@Shelley: Du wieder! Es ist nun mal am einfachsten, eine Herz-Schmerz-Geschichte zu schreiben. Aber wenn das hier fertig ist, mach ich mich an ne bitterböse Humorgeschichte, versprochen! Ich kann nämlich auch anders *muhahahaaaa*.

@jacobs_angel86: Mh, schlechte Nachrichten für dein Herz – es wird so weitergehen. Ich bin nun mal ein Cliffhanger-Addict! *g*

So, ich hoffe, dass mich ihr mich nach diesem Kapitel nicht für eine kleine Psychopathin haltet!
**************************

Kapitel 17

Legolas erwachte und stellte verwundert fest, dass immer noch niemand gekommen war um mit ihm zu sprechen. Warum wurde er entführt und dann nicht beachtet? Der Prinz konnte sich keinen Reim darauf machen und sah ein, dass er abwarten musste. Er machte es sich wieder auf der Pritsche bequem und dachte nach.

__________________

Die Tür zu Liralawens Verließ öffnete sich nach einer Stunde und Isarion trat ein.

„Nun meine Gnädigste, wie lautet Eure Entscheidung?" Liralawen war zu keiner Entscheidung gekommen, da jede der Möglichkeiten für sie nicht akzeptabel war.

„Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht ist der Tod ein gnädigeres Schicksal als Euch ausgeliefert zu sein." Trotzig blickte Liralawen den Zauberer an. Dieser lächelte nur kalt und trat näher an sie heran. „Dann werde ich Eurer Entscheidungsfreudigkeit ein wenig auf die Sprünge helfen müssen, meine Liebe!" Damit packte er sie am Arm und zog sie aus der Zelle.

Liralawen sträubte sich und leistete Widerstand. Isarion funkelte sie an. „Ihr wollt es wohl unbedingt auf die harte Weise, Gnädigste?" Kaum hatte er ausgesprochen spürte die Prinzessin einen harten Schlag auf den Kopf und wurde bewusstlos. Ein Ork fing sie auf bevor sie zu Boden fallen konnte und trug sie in die Folterkammer. Dort angekommen wurde sie auf den Boden gesetzt und an eine Wand gelehnt. Dicke Eisenschellen schlossen sich um ihre Handgelenke und fesselten sie mit schweren Ketten an die Wand.

Isarion beauftragte zwei Orks damit sie zu bewachen und machte sich mit den restlichen Wachen auf den Weg zur Zelle des Prinzen. Er wollte Schaden am Körper der Prinzessin so weit wie möglich vermeiden, schließlich sollte sie noch in der Lage sein das Kind auszutragen. Darum hatte er sich entschlossen erst ihren Verlobten zu foltern und sie dabei zusehen zu lassen. Vielleicht überzeugte sie das, und Isarion war nicht gezwungen, sie selbst allzu sehr zu quälen – zu wertvoll war der Körper der einzig verfügbaren Elbenkönigin in Mittelerde. Und da er den Prinzen ohnehin als Versuchsobjekt für die Orkzucht verwenden wollte, schadetet es nicht seinen Geist mit Folter zu brechen.

Als er an der Zelle angekommen war, befahl er dem Wächter die Türe zu öffnen. Zwei bewaffnete Orks drangen in die Zelle ein und fesselten den Prinzen erneut. Isarion kannte die kämpferischen Fähigkeiten seines Gefangenen vom Hörensagen und wollte kein Risiko eingehen. Als Legolas an den Armen gefesselt war trat der Magier ein und verbeugte sich mit einem spöttischen Grinsen.

„Eure Hoheit, ich grüße Euch. Ich hoffe Ihr seid gut ausgeruht und erholt." Der Prinz blickte ihn eiskalt an. „WER seid Ihr und WARUM werde ich hier festgehalten?" Isarion stellte sich kurz mit spöttischer Höflichkeit vor und gab den Orks einen Wink. Sie schleppten Legolas aus der Zelle. Als er an Isarion vorbei ging sagte dieser: „Warum Ihr hier seid werdet Ihr früh genug erfahren."

Legolas zog es vor zu schweigen und sah sich um. Die Orks drängen ihn einen Stollen entlang. Er befand sich ohne Zweifel unter der Erde oder eher unter einem Berg - aber wo? Vermutlich Dol Goldur. Der Prinz konnte sich vorstellen, dass tief im Berg noch unzerstörte Anlagen versteckt sein könnten. Plötzlich blieben die Orks stehen und schoben ihn durch eine Türe in einen großen Raum. Legolas erschrak als er die Werkzeuge sah die in diese Höhle eingebaut waren. Nun war ihm klar warum er hier her gebracht wurde – das war eine Folterkammer! Der Prinz wollte seinem Entführer keinen Triumph gönnen und schritt hoch erhobenen Hauptes in die Folterkammer ohne seine Angst zu zeigen. Doch als er weiter in den Raum kam blieb ihm fast das Herz stehen - an eine Wand gekettet kauerte das Mädchen und Legolas konnte wütend erkennen, dass sie geschlagen worden war. Ihr Haar hing zersaust über ihr geschwollenes Gesicht doch als sie den Lärm der Orks hörte, hob sie zögerlich den Kopf.

Erneut setzte Legolas Herz einen Schlag aus.

„Liralawen! Wie kann das sein?!"

Mehr brachte Legolas momentan nicht heraus, seine Gedanken überschlugen sich. Also war sie das Mädchen am Übungsplatz gewesen. Seine Verlobte war übel zugerichtet und aller Hass auf sie war verflogen als er sie da ängstlich an der Wand kauern sah. Er völlig verwirrt,  was wollte dieser verrückte Zauberer von ihm und Liralawen?

Isarion wunderte sich. Hatten die Beiden tatsächlich nichts von einander gewusst? Sie waren doch gemeinsam gefangen genommen worden! Aber der Magier konnte an dem verblüfften Gesichtsausdruck des Prinzen sehen, dass dieser nicht mit seiner Verlobten gerechnet hatte.

Als die Orks begannen den Prinzen auf den Tisch in der Mitte des Raumes zu schnallen durchschaute Liralawen den Plan des Magiers. Er wollte Legolas vor ihren Augen foltern um ihren Willen zu brechen. Schnell versuchte sie ein spöttisches Lächeln aufzusetzen und begann zu sprechen.

„Legolas, du idiotisches Erbsenhirn! Auch hier? Ich dachte wenigstens in Gefangenschaft wäre ich von deiner Gegenwart befreit! Ich hoffe, dass sie dich so richtig in die Mangel nehmen!" Liralawen betete, dass Legolas schalten würde. Wenn sie den Zauberer davon überzeugen konnten dass sich absolut nicht liebten, konnte sie so vielleicht wenigsten Legolas vor der Folter bewahren.

Isarion horchte verwirrt auf. Idiotisches Erbsenhirn? Irgendetwas stimmte hier nicht. Die Beiden waren doch verlobt!

Legolas war zuerst geschockt über das eiskalte Kommentar seiner Verlobten in dieser Situation. Dann aber kam ihm in den Sinn, dass sie vielleicht mehr wissen könnte als er und stieg in ihr Spiel ein. Oder sie hasste ihn so sehr, dass sie ihm Folter wünschte. Dann war er ihr erst recht eine Antwort schuldig!

„Keine Folter könnte schlimmer sein als ein Tag mit dir, du dämliche Gewitterziege! Der Tod ist ein Segen wenn man gezwungen wird den Rest seines Lebens mit DIR zu verbringen!" Legolas spuckte die letzten Worte förmlich aus und hoffte in ihrem Sinne gehandelt zu haben. Vorsichtshalber funkelte er sie noch böse an, lieber etwas zu dick aufgetragen!

Nun war Isarion geschockt. Konnte es sein, dass sich die beiden Elben überhaupt nicht liebten? Dann war dieser Teil seines Plans wertlos. Er hatte nicht bedacht, dass es in Königshäusern durchaus legitim war, zwei Fremde mit einander zu verloben und genau dies war hier anscheinend geschehen. Offensichtlich hegten die Beiden keine große Zuneigung zueinander. Aber warum waren sie zusammen auf dem Übungsplatz gewesen und taten nun so als ob sie nichts voneinander gewusst hatten?

Isarion vermutete einen Trick um den Prinzen zu schützen. Darum trat er zwischen die Beiden und sah Liralawen böse an.

„Keine Tricks. Ihr könnt mich nicht für dumm verkaufen, meine Liebe. Ihr wart zusammen auf dem Übungsplatz also müsst ihr auch voneinander wissen. Also bitte kein Theater hier, es hilft Euch ohnehin nichts."

Liralawen wurde blass als sie die Lücke in ihrer Planung entdeckte. Natürlich glaubte ihr der Zauberer nicht! Sie versuchte erneut ihn zu überzeugen.

„Ich hatte keine Ahnung, dass der andere Schütze auf dem Feld dieser Möchtegern-Prinz war! Hätte ich es gewusst dann wäre ich jetzt nicht in dieser Lage weil ich den Platz umgehend verlassen hätte!" Isarion schien noch nicht überzeugt darum sprach sie weiter. „Nur weil wir verlobt sind heißt das nicht, dass wir uns leiden können. Unsere Eltern haben diese Ehe arrangiert, obwohl wir uns schon hassen seit wir uns vor zweitausend Jahren das erste Mal gesehen haben! Dummerweise ist er der letzte ledige Prinz in Mittelerde!" Von Legolas kamen zustimmende Laute und Liralawen hoffte, dass sie keinen Fehler gemacht hatte mit den zweitausend Jahren. Wenn man sich solange kannte….

Isarion schien zu zweifeln. „Nun, mir scheint Ihr sprecht die Wahrheit. Aber wenn man sich zweitausend Jahre kennt, geht es einem sicherlich zu Herzen wenn der andere leidet, egal wie sehr man vorgibt sich zu hassen. Und gefoltert hätte ich ihn ohnehin." Liralawen wurde blass. Das hatte sie befürchtet. Isarion drehte sich zu Legolas um und Liralawen versuchte Augenkontakt mit dem Prinzen herzustellen. Als sie Legolas in die Augen blickte stellte sie erleichtert fest, dass er ihr Spiel durchschaut hatte. Es tat ihr ehrlich leid ihm nicht helfen zu können und das versuchte sie ihm mitzuteilen. Legolas schien zu verstehen und blinzelte ihr aufmunternd zu. Liralawen bekam wieder Hoffnung. Sie würden das irgendwie überstehen – gemeinsam.

Ungefähr eine Stunde später war diese Hoffnung völlig zerstört. Ihr Magen rebellierte und sie zitterte am ganzen Körper. Die Folterknechte machten Legolas gerade von dem Tisch los. Er sah verheerend aus. Sein nackter Oberkörper blutete aus zahllosen Schnitten und in der Luft hing der Gestank verbrannter Haut. Die Orks packten den fast bewusstlosen Prinzen unter den Armen und schleiften ihn weg. Er hatte keinen Laut von sich gegeben, egal wie sehr sie ihn gequält hatten. Das Kinn voller Stolz erhoben und mit eiserner Selbstbeherrschung hatte er seine Lippen zusammengepresst, seine blauen Augen fixierten Liralawen. Zu gerne hätte sie die Augen geschlossen um diese Grausamkeit nicht mit ansehen zu müssen, aber sie merkte, dass Legolas diesen Augenkontakt brauchte um es zu überstehen. Darum blickte sie ihm fest in die Augen und versuchte die Tränen zurück zu halten jedes Mal wenn sich seine Augen voller Schmerz weiteten.

Isarion warf einen Blick auf die Prinzessin und sah wie sie um Fassung rang. Er hatte bemerkt, dass die beiden keine Sekunde den Augenkontakt gebrochen hatten und sah somit seine Theorie bestätigt. Es war nur ein Trick gewesen um den Prinzen vor der Folter zu bewahren.

„Ich hoffe Ihr habt Euch nun entschieden, Gnädigste. Ich wäre untröstlich wenn ich das ganze hier noch einmal wiederholen müsste."

Liralawen musste Zeit gewinnen. Irgendwer würde sie retten, hoffte sie. Vielleicht war Malanè schon unterwegs oder ihre Mutter hatte eine Vision und schickte Hilfe.

„Nun gut, Ihr sollt Euren Willen haben." Isarion durchschaute die Prinzessin sofort. Sie wollte Zeit schinden.

„Dann sehen wir uns später zu einem kleinen Schäferstündchen." Liralawen verzog angewidert das Gesicht und ließ sich von den Orks abführen. Das würde ein langer Tag werden….