"Doppelleben" - eine Ranma ½ Fanfiction

von WASABAH!!!

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Legaler Hinweis oder Disclaimer:
Ranma ½ und alle damit verbundenen Charaktere und Geschehnisse sind
Eigentum von Rumiko Takahashi, Shogagukan, Viz und Ehapa. Ich habe keinerlei
Rechte daran und werde diese Fanfiction nicht aus finanziellem Zweck schreiben.

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Hier ist es endlich, das 12. Kapitel. In letzter Zeit habe ich immer weniger
Zeit
Zu schreiben, da die Schule jetzt langsam anstrengender wird.
Allerdings ist das vielleicht auch nur eine Ausrede an mich selbst, mir fällt es

Im Moment ziemlich schwer, mich zum Schreiben aufzuraffen! ;)
Mit der Story von Doppelleben, wie ich sie jetzt im Kopf habe,
wird es noch mindestens! zwei weitere Kapitel geben. Ihr dürfte also gespannt
sein.
Viel Spaß beim Lesen!
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Kapitel 12 - Feindliche Freunde:
Vorsichtig und ständig um sich blickend bewegten sich die drei über den
Bahnsteig durch die große, ausgestorbene Bahnhofshalle, da jeder von ihnen ein
mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte.
Wo man hektisches Leben erwartet hätte, herrschte jetzt eine bedrückende, nur
von ihren einzelnen Schritten durchbrochene Stille, die schwer über der kleinen
Gruppe von Reisenden hing.
"Hier stimmt doch etwas ganz und gar nicht!", knurrte Lars vor sich hin.
Alexandra und auch Benjamin sagten nichts dazu. Auch wenn sie es gewollt hätten,
hätten sie es nicht gekonnt, da ihnen ein großer Kloß im Hals steckte.
"Wahrscheinlich ist heute nur ein Ruhetag oder so was...", versuchte Benjamin
sich und seinen beiden Begleitern Mut und Hoffnung zu machen, obwohl er wie auch
Alexandra und Lars nur zu gut wussten, dass es nicht so war. Dennoch nickten sie
zustimmend.
Alexandra sah sich ein wenig genauer um. Ihr Blick schweifte über einen
beladenen Gepäckwagen, der einsam mitten auf einem Bahnsteig stand, einen
beleuchteten und geöffneten Kiosk zu einem Koffer der vor einem
Fahrkartenautomat stand, als hätte sein Besitzer ihn nach dem Einlösen der
Fahrkarten einfach vergessen.
"Als hätten die Leute sich in Luft aufgelöst...", murmelte Alexandra leise.
Schließlich erreichten sie den Ausgang und erwarteten, mit ihrem Schritt nach
draußen wieder von den Alltagsgeräuschen einer Großstadt umfangen zu werden.
Umso quälender war die Totenstille, die nicht nur über dem Bahnhof sondern über
der ganzen Stadt zu schweben schien.
"Also langsam bekomme ich es wirklich mit der Angst zu tun", flüsterte
Alexandra. Unwillkürlich drängten sich die drei dichter aneinander. "Verdammt,
was ist hier bloß los?", stieß Lars ärgerlich darüber, dass er selbst ein
schleichendes Gefühl verspürte, dass Furcht sehr nahe kam.
Benjamin hustete gar zu auffällig, als wollte er die Aufmerksam auf sich ziehen,
was ihm dadurch auch gelang, obwohl er es wahrscheinlich nicht ganz so
offensichtlich hatte machen wollen.
"Ähm...Ich wollte ja eigentlich auf die Manga und Anime Messe...Aber unter
diesen Umständen...Könntet ihr mich vielleicht mitnehmen?", grinste er schief.
Alexandra fing plötzlich an zu kichern, sie wusste selbst nicht, ob das
dümmliche Grinsen, dass eher einer Grimasse glich, von Benjamin oder einfach die
Nervosität, die sie beherrschte, der Auslöser dafür war.
Lars zog eine Augenbraue hoch und bedachte Alexandra mit einem kritischen Blick,
wandte sich dann jedoch zu Benjamin: "Klar kannst du mitkommen! Unter diesen
Umständen hätte ich dich auch gar nicht alleine gehen lassen!" Benjamins
künstliche Grimasse transformierte sich in ein echtes Grinsen um, als er diese
Worte, begleitet von einem Augenzwinkern von Lars, aufnahm.
Fast gleichzeitig wurden ihrer aller Mienen wieder ernst, denn nur zu schnell
wurden sie sich ihrer Situation wieder bewusst. Lars ließ seinen Blick
schweifen, bis er auf einem Parkplatz voller Autos hängen blieb. "Eine Rundfahrt
gefällig?", grinste er und lief darauf zu. Hastig und nahezu panisch rannten
Alexandra und Benjamin hinter ihm her, sie wollten schließlich nicht an solch
einem unheimlichen Ort alleine gelassen werden.
Mit einem schnell schweifenden Blick musterte Lars die Autos, bis er auf einem
windschnittigen Sportwagen hängen blieb. Wenn Alexandra und Benjamin genau
hingesehen hätten, wäre ihnen das Glitzern in Lars Augen, als er das sportliche
Auto erblickte, nicht entgangen.
Benjamin ahnte schnell, was Lars vorhatte, während Alexandra noch im Dunkeln
tappte und den beiden Jungen verwirrt zu dem Auto folgte. Nur um sich
abzusichern versuchte Lars die Tür des Autos zu öffnen, jedoch wie erwartet ohne
Erfolg. Im nächsten Augenblick hatte er schon sein T-Shirt ausgezogen und es
sich um die Faust gewickelt. Mit aller Kraft holte er aus und ließ seinen Arm
auf die Fensterscheibe niedersausen, die klirrend in Stücke brach. Schnell
entfernte er alle Glassplitter, die noch im Rahmen hingen und entriegelte die
Tür dann von Innen.
Nachdem Lars sie geöffnet hatte und alle Glassplitter aus dem Wageninnenraum
entfernt waren, streifte Lars sich sein T-Shirt wieder über und bedeutete den
anderen Beiden grinsend, einzusteigen und sich zu setzen. Ein wenig besorgt
taten Benjamin und Alexandra, was von ihnen verlangt wurde.
Alexandra nahm auf der äußerst knapp bemessenen Rückbank Platz, während Benjamin
es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte. Knallend flog die Tür ins Schloss
und Lars ergriff das Lenkrad. Plötzlich stutzte er und machte ein äußerst
dümmliches Gesicht. Benjamin erkannte das Problem und beugte sich zu Lars
herüber. "Lass mich mal eben...", meinte er und entfernte mit wenigen
Handgriffen die untere Blende vom Armaturenbrett. Mit dem geübtem Blick einer
Person, die sich mit Elektronik auskennt, durchblickte er schnell das
Kabelgewirr und riss kurzerhand die beiden für sie wichtigen Kabel heraus,
woraufhin er sie probeweise aneinander hielt. Brummend sprang der Motor an.
Triumphierend wickelte er seine Hand in seinen Pulloverärmel ein und verdrehte
die beiden Kabelenden miteinander, so dass der Motor so schnell nicht wieder
ausgehen konnte.
"Wenn wir dich nicht hätten!", grinste Lars und ergriff das Lenkrad erneut. Doch
schnell nahm sein Gesicht wieder einen verdutzten Ausdruck an. "Kannst du
überhaupt fahren?", fragten Alexandra und Benjamin im Chor und trafen damit den
Nagel genau auf dem Kopf.
"Nun...nicht wirklich...aber das sieht man ja fast jeden Tag im Fernsehen, also
sollte das kein Problem sein!", erwiderte Lars verlegen, worauf sich auf den
Stirnen von den anderen Beiden etliche Schweißtropfen bildeten. "Hat jemand von
euch denn schon seinen Führerschein?", fragte Lars feixend, woraufhin Alexandra
und Benjamin beide den Kopf schüttelten.
"Seht ihr!", streckte Lars ihnen die Zunge heraus. "Also, rechts ist Gas, links
ist die Bremse und in der Mitte die Kupplung oder wie war das noch mal?", fragte
er nachdenklich. "Ich glaube schon.", murmelte Alexandra.
Lars blickte auf den Schaltknüppel und fand schließlich den kleinen Buchstaben
R. "Warum musste dieser Idiot auch vorwärts einparken?", murrte er vor sich hin.
"Ich glaube jetzt musst du die Kupplung treten und den Gang wechseln!", bemerkte
Benjamin mit gerunzelter Stirn. "Und dann die Kupplung wieder loslassen!", rief
Alexandra aufgeregt von hinten.
Lars räusperte sich kurz nervös und klammerte sich mit der einen Hand krampfhaft
am Lenkrad fest, während er mit der anderen den Schaltknüppel umfasste. Er trat
die Kupplung und ruckte verkrampft am Schaltknüppel herum, bis er ihn auf den
Rückwärtsgang eingestellt hatte.
Danach ließ er das Kupplungspedal langsam wieder los. "Das scheint ja geklappt
zu haben!", meinte Benjamin. Lars lachte und trat dann, euphorisch wie er war,
das Gaspedal durch. Der Motor heulte auf und der Wagen schoss rückwärts aus der
Parklücke heraus, begleitet von den Schreien seiner Insassen.
Panisch trat Lars die Bremse durch, wodurch der Wagen zwar soweit abgebremst
wurde, dass er nur leicht gegen ein parkendes Auto knallte, der Motor aber
stotternd zum Stillstand kam..
Verschwitzt saßen die Drei in dem Auto. "Sollten...Sollten wir nicht lieber zu
Fuß gehen?", fragte Alexandra mit zitternder Stimme. "Nein...Nein, das dauert
viel zu lange!", bestimmte Lars entschieden.
"Ich glaube wenn du bremst musst du auch die Kupplung treten oder so, damit du
den Motor nicht abwürgst.", dachte Benjamin laut nach. Daraufhin entfernte er
die beiden Kabel voneinander und führte sie dann wieder zusammen.
Das Brummen des Motors ertönte erneut. "Achja, und vielleicht solltest du das
Gaspedal nicht unbedingt ganz durchtreten!", meinte Benjamin trocken. Lars
ignorierte seinen Kommentar und schaltete dann, kurbelte am Lenkrad und fuhr
langsam los.
"Na bitte, es geht doch!", grinste er und fuhr mehr schlecht als recht auf die
leere Straße, wo er das Gaspedal vorsichtig weiter durchdrückte, so dass der
Wagen an Geschwindigkeit gewann. Über das laute und immer höher werdende Heulen
des Motors hinweg schrie Benjamin Lars zu: "Schalten! Du musst schalten!"
Lars nickte verlegen und tat wie ihm geheißen. Der Wagen machte einen kleinen
Satz und gewann noch mehr an Geschwindigkeit. Nach einigen Minuten hatte Lars
mehr oder weniger raus, wie er mit dem Wagen umzugehen hatte und gewann an Mut,
so dass er noch schneller fuhr.
"Wollten wir nicht zum Olympiastadion?", unterbrach Alexandra Lars Begeisterung.
"Achso, ja, natürlich! Haltet mal nach Schildern Ausschau!", befahl er Benjamin
und seiner Schwester. Nach einiger Zeit rief Benjamin: "Links! Nach links!"
Im letzten Augenblick riss Lars das Lenkrad herum und vergaß zu Bremsen, so dass
sie mit quietschenden Reifen durch die Kurve rasten und haarscharf auf der
Straße blieben.
"Ups...", entfuhr es Lars, während sich Benjamin ein wenig fahl im Gesicht
tiefer in seinen Sitz drückte und Alexandra erleichtert darüber, dass ihnen
nichts passiert war, die Augen schloss.

In Kampfstellung drängten sich die drei Freunde dicht mit den Rücken aneinander
und bildeten so gegen die Massen von Feinden, die sie mit verzweifelten Blicken
umkreisten, einen eher spärlich wirkenden Verteidigungsring.
Ein Gegner wagte sich ein wenig zu weit vor, so dass Ryoga aus dem Kreis seiner
Freunde ausbrach und den Mann mit einem gezielten Tritt vor die Brust ohne große
Mühen außer Gefecht setzte. Sofort danach sprang er wieder zurück und spürte
erleichtert die Rücken von Ukyo und Ranma, ein Halt inmitten der Bedrohung.
"Was ist hier überhaupt los?", stieß das einzige weibliche Wesen der drei
zwischen den Zähnen hervor, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten, da sie
wusste, dass es sich Ryoga und Ranma auch nicht erklären konnten.
"Mich interessiert viel mehr, wo sich Akane schon wieder herumtreibt, während
wir hier in der Klemme stecken!", grummelte Ranma. "Hoffentlich an einem
sicheren Ort...", murmelte Ryoga.
Sie hatten Akane verzweifelt in der ganzen Stadt gesucht, bis sie an einem
riesigen Gebilde, dass Ähnlichkeit mit einem überdimensionalen Käfer hatte,
angekommen waren. Aus irgendeinem unerklärlichen Grunde waren sie sich alle
sicher, dass sich Akane irgendwo darin befand. Daher hatten sie sich, ohne auch
nur mit der Wimper zu zucken, sofort in das Gebäude begeben, um ihre Freundin zu
finden. Kaum hatten sie das ehemalige Stadion durch einen großen Haupteingang
betreten, umfing sie eine düstere, unheimliche Atmosphäre. Unwillkürlich
drängten sich Ryoga, Ukyo und Ranma enger aneinander und bewegten sich
vorsichtig und nervös um sich blickend durch immer wieder abzweigende und enger
werdende Gänge mit Wänden zusammengesetzt aus unzähligen verschiedenster
Metallteile.
Nach Stunden, wie es ihnen schien, weitete sich einer der Gänge in einen im
Vergleich zu den Gängen riesig wirkenden Raum mit einer Kuppeldecke, in dem
etliche Gänge zusammenzulaufen schienen. Erleichtert darüber, dass sie das
Labyrinth wenigstens eine Weile hinter sich lassen konnten, atmeten sie auf.
Kaum befanden sie sich in der Mitte des Raumes strömten durch etliche Öffnungen
Menschen mit traurigen und verzweifelten Blicken herein, die sich anscheinend in
der Gewalt einer Person befanden, die die totale Kontrolle über sie hatte und
umstellten die drei Eindringlinge.
Ranma vermutete aufgrund der kleinen metallenen Kreaturen am Hinterkopf der
Männer und Frauen, dass die Menschen von irgendwo gesteuert wurden.
Mit einem Fußfeger riss er eine Frau von den Beinen, die ohne einen Laut des
Schmerzens zu Boden ging, gefolgt von einer Kombination von Schlägen, mit denen
er einen jungen Mann niederstreckte. Ranma drängte sich wieder an die Rücken der
anderen Beiden, als Ukyo mitleidig meinte: "Geht nicht zu hart mit ihnen um!"
Ranma verzog den Mundwinkel und grunzte: "Und was schlägst du stattdessen vor?
Sie auf einen Tee einladen?"
Ukyo deutete auf eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, dass sie mit großen,
ängstlichen Augen fixierte. Tränen liefen ununterbrochen über ihre Wangen.
"Siehst du denn nicht? Sie können nichts dafür!"
Ryoga mischte sich in das Gespräch ein: "Ja, aber trotzdem scheinen sie was
gegen uns zu haben! Außerdem werden sie verstehen, dass wir uns wehren!"
"Da hat er Recht!", kam Ranma seinem Freund zur Hilfe. "Ja, aber...", verklang
Ukyos Stimme. Ranma und Ryoga folgten ihrem Blick. Die Menschenmassen drängten
zur Seite und machten so einen Gang frei für ein hübsches Mädchen, dass direkt
auf Ranma, Ryoga und Ukyo zuging.
Ranma schluckte schwer, er fühlte, dass hier ein stärkerer Gegner als die vielen
unschuldigen Menschen auf sie zukam. Doch im nächsten Augenblick lachte er
erleichtert. "Akane! Endlich haben wir dich gefunden!"
Doch sein Lachen machte einem verwirrten Gesichtsausdruck Platz, als Akane auf
keinerlei Weise reagierte. "Akane?" Wieder bekam Ranma keine Antwort. Akane
hatte sie mittlerweile fast erreicht. Ranma kam ihr die letzten Schritte
entgegen. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt. Als Erwiderung
trat Akane ihm in den Bauch und verpasste ihm einige Faustschläge ins Gesicht.
Geschockt sprang Ranma zurück und konnte so weiteren Attacken gerade noch
ausweichen.
"Hey, spinnst du?", rief er verwirrt. Ryoga rutschte wieder in Kampfstellung,
denn er hatte gerade die kleine metallene Kreatur an ihrem Hinterkopf erblickt.
Besorgt runzelte er die Stirn. "Ranma! Sie ist eine von denen geworden!" Auch
Ukyo hatte es bereits gemerkt.
"Was?", fragte Ranma verblüfft. "Sie ist eine von diesen...sie hat auch so ein
Metallviech am Kopf!", rief Ryoga. Verwirrt starrte Ranma Akane an, die ihn mit
großen, verzweifelten Augen anblickte und gleichzeitig ihren Körper in
Kampfstellung brachte. Gleich darauf griff sie auch schon an. Mit ihr drängten
sich auch die vielen anderen Mensch in dem Raum wie eine undurchdringliche Wand
immer näher an Ranma, Ryoga und Ukyo heran.
Ersterer blockte Akanes Angriffe mehr oder weniger locker ab, während Ryoga und
Ukyo versuchten, die anderen auf sie einschlagenden Gegner von sich abzuhalten,
was ihnen eher schlecht als recht gelang. Zwar waren sie den einzelnen
Individuen klar überlegen, doch gegen so eine Masse kamen selbst sie nicht an.
Verzweifelt drängten sich die drei Freunde so dicht es ging aneinander, während
sich die Massen von Menschen von allen Seiten auf sie zu drückten.
Lars umklammerte das Lenkrad vor lauter Nervosität so stark, dass seine Knöchel
weiß anliefen. Auch Benjamin und Alexandra rutschten unruhig auf ihren Sitzen
herum. Benjamin schluckte.
"Hinter der Biegung muss es sein!"
Als sie um die Kurve fuhren bot sich ihnen ein gewaltiger Anblick. Der Platz, an
dem ehemals das Olympiastadion gestanden hatte, wurde nun vollkommen von einem
riesigen und bedrohlich wirkenden Kuppelbau eingenommen. Der Wagen rollte aus,
während seine Insassen wie gebannt auf das metallene Gebilde vor ihnen
starrten.
Lars räusperte sich. "Da muss ich wohl rein. Hoffentlich ist Shampoo da auch
drin, sonst war alles umsonst."
Alexandra beugte sich vor, um einen besseren Blick durch die Windschutzscheibe
zu haben.
"Ich...Ich komme mit." Lars drehte sich um und starrte sie überrascht an.
"Nichts da! Du bleibst hier, das ist viel zu gefährlich!"
Alexandra winkte ab. "Um so besser! Endlich passiert mal was Spannendes in
meinem Leben!", grinste sie. Auch Benjamin sah sie besorgt an. "Sei froh, wenn
du ein normales und ruhiges Leben führen kannst! Du solltest dich nicht unnötig
der Gefahr aussetzen! Du bleibst hier!"
Lars sah Benjamin erstaunt an. "Und wer hat gesagt, dass du mitkommst?" Benjamin
starrte ihn verblüfft an.
"Ich...dachte...hielt...das für selbstverständlich!", stotterte er verwirrt.
"Wieso das? Du kennst Shampoo doch noch nicht einmal!", meinte Lars trocken.
"Ja. Das stimmt, aber...ich...will dir doch nur helfen! Immerhin sind wir doch
Freunde, oder? Ich meine, wir kennen uns zwar erst kurz, aber...", suchte
Benjamin verzweifelt nach Worten. "Ja, sind wir!"
"Siehst du!", rief Benjamin triumphierend. "Und unter Freunden hilft man sich
doch gegenseitig, so viel man kann! Also ist es beschlossene Sache, ich komme
mit!"
Lars zuckte nachgebend mit den Schultern und murmelte: "Ok, ok. Du kannst
mitkommen!" Alexandra ließ sich zurück auf ihren Sitz fallen und meinte: "Dann
ist es ja beschlossene Sache! Fahr weiter!"
Benjamin und Lars drehten sich gleichzeitig um und starrten Alexandra an, die
die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. "Was guckt ihr denn so?" Unschuldig
sah sie die Beiden an. "Wir sind doch Freunde, oder nicht?"
Benjamin und Lars sahen sich an und seufzten. Eine verzwickte Situation, denn
würden sie ihr nicht erlauben mitzukommen würden sie damit indirekt sagen, dass
Alexandra nicht ihre Freundin war. Sie drehten sich wieder nach vorne um und
Lars fuhr langsam wieder los. "Typisch Frau!", murmelte Benjamin leise.

Lars hielt direkt vor einem großen Torbogen, der in das ehemalige Stadion
hineinführte und anscheinend der Haupteingang war. Die drei stiegen aus. Laut,
viel zu laut wie ihnen schien, klappten die Autotüren ins Schloss.
"Nun denn...", hob Lars an und setzte sich in Bewegung.
Benjamin und Alexandra schlossen schnell zu ihm auf, nebeneinander verschwanden
sie in der dunklen Öffnung, die sie wie ein gewaltiges Maul verschluckte. Desto
tiefer sie in das Gebäude vordrangen desto mehr schwand ihre Selbstsicherheit.
Als sie an der ersten Weggabelung ankamen, waren sie alle drei nur noch reine
Nervenbündel.
"Links oder rechts?", flüsterte Benjamin fast unhörbar. Lars zuckte mit den
Schultern. Alexandra meinte leise: "Wäre es nicht das Beste, wenn wir uns
trennen?" Lars sah sie kurz an. "Mir wird verdammt unwohl bei dem Gedanken, aber
ich glaube, das ist wirklich das Beste!" Er blickte von einem Gang zum anderen.
"Gut, ihr geht zu weit links entlang, ich rechts!"
"Aber...", begehrte Alexandra auf, doch Lars schnitt ihr das Wort ab. "Ich kann
auf mich selber aufpassen! Und du", Lars drehte sich zu Benjamin um, "passt auf
sie auf!" Benjamin nickte stumm. Widerwillig trennten sie sich.
Lars ging schnell, aber immer bedacht, so wenig Lärm wie möglich zu machen,
durch den Gang. Nach einigen Minuten schien es ihm so, als hätte er ein Geräusch
gehört.
Er blieb stehen und lauschte angestrengt. Kaum auszumachen vernahm er von
irgendwoher Schritte. Leise schlich er weiter. Mit einem Mal ging der Gang
abrupt in einen anderen über und Lars sah sich zwei Augenpaaren gegenüber.
Zu Tode erschrocken sprang er zurück, doch seine Gegenüber reagierten zu seiner
Verwunderung genauso. "Lars?", fragte Benjamin völlig verblüfft, während
Alexandra sich ängstlich an ihn drängelte und über seine Schulter blickte. Mit
großen Augen sahen sich die drei an und brachen nach kurzer Stille in polterndes
Gelächter aus.
Nach einer Weile wischte sich Lars einige Tränen aus den Augen und wurde
urplötzlich wieder ernst. "Ruhe!", zischte er den anderen Beiden zu, die abrupt
verstummten und ängstlich den Gang entlang starrten.
"Mittlerweile weiß glaube ich wirklich jeder hier drin, dass wir hier sind.
Verdammt, wieso konnte ich nur so unachtsam sein!", schimpfte er mit sich
selbst. "Ab jetzt absolute Ruhe!", ordnete er an und schlich voran.
Nachdem sie sich an unendlich vielen Abzweigungen entscheiden musste, welchen
Weg sie gehen wollten und sie langsam die Verzweiflung überkam, erblickten sie
am Ende des Ganges ein etwas helleres Licht.
Hoffnungsvoll gingen sie darauf zu. Vorsichtig schoben sich Benjamin, Lars und
Alexandra in eine riesige Halle, deren Decke so hoch lag, dass sie kaum
auszumachen war. Völlig überwältigt, aber auch ein wenig erfreut darüber, dass
sie die engen Gänge hinter sich hatten, sahen sie sich um.
In der Halle befand sich so gut wie nichts, nur am anderen Ende konnten sie ein
Podest mit irgendetwas darauf erkennen. Zögernd und nicht ohne ängstliche Blicke
in alle Richtungen zu werfen durchquerten sie die Halle. In der Mitte des
Podestes stand eine mannshohe viereckige Wand, genau wie die anderen Wände aus
Metall bestehend. Noch während sie sich fragten, wozu sie gut sein sollte,
geriet die Wand plötzlich in Bewegung.
Entsetzt sprangen die drei zurück, als sie erkannten, dass es sich um eine Art
Thron handelte, der verkehrt herum gestanden hatte und sich jetzt, bewegt durch
unzählige Metallspinnen, umdrehte.
Aufrecht und das Haupt stolz erhoben saß ein schönes Mädchen darauf, ganz anders
als dessen Augen, die regelrecht um Hilfe flehten. An ihrem Hinterkopf thronte
der Wächter und krallte sich spinnengleich daran fest.
Lars keuchte aschfahl im Gesicht: "Shampoo!" Völlig überrumpelt wich er zurück.
Benjamin und Alexandra zuckten bei dem Namen zusammen und bedachten das schöne
Mädchen vor ihnen mit neugierigen Blicken.
Die Kabel, die Shampoos eine Körperhälfte das letzte Mal, als Lars sie gesehen
hatte, bedeckt hatten, waren verschwunden. Dafür war sie nackt, ihre Brüste und
ihr Unterkörper sowie ihre Schultern waren jedoch von Metallpanzern bedeckt.
Anmutig wie eine Elfe stand sie auf und erhob sich zu ihrer vollen Größe.
Plötzlich bemerkte Lars, dass überall um sie herum Gestalten erschienen und sie
umringten. Auch Benjamin und Alexandra registrierten die bedrohlich wirkenden
Schatten und drückten sich unwillkürlich aneinander.
Plötzlich sprang eine der Gestalten vor und attackierte Lars. Dieser konnte den
auf seinen Unterkiefer gerichteten Schlag gerade noch mit dem Oberarm abblocken.
Im gleichen Augenblick erkannte er, wen er vor sich hatte.
"Verflucht, Ranma! Was soll das?", rief er wütend. Benjamin betrachtete Ranma
eingehender, als dessen Name fiel. Ranma reagierte nicht sondern griff weiter
an. Als er Lars mit einem entschuldigenden und verzweifelten Blick ansah,
huschte Lars Blick zu seinem Hinterkopf und entdeckte die Metallspinne, die dort
hing.
Im letzten Augenblick konnte Lars seinen Kopf zur Seite werfen und so einem
Schlag, der eine ganze Wand zerbröselt hätte, ausweichen. Dafür übersah er den
Tritt nach seinen Beinen und stürzte hintenüber. Doch er rollte seinen Fall ab
und konnte gerade noch rechtzeitig schützen seinen Arm hochreißen.
Lars trat nach Ranmas Beinen und sprang so schnell es ging auf. Mit einem
besorgten und entsetzten Blick erkannte er Akane, Ryoga und Ukyo, die sich
hinter Ranma bedrohlich nach vorne schoben. "Lauft!", brüllte Lars mit einem Mal
in einer Lautstärke, die alle Anwesenden beinahe von den Beinen riss.
Die Köpfe von Ryoga, Ukyo, Akane und Ranma fuhren gleichzeitig zu Benjamin und
Alexandra herum, die das Geschehen ein wenig abseits verfolgt hatten. "Komm!",
rief Benjamin mit einem letzten Blick auf die bedrohlich dastehenden Gestalten
und riss Alexandra mit sich.
Panisch sprinteten sie durch die Halle zurück zu dem Gang aus dem sie sie
betreten hatten. Erschrocken schlugen sie einen Haken, als jemand aus einer
dunklen Nische nach ihnen griff. Irgendetwas sauste an ihnen vorbei und schlug
hinter ihnen in die Wand ein. Ohne auch nur einen Blick darauf zu verschwenden,
was das gewesen waren, hasteten sie weiter, nur ein Ziel vor Augen.
Immer wieder zischten kleine, metallene Pfeile haarscharf an ihnen vorbei und
bohrten sich mit einem eigenartigen Geräusch tief in die Wände hinein. Eine
ganze Reihe von Menschen luden ihre Armbrüste nach, als wären sie Maschinen.
Lars wurde von seinen Freunden umringt. Er wich einem Tritt von Akane aus und
zog in einer Bewegung eine Ninjaboule hervor und schleuderte den Bumerang über
die Köpfe seiner ungewollten Gegner hinweg. Mit einem unschönen Geräusch
donnerte der Bumerang die Reihe von Armbrustschützen entlang und erwischte einen
nach dem anderen am Kopf.
Lars duckte sich unter einem Tritt von Ukyo hinweg und drückte sich dann mit
aller Kraft ab. Während er sich mitten in einem Salto befand, fing er den
Bumerang wieder auf, zog die andere Ninjaboule hervor und hielt im nächsten
Moment zwei Schwerter in der Hand. Er ließ sich fallen und dabei seine Schwerter
auf Ukyo heruntersausen. Klirrend knallten die Klingen auf Ukyos Riesenspachtel,
den sie im letzten Augenblick herausgerissen hatte.
Lars warf sich zur Seite. Keinen Augenblick zu spät, denn Ranma flog dicht an
ihm vorbei und flog mit dem Bein voran auf Ukyo zu, die gerade noch reagieren
konnte und sich duckte, so dass Ranma direkt hinter ihr landete. Sofort
richteten sich beide wieder auf und kämpften weiter.
Lars wirbelte wie ein Tornado in dem engen Kreis, den seine Freunde um ihn
zogen, herum und wehrte einen Schlag nach dem anderen ab, wobei ihn die eine
oder andere Attacke schon einmal erwischte.
In einem unachtsamen Moment trat ihm Ukyo die eine Ninjaboule aus der Hand.
Unerbittlich sauste Ukyos Faust durch die entstandene Lücke in der Abwehr, doch
Lars reagierte fast automatisch und fuhr die vier Klingen aus dem Ninjaido aus
dem Handrücken. Donnernd krachte Ukyos Faust auf die Klingen. Lars spürte die
Erschütterung bis ins Knochenmark, doch er hatte den Schlag erfolgreich
abgeblockt.
Langsam wurde die Situation für ihn brenzlig, lange konnte er sich nicht mehr
halten. Und das wusste er. Er sprang hoch und ließ in der Hoffnung, dass es
irgendwo Halt fand, ein Seil aus dem Ninjaido Richtung Decke zischen. Er hatte
Glück.
Lars schwang sich über die Köpfe seiner Freunde hinweg, die sich sofort
umdrehten und ihm folgten. Er schickte das Seil aus dem anderen Ninjaido
ebenfalls auf seinen Weg nach oben und hatte wieder Glück. So schwang er sich
durch die Halle hindurch, dicht gefolgt von Ranma, Ryoga, Akane und Ukyo, die
hinter ihm her rannten.
Ein Zischen, begleitet von einem Windstoß, der knapp über seinen Kopf
hinwegfegte ließ Lars Kopf herumfahren. Mit der gerade freien Hand warf er
erneut einen Bumerang, während er durch die Halle schwang. Er sah nicht nach
unten, doch als er ein dumpfes Poltern vernahm, wusste er, dass er getroffen
hatte.
Mittlerweile war er auf der anderen Seite der Halle angelangt. Lars sprang weich
zu Boden und fing noch schnell den Bumerang auf, der zurückkam und sprintete
dann in den Gang hinein, durch den auch Benjamin und Alexandra verschwunden
waren.
Das Keuchen seiner Freunde, die ihm zur Zeit jedoch ungewollt feindlich gesinnt
waren, hing ihm im Nacken, so dass er rannte, so schnell er nur konnte. Nach
einer Weile riskierte er einen hastigen Blick nach hinten. Ukyo und Akane waren
ein wenig zurückgefallen, doch Ranma und Ryoga hatten genau wie Lars eine gute
Kondition und konnten mit ihm mithalten.
Ohne an den Abzweigungen zu überlegen stürmte Lars jeweils in den erstbesten
Gang hinein. Wie ein Wunder erschien plötzlich der rettende Ausgang vor ihm.
Doch es warteten bereits einige Armbrustschützen auf ihn, die nicht zögerten und
sofort schossen, als sie ihn erblickten.
Lars warf sich nach vorne und schlug einen Flickflack, wobei zwei Pfeile
haarscharf zwischen seinen Beinen hindurch flogen. Über Kopf sah er, wie Ranma
mitten im vollen Lauf in der Brust von einem der metallenen Pfeile erwischt
wurde und nach hinten zurückfetzte. Im nächsten Augenblick stand Lars schon
wieder aufrecht und hatte soviel Schwung, dass er beinahe gestürzt wäre. Doch
sein Stolpern hatte auch seine Vorteile, einige weitere Pfeile verfehlten ihn um
Haaresbreiten.
Während er weiterstürmte, hörte er noch, wie Ranma hinter ihm zu Boden ging. Im
nächsten Moment befand sich Lars Bumerang schon wieder auf dem Weg und mähte
zwei Schützen um. Lars stürzte direkt auf die anderen zu. Kurz vor ihnen sprang
er hoch, fing den Bumerang auf, der einen weiten Bogen geflogen war, und
benutzte ihn als Schlagstock.
Sekundenbruchteile später raste er ins Freie, während hinter ihm zwei weitere
Armbrustschützen stöhnend zu Boden gingen. Mit quietschenden Reifen kam ein
Pickup um die Ecke gerast und steuerte so, dass er Lars Weg schneiden würde.
Lars erblickte den Wagen und rannte weiter, wobei er schnell die Ninjaboules in
ihre Haltungen steckte. Doch in dem Augenblick, in dem er absprang, um auf die
Ladefläche des Autos zu kommen, durchschoss ein gewaltiger stechender Schmerz
durch seinen Fuß. Lars taumelte, so dass es ihm gerade noch gelang, sich mit
beiden Händen hinten am Pickup festzuhalten, der mit qualmenden Reifen Vollgas
gab und Lars hinter sich herschleifte.
Mit letzter Kraft hielt er sich am Wagen fest und hielt seinen Körper gerade,
damit nur seine Schuhe und nicht auch seine Beine über den Asphalt rutschten.
Lars zuckte erschrocken zurück, als sich ein Pfeil direkt neben seinem Kopf mit
einem Knallen in das Metall des Autos bohrte, so dass er mit einer Hand losließ
und herum schwang.
Plötzlich wurde er mit dem Rücken Richtung Boden über denselbigen geschliffen.
Krampfhaft krallte er sich mit der Hand fest. Lars schaffte es sogar noch, sich
auch mit der anderen Hand wieder festzuhalten. Zu seiner Erleichterung erkannte
er, dass sie wenigstens keiner mehr verfolgte. Plötzlich bremste der Wagen mit
einem Ruck und gab gleich wieder Gas, so dass der völlig verblüffte Lars hoch
geschleudert wurde.
Doch da er sich weiterhin mit aller Kraft festhielt, landete er auf den Knien,
mit dem Blick weiter nach hinten, auf der Ladefläche. Lars atmete gerade
erleichtert auf, als hinter dem Pickup aus einer Seitenstraße eine Metallspinne,
die mindestens so groß wie der Wagen selbst war, herausgeschossen kam und die
Verfolgung aufnahm.
Lars rutschte entsetzt bis zu dem kleinen Fenster des Führerhäuschens und schlug
wie wild dagegen. Alexandra presste ihr Gesicht gegen die Scheibe und schrie
erschrocken auf, als sie ihren Jäger erblickte. Benjamin warf einen Blick in den
Rückspiegel und drückte das Gaspedal voll durch. Der Pickup machte einen Satz
nach vorne, doch die Metallspinne konnte das Tempo mithalten und holte sogar
langsam aber sicher auf.
Benjamins Blick zuckte immer wieder zum Rückspiegel zurück, und mit jedem Blick
hinein vergrößerte sich seine Panik. "Fahr schneller verdammt!", rief er und
schlug auf das Lenkrad.
Die metallene Spinne pflügte hinter ihnen her wie ein Elefant im Porzellanladen.
Sie riss alles mit, was sich in ihrem Weg befand. Krachend wurde eine
Straßenlaterne als wäre sie nur ein Streichholz aus dem Boden gerissen und durch
die Luft geschleudert, bis die Schwerkraft sie wieder auf den Boden der
Tatsachen zurückholte. Sie verfehlte das Auto nur um Haaresbreite.
Doch die nächste Laterne folgte sofort. Sie hüpfte neben dem Wagen her bis sie
gegen eine weitere Straßenlaterne prallte und von ihrer Flugbahn abgebracht
wurde. Sie wirbelte haarscharf hinter dem Auto durch die Luft und verschwand
durch ein großes Schaufenster in einem Geschäft, verabschiedet durch ein wahres
Glassplitterinferno.
Unzählige scharfe Glasstücke prasselten auf den Pickup nieder, so dass Lars
schützend die Arme über dem Kopf verschränken musste. Für Lars völlig unerwartet
riss Benjamin den Wagen um eine scharfe Kurve, so dass Lars, der sich nicht mehr
festgehalten hatte, hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen auf der Ladefläche
herumrutschte. Die vielen Glasscherben bohrten sich schmerzhaft in Lars Rücken.
Er schrie vor Schmerz auf.
Alexandras Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie hatte das Ganze durch die
Rückscheibe mit angesehen.
"Fahr keine Kurven mehr!", schrie sie Benjamin ins Ohr, der sich wiederum so
sehr erschreckte, dass er aus einem Reflex heraus das Lenkrad nach rechts
herumriss.
Das Auto fuhr zwischen einer Straßenlaterne und einem Stromkasten auf den
Fußweg, doch Benjamin fing sich sofort wieder und steuerte wieder nach links.
Alexandra schrie laut auf, als sie an den Geschäften entlangschrammten und die
Schaufenster reihenweise in die Brüche gingen. Es regnete Scherben.
So viele Glasstücke prasselten auf die Windschutzscheibe nieder, dass Benjamin
kaum noch etwas sah. Doch er konnte nicht einfach so wieder auf die Straße
zurückfahren, solange er die Straßenlaternen nicht sehen konnte. Plötzlich
zerplatzte auch das Fenster auf der Beifahrerseite.
Lars, der mittlerweile beinahe in Glasstücken badete krallte sich mit einer Hand
an der Ladeflächenabgrenzung fest, während er sich mit der anderen das Gesicht
bedeckte. Die Glasscherben fetzten durch die Luft wie ein Meer aus spitzen
Pfeilen und prasselten auf den Pickup und die Straße nieder.
"Verdammt noch mal! Ich sehe nichts!", rief Benjamin gegen das Kreischen,
Splittern und Klirren an. Alexandra wischte derweil alle Scherben von ihrem
Schoss, damit sie sich nicht verletzte.
Plötzlich fuhren sie auf eine Rampe hinauf und noch bevor einer wirklich
begriff, was los war, segelte das Auto schon zwei Meter über dem Boden durch die
Luft. Lars konnte sich nicht mehr halten und fühlte voll Entsetzen und wie in
Zeitlupe, dass er mit einem Mal über der Ladefläche durch die Luft segelte. Er
griff verzweifelt mit beiden Händen nach einer horizontalen Stange, die in sein
Blickfeld kam.
Als würde er am Reck turnen schwang er sich zweimal um die Stange herum und saß
im nächsten Augenblick mitten auf dem Rücken der Metallspinne, ohne recht zu
begreifen, was überhaupt geschehen war. Instinktiv krallte er sich an einer
Erhebung fest.
Benjamin saß hinter dem Steuer und fühlte sich, als wären alle Gesetze der
Schwerkraft von einem auf den nächsten Moment aufgehoben worden. Er schwebte ein
wenig über dem Sitz und überall um ihn herum flogen Glasscherben durch die Luft.
Mit geweiteten Augen sah er den Boden durch die Windschutzscheibe langsam wieder
auf sich zukommen. Er klammerte sich am Lenkrad fest und noch bevor er sich auf
den Aufprall vorbereiten konnte, landete das Auto krachend wieder auf festem
Boden. Die Reifen drehten kurz durch, griffen aber fast sofort wieder, so dass
der Pickup kurz schlingerte und dann weiterraste.
Fassungslos und völlig unbewusst steuerte Benjamin den Wagen an einer Laterne
vorbei wieder auf die Straße. Er warf kurz einen Blick zu Alexandra hinüber, die
total paralysiert schien. Doch es ging ihr anscheinend gut, das reichte.
Er sah für einen Moment in den Rückspiegel und blickte dann wieder auf die
Straße. Danach runzelte er verwirrt die Stirn und wollte gerade erneut einen
Blick nach hinten werfen, um sich zu überzeugen, dass er Gespenster gesehen
hatte, als Alexandra neben ihm anfing zu schreien.
Benjamin meinte aus ihren Worten irgendetwas mit "Lars" und "weg" verstanden zu
haben. Also hatte er doch nicht den Verstand verloren. "Alexandra!", rief er, um
sie auf sich aufmerksam zu machen. Nach einigem Zurufen reagierte sie, so dass
Benjamin sie aufklären konnte.
"Lars hängt auf dem Rücken von diesem Viech! Das sind vielleicht nicht unbedingt
die besten Nachrichten, aber wenn wir Glück haben, gelingt es ihm, das Teil
auszuschalten!" Alexandra starrte ihn an.
"Und wenn nicht?" Benjamin antwortete nicht sondern starrte scheinbar
konzentriert auf die Straße vor sich.

Lars presste sich an den Rücken der Metallspinne, während ihm der Wind
ungebremst ins Gesicht wehte. Er kniff die Augen zusammen und sah erleichtert,
dass der Pickup weiterfuhr, ein gutes Zeichen, dass seine Insassen noch lebten.
Jedenfalls der Fahrer.
Dann konzentrierte er sich nur noch darauf, eine Schwachstelle der Maschine, auf
der er gerade einen gewagten Ritt hinlegte, ausfindig zu machen. Vorsichtig und
Zentimeter für Zentimeter arbeitete er sich zum Vorderteil der Spinne vor. Lars
vermutete, dass sich im Kopf der Metallspinne, wenn man es denn so nennen
konnte, die wichtigste Elektronik, zumindest aber die Wahrnehmungssysteme
befanden. Leider war es alles andere als leicht, dorthin zu kommen, da der
Panzer rund war und zum Kopf hin abschüssig war. Doch Lars schaffte es, daran
hinunterzurutschen. Er lag jetzt direkt hinter dem Vorderteil, die Beine hinter
ihm wesentlich höher als sein eigener Kopf.
Während er sich mit der einen Hand festhielt, tastete er mit der anderen nach
seiner Ninjaboule. Schließlich schaffte er es, sie aus der Halterung zu ziehen
und die Klinge auszufahren. Zwischen dem Kopf und dem Rumpf der Metallspinne
befand sich ein dünner, unscheinbarer Spalt, den Lars auch nur entdeckt hatte,
weil er mit der Hand darüber gefahren war und die Unebenheit gespürt hatte.
Er hob die Klinge hoch in die Luft und stieß sie dann mit aller Kraft in eben
diesen Spalt. Blitze zuckten im Inneren der Spinne, doch Lars zog die lange
Klinge mühsam wieder heraus und schlug sie mit voller Wucht erneut tief hinein.
Die Metallspinne wurde langsamer und blieb plötzlich stehen. Doch bevor Lars
auch nur irgendwie reagieren konnte, sprang sie wieder los und sprang
unkontrolliert durch die Gegend, immer wieder bockend. Lars verlor seine
Ninjaboule und nutzte die freie Hand, um sich mit verzweifelter Kraft
festzuklammern. Sein Körper wurde durch die Luft geschleudert, doch da er sich
festhielt, knallte er immer wieder auf den Panzer der Spinne zurück.
Benjamin und Alexandra sahen völlig gebannt und verzweifelt zu, wie Lars um sein
Leben kämpfte. Sie hatten mitbekommen was vor sich ging und angehalten. Mit
einem Mal richtete sich die Metallspanne fast vollständig auf, so dass Lars frei
in der Luft hing, nur durch seine Hände vor dem Sturz in die Tiefe gesichert.
Doch die fingen langsam aber sicher an, abzurutschen. Aber bevor er fallen
konnte, fiel die Spinne. Und zwar wieder in die Waagerechte. Mit einem Aufprall,
der die ganze Stadt erbeben zu lassen schien, hauchte sie ihr letztes Leben aus,
ihre Beine knickten oder brachen ab. Lars knallte hart auf das Maschinenwrack
und wurde durch den Schlag bewusstlos.
Benjamin und Alexandra rannten unbeachtet jeglicher Vorsicht sofort zu ihm und
trugen ihn vorsichtig in ein Café, dass wie alle anderen Gebäude auch total
verlassen war. Gerade als Alexandra den Kaffee fertig gekocht hatte, kam Lars
wieder zu Bewusstsein.
Indem er sich langsam aufsetzte, wurde Benjamin auf ihn aufmerksam, der eine
Schnittwunde an seinem Arm begutachtete. Er blickte nur kurz auf und führte
seine Untersuchung dann fort.
"Na, wie geht's dir?", fragte er. "Ganz toll. Bis auf das mein ganzer Körper
schmerzt, als wenn ich statt in schönen warmen Wasser zur Abwechslung mal in
Messern gebadet hätte!", erwiderte Lars trocken. Benjamin grinste und entnahm
einem Verbandskasten neben ihm ein Pflaster, dass er über seine Wunde klebte.
Dann kam er zu Lars und meinte: "Trotzdem bin ich neidisch auf dich." Lars sah
ihn verwundert an. "Wieso das denn?"
Benjamin lachte. "Weil du gerade einen Metallspinnenrodeoweltrekord aufgestellt
hast!" Lars fiel in sein Gelächter ein. Alexandra kam kopfschüttelnd und mit
einer Tasse Kaffee in jeder Hand zu den beiden Jungen.
"Ich verstehe einfach nicht, wie ihr das könnt!" Benjamin und Lars fragten wie
aus einem Munde: "Was könnt?"
Alexandra stellte die Kaffeetassen vor den Beiden auf den Tisch. "So fröhlich
sein und herumscherzen als wäre nichts gewesen!"
"Der Humor ist die Höflichkeit der Verzweiflung." Alexandra und Benjamin sahen
Lars verwundert an. "Ach, das habe ich mal in der Schule gehört, aber fragt mich
bloß nicht, von wem das stammt!"
Stille senkte sich über den Raum und eine Weile hing jeder seinen Gedanken nach.
Alexandra unterbrach die Ruhe, indem sie aufstand und sich ebenfalls einen
Kaffee zubereitet. Währenddessen half Benjamin Lars seine Wunden mithilfe des
Verbandskastens, den sie unter der Theke gefunden hatten, zu verarzten.
Ein ums andere Mal verzog Lars das Gesicht vor Schmerzen, doch nach einer Weile
war alles vorbei.
Benjamin schloss den Verbandskasten. "Und was machen wir jetzt?" Alexandra
setzte sich mit einer Tasse Kaffee zu ihnen.
"Sie sind noch nicht verloren." Alexandra sprach leise. "Glaube ich. Ihre
Augen...man hat gesehen, dass sie über das, was sie tun, keine Kontrolle haben.
Das bedeutet doch, dass man sie irgendwie da rausholen kann!"
Lars nickte traurig. "Das hoffe ich."
"Vielleicht", meldete sich Benjamin zu Wort, "muss man einfach diese komischen
Spinnen oder was das auch immer für Viecher sind von ihren Köpfen entfernen!"
"Das wird aber nicht gerade leicht!", meinte Alexandra. "Wer hat gesagt, dass
das hier leicht wird?", fragte Lars ernst. "Aber du hast Recht. Mhh...es muss
doch eine andere Möglichkeit geben!" Benjamin schluckte.
"Vielleicht..." Lars zog eine Augenbraue hoch und hakte nach. "Vielleicht?"
"Vielleicht muss man nur ihren...sozusagen Vorgesetzten ausschalten. Und es sah
ziemlich so aus als wäre das diese..." Seine Stimme erstarb. "Shampoo.",
vervollständigte Alexandra flüsternd Benjamins Satz.
Beide schielten unauffällig zu Lars. "Und ich dachte, es geht um ein
Duschshampoo, als ich ihren Namen zum ersten Mal gehört habe!", lachte Alexandra
schnell, um Lars auf andere Gedanken zu bringen. Doch der Versuch misslang. "Ja.
Sie schien auf jeden Fall ihr Anführer zu sein...Aber vielleicht reicht es ja,
wenn man sie aus der Gewalt des Feindes löst.", meinte Lars.
Alexandra meinte aufgeregt: "Da könnte was dran sein! Sie hatte doch auch so ein
Spinnenviech am Kopf! Was, wenn man das einfach entfernt?"
"Das sah aber ein bisschen anders aus als die Anderen. Trotzdem könnte es
klappen!"
Lars seufzte. "Immer dieses spekulieren! Und was, wenn sie dadurch stirbt?"
Alexandra und Benjamin sahen sich bedrückt an. "Ich bin müde, ich leg mich
schlafen.", meinte Lars und machte es sich in einer Ecke des Raumes auf den
Fliesen mehr oder weniger bequem. Nach einer Weile war ein leises Schnarchen aus
seiner Richtung zu vernehmen.
"Das muss ganz schön schlimm für ihn sein." Benjamin starrte durch die großen
Fenster des Cafés nach draußen auf die Straße. Alexandra nickte. "Ja, da hast du
wohl Recht!" Eine Weile sagte keiner von Beiden etwas. Schließlich seufzte
Alexandra leise auf und meinte: "Lass uns auch schlafen gehen, morgen wird
bestimmt ein anstrengender Tag."
Sie und Benjamin legten sich neben Lars und waren trotz des harten Bodens ebenso
schnell eingeschlafen. Beide ahnten nicht, wie recht Alexandra mit ihrer letzten
Bemerkung haben sollte.

Alexandra schlug langsam die Augen auf und reckte sich gähnend. Doch mitten in
der Bewegung erstarrte sie zu einer Eissäule. In diesem Augenblick wachte auch
Lars auf. Gähnend meinte er mit einen Blick auf Alexandra: "Was machst du denn
da? Yogaübungen oder was?"
Doch dann bemerkte auch er, was Alexandra so verwirrt hatte. "Was..." Verwundert
richtete er sich auf und musterte die Umgebung. Ein kleiner Vogel flatterte
zwitschernd vorbei und setzte sich auf einen Ast direkt über ihnen. "Wo sind
wir?", fragte Benjamin mit weit aufgerissenen Augen, der mittlerweile auch wach
geworden war.
"Mhh...wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen..." Lars stand auf und
ging ein wenig umher, während Alexandra und Benjamin ihn gespannt anstarrten.
"...in einem Wald!" Synchron wie zwei Turmspringer fielen die Beiden wieder um.
Lars lachte laut. "Das war doch nur ein Scherz! Ich habe so das Gefühl, dass wir
in Ranmas Welt sind. Aber eigentlich kann das gar nicht sein, es war doch noch
gar nicht der siebte Tag! Oder?"
Argwöhnisch sah Benjamin Lars an. Ihm fiel wieder ein, dass der Name Ranma schon
einmal gefallen war. "Ranmas Welt? Wie jetzt, Ranmas Welt? Was ist hier los?"
"Das erzähle ich euch später! Kommt mit!" Er ging ein paar Schritte, verzog aber
vor Schmerz das Gesicht. "Diese blöden Schnittwunden..." Doch dann erhellte sich
sein Gesicht, aber im nächsten Augenblick verdunkelte es sich schon wieder.
"Ich verdammter Idiot! Wieso habe ich daran nicht früher gedacht? Dann hätte ich
sie vielleicht auch besiegen können!", schimpfte er mit sich selber, während
Alexandra und Benjamin kein Wort von dem verstanden, was er sagte.
Als Lars aber anfing, alle Pflaster von seinen Wunden herunterzureißen, sprangen
sie erschrocken auf. "Keine Angst, es ist alles in Ordnung!", versuchte er die
Beiden zu beruhigen. Lars hielt die Hand über eine der Wunden und schloss die
Augen. Als seine Hand langsam anfing, immer heller und stärker zu leuchten,
traten Benjamin und Alexandra verdutzt einen Schritt zurück. Die weißen Strahlen
fielen auf die Haut und nach einer kurzen Zeit war die Wunde verschwunden.
"Was...was ist das?", fragte Alexandra und kam vorsichtig näher, während Lars
die nächste Wunde behandelt. "Das ist eine himmlische Kraft, die mir ein Engel
gegeben hat!" Benjamin und Alexandra starrten Lars an, als hätte er soeben
bekannt gegeben, dass er der Kaiser von China ist.
"Ich weiß es klingt verrückt, es ist aber die Wahrheit!" Lars seufzte. "Sollte
ich irgendwann in meinem Leben noch mal Zeit haben, erzähle ich euch die ganze
Geschichte. Durch meine Schuld seid ihr ja mittlerweile auch mittendrin!"
"Wo mittendrin?", fragte Benjamin scharf.
Lars seufzte erneut und heilte seine letzte Wunde. Er fühlte sich mit einem Mal
seltsam matt. Anscheinend konnte man die himmlische Kraft nicht ohne Limit
benutzen. Er ließ sich wieder in das Gras plumpsen. Lars schloss die Augen und
fing ohne zu zögern an, die gesamte Geschichte mit all ihren Einzelheiten zu
erzählen.
Nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam, war er fertig. Er öffnete die Augen und
bemerkte jetzt erst, dass Alexandra und Benjamin regelrecht an seinen Lippen
hingen, wobei Benjamin äußerst ungläubig aus der Wäsche schaute. Er schien Ranma
½ im Gegensatz zu Alexandra zu kennen. Lars räusperte sich.
Dann fiel ihm noch etwas ein. Entsetzt sprang er auf. "Verdammt! Wie sollen wir
hier jetzt wieder rechtzeitig wegkommen, um Shampoo zu retten?" Ratlos sahen
sich die drei an.
"Vielleicht sollten wir uns erstmal um etwas Nahrhaftes kümmern.", schlug
Benjamin vor, der sich den knurrenden Magen hielt. "Du hast Recht.", erwiderte
Lars. "Kommt mit! Wenn ich mich nicht irre, sind wir hier ganz in der Nähe von
Nerima."
Benjamin zog eine Augenbraue hoch, folgte dann aber Lars und Alexandra.
Eigentlich brannten ihm und Alexandra noch tausende von Fragen auf den Lippen.
Nach einem kurzen Marsch durch den Wald erreichten sie Nerima. "Ah, Nerima! Gut,
also sind wir in Ranmas Welt!" Benjamin, der das Ganze immer noch nicht recht
glauben konnte, murmelte: "Nerima?"
Völlig in Gedanken versunken folgte er Lars, der nach einer Weile durch ein Tor
trat und auf ein Haus zuging, dass im klassischen japanischen Stil gebaut war.
Lars klopfte an die Tür und wartete. Nach kurzer Zeit öffnete sich dieselbe und
Kasumi stand vor ihnen.
"Oh, hallo Lars! Schön dich zu sehen, es ist ja mittlerweile schon wieder eine
Weile her, dass wir uns zuletzt gesehen haben!", begrüßte sie sie freundlich.
"Hallo Kasumi! Das ist meine Schwester Alexandra und das ist Benjamin, ein
Freund!"
Letzterer starrte Kasumi argwöhnisch an. Doch innerlich musste er zugeben, dass
sie der Kasumi aus dem Manga wirklich sehr ähnlich sah. "Gut, zugegeben, sie
sieht genauso aus wie die Mangafigur! Aber das muss ja nichts heißen...", dachte
Benjamin verwirrt.
"Kommt doch herein! Wollt ihr etwas essen? Ihr habt doch sicher Hunger!" Kasumi
trat zur Seite, damit die Gäste das Haus betreten konnten. Lars hatte kaum
genickt, da verschwand Kasumi schon in der Küche. Also begaben sich Lars,
Benjamin und Alexandra in das Wohnzimmer, in dem Soun und Genma gerade Go
spielten.
Soun sah vom Spielbrett auf um die Gäste zu begrüßen, was Genma sofort
ausnutzte. Blitzschnell verschob er einige Steine, wodurch es für ihn schon um
einiges rosiger aussah.
"Hallo Lars! Wo warst du denn so lange? Und was sind das für Leute?", deutete er
auf Benjamin und Alexandra. Genma spitzte die Ohren und drehte sich um. Sofort
verschob Soun ebenfalls unauffällig einige Steine. Benjamin starrte die Beiden
mit großen Augen an. "Soun? G-Genma?"
Beide starrten ihn an und fragten im Akkord: "Ja?"
"Tendo und Saotome?", fragte Benjamin ungläubig, während Alexandra, die Ranma ½
nicht kannte, verwirrt daneben stand. "Ja?", fragten Beide wieder im Chor.
"Nun Junge, wenn du nichts zu sagen hast, dann rufe uns bitte auch gar nicht
erst!", meinte Genma und wandte sich wieder dem Spielfeld zu. Soun nickte und
tat es ihm gleich, nur um kurz darauf zu rufen:
"Kasumi! Wann gibt es denn Mittag?"
Benjamins Stimme war kaum noch ein Krächzen. "Kasumi?" Die kam gerade mit einem
Tablett herein und deckte den Tisch. "Setzt euch doch schon mal!", forderte sie
die drei Gäste freundlich auf. Sie taten wie ihnen geheißen, Benjamin bleich wie
ein Bettlaken.
Soun und Genma setzten sich zu ihnen und nach kurzer Zeit kam auch Nabiki die
Treppe herunter. "Ah, wie es scheint haben wir Gäste!", meinte sie freundlich.
"Wenn ihr hier bleiben wollt müsst ihr Miete zahlen, und zwar kommt der Preis
auf die Größe des Zimmers..." Lars winkte ab, während Benjamin mit offenem Mund
dasaß.
"Nein, nein! Wir sind nur hier, um euch etwas Wichtiges mitzuteilen, danach
verschwinden wir auch schon wieder!" Nabiki starrte Benjamin an und runzelte die
Stirn.
"Sag mal bist du ein bisschen beschränkt oder wartest du darauf dass dich jemand
füttert?" Benjamin starrte sie verblüfft an und schloss nach einer Ewigkeit den
Mund. Zuletzt betrat Doktor Tofu den Raum, begrüßte die Gäste freundlich und
nahm ebenfalls am Tisch Platz.
"Aber...das kann doch nicht...das ist doch unmöglich!", schnappte Benjamin nach
Luft. "Geht es dir nicht gut?", fragte Doktor Tofu besorgt.
"Doch, ihm geht es gut! Benni ist glaube ich nur ein wenig, wie soll ich
sagen...überrumpelt.", grinste Lars. "Ich meine, wer wäre das nicht angesichts
solch schöner Mädchen?" Er zwinkerte zu Nabiki hinüber, deren kalte Fassade für
einen ganz kurzen Augenblick zerbröckelte, während Soun mit einem strahlenden
Lächeln über die Schönheit seiner Töchter palaverte. Ihre Augen flackerten kurz
auf, doch im nächsten Moment hatte sie sich wieder unter Kontrolle.
Dankend nahm sie eine Schüssel mit Ramen von Kasumi an und fragte Lars, um von
sich abzulenken: "Und, was führt dich hierher?"
Lars stellte Benjamin und Alexandra erneut vor. Dann erzählte er, was mit Akane,
Ukyo, Ryoga, Ranma und nicht zuletzt Shampoo geschehen war.
Als er seinen Bericht beendet hatte, brach Soun in Tränen aus, während Genma ein
ernstes Gesicht machte. "Meine arme Tochter!" Genma wandte sich an Soun und
überlegte laut: "Was meinst du, können sie trotzdem heiraten und das Dojo
übernehmen?"
Sofort versiegten die Sturzbäche von Tränen. Soun machte ein Gesicht, als würde
er angestrengt nachdenken. Nach einer Ewigkeit meinte er: "Das könnte klappen,
wenn wir..."
Lars hörte nicht weiter zu sondern widmete sich den Ramen. Auch Alexandra und
Benjamin, der immer noch ein wenig bleich um die Nase wirkte und ständig zu
Nabiki herüberschielte, verschlangen ihre Nudeln im Nu. Nachdem Kasumi ihnen die
Schüsseln mehrere Male nachgefüllt hatte, waren sie schließlich alle satt.
Lars seufzte laut und meinte mehr zu sich selbst als zu den Anderen: "Wie kommen
wir jetzt bloß wieder zurück in meine Welt?"
Ein leises Kichern ertönte. "Vielleicht habe ich ja eine Lösung für dein
Problem!" Happosai, einen riesigen Sack voll Mädchenunterwäsche auf dem Rücken,
sprang mit einem großen Satz auf den Essenstisch. Soun und Genma warfen sich zu
Boden. "Meister! Ihr seid zurückgekehrt!"
Abfällig meinte er zu den Beiden: "Klappe ihr Idioten! Zu euch komme ich
später!"
Schlagartig verstummten die beiden Väter. "Du willst also von einer Dimension in
die nächste Reisen?"
Lars nickte, während Benjamin Happosai mit riesigen Augen anstarrte. Alexandra
betrachtete ihn ebenfalls neugierig.
"Da habe ich etwas für dich!" Happosai zog eine Schriftrolle aus seinem Sack und
hielt sie triumphierend in die Höhe. "Auf dieser Schriftrolle steht geschrieben,
wie man an die Teile der Karte kommt, auf der der Ort des Gegenstandes, den ihr
sucht, verzeichnet ist!" Lars, der Happosai bisher nur einmal in Ranmas Welt
gesehen hatte, und das nur kurz, beäugte ihn argwöhnisch. "Und was ist das für
ein Gegenstand?"
Happosai zögerte ein wenig, senkte dann aber die Stimme und sprach: "Der
Nan-Bann-Spiegel! Wird eine Träne auf ihn vergossen, befördert er einen an einen
anderen Ort!" Lars erinnerte sich vage daran, dass der Spiegel nur im Anime,
nicht aber im Manga, vorkam. "Und woher weiß ich, wohin mich der Spiegel
bringt?", fragte er misstrauisch.
Happosai sah ihn eine Weile an und meinte dann: "Das musst du schon selber
herausfinden!" Lars überlegte eine Weile. Dann griff er nach der Schriftrolle.
"Na gut, dann gib her!" Doch Happosai sprang schnell ein Stück zurück. "Nicht so
schnell mein Lieber! Du bekommst die Schriftrolle nur unter einer Bedingung!"
Lars ahnte nichts Gutes und fragte nervös: "Und die wäre?"
Im nächsten Augenblick war er klitschnass. Aufgrund der plötzlichen Kälte
schnappte Lasso erschrocken nach Luft. "Was..." Happosai hielt ihr einen BH vor
die Nase und grinste freudig erregte: "Zieh diesen wunderschönen Büstenhalter
für mich an!" Alexandra und Benjamin, die die Verwandlung noch nie zu sehen
bekommen hatten, hatten sich schon von dem Schreck erholt und lachten sich über
Happosais Bedingung halb schlapp.
Doch Nabiki machte Happosai einen Strich durch die Rechnung, indem sie einfach
die Schriftrolle aus seiner hoch erhobenen Hand nahm. "Lass mich mal sehen..."
An einem Lolli lutschend rollte sie das Papier aus und las, während sie durch
den Raum schlenderte.
Happosai, der zunächst völlig überrumpelt war, hatte sich gefangen und rief:
"Gib mir meine Schriftrolle zurück!" Nabiki las weiter. "Erst, wenn ich sie
gelesen habe!" Happosai stürmte los und sprang auf Nabiki zu. Die trat einfach
im letzten Augenblick seelenruhig zur Seite, ohne auch nur einmal von dem Papier
aufzusehen. Happosai krachte gegen die Wand und fiel zu Boden, wo er ächzend
liegen blieb.
Benjamin hatte die Szene, insbesondere Nabiki, fasziniert beobachtet. Ein
Plätschern von Wasser lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Lars, der gerade
einen dampfenden Kessel in die Küche zurückbrachte.
Als er wieder zurück kam, rollte Nabiki das Papier gerade wieder zusammen. Lars
hielt wortlos die Hand auf, doch Nabiki machte keine Anstalten, ihm die
Schriftrolle zu überreichen. "Würdest du mir bitte die Schriftrolle geben?"
Nabiki grinste höhnisch und meinte: "Nein!"
Happosai meldete sich wieder zu Wort, in dem er auf Nabikis Brüste zusprang.
"Nabiki! Ich wusste schon immer, auf dich ist Verlass!" Im nächsten Moment
entfuhr ihm nur noch ein Ächzen, bevor er erneut zu Boden fiel. Nabiki
entspannte die zur Faust geballte Hand wieder. Als wäre nichts gewesen fragte
Lars: "Und wieso nicht?"
Nabiki tat, als überlege sie und meinte dann mit harmloser Stimme: "Nun, du
bekommst sie!" Lars sah sie an. "Aber nur unter einer Bedingung!"
"Wir haben kein Geld, Nabiki!", meinte Lars und streckte die Hand nach der Rolle
aus, doch Nabiki zog die Hand schnell zurück. Also gab er verzweifelt nach und
fragte genervt: "Und was für eine Bedingung ist das?"
Sie griff nach dem Lolli und drehte ihn ein wenig im Mund hin und her. "Mein
Zimmer könnte mal wieder einen neuen Anstrich gebrauchen. Und wenn wir schon
dabei sind: Einige Möbel sollen umgestellt werden."
Lars stöhnte. "Nabiki, bitte! Wir haben nicht so viel Zeit!"
"Tja, dann habt ihr wohl Pech gehabt!", erwiderte sie kalt. "Nabiki! Es geht
hier schließlich auch um deine Schwester! Bitte!", flehte Lars sie an. Doch
Nabiki schüttelte den Kopf. Aber dann stockte sie kurz und meinte dann: "Aber
ich kann dir einen Vorschlag machen! Einer von euch dreien bleibt hier und
erledigt die Arbeit, während die anderen Beiden sich auf Schatzsuche begeben!"
Lars überlegte eine Weile, bis Nabiki sagte: "Das verstehe ich als ein Ja. Er
bleibt hier!" Sie zeigte auf Benjamin, der sie verdutzt anstarrte. Lars
protestierte lautstark. "Aber Nabiki! Wir brauchen jede verfügbare Person!" Doch
Nabiki blieb steinhart. "Er bleibt hier, oder ihr werdet die Schriftrolle nie
wieder zu Gesicht bekommen!" Nach einer Minute voller Stille meldete sich
Benjamin leise zu Wort.
"Gut, dann bleibe ich hier. Was ist schon ein bisschen Arbeit gegen die vielen
Menschen, die leiden müssen?" Nabikis Gesicht verzog sich zu einem
triumphierenden Grinsen. "Endlich jemand, der mich versteht!" Sie überreichte
Lars die Schriftrolle, ergriff den Lollistiel und stolzierte aus dem Raum, nicht
ohne Benjamin zuzuzwinkern.
Nachdenklich sah Lars ihr genau wie Alexandra und Benjamin hinterher. "Warum sie
wohl gerade dich genommen hat?", fragte er. Doch die Frage blieb im Raum stehen,
da er sich in dem Moment wieder der Schriftrolle in seiner Hand gewahr wurde.
Schnell entrollte er sie und überflog den Text. Erleichtert atmete er auf.
"Ausnahmsweise mal keine verwirrenden Rätsel! Es steht klipp und klar drauf, wo
sich die drei Teile der Schriftrolle befinden! Und daneben ist sogar eine kleine
Skizze von den drei Orten!"
"Meister?", fragte plötzlich Soun vom Boden her. Genma hob vorsichtig den Kopf.
Alle sahen sich nach Happosai um, doch der schien wie vom Erdboden verschluckt.
Soun sprang auf und rief: "Beim nächsten Mal werden wir ihn zerquetschen wie
eine Fliege!" Genma grinste fies. "Dann sind wir ihn endlich los!"
Kasumi und Doktor Tofu, die sich während dem Konflikt zurückgezogen hatten,
betraten wieder den Raum. Als Kasumi entdeckte, dass alle Schüsseln leer waren,
fing sie sofort an, den Tisch abzudecken.
"Ähm...Kasumi? Würde es dir etwas auszumachen, Benjamin ein paar Tage unter
deine Fittiche zu nehmen?"
Kasumi nickte lächelnd, doch bevor sie etwas erwidern konnte, unterbrach Nabiki,
die gerade das untere Ende der Treppe erreichte. "Er schläft bei mir im Zimmer.
Dann müssen wir keins der anderen Zimmer zurecht machen und du musst dich nur um
die Verpflegung sorgen. Hat irgendjemand ein Problem damit?", fragte sie
trocken.
Kasumi schüttelte den Kopf, während Benjamin sich verlegen am roten Kopf
kratzte. Lars sah Nabiki an und zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
"Gut, dann wäre das ja geklärt!", sprach Nabiki und stapfte die Treppe wieder
hinauf.

Bis auf Doktor Tofu, der wieder in seiner Praxis war, waren alle Bewohner und
Teilzeitgäste des Hauses Tendo an der Eingangstür versammelt, um Alexandra und
Lars zu verabschieden. Er hatte einen großen Rucksack mit Campingutensilien und
einigen anderen Ausrüstungsgegenständen auf dem Rücken, wohingegen Alexandra
ohne auch nur ein Gepäckstück neben ihm stand.
Benjamin umarmte Lars und danach Alexandra. "Ich wünsche euch viel Glück! Ich
weiß, dass ihr es schafft!", grinste er. Lars erwiderte sein Grinsen und meinte:
"Und ich wünsche dir, dass sie dich nicht allzu hart schuften lässt. Pass auf,
lass dich bloß nicht ausnutzen von ihr!"
Nabiki runzelte die Stirn, und auch, als Lars ihr zuzwinkerte zeigte sie
keinerlei weitere Reaktion. Kasumi kam aus dem Haus geeilt und verstaute noch
ein weitere Päckchen in Lars Rucksack. "Ich habe euch noch ein wenig Wegzehrung
eingepackt.", lächelte sie die Beiden freundlich an.
"Danke!", erwiderte Alexandra ebenfalls lächelnd. Sie mochte Kasumi, so eine
freundliche Person hatte sie zuvor noch nicht gesehen. "Sobald wir den Spiegel
haben, kommen wir wieder vorbei und holen Benni ab! Also, bis dann!" Lars
winkte, drehte sich um und marschierte los. Alexandra winkte ebenfalls und
folgte ihm dann schnell.
Nachdem sie den Beiden eine Weile hinterher gewunken hatten, begaben sich alle
wieder in das Haus. Bevor Benjamin auch nur überlegen konnte, was er als
nächstes unternehmen wollte, schnappte sich Nabiki seinen Arm und zog ihn die
Treppe hoch. Verdattert ließ er es mit sich geschehen. Im ersten Stock
angekommen öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer und stieß Benjamin hinein.
Verwirrt ließ er seinen Blick durch Nabikis Zimmer schweifen. Ungläubig starrte
er auf das Chaos, dass sich vor ihm ausbreitete. Auf dem Boden verstreut lagen
Schulutensilien, Bücher, Hefte und Mangas. Das Bücherregal hingegen beinhaltete
nur noch einige wenige Bücher. Auf einem großen Bett lagen weitere
aufgeschlagene Mangas und Kuscheltiere verstreut. Daneben stand ein
Schreibtisch, auf dem sich die verschiedensten Dinge zu einem großen Haufen
stapelten.
Benjamin wollte gar nicht wissen, wie es in den Schubladen der Kommode und in
dem großen Schrank neben der Tür aussah. Nabiki nutzte die freien Stellen des
Fußbodens so geschickt aus, dass sie immer noch eine elegante Gangart innehatte.
Sie schon einige Mangas vom Bett und ließ sich dann darauf fallen. Sie legte
sich auf die Seite, stützte den Kopf auf den Arm und sah Benjamin an.
"Jetzt fang schon an!" Verwirrt sah Benjamin sie an, er konnte sie einfach nicht
durchschauen. "Womit anfangen?" Nabiki seufzte. "Na damit, das Zimmer
aufzuräumen! Wie willst du denn sonst die Möbel nach draußen transportieren?"
"Aber..." Benjamin überlegte krampfhaft, wie er dieser Aufgabe entgehen konnte.
"Aber ich weiß doch gar nicht, wo was hinkommt!" Nabiki grinste. "Das werde ich
dir schon sagen! Zuerst kannst du mal die ganzen Bücher in das Bücherregal
einordnen!"
Während Benjamin sich grummelnd an die Arbeit machte, schnappte sich Nabiki
einen Manga, drehte sich auf den Bauch und vertiefte sich in das Lesen. Nachdem
Benjamin eine Weile still vor sich hingearbeitet hatte und hinter der Kommode
noch einige Bücher entdeckte, seufzte er laut auf.
"Wie kann man nur so unordentlich sein?", murmelte er wütend vor sich hin. "Hast
du was gesagt?" Nabiki sah von ihrem Manga auf und blickte unschuldig drein.
Benjamin grunzte nur und versuchte seine Hand durch den schmalen Spalt zwischen
Wand und Kommode zu zwängen, um an die Bücher heranzukommen.
Nach einer Weile bekam er eins zwischen die Finger und zog es heraus. Der Ärmel
seines ganzen Pullovers war mit Staub übersäht. Mit missmutiger Miene blies er
die Staubschicht von dem Buch und musste unwillkürlich niesen. Nabiki, die ihn
heimlich beobachtete, konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
Das veranlasste Benjamin dazu, endgültig die Geduld zu verlieren. Genervt warf
er das Buch auf den Boden und meinte mit grimmiger Miene und bebender Stimme:
"Ich mach das nicht mehr mit! Ich schufte mich hier ab, um in diesem...
diesem..." Er deutete auf die Unordnung und versuchte eine passende Beschreibung
zu finden. "Saustall wenigstens ein bisschen aufzuräumen und du liegst
seelenruhig da und liest Mangas! Du könntest mir ja wohl wenigstens helfen,
schließlich ist es dein Zimmer und nicht meins!"
Nabiki sah ihn lange an. Dann stand sie auf und ging, die Arme hinter dem Rücken
verschränkt, langsam auf Benjamin zu. Sie beugte sich vor, so dass ihre
Gesichter nicht mehr weit voneinander entfernt waren. Mit großen, unschuldigen
Augen sah sie Benjamin an. "Es tut mir leid, aber das ist nun mal der Deal! Und
selbst wenn nicht, würdest du es übers Herz bringen, solch eine harte Arbeit
einem kleinen süßen Mädchen zu überlassen?", fragte sie mit einem
Augenaufschlag.
Benjamin konnte bei ihrem Anblick einfach nicht anders, als nachzugeben. Er
grummelte etwas vor sich hin und drehte sich dann um und hob das Buch wieder
auf. Nabiki lächelte hinter seinem Rücken und hüpfte wieder zu ihrem Bett
zurück.

Derweil wanderten Lars und Alexandra an einem Feld entlang. Lars hielt eine
große Karte in den Händen, die sie von den Tendos bekommen hatten. Nachdem er
sie eine Weile eingehend gemustert hatte, fand er was er suchte. Ein letztes Mal
verglich er die Skizze von der Schriftrolle mit der Karte, um sich ganz sicher
zu sein.
"Wir müssen diesen Weg bis zu Ende gehen, irgendwann kommen wir dann zu einer
Abzweigung. Da müssen wir links." Alexandra nickte und stapfte wortlos weiter,
während Lars die Karte zusammenfaltete und in seiner Hosentasche verschwinden
ließ.
"Nun denn, auf zum ersten Teil der Schriftrolle! Hoffen wir, dass das Ganze
schnell geht." Nachdem sie einige Stunden gewandert waren, warf Alexandra einen
Blick auf die immer tiefer sinkende Sonne und meinte: "Lass uns einen Platz
suchen, auf dem wir unser Zelt aufschlagen können!"
Lars stimmte ihr zu. Schon nach kurzer Zeit hatten sie eine kleine Lichtung in
dem lichten Wäldchen gefunden, das sie gerade durchwanderten. Lars setzte den
Rucksack ab und fing an, das Zelt auszupacken, während sich Alexandra erschöpft
auf einen Stein sinken ließ.
Während Lars das Zelt aufbaute, machte sich Alexandra daran, mit einem kleinen
Campingkocher eine Suppe zuzubereiten. "So, das Zelt wäre aufgebaut!", meinte
Lars und setzte sich auf die andere Seite des Campingkochers. Heißhungrig
starrte er auf die Suppe und schlug ungeduldig mit dem Campingbesteck gegen
seine Metallschüssel.
Alexandra probierte noch einmal, gab noch ein wenig Salz dazu und füllte erst
Lars und dann sich auf. Nachdem sie wortlos ihre Suppe gelöffelt hatten, wuschen
sie ihr Geschirr in einem kleinen Bach aus, der in der Nähe der Lichtung leise
vor sich hinplätscherte.
Keine fünf Minuten später lagen sie nebeneinander im Zelt. Lars hatte gerade die
Augen geschlossen, als Alexandra leise fragte: "Lars? Meinst du, wir können es
schaffen?" Er drehte seinen Kopf und lächelte sie an. Alexandra sah ihn mit
großen Augen an. Lars umarmte sie und flüsterte:
"Natürlich! Und wenn ich dich an meiner Seite habe, was soll dann noch schief
gehen?" Ein Lächeln breitete sich auf Alexandras Gesicht auf. Langsam schloss
sie die Augen. Einige Minuten später bemerkte Lars, dass sie eingeschlafen war.
Er lächelte ein weiteres Mal und schloss die Augen. Schon nach wenigen Sekunden
begab auch er sich in das Reich der Träume.
Arm in Arm schliefen die beiden Geschwister in einem kleinen Zelt in einem
kleinen Wäldchen in einer großen Welt voller Gefahren und boten trotzdem einen
Anblick, wie er friedlicher gar nicht sein konnte.