ANTWORTEN AUF REVIEWS
(und ein Exkurs über die deutschen Übersetzungen)
Hmmm...
Zunächst mal freue ich mich, daß die meisten von euch diesen Beitrag genauso
unernst genommen haben wie ich. ;-)
Und natürlich habe ich auch selber schon öfters gegen diese Regeln verstoßen
- ach nein, ich müßte ja sagen: habe ich mich an diese Regeln gehalten.
*grins*
Wenn ich daran denke, daß ich die sexhungrige Arwen in einer einzigen Nacht mit
Sam, Frodo, Gimli, einem Lallrog und Aragorn verpaart habe - und ich habe sie
auch noch *Lady Arwen* genannt ... Tss tss tss ... *an die eigene Nase faß*
Na, wer meine Geschichten kennt, dürfte gemerkt haben, daß hier einiges an
Selbstironie drinsteckt. Aber man soll ja immer an sich arbeiten, nicht wahr?
@ SweetDevil, Dimfalathiel
Weibliche Elben werden bei Tolkien nur an einer Stelle mit einem besonderen Wort
bezeichnet, nämlich als Galadriel sich nach ihrer Vamp-Show wieder
normalisiert: "Then she let her hand fall, and the light faded, and
suddenly she laughed again, and lo! she was shrunken: a slender elf-woman, clad
in simple white, whose gentle voice was soft and sad." LotR, II, 7 (The
Mirror of Galadriel)
In der Version von Maggie hört sich das so an: "Dann ließ sie die Hand
sinken, und das Licht verblaßte, und plötzlich lachte sie wieder, und siehe
da! sie war geschrumpft: eine schlanke Elbenfrau, in einfaches Weiß gekleidet,
deren liebliche Stimme leise und traurig war."
Wie Wolli das übersetzt, weiß ich nicht. Vielleicht hat er ja an dieser Stelle
tatsächlich das Wort "Elbin" benutzt. Könnte uns vielleicht eine
Leserin der Krege-Übersetzung freundlicherweise darüber aufklären? Wer hat
wann und wo das Wort "Elbin" erstmals im Deutschen verwendet?
Im Silmarillion kommt "elf-woman" ebenfalls nur ein einziges Mal vor;
das sagt Glaurung im Kampf mit Túrin. Auf deutsch kenne ich das Silm, die UT
und die Letters nicht. HoME liegt noch nicht elektronisch vor und ist deshalb
nicht durchsuchbar.
@ heitzenedera
She-elf? Natürlich eine Erfindung von PJ (oder einer seiner
Drehbuchschreiberinnen). Jedenfalls ist der Begriff in keinem der als e-text
vorliegenden (und damit durchsuchbaren) Werke Tolkiens zu finden (Hobbit, LotR,
Silm, UT, Letters).
She-elf ist wirklich eine barbarische Bildung. Eine Beleidigung. So als ob Elben
Tiere wären - genau das sollte wahrscheinlich auch damit impliziert werden,
denn der Ausruf kommt ja von einem Nazgûl. Im Deutschen müßte man das
wiedergeben mit "Elben-Weibchen" oder so ähnlich. Erinnert sich noch
jemand, welches Wort in der deutschen Version des Films verwendet wurde?
"Natürlich sind Fanfics Wunscherfüllung!"
Hm. Das gilt bei mir nur für die Parodien. Für meine beiden ernsten
Geschichten gilt das eindeutig nicht. *grübel*
"Die Balrog-lady Geschichte [...] - du solltest sie unbedingt posten."
Ich trau mich nicht. :-(
Erstens ist die Geschichte zu langatmig und
Zweitens macht sich wahrscheinlich keiner die Mühe, vor dem Lesen den Link zur
Erläuterung des Vaginal-Kühlergrills zu verfolgen und
Drittens kennt wohl kaum jemand die Carroux-Übersetzung, auf der die Story
aufbaut.
@ elektra und Shelley
Die leidigen Anglizismen. Leider liest man sie wirklich ÜBERALL.
"Praktische Erfahrungen im Total Quality Management und/oder Business
Process Re-engineering haben unsere Senior Berater/innen als externe Consultants
oder in einem in-house-Team erworben."
(aus einer Stellenanzeige in der "Wirtschaft")
Wer kein (selbst)kritisches Verhältnis zur Sprache hat, läßt sich unter
Umständen von ihr überwältigen, wie die Dame in folgendem Interview:
"Mein Leben ist eine einzige giving-story. Ich habe verstanden, daß man
contemporary sein muß, das future-Denken haben muß. Meine Idee war, die
hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den
Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, daß man viele Teile
einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das von Anfang
an auch supported. Der problembewußte Mensch von heute kann diese Sachen, diese
refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unsere
voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil
Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils."
(die Hamburger Modemacherin Jil Sander im Magazin der FAZ) (und wenn mir Smilies
zur Verfügung stünden, würde hier jetzt ein Kotz-Smilie stehen.)
@ Shelley
Das mit den "ernsthaften, würdevollen,
gemessenen" Elben ist natürlich übertrieben, sozusagen in die
entgegengesetzte Richtung übertrieben.
@ ness
Was diesen komischen Tom B. betrifft: Vielleicht sollte man den
FanFic-Autorinnen weismachen, daß er Tom Bombastodildo heißt, denn mit so
einem Namen hätte er gewisse Chancen, in gewissen Stories zu landen ... Oh.
Wäre das vielleicht etwas für *flüster:* Wünsch dir was?
@ Lord Finandiel
"Und egal was alle schreiben, es heißt Elbe."
Kein Anwohner dieses schönen Flusses wird dir da widersprechen, werte *Lady*
Finandiel.
"ich finde Legolas nett, w[ü]rde aber nicht mal in einer Fanfiction eine
Béziehung mit jemandem anfangen, der ca. 20 Jahre älter ist als ich"
Weißt du, das finde ich großartig von dir, daß du so offen über dein Alter
schreibst. Da Legolas mindestens 1.000 bis 2.000 Jahre alt ist, können wir uns
jetzt vorstellen, wie alt du bist - oder dich zumindest fühlst.
(Ähm... Bist du sicher, daß du Legolas nicht mit einem gewissen,
blondperückten Filmschauspieler verwechselst? Das soll schon vorgekommen sein
...)
@ elektra
Ich habe gleich nachgeschlagen und tatsächlich hat Maggie "erkiesen"
geschrieben! An einer Stelle, wo Tolkien einfach "to choose"
verwendet, das man problemlos mit "erwählen" übersetzen könnte.
Jaja, Maggie hat auch gelegentlich Mist gebaut. Aber nicht so oft wie Wolli.
Hier ein paar Super-Krege-Kracher aus meiner Sammlung, mit ein paar Kommentaren
von Lesern aus dem HdR-Film-Forum:
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Buch 1, Kapitel 1 (A long-expected Party). Die Hobbitkinder lesen die G-Rune auf
Gandalfs Gepäckstücken.
Tolkien: Hence the excitement of the hobbit-children. 'G for Grand!' they
shouted, and the old man smiled.
Carroux: Daher die Aufregung der Hobbitkinder. "G heißt
Großartig!" riefen sie, und der alte Mann schmunzelte.
Krege: "G wie g...!" riefen sie, und der Alte grinste.
Kreges g... kann hier nur "geil" heißen, denn jedes andere Wort
hätte man bedenkenlos ausschreiben können. Ist das die Ausdrucksweise von
Hobbitkindern? "Geil, Alter, eh!" Wenn es unbedingt ein modernes,
aktuelles, trendy Modewort sein muß, warum dann nicht "genial"? Und
bei Krege lächelt Gandalf nicht, sondern "grinst" auch noch wie ein
dirty old man. Kein Wunder, daß ein Leser dabei den folgenden Eindruck hatte:
"G, das steht für GAY", las ein Hobbitjunge aufgeregt. Gandalf
grinste und öffnete seine Hose ...
Warum verwendet der Übersetzer ein umgangssprachliches Wort mit sexueller
Konnotation, wo der Autor das nicht getan hat? Warum schreibt er dieses Wort
verschämt und feige mit Auslassungszeichen, wenn der Autor es nicht so vorgibt?
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Buch 1, Kapitel 3 (Three is Company). Ein Fuchs beobachtet die übernachtenden
Hobbits im Wald:
Tolkien: "Hobbits!" he thought.
Carroux: "Hobbits!" dachte er.
Krege: "Hobbits!" sagte er.
So erschafft Krege einen sprechenden Fuchs, etwas, das es in Tolkiens Mittelerde
schlicht und einfach nicht gibt.
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Buch 2, Kapitel 1 (Many Meetings). Elrond weckt Bilbo.
Tolkien: "Awake, little master."
Carroux: "Wacht auf, kleiner Herr."
Krege: "Wach auf, Kleiner."
Vom gemäßigt förmlichen zum allzu familiären.
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Buch 2, Kapitel 7 (The Mirror of Galadriel). Die Gefährten überbringen die
Neuigkeiten von Gandalfs Tod.
Tolkien: 'Alas!' said Aragorn. 'Gandalf the Grey fell into shadow. He
remained in Moria and did not escape.'
At these words all the Elves in the hall cried aloud in grief and amazement.
'These are evil tidings,' said Celeborn, 'the most evil that have been spoken
here in long years full of grievous deeds.'
Carroux: "Wehe!" sagte Aragorn. "Gandalf der Graue ist in
den Schatten gestürzt. Er ist in Moria geblieben und nicht entkommen".
Bei diesen Worten weinten alle Elben in der Halle laut vor Trauer und
Verwunderung. "Das sind schlimme Nachrichten", sagte Celeborn,
"die schlimmsten, die hier in langen Jahren voller furchtbarer Taten
verkündet worden sind".
Krege: "Ach!" sagte Aragorn. "Gandalf der Graue ist in den
Schatten gesunken. In Moria ist er geblieben und nicht entkommen."
Bei diesen Worten schrien die Elben im Saal laut auf vor Schmerz und
Bestürzung. "Dies ist schlimme Post," sagte Celeborn, "die
schlimmste, die wir hier in den langen Jahren voller Schreckenstaten vernommen
haben."
Das "Ach" (Krege) ist von der Bedeutung her dem "Wehe"
(Carroux) ebenbürtig (beides im Sinne von Schmerz), doch hat das
"ach" im modernen Deutsch eine so viel schwächere und beiläufige
Bedeutung (Ach, übrigens, Gandalf ist tot), daß ich es hier nicht gebraucht
hätte, nicht in einer "modernen" Übersetzung.
Und "in den Schatten gestürzt" (C) trifft sowohl den Originaltext wie
auch die tatsächliche Sachlage besser als "gesunken" (K), aber das
ist hier auch ein bißchen eine Ermessensfrage.
Daß die Elben "laut weinten" (C) finde ich noch unpassender als daß
sie "laut aufschrien" (K). Mir fällt aber auch nichts besseres ein
("Da klagten alle Elben laut"?).
Dann kommt die "schlimme Post" (K). Das klingt für heutige Ohren
befremdlich, gibt Krege aber die Gelegenheit, mit seinen Sprachkenntnissen
anzugeben. Ein Blick ins Etymologische Wörterbuch der Deutschen Sprache zeigt
uns, daß "Post" neben der allgemeinen Bedeutung als "Einrichtung
zur Beförderung von Brief-, Paket- und Geldsendungen und zur Übermittlung von
Nachrichten usw." im 16. Jahrhundert in der Tat auch im Sinne von
"Botschaft, Nachricht" gebraucht wurde. Wolfgang Krege scheint beim
deutschen Durchschnittsleser ganz selbstverständlich eine innige Vertrautheit
mit dieser historischen Spezialbedeutung vorauszusetzen. Ob er da wohl richtig
liegt und ob ihm die wohlverdiente Bewunderung des Lesers ob dieser
Sprachkompetenz zuteil wird? Ob der Leser der Krege-Übersetzung weiß
(errät?), daß es hier galt, eine im Original etwas altmodische Form
("evil tidings") in eine ebensolche deutsche Form zu bringen? Und ob
er wohl würdigen kann, daß dafür ein heute ganz anders aufgefaßtes Wort in
einer Spezialbedeutung aus dem 16. Jahrhundert verwendet wurde?
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Buch 2, Kapitel 7 (The Mirror of Galadriel). Als nächstes ein Vergleich der
Sprache von Celeborn und Galadriel. Bei Tolkien kann ich stilistisch keinen
Unterschied erkennen. Maggie macht auch keinen. Aber Krege unterscheidet beide
sehr stark. Achtet mal auf die dauernden "hätt' ich's, wär's, wollt',
ward" usw. bei Celeborn. Und warum diese auffällige Unterscheidung? Ich
kann mir nur einen Grund denken: Krege will zeigen, daß beide eine
unterschiedliche Herkunft haben: Celeborn ist ein Sinda aus Doriath, Galadriel
eine Noldo aus Valinor. Also Dialektunterschiede. Ist das weit hergeholt? Gar
elitär? Nöööö, ein Kenner wie Herr Krege muß schließlich sein Wissen
unter die Leute bringen, auch unter die, die's nicht mal merken.
Aber die Frage ist: Erkennt man diese Unterschiede auch schon in Tolkiens Text?
Ich finde, nein (man muß sich natürlich das ganze Kapitel durchlesen, was
folgt, ist nur ein Beispiel).
Tolkien: 'Alas!' said Celeborn. 'We long have feared that under Caradhras
a terror slept. But had I known that the Dwarves had stirred up this evil in
Moria again, I would have forbidden you to pass the northern borders, you and
all that went with you. And if it were possible, one would say that at the last
Gandalf fell from wisdom into folly, going needlessly into the net of Moria.'
'He would be rash indeed who said that thing,' said Galadriel gravely. 'Needless
were none of the deeds of Gandalf in life. Those that followed him knew not his
mind and cannot report his full purpose. But however it may be with the guide,
the followers are blameless. Do not repent of your welcome to the Dwarf. If our
folk had been exiled long and far from Lothlórien, who of the Galadhrim, even
Celeborn the Wise, would pass nigh and would not wish to look upon their ancient
home, though it had become an abode of dragons?
Carroux: "Wehe!" sagte Celeborn. Lange haben wir gefürchtet,
daß ein Schrecken unter Caradhras schläft. Aber hätte ich gewußt, daß die
Zwerge dieses Böse in Moria wieder aufgestört haben, dann hätte ich Euch
verboten, die Nordgrenze zu überschreiten, Euch und allen, die mit Euch gingen.
Und wenn es möglich wäre, dann würde man sagen, daß Gandalf zuletzt aus
Weisheit in Narrheit verfiel, da er unnötig in das Netz von Moria ging."
"Vorschnell wäre fürwahr derjenige, der solches meinte", sagte
Galadriel ernst. "Unnötig war keine von Gandalfs Taten im Leben.
Diejenigen, die ihm folgten, kannten seine Gedanken nicht und können über
seine genaue Absicht nicht berichten. Aber wie immer es mit dem Führer sein
mag, die Gefolgsleute sind schuldlos. Bereue nicht, daß du den Zwergen
wilIkommen geheißen hast. Wäre unser Volk lange und fern von Lothlórien
verbannt gewesen, wer von den Galadhrim, selbst Celeborn der Weise, würde in
der Nähe vorbeigehen und nicht wünschen, einen Blick auf die alte Heimat zu
werfen, auch wenn sie ein Wohnort von Drachen geworden wäre?
Krege: "Weh!" rief Celeborn. "Seit langem befürchteten
wir, dass unterm Caradhras ein Schrecknis schlief. Hätt' ich's gewusst, dass
die Zwerge dieses Ungeheuer in Moria wieder aufgestört, verboten hätt' ich dir
und allen, die mit dir kamen, die Nordgrenze zu überschreiten. Und wär's
möglich, so wollt' ich sagen, dass Gandalf vor lauter Weisheit zuletzt
wahnsinnig ward, sonst wär er nicht leichtfertig in das Netz von Moria
gegangen."
"Vorlaut wäre es freilich, dergleichen zu sagen, denn leichtfertig hat
Gandalf nie im Leben gehandelt", sagte Galadriel bedächtig. "Die ihm
folgten, kannten nicht seine Gedanken und vermögen seinen Plan nicht
vollständig wiederzugeben. Doch was immer zum Führer zu sagen sein mag, die
Geführten sind schuldlos. Bereue nicht, dass du den Zwerg wilIkommen geheißen!
Wäre unser Volk vertrieben worden und hätte lange fern von Lothlórien gelebt,
wer von den Galadhrim, der weise Celeborn selbst nicht ausgenommen, könnte an
der alten Heimat vorübergehen, ohne sie sehen zu wollen, und wäre sie auch
unterdessen zu einer Drachenhöhle geworden?
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Buch 3, Kapitel 3 (The Uruk-Hai). Ork-Konversation.
Tolkien: "What's happened to your precious Nazgûl? Has he had
another mount shot under him?"
Carroux: "Was ist mit deinem schönen Nazgûl geschehen? Ist
wiederum ein Reittier unter ihm erschossen worden?"
Krege: "Wo bleibt denn dein schöner Nazgûl? Haben sie ihm mal
wieder das Reittier unterm .... weggeschossen?"
Und wieder eine Auslassung bei Krege, die nur implizieren kann, daß hier das
Wort A r s c h gemeint gewesen ist. Das wäre nicht einmal so schlimm, denn die
Ork-Unterhaltungen hat Maggie tatsächlich viel zu gehoben übersetzt. Das
proletenhafte, ungebildete, umgangssprachliche Element fehlt bei ihr völlig.
Hier liegt Krege, was die Sprachebene angeht, durchgehend näher am Original.
Aber wenn er unbedingt den A r s c h verwenden will, dann soll er ihn um Himmels
willen auch hinschreiben anstatt sich feige hinter diesen jämmerlichen
Auslassungszeichen zu verstecken. Tolkien brauchte dieses Sprachmittel nicht:
Warum setzt der Übersetzer es dann ein?
Als Alternative wäre immerhin der "Hintern" möglich gewesen, nicht
ganz so deftig, aber dafür ein Wort, das man bedenkenlos ausschreiben kann.
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Buch 3, Kapitel 3 (The Uruk-hai). Grishnakh spricht:
Tolkien: "They might ask where his strange ideas came from. Did they
come from Saruman, perhaps? Who does he think he is, setting up on his own with
his filthy white badges?"
Carroux: "Sie fragen vielleicht, wo seine merkwürdigen
Vorstellungen herkommen. Kommen sie womöglich von Saruman? Wofür hält er sich
eigentlich, daß er aus sich heraus mit seinen dreckigen weißen Abzeichen
anfängt?"
Krege: "...die könnten sich dort fragen, wo Uglúk diese komischen
Ideen nur her hat. Etwa von Saruman? Was denkt der eigentlich, wer er ist? Denkt
er, er kann seine eigene Firma aufmachen, mit seinem schmierigen weißen Logo?..."
Maggies "aus sich heraus anfangen" ist sicher nicht zufriedenstellend.
Aber Krege übertreibt mal wieder ins Moderne. "Firma" und
"Logo" in Mittelerde, na toll!
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Buch 3, Kapitel 11 (The Palantír). Gandalf auf Schattenfell.
Tolkien: 'Farewell! Follow fast!' cried Gandalf. 'Away, Shadowfax!'
The great horse tossed his head. His flowing tail flicked in the moonlight. Then
he leapt forward, spurning the earth, and was gone like the north wind from the
mountains
Carroux: "Lebt wohl! Folgt rasch!" rief Gandalf. "Fort
Schattenfell."
Das große Pferd warf den Kopf zurück. Sein wallender Schweif zuckte im
Mondlicht. Dann sprang er vorwärts, die Erde mit den Hufen schlagend, und
brauste dahin wie der Nordwind vom Gebirge.
Krege: Sein wehender Schweif blinkte im Mondschein.
Kommentar von Arbrandir: "Da wollte Schattenfell wohl links abbiegen."
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Buch 4, Kapitel 6. Der Kapiteltitel
Tolkien: The Forbidden Pool
Carroux: Der verbotene Weiher
Krege: Der bewachte Fischteich
Kommentar von Arbrandir: "Ich nehme an, wir müssen noch froh sein, daß es
"Fischteich" heißt statt "Planschbecken"."
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Buch 5, Kapitel 1 (Minas Tirith).
Tolkien: Gandalf did not look at Pippin or speak a word to him as they
went.
Carroux: Gandalf schaute Pippin nicht an und sprach kein Wort mit ihm,
während sie gingen.
Krege: Pippin trippelte neben ihm her, doch Gandalf sah ihn nicht
an und sprach kein Wort mit ihm.
Auch hier keine Übersetzung, sondern eine Interpretation.
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Buch 5, Kapitel 1 (Minas Tirith). Bergil zu Pippin.
Tolkien: 'They will never overcome our Lord, and my father is very
valiant.'
Carroux: "Sie werden niemals unseren Herrn besiegen, und mein Vater
ist sehr tapfer."
Krege: "Unseren Statthalter kriegen sie nie klein, und mein
Vater ist unwiderstehlich."
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Buch 5, Kapitel 2 (The Passing of the Grey Company). Aragorn erklärt die
Geschichte des Schwurs am Stein von Erech.
Tolkien: 'Then Isildur said to their king: "Thou shalt be the last
king. And if the West prove mightier than thy Black Master, this curse I lay
upon thee and thy folk: to rest never until your oath is fulfilled. For this war
will last through years uncounted, and you shall be summoned once again ere the
end."
Betrachten wir nur den letzten Satz ("For this war ..."). Der wird
folgendermaßen übersetzt.
Carroux: Denn dieser
Krieg wird unzählige Jahre dauern, und noch einmal wirst du gerufen werden, ehe
das Ende kommt"
Krege:
Genau. Krege übersetzt ihn gar nicht. Er fehlt einfach.
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Buch 5, Kapitel 4 (The Siege of Gondor). Der witchking betritt die Stadt.
Tolkien: In rode the Lord of the Nazgûl. A great black shape against the
fires beyond he loomed up, grown to a vast menace of despair. In rode the Lord
of the Nazgûl, under the archway that no enemy ever yet had passed, and all
fled before his face.
Carroux: Hinein ritt der Herr der Nazgûl. Schwarz und groß ragte er vor
den Bränden dahinter auf, zu einer gewaltigen Drohung der Verzweiflung
angewachsen. Hinein ritt der Herr der Nazgûl, unter dem Torbogen hindurch, den
kein Feind je durchschritten hatte, und alle flohen vor seinem Angesicht.
Krege: Hinein ritt der Fürst der Nazgûl. Als ein großer schwarzer
Umriß vor den Feuern, die hinter ihm brannten, kam er näher und schwoll an
zu einer riesigen Drohgestalt der Verzweiflung. Durch den Torbogen kam er, den
noch kein Feind je passiert hatte, und alle flohen vor seinem Anblick.
Dazu Abrandir:
"- Der anschwellende Fürst der Nazgûl leidet entweder unter Ödemen oder
unter, äh, Flatulenzen (die zuvor erwähnten hinter ihm brennenden Feuer –
und die "Verzweiflung", von der nicht ganz klar wird, ob er sie
empfindet oder sie ausstrahlt – deuten auf letzteres)
- Was passiert hier mit Tolkiens dramatischem Satzrhythmus? "In rode ... In
rode..." ist nicht nur ein absichtlich gewähltes Stilmittel
(Parallelismus), es ist eine doppelte Inversion, die Tolkien offenbar ganz
bewußt einsetzt, um die Dramatik des Moments zu verstärken. Carroux hat das
erkannt und bildet es in ihrer Übersetzung ab; Krege tut so, als gäbe es diese
auktoriale Entscheidung nicht.
- Syntax des zweiten Satzes: Carroux' "Schwarz und groß ..., zu einer
..." spiegelt Tolkiens ‚abgehackte', rhythmisch akzentuierte Anordnung
"A great black shape ..., grown to a ...". Krege nölt umständlich
und herzlich undramatisch in konjunktivischer Aneinanderreihung.
- ‚face' wird kurzerhand zu ‚Anblick' umgedeutet – das wäre
vielleicht zu verkraften, wenn Tolkien ‚sight' verwendet hätte ... das hat
er aber nicht."
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields).
Tolkien: Out of the wreck rose the Black Rider, tall and threatening,
towering above her.
Carroux: Vor dem Kadaver erhob sich der schwarze Reiter, groß und
drohend ragte er über Éowyn auf.
Krege: Auf rappelte sich der schwarze Reiter und stand vor ihr, baumlang
und drohend.
Kommentar von Celebrían9: "Ein hübsches Inversionsbeispiel, bei dem Krege
sich wieder einmal selbst zerstört [...] Zwar ist die Verbvoranstellung auch
bei Tolkien vorhanden und trägt dort in hohem Maße zur Dramatisierung bei,
aber Krege erdrosselt den Satz mit der unmotivierten Wortwahl aufrappeln, was so
gar nicht zum Herrn der Nazgul passen will. (Nebenbei unterschlägt er
"wreck", macht aus "towering above her" das blasse
"stand vor ihr" und übersetzt "tall" plump mit
"baumlang"...) Carroux verzichtet zwar auf die im Deutschen schwer
verwirklichbare Verbvoranstellung, trotzdem ist ihre Variante letztlich die
dramatischere und texttreuere."
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields). Éowyn und Merry gegen
den witchking.
Tolkien: And behold! It was a winged creature ...
Carroux: Und siehe! es war ein geflügeltes Wesen ...
Krege: Ein Flügeltier war es ...
Was ist bei Krege aus dem "Behold" geworden? Er hat den ganzen
(zugegeben kurzen) Satz einfach weggelassen. ... Und sein
"Flügeltier" lassen wir mal gnädigerweise unkommentiert...
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields). Éowyn und Merry gegen
den witchking.
Tolkien: Merry crawled on all fours like a dazed beast, and such a horror
was on him that he was blind and sick.
Carroux: Merry kroch wie ein verstörtes Tier auf allen Vieren, und ein
solches Entsetzen lag auf ihm, daß er blind und elend war.
Krege: Wie ein halb totes Kaninchen kroch Merry auf allen vieren
beiseite; ihm war übel vor Angst, und er konnte nichts sehen.
Das "dazed beast" wird bei Krege zu einem "halbtoten
Kaninchen". Muß man dazu noch etwas sagen...?
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields). Éowyn und Merry gegen
den witchking.
Tolkien: "King's man! King's man!" his heart cried within
him.
Carroux: "Gefolgsmann des Königs! Gefolgsmann des Königs!"
rief ihm sein Herz zu.
Krege: "Schwertthan des Königs! Du bist sein Gefolgsmann!" schrie
eine innere Stimme ihn an.
Kommentar von Celebrian: "His heart cried – hu, wie kitschig, der
Nachmittagstalkshow-Generation nicht mehr zuzumuten. Lieber eine neutrale innere
Stimme."
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields). Éowyn und Merry gegen
den witchking.
Tolkien: Pity filled his heart
Carroux: Mitleid erfüllte sein Herz
Krege: Mitleid brachte sein gutes Herz in Bewegung
Kommentar von Celebrian: "Wozu die Stolperei, wenn die wörtliche
Übersetzung auf der Hand liegt, da absolut gebräuchlich im Deutschen?"
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields). Über das Reittier des
Herrn der Nazgûl:
Tolkien: Suddenly the great beast beat its hideous wings, and the wind of
them was foul.
Carroux: Plötzlich schlug das große Tier mit seinen abscheulichen
Flügeln, und der Luftzug vor ihnen war verpestet.
Krege: Plötzlich schlug das große Biest mit seinen widerlichen Flügeln
und machte einen übel riechenden Wind.
Kommentar von Celebrian: Hätte
er wenigstens "ein übel riechender Wind ging von ihm aus" o ä.
geschrieben. Aber Wind machen...
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Buch 5, Kapitel 6 (The Battle of the Pelennor Fields). Théoden kurz vor seinem
Tod.
Tolkien: 'A grim morn, and a glad day, and a golden sunset!'
Carroux: "Ein grimmer Morgen, ein froher Tag, ein goldener
Sonnenuntergang!"
Krege: "Ein grimmiger Morgen, ein froher Tag und ein goldener Abend!"
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Buch 6, Kapitel 5 (The Steward and the King). Faramir zu Éowyn.
Tolkien: "You desired to have the love of the Lord Aragorn. Because
he was high and puissant, and you wished to have renown and glory and to be
lifted far above the mean things that crawl on the earth."
Carroux: "Ihr wünschtet von Herrn Aragorn geliebt zu werden. Weil
er edel und mächtig ist und Ihr nach Ruhm und Glanz trachtetet und über die
gemeinen Wesen, die auf der Erde kriechen, weit erhaben sein wolltet."
Krege: "Du sehntest dich nach Herrn Aragorns Liebe. Weil er edel und
königlich ist und weil du durch Ruhm und Glanz über uns arme Würmer
weit erhoben zu werden wünschtest."
Aus den "mean things that crawl on the earth" werden bei Krege die im
Deutschen völlig anders verstandenen "armen Würmer", ja, Kreges
Faramir schließt sich selbst ausdrücklich noch in diesen Würmern ein!
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Buch 6, Kapitel 5 (The Steward and the King). Faramir zu Éowyn.
Tolkien: Then the heart of Éowyn changed, or else at last she understood
it.
Carroux: Da wandelte sich Éowyns Herz, oder sie verstand es endlich.
Krege: Da wandelte sich Éowyns Sinn, oder zumindest verstand sie ihn
nun.
Wen verstand sie? Ihren Sinn oder Faramir (mit dem sie gerade spricht)?
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Buch 6, Appendix A, Annals of the Kings and Rulers. II. (The House of Eorl).
Tolkien: Éomer was like his fathers before him; but Éowyn was slender
and tall, with a grace and pride that came her out of the South from Morwen of
Lossarnach, whom the Rohirrim had called Steelsheen.
Carroux: Èomer war wie seine Väter vor ihm; aber Èowyn war schlank und
groß, von einer Anmut und Würde, die vom Süden, von Morwen von Lossarnach,
die von den Rohirrim Stahlglanz genannt wurde, auf sie gekommen waren.
Krege: Éomer war wie seine Väter; doch Èowyn war groß und schlank,
anmutig und stolz wie ihre Mutter Morwen von Lossarnach, die von den
Rohirrim Stahlglanz genannt worden war.
Inhaltlicher Fehler bei Krege. Morwen war Éowyns Großmutter. Éowyns Mutter
hieß Théodwyn. (Das hat Krege nur wenige Sätze zuvor auch richtig übersetzt!
Um so unverständlicher ist nun dieser Patzer.)
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So, das soll erstmal genügen.
