@angel & laith: es freut mich wirklich, dass Euch die Geschichte „unter die Haut geht". Mir selbst ist es beim schreiben auch oft fast zu heftig geworden…
@all: Thankz for your reviews! Feedback hält uns arme Schreiberlinge am Leben ;-)
Kapitel 20
Malanè und seine Krieger ritten schnell wie der Wind. Als es zu Dunkel wurde um noch sicheren Fußes vorwärts zu kommen, ließ Malanè ein Lager aufschlagen. Seine Krieger und ihre Pferde ruhten sich dankbar von dem anstrengenden Tag aus. Malanè wusste, dass sie Dol Goldur nicht vor dem Anbruch der nächsten Nacht erreichen konnten, selbst wenn sie hart weiter ritten. Er hoffte inständig nicht zu spät zu kommen…
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Galadriel brach Thranduils Siegel und rollte den Brief auseinander. Als sie las, was ihr der König des Düsterwaldes geschrieben hatte, fing sie an zu zittern und wurde einige Schattierungen blasser als sonst. Celeborn beobachtete sie besorgt, doch störte sie nicht.
Als sie am Ende des Briefes angelangt war reichte sie ihn an ihren Mann weiter und blieb regungslos sitzen. Celeborn begann zu lesen.
„Oh nein, das kann nicht wahr sein." Der Elbenfürst eilte zu seiner Gattin und zog sie in seine Arme. Die Beiden hielten sich aneinander fest und versuchten sich gegenseitig zu trösten. Ihre Tochter und Legolas waren entführt worden. Also hatten sich die schlimmsten Befürchtungen Galadriels bestätigt und ihre Warnung war zu spät gekommen.
„Wir müssen etwas unternehmen!" Celeborn fühlte wie große Wut in ihm aufstieg. Seine Gattin strich ihm beruhigend über sein Haar.
„Wir können nichts tun. Es ist ihr Schicksal." Galadriel teilte Thranduils Einschätzung und vertraute seinem Urteil. Wenn er sicher war, dass sein Hauptmann Legolas und Liralawen befeien konnte, dann war es so. Es machte keinen Sinn den Gegner mit Truppenbewegungen aufzuscheuchen und somit die Chancen für Malanè zu verschlechtern. Wenn er scheiterte, konnte man Dol Goldur immer noch mit einer großen Armee einnehmen. Aber weniger Männer waren in diesem Fall mehr, da sich die intakten Anlagen Dol Goldurs unter der Erde befinden mussten, und man dorthin schlecht mit einer Armee gelangen konnte.
Sie mussten abwarten und Vertrauen haben. Nicht ohne Grund hatte sie auf einer Ehe zwischen Legolas und ihrer Tochter bestanden….
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Legolas musste handeln. Wenn Liralawen diesem Wahnsinnigen noch länger ausgeliefert war, würde sie an gebrochenem Herzen sterben. Der Prinz beschloss, bei der ersten Gelegenheit zuzuschlagen, ohne Rücksicht auf Verluste. Er ahnte nicht, wie bald schon seine Stunde kommen sollte…
Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren, seit er einige Tage
hier unter der Erde war. Die Lampen brannten ununterbrochen und er konnte nicht
abschätzen welche Tageszeit gerade war.
Da hörte er, wie sich das Schloss seiner Türe drehte und sich ein Ork mit einem
Teller in den Raum schob. Er schloss die Türe hinter sich und beäugte Legolas
misstrauisch. Rasch ging er zu dem Tisch und stellte den Teller mit Brot und
Käse darauf ab.
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell.
Legolas erkannte seine Chance und griff blitzschnell unter die Decke nach dem Seil. Der Ork hatte ihm für einen Moment den Rücken zugedreht und mit einer Geschwindigkeit, die nur einem geübten Elbekrieger möglich war, schlang er dem Ungeheuer das Seil um den Hals und zog mit aller Kraft über Kreuz zu. Der Feind war zu überrascht um Laut zu geben und röchelte nur leise. Er versuchte, das Seil von seinem Hals weg zu ziehen, konnte es aber nicht greifen. Mit einem letzten Ruck zog Legolas das Seil noch einmal fester und der Kopf des Orks sank nach vorne. Der Prinz zog ihn vom Tisch weg und ließ ihn leise auf den Boden gleiten. Schnell nahm er das Schwert des toten Orks an sich und steckte das Seil in seine Hosentasche. Nun hatte er keine Zeit zu verlieren, das Ausbleiben des Wächters würde sicher bald auffallen. Und schon öffnete sich die Türe und ein anderer Ork kam herein. Bevor er realisierte, was passiert war flog sein Kopf von seinem Hals. Legolas kannte keine Gnade mit diesen Ungeheuern. Leise wie ein Panther schlich er aus der Zelle und registrierte, dass die Türe zu Liralawens Zelle ebenfalls einen Spalt geöffnet war.
Er pirschte sich vorsichtig zu dem Eingang hin und lugte in den Spalt. Liralawen saß auf der Pritsche und ein Ork war gerade damit beschäftigt einen schweren Waschzuber durch das Zimmer zu schleifen. Er hatte seinen Rücken dem Eingang zugewandt und Legolas stieß leise die Türe auf. Bevor der Ork ihn bemerkte, hatte ihm der Elbenkrieger von hinten die Kehle durchgeschnitten. Das Ungeheuer viel vorn über in den Waschzuber und das Wasser färbte sich schnell rot.
Liralawen war aufgesprungen und zu Legolas geeilt. Keiner der Beiden sagte ein Wort, es war auch nicht nötig. Sie kommunizierten mit ihren Augen. Der Prinz nahm das Mädchen an der Hand und eilig verließen sie die Kammer, nachdem Legolas den Stollen überprüft hatte. Die Luft war rein und so versuchten die beiden Flüchtlinge einen Weg zur Oberfläche zu finden. Legolas hatte dem toten Ork noch seinen Dolch abgenommen und ihn Liralawen in die Hand gedrückt.
So eilten sie unbemerkt den Stollen entlang bis sie
plötzlich auf zwei Orks stießen. Sie konnten sie mit ihren exzellenten Ohren
schon von weitem hören und suchten nach einem Versteck. Doch nirgends war in
den glatten Stollenwänden Unterschlupf zu finden außer den Holztüren. Legolas
legte sein Ohr an eine Türe, und da er nichts hörte öffnete er sie und zog
Liralawen hinein. Sie kamen in einen Raum den anscheinend Orks bewohnten. Es
herrschte ein unglaubliches Chaos und widerlicher Gestank lag in der Luft. Die
beiden Elben pressten ihre Ohren an die Türe und erschraken, als die Stimmen
der Orks vor der Türe verblieben. Scheinbar hatten sie ausgerechnet das Zimmer
dieser Beiden erwischt. Und schon öffnete sich die Türe!
Legolas schob Liralawen in den Schatten der Türe und bedeutete ihr dort zu
bleiben. Er stellte sich vor sie und wartete bis beide der ekelhaften Kreaturen
im Raum waren. Als der hintere die Türe schloss sprang Legolas aus seinem
Hinterhalt lautlos auf ihn zu und schnitt ihm mit einer einzigen Handbewegung
die Kehle durch. Der andere Ork war herumgewirbelt und wollte sich gerade mit
einem lauten Knurren auf Legolas stürzen, als er plötzlich wie angewurzelt stehen
blieb. Legolas blinzelte überrascht, als er den Dolch sah, der kerzengerade in
der Stirn des Orks steckte. Das Monster fiel seitlich um und rührte sich nicht
mehr. Mit einem kalten Blick trat Liralawen zu dem Toten und zog den Dolch aus
seiner Stirn. Sie nickte Legolas zu und die Beiden spähten in den Stollen.
Niemand war zu sehen und ohne einen Blick zurück zu werfen, schlossen sie die
Türe und hasteten weiter.
Am Ende des Stollens kamen sie an eine Treppe, rasch erklommen sie die endlos wirkenden Stufen und eilten dahin. Als sie endlich oben angekommen waren lugte Legolas um die Ecke in den folgenden Stollen. Da sie Beide verbundene Augen hatten als sie hinuntergebracht wurden, konnten sie nur hoffen den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
„Es gibt immer noch kein Tageslicht, wir sind also mindestens noch eine Ebene unter dem Ausgang!" Legolas flüsterte Liralawen ins Ohr und bedeutete ihr weiter zu laufen. Hier konnte man schon deutlich die Zerstörungen sehen, die Galadriels Soldaten einst angerichtet hatten als sie gegen Dol Goldur marschiert waren. Daher hoffte Legolas bald die Treppe zum Ausgang zu finden. Sie trafen vorerst auf keine Orks mehr und kamen schnell voran. Offenbar waren nicht viele Orks in der zerstörten Festung oder sie kontrollierten nur die intakten unteren Stockwerke. Sie kamen in eine etwas größere Halle und Legolas sah am anderen Ende einen Ork. Er presste sich an die Wand des Stollens und spähte um die Ecke. Liralawen war hinter ihm geblieben und beobachtete den Stollen. Erleichtert sah Legolas, wie der Wachposten in einem anderen Stollen verschwand. Er nahm Liralawen bei der Hand und sie durchquerten schnell die Halle, die einen Kreuzungspunkt mehrer Tunnel darstellte. Endlich erreichten sie den gegenüberliegenden Stollen und liefen in ihn hinein. Legolas vertraute auf seine Intuition und hoffte richtig gewählt zu haben. Aufatmend sah er am Ende des Stollens wieder eine Treppe.
Eilig hasteten sie die Stufen hinauf und endlich wurde es heller. Tageslicht fiel schwach in den Treppenschacht und spornte die beiden Flüchtlinge zu noch größerer Geschwindigkeit an. Sie waren beide erschöpft und verletzt aber die Aussicht nach Freiheit ließ sie alle Schmerzen vergessen.
Als nur noch ein paar Stufen übrig waren verlangsamte Legolas das Tempo. Sie schlichen die letzten Treppen hinauf und wieder lugte der Prinz um die Ecke. Nach einem kurzen Stück Stollen endete der Weg in einem Trümmerfeld, die ehemaligen Verteidigungsanlagen der Festung lagen in Schutt und Asche. Vor dem Eingang konnte Legolas niemand sehen und er zog Liralawen weiter. Die Freiheit war zum greifen nahe…...
