Einkaufstaschen und fragte: "Ähm.kann ich dir vielleicht die Taschen abnehmen?" Das Mädchen schüttelte fröhlich den Kopf, so dass die langen Haare ihr Gesicht umspielten. "Nein, brauchst du nicht! Die sind ja nicht schwer.", antwortete sie. Doch Lars nahm ihr die Taschen einfach aus der Hand und meinte: "Ich kann doch nicht fröhlich neben einem Mädchen herlaufen, dass sich mit Einkaufstaschen abschleppt. Wie sieht denn das aus!" Das Mädchen sah ihn kurz verwundert an und lächelte dann. Spontan hakte sie sich bei dem verdutzten Lars ein. Doch da er nicht unfreundlich erscheinen wollte, sagte er nichts. Außerdem mochte er sie auf eine ihm bisher unbekannte Art. Schon nach wenigen Minuten standen sie vor einem Reihenhaus. Verlegen zuckte das Mädchen mit den Schultern. "Ich wohne in der Wohnung da oben links. Ist nichts Tolles, aber für mich reicht es." Lars nickte und folgte ihr dann um das Reihenhaus herum, wo sich die Eingänge befanden. Das Mädchen schloss die Tür auf. Sie stiegen das Treppenhaus empor und betraten dann die Wohnung des Mädchens. Lars zog sich höflich die Schuhe aus, während das Mädchen hinter ihm die Tür schloss. Verlegen fragte Lars: "Wo sollen die Tüten hin?" Das Mädchen bedeutete ihm zu folgen und führte ihn durch das Wohnzimmer in eine kleine Küche. Dort stellte Lars die Tüten ab. "Wie heißt du eigentlich?", fiel Lars plötzlich ein. Während sie Kaffeepulver in einem Filter häufte, antwortete sie beiläufig: "Alexandra Pfau, und du?" Lars stand wie vom Blitz getroffen da. War es möglich? Doch dann schüttelte er den Kopf. "Alles in Ordnung?", fragte Alexandra mit einem besorgten Blick. Lars nickte. "Ja, ich war nur ein wenig überrascht, dass wir den gleichen Nachnamen haben, dass kommt ja nicht ganz so oft vor. Ich heiße nämlich Lars Pfau.", grinste er sie an. Alexandra lächelte ihn an und fragte dann: "Willst du vielleicht duschen? Du siehst ziemlich schmutzig aus." Lars antwortete: "Oh, das wäre nett. Aber ich will keine Umstände machen." Doch Alexandra zog ihn schon mit sich. "Ach, das ist doch selbstverständlich!" Sie drückte ihm ein Handtuch in die Hand und hielt eine Tür neben der Küche auf. "Vielen Dank!", sagte Lars und schloss die Tür des Badezimmers. Rasch entkleidete er sich und genoss dann die warme Dusche. Nach einigen Minuten drehte er das Wasser ab und trocknete sich ab. Doch dann entdeckte er zu seinem Entsetzen, dass seine Kleidung sich nicht mehr auf der Toilette befand, wo er sie abgelegt hatte. Lars wickelte das Handtuch um seine Hüften und lugte dann vorsichtig aus dem Badezimmer heraus. Er hörte, wie Alexandra in der Küche mit Geschirr hantierte. "Ähm.Alexandra? Wo ist meine Wäsche?", rief er verlegen. Sie guckte aus der Küche und sagte: "Die ist gerade in der Waschmaschine! Aber ich habe dir vor der Badezimmertür ein paar alte Sachen von mir hingelegt, die kannst du so lange anziehen!" Verlegen schnappte Lars sich die Sachen und verschwand dann, einen Dank murmelnd, wieder im Badezimmer. Kurze Zeit später kam er, nur mit einer Jeans und einem Pullover bekleidet, wieder heraus. Einige Minuten danach saßen Alexandra und Lars am Tisch im Wohnzimmer und schlürften verlegen ihren Kaffee. "Öhm.Wieso lebst du denn alleine hier?", versuchte Lars ein Gespräch anzukurbeln. Doch anscheinend hatte er einen wunden Punkt getroffen, denn das Mädchen senkte langsam den Kopf. "Das kann ja auch wieder nur mir passieren!", schoss es Lars durch den Kopf. "Oh, das tut mir leid, ich wollte nicht.", entschuldigte Lars sich, doch das Mädchen unterbrach ihn: "Nein, nein! Es ist schon in Ordnung, das konntest du ja nicht wissen. Als ich noch ziemlich klein war, bin ich in.ich meine, wurde ich durch einen.Zufall von meinen Eltern getrennt. Ich bin in einem Waisenheim aufgewachsen und habe meine Eltern nie wieder gefunden. Und.jetzt.wohne ich hier. Ich gehe hier aufs Gymnasium, dich habe ich da auch manchmal gesehen. Ich arbeite als Gehilfin in einem Blumenladen hier in der Nähe, daher kann ich mir die Wohnung überhaupt leisten." Alexandra verbarg ihren Kopf in ihren Händen und fing an zu schluchzen. Entsetzt, was er wieder angerichtet hatte, ging Lars um den Tisch herum und nahm sie tröstend in den Arm. "Weine dich nur aus, das tut gut!", flüsterte Lars ihr zu. Nach einer Weile beruhigte Alexandra sich wieder und wischte ihr Gesicht verlegen mit ihrem Ärmel ab. "Möchtest du dich vielleicht ein bisschen ausruhen?", fragte sie Lars freundlich. Der nickte. "Das wäre wirklich toll, denn im Moment kann ich nicht nach hause!"

Kurze Zeit später lag Lars auf dem Rücken in Alexandras Bett und starrte, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, in Gedanken versunken die Decke an. Erst jetzt wurden ihm einige Dinge klar oder wirklich bewusst. "Shampoo ist bestimmt auch in dem Stadion, das mir der Engel gezeigt hat. Das würde heißen, dass der Engel mich in die Vergangenheit zurückgeschickt hat. Also muss Shampoo noch von hier zu diesem Stadion kommen, wo immer das auch liegt. Und was war mit diesem leuchtenden Ball? Das war ja direkt unheimlich! Wann nimmt der Engel endlich mit mir Kontakt auf? Vielleicht weiß sie etwas darüber.", dachte er. In diesem Augenblick ertönte in seinem Kopf die sanfte Stimme des Engels: "Da bin ich doch schon! Deine Wunden sind ja immer noch nicht versorgt! Dann können wir gleich mit der ersten Lektion anfangen." Lars fragte: "Was denn für eine Lektion?" Die Stimme in seinem Kopf antwortete: "Du verfügst über einige Kräfte des Himmels, seit du mehr oder weniger wiedergeboren wurdest. Ich werde dir beibringen, wie du sie einsetzen kannst." "Kräfte des Himmels?", fragte Lars verwundert. "Du hast sicherlich schon einige Erfahrungen damit gemacht.", antwortete der Engel. "Der leuchtende Ball!", schoss es Lars durch den Kopf. "Genau. Aber jetzt lernst du erst einmal, wie du die Kräfte einsetzen kannst. Nimm deine flache Hand und halte sie über eine Wunde.", befahl der Engel ihm. Lars tat, wie ihm geheißen und hielt die rechte Hand über seinen linken Arm. Dann fuhr die Stimme fort: "Und jetzt denk ganz fest an etwas, dass du liebst. Dabei schaust du die Wunde an und stellst dir vor, wie die Haut dort aussehen würde, wenn die Wunde nicht da wäre." Instinktiv dachte Lars an Shampoo. Erst wollte es ihm partout nicht gelingen, sich seinen Arm ohne Wunde vorzustellen. Schließlich schaffte er es. Zu seinem Erstaunen fing seine Hand mit einem Mal an, immer stärker weiß zu glühen. Das Licht bündelte sich auf der Unterseite seiner Hand und verbreitete seine Strahlen auf der Stelle des Armes unter seiner Hand. Mit immer größer werdenden Augen sah Lars zu, wie die Wunde einfach verschwand. Kaum war sein Arm geheilt, verschwand das weiße Licht langsam wieder. "Überrascht?", fragte ihn der Engel. Lars nickte stumm und starrte weiter seine Hand an. Dann fragte er: "Und was war das für ein Ball?" Der Engel antwortete: "Das war ein Himmlische-Kraft-Ball." Lars unterbrach die Stimme spöttisch: "Ein äußerst einfallsreicher Name." Der Engel fuhr fort: "Der Höchste persönlich hat ihn so genannt, nur damit du es weißt. Aber jeder nennt ihn einfach Hik-Ball. Nach einigem Training ist er eine überaus gefährliche Waffe, du solltest ein wenig aufpassen." Ungeduldig unterbrach Lars den Engel erneut: "Und wie mache ich so einen Hik-Ball?" Die Stimme antwortete ruhig: "Ähnlich wie das Heilen. Forme deine Hände zu einer Kugel, aber so, dass dazwischen genügend Freiraum ist. Dann denke einfach an etwas, dass du liebst. Dazu bewegst du deine Hände so, als würdest du über die Oberfläche einer Kugel reiben. Dadurch entsteht in der Mitte zwischen deinen Händen ein schwebender Ball. Desto länger oder intensiver du an etwas denkst, dass du liebst, desto größer und stärker wird der Hik-Ball. Weiterhin kann man sagen, dass der Hik-Ball desto größer wird, desto mehr man die Sache liebt, an die man denkt. Sobald du ihn für groß genug hältst, kannst du mit ihm machen, was du willst. Aber pass auf, in dem Augenblick, in dem er etwas Festes, dass nicht zu deinem Körper gehört oder dass du trägst, berührt, löst das eine Art Schockwelle aus, die stark genug sein kann, eine Wand zu zerstören. Außerdem kannst du den Hik-Ball direkt aus den Händen abschießen. Dazu musst du die Hände einfach am Ball entlang zu dir führen, so dass sich die Handgelenke berühren. Deine Unterarme und die Hände bilden dabei von oben gesehen ein X, wobei die Hände natürlich noch der runden Form des Balles folgen. Dann musst du dich auf deine Hände konzentrieren und wie immer auf etwas, dass du liebst. Stell dir vor, wie der Hik-Ball aus deinen Händen fliegt. Hast du das verstanden?" Lars überlegte kurz und nickte dann. "Ich glaube schon.", murmelte er. Er hielt seine Hände so, als würde er einen kleinen Ball in ihnen halten und dachte an Shampoo. Langsam fing er an, die Hände an einer imaginären Balloberfläche zu reiben. Vor seinen staunenden Augen entstand zwischen seinen Händen wirklich ein Hik-Ball. Er spürte ein leichtes, angenehmes Kribbeln in den Händen. Lars nahm den Ball in eine Hand, warf ihn dann leicht hoch und fing ihn mit der anderen Hand wieder auf. "Wow!", flüsterte er. Erneut warf er den Hik-Ball hoch, dieses Mal aber mit ein wenig zu viel Kraft. Ein lauter Knall ertönte, als der Hik-Ball gegen die Decke prallte und sich in eine kleine leuchtende Schockwelle auflöste. "Ups.", entfuhr es Lars. Er war aber schon dabei, den nächsten Hik-Ball entstehen zu lassen. Mit dem Ball in der Hand wollte er aus dem Bett steigen, verfing sich aber mit den Füßen in der Bettdecke. Fluchend stolperte er nach vorne, während der Ball langsam aus seiner Hand segelte. Gerade als der Ball sich an seinem höchsten Punkt befand und genau auf die Tür zusteuerte, öffnete sich diese und Alexandra schaute herein. Entsetzt sprang Lars auf und hechtete auf die völlig verblüffte und erschrockene Alexandra zu. Lars warf sich gegen sie und brachte sie zu Fall, während er den Hik-Ball mit der anderen Hand auffing. Lars und Alexandra wurden beide knallrot, da sie aufeinander lagen und ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Verlegen eine Entschuldigung nuschelnd rappelte Lars sich auf und half Alexandra hoch, wobei er den Hik-Ball hinter seinem Rücken versteckte. "Was hattest du denn plötzlich?", fragte Alexandra besorgt. "Ach, ähm, da war.ein Staubfussel auf deinem T-Shirt! Ja, genau, ein Staubfussel! Den wollte ich nur entfernen!", lachte Lars laut und verlegen. Alexandra sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?" Lars lachte wieder einen Tick zu laut. "Mir geht es wirklich toll!", rief er aus und warf zur Demonstration die Arme in die Luft. Mitten in der Bewegung erstarrte er und schimpfte in Gedanken über seine eigene Dummheit. "Was ist denn das?", deutete Alexandra auf den Hik-Ball. Lars zuckte mit den Schultern. "Ach das, öh, das ist.öhm.", grübelte er über eine Erklärung. Dann hellte sich sein Gesicht auf. "Das ist mein Nachtlicht! Ohne das kann ich nicht schlafen und ich finde immer den Weg zur Tür!" Lars senkte erleichtert die Arme und hielt den Hik-Ball vor seinem Körper. Er hielt seine Ausrede für genial und bemerkte nicht, dass Alexandra immer noch misstrauisch war. Während er sich so in Gedanken selbst lobte, registrierte er nicht, dass sie näher kam. "Darf ich mal sehen?", riss sie ihn aus seinen Gedanken. "Neeeiiiiinnnnn!", schrie Lars der zu Tode erschrockenen Alexandra direkt ins Gesicht, doch es war bereits zu spät. Sie berührte den Hik-Ball. Ein lauter Knall ertönte und die Beiden flogen durch die Wucht der Schockwelle getroffen in entgegen gesetzter Richtung auseinander. Lars krachte in Alexandras Schlafzimmer gegen die Wand, während Alexandra selbst ins Wohnzimmer zurückgeschleudert wurde und auf dem Rücken noch einige Meter weiterschlidderte. Lars rieb sich stöhnend den Kopf und richtete sich dann langsam wieder auf. Er lief schnell zu Alexandra, die sich immer noch nicht rührte. Sie schien ohnmächtig zu sein. Während Lars sie hochhob und vorsichtig auf ihr Bett legte, befielen ihn Gewissensbisse. Er hätte mit dem Hik-Ball draußen üben sollen und nicht mitten in ihrer Wohnung. Vorsichtig deckte er sie zu. Mit einem eigenartigen Gefühl von Zusammenhörigkeit betrachtete Lars Alexandra eine Weile. Dann riss er sich zusammen, schlich aus dem Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.

Ranma wehrte den auf das Gesicht gerichteten Faustschlag mit dem Oberarm ab. Er sprang über einen direkt darauf folgenden Fußfeger hinüber und nutzte die Sprungkraft für einen Kick in Richtung Akane, den sie aber ohne Mühe abwehrte. Dann attackierte Akane ihn mit einer Amaguriken-Attacke. Blitzschnell, so dass es nur noch als eine verschwommene Bewegung ihrer Arme zu erkennen war, schlug sie auf Ranma ein. Doch der wehrte jeden einzelnen Schlag lässig ab. Doch urplötzlich hielt Akane sich an Ranmas Armen fest und schwang sich mit den Beinen zuerst zwischen Ranmas Beinen wie unter einem Reck hindurch, wobei sie seine Arme wieder losließ. Akane hatte aber noch so viel Schwung, dass sie Ranmas Kopf dann zwischen ihren Beinen einklemmte, während sie sich selbst mit beiden Händen auf dem Boden abstützte. Dann warf sie sich mit viel Schwung nach vorne, so dass sie Ranma über sich hinüberwarf und er mit dem Kopf auf den Boden krachte, wohingegen Akane über ihm stand. Ranma schüttelte benommen den Kopf, wobei Akane ihn grinsend beobachtete. "Na, wie war das?", fragte sie neckisch. Unwillkürlich musste Ranma auch grinsen und meinte: "Nicht schlecht. Das kam ganz schön unerwartet. Wirklich nicht schlecht. Aber nicht gut genug für einen Ranma Saotome!" Ranma sprang auf und rutschte sofort wieder in Kampfstellung, woraufhin Akane es ihm gleich tat. Ranma gab Akane mit der Hand seines ausgestreckten Armes lässig ein Zeichen, ihn anzugreifen. Das ließ Akane sich nicht zweimal sagen. Sofort stürmte sie auf Ranma los und ließ einen unglaublich schnellen Hagel aus Schlag- und Trittkombinationen auf ihn los. Doch Ranma gab noch lange nicht sein Bestes, obwohl er fast alle Angriffe abwehrte oder ihnen auswich. Während sie weiterkämpften rief Akane: "Wehr dich endlich! Du brauchst keine Angst haben, mir passiert schon nichts!" Ranma wehrte einen Schlag mit der Hand ab und rief zurück: "Wieso sollte ich Angst haben, dass dir etwas passiert? Dann würde ich endlich nicht mehr deinen Fraß essen müssen!" Ranma zwinkerte der empört tuenden Akane grinsend zu, wusste sie doch, dass er nur scherzte. In dem Augenblick lugte Nabiki in das Dojo herein, sagte: "Hey, ihr Turteltäubchen! Es gibt Essen!" und verschwand wieder. Ranma sagte, während Akane und er aufeinander zu sprangen: "Dann lass uns diesen Kampf beenden!" Mit diesen Worten täuschte er einen Schlag in Akanes Gesicht an, auf den sie hereinfiel und ihre überkreuzten Arme zur Abwehr hochriss. Als Ranmas Hände blitzschnell nach unten schossen, erkannte sie ihren Fehler, doch zu spät. Ranma packte Akane bei der Hüfte und drückte sie rücklings auf den Boden. Er landete über ihr und beugte sich über ihr Gesicht, flüsterte dann: "Hab ich dich!" Akane zog einen süßen Schmollmund, ließ sich dann aber doch auf einen Kuss ein. Danach half Ranma ihr hoch. Arm in Arm, Ranma schwer atmend, Akane keuchend, verließen sie das Dojo und betraten das Haus. Kaum hatten sie am Essenstisch Platz genommen, klopfte es an der Haustür. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, war Kasumi schon aufgestanden und eilte zur Tür, um den Gästen aufzumachen. "Ach, kommt doch herein! Wir sind gerade beim Essen, ihr seid doch sicher hungrig vom Einrichten eures Hauses, oder?", hörten sie Kasumi sagen. Kurz darauf kam sie mit Ukyo und Ryoga im Schlepptau um die Ecke. Nachdem sich alle gegenseitig begrüßt hatten, setzten sich die Beiden zu den anderen. Kaum saßen sie, schaufelten Genma und Soun die Nahrung wieder ungeniert im Akkordtempo in sich hinein. Mit glänzenden Augen nahm Ryoga eine Schüssel mit Ramen von Kasumi entgegen. Als er es allerdings Genma und Soun nachmachte, stieß Ukyo ihn unauffällig mit dem Ellenbogen an, woraufhin er ein schuldbewusstes Gesicht aufsetzte und die Nudeln gesittet zu sich nahm. Dann sprach er Ranma und Akane an: "Sagt mal, habt ihr Lars und Shampoo inzwischen gesehen? Die Beiden sind jetzt ja schon zwei Tage weg!" Doch sie schüttelten beide den Kopf und Akane meinte besorgt: "Ob ihnen etwas zugestoßen ist?" "Ach Quatsch, die können auf sich aufpassen!", beruhigte Ranma sie. "Hoffentlich.", fügte er in Gedanken hinzu. Dankend nahm auch Ukyo eine Schüssel von Kasumi entgegen und setzte sie ab. Doch sie kam nicht mehr dazu, auch nur eine einzige Nudel zu probieren, da aus der Richtung der Haustür ein Krachen, gefolgt von einem splitternden Geräusch, ertönte. Alle Köpfe fuhren herum und starrten auf die Tür zum Flur, wobei Kasumi noch ein "Gute Güte!" entfuhr. Soun runzelte die Stirn und stand dann auf. "Ich mach das schon, das ist ein Job für einen richtigen Mann und Martial Artist der Anything goes Martial Arts Schule!", erklärte er und stapfte mit vor Stolz geschwellter Brust los. Alle sahen ihm gespannt nach, nur Ranma zog ein gelangweiltes Gesicht. Seine Vermutung bestätigte sich wenige Sekunden später, als Soun schreiend an ihnen vorbeilief. Seufzend erhob Ranma sich und ging auf den Flur zu. Akane rief ihm noch ängstlich hinterher: "Sei vorsichtig, Ranma!" Ranma betrat den Flur und erblickte sofort, was Soun Tendo anscheinend zur Flucht bewogen hatte. Vor der Haustür, in die ein rundes Loch gebrochen war, lag eine scheinbar metallene Kugel in der Größe eines Fußballes. Verwundert ging Ranma auf sie zu und kniete sich vor sie nieder, um die Kugel genauer zu betrachten. "Was ist das denn bitte?", fragte er sich verwundert. Erst jetzt bemerkte er einige Unebenheiten auf der Oberfläche der Kugel, sie schien aus vielen Einzelteilen zu bestehen. Leise murmelte er: "Pfff, was soll dieses Ding uns schon antun können?" Im selben Augenblick rollte die Kugel los und donnerte Ranma mit einer unheimlichen Wucht in das Gesicht. Ächzend fiel er hintenüber, während die Kugel an ihm vorbeirollte und die Holzwand durchbrach, so dass im Esszimmer eine Massenpanik ausbrach. Während Kasumi von Dr. Tofu schützend in eine Ecke gedrängt wurde und immer und immer wieder "Gute Güte!" murmelte, Genma als Panda auf dem Rücken liegend mit einem Reifen spielte und ein Schild mit der Aufschrift "Ich bin nur ein ganz normaler Panda und liebe rollende Metallkugeln über alles" hochhielt, Ryoga mit der ängstlich aussehenden Ukyo auf dem Arm verzweifelt den Ausgang des Zimmers suchte und Akane mit völlig verwirrtem Gesicht inmitten des Chaos stand, teilte die Metallkugel den Esstisch rollender Weise in zwei Teile und blieb dann in der Mitte des Tisches stehen. Alle hielten mitten in der Bewegung inne. Eine Totenstille senkte sich über den Raum. Mitten in diese Stille platzte Ranma, der sich mit der Hand stöhnend den Kopf rieb, während er in das Zimmer taumelte. Auch er hielt mitten in der Bewegung inne, aber nicht wegen der Kugel, sondern aufgrund seiner Freunde, die sich äußerst merkwürdig verhielten. "Ähm.was ist denn hier los?", fragte er verwirrt stotternd. Die Schiebetür des Wandschranks öffnete sich und Soun kroch heraus. Perplex starrten ihn alle an, während er aufstand auf und mit vor Stolz schwingender Stimme verkündete: "Ha! Nachdem ich dem Gegner genug Schaden zugefügt und Ranma überlassen habe, ist die Gefahr gebannt!" Als er jedoch die Augen öffnete und die Metallkugel erblickte sprang er innerhalb einer Sekunde kreischend wieder in den Wandschrank und knallte die Tür hinter sich zu. Aller Augen richteten sich gleichzeitig auf die Kugel, da Akane verwundert ausrief: "Was macht das Ding denn jetzt?" Die gesamte Kugel verformte sich zu einer Halterung für einen kleinen Ring, der sich in der Mitte des Gebildes von unzähligen Metallstreben und Zahnrädern, die ständig in Bewegung waren, und so das Entwenden des Ringes verhinderten, befand. Neugierig geworden hockte sich Akane vor das metallene Gebilde und sah seinem Eigenleben fasziniert zu. Ranma kam näher und meinte: "Sei vorsichtig, Akane!" Doch Akane hatte bereits einen kleinen Knopf am Sockel der Kugel entdeckt. Sie tat, als hätte sie nichts gehört und drückte ihn, ohne zu zögern. Erst geschah nichts, doch dann auf einmal so schnell, dass man mit den Augen kaum folgen konnte. Die Metallstreben fanden sich am Sockel der Halterung zusammen und gaben so den Ring frei. Doch sofort darauf bauten sich die Streben um Akanes Hand, die immer noch auf dem Knopf lag, herum und schlossen sie ein. Erschrocken schrie Akane auf, woraufhin Ranma sofort zu ihr stürmte und vergeblich versuchte, ihre Hand zu befreien. Hilflos und verzweifelt sah Ranma sich die Konstruktion näher an, während Akane plötzlich nur noch Augen für den Ring hatte. Erst zögerte sie, doch dann gab sie sich einen Ruck und nahm den silbernen Ring ehrfürchtig in die freie Hand. "Er ist wunderschön.", flüsterte sie, als sie die zwei kreisförmig ineinander verschlungenen Rosen mit Blütenköpfen aus irgendeinem Kristall oder Edelstein betrachtete. Wieder zögerte Akane, sich den Ring an den Finger zu stecken. Gereizt meinte Ranma: "Akane, was soll das? Jetzt ist keine Zeit für solche Kinkerlitzchen!" Aus reinem Trotz schob Akane sich den Ring daraufhin über den Finger. Kaum saß er fest, gaben die Metallstreben Akanes Hand klackernd frei. Erfreut fragte Akane in die Runde: "Darf ich den behalten?" Soun schien seine Stunde gewittert zu haben und kletterte aus dem Wandschrank. "Akane! Du kannst doch nicht einfach fremdes Eigentum an dich nehmen, das grenzt ja an Diebstahl! Gib mir den Ring, ich werde solange darauf aufpassen, bis der Besitzer sich meldet." Ohne eine Antwort abzuwarten zog er Akane den Ring vom Finger und wollte ihn sich anstecken. Doch in dem Moment, in dem der Ring den Finger erreichte, bildeten sich viele kleine rote Blitze um ihn herum. Mit aller Kraft versuchte Soun, sich den Ring auf den Finger zu schieben, was jedoch darin endete, dass der Ring plötzlich so stark abgestoßen wurde, dass er Soun entglitt und genau in Akanes Händen landete. Die streckte ihrem Vater die Zunge heraus und streifte sich den silbernen Ring wieder über den Finger, während Ranma das Geschehen mit gerunzelter Stirn beobachtete.

Lars trainierte auf der Rasenfläche zwischen zwei Reihenhäusern intensiv an seinen Kampftechniken. Es war einige Tage her, dass er das letzte Mal trainiert hatte. Er vermisste es. Ein alter Mann sah ihm von einem Balkon aus zu, was Lars allerdings wenig störte. Wie immer dachte Lars beim Training viel nach. Er dachte an Alexandra, die immer noch in ihrem Bett lag und hoffte, dass sie nicht ernsthaft verletzt war. Er dachte an Shampoo und wo sie wohl gerade steckte und was sie gerade tat. Er dachte an seine Mission und wie er sie erfüllen sollte. Und über viele andere Dinge machte er sich Sorgen. Doch immer und immer wieder schweiften seine Gedanken zu Alexandra Pfau ab. Etwas an ihr kam ihm bekannt und vertraut vor, was ihn mehr als nur ein wenig verwirrte. Wie konnte er innerhalb so kurzer Zeit solche Gefühle für jemanden empfinden, den er so gut wie gar nicht kannte und dem er erst wenige Stunden vorher begegnet war? Er liebte sie, das wusste er. Aber nicht so, wie er Shampoo liebte, ihr würde er für immer und ewig treu bleiben. Nein, es war eine andere Liebe. "Eine mütterliche Liebe?", fragte er laut. Es regte ihn auf, dass er sich keinen Reim aus seinen Gefühlen machen konnte. Er biss die Zähne zusammen und kickte wütend einen imaginären Gegner weg.

Alexandra öffnete langsam die Augen. Sie starrte die Decke über sich an und blieb lange auf dem Bett liegen. Durch ihren Kopf schwirrten unzählige Gedanken, doch fast alle drehten sich um Lars. Wenn sie an ihn dachte, wurde ihr warm ums Herz. Unwillkürlich lächelte sie. Alexandra mochte ihn wirklich. Dann fielen ihr die letzten Ereignisse wieder ein. Was war das für ein eigenartiger Ball gewesen, der explodierte, wenn man ihn berührte? Dass es ein Nachtlicht war, hatte sie Lars von Anfang an nicht geglaubt. Sofort als er es behauptet hatte, wusste sie, dass es eine Lüge war, als würde sie ihn schon seit Ewigkeiten kennen und genau wissen, wann er log. Nachdem sie eine Weile herumgerätselt hatte, gab sie es auf und stieg seufzend aus dem Bett. Als ihr Blick durch das Schlafzimmerfenster nach draußen glitt, hielt sie in der Bewegung inne, als sie Lars trainieren sah. Alexandra stützte ihre Ellenbogen auf das Fensterbrett und legte ihren Kopf in die Hände. Fasziniert folgte sie mit den Augen seinen perfekten Bewegungen. "Dafür musste er bestimmt Jahre trainieren.", dachte sie. Ein leichtes Rot legte sich auf ihre Wangen und ihre Augen bekamen einen träumerischen Ausdruck. Alexandra hatte in ihrem bisherigen Leben nicht viel Glück mit Männern gehabt, obwohl sie äußerst hübsch war. Doch plötzlich erschien ein Junge genau nach ihren Vorstellungen in ihrem Leben. Nur eines störte Alexandra an Lars, nämlich, dass sie seit dem Augenblick, an dem sie ihn auf dem Fußweg liegen sah, eine gewisse Vertrautheit zu ihm empfand. Das war bisher, wenn sie sich verliebt hatte, nicht der Fall. Es passte auch nicht dazu. Die Haustürklingel riss Alexandra aus ihren Gedanken. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass Lars aufgehört hatte zu trainieren und auf das Haus zugekommen war. Schnell lief sie zur Tür, öffnete sie und drückte gleichzeitig den Knopf, der die Tür zum Treppenhaus öffnete. Mit vor Freude hüpfendem Herzen sah sie ihm entgegen, wie er die Treppe heraufgestiegen kam. Alexandra war gerührt, als sie die Besorgnis in seinem Blick bemerkte, sobald er sie bemerkt hatte. Verlegen fragte Lars sie: "Ähm.ist alles in Ordnung?" Alexandra nickte lächelnd, während Lars sich verlegen am Kopf kratzte. Leise meinte er: "Es tut mir wirklich leid." Alexandra winkte mit einer Hand ab und sagte: "Ach, ist doch halb so schlimm. Aber was war das für ein komischer Ball? Das war auf jeden Fall kein Nachtlicht, so viel ist sicher!" Lars fragte lachend: "Darf ich erstmal reinkommen? Oder willst du mich nicht mehr?" Alexandra wurde rot und zog die Tür schnell ganz auf. In ihr wühlte ein Gefühlschaos. Hatte Lars seine Worte doppeldeutig gemeint oder war das nur ein Zufall? Sie war völlig verwirrt und wusste nicht, woran sie war. Als Lars ihre Hände ergriff, sah sie ihn erstaunt und mit klopfendem Herzen an. Lars fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während er sich die richtigen Worte zurechtlegte, um sie nicht zu verletzen. "Das mit dem Ball.das kann und darf ich dir leider nicht sagen, obwohl es mir mehr als nur ein Bisschen widerstrebt, dir etwas zu verschweigen. Außerdem würdest du es mir sowieso nicht glauben und vielleicht auch nicht verstehen. Aber vielleicht kann ich es dir später einmal erzählen. Bitte, du musst mir vertrauen!", sagte er, während er sie ansah. Alexandra hauchte: "Dir würde ich alles glauben." Sein Blick machte sie so verrückt, dass ihr die Knie sogar ein wenig weich wurden. Verwundert sah Lars sie an. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt. Alexandra zwang sich, ihn weiterhin anzusehen und nichts Falsches zu sagen. "Ja, es ist nichts. Achso, willst du duschen? Du siehst ziemlich verschwitzt aus!", lenkte sie geschickt vom Thema ab. Lars sah an sich herunter und meinte dann: "Ja, das ist glaube ich eine gute Idee. Tut mir leid, dass du deine Sachen jetzt schon wieder waschen musst!" Lachend antwortete sie: "Du brauchst dich doch nicht entschuldigen, dass ist doch selbstverständlich! Deine Sachen müssten mittlerweile übrigens sauber sein. Ich schau mal eben nach. Du weißt ja, wo das Badezimmer ist!" Lars bejahte und machte sich auf den Weg. Während Lars genüsslich duschte, bügelte Alexandra liebevoll seine Wäsche. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie das mehrmalige Rufen von Lars überhörte und ihn erst bemerkte, als er nur mit einem Handtuch bekleidet vor ihr stand. Alexandras Blick glitt über seinen muskulösen Oberkörper. Wie gern würde sie von Lars starken Armen fest und eng gehalten werden. Damit Lars nichts bemerkte, zwang sie sich, ihm ins Gesicht zu sehen. Lars sagte irgendetwas, dass konnte sie an seinen Lippen sehen, aber sie hörte es nicht. Mit verklärtem Blick fragte sie: "Mhhhhh? Was hast du gesagt?" Verwundert sah Lars sie an. "Ich habe gefragt, ob du schon fertig bist mit meiner Wäsche.", antwortete er stockend. Schnell schnappte sich Alexandra die gerade gebügelten Sachen und drückte sie ihm in die Hände. "Frisch gebügelt!", rief sie. "Vielen Dank!", lächelte Lars sie an. Dann verschwand er wieder im Badezimmer. Da fiel Alexandra ein, dass sie noch gar kein Abendbrot vorbereitet hatte. Mit dem Gedanken, Lars etwas äußerst Schmackhaftes aufzutischen, verschwand sie schnell in der Küche. Langsam und nachdenklich schlüpfte Lars in seine frisch gewaschene Kleidung. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er bekam immer mehr das Gefühl, dass Alexandra ihn mochte. Doch was ihn verstörte, war, dass er sie auch wirklich gerne mochte. Aber er hatte das unbestimmte Gefühl, dass sie nicht zusammen sein durften. Er verließ das Badezimmer und hörte, wie Alexandra in der Küche werkelte. Erst da merkte er, wie hungrig er eigentlich war. Prompt knurrte sein Magen. Er betrat die Küche und fragte Alexandra, die gerade trockene Spagetti in einen Topf mit kochendem Wasser tat, ob er ihr helfen könne. "Du könntest den Tisch schon mal decken, das wäre wirklich nett!", bat sie ihn. Lars brauchte eine Weile, bis er herausgefunden hatte, in welchem Schrank sich welches Geschirr befand. Danach war der Tisch schnell gedeckt.

Im Haus der Tendos war mittlerweile wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt. Das einzige Problem, das blieb, war die metallene Kugel. Sie hatte sich, seit sie den Ring für Akane freigegeben hatte, nicht mehr vom Fleck gerührt. Also hatten sie die beiden Tischhälften daneben provisorisch wieder aufgestellt. Außerdem hatte Kasumi einige Blumen um die Metallstreben der Kugel gelegt, damit es nicht ganz so trist aussehe, wie sie sagte. Ryoga und Ukyo hatten sich aufgrund der mysteriösen Ereignisse entschlossen, noch eine Weile bei den Tendos zu bleiben. Es könnte ja noch mehr passieren. Alle Bewohner des Hauses der Tendos sowie Ukyo und Ryoga saßen am Tisch und ließen sich Kasumis vorzügliches Abendbrot schmecken. Akane wollte gerade einen weiteren Schluck Suppe nehmen, als sie mit einem Mal ein äußerst komisches Gefühl überkam. Zur Sicherheit, dass sie nichts verschüttete, wollte sie die Schüssel abstellen, doch zu ihrem Entsetzen gehorchte ihr Körper ihr nicht mehr. Akane stand auf, ohne dass sie es wollte. Sie bemerkte die erstaunten Blicke der Anderen auf sich. Verzweifelt versuchte sie, die Kontrolle über ihren Körper wieder zu erlangen. Doch es gelang ihr nicht. Ihre Hand ließ die Schüssel los, so dass sie auf dem Tisch aufschlug und heiße Suppe in alle Richtungen spritzte. Ranma sprang auf und legte einen Arm um sie. "Akane, ist alles in Ordnung? Ist dir nicht gut?", fragte er besorgt. Doch Akane entzog sich seinem Griff und ging um den Tisch herum zu der Metallkugel. Als Akane wider ihren Willen den Arm über der Metallkugel ausstreckte und anfing, seltsame Worte zu murmeln, brach Soun in Tränen aus. "Meine kleine Akane ist verrückt geworden!", schluchzte er verzweifelt. Doch wie immer beachtete ihn keiner, seine Heulkrämpfe waren alle, die sich im Raum befanden, gewohnt. Akane fing an, seltsame Zeichen in die Luft zu schreiben. Dabei murmelte sie weiter beschwörend irgendwelche Wörter, auf den sich niemand einen Reim machen konnte. Ranma stand neben Akane und sah sie verwundert an. Da sah er, dass eine Träne aus ihrem Auge lief und erst jetzt bemerkte er, dass sich das nackte Entsetzen in ihren Augen widerspiegelte. Ranma wollte sie von der Metallkugel wegbringen, doch einige Zentimeter, bevor er sie berühren konnte, leuchtete kurz ein rötlich durchsichtiges Schild um sie herum auf und es war, als würde er eine Wand berühren. An der Stelle, wo er das Schild mit der Hand berührte, schien sich die Energie augenblicklich zu bündeln. Plötzlich entlud sich die Energie in seine Hand und Ranma wurde mit einem Geräusch, das fast wie ein Laser aus einem billigen Science-Fiction Film klang, durch den Raum geschleudert. Mit großen Augen und offenen Mündern starrten alle abwechselnd Ranma und Akane an. Doch dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf die Metallkugel, die auf Akanes Beschwörungen zu reagieren schien. Denn plötzlich wurde der Sockel breiter und flacher und mit einem Mal erschien ein flaches, rot leuchtendes Oval, das nur ganz leicht transparent war, in der Luft. Es schien aus der Halterung, in der vorher der Ring gelegen hatte, zu kommen und sah aus wie eine Art Portal. Mit einem verzweifelten Aufschrei stürmte Ranma auf Akane los und sprang ab, wurde mitten in der Luft aber wieder mit einem elektrisch zischenden Geräusch zurückgeschleudert. Polternd fiel er zu Boden und rutschte noch ein Stück weiter. Doch er richtete sich sofort wieder auf. In diesem Augenblick ging Akane auf das Portal zu und verschwand zum Entsetzen aller darin, als würde sie durch eine Wand gehen. "Neeeiiiiinnnnnnn!", schrie Ranma entsetzt und stürmte auf das Portal zu. Ryoga erkannte sofort, was Ranma vor hatte und rannte los, wobei er noch rief: "Nicht, Ranma!" Doch es war schon zu spät, Ranma verschwand ebenfalls in dem Portal. Ryoga, der die völlig verdatterte Ukyo hinter sich herzerrte, hatte zu viel Geschwindigkeit, als das er dem Portal noch hätte ausweichen können und rannte blindlings hinein. Nachdem Ukyo auch in dem Portal verschwunden war, verschwand es plötzlich. Eine Totenstille senkte sich zum zweiten Mal an diesem Tag über den Raum. Alle sahen mit offenem Mund auf die Stelle, an der sich soeben vier Menschen in Luft aufgelöst hatten. Nur Kasumi schien eine gewisse Freude zu spüren, endlich auch einmal etwas Spannendes erlebt zu haben. Vergnügt meinte sie: "Gute Güte!"

Lars und Alexandra ließen sich die Spagetti Bolognese schmecken. Alexandra freute sich, als Lars ihre Kochkünste lobte, wie verrückt, ließ es sich aber kaum anmerken. "Ach, das habe ich ja ganz vergessen, was möchtest du denn trinken? Ein Bier? Oder Wein?", fragte Alexandra. "Eigentlich trinke ich möglichst wenig Alkohol, wegen dem Kampfsport, weißt du.", antwortete Lars verlegen. "Aber ich kann ja mal eine Ausnahme machen! Ein Bier ist genau das, was ich jetzt brauche!", grinste er. Alexandra grinste zurück und holte dann aus dem Kühlschrank zwei Bierflaschen und zwei Gläser. Sie füllte ihnen Beiden ein. Dann prosteten sie sich verlegen zu. Sobald Lars sein Bier ausgetrunken hatte, fragte Alexandra: "Möchtest du noch eins?" Lars Gewissen sagte ihm, dass er lieber aufhören sollte zu trinken, doch das eine Bier hatte bei ihm Lust auf mehr geweckt. "Gerne!", antwortete er und kurz darauf kam Alexandra mit zwei weiteren Bierflaschen wieder. Die Stimmung lockerte sich merklich. Lachend unterhielten sie sich und erzählten sich gegenseitig einige Anekdoten aus ihrem Leben. Nach einigen weiteren Bieren beschlossen sie, sich auf den kleinen Balkon zu setzen, da ihnen unerklärlich warm war. Mit roten Köpfen und einigen vollen Bierflaschen setzten sich die Beiden auf eine weiße Plastikbank, starrten zum Sternenhimmel hinauf und ließen sich von der kalten Luft umwehen. Eine Weile sagten sie nichts, sondern genossen einfach den Augenblick. Alexandra schielte zu Lars hinüber und flüsterte: "Mir ist kalt." Lars legte einen Arm um sie und fragte: "So besser?" Alexandra drückte sich an ihn und flüsterte: "Viel besser." Wieder schauten sie eine Weile die Sterne an. "Sind sie nicht schön?", fragte Alexandra leise. "Mhhhh.", antwortete Lars gedankenverloren. "Da fällt mir ein.hast du überhaupt Geschwister?", fragte er Alexandra. Als er Alexandras traurige Miene bemerkte, fügte er hastig hinzu: "Oh, tut mir leid. Vergiss es einfach." Doch sie flüsterte: "Ich weiß es nicht ganz genau.Das Einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass ich als kleines Kind einmal mit einem Jungen zusammen in einer Sandkiste eine Sandschule gebaut habe, weswegen uns alle anderen Kinder für verrückt gehalten haben. Aber es kann auch nur ein Freund gewesen sein, es ist ja schon so Ewigkeiten her. Und als wir fertig waren, habe ich ihm einen Kuss gegeben." Lars Herz fing mit einem Mal unglaublich schnell und stark zu Pochen. Mit trockener Kehle fragte er: "Einen.einen Kuss?" Alexandra näherte sich ihm und hauchte: "Ja, so." Damit küsste sie Lars sanft auf die Wange. Wie ein Blitz durchschoss es Lars. Völlig erstarrt saß er da. "Du bist vielleicht schüchtern, richtig süß!", kicherte sie und drückte ihre Lippen auf die von Lars. Doch Lars drückte sie heftig von sich. "Nein.das.dürfen wir nicht!", rief er. Verletzt und traurig sah Alexandra ihn an und fragte flüsternd: "Wieso denn nicht?" Lars schluckte schwer. "Weil.weil.du und ich.wir.Alexandra, wir sind." Verwundert sah Alexandra, wie Lars am ganzen Körper zitterte und fragte: "Was?" Lars presste die Zähne aufeinander, rief dann aber plötzlich: "Wir sind Geschwister!"