So, das sind wir nun – das letzte Kapitel. Aber wenigstens
ist es einigermaßen lang geworden!
Nun auch endlich die Auflösung von Galadriels Rätsel, ich dachte eigentlich,
dass das im letzten Kapitel schon stattgefunden hatte, aber wahrscheinlich ist
das nicht so rüber gekommen, wie ich wollte. Wie gesagt, mit dem letzten
Kapitel war ich selbst nicht wirklich zufrieden, aber mir ist nichts Besseres
eingefallen…
Kapitel 29
Der Frühling zeigte sich von seiner besten Seite am Tage der Hochzeit. Legolas wurde vom lauten Singen der Vögel geweckt und zog seine Braut fester an sich. Liralawen murrte leise, als Legolas sie mit einer Strähne seines Haares im Gesicht kitzelte.
„Ich will noch nicht aufwachen! Lass mich in Ruhe, du Schuft!" Verschlafen wischte sich die Prinzessin über das Gesicht und vergrub es danach in ihrem Kissen. Aber Legolas kannte keine Gnade und fuhr mit seinen Händen unter die Decke um Liralawen zu kitzeln. Mit einem protestierenden Kichern hob Liralawen müde ihr Gesicht aus den Kissen, aber bevor sie einen Laut von sich geben konnte hatte Legolas ihren Mund mit seinem verschlossen. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte den leidenschaftlichen Kuss. Als er sich endlich wieder von ihr löste rang sie nach Luft. Grinsend und nach Luft schnappend sagte sie:
„Ich glaube es gäbe einen ziemlichen Skandal wenn du deine Braut an ihrem Hochzeitstag erstickst." Legolas schmunzelte und sah ihr in die Augen. Plötzlich erstarrte er für einen Moment und seine Augen weiteten sich. Dann machte sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit.
„Besser du lässt den Schleier heute den ganzen Tag unten, oder es gibt auf jeden Fall einen Skandal!" Liralawen wusste nicht, was ihr Verlobter meinte und war völlig verdattert als Legolas sie hochriss und aus dem Bett zog. Er wirbelte sie ein paar Mal um sich durch die Luft und lachte wie ein kleiner Junge. „Legolas! Lass mich runter! Was ist nur in dich gefahren?"
Der Prinz grinste immer noch und schob Liralawen vor ihren großen Ankleidespiegel. Er stellte sich hinter sie und umschlang sie mit seinen Armen. Als er seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt hatte sagte er aufgeregt: „Sieh selbst, meine Geliebte!"
Und plötzlich konnte es Liralawen sehen. Ungläubig starrte sie in den Spiegel. Ihre grünen Augen strahlten und da war deutlich sichtbar ein heller Schimmer in ihrer Iris. Wie war das möglich? Sie hatten doch noch gar nicht darüber gesprochen!"
„Legolas! Wir bekommen einen Elbling!" Liralawen war außer sich vor Freude wenn sie auch nicht wusste wie das passiert war. Sie hatten noch nicht über Kinder gesprochen da sie ja noch nicht einmal verheiratet waren. Und plötzlich wusste sie, was ihr Verlobter vorher gemeint hatte!
„OOoooh. DAS gibt auf jeden Fall einen Skandal!" Lachend umarmten sich die
Beiden und küssten sich leidenschaftlich. Sie würden einen kleinen Elbling
bekommen!
[AN: Ich habe das mal in einer anderen Geschichte gelesen, dass man bei Elben
eine Schwangerschaft an den Augen erkennen kann, und das hat mir gefallen. Drum
hab ich die Idee einfach geklaut! *grins*]
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Beschwingt stieg der König aus seinem Bett und kleidete sich an. Heute war es soweit und sein Sohn würde heiraten. Die letzten sechs Wochen waren ihm wie ein Traum erschienen! Galadriel hatte wieder einmal Recht behalten und fast all ihre Probleme hatten sich in Wohlgefallen aufgelöst. Die hohe Frau hatte ihm bei ihrer Ankunft endlich offenbart was sie schon seit langem wusste. Liralawen und Legolas waren für einander bestimmt und nur die wahre Liebe konnte Liralawens Kräfte entfesseln. Darum hatte sie auf der Hochzeit bestanden, denn auch wenn die Beiden sich anfangs überhaupt nicht ausstehen konnten, hätten sie irgendwann in ihrer Ehe festgestellt, dass sie Seelenpartner waren. Liralawens Licht strahlte über dem Wald und solange sie hier war, konnte nichts Böses mehr Fuß fassen. Der Grünwald war nun wie Lothlorien und Bruchtal eine Insel der Sicherheit und des Lichts in Mittelerde.
Sein Königreich war endlich wieder ein Land in dem es sich zu leben lohnte. Das Licht war wieder zurückkehrt, hatte alle Schatten und Gefahren vernichtet und sein Volk konnte wieder unbesorgt leben. Liralawen und Legolas hatten sich gut erholt, und auch wenn dann und wann die Erinnerungen an ihre Gefangenschaft zurückkehrten, ihr Glück ließen sie sich nicht mehr nehmen.
Thranduil öffnete das Fenster und ließ seinen Blick über das Land schweifen. Die Bäume waren grün wie nie und überall sangen Vögel. Ungehindert schickte die Frühlingssonne ihre warmen Strahlen durch die Wipfel der Bäume und spiegelte sich auf jedem Tümpel und Bächlein.
Auf dem Hof eilten viele Elben umher, alle waren mit den letzten Vorbereitungen für das große Fest beschäftigt und jeder wollte seinen Teil dazu beitragen, es unvergesslich werden zu lassen. Mittlerweile hatte sich herumgesprochen, dass „das Licht" mit ihrer neuen Prinzessin gekommen war, und die Bürger des Grünwaldes verehrten Liralawen jetzt schon wie eine Königin. Fröhlich summend machte sich Thranduil auf den Weg zum Frühstück und fand ein vergnügtes Brautpaar und Galadriel am Tisch vor.
„Guten Morgen, meine Lieben!" Die Familie begrüßte den König freundlich und Thranduil nahm auf seinem Stuhl platz. Er erfreute sich an dem glücklichen Gesichtern seiner Kinder bis er plötzlich stutze. Er sah seiner zukünftigen Schwiegertochter genau in die Augen und beinahe blieb ihm sein Essen im Halse stecken. Liralawen lief hochrot an als der König hustete und Galadriel klopfte ihm fürsorglich auf den Rücken. Stille herrschte und als Thranduil wieder Luft bekam rief er schockiert:
„LEGOLAS!" Der Prinz konnte sich ein Kichern kaum verkneifen.
„Ihr missratenen Kinder hättet wenigstens bis nach der Hochzeit warten können! Das wird einen SKANDAL geben! Was habt ihr euch nur dabei gedacht!" Thranduil versuchte einen strafenden Blick aufzusetzen, scheiterte aber kläglich. Zu groß war die Freude über seinen zukünftigen Enkel.
„Es war keine Absicht, Ada! Wirklich! Wir haben es auch erst heute Morgen bemerkt und wissen selbst nicht wann….."
Thranduil rollte mit den Augen und unterbrach seinen Sohn.
„Ihr zwei seid noch mein Tod! Erst muss man euch mit Waffengewalt zu eurem Glück zwingen und dann schafft ihr es doch glatt noch vor der Hochzeit unabsichtlich einen Elbling zu produzieren. Unabsichtlich! Als ob eine Elbe unabsichtlich schwanger werden könnte…!" Die letzten Worte murmelte der König schon mehr und Galadriel lachte.
„Mein lieber Thranduil, Ihr müsst Euch damit abfinden, dass unsere Kinder keine gewöhnlichen Elben sind. Besser Ihr macht Euch noch auf einige Überraschungen gefasst."
Alle drei Elben blickten sie fragend und mehr oder weniger schockiert an. Ihr Bedarf an Prophezeiungen war gedeckt! Aber Galadriel winkte nur lachend ab.
„Nein, keine neuen Vorhersehungen. Nur meine persönliche Meinung." Erleichtert aßen die Elben weiter und Thranduil erholte sich schnell von seinem Schock. Er ermahnte Liralawen, niemanden in die Augen zu sehen, vielleicht konnte man ja das Schlimmste verhindern. In dieser Hinsicht war der elbische Adel eher konservativ eingestellt und Thranduil wollte kein Gerede provozieren. Als er jedoch die glücklichen Blicke sah, die sich Liralawen und Legolas zuwarfen sagte er lachend:
„Ach zum Teufel mit dem Getratsche der Adligen. Ich bekomme einen Enkel!" Er umarmte das Brautpaar herzlich und man trennte sich, um sich für das Fest vorzubereiten.
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Galadriel und Aranenee halfen Liralawen beim Ankleiden, sie würde das Hochzeitskleid ihrer Mutter tragen. Ihr Vater war vor einigen Tagen nachgekommen und hatte es mitgebracht, sehr zu Liralawens Freude. Das Kleid war einfach, aber traumhaft schön. Wertvolle Wildseide und schimmernder Brokat waren zu einem filigranen Gebilde verarbeitet worden. Es glänzte leicht in hellem Cremefarben und passte hervorragend zu Liralawens dunkelblondem Haar.
Als ihre Mutter mit den Verschlüssen des Kleides fertig war betrachtete sich die Prinzessin erstaunt im Spiegel. Der weite Halsausschnitt des Kleides zeigte ihren wohlgeformten Schultern und ihre Mutter befestigte eine silberne Kette an ihrem Hals. Der Anhänger war ein geschwungenes Blatt – das Zeichen der königlichen Familie des Grünwaldes. Thranduil hatte ihr das wertvolle Schmuckstück aus Mithril zur Hochzeit geschenkt.
Sie lächelte ihre Mutter an und blickte dann wieder auf ihr Spiegelbild. Die Seide fiel glatt bis zum Boden und umschmeichelte ihre schmale Form, und der schlichte silberne Gürtel um ihr Taille glänzte im Licht der Sonne. Die beinahe bodenlangen Ärmel des Kleides waren trompetenförmig und innen mit wertvollem, silberdurchwirktem Brokat ausgefüttert. Sie sah wirklich wunderschön aus und konnte es kaum erwarten, Legolas so gegenüber zu treten. Liralawen konnte es sich schon bildlich vorstellen wie ihrem Bräutigam die Augen förmlich heraussprangen!
Galadriel legte ihrer Tochter einen fast durchsichtigen Schleier über das Haar und befestigte ihn mit dem silbernen Diadem, das Legolas ihr am Vortag geschenkt hatte. Sie trat einen Schritt zurück und ihr Herz machte vor Stolz einen Sprung.
„Mein Kind, ich bin so stolz auf dich." Liralawen konnte kaum die Tränen zurückhalten und umarmte ihre Mutter herzlich. Als sie sich lösten sagte Liralawen:
„Wir sollten aufbrechen, sonst behauptet Legolas nachher noch ich hätte kalte Füße bekommen!" Lachend verließen die beiden den Raum.
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Legolas scherzte mit seinen Freunden Aragorn, Gimli und Malanè um seine Nervosität zu verbergen. Wo blieb Liralawen bloß? Er konnte es kaum erwarten sie in ihrem Hochzeitskleid zu sehen. Immer wieder schielte er nach oben und hoffte sie nicht zu übersehen, wenn sie auf die Treppe zum Festsaal trat.
„Es scheint als ob diese junge Prinzessin doch noch zur Vernunft gekommen ist und das Weite gesucht hat!" Aragorn hatte die Anspannung seines Freundes natürlich bemerkt und zog ihn auf.
„Ich hatte ohnehin schon die Hoffnung aufgegeben, dass sich eine Frau für diese verrückte Elbe findet!" Gimli stieg natürlich sofort mit ein.
Als Legolas zu einer Entgegnung ansetzen wollte schüttelte Aragorn den Kopf und deutete hinter den Elbenprinzen. Legolas wirbelte herum. Beinahe wären im die Augen aus dem Kopf gefallen und sein Mund stand erstaunt offen. Liralawen stand oben auf der Treppe und ihre helle Aura strahlte doppelt so stark als gewöhnlich. Sie sah umwerfend aus, und Legolas vergaß völlig seinen Mund wieder zu schließen. Aragorn lachte und streckte den Arm aus, um unter Legolas Kinn zu fassen. Selbst als der König von Gondor ihm den Mund zuklappte, wandte Legolas keine Sekunde den Blick von seiner Braut ab. Er war wie benommen, und als Liralawen bei ihm unten ankam, brachte er noch immer keinen Ton heraus.
Aber auch Liralawen war gebannt. Ihr Bräutigam sah ebenfalls umwerfend aus. Seine Gewänder waren in den gleichen Tönen gehalten wie ihr Kleid und von schlichter Eleganz. Sein Haar fiel offen über seine Schultern und glänzte. Auf seinem Kopf funkelte seine Krone, mit der ihn Liralawen noch nie gesehen hatte. Wie majestätisch er wirkte!
Völlig weggetreten schritten die Beiden zum König und ein Raunen ging durch den Saal. Liralawens Aura hüllte das Paar ein und sie strahlten mit der Sonne um die Wette. Das Fest wurde in dem offenen Saal abgehalten, und als sie beim König ankamen streifte Legolas den Schleier über Liralawens Kopf. Sie sahen sich in die Augen und lösten den Blickkontakt während der ganzen Zeremonie keine Sekunde lang. Nachdem sie ihre Schwüre und die Ringe ausgetauscht hatten küsste Legolas seine Ehefrau zärtlich. Die Hochzeitsgäste jubelten dem Paar zu und ein rauschendes Fest nahm seinen Anfang.
Noch lange sprach man im Grünwald über dieses Fest, und erst nach der Geburt der Zwillinge ihres Prinzen hatten die Maiden wieder ein neues Lieblingsthema beim Tratschen…
