Wunder gibt es immer wiehieder, heute oder morgen werden sie geschehn!* ähem. Ich komme rein! Ich bin drin! Und ich hab tatsächlich was geschrieben. Ein wenig. Und wieder andere Stories angefangen. Eine sogar fertig geschrieben. Seid Ihr mir jetzt wieder gut?!
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XXII.
Harry wusste nicht, wie ihm geschah. Plötzlich waren überall Menschen gewesen, nachdem sie stundenlang im Dunklen auf der Lauer gelegen hatten. Nun, der eine sah nicht so sehr wie ein Mensch aus, aber alle anderen ... Er konnte sie nicht zählen, wusste nicht einmal wer auf seiner Seite war, welche auch immer das war. Seitdem die Tür aufgegangen war, herrschte Chaos. Snape neben ihm hatte einen erstickten Laut von sich gegeben, den Harry, der gedacht hatte, doch alle Töne zu kennen, zu denen Severus fähig war, noch nicht kannte. Harry hatte ihn angeguckt, als Snape aussah, als habe er eine Erscheinung. "Tom", flüsterte er. Harry folgte seinem Blick. Das – Wesen – fletschte die Zähne hinter den nicht vorhandenen Lippen. "Snape". Harry hatte noch nie einen solchen Laut gehört. Er sah Severus an, und in dem Moment, den das kostete, waren beide verschwunden. Severus und das Wesen. Harry hörte es rumpeln, ersticktes Keuchen, Fluchen, Schreie. Um ihn herum war die Hölle los, und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Kämpfen? Gegen wen denn, um Gottes willen? Severus suchen? Er konnte doch nichts sehen. Der Kampf schien sich auf die ganze Herberge auszubreiten, überall war Lärm, und Lucius Malfoy lag inmitten des Getümmels an einen Stuhl gefesselt auf dem Boden und fletschte die Zähne. Harry beschloss, da er keine andere Aufgabe hatte, konnte er genau so gut Lucius bewachen. Wer auch immer gekommen war, ihn zu holen, hier würde er wieder hinkommen müssen. Und wenn nicht, war es auch nicht schlimm.
Harry hielt sich nicht für einen Feigling, aber er sah keine Möglichkeit, in den Kampf, der um ihn tobte, einzugreifen. Er verstand nicht, um was es eigentlich ging. Er wusste nicht, wer auf seiner Seite war. Er sah Severus nicht, der vielleicht mehr wusste, vielleicht aber auch nicht, nicht mehr. Hagrid hielt zwei Männer gleichzeitig im Würgegriff, er sah nicht aus, als ob er Hilfe brauche. Er verschwand mit ihnen den Gang entlang. Das Zimmer war plötzlich sehr ruhig und verlassen. Der alte Albus – falsch, dachte Harry, ganz falsch, dieses rätselhafte Wesen das unter der immer freundlichen Maske eines tatterigen alten Mannes existiert hatte, saß ruhig in einer Ecke, in die sich sonderbarer Weise keiner der Kämpfenden traute, und beobachtete mit hellen listigen Augen den Fortgang.
Harry wandte seine Aufmerksamkeit Lucius zu. Der hatte ihn jetzt auch wahrgenommen und zeigte ihm seine Zähne. "Mr. Potter". Harry fühlte sich unwohl. Sehr unwohl. Er kam sich wie ein Feigling vor, in Lucius' Augen, obwohl er sich doch eben erst selbst überzeugt hatte, dass er nichts tun konnte. Und Lucius, gefesselt und am Boden liegend, war immer noch jemand, der ihm Schauer über den Rücken jagte. Er merkte, dass er an seiner Unterlippe nagte, und er merkte auch, dass Lucius es gemerkt hatte.
Lucius' Grinsen wurde breiter. "Nun Mr. Potter. Sieht so aus, als sei die Schlacht noch nicht entschieden." Harry schauderte. "Allerdings". Seine Stimme klang fester als erwartet. Immerhin. Er wollte Lucius nicht aus den Augen lassen, obwohl doch Albus auch da war. Aber Albus – was konnte er schon tun? Rein körperlich? Immerhin war er uralt, wie mächtig auch immer er sein mochte.
Genau. Nicht aus den Augen lassen. Augen. Lassen. Das Problem mit Lucius' Augen war – war – war ... Harry blinzelte und fühlte sich sonderbar müde. Träge. Schwer. Und wie hypnotisch angezogen von Lucius. Wieso war der Mann gefesselt? Das war doch gar nicht nett. Wenn er nur seine Beine heben könnte, dann würde er ...
Lucius' Augen leuchteten übernatürlich. Harry verstand gar nicht mehr, was passierte. Noch weniger als früher, meinte er. Er schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu klären. Irgendwas hatte er gegen Lucius gehabt, aber was nur? Er konnte sich nicht erinnern. Es war sicher nicht wichtig gewesen. Nicht so wichtig wie seine Augen. Wie zu ihm hinkommen. Jetzt. Ihn zu befreien. Mit ihm zu gehen. Wohin er wollte.
Nun hatte er ihn erreicht. Aus der Nähe sahen diese Augen noch besser aus. Faszinierender. Fesselnder. Ach ja. Fesseln. Harry sah sich um. Natürlich hatte er kein Messer dabei, wieso sollte er auch. Er hatte es abgelehnt, eins zu tragen, er wollte niemand umbringe, nicht mal in die Gefahr geraten, in Versuchung kommen. Nein. Da war ein Messer. Jemand musste es ihm zugesteckt haben. Jemand? Severus. Severus? Da war doch etwas gewesen. Harrys Kopf brummte. Und er schnitt die Fesseln auf.
Wie eine Katze erhob sich der andere Mann. Sein kaputtes Bein schützend und gleichzeitig ganz nebenbei das Messer aus Harrys Hand nehmend. "Guter Junge", sagte Lucius, und Harry meinte, einen Ton zu hören , der ihm nicht gefiel. Aber das konnte nicht sein Lucius war sein Meister, alles was Lucius tat, war richtig. Und wenn er jetzt kein Messer mehr hatte, sondern Lucius seins, so war das richtig. Er brauchte kein Messer, hatte es ja nie gewollt. Lucius würde ihn nun beschützen. Nur Lucius. Immer nur Lucius.
"Gehn wir", schnarrte Lucius. Harry sah voll Vertrauen zu ihm auf. Da war doch was gewesen, irgend ein Grund, warum das nicht so einfach war. Aber Lucius würde das schon schaffen. "Komm her", sagte er jetzt und Harry gehorchte. Natürlich. Und mit Freuden. Es kam ihm vor, als habe er dafür gelebt. Lucius gehorchen. Was könnte besser sein?
Der andere Mann stützte sich schwer auf seine Schulter. Ja, sein Stock war weg und Harry musste ihm als Ersatz dienen. Harry würde es mit Freuden tun. Er sah Lucius ins Gesicht, eifrig, diensteifrig, willig. Lucius grinste. "Gehn wir".
"Ich denke nicht, Lucius". Eine Stimme aus dem Hintergrund. Albus. Ach ja. Harry erinnerte sich dunkel. Der war ja auch noch da. Irgendwie war alles außer Lucius verschwommen, wie ein Traum: Nur Lucius Malfoy war real – seine Augen, sein Gesicht, sein schwerer Körper, der sich auf ihn, Harry, stützte. Lucius schien sich nicht zu erinnern. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut, Harry sah es bewundernd an. Lucius hatte nicht gewusst, dass Dumbledore da war. Aber Lucius würde wissen, was zu tun war.
"Das würde ich nicht tun, Lucius". Harry starrte. Offensichtlich hatte Dumbledore das Messer abgewehrt. Lucius sah nicht amüsiert aus. Und er war nun ohne Messer. "Harry". Harry sah Dumbledore an. Irgendwie komisch, dieser Gesichtsausdruck. So – dringend. Gar nicht Albus' Art, eigentlich. "Komm rüber zu mir, Harry." Harry starrte. Rüber kommen? Aber das ging doch nicht. Dann würde Lucius doch fallen. Lucius brauchte ihn doch.
"Komm rüber zu mir, Harry, und sieh Malfoy nicht an." Auch seine Stimme klang anders. Komisch. Und wieso sollte er Lucius nicht anschauen? Er wollte überhaupt nie wieder etwas anderes anschauen als Lucius. Er fühlte die Hand auf seiner Schulter sich verkrampfen, in seine Muskeln eindringen. Er sah Lucius an. Lucius grinste.
Harry machte einen Schritt auf Albus Dumbledore zu, stieß sein Knie in seinen Unterleib und nahm ihm das Messer ab.
