Erwachen

"Ich habe keine Lust." Serenity schritt erbost in der großen Halle auf und ab. Die Falten ihres weiten, hellblauen Kleides raschelten und die mit Safiren besetzten Absätze ihrer silbernen Schuhe klapperten auf dem schwarzen Marmor. "Ich habe alle Empfänge gehalten, auf jedem Ball getanzt, unzählige Hände geschüttelt und Reden gehalten bis ich kaum noch sprechen konnte. Mir reicht es jetzt." In ihren blauen Augen funkelte der Mutwillen und der Eigensinn der jungen Usagi und der erste Berater, Shingo, unterdrückte nur mühsam ein Lächeln.

"Eure Majestät", sagte er, wobei er sich daran erinnerte wie erstaunt er gewesen war, als sich Usagi als die neue Königin der Welt entpuppt hatte, "es ist eine sehr wichtige Versammlung. Sie haben sich viel Mühe gegeben, ihre Anliegen für Euch zu formulieren und die Pflicht einer guten Monarchin..."

"Ist es nun einmal, für ihre Untertanen ein offenes Ohr zu haben...", sprach Serenity den Satz zu Ende. Endymion war schon auf dem Weg zurück nach Kristalltokio und sie, sie hatte eigentlich vor gehabt, ihm noch heute zu folgen. Ohne ihn kam sie sich noch verlorener vor. Alle Inneren Senshi waren im Kristallpalast, auch Luna war nicht mehr hier. Sie fehlten ihr alle, aber sie war die Königin, also unterdrückte sie das Gefühl der Verlorenheit. Verärgert dachte sie daran, dass Endymion wohlweislich den Silberkristall mitgenommen hatte, ohne ihr etwas davon zu sagen.

"Ich sollte zuhause sein, ich sollte den anderen helfen, ich sollte etwas mit dem Silberkristall versuchen...."

"Gar nichts solltest du!", sagte Shingo scharf und sah seine große Schwester ernst an. "Die anderen tun bereits, was in ihrer Macht steht. Das muss genügen. Auf keinen Fall darfst du auch nur daran denken, den Silberkristall einzusetzen. Was glaubst du denn, wie sich Chibi Usa fühlen würde, wenn sie aufgrund deiner Macht zurück könnte, nur um festzustellen, dass du dafür gestorben bist? Willst du ihr das antun?"

Serenity blieb stehen und seufzte. "Natürlich werde ich nichts tun, ehe ich mit den anderen gesprochen habe ..."

"Und morgen besteht der Mond aus grünem Käse", sagte Shingo kopfschüttelnd. "Du hast immer deinen Willen durchgesetzt, Usagi, Sailormoon, Serenity. Aber manchmal ist der Weg des Herzens nicht der richtige und es muss der Weg der Vernunft gewählt werden..., du vertraust dem König, den Katzen und deinen Freundinnen, oder?"

Mit feuchten Augen nickte Serenity. "Dann gib ihnen die Zeit, die sie brauchen."

Serenity gab sich einen Ruck. "In Ordnung, Shingo. Aber nur noch diese eine Versammlung. Danach reise ich ab. Endgültig."

Shingo atmete auf. "Du wirst es nicht bereuen."

"Hoffentlich nicht", murmelte Serenity leise, während er sich auf den Weg machte, der Delegation die freudige Nachricht zu übermitteln.

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"Sie ist wieder fit." JunJun saß auf dem Dach des Karussells und beobachtete zufrieden, wie Chibi Usa ganz allein auf dem Ball balancierte, während ringsum die Besucher des Vergnügungsparks applaudierten. Es hatte fast eine Woche gedauert bis die Polizei und das Gesundheitsamt den Park wieder der geöffnet hatten. Die offizielle Version für den letzten Vorfall lautete auf unterirdische Gasvorkommen, aber bisher hatte man vergeblich nach solchen gesucht. Durch die wiederholten Schließungen hatten die Schausteller ziemliche Einbußen erlitten. Nun kämpften sie um die Gunst der Besucher, um die Verluste wieder wett zu machen.

Das Karussell drehte sich munter. VesVes stand daneben und kassierte im Voraus, während PallaPalla und CereCere die kleinen Besucher auf die frisch bemalten Karusselltiere hoben. Jawohl, frisch bemalt und sie sahen weit besser aus als neu. JunJun musste daran denken, wie skeptisch sie anfangs gewesen waren, als Chibi Usa ihnen vorschlug, die Zwangspause auch dazu zu nützen, das alte Karussell aufzumöbeln. Nun, die Prinzessin hatte wirklich Talent, das musste der Neid ihr lassen. Sie hatte mit der Hilfe der vier Mädchen alle Tiere in phantastische Wesen verwandelt. Nun gab es Einhörner und geflügelte Elefanten, die Drachen hatten Blitzen und Wolken um die Tatzen und das Nilpferd sah aus wie aus rosa Zuckerguss, so richtig zum anbeißen. Der grummelige Besitzer des Karussells war vor Erstaunen baff gewesen und hatte ihnen zu dem tollen Einfall gratuliert, mehr Geld war natürlich nicht drin. Darum versuchte Chibi Usa nun mit dem Ball ein paar extra Yen aus den Besuchern des Karussells heraus zu leiern.

Nun sprang sie mit einem eleganten Salto vom Ball und landete sicher auf beiden Füßen. Eine letzte Verbeugung und die Besucher warfen eifrig Münzen in den alten Hut, der wohl einmal einem Zirkuszauberer gehört hatte.

Chibi Usa bedankte sich mit vielen Verbeugungen, zog ihre Schuhe wieder an, und die Besucher gingen weiter. "Warum versuchst du es nicht einmal", fragte Chibi Usa PallaPalla. "Ich kann deine Arbeit übernehmen und du zeigst ihnen was du auf dem Ball drauf hast..."

"Meinst du?", PallaPalla klang nicht sehr selbstsicher. "Ich habe schon lange nicht mehr trainiert und .... außer dir gab es seit Jahren kein Publikum..."

"Ach was!", Chibi Usa lachte sie zuversichtlich an, "selbst wenn du einen Gipsfuß hättest, wärst du noch um Klassen besser als ich, was du einmal so gut gelernt hast, das steckt so tief, dass du es wahrscheinlich noch als Urgroßmutter kannst."

Ein neuer Strom von Besuchern war im Anrollen. "Los, nur zu!", Chibi Usa schob PallaPalla zum Ball. "Du machst das schon!"

Ein paar Kinder hatten den Ball bereits entdeckt und ein besonders frecher kleiner Junge versuchte hinaufzuklettern. Da der Ball größer war als er selbst, rutschte er natürlich immer wieder ab. Schließlich gab er dem Ball mit zornrotem Gesicht einen Tritt.

"Halt mal!", rief PallaPalla und fing den Ball ab ehe er in eine Imbissbude rollen konnte. "So geht das nicht."

"Wie denn, Großmaul?", fragte der Junge.

"So!" PallaPalla schlüpft aus ihren Schuhen und hüpfte elegant auf den Ball. Dem Jungen blieb die Spucke weg. Die Leute, die schon weiter gehen wollten, blieben stehen, um zu schauen ob ihnen noch mehr geboten würde. Und des wurde. PallaPalla war auf den Geschmack gekommen und rollte den Ball mit ihren Füßen vor und zurück. Sie rollte in großen und kleinen Kreisen, in Achtern und schließlich wagte sie sogar einen Handstand und rollte den Ball mit den Händen weiter. Die Leute klatschten begeistert. Sie stieß sich mit den Armen kräftig ab und landete wieder auf den Füßen auf dem Ball. Dann machte sie JunJun ein Zeichen. Diese sprang vom Karusselldach und richtete rasch eine provisorische Rampe, die PallaPalla ohne Probleme hinauf rollte und dann wieder hinunter. Zum Schluss machte sie einen Riesensprung vom Ball und einen doppelten Salto in der Luft, ehe sie elegant neben dem Ball landete. Die Leute applaudierten laut und warfen viel mehr Münzen in den Hut als bei Chibi Usa. PallaPalla war etwas erhitzt, aber glücklich.

"Ich muss auch etwas finden, was ich so gut kann...", murmelte Chibi Usa. Dann fiel ihr Blick auf einen Straßenkünstler der nicht weit von ihnen entfernt Portraits malte. "Das kann ich auch." Es waren so viele Leute, die von ihm gemalt werden wollten, dass er nicht mehr nachkam und einige verärgert weiter liefen.

Chibi Usa wartete bis er einmal eine kleine Pause hatte und verbeugte sich dann höflich vor ihm. "Ich hätte einen Vorschlag zu machen..."

.... Eine halbe Stunde später saß sie ein paar Schritte von ihm entfernt und fertigte das Portrait eines verliebten Pärchens an. Die beiden jungen Leute waren begeistert, als sie das endgültige Werk überreicht bekamen. Chibi Usa nahm das Geld dankbar entgegen und gab dem Maler die Hälfte davon, so wie es abgemacht war, dafür dass er ihr die Materialien gab und den Platz mit ihr teilte.

Den ganzen Nachmittag über waren die Asteroid Senshi und ihre Prinzessin schwer beschäftigt. Als der Vergnügungspark schloss, saßen sie erschöpft, aber zufrieden vor den beiden Wohnwagen zusammen und zählten ihre Einnahmen. Dank des guten Geschäftes hatte der Karussellbesitzer doch ein paar Yen extra locker gemacht und PallaPalla hatte noch mehrmals ihre Ballnummer aufgeführt, wobei ihr JunJun assistiert hatte. Am meisten Geld aber hatte Chibi Usa verdient. Sie hatte mehr als zehn Portraits verkauft und die Leute hatten ohne zu murren, ihren Preis bezahlt, denn die Bilder waren wirklich große Klasse. Chibi Usa hatte sich selten so gut gefühlt, endlich hatte sie etwas aus eigener Kraft beisteuern können und musste ihren Freundinnen nicht mehr auf der Tasche liegen.

In diesem Moment knallte etwas gegen einen der Lampions, die zwischen den Bäumen aufgehängt waren. Chibi Usa sprang auf um nachzusehen, ob eine Fledermaus sich verirrt hatte, aber etwas viel Größeres lag auf dem Boden unter den Lampions - ein erschöpfter, benommener Falke.

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"Tut das nicht gut?" - Der Drachenreiter und sein Untier schwelgten in den letzten Resten der Farben, die das Moosmonster in die Traumwelt geleitet hatte. Seit etwa einer Woche zehrten sie davon und nun war alles verbraucht. Die Flut von wilden Träumen, von strahlenden Visionen versiegte.

"Wir brauchen noch viel mehr", sagte der Drachenreiter und leckte sich die Lippen. "Aber ich glaube nicht, dass ich noch so ein Alptraummonster erschaffen muss. Der dumme Funken, der uns entwischt ist, wird hoffentlich bald ein paar Leute hierher führen und echte, frische Menschen versorgen uns mit den besten Farben, die wir uns nur wünschen können."

Er strich sich die blonden Locken zurück. "Da es nur diesen Weg gibt, den sie nehmen könne, werde wir es uns gemütlich machen und hier warten." Gehorsam trat der Drache ein paar Schritte zurück und legte sich unter den Baum. Der Reiter sprang ab und setzte sich ins vermodernde Gras. Beide hatten ihre gierigen Blicke fest auf den versteinerten Wasserfall gerichtet. Hier war die einzige Stelle, an der ein Durchbruch zur Traumwelt von der anderen Seite her möglich war. Sie hatten Zeit .... ---------------------------------------------------------------------- "Nun, habt ihr euch entschieden?", fragte Petzite mit bebender Stimme. Die Krieger und die vier Schwestern waren vollzählig in Safirs Labor versammelt.

"Die Energieanzeigen sind fast auf Null", sagte Kermesite erstickt. "Wenn wir die beiden nicht aufwachen, werden sie in den Tod hinüber dämmern."

"Und wenn wir es tun, dann bringen sie ihre Verletzungen um", sagte Berthierite. Sie wandte sich an Uranus: "Stimmt doch, oder?"

"Ja. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was wir tun sollen", verärgert über ihre Unentschlossenheit fuhr sie sich durch das sandfarbene Haar. "Die beiden haben den Königin viel Kummer gemacht und sind Feinde von Kristalltokio."

"Das waren wir auch", sagte Kalaverite leise und legte Petzite tröstend die Hand auf den Arm, "aber wir haben uns geändert und Safir doch auch ..."

Pluto nickte. "Ich erinnere mich, dass die Königin davon erzählte, wie er den Erleuchteten aufhalten wollte.... Aber Rubeus ...."

"Er verdient eine Chance", flehte die aufgewühlte Kermesite. Ihre Augen waren verschwollen von allen Tränen. Sie hatte geglaubt schon lange über Rubeus hinweg zu sein. Aber ihn hier liegen zu sehen, verletzt, dem Tode nahe, hilflos .... "Könnt ihr nicht Energie von mir absaugen und sie ihm geben?"

"Wie stellst du dir das vor", sagte Neptun entsetzt. "Wir sind keine Mitglieder des Königreichs des Dunkeln." Sie wechselte mit Uranus einen langen Blick. "Eine ganze Woche lang versuchen wir nun schon, dieses Raumschiff zum Fliegen zu bringen. Wir haben die Pläne, wir haben nur keine Ahnung, wie wir die Energie unserer Talismane einsetzen können, um die Energie des Schwarzen Kristalls zu ersetzen."

"Ich will nicht länger hier bleiben." Zum ersten Mal sprach Saturn. Das hochgewachsene Mädchen schüttelte sich. "Die Ausstrahlung dieses Planeten ist grauenvoll, zudem habe ich keine Lust, noch länger von Notrationen zu leben und in den letzten Nächten habe ich kaum Schlaf bekommen ....."

"Wir doch auch nicht", sagte Pluto. "Es ist, als ob noch immer ein Rest des Schwarzen Kristalls aktiv wäre und den Planeten verseucht. Wäre die Kristallkammer nicht völlig leer und alle Schaltkreise des Reaktors durchgeschmolzen .... Aber es ist wie Neptun sagt, wir können das Schiff nicht fliegen, nicht ohne dass uns jemand hilft, die Talismane mit der Energieversorgung zu verbinden."

"Also braucht ihr die beiden", fragte Petzite mit neu gewonnener Hoffnung.

"Das tun wir", erwiderte Saturn entschlossen. "Gilt dein Angebot noch immer, Kermesite?"

Die Augen der schwarzhaarigen jungen Frau leuchteten und sie nickte.

"Gut", Saturn ließ ihre Sense verschwinden. Dann schloss sie die Augen und verwandelte sich in Hotaru. "Ich habe heilende Kräfte, und deine Gefühle für ihn würden meine Energie verstärken."

"Das ist gefährlich, Hotaru", sagte Uranus, "er ist schwer verletzt, es könnte zuviel sein ..."

"Wir können dich auch unterstützen", sagte Berthierite, aber Hotaru schüttelte den Kopf.

"Kermesites Liebe reicht aus. Wie steht es mit dir, Petzite? Liebst du Safir genug?"

"Kannst du denn beiden helfen?", fragte die Frau mit den dunkelgrünen Haaren. "Ich wäre so froh ..."

"Auf jeden Fall werde ich es versuchen."

"Dann nimm zuerst Safir", sagte Kermesite. "Er ist auf jeden Fall auf unserer Seite." Alle konnten sehen, wie schwer ihr dieser Satz fiel.

"Da hat sie recht", meinte Neptun und auch Pluto nickte.

"Wie ihr meint", Hotaru trat an die Lebenserhaltungseinheit heran, in der Safir schlief. "Wie schaltet man das Ding ab?"

"Hier", Berthierite war im Nu heran und drückte hektisch der Reihe nach auf ein paar Schaltflächen, die auf einem Paneel an der Unterseite der Sargähnlichen Hülle angebracht waren. Sogleich flammten einige dunkelrote Anzeigen auf und die grünen Lichter der Energieversorgung erloschen eines nach dem anderen. Die Einheit gab ein zischendes Geräusch von sich, dann hob sich der Deckel. Safir hatte die Augen noch immer geschlossen, die ruhigen Atemzüge wurden stockender.

"Er kann es nicht mehr lange durchhalten, rasch!" Hotaru und Petzite standen rechts und links neben dem nun offenen Behälter. Hotaru legte ihre beiden Hände auf Safirs Brust. "Leg deine Hände auf die meinen", wies sie Petzite an. Die großen Hände der erwachsenen Frau bedeckten die ihren vollständig. Hotaru nickte und schloss die Augen. Ihre Hände und damit auch Petzites begannen in purpurnem Licht zu glühen. Die Kraft strömte auf Safirs Körper über ... Hotaru ertastete die Reste eines ersten Heilversuches, der wohl auf Diamonds Konto ging. Aber da Safir sich wohl unbewusst gegen die Energie des schwarzen kristalls gewehrt hatte, war nur wenig davon noch in seinem Körper vorhanden, jetzt drängte Hotaru diese negative Energie aus ihm hinaus, und regte mit ihrer positiven Kraft seine Regeneration an. Dankbar saugte Safir ihre Energie auf und seine Wunden begannen sich zu schließen. Hotaru griff nach Petzite, ihre Liebe und überwältigender Freude, ihn wieder zu haben, ließ die purpurne Aura noch stärker aufleuchten. Safirs Herz schlug kräftig und gleichmäßig, sein Atem stabilisierte sich und die letzten Schrammen verheilten, er seufzte leise und schlug die Augen auf. Im gedämpften Licht des Labors fiel sein Blick als erstes auf Petzites Gesicht, die Liebe, die unverhüllt aus ihren Augen leuchtete und auf die Tränen, die wie gläserne Perlen über ihre Wangen rollten. Hotaru zog ihre Hände zurück und trat mit einem erleichterten Seufzer nach hinten.

Safir räusperte sich. "Was ist geschehen, wieso lebe ich noch ...", fragte er heiser. "Hat der Erleuchtete ...?"

"Der Erleuchtete ist schon lange Vergangenheit, Prinz Safir.", sagte Petzite und ihre Stimme zitterte. "Euer Bruder hat euch in eine Lebenserhaltungseinheit gelegt. Daher seid ihr nicht gestorben." Sie wischte sich die Tränen von den Wangen.

"Diamond, was ist mit ihm, wo ist er?"

"Der Erleuchtete hat ihn getötet."

Safir schloss die Augen und kämpfte gegen den Schmerz des Verlustes an. "Warum hat er nicht auf mich gehört..?"

"Am Ende hat er das und den Erleuchteten gezwungen, sein wahres Wesen zu enthüllen. Im darauf folgenden Kampf hat Safir Sailormoon beschützt und ist dafür gestorben."

"Sailormoon ..." Safir öffnete die Augen wieder. "Ich erinnere mich daran, wie ich sie gehasst habe. Aber sie hat mich gelehrt, dass die Liebe zu wertvoll ist, um sie durch Hass zu vergiften ..." Er blickte Petzite in die feuchten Augen. "Es tut mir leid, dass ich nicht wieder gekommen bin, wie ich es eigentlich gewollt habe..." Er hob die Hand und wischte eine der kristallklaren Tränen von ihrer Wange. "Soviel Kummer und nur wegen mir, ich bin deine Tränen nicht wert, Petzite."

"Doch, das seid Ihr." Sie schluckte und gab sich einen Ruck. "Ich liebe Euch!"

Er lächelte. "Warum denn so förmlich ...Ich liebe dich auch, Petzite. Wenn ich nicht so schwach wäre... " Er griff ihr in das dunkle Haar und zog ihren Kopf sanft zu sich herab. Ihre Lippen trafen sich zu einem ersten, scheuen Kuss. Petzites herbes Gesicht erstrahlte in der Schönheit ihres neu gewonnen Glücks. Sie half Safir, sich vorsichtig aufzusetzen. Als sein Blick auf die schweigend im Hintergrund stehenden Sailorkrieger fiel zuckte er zusammen. "Ich kennen euch nicht, aber ich weiß, was ihr darstellt. Wenn ihr hier auf Nemesis seid, dann ist der Erleuchtete wirklich besiegt."

"Schon seit vielen Jahren", sagte Pluto. "Wir sind hierher gekommen, weil wir ein Schiff brauchen, mit dem man durch die Zeit reisen kann. Ich bin Sailorpluto." Auch Neptun und Uranus stellten sich vor. Petzite zog Hotaru zu sich heran. "Das ist Hotaru, Sailorsaturn, sie hat heilende Kräfte und ohne sie wärst du gestorben sobald die Energie aufgebraucht gewesen wäre."

"Ohne deine Mithilfe hätte ich es auch nicht geschafft", meinte Hotaru mit einem verlegenen Lächeln. "Deine Liebe war die treibende Kraft seiner Genesung."

"Dennoch danke ich dir, Hotaru, Sailorsaturn", sagte der Prinz. "Ich habe so viel wieder gut zu machen ... Ist sonst gar niemand von unserer Familie mehr am Leben?"

"Nur meine Schwestern, du und .. .Rubeus", sagte Petzite.

"Ach ja, Rubeus... Esmeraude hätte ihn ja liebend gern mit seinem ersten Schiff untergehen lassen, aber er hat sich an ihre Energiesignatur gehängt und es mit letzter Kraft bis ins Labor geschafft. Ich habe ihm in die Einheit geholfen. Diamond wollte es zunächst nicht zulassen, aber ich habe ihn daran erinnert, dass Rubeus der beste Pilot in der Familie ist und nur er das neue Schiff steuern kann..."

"Dann brauchen wir ihn", sagte Uranus mit einem Seufzen. "Hotaru fühlst du dich auch stark genug, ihn jetzt auch noch zu heilen?"

Hotarus Blick fiel auf Kermesite, die mit gequältem Lächeln dem glücklich vereinten Paar zusah.

"Auf jeden Fall werde ich mein bestes versuchen." Sie trat an Rubeus' Einheit heran. "Berthierite, könntest du bitte...?"

"Seid vorsichtig!", sagte Safir. "Rubeus war immer fanatisch treu dem Erleuchteten."

"Das wissen wir", sagte Uranus und sie zog ihr Schwert. "Aber wir sind die Sailorkrieger des Äußeren Sonnensystems. Wir sind keine so leichten Gegner wie die Inneren Senshi."

Auch Neptun und Pluto hielten ihre Waffen kampfbereit in den Händen, während Berthierite die Energiezufuhr ausschaltete und das Weckprogramm einleitete. Sie waren gerüstet....

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"Du armer Vogel, du!" Chibi Usa hob den bewusstlosen Falken auf und trug ihn zu den Mädchen.

"Ein Falke", sagte VesVes nachdenklich und strich über die braunen Federn. "Er ist ein bisschen groggy, aber ansonsten fehlt ihm nichts. Ich hätte in dieser Gegend niemals einen Falken erwartet, hm....."

Sie übergab den Vogel PallaPalla und rannte zu ihrem Waggon. Kurze Zeit später war sie mit einem großen Käfig zurück. "Den hier habe ich mal auf einem Flohmarkt erstanden" , erklärte sie den anderen und legte den Vogel vorsichtig hinein.

"Er wird wie will um sich schlagen wenn er zu sich kommt", warnte sie die anderen, "aber das ist nur ein gutes Zeichen."

"Willst du ihn behalten?", fragte CereCere verwundert.

"Vielleicht ... ein abgerichteter Falke wäre auch keine schlechte Attraktion, oder?"

"Ich bin dagegen", sagte Chibi Usa. "Ein wildes Tier darf man nicht einsperren. Wir werden ihn gesund pflegen und dann frei lassen."

"Aber...", protestierte VesVes.

"Kein Aber", Chibi Usa klang auf einmal ganz ähnlich anders. Die Art wie sie aufrecht dastand und das Feuer ihre rosa Haare zum Schimmern brachte. Der Ernst und die Entschlossenheit in ihrer Stimme und dazu der strenge Blick in ihren Augen...

VesVes schluckte und neigte den Kopf. "Wie Ihr wünscht, Prinzessin Silver Lady."

Die anderen drei sahen Chibi Usa und VesVes erstaunt an, sie waren es nicht gewohnt, dass ihre diktatorische Freundin sich irgend jemandem beugte, der dazu noch kleiner war ... aber auch sie spürten die Autorität einer zukünftigen Königin und schluckten ihre scherzhaften Bemerkungen hinunter.

Kurz darauf regte sich der Falke. Er öffnete die goldenen Augen und flatterte ein wenig mit den Flügeln bis er aufrecht auf dem Boden des Käfigs saß. Sein Schnabel öffnete und schloss sich, als atme er schwer oder als wollte er etwas sagen. Er schlug nicht wild um sich, vielmehr glitt sein klarer Blick von einem Gesicht zum Anderen, bis es an Chibi Usa hängen blieb, die versunken etwas im Hintergrund stand und mit ihrer Glocke spielte.

Der Falke schrie. Es war kein aggressiver Kampfschrei und auch kein verzweifelter Ruf nach Freiheit. Es war eine klare Aufforderung. Die fünf Mädchen versammelten sich um ihn herum.

"Seltsam ... so benimmt sich kein normaler Vogel", sagte VesVes verstört.

"Vielleicht ist er schon gezähmt und nur aus seinem alten Käfig entkommen", meinte JunJun.

"Dann kann ich ihn vielleicht doch behalten...", VesVes warf Chibi Usa einen vorsichtigen Blick zu. Das junge Mädchen strich sich eine rosa Locke aus der Stirn und sah dem Falken in seine dunkel-goldenen Augen. "Irgendwie kommt er mir vertraut vor", sagte sie und legte ihre Hand an das Gitter.

"Nicht hineingreifen!", riet CereCere, "Er pickt dich sonst, und Falken haben eine scharfen Schnabel."

Zu ihrem Erstaunen schrie der Falke erneut, diesmal klang es wie ein Protest. Zudem schüttelte er den Kopf.

"Glaubst du, er versteht, was wir sagen?", fragte PallaPalla verblüfft.

Der Kristall in ChibiUsa's Glocke begann zu leuchten. Wie als Antwort darauf leuchtete auch das Gefieder des Falken.

VesVes riss die Tür des Käfigs auf und der Falke hüpfte heraus. Abe er flog nicht davon sondern flatterte nur ein paar Schritte weit, um sich auf einen großen Stein zu setzen. Chibi Usa hielt den Griff der Glocke mit beiden Händen fest und schloss die Augen. Das goldene Halbmondsymbol erschien auf ihrer Stirn. Das Gefieder des Falken leuchtete heller. Wie auf einen lautlosen Ruf hin umringten sie die Prinzessin. Eine jede legte ihre Hand auf den Griff der Glocke und auf ihren Stirnen leuchteten je zwei ineinander geschlungene, aufrecht stehende Halbmonde in der jeweiligen Senshifarbe auf. Der Kristall in der Glocke nahm die Farben nach einander an, dann wurde er durchscheinend und funkelte wie ein Diamant. Gleichzeitig hüllte ein rosa Licht den gesamten Falken ein, seine Gestalt löste sich auf, streckte sich und als das Licht wieder schwächer wurde, saß ein junger Mann mit spitzen Ohren und hoch stehenden rosa Haaren auf dem Stein. Ende des sechsten Teils