Verloren

"Es ist kaum auszuhalten", grummelte Uranus. Sie war gerade damit beschäftigt, die Stabilisatoren des Raumschiffes Safirs Anweisungen gemäß auszurichten. "Die starren sich schon wieder an! So werden wir nie fertig!"

Vor der Antriebskonsole standen Safir und Petzite, ihre Hände ineinander verschlungen, selig lächelnd in ihr privates Glück vertieft während unbeachtet Zahlenkolonnen über den Display huschten. Uranus tippte den nächsten Wert ein und warf einen Blick zu Rubeus und Kermesite, die sich eigentlich um die Justierung Zeitankers kümmern sollten, in diesem Moment jedoch stumm nebeneinander knieten, die Augen in dem Blick des jeweils anderen verloren, die Gesichter gerötet und strahlend voller Glück. "Was regst du dich auf, Haruka", sagte Michiru, die neben ihr stand, mit einem verschmitzten Lächeln. "Erinnerst du dich denn nicht mehr an unsere erste Zeit." Ihre Hand stahl sich in Harukas und ihre Daumen streichelten zärtlich über deren Knöchel. Haruka wurde rot, wieder einmal und sah sich hastig um, ob jemand Michirus Bemerkung gehört hatte. Aber außer den drei Paaren war niemand zur Zeit in der Kommandozentrale. Michiru beugte sich zu ihr und gab ihr einen sanften Kuss, der mehr versprach, doch plötzlich piepste der Kommunikator an Uranus' Handgelenk. Mit einem leisen Seufzer des Bedauerns zog ihre Hand aus Neptuns zärtlichen Griff und aktivierte den Kommunikator. Das Geräusch hatte auch die beiden anderen Paare aufgeschreckt und mit leicht verlegenen Gesichtern kümmerten sich die vier wieder um ihre Aufgaben. "Ja, meine Königin?", fragte Uranus, kaum dass Serenitys Bild aufgetaucht war.

"Wie weit seit ihr mit dem Anker? Pluto und ich sind hier fertig. Der Zeitschlüssel ist genauso angebracht, wie Safir es wollte." Rubeus hatte mitgehört und schloss die Abdeckung über den Justierungsschaltkreisen. "Wir sind hier auch fertig." Safir nickte und studierte die Zahlen auf dem Display. "Wir können einen kurzen Schub riskieren." Er wandte sich an Uranus. "Teil der Königin mit, dass wir etwa für zehn Sekunden Energie haben werden. Pluto muss den Zeitstab genau im Auge behalten und ihre Majestät sollte die Werte an der Skala links neben dem sechseckigen Schirm überprüfen. Wenn einer davon über dreihundert ansteigt, muss sofort der weiße Notschalter rechts vom Schirm gedrückt werden." "Das hab ich gehört", sagte Serenity über den Kommunikator. "Wir tun unser Bestes. Habt ihr die Nachricht von Saturn erhalten?" "Haben wir", bestätigte Uranus. "ich bin froh, dass sie und Berthierite den Code geknackt haben. Wenn sich Kalaverite nicht mehr an das Lieblingsessen von Esmeraude erinnert hätte, wären sie noch viel länger damit beschäftigt gewesen. Jetzt, da die Energiesignatur des schwarzen Kristalls von allen Speicherbänken gelöscht worden ist, sollten wir ohne Probleme die Werte der Talismane als Energiequellen einspeisen können." "Das hoffen wir", Serenity strich sich eine schmutzige Strähne aus der Stirn. Ihre Krone hatte sie längst irgendwo abgelegt und in ihrem weißen Kleid klaffte ein armlanger Riss vom Knie abwärts. "Wie Endymion und Merkur errechnet haben, müssten wir in der Lage sein, in etwa den Tag anzupeilen wo Helios angeblich sterben soll, plus - minus ein paar Tage. Mit etwas Glück sind wir schon übermorgen dort. Fragt doch Safir ob wir nicht doch auch den Silberkristall als Energiequelle nützen sollten."

Safir schüttelte nur den Kopf. "Wir brauchen eine Reserve", sagte er laut genug, damit Serenity ihn hören konnte. "Falls die Kraft der Talismane nach dem Sprung in die Vergangenheit erschöpft ist, werden wir ihn ohnehin als letzes Mittel einsetzen müssen um wieder in die Zukunft zurück zu kehren." "Akzeptiert", sagte Serenity. "Wann starten wir den Versuch?" "Am besten sofort." Safir korrigierte noch ein paar Einstellungen. "Achtung, sind alle bereit?"

"Wir sind es", meldete Serenity nach kurzem Blickwechsel mit Pluto. "Dann los", er drückte auf die rote Schaltfläche direkt vor ihm. Ein Ruck ging durch das Schiff, uralte Schalkreise erwachten zu neuem Leben. Die beiden Talismane in den extra angefertigten Halterungen leuchteten auf, die Energiewerte stiegen und als Rubeus auf Safirs Wink hin den Zeitanker aktivierte, strömte diese Energie unaufhaltsam in die Zeitkammer, wo Pluto den Schlüssel anstelle des früheren großen, schwarzen Kristalls befestigt hatte. Das Granatauge fing die Energie auf und begann zu pulsieren. Serenity achtete genau auf die Werte, aber sie blieben alle unter dem rot markierten Grenzbereich von dreihundert. Die zehn Sekunden waren im Nu vorüber und Safir unterbrach die Energiezufuhr wieder. Die Talismane verloren ihre Glühen und im Schiff wurde es wieder ruhig. "Nicht übel für das erste Mal", sagte Safir nach einer flüchtigen Berechnung. "Wir müssen nur den Energieverlust bei der Übertragung vom Zeitschlüssel und auf den Temporalkonverter verringern, und wenn es uns noch gelingt, die Sense von Saturn einzubinden, wären wir bald soweit."

"Wie lange noch?", fragte Saturn von der Türe her. Sie, Kalaverite und Berthierite hatten die Quartiere vorbereitet und einige unverwüstliche Notrationen aufgetrieben. Zwar hatte bisher noch jeder verneint, Hunger zu haben, aber die knurrenden Mägen würden sie schon bald zwingen, die zähen, braunen Riegel zu kauen. Sauberes Wasser war zum Glück im Überfluss vorhanden. Neptun hatte darauf bestanden, jedes Stück Proviant und jeden Kanister mit Wasser auf Reste von Schwarzer Energie zu prüfen. Bis jetzt hatte der Spiegel jedoch noch nichts Verdächtiges aufgespürt. Da niemand mehr Notproviant als nötig essen wollte, hatten sie noch immer jede Menge Lagerraum frei.

"Etwa zwei Tage", meinte Rubeus, "oder, Safir?" "Zwei Tage", bestätigte Safir. "Könnt ihr versuchen, ob wir die Sense vielleicht mit den Talismanen paralell schalten können?" "Wir werden sehen, was sich machen lässt", nickte Saturn und machte wieder kehrt, um Kalaverite und Berthierite den Auftrag zu überbringen. Auch die anderen machten sich wieder an die Arbeit. ------------------- "Schneller, schneller", keuchte Juno und trieb ihre Freundinnen zu größter Eile an. Nicht weit hinter ihnen brauste der Drache mit seinem unheimlichen Reiter heran, der in wilder Vorfreude sein Netz schwang. Weit, unheimlich weit entfernt tauchten die leuchtend weißen Umrisse des Tempels auf. Das rosa Irrlicht schoss vor ihnen her wie ein kleiner Komet, aber trotz allen Trainings erlahmten Silvermoons Kräfte langsam. Auch Sailor Pallas war nicht in Bestform. "Wenn ich einen Ball hätte", jammerte sie zwischen zwei Schnaufern, "dann wäre ich längst dort". Sailor Ceres warf einen Blick zurück. Der Drache hatte schon gewaltig aufgeholt. Sie würden es unmöglich bis zum Tempel schaffen.... jedenfalls nicht alle. Das Netz jagte ihr fürchterliche Angst ein, aber dennoch blieb sie urplötzlich stehen. Die anderen hielten ebenfalls inne und Sailor Juno packte sie am Arm, um sie weiter zu ziehen. "Nein", sagte Ceres entschlossen. "Geht ohne mich, ich versuche, die beiden aufzuhalten."

"Niemals", erwiderte Silvermoon verzweifelt, "ich will nicht noch eine Freundin verlieren."

Ceres sah Juno und Pallas an. "Worauf wartet ihr? Ihr kennt unsere Pflicht. Lauft schon!"

Pallas und Juno nickten benommen, in ihren Herzen war es kalt vor Schmerz und Trauer. Ihre Augen waren noch rot von all den Tränen um Vesta und nun kamen neue um Ceres hinzu. Auch Ceres weinte, aber sie wandte ihnen dabei den Rücken zu und lief geradewegs dem Drachen entgegen, wobei sie ihren nutzlosen Holzstab schwang. "Ceres, bitte nicht! Nicht auch noch du! Nein!" Silvermoons Flehen verhallte ungehört, Pallas und Juno nahmen sie in die Mitte und rannten mit ihr weiter auf den Tempel zu.

"Mach es uns nicht noch schwerer, Prinzessin", ermahnte sie Pallas, "wir müssen dich beschützen, denn du musst den Goldenen Kristall benutzen, um das Traumreich zu heilen." "Ja, wenn wir alle versagen, dann hält niemand diesen Zwerg und sein Monster auf. Erinnerst du dich daran, wie es den Menschen auf dem Rummelplatz ergangen ist? Willst du, dass alle auf der Erde so leiden müssen?" SailorSilvermoon ließ den Kopf hängen. "Ich weiß, lasst mich los, ich laufe allein weiter." Zu dritt kamen sie dem Tempel näher und näher. Inzwischen hatte Sailor Ceres hatte die Feinde erreicht, sie hielt im Lauf inne, legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem dunklen Schatten des Drachen hoch, der über ihr kreiste. "Worauf wartest du?", rief sie, "fang mich, wenn du kannst, du Schuft!" Sie sah das Netz kommen und mit der Gewandtheit die ihr als Trapezkünstlerin im Blut lag, sprang sie zur Seite. Es streifte sie dennoch an der Schulter und jagte einen eisigen Schauer durch ihren Körper. Der Drachenreiter fluchte, als das Netz nicht traf. "Sie ist geschickter als die andere", murmelte er verärgert, "aber wir werden sie kriegen. Zeig was du kannst!" Auf diese Aufforderung hin, atmete der Drache tief ein und stieß eine Rauchwolke aus, die SailorCeres einnebelte und betäubte. Das letzte, was sie sah, war das Netz, das durch den Qualm geflogen kam, aber sie hatte nicht mehr dir Kraft, sich dagegen zu wehren. Als die Maschen sie umschlossen und ihr die Farben raubten, krümmte sie sich vor Schmerzen ohne jedoch einen Laut von sich zu geben. "Mach es gut, Prinzessin", flüsterte sie ehe die letzte Farbe aus ihrem Körper strömte und sich die beiden Räuber daran labten. Um sie herum wurde es schwarz. Sie spürte nicht mehr, wie der Reiter nach dem Farbenrausch ihren kalten Körper aus dem Netz schüttelte, sodass er auf dem trockenen Gras zu liegen kam, nicht weit von einem ebenfalls farblosen Fisch ... Der Drache und der Reiter hatten sie bereits vergessen. Die Augen begierig auf die letzten drei Kriegerinnen gerichtet, nahmen sie erneut die Verfolgung auf. -------------------------

"Ich kann dich nicht überreden, hier zu bleiben?" König Endymion saß in seinem Privatgemach vor einem großen, in die Wand eingelassenen Bildschirm. Das nur leicht flimmernde Gesicht von Königin Serenity lächelte ihn um Verzeihung heischend an. In ihren großen, blauen Augen schimmerten Tränen. "Verzeih mir ..."

"Sag das nicht!", bat er heiser und senkte den Blick. "Im Grunde ist es nur meine Schuld. Wenn ich nicht auf die dumme Idee mit der Rundreise gekommen wäre, hätte Shingo dich nicht unter Druck gesetzt und Kleine Lady wäre an ihrem Geburtstag nicht allein gewesen. Ich bin ein schlechter Vater..."

"Mein geliebter Mamoru", Serenity streckte die Hand aus, als wollte sie ihn tröstend berühren. "Das ist nicht wahr, Kleine Lady wäre sehr wütend, wenn sie dich das sagen hören würde. Sie liebt dich doch über alles, erinnerst du dich noch, wie wir beide uns immer um dich gestritten haben?"

Sein düsteres Gesicht hellte sich auf. "Ja, ich konnte euch nie begreiflich machen, dass ich euch beide gleichermaßen liebe, nur eben auf verschiedene Art."

"Inzwischen haben wir es begriffen. Deine Liebe zu uns und unsere Liebe zu dir, ist eine der größten Quellen unserer Kraft. Ohne dich wäre kein Kristall Tokio, keine glückliche Zukunft möglich. Ich habe den Brief von Kleine Lady wieder und wieder durchgelesen, hast du gewusst, dass sie sich für hässlich hält?"

Endymion riss erstaunt die Augen auf. "Hässlich? Aber sie ist doch ein wunderschönes, junges Mädchen!"

Serenitys Augen verdunkelten sich und sie seufzte. "Wir haben es ihr zuwenig oft gezeigt... sie dachte, sie sähe Black Lady viel zu ähnlich, daher wollte sie in letzter Zeit ja immer, dass man ihr die Haare schneidet und sie hat Venus auch gefragt, ob ihr grüne Kontaktlinsen stehen würden."

"Ihre Haare sind doch immer nachgewachsen und das innerhalb eines Tages! Es ist ein Merkmal der Erbprinzessin, dass sie so lange Haare hat ..."

"Und aus dem selben Grund hat das Färben auch nie funktioniert. Am nächsten Tag war ihr Polster schwarz und ihre Haare wieder rosa... "

"Haben wir ihr zuwenig oft gezeigt, dass wir sie lieben?", fragte Endymion mit gequälter Stimme. Man merkte ihm an, dass er diesen Gedanken schon lange mit sich herumtrug.

"Ich werde es ihr wieder und wieder sagen ....", Serenitys Augen füllten sich erneut mit Tränen. "Wenn sie sich ungeliebt fühlt, ist es doch vor allem meine Schuld!"

"Jetzt hört auf, ihr alle beide", sagte Sailorvenus von der Türe her. Unbemerkt war sie in den Raum getreten. "Sie weiß ganz sicher, dass wir alle sie lieben, sie hätte es nur öfter von Außenstehenden hören sollen." Die blonde Kriegerin warf ihre langen Haare zurück. "Alles, was sie gebraucht hätte, wäre ein Freund."

"Sie hat doch jede Menge Freunde...", sagte der König verwundert.

"Du begreifst auch gar nichts, Mamoru!", Venus schüttelte den Kopf. "Ich meine einen Junge, der sie liebt. So wie Usagi in ihrem Alter dich gefunden hat."

König Endymion richtete sich auf. "Meine Kleine Lady ist noch viel zu jung für so etwas. Sie hat noch so viel Zeit ... "

Trotz der Tränen musste Serenity lachen. "Jetzt klingst du genauso wie mein Vater, als er hörte, dass ich einen Freund habe."

Endymion starrte sie verdutzt an, dann lachte er auch. "Stimmt, aber es ist schwer, zu vergessen, dass sie erst gestern ein kleines Mädchen war, dem ich Geschichten von Sailormoon erzählt habe ...", dann wurde er wieder ernst. "Ich will sie nicht verlieren."

"Ich doch genausowenig. Deshalb reise ich mit ihnen, ob es dem Rest des Universums gefällt oder nicht. Wir werden sie zurück bringen, das verspreche ich dir. Was immer es kostet..." Damit unterbrach die Königin die Verbindung.

Der König seufzte und starrte auf den schwarzen Schirm. "Beten wir, dass wir nicht zuviel bezahlen müssen ..."

"Ähm... Majestät?"

Er drehte sich zu Venus um. "Was ist los?"

"Pluto hat uns angefunkt. Sie haben den ungefähren Zeitpunkt ermittelt, an dem sich Kleine Lady befinden könnte. Sailorpluto hat Luna P orten können. Luna P kann ihnen zeigen, wo Kleine Lady sich in dieser Zeit auch befindet. Sie werden auch die vier Schwestern mitnehmen, genauso wie Rubeus und Safir. Zum Glück ist das Raumschiff groß genug für sie alle."

"Mit dem Antrieb ist alles in Ordnung?"

"Laut Saturn und Berthierite ja. Sie haben immerhin zwei Tage daran herumgebastelt, wie sie die Energie aus Saturns Sense nützen können. Jetzt sind sie starklar."

Endymion stemmte sich aus dem Sessel hoch. "Ich komme mit in den Zentralkontrollraum. Wie ist die Bildverbindung?"

"Dafür dass nur noch so wenig Restenergie durch die Systeme von Nemesis geistert, klappt es ganz gut. Natürlich müssen wir immer die zeitliche Verzögerung einrechnen."

"Dann wollen wir mal..."

Die beiden stießen vor dem Kontrollraum auf das Katzentrio. Diana hatte mittlerweile wieder Mut gefasst und ihre Depression war verflogen. Im Moment stritt sie sich mit ihren Eltern. "Und warum ist diese dumme, fliegende Kugel so wichtig und ich nicht?", fauchte sie Artemis an. "Was kann dieser Ball, was ich nicht kann?"

"Fliegen zum Beispiel", sagte Luna.

Diana zuckte verächtlich mit dem Schwanz. "Wenn ich es wirklich wollte, dann könnte ich das bestimmt auch..." Als Luna zur Antwort ansetzte, sprach sie schon weiter. "Aber im Ernst, ich hätte doch die kleine Lady ebenso aufspüren können..." Sie senkte traurig den Kopf "Oder halten mich alle für unzuverlässig, weil ich nicht bei ihr gewesen bin?"

"Aber nicht doch...", der König bückte sich und streichelte Diana über den Kopf. "Aber es ist ohnehin schon eng an Bord des Schiffes und außerdem wäre Kleine Lady nicht glücklich, wenn wir dich ihretwegen in Gefahr bringen würden. Es ist deine Aufgabe, hier auf sie zu warten, damit du sie dann begrüßen kannst und sie sich glücklich und willkommen fühlt."

"Aber das tut doch Ihr schon, Majestät. Und die anderen tun es auch..." Diana ließ sich nicht so leicht aufheitern. "Ich bin doch nutzlos..."

"Hör mal her, Tochter", Artemis verwendete diese Anrede höchst selten, daher sahen ihn alle überrascht an. Sein Schwanz stand senkrecht in die Luft und seine Augen funkelten. "Als Beraterin der zukünftigen Königin solltest du dich um etwas mehr Würde bemühen. Dich in Selbstmitleid zu wälzen bringt dir zwar jede Menge Streicheleinheiten aber keinen Respekt ein. Halte dich aufrecht und sei eine würdige Vertreterin von Kleine Lady. Du hast die Aufgabe bei ihrer Abwesenheit ihre Interessen zu wahren."

Diana zuckte zusammen. Erst ließ sie den Kopf noch viel tiefer hängen, dann, bei den letzten Worten, richtete sie sich auf und hob den Kopf. Nun funkelten auch ihre Augen und auch ihr Schwanz stand kerzengerade in die Luft. "Ich habe verstanden, Vater. Gehen wir."

Luna nickte zufrieden und ihr bewundernder Blick ließ Artemis erröten. So war es Diana, die als erste die Zentrale betrat, wo schon die anderen Kriegerinnen und auch Usagis Eltern sowie Shingo versammelt waren. Beim Eintreten des Königs erhoben sich alle.

"Lassen wir die Formalitäten", sagte Endymion und rang sich ein Lächeln ab. "Ich konnte es der Königin leider nicht ausreden."

Usagis Vater legte den Arm und seine erschütterte Frau. "Wir verstehen unsere Tochter, Mamoru", sagte er und seufzte. "Am liebsten würden wir mit ihr gehen."

"Das würden wir alle", sagte Sailormars und stellte sich hinter Merkur, die eifrig dabei war, die Bildeinstellung zu regulieren. "Ein Glück, dass wir wenigstens den Start mitbekommen. Sonst können wir nichts tun außer für eine glückliche Rückkehr zu beten."

Shingo nickte düster. "Das Kabinett wird nicht begeistert sein."

"Das ist das letzte worum ich mir Gedanken mache", sagte Endymion heftig. "Wenn es der Regierung nicht passt, dass Serenity eine liebende Mutter ist, die alles riskiert, um ihr Kind zurück zu holen, dann werden wir eben abdanken und sie sollen sich eine neue Königin suchen, die besser nach ihrer Pfeife tankt."

Sein Schwager zuckte betroffen zusammen. "So war das nicht gemeint."

"So klang es aber", stimmte Sailorvenus dem König zu. "Die Menschen von Kristalltokio vergessen zu leicht, dass Serenity nicht nur existiert, um ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Sie hat ihre Pflichten über all die Jahre immer vorangestellt. Wird Zeit, dass sich das ändert ..."

Shingo erblasste. "Aber das Volk ...."

"Sollte langsam soweit sein, für sich selbst sorgen zu können, oder?", fauchte Jupiter. "Wir haben immer unser Leben für das Volk riskiert, unsere Träume für ein Leben als Kriegerinnen aufgegeben und bis heute hat mir kein Mann einen Antrag gemacht, weil sich keiner an eine Beschützerin der Stadt herantraut. Wenn das so weitergeht, kann mir das verlängerte Leben gestohlen bleiben. Ich verstehe Kleine Lady sehr gut... damals in der Vergangenheit hatten wir noch ein Privatleben, Freunde und Spaß. Wir haben die Menschen beschützt ohne von ihnen als ihr Eigentum angesehen zu werden. Heute kriegt das Kabinett schon eine Krise wenn nur eine von uns zur Erholung ans Meer fährt, statt in dieser öden, stickigen Zentrale rumzuhängen, nur für den Fall, dass eine Bedrohung auftauchen könnte."

"Da ist etwas dran", sagte zu aller Erstaunen die sonst so friedliche Merkur, "bis heute gibt es keine Luftschutzkeller, keine Notenergieversorgung, keinen Krisenplan --- nichts, was für eine Stadt im zwanzigsten Jahrhundert selbstverständlich gewesen ist. Wenn dies alles vorbei ist, sollten wir echt darüber nachdenken, ob wir nicht den Job als Beschützer der Stadt quittieren und das erhabene Kabinett die Stadt regieren lassen..."

"Auf dem Mond wäre bestimmt Platz genug", sagte Mars, "Serenity könnte den Klumpen wieder mit einer Atmosphäre versorgen, wir errichten den Mondpalast neu und fangen dort von vorne an. Jupiter sorgt für das Grünzeug, wir siedeln ein paar Tiere an, Merkur kümmert sich um die Wasserversorgung und Venus findet bestimmt einen Weg, wie wir dort Licht und Wärme in Überfluss bekommen ..."

"Nette junge Männer von der Erde wären zu Besuchen herzlich willkommen", sagte Merkur und zwinkerte Shingo zu, der, sich an seine frühere Schwäche für Ami erinnernd, rot wurde.

"Vorausgesetzt sie bringen keine dummen Staatsbeschlüsse oder anderen lästigen Papierkram mit."

Shingo schluckte und sah betreten auf seine Schuhspitzen hinab.

"Jetzt lasst ihn in Ruhe", sagte Luna entschieden. "Obwohl es mir auf dem Mond immer gut gefallen hat, liegt die letzte Entscheidung bei der Königin und dem König, oder?"

Eine rote Lampe begann zu blinken. Alle drehten sich zu den Bildschirmen um. Der König, der die Diskussion halb amüsiert, halb nachdenklich verfolgt hatte, wurde schlagartig ernst.

"Es geht los", murmelte Artemis.

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Sie hatten es fast geschafft. Bis zum Tempel waren es nur noch ein gutes Dutzend Schritte. SailorJuno und SailorPallas fielen ein wenig hinter Sailor Silvermoon zurück, um ihr den Rücken zu decken. Der Drache war nicht mehr weit hinter ihnen .... noch zehn Schritte, sie konnten hören, wie seine schwarzen Schwingen die Luft durchschnitten, acht Schritte, das Geheul seines Reiters wurde immer wütender, sechs Schritte, jetzt war er fast über ihnen und schwang sein Netz, vier Schritte, drei Schritte, das rosa Irrlicht war bereits im Eingang, zwei Schritte, Sailor Juno gab Sailor Pallas einen Stoß, sodass sie gegen Sailor Silvermoon prallte und die beiden zwischen die Säulen des Tempeleingangs geschleudert wurden. Das Netz zischte herab und Juno blickte ihm furchtlos entgegen. In der allerletzten Sekunde hechtete sie elegant zur Seite, genau zwischen die Säulen hinein. Sie waren in Sicherheit, alle vier.

"Verflucht!" der Reiter tobte und warf das Netz erneut aus. Doch es prallte von einem unsichtbaren Schild unmittelbar vor den Säulen ab.

Der Drache hielt gerade noch rechtzeitig in der Luft an, ehe er selbst gegen den Schutzschild knallen konnte. Seinem Reiter war dies gar nicht recht. "Irgendwann müssen wir es drauf ankommen lassen, ob der goldene Kristall dir wirklich Schaden zufügen kann", knurrte er. "Der Schild kann nicht ewig halten. Und wenn wir den Tempel Stück für Stück abtragen müssen, wir bekommen diese drei Mädchen..." Er richtete sich auf und hieb mit seinen Fersen in die Flanken des Drachen. "Versuchen wir es erst mit einem Wirbel, dann mit Feuer und wenn das nichts hilft, dann rammen wir den Schirm solange bis er zusammenbricht.

Mit einem grollenden Knurren gab der Drache seine Zustimmung. Er entfernte sich ein paar Flügelschläge vom Tempel und begann dann, in der Luft schwebend in rascher Folge mit seinen Flügeln zu schlagen, schneller und immer schneller. Das Ergebnis war ein magischer Wirbelsturm, dessen Wucht, die unsichtbare Schutzglocke über dem Tempel in Schwingungen versetzte.

"Mehr! Noch mehr Flügelschläge! Dann ein Feuerstoß gleich hinterher! Bald bricht die Barriere zusammen!", freute sich der Reiter und lachte gehässig. "Wir kriegen euch alle...."

Im Inneren des Tempels rappelten sich die drei Mädchen mühsam auf. Das rosa Irrlicht flackerte vor ihnen und wies ihnen den Weg in die innerste Kammer. Sie konnten hören, wie der unsichtbare Schutzwall unter dem Ansturm des Drachen erzitterte.

"Wir müssen uns beeilen", sagte SailorJuno und schob Silvermoon von hinten an. "Wenn der Tempel zusammenbricht möchte ich nicht mehr hier drin sein." Endlich erreichten sie eine kreisrunde Kammer, wo der Goldene Kristall in einer Lichtsäule schwebte.

Als das Irrlicht bis auf einen Schritt an die Säule herangekommen war, schoss ein goldener Funke daraus hervor und traf es in der Mitte.

"Falkenauge!", rief Sailor Pallas bestürzt. Das rosa Irrlicht zuckte zusammen, es schrumpfte zu einem winzigen Lichtpunkt, wuchs dann aber wieder und nahm zu aller Erstaunen wieder menschliche Gestalt an. Falkenauge sah verdutzt auf seine Beine und Hände hinab.

"Ich danke dir, Goldener Kristall", sagte er rauh, ehe er sich den Mädchen zuwandte. "Der Kristall hat mir die Kraft gegeben meine Form für eine kurze Weile selbst zu bestimmen, damit ich euch helfen kann."

"Los, Silvermoon", sagte Sailor Juno. "Wir sind jetzt hier, da ist der Kristall. Nimm ihn und jage den Drachen und seinen Reiter damit aus dem Traumreich!"

Silvermoon schluckte. "Damals habe ich ihn zusammen mit Sailormoon benützt. Ich weiß nicht, ob er mir hilft, wenn ich allein bin."

Wieder erzitterte der Tempel. Erste kleine Brocken lösten sich aus der Decke und prasselten auf den glatten, weißen Boden herab.

"Du musst es einfach versuchen", drängte Sailor Pallas. "Warum sind wir sonst hergekommen?"

"Um Helios zu finden", sagte Silvermoon heftig. "Bisher haben wir noch keine Spur von ihm."

"Der Goldene Kristall weiß alles, was im Traumreich vor sich geht", sagte Falkenauge. "Wenn er es zulässt, kannst du von ihm erfahren, wo Helios geblieben ist und ob er noch lebt."

Dieser Gedanke gab den Ausschlag. Sailor Silvermoon ging langsam auf die goldene Lichtsäule zu und streckte dabei ihre Hände aus.

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"Alles bereit?" Rubeus Hand schwebte über der rot markierten Schaltfläche.

"Wir sind alle bereit", sagte Uranus. Die Königin nickte. "Wir auch."

"Dann also los." Er presste die Handfläche auf das rote Feld und wie sie es zuvor zigmal geprobt hatten, sprangen die Maschinen an. Die Kraft der Talismane und die Sense sollten erst beim eigentlichen Zeitsprung zum Einsatz kommen. Das Schiff schwebte empor, durch die offenen Hangartüren glitt es nach draußen auf die kalte, trostlose Oberfläche.

"Alle gut festhalten", sagte Safir und tippe die frisch errechneten Werte ein. "Alles klar soweit."

Serenity lehnte an der Wand neben Pluto, die ihren Zeitschlüssel im Auge behielt. Hier unten in der Zeitkammer beim Temporalkonvertor war es dank der neu installierten Scheinwerfer nicht mehr so duster wie zuvor. Kalaverite und Berthierite saßen am anderen Ende des lang gestreckten Raumes, ebenfalls fest angeschnallt auf ihren Schalensitzen.

Als Rubeus den Geschwindigkeitsregler hinauf schob, hob das Schiff wie eine Rakete vom Boden ab und sauste in Sekundenschnelle steil nach oben. Sie alle wurden von Anpressdruck in ihre Schalensitze gepresst und das Atmen fiel schwer. Ein paar Augenblicke später, sprangen die Gravitationsregler an und stellten die normalen Schwerkraftverhältnisse wieder her. Immer noch schoss da Schiff nach oben, dann gab Safir die neuen Koordinaten ein, das Schiff schwenkte herum und flog nun der Sonne zu.

"Sind die Zeitdaten korrekt eingegeben?", fragte Rubeus nach hinten, wo Petzite und Kermesite an ihren Pulten standen.

"So genau wie Berthierite und Saturn sie mit Hilfe des Königs und Sailormerkurs errechnen konnten", gab Kermesite zurück.

Uranus gab die Meldung an den Sailorpluto weiter. Jetzt kam es auf die genaue Justierung des Zeitschlüssels an. Neptun und Uranus traten zu ihren Talismanen, Saturn zu ihrer Sense und aktivierten ihre Planetenkräfte. Die Stirnreifen verschwanden und machten den leuchtenden Planetensymbolen Platz. Der Spiegel, die Sense und das Schwert leuchteten gleichzeitig auf. Das rote Licht des Granatauges von Plutos Zeitschlüssel begann zu pulsieren. Die Wächterin der Zeit schloss ihre Augen, als könnte sie seine Kraft allein durch ihren Willen lenken.

Safir fixierte den Zeitanker, sie genau zum richtigen Zeitpunkt in der Zukunft zurückkehren konnten.

Das Schiff wurde schneller und schneller. Längst hatten sie die Jupiterbahn gekreuzt und rasten nun am Asteroidengürtel vorbei.

Serenity behielt die Werte der Energieskala vor sich im Auge. Wie bei den Probeläufen blieb alles im Rahmen. Es würde glücken, es musste einfach ....

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In der Zentrale auf der Erde hielten alle vor den Bildschirmen den Atem an. Das Schiff kreuzte die Marsbahn, die Geschwindigkeit war unglaublich. "Die Kraft der Talismane", murmelte Luna beeindruckt.

"Die Auswertung der Satellitendaten zahlt sich jetzt aus", sagte Merkur erleichtert. Sie hatte zwei Tage unermüdlich daran gearbeitet, alle Satelliten auf die berechnete Flugbahn des Schiffes einzustellen. Die Bildqualität war zwar miserabel, das Schiff nur ein Lichtfleck mit einem langen Schweif wie ein Komet, aber es genügte. Bei dieser Nähe war die zeitliche Verzögerung vernachlässigbar. Was sie sahen, passierte wirklich genau in diesem Moment.

"Achtung, ... jetzt", sagte Merkur. Einen Atemzug später blitzte es auf und der Lichtstreif war von den Monitoren verschwunden.

"Sie sind fort", Endymion atmete tief ein. "Ich wünsche euch Glück", sagte er leise, mehr zu sich selbst.

Obwohl sie nicht mehr tun konnten, als zu warten, wollte niemand die Zentrale verlassen.

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Der Zeitsprung dauerte nur einen winzigen Augenblick. Von einem Atemzug auf den nächsten erzitterte das schiff und das Licht des Granatauges hüllte den Raum in dunkles Rot. Dann war das Licht erloschen und sie hatten sich über tausend Jahre in die Vergangenheit begeben.

Auf der Brücke schüttelte Rubeus rasch die Benommenheit ab und schwenkte auf die Erdumlaufbahn ein.

Uranus und Neptun waren ein wenig erschöpft, aber nicht bereit, sich auszuruhen. Dazu blieb auch keine Zeit. Pluto und Luna P zusammen hatten bereits die erste Spur von Chibi Usa aufgespürt. Sie führte natürlich nach Tokio, in einen etwas herunter gekommenen Vergnügungspark.

"Gut dass zu der Zeit keiner von uns in Tokio war", sagte Neptun. "Ich möchte mir selbst eher nicht begegnen."

"Da wir uns an solches Erlebnis nicht erinnern können, würde das ja auch bedeuten, dass sich durch unseren Besuch die Vergangenheit verändert", stimmte ihr Pluto zu.

Serenity hatte ihre Königinnengewänder abgelegt und ein schlichtes blaues Kleid von Kermesite (die vier Schwestern hatten ihre alten Zimmer auf Nemesis geplündert, um möglichst viel von ihrem Hab und Gut mit auf die Erde zu nehmen) geborgt, das ihr auch sehr gut stand. Den goldenen Halbmond verbarg sie unter einem blauen Stirnband.

Rubeus hatte den Tarnschirm aktiviert, damit sie unentdeckt blieben. Auf einer großen Wiese hinter dem Vergnügungspark landeten sie in den frühen Morgenstunden.

Wie vereinbart, blieben Rubeus, Safir und die vier Schwestern im Schiff zurück. Die Senshi und die Königin schlüpften durch eine Lücke im Drahtzaun, der den Vergnügungspark umgab hinein. Pluto nutze den Schlüssel, um Luna P zu rufen. Der runde Ball kam aufgeregt piepsend nach nur wenigen Minuten heran geflogen. Als sie sich von ihm führen ließen, erreichten sie das Karussell und das alte Zirkuszelt und die zwei Wohnwagen. "Hier ist sie gewesen", sagte Neptun und schwenkte ihren Spiegel im Kreis. "Sie hat sich hier auch verwandelt."

"In Sailorchibimoon?", fragte die Königin verwundert.

"Nein, in eine neue Form, die sehr stark sein muss. Es sind noch mehr Muster da, aber ich kann sie nicht alle identifizieren. Es scheint als hätten hier in der Nähe ein paar harte Kämpfe getobt, Kämpfe an denen unbekannte Kriegerinnen mitgewirkt haben. Ihre Energie ist mir fremd, aber sie ist auf jeden Fall positiv."

"Wenigstens etwas", meinte Saturn erleichtert.

Serenity hatte in der Zwischenzeit die Wohnwägen durchsucht und ein paar Kleidungsstücke gefunden. "Hier, sind das nicht die Sachen, die sie von dir geliehen hat, Hotaru?"

Sailorsaturn besah sich die Kleidungsstücke. "Doch, genau das sind sie. Also ist Chibi Usa hier gewesen."

"Aber wo ist sie jetzt?" fragte Pluto und drückte Luna P an sich. "Sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben."

"Wir müssen methodisch vorgehen", sagte Serenity.

"Aus deinem Mund klingt das etwas seltsam", grinste Uranus.

Serenity vergaß einen Moment lang ihre Würde und streckte der sandhaarigen Sailorkriegerin die Zunge heraus. Dann wurde sie schlagartig wieder ernst. "Kleine Lady kam her, um Helios zu retten. Jede Gefahr, die Helios bedroht, muss natürlich auch sein Reich der Träume bedrohen. Also ist sie irgendwie von hier aus in sein Traumreich gelangt, um ihm zu helfen. Klingt das logisch?"

"Es passt zu meinen Werten." Neptun ging ein paar Schritte von den Überresten eines Lagerfeuers weg zu einem Felsen und von dort hinüber zum Karussell. "Hier gibt es Spuren einer Dimensionslücke. Und wenn ich die Bilder richtig deute, ist Kleine Lady hier zusammen mit den fremden Kriegerinnen und noch jemandem aus dieser Realität verschwunden."

Serenity schluckte. "Haben wir sie endgültig verloren?"

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Als ihre Fingerspitzen etwa eine Armlänge von der Säule entfernt waren, erlosch diese plötzlich und der Kristall schwebte in ihre wartenden Hände. Er schien noch gleich zu leuchten wie damals, als er ihr und Sailormoon das Leben gerettet und Flügel geschenkt hatte. Das Licht in seinem Inneren pulsierte gleichmäßig. Da, wo der Kristall ihre Haut berührte, kribbelte es sacht. Silvermoon schloss die Augen, und sandte einen fragenden Gedanken an den Kristall aus. "Wo ist der, der dich beschützen soll? Wo ist Helios?" Der Kristall schauderte. Silvermoon wiederholte die Frage, aber der Kristall wollte nicht antworten.

Enttäuscht fasste sie ihn fester und blickte tief in sein goldenes Licht. "Ich bin hier, um das Traumreich zu heilen. Sag mir, was ich tun soll, Goldener Kristall."

Genau in diesem Augenblick setzte der Drache zu einem verstärkten Angriff an. Der Schutzwall um den Tempel gab nach und der Tempel selbst begann einzustürzen.

Silvermoon und die anderen schrieen entsetzt aus, als große Brocken aus der Decke brachen, die Säulen wankten und die Wände Risse bekamen.

"Raus hier!", schrie Falkenauge. "Auf der anderen Seite, rasch!"

Sie rannten durch die Gänge zum Ausgang auf der anderen Seite. Keine Sekunde zu früh. Hinter ihnen stürzten die Säulen um und die Decke brach ein. Es knirschte und krachte, Staub wirbelte auf. Hustend und Keuchend erreichten sie den Ausgang und stürzten ins Freie.

"Jetzt haben wir euch!" Über ihnen schwebte der Drache in der Luft und sein Reiter lachte gehässig. "Keinen Platz mehr, um euch zu verkriechen. Jetzt seid ihr verloren!"

Ende des 10. Kapitels