Also ich hoffe doch sehr, snuffkin, du kommst wieder:-) Natürlich geht Harry nicht mit Lucius, nicht wirklich, nicht wenn ich es verhindern kann *reibt ihre blauen Flecken* Aber Lucius ist eben so verdammt – nun ja. Du weisst schon.
Viel Spass und danke für die lieben reviews. Hach, allein um euch wiederzufinden, lohnte es sich, wieder auf ff.net zu kommen:-) *schmeisst Schokosevs in die Runde*
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XXV.
Severus blinzelte. Verdammt, er wurde wirklich allmählich zu alt für so etwas. Das zweite Mal innerhalb weniger Stunden ohnmächtig. Es waren doch wenige Stunden? Immerhin erinnerte er sich. Wenn er auch nicht wusste, wo er war und was genau passiert war. Der letzte Eindruck, der sich auf seine Netzhaut gepresst hatte, war Lucius. Sein alter Freund Lucius, der ihn nun endlich umbringen wollte. Snapes Mund verzog sich. Sein Kopf hämmerte. Oder war das außerhalb? Nein, es musste sein Kopf sein. Es passte zu den Schmerzen.
Und wo war er nun? Nicht tot, soviel stand mal fest. Bei allem, was er über das Nachher gehört hatte, Kopfschmerzen gehörten nicht dazu. Und auch sonst: dies war ganz sicher sein Körper, und das, was von seiner Seele noch übrig war, war noch darin. So weit, so schlecht. Was nun?
Es war dunkel. Das war nicht schlecht für seine Kopfschmerzen. Dunkel und klamm. Das war schlecht für seine Knochen. Er bewegte vorsichtig nach und nach seine Glieder. Nicht schlimmer als vorher. Der Kopf war am schlimmsten. Doch etwas war anders als das letzte Mal. Er war festgebunden. Verdammt. Das hieß, er war in Gefangenschaft geraten. Warum hatten sie ihn nicht getötet? Er hasste es, in Gefangenschaft zu sein. Seit seiner Zeit als Sklave hatte er eine Abneigung gegen Fesseln. Eine Abneigung, die so weit ging, dass er hektisch zu atmen anfing und merkte, dass sein Herz viel schneller schlug als ihm gut tat, dass er nicht mehr richtig Luft bekam und das Gefühl hatte, dringend aufs Klo zu müssen. Panikstörung hatte der Arzt gesagt, bei dem er damals gewesen war. Severus hatte geschnaubt und war seitdem nie wieder bei einem Arzt gewesen. Es war also nur sein Kopf. Nun gut. Daran konnte man nichts ändern. War vielleicht nicht anders zu erwarten, nach dem, was er erlebt hatte. Er hatte gelernt, damit zu leben. Er wusste nun, dass er nicht davon starb und auch nicht verrückt wurde. Meistens wusste er das. Gerade noch während eines Anfalls. Oder auch nicht. Es konnte schließlich immer das erste Mal sein. Das erste und letzte Mal, dass er wirklich starb.
"Severus", sagte eine Stimme. Sie klang irgendwie kleinlaut und beschwörend zugleich. "Severus, bitte stirb jetzt nicht. Nun haben wir es so lange ausgehalten, nun stirb nicht. Nicht hier. Bitte. Ich - brauche dich."
Potter. Harry. Er war hier. Severus atmete so langsam es seine Panik zuließ. Dunkler Kerker, angebunden, verletzt – Harry. Leben. Okay. Es ging. Langsam. Atmen. Leben. Hoffnung. Misthoffnung. Immer wieder das gleiche.
"Wo sind wir?", fragte Snape als er seiner Stimme wieder so weit traute. "Was ist passiert?" Was er meinte war: Wieso bist du bei mir, und nicht bei Lucius? Das letzte woran er sich erinnerte war ...
"Ruhig", sagte Harrys körperlose Stimme. "Atme ruhig. Du hast einen Schock, ganz bestimmt, und vielleicht eine Gehirnerschütterung. Atme ruhig. Bitte". Severus gab sich alle Mühe. "Gut". Es war sonderbar, diese körperlose Stimme zu hören, fast so, als seien sie gestorben und nicht mehr auf Erden. Doch dazu tat sein Körper zu weh.
"Wir sind in irgendeinem Keller", sagte Harry jetzt. "Und um uns tobt der Kampf. Hörst du nichts?" Doch, jetzt wo sich Severus anstrengte, und das Rauschen in seinen Ohren nicht mehr so laut war, und er sich nicht mehr so darauf konzentrierte, wie sein Atem ging, hörte er es. Kampflärm. Ja, und sie waren dann wohl in einem der unbenutzten Lagerräume unter dem Heim. Was aber immer noch nicht erklärte, warum Harry ...
"Severus, es tut mir so leid". Klang der Junge tränenerstickt? Nun ja. Das war ja wohl auch das Mindeste. "Wenn wir hier draufgehen sollten, weiss ich nicht, wie ich das wieder gutmachen könnte". Severus schnaubte. "Da hättest du natürlich ein Problem, das sehe ich." Ein kleines Glucksen. "Ich weiss wirklich nicht, wieso ich das getan habe."
"Was genau hast du getan?", fragte Severus. Das fragte er sich schon. Er war einfach Tom Riddle gefolgt und hatte an nichts anderes gedacht. Der Raum war voller Menschen gewesen, Albus war da, und Lucius Malfoy war sicher auf einem Stuhl gefesselt gewesen. Das nächste Mal, als er Harry gesehen hatte ... Severus biss sich auf die Lippen. Doch, wenn er so darüber nachdachte, war er durchaus neugierig.
"Ich hab Dumbledore mein Knie in die Eier gestoßen". Severus fühlte sich wie vom sprichwörtlichen Pferd getreten. "Du hast was?" "Du hast mich schon verstanden". Schweigen. Severus dachte nach. Eine ganze Weile. Harry klang bekümmert. Aber auch ein wenig Trotz hörte er heraus, es mochte an der Dunkelheit liegen, aber der Junge schien mehr Schichten zu haben als einem so jungen Menschen zustand. Nun, auch das war nicht so sehr verwunderlich.
Severus schnaubte. "Dafür gibt es sicher gute Gründe." Schweigen. "Ich gebe zu, dass hätte ich selber gerne getan." Severus konnte nicht anders, er musste lachen, als er sich vorstellte, wie das wohl ausgesehen haben mochte. Oh ja. Der alte Albus. Wurde auch mal Zeit, dass jemand das tat.
"Severus", Harry klang geschockt. "Ich habe Lucius befreit und bin mit ihm gegangen. Ich habe den ganzen Plan vereitelt. Einen Plan, der wohl schon bei meiner Geburt bestand oder so. Ich bin mit Lucius gegangen ...". Harrys Stimme verebbte.
"Ja, das sagtest du schon". Severus suchte nach einem bequemeren Platz auf dem nackten Boden. Es gab keinen. "Wieso bis du dann jetzt hier?"
Schweigen. Wieder langes Schweigen, in dem Severus außer dem Kampflärm stockendes Atmen hörte. "Bist du auch gefesselt? Zeig mir deine Hände."
"Das hab ich wohl verdient", sagte Harry und seine Stimme klang dumpf und hoffnungslos. Etwas bewegte sich in der Dunkelheit, circa einen Meter von Severus entfernt. Wenn er sich sehr anstrengte, konnte er Arme ausmachen. Und Hände. Und dazwischen konnte eine Fessel sein. Oder auch nur Schatten. "Hm", sagte er.
"Severus, ich weiss es ist unverzeihlich, was ich getan habe. Ich kann es nicht erklären. Ich weiss nur, ich musste mit ihm gehen. Und nun ist es vorbei. Ich ...". Wieder brach die Stimme ab. Es hätte Severus sehr gedauert, ein Herz brechen zu hören. Wenn er nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, auf seine Gedanken zu hören. Und den Kampflärm.
"Nun, was sagt das schon, ob du gefesselt bist", sagte er. "Sie können dich auch gefesselt haben und du bist dennoch noch auf ihrer Seite." "Severus". Snape richtete die Augen gen Himmel. Allmächtiger! Albus in die Eier treten, mit Lucius gehen, aber immer noch naiv glauben, dass die Dinge so waren, wie sie aussahen. Genau das was er brauchte – gerade jetzt daran erinnert zu werden, wie jung Potter noch war.
"Ist das nicht ein ganz klein wenig paranoid?", fragte der Bengel jetzt. Severus grunzte und zog die Augenbraue hoch. Das war hier in der Dunkelheit natürlich verschwendet, aber diese Geste kam einfach automatisch. Genau wie das Abchecken des Raums. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, hier rauszukommen. Es konnte doch wirklich nicht sein, dass sie hier drinbleiben mussten, während draussen sich der Kampf ohne sie entschied.
"Du kannst es meinetwegen auch Verfolgungswahn nennen", sagte er nebenbei. "Wenn du erst mal so alt bist wie ich, ist das der normale Zustand. Man wird eben ein wenig vorsichtiger mit den Jahren, wenn man erlebt, wie die Dinge schief laufen wenn man nicht ständig aufpasst. Zumindest sollte man das", fügte er ein wenig wehmütig hinzu. Er war nicht gerade vorsichtig gewesen. Oder doch. Aber er hatte sich nicht an sein besseres Wissen gehalten und sich dennoch mit Harry eingelassen. Und wohin hatte ihn das gebracht? Eben.
"Tut mir leid, dass ich dir jetzt nicht die von dir gewünschte Absolution erteilen kann. Ich will hier raus. Und zwar schnell." War der Kampflärm nicht lauter geworden? Verdammt, er brannte darauf, Lucius in die Finger zu kriegen. Und Riddle. Aber mehr noch Lucius. Er empfand den komplett albernen Drang laut zu rufen: ‚Lasst ihn mir übrig, Malfoy gehört mir', und tat es natürlich nicht. Die Jahre hatten ihn denn doch etwas gelehrt.
Die Tür öffnete sich und Severus schloss geblendet die Augen. Eine Gestalt huschte herein, als er sie wieder öffnete. Ein Messer blitzte auf.
Severus rieb sich die Hände, um wieder Blut hineinzubringen. Dann verengten sich seine Augen, und er sah seinen Befreier genauer an. "Remus? Was zum Teufel tust du hier?"
Der andere Mann grinste. "Freut mich auch dich zu sehen, Severus, mein Lieblingssklave. Aber wir haben jetzt keine Zeit für eine romantische Wiedesehensszene. Das Böse ist immer noch unter uns". Die braunen Augen rollten und der Mann war mit einer geschmeidigen Bewegung weg. Harry und Severus standen voreinander und ihre Blicke trafen sich.
