Überraschende Entdeckungen

"Wie oft haben wir dir gesagt, dass du nicht so leichtsinnig sein sollst", keuchte SailorCeres und riss SailorSilvermoon aus der Gefahrenzone. Ein schwarzes Moospolster flog um Haaresbreite an den beiden vorbei und klatschte gegen das Zirkuszelt.

"Kann sein, dass ich es vergessen habe, weil ich heute zu oft schon auf den Kopf gefallen bin", gab SailorSilvermoon zurück und duckte sich gerade noch rechtzeitig. Das schwarze glitschige Büschel zuckender Fasern verfehlte ihren Rücken nur knapp.

"Die sind einfach nicht tot zu kriegen!", SailorVesta drosch mit einem Holzhammer auf ein weiters Moospolster ein, aber die Schläge federten einfach daran ab.

SailorJuno hatte sich gar ein paar Messer besorgt und warf sie geschickt auf die heranhuschenden schwarzen Knäuel. Sie traf auch, nur leider glitten die Klingen an der elastischen Haut ab.

"Ihr fangt das falsch an!" SailorPallas hatte sich der Quelle der Scheusale genähert und schielte vorsichtig in den Spalt. Da sich alle Polster auf SailorSilvermoon und die drei anderen Asteroidsenshi konzentrierten war sie einigermaßen sicher.

"Wie meist du das?", knurrte SailorVesta und warf einen Hocker auf das nächste Polster. Der Hocker prallte daran ab und spickte zu ihr zurück. Sie fing ihn mit beiden Händen ab, aber der Schwung riss sie um und sie landete auf dem Hosenboden.

"Vorsicht!" SailorSilvermoon fegte heran und erwischte das Polster gerade noch, ehe es auf SailorVestas Schulter landen konnte.

"Danke, das war knapp!" Im Nu war Vesta wieder auf den Beinen und schwang ihren Hocker mit neuem Elan.

"Ich meine, dass wir zuerst überlegen sollten, das Loch im Boden zu schließen."

"Wieso?", fragte SailorCeres und schnappte sich eine eiserne Stange, um sich damit der Polster zu erwehren. Lange würden sie das nicht mehr durchhalten.

"Weil da ein supergroßes Polster mit ekligen roten Augen sitzt, das die kleinen dirigiert. Ihr seht sie wahrscheinlich nicht, aber jedes kleine ist durch haarfeine Leitung mit dem großen verbunden. Wenn wir das Loch schließen..."

"Schon verstanden", sagte SailorJuno und gestattete sich einen Verschnaufer, um den Schweiß von der Stirn zu wischen. "Wird sowieso Zeit, dass wir unsere Waffen einsetzen!"

Sie sprang auf das Dach des Karussells und streckte beide Arme empor, ballte die Hände zu Fäusten und schlug diese zusammen. "Meteorhagel! Zermatsche sie zu Brei!"

Die Steine, die aus dem Nichts auf die Moospolster prasselten waren mit Junos Energie geladen, daher weit wirksamer als normale Schläge. Bei jedem Treffer zerplatzte ein Polster. Das verschaffte den anderen eine kurze Atempause.

SailorJuno nutzte sie als erste. In ihrer ausgestreckten Hand erschien wieder der Holzstab mit der grünen Ranke. "Efeuschlingen, Feuerdornen! Fesselt sie!" Gehorsam schossen wiederum die dornigen Ranken aus der Erde und es gelang ihnen wirklich einen Gutteil der Moospolster zu umwinden, worauf diese sich auflösten. Noch eine Atempause.

"Ich versuche, das große Polster zu treffen!" rief SailorPallas. Sie streckte beide Arme auf den Riss im Erdboden und schrie: "Eisnadel Tornado! Friere es ein!" Der Wirbelwind aus Eisnadeln schoss geradewegs in das Loch. Das Monstermoos darin erschauerte und einige der Verbindungen zu den kleinen Polstern wurden von den Eisnadeln zerstört. Die betreffenden Polster erstarrten und als Juno ihren Stab gegen eines davon stieß, zerfiel es zu Staub.

"Jetzt werde ich dem da drin mal einheizen!" Vesta war so richtig wütend. Sie rannte im ZickZackkurs zwischen den erstarrten und noch lebenden Polstern hindurch bis knapp vor den Riss. "Dir werde ich es zeigen!" Sie fiel auf ein Knie und presste beide Hände auf den Boden. "Lavafontänen! Verschüttet dieses Loch!" Aus dem Erdreich stiegen die glühenden Fontänen auf und ergossen sich zielgenau in diesen Riss. Das Moospolster darin spie eine Art schwarzen Sirup, der die Lava noch in der Luft erkalten ließ. So prasselten zwar die erkalteten Brocken in das Loch, aber damit wurde das Polster fertig.

"Dann muss eben ich es zu Ende bringen!" SailorSilvermoon war Vesta gefolgt und trat nun neben diese. Aber das große Moospolster wollte ihnen keine weitere Chance geben. Die noch aktiven kleinen Moospolster jagten geradewegs auf die beiden Mädchen zu. Vesta sah sie kommen und stellte sich hinter Silvermoon. Die Moospolster sprangen gleichzeitig und erwischten Vesta voll. Sie schrie gepeinigt auf, aber sie fiel nicht um, auch nicht, als sie spürte, wie ihre Farben und damit auch ihre Lebenskraft dahinschwanden.

"Vesta!", rief Silvermoon entsetzt und hielt in ihrem Angriff inne.

"Los, tu es!", hauchte Vesta. Dann schwanden ihr die Sinne und sie glitt zu Boden. Jetzt war SailorSilvermoons Rücken ungeschützt. Sie wusste, dass ihr nur wenig Zeit blieb und wies mit den Kristallmonden ihres Stabes auf den Mittelpunkt des Risses. "Regenbogensturm! Zerstöre ihn!" Die Regenbogenfunken zischten auf den Riss zu, der Boden bebte und gleichzeitig klatsche das erste Moos auf Silvermoons Rücken. Sie erstarrte, aber mit zusammengebissenen Zähnen hielt sie den Stab weiterhin auf den Riss gerichtet. Zwei, drei ... immer mehr Moose saugten sich an ihr fest. Ein rascher Blick zeigte ihr, dass auch die anderen Asteroidsenshi inzwischen von Moospolstern erwischt worden waren. Pallas hatte schon den Großteil ihres Blaus verloren und Ceres war nur noch ein blasser Schatten. Einzig Juno lag noch nicht auf der Erde, sondern zerrte mit schwachen Händen an den Polstern an ihren Schultern.

Ein weiterer Ruck ging durch die Erde, Silvermoon brach in die Knie, aber die Kristallmonde zeigten weiterhin auf den Riss. Trog sie ihr Blick oder begann er sich zu schließen. Warum wurde alles auf einmal so verschwommen, so dunkle, so kalt ....?

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Der Mond schien auf den weitläufigen Garten hinab. Die Königin stand auf dem Balkon und sah dem Spiel der Wellen zu, die leise gluckernd den schmalen, künstlichen Bach hinunter plätscherten. Wieder war ein Tag anstrengender Verpflichtungen bewältigt. Nicht mehr lange und sie konnte wieder nach Kristalltokyo zurückkehren um selbst etwas für die Suche nach ihrer Tochter beizutragen. Plötzlich war ihr als griffe eine kalte Hand nach ihrem Herzen. Sie wimmerte und musste sich am Geländer abstützen.

"Serenity!" Im Nu war der König an ihrer Seite. Sein besorgter Blick glitt über ihr blasses Gesicht. "Was ist mit dir?"

"Mein Kind, mein kleiner Engel", brachte Serenity mühsam heraus, "sie ist in Gefahr, ich kann es spüren. Endymion, bring mir den Silberkristall, bitte!"

"Du wirst ihn nicht benutze!", sagte er. "Ich lasse nicht zu, dass du dich in Gefahr bringst!"

"Aber Kleine Lady."

"Ist ganz sicher noch am Leben. Das kann ich spüren." Er legte seine Hände auf die ihren. Sie fühlte die Wärme und die Kraft, die auf sie überging. Der Schwindel ließ nach und seine Gewissheit gab ihr neuen Mut.

"Erinnerst du dich noch an die kleine Nervensäge, die plötzlich bei dir zuhause aufgetaucht ist?" fragte Endymion lächelnd.

"Chibi Usa..."

"Genau, Chibi Usa. Sie ist stark, und dickköpfig, genau wie ihre Mutter..."

Sie hob den Kopf und ein zaghaftes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Langsam verging das ungute Gefühl und die Kälte, die ihr Herz umklammert gehalten hatte, verschwand. Sie bekam wieder Farbe. Endymion neigte den Kopf und küsste sie zärtlich.

Danach standen sie eng umschlungen auf dem Balkon und blickten hinab auf den Teich, in dem sich der Mond als zarte Sichel spiegelte.

"Habe ich das richtige getan?", fragte Serenity halblaut. "Nemesis ist unerforscht und wenn dort noch aktive Reste des schwarzen Kristalls herumliegen..."

"Werden die äußeren Senshi sicher damit fertig. Vertraue ihnen!", Endymion drückte sie fest an sich. "Oder machst du dir wegen der vier Schwestern Sorgen?"

Den Kopf an seine Brust gelehnt, nickte Serenity.

"Sie hatten lange, sehr lange Zeit ihre dunkle Seite ein für alle Mal zu bezwingen", sagte Endymion. "Sie schulden dir so viel, und sie sind dir treu ergeben. Es wird gut gehen..."

Über ihren goldenen Kopf hinweg sah er zum Mond hinauf. In seiner Stimme lag kein bisschen Unsicherheit, aber dafür war sein Blick voll Sorge.

*Lass es gut gehen!*, flehte er stumm in Gedanken die Göttin des Mondes an. *Lass nicht zu, dass sie sich noch lange quälen muss.... *

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"Ja, noch zwei Schritte nach links, halt!" Neptun senkte den Spiegel und strich sich eine vorwitzige Locke aus der Stirn.

"Steht Saturn endlich richtig?", fragte Uranus genervt.

Neptun nickte. "Das ist kein gewöhnlicher Teleportsprung. Es ist schon schwierig genug irgendwohin zu springen, wo man noch nie zuvor gewesen ist, aber dann auch noch auf einen Brocken wie Nemesis..."

"Das wissen wir doch", auch in Saturns Stimme schwang Ungeduld. "Ich wünschte, wir könnten als ganzes Team springen.

Dann wäre es leichter. Sailormoon ist ein viel besser Fokus als ich."

"Wir sind sehr froh, dass wir dich haben", sagte Pluto und packte ihren Schlüssel mit beiden Händen. "Nur zu dritt kämen wir nirgendwohin." Sie blickte die anderen auffordernd an. Haruka nickte und winkte den vier Schwestern.

"Ihr stellt euch im Kreis um Saturn. Wir bilden ein äußeres Dreieck. Am besten haltet ihr euch an den Händen und konzentriert eure Gedanken auf Nemesis. Das wird Saturn helfen."

"Gut", nickte Petzite. Die vier Schwestern bildeten einen engen Kreis um Saturn, die ihre Sense in den Himmel hob.

Nun zog auch Uranus ihr Schwert und nahm ihre Stelle ein. Pluto blieb wo sie war und als letzte hob Neptun ihren Talisman empor.

"Sind alle soweit?", fragte Pluto. Bestätigung von allen Seiten. "Dann los!"

Gleichzeitig begannen die vier Senshi zu rufen: "Planetenmächte!" Die Juwelen ihrer Stirnreifen leuchteten auf. "Schenkt uns die Kraft. Durch die Talismane!" Jetzt leuchteten auch die drei Talismane. Ihr Licht schoss hell empor und die drei Strahlen trafen die leuchtende Sense Saturns. "Leitet uns durch das All zum Planeten Nemesis!"

Der Strahl der Sense wurde breiter und breiter bis er auch die drei Senshi und die vier Schwestern einschloss. Einen Augenblick später war der Strahl verschwunden, auch von den Senshi und die vier Schwestern war auf dem Ayers Rock in Australien keine Spur mehr zu finden ...

------------------------------------------------ *Vielleicht hätten wir noch etwas warten sollen*, Falkenauges Licht zitterte vor Nervosität als sie so unauffällig wie möglich über die Ebene huschten.

*Soviel Zeit haben wir nicht.* Auch Tigerauge fühlte sich keineswegs sicher, aber die Anweisung des Kristalls war deutlich gewesen. *Wir müssen die Stelle finden, an der das erste Monster on IHM in die reale Welt eingedrungen ist. Dort sind bestimmt noch ein paar kleine Löcher übrig, wo Funken wie wir durch passen.*

*Und wer garantiert, dass wir nicht zu dummen Tieren werden, die keine Ahnung mehr haben, warum wir eigentlich dort sind?*

*Das wird nicht passieren*, sagte Tigerauge telepatisch mit weit mehr Überzeugung als er tatsächlich empfand. *Helios hat uns verändert und egal welche äußere Gestalt wir haben, wir bleiben im Geiste Menschen.*

*Hoffen wir, dass du dich nicht irrst.*

Sie hatten den Wald erreicht und pirschten sich vorsichtig zu jener Stelle, wo einst ein Wasserfall munter in eine wunderschönen See gerauscht war. Hier hatte sich Helios gern aufgehalten und an jene Zeiten gedacht, als er noch ein geflügeltes Pferd gewesen war... Tigerauge schüttelte die melancholischen Gedanken ab. Es war auch so schwer genug. Nun war der Wasserfall versteinert und der See ein stinkendes Loch aus Moder und Schlamm. Der graue Stein des Wasserfalls sah in der Mitte sonderbar geschwärzt und rissig aus.

*Da muss es sein!*, summte Falkenauge.

In diesem Moment brach der Drache durch das Unterholz heraus mit Ihm auf dem Rücken.

*Nein!!!*, rief Tigerauge entsetzt. Sie waren immer noch einige Meter vom Wasserfall entfernt und außerdem brauchten sie ein paar Augenblicke Zeit, um das passende Schlupfloch zu finden.

Der Drache war einfach zu schnell. Tigerauge fasste einen raschen Entschluss. Er fühlte sich immer noch mit dem Goldenen Kristall verbunden und sandte einen Gedankenruf aus. Der Kristall gewährte ihm seine Bitte und im Nu stand ein massiger Tiger zwischen dem Wasserfall und dem Drachen.

*Was hast du getan?*, fragte Falkenauge entsetzt.

*Erfülle du den Auftrag allein, du kannst es!*, war Tigerauges letzte Botschaft an ihn. Dann sprang er mit einem mächtigen Satz geradewegs auf den Rücken des Drachen in der Hoffnung, vielleicht Ihn zu erwischen. Aber der Drachereiter hatte schon sein Netz parat und schleuderte es dem Tiger entgegen.

Falkenauge wandte sich ab und fand zitternd eine Lücke, die für ihn passte. Das letzte was er sah, war der farblose, bewegungslose Körper des Tigers am Rand des Teiches, während sich der Drache und sein Reiter an den gestohlenen Farben berauschten. Dann schlüpfte er in die Lücke mit dem stummen Versprechen, dass das Opfer seines Freundes nicht umsonst sein würde....

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"Uhhhh...!", stöhnte SailorCeres und rappelte sich mühsam auf. Rings herum lagen die noch immer bewusstlosen Menschen, aber weder von der Dimensionsspalte noch von den schwarzen Moosen war irgendetwas zu sehen. Weiter vorne regte sich SailorVesta schwach und auch Sailor Pallas und Sailor Juno schlugen die Augen auf.

"Wird Zeit, dass wir uns zurück verwandeln, ehe die Polizei und die Krankenwagen hier sind", meinte SailorVesta. Sie rüttelte an Sailor Silvermoons Schultern. "Komm, wach auf, wir müssen zurück ins Zelt!"

Aber Sailor Silvermoon rührte sich nicht.

"Wach auf!", rief Sailor Vesta drängend. Die aufkeimende Panik in ihrer Stimme rief die drei anderen herbei. Unsicher, schwach und erschöpft wankten sie zu ihr hin.

Gemeinsam rollten sie Sailor Silvermoon auf den Rücken. Das Gesicht der Kriegerin war bleich und ihre Haut fühlte sich kalt an.

Sailor Pallas schluckte: "Sie ist doch nicht etwa ...."

"Natürlich nicht!", zischte Juno und kniete neben Silvermoon nieder, um den Puls zu fühlen. Die anderen drei hielten den Atem an. Die Sekunden verstrichen....

"Da ist er", murmelte Juno endlich.

"Allen Göttern sei Dank!", Ceres stieß erleichtert die Luft aus. "Kommt, wir tragen sie in den Waggon. Man darf sie hier nicht finden."

Gemeinsam schleppten sie die bewusstlose Silvermoon durch das Zelt und in den Waggon. Keine Sekunde zu früh. Die ersten Menschen wachten auf und die Sirenen von Polizei und Rettung waren bereits zu hören.

Die vier Asteroidsenshi verwandelten sich zurück und berieten, ob sie es riskieren konnten, einen Arzt für Silvermoon zu holen.

"Wovon sollen wir ihn bezahlen? Das Geld reicht jetzt gerade eben so und Chibi Usa ist bestimmt nicht versichert", aber VesVes zu bedenken.

"Sie atmet, aber wer weiß, was mit ihr passiert ist, als sie allein gegen dieses Moosmonster stand ..." CereCere deckte Silvermoon zu. "Was, wenn ihr Herz Schaden genommen hat, oder ihr Gehirn ..."

"Es ist nicht normal, wenn man so lange ohnmächtig ist", sagte PallaPalla besorgt. "Wir können auch ein paar Tage aufs Essen verzichten..."

"Das schon, aber was ist, wenn Silvermoon mit der Zeit so bekannt wird wie Sailormoon? Wie sollen wir ihre Identität geheimhalten, wenn der Arzt sie in unserem Wohnwagen behandelt hat. Wenn dann noch die Asteroidsenshi mit ihr zusammen in den Schlagzeilen auftauchen, kann jeder zwei und zwei zusammenzählen....", gab Juno zu bedenken.

"Willst du zulassen, dass sie stirbt?", fragte CereCere und stemmte aufgebracht die Fäuste in die Hüften.

"Natürlich nicht. Aber es muss eine andere Möglichkeit geben, sie aufzuwecken."

Die vier grübelten schweigend eine Weile. Dann rief PallaPalla plötzlich: "Ich hab's!" Sie griff unter Silvermoons Kopfkissen und zog die Glocke mit dem Herzgriff hervor. "Lasst uns mal sehen, was passiert." Sie hielt die Glocke dicht an Silvermoons Ohr und läutete sie. Der Klang war süß, aber zart und schwach wie ein weit entferntes Echo.

"Oh..." PallaPalla war enttäuscht. "Bei ihr hat sie immer viel lauter geklungen!"

"Du bist ja auch nicht Silvermoon!", meinte VesVes kopfschüttelnd. "Was machen wir jetzt?"

"Am besten lasst ihr ... die Finger von meiner Glocke." Silvermoons Kostüm löste sich auf und Chibi Usa lag sah sie mit einem schwachen Lächeln an. "Aber ich bin so froh, dass ihr noch alle da seid..."

"Ach du!" In einem für sie völlig ungewohnten Gefühlsausbruch umarmte VesVes das erschöpfte Mädchen und wischte sich danach verlegen die Tränen aus den Augen. Auch die anderen hatten Mühe, ihre Erleichterung allzu offen zu zeigen. Nur PallaPalla tat sich keinen Zwang an und schnüffelte ungeniert.

Chibi Usa setzte sich auf und kämpfte gegen die Müdigkeit an, die sich in ihren Gliedern breit machte. "Hört mal zu", sagte sie, "wir haben einen anstrengenden Kampf hinter uns. Warum also legen wir uns nicht alle aufs Ohr und machen uns erst morgen Gedanken, wie es wohl weitergeht..?"

"Die Prinzessin hat gesprochen. Hugh!", scherzte VesVes und nickte. "Wir sind alle hundemüde, also ab in die Federn. Morgen ist auch noch ein Tag."

Zusammen mit JunJun und CereCere verließ sie den Waggon. PallaPalla deckte Chibi Usa zu, und schleppte sich dann zu ihrem Bett, wo sie schon im Halbschlaf niedersank....

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Niemand beobachtete, wie ein rosa Irrlicht plötzlich in einer Seitengasse von Tokyo wie aus dem nichts auftauchte und sich sogleich in einen Falken verwandelte, der sich in Lüfte schwang und in sich auf eine lange, mühevolle Suche machte....

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Auf Nemesis, dem kalten, weit entfernten zehnten Planeten erschien auf einmal eine Energieblase, in der acht schweigende Gestalten standen. Als sich die Blase vollständig manifestiert hatte, senkte die Gestalt in der Mitte die Sense und die Blase zerplatzte.

"Kaum zu glauben!", Saturn tat einen tiefen Atemzug. "Du hattest völlig recht, Petzite, es gibt hier atembare Luft."

"Sie konnte nicht einfach so verschwinden. Wir haben den Schwarzen Kristall nicht umsonst jahrelang als Energiequelle verwendet. Wir haben riesige Energiespeicher geschaffen, damit das Schwarze Tor auch ohne die Kraft des Prinzen aufrecht erhalten bleibt", sagte Petzite. Es war düster hier, so weit draußen, so weit von der Sonne entfernt.... Sie hatte vergessen, wie dunkel und leer dieser Felsbrocken war. "Die Energiereserven sind in den letzten tausend Jahren noch nicht völlig aufgebraucht worden, sonst wären wir vier jetzt sofort erstickt...."

"Auf gar keinem Fall", Saturn hatte ihre Sense verschwinden lassen und rieb sich die Arme. "Ich hätte die Energieblase solange bestehen lassen bis jede von uns vier ein persönliches Energiefeld um je eine von euch gelegt hätte."

Kermesite und Berthierite drängten sich fröstelnd aneinander. Das grünlichgraue Gestein zu ihren Füßen glänzte im matten Licht der Sterne. Es wehte kein Wind, aber dennoch war es kühl, fast nahe dem Gefrierpunkt.

"Sehr lange halten die Energiereserven aber nicht mehr", meine Cavalerite und zog ihre dicke Jacke enger. "Im schwarzen Palast ist es vielleicht noch ein wenig wärmer. "Sie wies mit der Hand auf einen Gebäudekomplex, der schweigend und trutzig aus dem Boden gewachsen zu sein schien. Er lag etwa hundert Meter von ihnen entfernt, aber sie konnten zweifelsfrei erkennen, dass er aus dem gleichen Gestein bestand, wie alles ringsum.

Ohne viele Worte übernahm Petzite die Führung. Ihre Schwestern trotteten hinter ihr her, gefolgt von den Senshi. Haruka und Michiru schritten Schulter an Schulter. Ihnen folgte Saturn und zuletzt kam Pluto, die ihren Schlüssel fest umklammert hielt und sich mittlerweile fragte, ob dieses Unternehmen eine kluge Idee gewesen war ...

Je näher sie dem schwarzen Palast kamen, desto bedrohlicher wirkte er. Die großen, würfelartigen Teile mit den gewaltigen Kuppeln entsprachen keinem bekannten Baustil. Rings um den Komplex war ein Garten angelegt, irgendjemand hatte es geschafft in einigen Mulden ein wenig Erde anzuhäufen, darauf waren zarte, blaue Blumen gewachsen.

"Sieh doch, Haruka, wie schön!" Michiru blieb stehen und sog den zarten, kaum wahrnehmbaren Duft ein.

Petzite war zunächst an den Blume vorbei gelaufen, doch nun kam sie zurück stellte sich neben Michiru. "Saphirs Garten", sagte sie mit erstickter Stimme. "Wir hätten nie geglaubt, dass die Samen tatsächlich einmal keimen würden..."

Cavalerite trat von hinten an ihre Schwester heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Tausend Jahre sind lange ...", sagte sie leise.

"Nicht lange genug", sagte Petzite und jeder wusste, dass damit nicht die Blumen gemeint waren.

"Wir müssen weiter", drängte Pluto. Dieser Planet verströmte eine unterschwellige Bedrohung, als ob etwas sehr Gefährliches direkt unter ihren Füßen schlummerte, das nicht geweckt werden wollte...

Petzite wischte sich die Tränen aus den Augen und übernahm wieder die Führung.

Die Tore des schwarzen Palastes waren verschlossen. "Lasst mich das machen", sagte Pluto. Sie richtete ihren Schlüssel auf das Tor und das Granatauge leuchtete kurz auf. Wie als Antwort darauf, schwangen die Tore plötzlich lautlos auf. Es war überhaupt so still hier, bis auf das Geräusch ihrer Schritte. Hinter dem Tor war ein langer, weiter Saal.

"Hier wollten wir unseren Sieg feiern", sagte Berthierite. Es klang verlegen. Sie wies auf eine der fünf Türen am anderen Ende. "Die hier führt in den Thronsaal und von dort aus zur Kammer des Kristalls. Die links davon führt in die Tiefe zu Rubeus Raumschiffwerft und zu Safirs Konstruktionssälen. Er hat immer an irgendetwas gebastelt."

"Und die anderen?", fragte Michiru.

Kermesite wies auf die erste Türe rechts. "Dahinter liegen die Gänge zu den Privaträumen der Familienmitglieder. Nur der Erleuchtete hatte kein Zimmer dort. Seine Räume waren in einem speziellen Trakt, zu erreichen durch die Türe ganz außen links."

"Und zweite von rechts ist der Eingang zu den Gemeinschaftsräumen, Konferenzraum, Esszimmer und Bibliothek."

"Am besten teilen wir uns auf", sagte Haruka. "Ich gehe mit Cavalerite zu Rubeus privaten Räumlichkeiten."

"Gut, dann sehe ich mich zusammen mit Michiru in der Bibliothek um", sagte Berthierite.

"Wir anderen gehen zur Raumschiffwerft", sagte Pluto.

Alle waren einverstanden und die drei Gruppen marschierten los.

Obwohl tausend Jahre lang niemand Staub gewischt hatte, war es erstaunlich sauber im Palast. Allerdings erwies sich die Bibliothek als eine Niete, denn jedes Buch zerfiel bei der bloßen Berührung zu Staub.

In den Zimmern, wo Rubeus einst gehaust hatte, herrschte penible Ordnung. Das Bettzeug war längst vermodert, so auch die Matratze. Die aus Stein gehauenen Regale waren voll mit kunstvollen Modellen verschiedener Raumschiffe und der große, in gold gerahmte Spiegel sowie die zahlreichen, jetzt nur noch mit morschen Fetzen gefüllten Wandschränke zeugten von Rubeus großer Selbstverliebtheit. Aber es fand sich kein Hinweis auf genaue Pläne oder Standorte weiterer Raumschiffe.

Pluto, Petzite, Saturn und Kermesite waren mittlerweile in der Raumschiffwerft angelangt.

"Das ist es!" rief Pluto aus, als sie das startfertige Raumschiff in dem riesigen Schacht schweben sah.

"Ob es noch fliegt...?", Saturn sah das Gefährt misstrauisch an. Es hatte nicht die Sternform der früheren Schiffe, sondern es war viel kleiner, schlanker und erinnerte in der Form an einen Rochen. "Er wollte unbedingt etwas bauen, was auch für die Erdatmosphäre taugte", sagte Kermesite halblaut zu sich selbst. Ihre Stimme klang rauh. Petzite sah sie halb verwundert, halb verständnisvoll an. "Er war es nicht wert...", sagte sie leise. Kermesite blickte sie mit feuchten Augen an. "Das sage ich mir selbst immer wieder, aber trotzdem ..." Sie wandte sich von dem Raumschiff ab und trat zu den beiden Senshi, die eifrig die spärlich beleuchtete Kontrollkonsole neben dem Schacht studierten. Die meisten Lichtanzeigen waren dunkel, diejenigen, welche funktionierten flimmerten hektisch rot und gelb. Nur ganz wenige Lichter zeigten ein ruhiges Grün.

"Irgendwo müssen doch Pläne sein", sagte Pluto halblaut zu sich selbst.

"Vielleicht hat er sie bei Safirs Werkstatt untergebracht", sagte Kermesite. "Rubeus und Safir haben bestimmt zusammen an dem Schiff gebastelt. Rubeus war zwar der technisch versiertere, aber diese elegante Form war sicher Safirs Idee."

"Dann schauen wir eben dort nach!", meinte Pluto. Sie folgten Petzite durch einen weiteren dunklen Gang, der noch tiefer abwärts führte. Plutos Unbehagen nahm zu, aber so knapp vor dem Ziel wollte sie sich nicht davon aus der Ruhe bringen lassen.

Als sie die Türe zu Safirs Arbeitsräumen aufstießen, blieben sie alle wie erstarrt stehen.

Sie befanden sich an der Schwelle zu einem großen Saal, angefüllt mit allerlei sonderbaren Versuchsanordnungen, Geräten und Leitungen und ... einer Reihe von sargähnlichen Behältern mit durchsichtigen Deckeln, die an der hinteren Wand aufgereiht waren. Es waren acht. Fünf waren leer und die Energieanzeigen standen auf Null. Zwei waren besetzt und die Energieanzeigen leuchteten grün. In der einen lag ein junger Mann mit dunklen Haaren und einem Verband um Kopf und Schultern. In der anderen lag ebenfalls ein junger Mann, mit roten Haaren und schrecklichen Verbrennungen am ganzen Körper. Beide lagen regungslos da. Ihre Rippen hoben und senkten sich im gleichen Takt. Sie lebten. Sie atmeten.

Pluto packte ihren Schlüssel noch fester und presste die Lippen zusammen. Saturn sah ratlos von ihr zu den beiden Schwestern, denen Tränen über die Wangen liefen.

Ende des sechsten Teils