Seitenwechsel

"Ach .... tung!" Der Ruf hallte durch den großen Saal des Kristallpalastes und die Wachen in ihren frisch gebügelten Uniformen standen stramm. Der Gleiter mit Neo Königin Serenity hielt vor den Toren des Palastes genau über dem dunkelblauen Teppichläufer, der in den Saal führte und senkte sich dann herab, bis die Unterseite auf dem weißen Marmor zu liegen kam. Leise summend glitt die Türe zur Seite und Neo Königin Serenity entstieg dem Gleiter. Mit einer Eleganz, von der sie als Usagi niemals zu träumen gewagt hätte, schritt sie über den Teppich in den großen Saal wo sich alle ihr zu Ehren versammelt hatten. Der König saß auf dem linken der beiden Kristallthrone und Luna hockte auf der Lehne des rechten Thrones (die war extra breit und hatte sogar eine ausgepolsterte Vertiefung), während die Senshi sich vor den Thronen versammelt hatten. Artemis saß am Boden neben der immer noch völlig niedergeschlagenen Diana, die sich geweigert hatte, ihren Stammplatz auf der Lehne des dritten, etwas kleineren Thrones einzunehmen. Es fehlte auch nicht an Reporterteams mit Kameras und Fotoapparaten, immerhin war es die offizielle Heimkehr und Serenity hatte versprochen, eine kurze Rede zu halten.

Die anderen Höflinge, Regierungsbeamten und Diener verbeugten sich tief oder knicksten, als Serenity an ihnen vorbei schritt. Die Königin brannte darauf, Neuigkeiten zu erfahren, aber sie bekämpfte ihre Neugier und nickte den besorgten Menschen freundlich zu. Für einige hatte sie auch ein warmes Lächeln und einige nette Worte. Endlich erreichte sie den Thron. Endymion hatte sich erhoben und kam ihr entgegen. Er sah ihr an, dass sie sich am liebsten in seine Arme geworfen hätte und unter all der Sorge um Chibi Usa und die Mission auf Nemesis leuchtete auch die Liebe zu ihm und ihre Freude, ihn wieder zu sehen aus ihren großen, tiefblauen Augen. Es fiel ihm schwer, sich auf die Etikette zu besinnen, aber die Fernsehkameras waren auf sie gerichtet und überall auf der Welt verfolgten die Menschen mit Spannung die Heimkehr der Königin. So reichte er ihr nur die Hand, um sie zum Thron zu führen. Ihre schlanken Finger zitterten ein wenig, aber ihr Blick war fest. Sie streichelte Luna kurz über den Kopf, nickte den Senshi zu und hielt dann eine kurze Ansprache über den Erfolg ihrer Rundreise, bedankte sich herzlich bei ihren Untertanen für die zahlreichen Geschenke und Glückwünsche zu ihrem Geburtstag, ehe sie endlich das Verschwinden ihrer Tochter zur Sprache brachte:

"Wie sie alle wohl schon erfahren haben", sagte sie ruhig, "ist dies nicht nur mein, sondern auch der Geburtstag meiner geliebten Tochter und Thronfolgerin, Kleine Lady Serenity, gewesen. Leider konnte sie ihn nicht mit mir feiern, sondern brach unerwarteterweise zu einer Bildungsreise in die Vergangenheit auf. Dort versucht sie derzeit, einen sehr guten Freund zu finden, von dem wir schon lange nichts mehr gehört haben. Wer das ist, das werden wir bekanntgeben, sobald Kleine Lady wieder wohlbehalten zurückgekommen ist. Da ich und der König vollstes Vertrauen in die Kräfte und die Umsicht unserer Tochter haben, besteht kein Grund zur Sorge. Mehr Kopfzerbrechen bereitet mir ein Anliegen der Delegation aus Osteuropa, mit der ich vor meiner Heimreise zusammengetroffen bin ..." Die Rede drehte sich noch um die Probleme in diesem Teil der Welt, ehe die Königin die Rede mit einer Wiederholung ihres Dankes an die Untertanen beendete und die Reporter etwas enttäuscht wieder abzogen. Sie hatten sich eine aufgelöste Königin oder sonst eine Sensation erwartet. Als die Reporter alle den Palast verlassen hatten, zog sich die Königin in Begleitung ihrer engsten Freunde und des Königs in die Bibliothek zurück. Kaum waren beide Türen fest verschlossen, fiel die Maske der Ruhe und der Gelassenheit von Serenity ab und sie warf sich Endymion in die Arme. Er drückte ihren bebenden Körper fest an sich. Einige Sekunden verstrichen, dann löste sich Serenity aus seinen Armen, hob den Kopf und er küsste sie zärtlich. Erst danach wandte sie sich an ihre Freunde, die geduldig gewartet hatten. Ihr Blick fiel als erstes auf Sailorvenus. "Gibt es Neues von Nemesis?"

Venus räusperte sich: "Sie wollen die Särge öffnen, Majestät."

Serenity blickte von Venus zu Luna. "Ist das klug?"

Luna zuckte die Achseln. "Das wird sich herausstellen. Aber ohne die Hilfe der beiden können Pluto und die anderen das Schiff nicht benützen."

Ein Schatten glitt über Serenitys Gesicht. "Ich will nicht, dass irgend jemand in Gefahr gerät, auch nicht wegen der Prinzessin."

"Aber Usagi", Luna benütze diesen Namen nicht mehr sehr oft, "sie tun es nicht wegen dir oder dem Reich, sie tun es weil auch sie Chibi Usa lieben."

Endymion legte seine Hand beruhigend auf ihre Schulter. "Sie sind die besten. Ihre Kräfte werden auch mit einem feindlichen Rubeus fertig, glaube mir."

"Und vergiss nicht", fügte Artemis hinzu, "die vier Schwestern der Liebe sind ebenfalls dort, das macht acht gegen zwei."

"Außerdem, du kannst die vier nicht von etwas abhalten, das sie sich in den Kopf gesetzt haben", sagte Jupiter mit einer Grimasse.

Merkur blickte auf ihre Uhr. "Wenn man die Zeitverschiebung aufgrund der Entfernung berücksichtigt, dann ist der erste Sarg bereits offen und der zweite gleich an der Reihe."

Serenity drehte sich zu Endymion. "Wo ist mein Silberkristall?"

Alle starrten sie entsetzt an. "Keine Dummheiten Usagi!", entfuhr es Rei.

Die Königin trat einen Schritt zur Seite. Ihre blauen Augen funkelten. "Chibi Usa ist mein Kind, Kristall Tokio ist mein Zuhause, die Erde ist mein Heimatplanet und da draußen sind meine Freunde vielleicht in großer Gefahr. Ich werde jetzt kein Nickerchen machen oder Däumchen drehen und erst recht werde ich keine verdammten Papiere durchlesen oder einen Empfang geben." Ihre schlanke Gestalt schien zu wachsen und das goldene Mondsymbol auf ihrer Stirn erstrahlte. "Ich weiß dass ihr mich beschützen wollt, aber ich bin kein hilfloses Baby." Sie streckte ihre Hand aus und drehte die Handfläche nach oben. Das Mondsymbol leuchtete noch heller und auf einmal lag die glitzernde Kugel des Silberkristalls darauf. Langsam, mit einem warnenden Blick an alle, Endymion eingeschlossen, schloss sie die Hand zu einer Faust.

Endymion räusperte sich. "Bitte, Serenity ... Usagi...."

Sie lächelte leicht. "Ich weiß wie besorgt ihr alle seid, keine Angst, ich bin immer vorsichtig."

"Ja, und Kühe haben Flügel", murmelte Luna kopfschüttelnd. "Wie weit müssten sie jetzt sein, Merkur?"

Dankbar für die Ablenkung, klappte Merkur ihren kleinen Computer auf. "Der zweite Sarg ist offen."

"Dann können wir nur abwarten", sagte Venus und die anderen nickten.

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Mit einem leisen Zischen hob sich der Deckel. Rubeus sah wirklich schlimm aus. Kermesite stand neben dem Behälter und unterdrückte die Tränen, die in ihr hochstiegen. Wie Petzite zuvor, so legte sie ihre Hände auf Hotarus, welche bereits auf Rubeus Brust ruhten. Das Mädchen schenkte ihr ihr ein etwas müdes, aber dennoch zuversichtliches Lächeln und schloss die Augen. Der Herzschlag des Verwundeten flatterte bereits und Hotaru erkannte sofort, dass die hier viel schwieriger werden würde, als die Heilung Safirs. Rubeus Körper war bis obenhin angefüllt mit schwarzer Macht und da er nicht dagegen angekämpft hatte, musste Hotaru sie selbst mühsam Schritt für Schritt aus ihm hinaus drängen. Für jene, die gespannt zusahen, hatte es den Anschein, als ginge ein grässlicher, ekelhafter Wind von durch den Raum, strich vom Sarg weg durch das Labor und ließ allen die Nackenhaare zu Berge stehen, ehe er sich auflöste.

Endlich war Rubeus von der schwarzen Macht befreit, was natürlich nicht hieß, dass er sie nicht wieder zurückrufen konnte, falls er immer noch zur falschen Seite halten wollte...

Hotaru machte sich nun daran, seine inneren Verletzungen zu heilen und bemerkte entsetzt, dass sie ihre eigenen Kräfte überschätzt hatte. Dankbar griff sie nach Kermesites Energie und langsam stabilisierte sich sein Kreislauf. Seine Atmung wurde regelmäßiger und sein Geist begann sich zu regen ... Rubeus wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Er wusste nur, dass anscheinend die Zeit gekommen war, dass sein Prinz ihn wieder brauchte und ihn deshalb aufweckte. Also war Esmeraude auch nicht erfolgreicher gewesen als er ... Dennoch war es seltsam, es war, als stünde er neben seinem Körper, als hätte ihn etwas daraus befreit. War er tot? Nein, irgendwie fühlte er, dass sein Herz schlug und seine Lungen arbeiteten. Er befand sich im Labor, ein körperlos über dem Sarg hängendes Selbst, der Rest war in eine Art Nebel getaucht und klärte sich nur langsam. Was war das? Hotaru hatte sich bereits daran gemacht, die Brandwunden zu heilen, da setzte Rubeus Herzschlag aus. Verstört tastete Hotaru gedanklich nach der Ursache und stieß auf einen letzten Rest schwarzer Macht, den sie zuvor übersehen haben musste. Diese Macht versuchte nun, ihre Heilung unwirksam zu machen und sie hatte fast keine Kraft mehr. Er starb. Das konnte Rubeus deutlich fühlen. Sein Leben schwand dahin. Zu dumm, er hätte so gerne noch den Fall Kristalltokios miterlebt... Der Nebel lichtete sich weiter und nun sah er den Sarg tatsächlich, er sah auch die beiden Gestalten, die da rechts und links standen. Ein Mädchen, das er noch nie zuvor gesehen hatte und Kermesite. Was wollte die Verräterin hier auf Nemesis? Wer war das fremde Mädchen? Er schwebte tiefer herab und konnte hören, wie sie gedankliche Botschaften austauschten. "Wir verlieren ihn!", sandte Hotaru Kermesite zu. Ihre Energie war miteinander verwoben und so konnten sie auf diesem Weg miteinander kommunizieren.

"Nein!!!", Kermesites Gedankenruf war voller Verzweiflung. "Bitte rette ihn, Hotaru!" Jetzt konnte Rubeus sich einen Reim auf die leuchtenden Hände auf seiner Brust machen. Sie versuchten, ihn zu heilen und da sie positive Kräfte benutzten, kämpfte die negative Macht in seinem Körper dagegen an. Das Mädchen war anscheinend am Ende, Rubeus erkannte dass der Sarg neben dem seinen offen war und Prinz Safir aufrecht darin saß. Safir, den er fast einen Freund nennen konnte, der mit ihm gearbeitet und ihm in den Sarg geholfen hatte. Petzite, die älteste der Verräterinnen stand neben ihm und hatte einen Arm um ihn gelegt. Warum ließ der Prinz sich das gefallen? Wusste er nichts von dem Verrat der vier Schwestern? Rubeus war verwirrt. Es wurde noch heller um ihn und er sah Berthierite und Kalaverite, die gespannt seine Heilung oder sein Sterben verfolgten. Und da waren auch noch drei Sailorkriegerinnen, die schlimmsten Gegner des Schwarzen Mondes. Zwar kannte er ihre Namen nicht, aber anscheinend war etwas entsetzlich schief gelaufen... Der Feind auf Nemesis und keine Spur von Esmeraude, dem Erleuchteten oder Prinz Demando. Safir schien sich nicht wegen der Kriegerinnen aufzuregen, also war auch er übergelaufen. Das schmerzte. Rubeus wollte nicht glauben, dass ausgerechnet der seinem Bruder so treu ergebene Safir die Seite gewechselt hatte. Wie konnte das sein...? "Ich habe nicht mehr genug Kraft", Hotaru war verzweifelt und ratlos.

"Nimm mehr von mir!", sandte Kermesite zurück.

"Das kann ich nicht! Es würde soviel brauchen, dass dir nicht genug Energie zum Atmen bleibt!" Das war es wohl gewesen. Rubeus fragte sich, warum Kermesite und das fremde Mädchen überhaupt um sein Leben rangen. Er war doch ihr Feind? Warum sollten sie jemandem helfen wollen, der auf der anderen Seite stand? Kermesite ... sie hatte ihm das Parfüm gekauft, sie hatte immer versucht, ihm nahe zu sein .... aber er hatte solche Schwäche nicht erwidert, hatte sie zurückgestoßen, ihr eine Bombe zum Geschenk gemacht, auf dass sie zusammen mit den Sailorkriegern sterben sollte, ein unnützes Werkzeug hatte er sie genannt, voller Verachtung .... Als Verräterin hatte er sie bezeichnet, sie als Köder missbraucht und als Mittel auch noch ihre Schwestern loszuwerden ... Warum wollte sie ihn retten, ihm von ihrer Energie geben? "Das ist mir egal, ich liebe ihn! Ich will ihn nicht noch einmal verlieren."

"Aber, ... er hat deine Gefühle doch nicht erwidert, er hat dir doch soviel Leid angetan ...." Das selbe dachte sich Rubeus auch. Zugleich wunderte er sich über sich selbst. Das Liebesgeständnis Kermesites brach eine Türe auf, eine Türe in seinem Ich, die er sorgfältig verschlossen und mit starken Barrikaden gesichert hatte. Er sah auf sie herab und bemerkte zum ersten Mal, dass sie älter war, als er sie in Erinnerung hatte. Noch immer war ihr Gesicht glatt und ihr Haar glänzend schwarz, aber sie strahlte eine Reife aus, die auf Erfahrung gründete und das verwirrte ihn noch mehr. Obwohl sie keinerlei Macht mehr besaß, wirkte sie weder schwach noch hilflos. Ihre Entschlossenheit, das erkannte er mit Staunen, gründete sich in ihrer tiefen Liebe zu ihm... eine Liebe die er verachtet und mit Füßen getreten hatte.... Hotaru kämpfte gegen ihre Erschöpfung, da geschah etwas, womit sie nie gerechnet hätte. Kermesite übernahm die Initiative. Die dunkelhaarige Frau sammelte all ihre Energie, all ihre Liebe und Stärke. Sie packte Hotarus Hände und zwangs all ihre Energie in Hotarus heilende Aura hinein. Hotarus Hände leuchteten hell und immer heller, und ehe sie darauf reagieren konnte, hatte Kermesites Liebe den letzten Rest der schwarzen Macht zerstört und Rubeus nahm die positiven Kräfte gierig in sich auf. Seine Körperfunktionen stabilisierten sich, die Brandwunden heilten und als es Hotaru endlich gelang, ihre Hände Kermesite zu entwinden, war es zu spät. Rubeus über dem Bett spürte, was geschah. Er spürte, dass Kermesite ihren letzten Lebensfunken zu dem seinen machte und dann wurde er wie von einer unsichtbaren Macht in seinen Körper gezogen.... Dunkelheit, ruhige Herzschläge, Weinen, das an sein Ohr drang .... Erinnerung an das, was er als Geist gesehen hatte... Rubeus öffnete die Augen. Das Licht der Labors kam ihm schwächer vor, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Dabei müsste die Energieversorgung für Jahrhunderte hinaus gesichert sein .... Um ihn herum ein Durcheinander aus Schluchzern und besorgten Rufen.

"Hotaru, Hotaru! Geht es dir gut?"

"Kermesite, mach bitte die Augen auf!"

"So sag doch was, Kermesite, bitte!"

"Du darfst nicht sterben, tu uns das nicht an, Schwester!"

Neugierig und noch etwas verwirrt, setzte sich Rubeus langsam auf. Er fühlte sich sonderbar leicht, das Gewicht der Schwarzen Macht, das er sonst immer mit sich herum getragen hatte, war verschwunden. Verstört fasste er sich an ein Ohr. Kein Ohrring. Auch am anderen nicht. Dumpf erinnerte er sich an die Explosion seines Raumschiffes. Kurz zuvor waren die Ohrringe zerborsten, sodass er die Kontrolle darüber verloren hatte. Esmeraude, die kaltherzige Hexe, die sein Flehen ignoriert und ihn als jämmerlichen Versager gestempelt hatte ... sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch die Kraft aufbringen würde, sich an ihr Energiemuster zu hängen, um so in die Zukunft zu gelangen. Und ohne Safir ...

Der Prinz sass nicht mehr auf dem zweiten Sarg. Zusammen mit Petzite, Berthierite und Kalaverite kauerte er am Boden. In ihrer Mitte lag ... der leblose Körper Kermesites.

"Kermesite!" Rubeus rutsche von seinem Ruhelager und machte einen wackeligen Schritt auf die Gruppe zu. Seine Knie gaben nach.

"Vorsichtig!" Die sandhaarige Sailorkriegerin war wie der Blitz an seiner Seite und stütze ihn. "Du bist noch zu schwach für größere Anstrengungen."

"Aber Kermesite!" Er erinnerte sich an das Gedankengespräch, die Kraft ihrer Liebe und zu seinem eigenen Erstaunen, entsetzte ihn der Anblick ihres blassen Gesichtes. Es schien als ob sie nicht mehr atmete. Das durfte nicht sein.... er hatte ihr doch noch so viel zu sagen.

"Ich ... ich wollte sie abhalten, aber ich war nicht stark genug."

Rubeus wandte den Kopf und sah das dunkelhaarige Mädchen, das in den Armen der grünhaarigen Sailorkriegerin lag. Ihre großen, violetten Augen waren voll Kummer und Selbstvorwürfen.

"Du hättest sie nicht stoppen können", sagte Rubeus und seine Stimme klang rauh, "Kermesite hatte schon immer einen schrecklichen Dickkopf." In seiner Brust krampfte sich etwas zusammen. "Ist sie ... ist sie ...?"

Das Gesicht der Sailorkriegerin an seiner Seite wurde sehr ernst und ihre Augen glänzten feucht. "Sie hat dir alles an Kraft gegeben, was sie besaß. Danach blieb ihr nicht genug, um sich selbst am Leben zu halten."

"Nein!!!" Mit einem Ruck riss er sich von der Sailorkriegerin los und taumelte zu Kermesite hinüber. Ihre weinenden Schwestern rückten zur Seite und Berthierite ließ es zu, das er neben ihr auf die Knie sank und den regungslosen Körper Kermesites an seine Brust drückte.

"Nein", flüsterte er und eine einsame Träne lief über seine Wange. "Warum nur? Warum gerade meinetwegen? Ich bin das nicht wert ..."

"In ihren Augen schon", sagte eine Stimme hinter ihm. Safir war hinter ihn getreten und legte ihm die Hand tröstend auf die Schulter. "Sie hat dich geliebt, auch wenn du die Gefühle nicht erwiderst."

"Das ist nicht war", flüsterte Rubeus heiser. Er stockte und gab sich einen Ruck. "Ich wusste bisher nichts von Liebe, doch ich könnte es lernen... aber nicht ohne sie..." Er vergrub sein Gesicht in ihren schwarzen Locken.

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In Kristalltokio warteten alle auf den Bericht Neptuns.

"Irgendwas ist schiefgelaufen", sagte Königin Serenity mit blassem Gesicht. "Wir haben jemanden verloren."

"Woher weit du das?", fragte Mars.

"Ich spüre es in meinem Herzen. Den tiefen Kummer, die Trauer die Verzweiflung ... ich muss helfen..."

Ehe der König oder jemand anderer darauf reagieren konnte, leuchtete das Mondsymbol auf der Stirn der Königin erneut auf. Der Silberkristall reagierte. Als die Königin die Hand öffnete, schwebte er empor und hüllte Serenity in purpurne Funken. Einen Augenblick später war sie verschwunden ...

"Verdammt!" Der König und die Sailorkrieger starrten entsetzt auf den Fleck, and dem Serenity bis eben noch gestanden hatte.

"Kühe haben eben keine Flügel", murmelte Luna und schüttelte seufzend den Kopf.

"Wir müssen ihr nach", drängte Mars.

"Ach ja und wie?", fragte Jupiter. "Ohne Sailormoon können wir unsere Kräfte nicht vereinigen, um damit zu teleportieren."

"Sieht so aus, als müssten wir abwarten.", sagte Artemis. "Wir können nur hoffen, dass Pluto es nicht zulässt, dass die Königin eine Dummheit macht."

Der Schrecken ließ etwas nach. Vor allem der König wurde wieder etwas ruhiger. "Auf Pluto hat sie noch immer gehört."

Die anderen nickten. Sie sahen wieder zum Bildschirm hoch und warteten.

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Schweigend hatten sich nun auch die Sailorkrieger um die tote Kermesite versammelt. Sie hatten Rubeus ihre Namen genannt, und keinerlei Feinseligkeiten gezeigt. Rubeus war durcheinander, unsicher und halb taub vor Schmerz. Sein Herz weigerte sich zu glauben, dass Kermesite nicht mehr zurückgeholt werden konnte.

"Könnt ihr gar nichts tun?", fragte er die Sailorkrieger

"Jenseits der Dunkelheit", sagte die noch immer geschwächte Saturn (Hotaru hatte sich wieder verwandelt), die sich auf Pluto stützte, "kann niemand von uns sie erreichen."

Genau in diesem Augenblick erschien ein Vorhang aus purpurnen Funken nur wenige Schritte vor ihnen. Helles Licht strahlte auf und sie schlossen geblendet die Augen. Als sie wieder etwas sehen konnten, stand Königin Serenity vor ihnen. Zwischen ihren nach oben gestreckten Armen funkelte der Silberkristall.

Rubeus starrte sie entsetzt an. War sie gekommen, um ihn zu strafen? Er wollte nicht mehr kämpfen, er fühlte sich so müde und leer.

Doch zu seinem Erstaunen blickte sie ihn voll warmen Mitgefühls an. Als ihr Blick zu Kermesite wanderte, sah Rubeus wie silberne Tränen über ihr schönes Gesicht liefen. Dann veränderte sich ihr Ausdruck und das Leid machte einer neuen Entschlossenheit Platz.

"Majestät", sagte Neptun, "warum ... wie...?"

"Bring sie zu mir!" Ihr Ton ließ keinen Widerstand zu. Neptun nickte und hob Kermesite aus Rubeus Armen. Er gab sie nicht gern her und verfolgte verwirrt, wie Neptun Kermesite zur Königin trug. Serenity senkte die Arme, sodass der Silberkristall genau über Kermesites Stirn schwebte. Das helle Leuchten des Kristalls begann in verschiedenen Farbtönen zu pulsieren und die Königin schloss die Augen.

Selbst Rubeus konnte den Kampf spüren, der nun seinen Anfang nahm. Die Kraft der Königin zwang eine Lücke in die Barriere zwischen Leben und Tod und das Licht des Silberkristalls rief nach Kermesites Seele, während es ihren Körper erneuerte und ihr Herz wieder zu schlagen begann. Doch so leicht gab sich der Tod nicht geschlagen. Er drängte das Licht des Kristalls hinaus aus der Dunkelheit und die Mauer begann sich wieder zu schließen. Verbissen sträubte sich die Königin dagegen, öffnete die Lücke wieder weiter und gab dem Licht des Silberkristalls neuen Raum. Endlich ... es schien ewig zu dauern antwortete ein heller Funken und folgte dem Regenbogenlicht. Die Königin taumelte, aber sie ließ nicht locker. Auch die erschrockenen Rufe der Sailorkrieger konnten sie nicht aufhalten. Die Lücke in der Mauer schrumpfe dahin, aber Serenity hielt so lange stand bis der Funken hindurch geglitten war. Der Silberkristall leuchtete wieder normal und die Königin fing ihn mit einer Hand auf. Dann zog sie sich von Kermesite zurück und brach zusammen....

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"Falkenauge!" Chibi Usa konnte es nicht fassen. "Was tust du hier?"

Der junge Mann mit den rosa Haaren sah ziemlich mitgenommen aus. Er starrte seine Hände an, als könnte er es nicht fassen, wieder ein Mensch zu sein.

Dann fiel ein Blick auf die Glocke mit dem Herzgriff. Er sah das pinke Haar und den goldenen Halbmond auf ihrer Stirn. "Chibimoon! Du bist es doch, oder?"

"Das bin ich früher gewesen... ", sagte Chibi Usa. "Inzwischen bin ich erwachsen geworden. Was ist mit dir? Ich denke, Pegasus hat euch mit in die Traumwelt genommen."

"Von dort komme ich her", sagte Falkenauge und sein Blick verdüsterte sich. "Es ist alles verloren."

"Mann, sprich Klartext", forderte VesVes und funkelte ihn an. "Wo ist Pegasus und wo sind deine beiden Freunde?"

Falkenauge mustere das rothaarige Mädchen. "Bist du nicht eine vom Quartett? Zirkonia hat uns immer wieder vorgehalten, wie gut ihr seid ... ihr habt wohl auch die Seite gewechselt."

VesVes grinste. "So kann man es nennen. Wir sind nun ebenfalls Sailorkrieger. Wenn es also eine Bedrohung im Traumreich gibt, dann machen wir sie nieder."

Die anderen drei Asteroidsenshi nickten.

"Also raus mit der Sprache... was ist im Traumreich passiert?"

"Das ist eine lange Geschichte...." Falkenauge fuhr sich durch die rosa Haare. "Wir haben nicht alles mitbekommen in unserem Wald ... ich glaube es begann damit, dass Helios immer seltener zu Besuch kam. Früher haben wir uns oft über die Erde und über unsere Erlebnisse dort unterhalten und uns gegenseitig unsere Träume erzählt, aber damals wurde das alles anders. Er blieb nicht lange, er sprach weniger und er war irgendwie hektisch, als ob er es nicht erwarten könnte wieder zu gehen. Wir fragten ihn, ob ihn etwas bedrückte, aber er hat nur gelacht und gesagt, dass es ihm besser gehe als je zuvor. Er hätte einen neuen Freund und dank ihm könnte er endlich die Schönheit der Träume voll auskosten ... Wir konnten uns auch keinen Reim darauf machen, denn über seinen neuen Freund wollte er nichts Näheres sagen... Dann kam er plötzlich gar nicht mehr und rings um den Kristallwald wurde es dunkler und dunkler. Langsam begannen die Felsen, die Bäume, die Blumen, die Tiere, einfach alles seine Farben zu verlieren."

Er holte Luft und die fünf Mädchen blickten sich an. Das mit den Farben kaum ihnen bekannt vor ... "Dann sind Feinde in das Traumreich eingedrungen?", fragte Chibi Usa mit bangem Herzen.

"So scheint es. Wir wollten uns auf die Suche nach Helios machen, als es im Tempel des Goldenen Kristalls plötzlich eine Energieentladung gab, die das ganze Traumreich erschütterte. Mit einem Schlag wurde alles was zuvor nur blass gewesen war, schwarz und tot. Nur wir drei wurden verschont, vielleicht weil wir nicht so richtig ein Teil des Traumreichs sind, sondern nur Helios Gäste. Und dann erschien ER .... "

"Wer ist ER?", fragte PallaPalla neugierig.

"Wir kennen seinen Namen nicht und die einzigen, die ihm nahe genug gekommen sind, um ihn genau zu beschreiben sind nicht mehr ... ER besitzt eine furchtbare Macht, seine Netze können allem was lebt die Farben entziehen und offenbar gibt es schreckliche Diener, die ihm gehorchen und dieselbe Fähigkeit besitzen. ER reitet auf einem Drachen, einem schwarzen Ungeheuer, das sich selbst ebenfalls an den Farben labt, die es stiehlt. Die beiden trinken die Farben des Lebens in sich hinein, als wäre es ein Rausch, den sie wieder und wieder erleben müssten .... . Da wir vermuten, dass ER Helios gefangen oder getötet hat, haben wir dafür gesorgt, dass für Helios zumindest in dieser Welt ein kleines Denkmal gesetzt wird, ein Grabstein ..."

"Der Grabstein, den ich gesehen habe!", entfuhr es Chibi Usa. "Es besteht also noch Hoffnung, dass Helios noch lebt?"

"Sehr wenig. Er würde niemals zulassen, dass jemand das Traumreich zerstört. Wenn er noch leben sollte, ist er entweder völlig hilflos und gefangen oder verletzt oder zu krank um sich zu wehren... Fischauge und Tigerauge haben sich geopfert, damit ich im Auftrag des Goldenen Kristalls Hilfe hole. Und ich habe sie gefunden ... euch!"

Chibi Usa sah die vier Mädchen an. "Wenn mich Falkenauge ins Traumreich bringen kann, werde ich ihm folgen. Ihr müsst nicht mit mir kommen ... ich schaffe das auch allein."

"Also hör mal", JunJun funkelte sie entrüstet an. "Wir sind deine Leibwache und wir sind deine Freundinnen. Selbstverständlich werden wir mit dir gehen."

Die anderen stimmten JunJun entschieden zu und Chibi Usa lächelte mit Tränen in den Augen.

"Vielen Dank, ihr alle. Endlich werde ich erfahren, was mit Helios passiert ist..."

"Dann seid ihr also bereit?"

Alle fünf nickten. Ende des achten Teils