Kapitel 10 - Setsunas Geheimnis

Es war mitten in der Nacht. Usagi lag erschöpft in ihrem Bett und schlief. In den letzten Tagen hatten sie erneut Angriffe des dunklen Paares abgewehrt, mal mehr und mal weniger erfolgreich. Zusammen mit ihren Kriegern hatte sie den Opfern, die sie nicht retten konnten, die Energie zurückgegeben, was trotz der neuen Brosche, die ihren Kristall vor Energieverlust bewahren sollte, an ihren Kräften zehrte. Ihre neuen Freunde Akane und Sakura, die nun auch von ihrer Sailor-Identität wußten, kamen inzwischen auch mit zu den fast täglich stattfindenden Treffen im Hikawa Tempel. Es war eigentlich ungewöhnlich, daß andere Leute als die Sailor Senshi selbst zu den Treffen kamen, aber sie konnten im Moment jede Hilfe brauchen, die sie kriegen konnten.

Sie wälzte sich unruhig hin und her. Schon länger wurde sie von Alpträumen heimgesucht, doch nie waren sie so real wie dieser. Sie sah das schwarze Hauptquartier der dunklen Bruderschaft und den Nachthimmel mit dem Vollmond dahinter. Ringsherum befand sich das beleuchtete, nächtliche Tokyo. Plötzlich schoß aus der Spitze der Katedrahle ein Strahl von absoluter Dunkelheit hervor und traf den Vollmond, der daraufhin völlig aufgelöst wurde. Danach breitete sich die Schwärze über Tokyo und danach über die ganze Welt aus. Hilflos mußte Usagi mit ansehen, wie die Welt, die sie bisher immer beschützt hatte, vollkommen zerstört wurde. Plötzlich sah sie vor sich ein helles Licht, das in dieser vollkommenen Dunkelheit umso mehr strahlte. "Prinzessin", hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Die Gestalt der Mondkönigin formte sich aus dem Licht und trat zu Usagi. "Königin Serenity", sagte Usagi. "Was passiert hier?" wollte sie verstört wissen. "Die Zeit wird knapp", antwortete Serenity. "Ihr müßt die sechs neuen Krieger der Planeten so schnell es geht finden. In Verbindung mit der Macht der Siebten und Eurer wird sich Euch eine Waffe offenbaren, mit der ihr dem Bösen Einhalt gebieten könnt." Usagi blickte sie verwirrt an. "Eine Siebte? Aber wir hatten nur sechs magische Kugeln," sagte sie aufgeregt. "Ich kann Dir nicht weiterhelfen, meine kleine Prinzessin. Alles wird sich aufklären, wenn die Zeit dafür reif ist. Finde die anderen Krieger und vereint Eure Kräfte!" Mit diesen Worten verschwand das Licht und die Königin war fort. Sie fand sich auf einmal einen großen schwarzen Spiegel gegenüber und betrachtete ihr Spiegelbild, das sie traurig anblickte. Ihr Ebenbild streckte ihr die Hand entgegen, als wollte es sie um Hilfe anflehen. Da zerbrach der Spiegel in tausend, schwarze Scherben...

Schweißgebadet wachte Usagi auf und wischte sich über die Stirn. Ihr Herz schlug rasend schnell und ihn ihrem Kopf dröhnte es. Nach einigen Augenblicken beruhigte sie sich wieder, so daß sie klar denken konnte. "Ist es etwas passiert, Usagi?" Besorgt war Luna auf ihr Bett gesprungen und sah sie verwirrt an. "ich weiß nicht genau", antwortete sie verstört. "Ich hatte einen Alptraum, aber er war so real." Ein Zittern überlief sie. "Erzähl mir davon", bat Luna. Usagi berichtete ihrer schwarzen Katze von dem Traum, der ihr die Zerstörung der Erde und des Mondes zeigte und der Warnung ihrer Mutter, ihre Mächte mit den sechs neuen Kriegern und der Siebten zu vereinen. "Eine siebte Kriegerin?" fragte Luna verblüfft. "Aber wie ist das möglich? Wir haben insgesamt nur sechs magische Kugeln!" Usagi nickte zustimmend. "Das habe ich auch gefragt. Mutter meinte, es würde sich alles aufklären, wenn die Zeit dafür gekommen wäre."

Zirias stand lange Zeit an der Tür des Verlieses und starrte ins Innere. Die Gefangene lag immer noch völlig regungslos auf ihrem Bett und wurde von der schwarzen Energie durchströmt. Sein Blick war leer, als würde er über etwas Bestimmtes nachdenken. "Pluto", flüsterte er. "Ich hätte nicht gedacht, Dich je hier anzutreffen." Plötzlich schrak er hoch. Nocturn war leise zu ihm getreten. "Ist alles in Ordnung, Zirias?" fragte er. "Ist mit dem Kind alles in Ordnung?" Zirias hatte sich wieder gefasst. "Ja, großer Nocturn. Die Umwandlung verläuft ganz nach unserer Zufriedenheit." Nocturn nickte zufrieden. "Gut. Sehr gut. Der Zeitpunkt für das Opfer rückt näher und je vollständiger die Umwandlung ist, umso mächtiger wird unsere Meister in diese Welt wiedergeboren." Mit diesen Worten verschwand er in einer schwarzen Rauchwolke und überließ Zirias erneut seinen Gedanken. "Pluto", flüsterte er.

Nach dem Unterricht traf sich Usagi mit ihren Freundinnen. Ami, Minako und Taiya erschienen als erste. Ihnen folgten Makoto, die Sakura im Schlepptau hatte, und Miharu mit Churel. "Ist irgendwas passiert, Usagi?" wollte Ami wissen. Usagi schwieg eine Weile, bevor sie ihren Freundinnen von ihrem Traum erzählte. "Das ist ja merkwürdig", sagte Miharu schließlich. Alle wandten sich nun Churel zu. "Weißt Du irgend etwas von einer siebten Kriegerin, Churel?" wollte Taiya wissen. "Keine Ahnung", gestand Churel. "Ich war nur ein kleines Licht in unserem Orden. Man hat mich nicht weiter in die Geheimnisse eingeweiht. Ich weiß allerdings von diesen sechs magischen Kugeln, in denen die Planetenenergie eingeschlossen ist", schloß sie. Usagi seufzte. Ihre neue Freundin würde sie also nicht weiterbringen. "Ich schlage vor, wir treffen uns heute abend wieder alle im Hikawa Tempel. Ich werde Haruka und den anderen Bescheid sagen." Mit diesen Worten schloß sie das Treffen und ging mit den anderen nach Hause.

Zur gleichen Zeit wurde Setsuna von Tamashi und Hotaru von ihrer Arbeit abgeholt. "Hattest Du heute viel zu tun?" wollte Hotaru wissen. "Im Moment ist eigentlich nicht besonders viel los", antwortete Setsuna. "Der Professor ist in Urlaub und außer einem verspäteten Meteorschauer aus den Perseiden ist eigentlich nichts Aufregendes passiert." Sie verließen das große Observatorium, das auf einer Anhöhe in der Nähe von Tokyo stand, als Pluto plötzlich eine andere Gegenwart wahrnahm. So fremd, aber doch irgendwie vertraut. "Es wäre wirklich nicht nötig gewesen, dass ihr mich abholt", sagte sie schnell. "Geht doch schon vor und wartet bei meinem Wagen auf mich. Ich habe noch etwas vergessen!" Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging wieder in das Gebäude. Hotaru und Tamashi sahen sich irritiert an und suchten Setsunas Wagen auf dem Parkplatz. Setsuna wartete noch einige Augenblicke, bevor sie wieder aus der Tür hinaustrat und um das Observatorium herumging. Hinter dem Gebäude befand sich ein uralter Park, in dem sie des öfteren ihre Mittagspause verbrachte. Sie ging ein paar Schritte zwischen die Bäume und wartete. "Ich bin hier", sagte sie leise. Fast gleichzeitig verdunkelte sich ihre Umgebung und schwarzer Nebel spielte um ihre Füße. Nicht im Mindesten überrascht wartete Setsuna ab. Zwischen den Bäumen trat eine große Gestalt hervor, die in einen schwarzen Umhang gehüllt war. "Pluto", flüsterte er und zog die Kapuze zurück. Sie blickte in ein Gesicht, das ebenso wie ihres zeitlos war und das sie früher nur zu gern betrachtete. "Pylartes", sagte sie kühl. Er lächelte bitter. "Nein, meine Pluto. Ich habe kein Recht mehr diesen Namen zu tragen. Ich heiße jetzt Zirias:" Setsuna blickte ihn immer noch kalt an. "Nun gut, Zirias", sagte sie. "Was hast Du oder Deinesgleichen wieder auf der Erde verloren?" Immer noch lächelnd schaute er sie an. "Du verstehst immer noch nicht, oder? Ich habe nie aufgehört, Dich zu lieben, meine Pluto!" Geschockt blickte sie ihn an, fasste sich aber gleich wieder. "Pylartes", sagte sie nun mit etwas weicherer Stimme. "Es konnte damals schon nicht sein. Und heute kämpfen wir auf verschiedenen Seiten. Meine Aufgabe erlaubt mir nicht, jemanden zu lieben", schloß sie. Traurig blickte er ihr in die Augen. "Und ich würde niemals jemanden lieben wollen, der auf der Seite des Bösen steht!" Sein Gesichtsausdruck war wie versteinert. Mehrere Augenblicke sahen sie sich einfach nur an. "Dann habe ich alles gesagt, was ich Dir sagen wollte, meine Pluto!" Seine Stimme war nun wieder eiskalt und seine Aura strahlte wieder diese Bösartigkeit aus, die sie immer noch mit tiefer Trauer erfüllte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und ging zum Eingang des Wäldchens. Zirias ließ eine Kugel schwarzer Energie in seiner Hand erscheinen und blickte Setsuna nach, als wollte er das Ziel abschätzen. Er wartete noch, bis sie wieder ins Sonnenlicht trat, bis er die Energie verpuffen ließ. "Nun gut", sagte er. "Du ahnst nicht, was Du mir für einen wertvollen Hinweis gegeben hast, meine Geliebte", sagte er zu sich selbst. Unsere Liebe wird eine noch eine Chance bekommen. Das verspreche ich Dir!" Mit diesen Worten hüllte er sich wieder in sein Gewand und verschmolz mit der Dunkelheit des Waldes.

Ungeduldig wurde Setsuna bereits von Tamashi und Hotaru erwartet. "Ist alles in Ordnung?" fragte Tamashi. Setsuna nickte nur, und bemerkte dabei den prüfenden Blick von Hotaru. Sie schien zu merken, das eigentlich gar nichts in Ordnung war, sagte aber nichts weiter. Sie setzten sich in Setsunas Auto und fuhren in Richtung des Hikawa Tempels. Sie alle hatten schon Usagis Nachricht empfangen, dass sie so etwas wie eine Vision hatte. Setsuna wunderte sich etwas. Usagi war doch nicht gerade sehr empfänglich gegenüber übersinnlichen Botschaften. Während sie mit den Anderen heimfuhr machte sie sich insgeheim immer noch Gedanken um Zirias, ihre einstige Liebe.

"Empusia! Forras!" Die Befehle von Nocturn hallten durch die Katedrahle. Sofort erschienen die beiden in den für sie typischen Nebelschwaden. "Was ist euer Befehl, großer Nocturn?" fragte Empusia. "Die Sternenenergie, die ihr gesammelt habt, taugt nicht viel. Ich hoffe ihr seid Euch darüber im Klaren, daß ihr nur noch wenige Gelegenheiten bekommt, um eure Fehler wieder gutzumachen." Forras und Empusia, auch bekannt als das Dunkle Paar, zuckten unmerklich zusammen. "Großer Nocturn, das Sailorteam macht uns wiederholt Probleme.." weiter kamen sie nicht. "Schweigt!" donnerte ihr Oberhaupt. "Wenn ihr euch von diesen Mädchen besiegen lasst, muss ich ernsthaft darüber nachdenken, ob ihr die Richtigen für diese Arbeit seid!" Unbehaglich sahen die beiden sich an. "Großer Nocturn, gebt uns noch eine Möglichkeit, unsere Ehre wieder herzustellen." Prüfend sah Nocturn die beiden an. "Nun gut, ich gewähre euch noch eine Chance. Aber wenn Ihr versagt, werdet Ihr das gleiche Schicksal erleiden wie eure Vorgänger!" Die beiden verbeugten sich und verschwanden schnell in einer Nebelschwade. Nocturn drehte sich um und sprach zu der Dunkelheit. "Du behälst sie im Auge, Zirias", befahl er. Der Angesprochene materialisierte sich aus den Schatten. "Lassen wir den Beiden noch eine Weile Zeit, um Energie zu sammeln. Ihre Existenz interessiert den großen Meister nicht." Zirias nickte stumm und unter seiner schweren Kapuze konnte man ein Lächeln erkennen. "Wir beide müssen uns auf ein größeres Ziel konzentrieren!" Zirias verbeugte sich ehrfürchtig und wurde wieder eins mit der Dunkelheit.

In der Zwischenzeit arbeitete Akane in der Autowerkstatt ihres Vaters. Von Haruka hatte sie einen alten Kommunikator geschenkt bekommen, mit dem sie sich mit den anderen verständigen konnte. Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich. Es gab nur eine, die sich so geräuschlos an sie heranschleichen konnte. "Hallo, Haruka", sagte sie. "Ich dachte, Du kommst heute nicht mehr." Komischerweise kam die Antwort nicht sofort. "Tut mir leid, ich bin nicht Haruka", hörte sie eine leise Stimme. Erschrocken drehte Akane sich um und fand sich Sakura gegenüber. "Was machst Du denn hier?" wollte sie wissen. Sie hatte die stille Freundin der Sailor Senshi Makoto in der letzten Woche ein bißchen kennengelernt, genauso wie die anderen Mitglieder des Sailorteams. Aber sie hatte nie erwartet, Sakura bei sich in der Werkstatt zu sehen. "Entschuldige bitte", sagte Sakura. "Ich komme wohl etwas ungelegen." Gerade wollte sie gehen, als Akane sie zurückhielt. "Warte! Tut mir leid, ich war wohl etwas schroff." Sakura lächelte ein bißchen. "Kann ich etwas für Dich tun?" fragte Akane. "Ich wollte nur mal mit Dir über unsere neuen Freunde sprechen." Erstaunt blickte Akane sie an. "Was gibt es denn da zu bereden?" wollte sie wissen. "Sie gehören zum weltberühmten Sailorteam und bekämpfen das Böse!" Damit war die Gelegenheit für Akane scheinbar erledigt. "Fragst Du Dich, ob wir ihnen nicht vielleicht im Weg sind?" fragte Sakura. "Sie sind zu freundlich um es zu sagen, aber ich glaube sie würden sich besser fühlen, wenn sie nicht auf uns achtgeben müßten." Akane brauchte eine kleine Weile, um Sakuras Äußerung zu überdenken. "Ich glaube nicht, daß es so ist", sagte sie zu Sakura. "Ich habe Haruka und auch Usagi mehrmals gefragt, ob es ihnen Recht ist, daß ich mit zu den Treffen in diesem Tempel komme. Beide haben gesagt, daß sie im Moment jede Hilfe brauchen, die sie bekommen können." Sakura sah sie eine Weile schweigend an. "Glaubst Du wirklich, daß wir ihnen helfen können?" fragte sie. "Immerhin haben wir keine Superkräfte wie sie und außerdem..." Bevor sie weitersprechen konnte, unterbrach Akane sie. "Ich glaube nicht, daß sie allein durch ihre Superkräfte alles lösen können", sagte sie. "Auch sie brauchen, denke ich Freunde, die "normal" sind und sie etwas von ihrer schweren Aufgabe ablenken.. Sakura lächelte kurz bei dem Ausdruck "Normal". "Und ich denke, daß wir diese Freunde sind", beendete Akane ihre Rede. Sakura sah sie einen Augenblick erstaunt an. "Ich glaube, Du hast Recht", sagte sie. "Wollen wir zusammen zu dem Treffen gehen?" fragte sie. Akane lachte und machte sich mit ihr auf den Weg.

Usagi und Mamoru gingen durch die Stadt. Sie hielten sich an der Hand und genossen nur die Nähe des anderen. Luna und Artemis gingen ihnen ein Stück voraus und ließen ihnen ihre Zweisamkeit. "Vermisst Du sie manchmal?" fragte Usagi ihren Mamoru. "Wen meinst Du?" fragte er. "Chibi-Usa. Sie fehlt mir so." Mamoru nahm sie in den Arm und streichelte ihr übers Haar. "Ich habe gedacht, ich würde irgendwann darüber hinwegkommen. Es ist ja auch nicht normal, daß man seine Tochter vermisst, die eigentlich noch nicht mal geboren ist." Mamoru hörte ihr still zu. Er ahnte, daß Usagi sich jetzt einmal all ihre Sorgen von der Seele reden wollte. "In diesen Zeiten hätte ich gern jemanden, mit dem ich über all das reden kann." Erschrocken sah sie Mamoru an. "Entschuldige, ich weiß das ich mit Dir über alles reden kann, aber..." Mamoru legte ihr beruhigend die Hand auf den Mund. "Ich versteh schon", sagte er. "Ich möchte mit jemandem aus meiner Familie darüber reden", flüsterte sie . "Aber mit wem? Meine Mutter lebt in der Astralebene und meine Tochter ist noch nicht mal geboren." Mamoru nickte verstehend. Er konnte gut nachvollziehen, wenn man sich nach einem Familienmitglied sehnte, mit dem man all seine Sorgen teilen konnte. "Vielleicht wird es Zeit, daß Du Deiner Familie sagst, wer Du bist", schlug er vor. Erschrocken schaute ihn Usagi an. Auch die beiden Katzen, die die ganze Zeit so getan hatten, als würden sie nicht zuhören, sahen Mamoru überrascht an. "Das kann ich nicht", sagte Usagi erschrocken. "Sie würden es nicht verstehen und sie würden sich viel zu viele Sorgen um mich machen." Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich an Mamorus Schulter. "Es ist Deine Entscheidung, Usako", sagte er leise.

"Dieser Ort ist geradezu dafür geschaffen, Sternenenergie zu sammeln", sagte Empusia zu ihrem Mann. "Hier sind rund um die Uhr Menschen unterwegs!" In den letzten Tagen war es ihnen mehr oder weniger gelungen, Sternenenergie zu sammeln, doch das Sailorteam hatte immer versucht, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. "Dieses Mal muß es einfach klappen", erwiderte Forras. "Nocturn war wirklich sehr unzufrieden mit uns und Zirias ist in letzter Zeit auch merkwürdig geworden." Empusia legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. "Keine Angst, mein Liebster, diesmal werden wir nicht versagen. Die Dämonen werden uns schon beschützen. Mit dieser Menge an Dämonen wird selbst das Sailorteam nicht fertig." Forras blickte sie zweifelnd an. "Wollen wir es hoffen!" Empusia sah ihn ein bißchen verärgert an. "Ich habe auch schon eine Idee, wie wir die Menschen alle zusammentreiben können", erklärte sie ihm und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Als sie sich am Abend trafen, war Setsuna immer noch ganz durcheinander. Auch wenn sie bei der Begegnung mit Pylartes, jetzt Zirias, sehr cool wirkte, sah es in ihrem Innern anders aus. Die Erinnerung an das Silberjahrtausend, von der sie glaubte, sie schon verdrängt zu haben, kehrte langsam und ungewollt zurück. Sie sah sich als junge Prinzessin im Charon Palast zusammen mit ihren Eltern. Dann die Liebe zu dem einfachen Soldaten aus der Leibgarde der Königsfamilie und das Verbot ihrer Eltern, sich weiterhin mit ihm zu treffen. Dann sein schrecklicher Verrat und der Überlauf zum Erzfeind der Königreiche des Heiligen Sonnensystems. All diese Erinnerungen kamen wieder in ihr hoch. "Setsuna?" schreckte sie eine Stimme auf. Die Angesprochene sah überrascht auf und blickte in Hotarus große, violette Augen. "Alles in Ordnung mit Dir?" Sie hörte die Sorge in ihrer Stimme. "Natürlich", antwortete Setsuna etwas schnell. Sie hatte fast Usagis ganzen Bericht über ihren Traum verpasst und bemühte sich nun noch das Ende mitzubekommen. "Und dann stand ich vor einem großen schwarzen Spiegel und habe darin mein Spiegelbild gesehen. Aber es sah so anders aus als ich. Das Mädchen, das ich im Spiegel sah, wirkte irgendwie trauriger, verlorener. Und dann ist der Spiegel zerbrochen und ich bin aufgewacht", endete Usagi mit ihrer Erzählung. Die Anwesenden schwiegen erstmal betroffen. Viele von ihnen hatten schon einmal prophetische Träume gehabt, aber niemals solche genauen und schrecklichen Visionen der Zukunft. "Und deine Mutter, also die Königin, hat wirklich von einer 7. Kriegerin gesprochen?" wollte Miharu wissen. "Woran soll man sie denn erkennen, wenn wir nur sechs magische Kugeln haben?" ergänzte Taiya die Frage. "Ich hab keine Ahnung", gestand Usagi. "Die Königin sagte, wenn die Zeit gekommen wäre, würde sich alles aufklären." Etwas ratlos standen bzw. saßen die anderen im Kreis um Usagi herum. Auch Akane und Sakura waren da. Sie fühlten sich allerdings etwas unwohl. Viele der Mädchen hier kannten sie kaum und trotzdem wurden sie in ihre tiefsten Geheimnisse eingeweiht. "Gibt es eigentlich irgendwelche Neuigkeiten über eventuelle Planeten, die in Frage kommen könnten?" fragte Rei. Ami schüttelte etwas enttäuscht den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Es gibt zwar sehr viele Götter und Göttinnen, zu denen die Elemente passen, aber da etwas rauszufinden ist fast unmöglich." Minako nickte verstehend. "Ja, verstehe. Das ist wie Heu durch eine Stecknadel ziehen!" Als niemand etwas zu ihrer Feststellung sagte, sah sie sich um und blickte in peinlich berührte Gesichter. Ami erbarmte sich schließlich und versuchte Minako zu verbessern. "Minako", begann sie, "es heißt Stecknadel im Heuhaufen." Minako sah sie verständnislos an. "Das sag ich doch", behauptete sie lachend. Im allgemeinen Einverständnis wurde das Thema nicht mehr weiterdiskutiert. "Das heißt, wir sind immer noch nicht weiter", stellte Usagi enttäuscht fest. "Und die Königin meinte, die Zeit würde knapp werden, also warum zeigen sich die anderen Krieger nicht?" Keiner der Anwesenden konnte ihr eine Antwort geben und Setsuna hoffte vergebens auf eine übernatürliche Eingebung, die ihnen weiterhelfen könnte.

Kurze Zeit später machten sich die Mädchen auf den Heimweg. "Machs gut, Rei. Bis morgen!" rief Usagi ihr zu. Rei winkte ihr zu und schloß die Tempeltür. "Können wir euch begleiten?" fragte Miharu Usagi. "Natürlich", lächelte sie. Sie wollte sogar etwas Gesellschaft. Da es noch früh am Abend war, hatte sie vor, mit Mamoru noch etwas in den Einkaufspassagen spazieren zu gehen. Je mehr Gesellschaft sie hatte, umso mehr würde es sie von ihrem Traum ablenken. Zusammen mit Mamoru, Miharu und Taiya machte sie sich auf den Weg zum Einkaufszentrum von Shinjuku. "Hast Du über meinen Vorschlag nachgedacht?" fragte Mamoru Usagi leise. Sie sah ihn etwas unsicher an. "Ich weiß nicht", sagte sie. Bisher war es immer das Beste, daß meine Familie nichts über meine andere Identität wußte. Aber jetzt? Ich bin mir nicht mehr sicher!" Mamoru verstand, und nahm sie tröstend in die Arme.

Setsuna hatte sich zusammen mit den anderen Outers auf den Heimweg gemacht. Sie war immer noch etwas abwesend und sprach mit keinem von ihnen. "Setsuna?" sagte Hotaru. Setsuna schreckte wieder aus ihren Gedanken hoch und sah Hotaru verwirrt an. "Ich kenne Dich jetzt schon etwas länger, Setsuna", erklärte Hotaru. "Und ich sehe, daß dich irgendetwas sehr beschäftigt. Willst du nicht mit mir darüber reden?" Setsuna brachte ein kleines Lächeln zustande. "Nein Hotaru, vielen Dank. Ich muß mir erstmal selber darüber klar werden!" Hotaru akzeptierte die Antwort und stieg mit Setsuna in Harukas Auto. Plötzlich piepste der Kommunikator...

Usagi und die anderen hatte die Einkaufsstrasse erreicht, als ihnen plötzlich auffiel, wie ungewöhnlich still es doch für diese Tageszeit war. Die Läden waren zwar alle geöffnet, doch nirgendwo waren Menschen zu sehen. Irritiert sahen die Mädchen sich um und auch Mamoru beobachtete die Umgebung genau. "Hört mal", flüsterte Taiya. "Hört nicht auch einen leisen Ton?" Erstaunt schlossen sie anderen die Augen und versuchten den geheimnisvollen Ton zu hören, den Taiya schon vor ihnen vernommen hatte. Miharu war die erste, die etwas hörte. "Ich glaube, es kommt von da drüben", sagte sie und deutete in die Richtung, in der auch der große Springbrunnen der Einkaufstrasse lag. "Dann sehen wir doch mal nach", schlug Mamoru vor. Alle folgten ihm vorsichtig. Für jeden von ihnen war klar, daß es keine natürliche Ursache hatte, daß an diesem sonst so belebten Ort alle Menschen fehlten. Usagi zog ihren Kommunikator hervor und funkte die anderen an. "Hört ihr mich? Hier im Einkaufszentrum geht etwas Seltsames vor sich. Wir vermuten, daß die Bösen wieder dahinter stecken!" Nach einem kurzen Moment antworteten ihr die anderen Senshi. "Alles klar", sagte Haruka. "Wir sind gleich da!" Auch die Inners waren sofort alamiert und machten sich auf den Weg. "Wir müssen uns beeilen", flüsterte Mamoru ihnen zu. Sie liefen etwas schneller und wenige Augenblicke später rannten sie schon. Der geheimnisvolle Ton war nun von überall zu hören und sie merkten, daß der Ton die Sinne einschläferte, wenn man sich nicht dagegen wehrte. "Los, ihr müßt Euch verwandeln!" rief Mamoru ihnen über die Schulter zu. Er hatte schon die magische Rose gezückt und verwandelte sich in Tuxedo Mask.

"MOON GUARDIAN POWER-MAKE UP!"

"EARTH CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

"SUN CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

Tuxedo Mask und die drei Sailor Senshi erreichten den großen Platz, auf dem auch der Springbrunnen stand; das Wahrzeichen des Einkaufszentrums. Ihnen bot sich ein fürchterliches Bild. Mindestens 100 Passanten lagen reglos auf dem Boden vor dem Springbrunnen. Mindestens 10 riesige Nebeldämonen, die alle den hypnotisierenden Ton von sich gaben, standen zwischen ihnen und überall waberte roter bzw. grüner Nebel. Große Kugeln aus schwarzem Glas, die sich bei näherem Hinschauen als dunkle Prismen entpuppten, waren um den Platz herum aufgestellt und der Energiefluß, der von den Menschen auf die Kugel überging, war so gewaltig, daß man ihn fast spüren konnte. "Oh Gott", flüsterte Sailor Moon. "Wie sollen wir das bloß schaffen?" Sie blickte hoffnungslos über den großen Platz und entdeckte auch Empusia und Forras, das dunkle Paar, das sie in den letzten Tagen schon häufiger zurückgeschlagen hatten. "Wir müssen auf die Anderen warten", sagte Sun eindringlich. "Alleine haben wir keine Chance." Usagi war blaß. Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, auf den Platz zu rennen und den Menschen zu helfen. Doch der gesunde Menschenverstand sagte ihr, daß sie damit gar nicht erreichen würde. Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf die anderen Sailor Senshi zu warten.

Akane und Sakura gingen vorsichtig in die Einkaufspassage. Auch sie hatten die Nachricht über den Kommunikator empfangen, obwohl sie sich sicher waren, daß Usagi nicht daran gedacht hatte, daß sie auch einen solchen besaßen, als sie um die Unterstützung der anderen bat. Akane hatte Sakura auf ihrem Motorrad mitgenommen, als sie den Notruf erhielten. Beide waren sich sofort einig, daß auch sie helfen wollten, wo sie nur konnten.

Mit quietschenden Reifen kam der Wagen von Haruka auf dem Parkplatz zum Stehen. Die fünf Outer Senshi sprangen hastig aus dem Wagen und suchten die Stelle, die ihnen Usagi angegeben hatte. Michiru hatte ihren Spiegel gezückt und wartete darauf, dass er die Wellen des Bösen empfing. Auf der spiegelnden Fläche erschien langsam der Marktplatz mit dem Springbrunnen und ihnen stockte der Atem. Auf solch ein Szenario war keiner von ihnen vorbereitet gewesen. "Da müssen wir uns diesmal wohl richtig ins Zeug legen", meinte Haruka sarkastisch. Entschlossen blickten die Outers in die Richtung, die ihnen Neptuns magischer Spiegel wies und machten sich auf den Weg. "Haruka, Michiru, wartet!" Überrascht drehten sie sich um. Ami, Rei, Makoto und Minako kamen völlig außer Atem die Strasse entlanggelaufen. Die Outers warteten ungeduldig auf die vier anderen und erklärten ihnen gleich den Ernsz der Lage. "Diesmal wird es hart!" erklärte Setsuna ihnen. "Der Feind hat eine regelrechte Armee von Dämonen mitgebracht und es ist fast unmöglich, gegen sie zu bestehen." Trotz dieser Schilderung wirkten die Inners nicht weniger entschlossen, Usagi und den anderen beizustehen. "Sie werden langsam erwachsen", dachte Haruka erstaunt. "Dann los!" rief sie.

"MERCURY CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

"MARS CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

JUPITER CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

"VENUS CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

"PLUTO CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

"URANUS CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

NEPTUNE CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

SATURN CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

"NEMESIS CRYSTAL POWER-MAKE UP!"

Hilflos standen Sailor Moon und die anderen am Rande des Platzes und warteten ungeduldig auf die Ankunft der anderen Sailor Senshi. Immer mehr Menschen fielen den hypnotischen Kräften der Dämonen zum Opfer, ohne das sie etwas dagegen tun konnten. Da fiel Sailor Moon etwas auf, was sie völlig aus der Fassung gerieten ließ. Mitten unter den vielen Passanten, sah sie drei Menschen, die sie sehr gut kannte. Ihr Atem stockte und ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. Warum hatte sie nicht daran gedacht, daß ihre Eltern mit ihrem Bruder heute einkaufen gegangen waren. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie konnte nicht mehr ruhig danebenstehen. Sie riss sich von Mamoru los und ließ ihr Zepter erscheinen. Ihr Schock hatte sich inzwischen in eisige Wut verwandelt. Wie konnten es diese Monster wagen, ihre Familie anzugreifen. "Das werdet ihr bereuen!" rief sie über den Kampfplatz. Überrascht drehten sich alle zu ihr um.

"SILVER MOON STARLIGHT SHOWER!"

Bevor irgendjemand sie aufhalten konnte, rannte Sailor Moon auf den Marktplatz und schwang ihr Zepter auf die Dämonen. Die silbernen Lichtstrahlen aus dem Zepter trafen mehrere der Dämonen und hüllten den Platz in ein helles Leuchten. Als das Licht nachließ, sah sie, daß keiner der Dämonen vernichtet war. "Wieso?" flüsterte sie verwirrt. Forras und Empusia lachten teuflisch. "Wir hätten Dich für klüger gehalten, Sailor Moon!" rief Empusia. "Du hättest zumindest deine kleinen Freunde mitbringen können. Aber dann vernichten wir euch eben alle nacheinander und nicht auf einmal. Auf sie, Dämonen!" Die riesigen Nebelgeister kreisten Sailor Moon ein, die sich hilflos nach ihren Freunden umdrehte. Sun und Terra sahen die missliche Lage ihrer Freundin und entschlossen sich, ebenfalls einzugreifen.

"SOLAR KISS!"

"EARTH ENERGY EXPLOSION!"

Der kombinierte Angriff der beiden schlug eine Bresche in die Reihen der Dämonen, durch die Sailor Moon entkommen konnte. Sie lief zu ihren Freunden, die inzwischen auch auf den Kampfplatz gekommen waren. "Pass auf, Sailor Moon!" rief Tuxedo Mask. Etwas traf sie hart am Arm und das Zepter wurde ihr aus der Hand geschlagen. Sie konnte nicht erkennen, wo es gelandet war und hatte im Moment auch keine Zeit, darüber nachzudenken, da die Dämonen sie eingekreist hatten. Sie stand Rücken an Rücken mit Sun, Terra und Tuxedo Mask und überlegte fieberhaft, was sie noch tun konnten. Die Fangarme der Nebeldämonen kamen immer näher und sie erwartete schon den vernichtenden Schlag.

"DEAD SCREAM!"

"DARK FEAR APPEREANCE!"

"MARS FLAME SNIPER!"

"MERCURY AQUA RHAPSODY!"

Die kombinierten Attacken der Sailors schlugen in die Dämonen ein und rissen sie von den Füßen. Erleichtert drehte sich Sailor Moon um und sah das restliche Sailorteam, das entschlossen hinter ihr stand. Verärgert hetzten Forras und Empusia ihre Dämonen auf sie. Das vereinte Sailorteam konnte sich mit seinen Attacken zwar die Dämonen vom Hals halten, sie jedoch nicht vernichten. Durch die Energie der dunklen Prismen, die die Dämonen immer wieder herstellte, war der Kampf so gut wie aussichtslos. Sailor Merkur hatte Sailor Moon aus dem Gefahrenbereich gezogen, um ihre verletzte Schulter zu untersuchen. Nach einem Moment sagte sie: "Ist nicht schlimm. Aber du solltest die Schulter in den nächsten Tagen nicht zu sehr belasten." Sailor Moon staunte immer wieder über Merkurs Gelassenheit, auch wenn in der Nähe ein Kampf wütete. "Ist schon gut Merkur. Ich komm schon klar." Sie brachte sogar ein Lächeln zustande. "Hilf den anderen. Ich komm sofort nach!" Merkur nickte und ließ Sailor Moon allein. Ihre Gelassenheit bröckelte und einige Tränen rannen über ihre Wangen. "Was soll ich nur tun", flüsterte sie. "Ohne mein Zepter bin ich keinem hier von Nutzen." Sie rappelte sich auf und ging wieder zurück zum Kampf.

Es sah schlecht aus für das Sailorteam. Ihre Kräfte waren fast erschöpft und sie hatten nur drei der Dämonen vernichten können. Sie standen Rücken an Rücken und blickten erschöpft zu den übrigen Dämonen. Dank der Energie der Prismen hatten sie noch all ihre Energie bzw. sich ihre fehlende Energie von den Menschen gestohlen. Sie machten sich zum Angriff bereit, doch all ihre Attacken wurden von den Dämonen und der schwarzen Energie abgewehrt. Nun setzten die Dämonen nach. Aus ihren Mündern zuckten schwarze Blitze, durch die das Sailorteam zu Boden gerissen wurde. Schwer stützten sich die Krieger auf, doch keine von ihnen hatte mehr Energie, um sich gegen die Dämonen zu wehren. Sailor Moon beobachtete entsetzt die Szene und suchte verzweifelt nach ihrem Zepter. "Was soll ich tun?" dachte sie und die Angst um ihre Freunde raubte ihr fast die Sinne. "Königin Serenity", rief sie. "Hilf mir!" Sie erwartete nicht wirklich dass etwas geschah, doch alle, die sie um Rat hätte Fragen können, waren entweder bewußtlos oder von den Angriffen der Monster zu Boden geworfen. Sie bemerkte jedoch nicht, das die Dämonen durch ihren Ruf auf sie aufmerksam wurden und sich ihr langsam wie eine Nebelwand näherten.

Als sie aufblickte, sah sie die Nebeldämonen vor sich aufragen und dahinter Forras und Empusia, die sie triumphierend ansahen. Einer der beiden hielt ihr Zepter in der Hand und warf es lächelnd in eine dunkle Seitengasse. "Das Sailorteam ist geschlagen", verkündete Empusia lachend. "Wir sind euch bei weitem überlegen und nun werden wir die Welt beherrschen." Schwarze Energie umspielte ihre Körper und Sailor Moon vermutete, daß sie sich auf den finalen Schlag vorbereiteten, der sie alle vernichten würde. "Meine Freunde", flüsterte sie gefasst. "Gebt mir eure Kraft!" Doch anstatt einer Reaktion ihrer bewußtlosen Freunde, hörte sie eine Stimme in ihrem Geist. "Prinzessin!" Verwirrt blickte sie sich um, doch sie entdeckte niemanden. "Prinzessin, greife nach der Kraft in deinem Innern. Die Kraft geht nicht vom Mondzepter aus. Sie kommt von Dir, meine kleine Prinzessin!" Nun verstand sie. "Danke...Mutter!" Sie öffnete die Augen und der Halbmond auf ihrer Stirn glühte auf. Eine schimmernde silberne Aura bildete sich um ihren Körper, die die Dämonen innehalten ließ. "Ich werde Euch niemals vergeben, daß ihr meine Freunde und meine Familie angegriffen habt." Sie streckte die Arme nach oben und spürte die Macht des Mondes, die sie leitete.

"SILVER MOON LIGHT EMBRACE!"

Die silberne Energie strömte aus ihren Händen und dort, wo sie die Dämonen traf lösten sie sich auf. Doch ihr Ziel waren nicht die Dämonen, sondern sie lenkte den Strahl auf die dunklen Prismen, die sofort zerbrachen, als das silberne Licht sie einhüllte, und damit den Dämonen ihre Energiegrundlage entzog. Das Licht wurde heller und breitete sich auf dem gesamten Platz aus. Als es verebbte, stand das Sailorteam wieder kampfbereit und geheilt auf, um auch die verbliebenen Dämonen zu vernichten. Mit vereinter Energie gelang es ihnen mühelos, die nun kraftlosen Dämonen in ihre Bestandteile zu zerlegen. Forras und Empusia standen wütend am Rand des Schlachtfeldes, das noch vor wenigen Momenten die Stätte ihres größten Triumphes war. Doch auch sie waren viel zu geschwächt, da der Energieausbruch von Sailor Moon auch ihre dunklen Energie neutralisiert hatte. "Das werdet ihr noch bitter bereuen, Sailorteam!" grollte Forras. "Diese Demütigung werden wir euch nie verzeihen!" Mit diesen Worten und ihrer letzten Kraft verschwanden sie in einer Nebelwolke.

Erschöpft sacke Sailor Moon auf die Knie und sah sich auf dem Platz um. Die Menschen standen langsam wieder auf und wunderten sich sichtlich, was sie um diese Zeit auf dem Marktplatz zu suchen hatten. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Anscheinend hatte ihr Angriff nicht nur die dunklen Kugeln zerstört, sondern auch die Energie der Menschen regeneriert. Sie wunderte sich jedoch, daß es ihr so leicht fiel, so vielen Menschen ihre Kraft zurückzugeben. "Sailor Moon!" Überrascht drehte sie sich um. Akane und Sakura kamen ihr entgegengelaufen. Sie lächelte. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen, das ihre neuen Freunde sie nicht im Stich lassen würden. Als Akane und Sakura sie erreicht hatten schlossen sie sich dem restlichen Sailorteam an, das den immer noch schwachen Menschen auf die Beine half. Sailor Moon hatte jedoch ganz bestimmte Menschen im Auge. Mit schnellem Schritt überquerte sie den Platz und half den drei Menschen auf die Beine, die ihr neben Mamoru am wichtigsten waren. "Seht mal, da kommt Sailor Moon", rief ihr Bruder Shingo. Verwirrt blickte sich ihre Mutter um, als sie Sailor Moon entdeckte. "Wie kommen wir denn hierher? Was ist passiert?" Leise mußte Sailor Moon lächeln. "Es ist alles in Ordnung. Ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen." Lange blickte ihre Mutter sie an. "Usagi?" fragte sie leise. Überrascht sah Usagi ihre Mutter an. Jetzt war der Augenblick gekommen, den sie gefürchtet, aber gleichzeitig herbeigesehnt hatte. Sie nickte schwach und Tränen standen ihr in den Augen. Ihr Vater und ihr Bruder starrten sie ungläubig an. "Oh mein Schatz", schluchzte ihre Mutter und schloß sie in die Arme. Nach einem kurzen Moment schlossen sich der Umarmung auch Shingo und ihr Vater Kenji an. So standen sie lange schweigend zusammen. Auf der anderen Seite des Platzes sah Mamoru seiner Usagi zu und spürte, daß sie jetzt glücklich war. Endlich konnte sie ihr Geheimnis mit ihrer Familie teilen. Auch die anderen Sailor Senshi freuten sich für Usagi. Sie wußten, das Sailor Moon, die ja die größte Verantwortung von ihnen allen trug, jede Unterstützung gebrauchen konnte.

Wütend beobachtete Nocturn die Niederlage seiner Anhänger in seiner Kristallkugel. "Die Kräfte dieses Mädchens wachsen erstaunlich schnell und die Sterne versammeln sich um sie", flüsterte er. "Doch ohne die Macht der letzten Kriegerin und ihres mächtigen Sterns haben sie keine Chance uns zu besiegen." Er wendete sich ab und das Bild in der Kugel verblasste langsam.