XV.

Seine Hand tat weh. Sehr weh. Was hatte er bloß angestellt? Sich beim Bügeln verletzt? Nein, das fühlte sich anders an. Was war denn bloß los?

Severus richtete sich auf. Oder versuchte es. Wieso war er so schwach, verdammt noch mal? Und wo war er? Was war passiert?

Harry.

Harry. Und Lucius.

Der Junge – wo?

Severus fluchte. Leise, aber mit Überzeugung. Er hatte ihn im Stich gelassen. Er hatte versagt und Lucius hatte ihn mitgenommen. Entführt. Um ihn zu töten. Oder ...

Severus richtete sich auf. Er war in seinem Zimmer. In seinem Bett. Es war dunkel, aber das Licht das von draußen hereinkam deutete darauf hin, dass der nächste Tag nicht fern war.

Da unten war etwas ...

Eine Matratze. Und darauf lag ...

Doch, er konnte sich aufrichten. Er konnte sogar aufstehen. Und wieder niedersinken. Er musste nur darauf achten, nicht die verletzte Hand zu belasten. Mühsam stützte er sich auf der unverletzten ab und streckte die andere, fest verbundene, aus. Sie zitterte, wie er mit Verachtung feststellte. Dennoch erreichte sie ihr Ziel. „Harry". Eher gegen seinen Willen war ihm der Name entkommen. Das Gesicht sah sehr bleich aus und der Hals war dick verbunden. Aber er schien zu atmen, in unruhigen Stößen. Severus sah seine weiße Hand, die sich anfühlte, als habe sie keine Finger mehr, und er konnte auch keine sehen, aber das lag hoffentlich am Verband, er sah, wie sie Harrys Wange berührte und über das strubbelige Haar strich. Er wusste nicht, wie lange er da saß und einfach nur seiner Hand zusah und den unregelmäßigen Atemzügen Harrys lauschte.

Die plötzlich aufhörten. Severus befahl seinen Augen, sich nicht zu schließen. Sondern Harry anzuschauen. Die grünen Augen waren offen. Und der rosige Mund bewegte sich. Luft wurde ausgestoßen, in der Severus mit viel Phantasie seinen Namen zu erkennen meinte. Er wollte es einfach mal mit Phantasie versuchen.

Und Realität. Mit einem Laut, der ihm später bestimmt peinlich sein würde, beugte Severus sich vor und stürzte sich auf die Lippen, die sich immer noch bewegten, als wollten sie etwas sagen, etwas fragen. Später. Viel später. Auch die grünen Augen, die mit dem Mund gewetteifert hatten, in dem Bemühen, etwas auszudrücken, schlossen sich wieder. Gut. Sehr gut. Geradezu wunderbar.

Severus stöhnte auf. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, der Blutverlust musste ihn wirklich geschwächt haben. Aber nun lag er halb auf Harry, und zwischen ihnen war nichts mehr außer dem Singen des Blutes, dem unbedingt Folge zu leisten war. Wie man so schwach und gleichzeitig so da sein konnte, verstand er nicht, aber er wollte nur noch eins: so weit in Harry eindringen, wie irgend möglich. Oder umgekehrt. Egal. Und Harry schien dem Gedanken nicht abgeneigt zu sein. Oh nein. Er konnte noch nicht sprechen, aber die Geräusche, die er von sich gab, zusammen mit den Bewegungen, die sein Körper, insbesondere sein Unterleib machte, deuteten in die richtige Richtung.

Severus stöhnte auf, als er eine schon fast vergessene Härte an seiner eigenen reiben spürte. Er bezwang den Wunsch, in den süßen weichen Hals zu beißen – der hatte genug gelitten. Statt dessen nibbelte er an der freien Seite des Halses entlang, bis hoch zum Ohr, an ihm entlang, um es herum, und wieder herunter bis zum Schlüsselbein. Harrys Unterkörper stieß ihm entgegen. „Ouh", machten beide.

Severus warf die Decke ab. Zu verdammt eng und warm darunter. Er sah auf Harry herunter. Verdammt, es gab so viele fragen, es gab so viel zu tun, aber jetzt wollte er nur eins. Harry bewegte wieder die Lippen, als wolle er etwas sagen, aber Severus ließ es nicht darauf ankommen. Sie waren verdammt noch mal beide beinahe gestorben. Oder waren sie? Und dies war die Hölle? Er sah sich um. Nein, sah immer noch aus wie sein altes Zimmer. Nicht dass es von da ein weiter Schritt gewesen wäre.

Harry biss ihn in die Unterlippe und Severus knurrte. Ja, er war bei der Sache, verdammt. Seine Hände hatten schon ohne ihn weitergemacht, aber der Junge schien die Abwesenheit seiner Gedanken bemerkt zu haben. Severus entschloß sich, ihn zu entschädigen. Er glitt auf dem Körper des Jungen hinunter, vorsichtig, um ihn nicht zu verletzen. Er wusste ja nicht, ob die offensichtliche Wunde an Harrys Hals alles war, was er erwischt hatte. Er war ja nicht da gewesen, ohnmächtig geworden im Angesicht des Feindes. Nein, verdammt, nicht schon wieder. Lucius hatte hier jetzt nichts zu suchen. Wo auch immer der jetzt war, dort war er besser aufgehoben, als hier bei ihm und Harry auf der Matratze. Zwischen ihnen. Severus knurrte und biss in eine praktischerweise vor ihm aufragende Brustwarze.

Harrys Körper kam ihm wieder entgegen, sein Mund bewegte sich als wolle er beten. Severus grinste. Es war doch schön zu sehen, wie leicht der Junge noch zu beeindrucken war. Wie hatte er je daran zweifeln können, dass sie zusammen gehörten? Wie viele Beweise brauchte er noch? Gedanken, Severus, ermahnte er sich selber. Hier sind Taten gefordert.

Er bedachte die andere Brust mit der gleichen Behandlung und wurde ebenso belohnt. Wieder grinste er und rutschte dann ein wenig weiter nach unten, bis zu Harrys Nabel, den der Junge ihm entgegenhielt als sei er ungeheuer durstig. Oder hungrig. Und warte darauf, gefüllt zu werden. Severus musste schlucken, bevor er sich ihm zuwenden konnte, und fühlte, wie sich Gänsehaut auf seinem ganzen Körper ausbreitete und im gleichzeitig heiss wurde. Die Reaktionsfähigkeit des Jungen hatte eine entsprechende Wirkung auf seinen Körper. Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht den Nabel auszulassen und gleich weiter unten weiterzumachen. Aber nein. Alles der Reihe nach. Der Lohn des Wartens würde nur um so süßer sein.

Er tauchte seine Zunge ein. Harry stöhnte und bäumte sich wieder auf, so stark, dass Severus Nase bis zum Anschlag in dem weichen Bauch versank, nachdem sie erst an den harten Muskeln abgeprallt war. Zufrieden mit diesem Ergebnis konzentrierte sich Severus darauf, dem Nabel das anzutun, was er vorher schon dem Mund angetan hatte. Und was er plante, in naher Zukunft einem anderen Körperteil anzutun. Bald, oh bald.

Harrys Erektion berührte seinen Hals. Berührte ihn? Stieß in einem Rhythmus daran, der nur dringend genannt werden konnte. Der Junge konnte seinen Unterleib nicht mehr still halten. Er stieß ihn immer wieder hoch und rollte gleichzeitig hin und her, als könne er so Severus überzeugen, ihn endlich endlich dahin zu führen, wo er hingehörte. Severus bekam Mitleid. Wenn der Junge sprechen könnte, hätte er seine Wünsche schon lange deutlich geäußert. In kurzen prägnanten Worten. Konnte er ihn schlechter behandeln, nur weil er jetzt behindert war? Natürlich nicht.

Severus grinste und hob seinen Kopf, um Harry anzusehen. Dessen Gesicht war hochrot, seine grünen Augen leuchteten wie panisch auf, und er atmete heftig. Severus hob seine Hand. Harry erstarrte. Severus hielt den Blick der grünen Augen und senkte dann ganz ganz langsam seinen Kopf.

So klang also ein stummer Schrei.