XX.
Harrys Kopf fiel mit einem lauten Schrei zurück in die Kissen. Er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper, seine Haut war rot und verschwitzt. Gott! Er versuchte, seine Augen dazu zu bewegen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen und blinzelte.
Zwischen seinen gespreizten Beinen tauchte der Kopf von Severus Snape auf. Er grinste diabolisch. Harry gab einen Laut von sich, den er von sich selbst nicht kannte, einen, den sein Körper extra für diesen Mann erfunden haben musste. Erschöpfung, Dankbarkeit und Ungeduld, mit einer Prise Demut. Oder Demütigung. Er war da nicht so sicher. Und es war ihm auch egal. Aber so was von. Nicht egal war ihm, dass das Gesicht nun näher kam, seinem Gesicht näher kam, wobei der Mund irgendwelche abartigen Dinge mit dem dazwischenliegenden Körper anstellte.
Harry bäumte sich auf, als die hinterlistige Zunge in seinen Bauchnabel eindrang und zitterte. Seine Hände lösten sich von den Laken, in die sie sich verkrampft hatten und griffen in das lange seidige, wenn auch verschwitzte Haar von Snape. Schwarze Augen sahen zu ihm auf und grinsten auf eine obszöne Weise.
„Du verdienst dir deine Nahrung gut, du Sexsklave, das muss man dir lassen", keuchte Harry, leicht gedemütigt durch das wieder erwachte Interesse in seinen unteren Regionen, so kurz nach dem letzen Höhepunkt. Eine schwarze Augenbraue ging hoch, er sah es genau. „So so. Aus dem Mund von Lucius Malfoys Sexspielzeug ist das natürlich hohes Lob. Ich warte noch darauf, das du dir dein Brot verdienst." „Und Wasser dazu", grinste Harry. Die schwarzen Augen starrten. „Genau. Und Wasser dazu".
Nun, genau genommen waren sie alle Gefangene auf diesem Raumschiff namens Erde. Im speziellen waren Severus und er Gefangene von Albus Dumbledore, der sie wie Schachfiguren auf seinem Brett herumgeschoben hatte, seit wer weiß wie vielen Jahren, im Namen eines höheren Ganzen. Ganzen Guten, natürlich.
Nachdem das Gespräch mit Albus doch noch zufriedenstellend zu Ende geführt worden war – es dauerte bis in den Nachmittag hinein, und zufriedenstellend war es hauptsächlich für Albus gewesen, natürlich, denn weder Severus noch Harry hatten ihn umgebracht, und das wollte etwas heißen, wenn man ihren Geisteszustand bedachte, als sie herausfanden, wieviel von dem, was sie bisher für ihr eigenes Leben und ihre eigenen Fehler gehalten hatten, ihre eigene Schuld und ihre eigene Sühne, wieviel davon in Wirklichkeit von Albus Dumbledore, im Namen einer namenlosen Weltrettungsorganisation, vergleichbar einer Mischung von UNO und CIA, geplant, bedacht und eingeleitet worden war, hatten sie sich zurückgezogen in Severus' Zimmer.
In Wirklichkeit waren sie natürlich beide einfach zu fassungslos gewesen, um Albus etwas anzutun, dachte Harry und stöhnte wieder. Der Boden war ihnen unter den Füßen weggezogen worden, und alles, was sie geglaubt hatten, stimmte plötzlich nicht mehr. Er war nicht schuld am Tod von Ron. Der war ein Spion von Dumbledore gewesen und Lucius hatte ihn enttarnt. Deswegen hatte Ron solche Angst gehabt, dass er aus dem Mastkorb gefallen war, als er dort mit Harry zusammen – Schiffe versenken - gespielt hatte, und Lucius plötzlich aufgetaucht war. Deswegen war er aus dem Korb gestürzt, nicht weil Harry etwas falsch gemacht hatte. Harry stöhnte wieder.
Er selbst war nur ein Lockvogel gewesen, ausgesucht nach Lucius' speziellem Geschmack. Ohne es zu wissen. Harry knurrte tief in der Kehle. Die schwarzen Augen leuchteten auf. Sie waren jetzt an seinem Hals, und der unverschämte Mund knabberte an seinem Schlüsselbein. Harrys Hände griffen fester in die Haare und er schloss die Augen.
Keine gute Idee. Jetzt hatte er wieder Lucius vor Augen. Lucius, der ihn nach dem Vorfall mit Ron erbarmungslos verfolgte, schuldig sprach und ihm die unmöglichsten Dienste aufzwang. Und ihn auf eine Weise ansah, die ihn schaudern ließ. Ihn berührte. Ihm Vorschläge machte, wie er seine Schuld gutmachen könne. Harry zitterte.
Die schwarzen Augen durchbohrten ihn. „Ich sehe noch keine Anzeichen für guten Willen". Harry grinste. Und fröstelte. Nein, Severus war nicht Lucius, wenn er auch so tat, als sei er böse. Nein, er legte keinen gesteigerten Wert auf soziale Kontakte und Höflichkeit, aber er war nicht böse. Nicht so wie Lucius. Gott, das war eine Erleichterung gewesen, zu hören, wie böse der wirklich war. Und auch wieder nicht. Denn irgendwas und irgendwie, in dem ganzen Elend auf dem Schiff, irgendwas in ihm, tief in ihm, war von Lucius irgendwie angezogen worden. Der Mann hatte ihn hypnotisiert, durch bloße Anwesenheit Er wollte ihn nicht, und er wollte nicht tun, was der von ihm wollte. Aber irgendwie und irgendwo hatte er Angst. Große Angst, das er es doch tun würde. Nachgab und es am Ende – genoss.
Gut, er war geflohen, bevor das passieren konnte. Und Severus war nicht Lucius. Nein. Sie hatten sich zurückgezogen, um ihre wechselseitigen Fragen zu klären. Es war fürchterlich, und sonderbar und noch eine ganze Menge andere Dinge, zu erfahren, wie Severus von Lucius behandelt worden war. Severus hatte nicht viel gesagt. Aber das, was er gesagt hatte, reichte Harry für ein Bild, das ihn verfolgte. Severus als Freund zunächst von Lucius, als Liebhaber, der von dem anderen hofiert wurde, zunächst, um dann weggeworfen zu werden, und nicht nur weggeworfen, sondern wirklich und buchstäblich verraten und verkauft, durch die Wüste Arabiens geschleppt, mit verbundenen Augen und dann nach Monaten, über die er sonst nichts näher erzählte, gelandet im Harem eines Sultans, der nicht nur möglichst viele Kinder zeugen wollte, sondern auch seinen Stolz darein setzte, möglichst viele männliche Liebhaber für den Spass zu haben. Dort hatte Severus 3 Jahre gedient, bis er schließlich auf nicht näher erklärte Weise entkommen und auf abenteuerlichen Wegen nach Europa gelangen konnte.
Wow. Wirklich wow. Severus' Leben war ein Buch, ein Film, eine ganze Serie. Die Geschichten würden noch jahrelang vor dem Kamin erzählt werden können, und sie würden sich nie wiederholen, aber würde Severus sie erzählen? Es war jedenfalls kein Wunder, dass Severus so außerordentlich gewandt war.
Und dass er sich von der Welt zurückgezogen hatte. Harry selbst hatte nur einen kleinen Geschmack von Lucius' Macht und Unnachgiebigkeit erhalten, Severus war bewusst gewesen, dass Lucius es nicht geduldet hätte, wäre er wieder zur See gefahren. Und außerdem gehörten eh alle Schiffe auf den sieben Weltmeeren Lucius oder seiner Familie. Also war er hier gewesen, und er, Harry, war ausgerechnet hier gestrandet. Irgendwas musste das doch zu bedeuten haben?
Er bäumte sich auf, als Severus ihn jetzt in den Hals biss. Gut, er würde zurück aus der Vergangenheit kommen und wieder hier landen. Wenn Severus das konnte, nach seinen Erfahrungen, dann konnte er das wohl auch. Oder nicht?
Er biss zurück. „Okay. – dann lass mich jetzt mein Brot verdienen." Er hob seinen Unterleib an und Severus glitt in ihn hinein, als seien zumindest ihre entsprechenden Körperteile füreinander bestimmt. Nun, vielleicht hatten auch die bisherigen Spiele ein wenig damit zu tun. „Und ein wenig Wasser?", flüsterte die erotischste Stimme zwischen hier und Timbuktu in sein Ohr und Harry riss sich zusammen, um nicht sofort zu kommen. „Und ein wenig Wasser", stimmte er zu und bewegte sich.
