Kapitel 15:

Dune Augen brauchten nicht lange, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Schließlich waren ihre Sinne ja wieder geschärft. Schnell hatte sie die dunkle Gestalt ausgemacht, die über der Plattform schwebte. Er  war nur ein schwarzer Fleck vor den klaren Sternenhimmel. Sie hielt inne und sah nach oben. Noch nie hatte sie so eine schöne Nacht erlebt. Der Himmel war absolut klar und er war übersät mit kleinen weißen Punkten, die so hell leuchteten, dass die Fliesen auf der Plattform ihr Licht reflektierten. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Die Luft war absolut rein und kühl, 'Zum Glück habe ich den Pulli an...'

Als sie die Augen wieder öffnete stand Piccolo nur noch zwei Meter von ihr entfernt. Er sah sie mit ernstem, ja beinahe prüfendem Blick an. Ob er wusste, was in ihr vorging, dass sie Angst vor dem hatte, was er gleich sagen würde? Sie malte sich die verschiedensten Szenarien aus. Beispielsweise, dass er mit 'Es tut mir Leid' nur gemeint hatte, dass es ihm leid tat, dass ER es nicht noch einmal geschafft hatte das Siegel zu öffnen und das es ihm dabei nur um ihre Kräfte ging und nicht um sie. Mehr und mehr schnürte sich ihr Herz zusammen als sie ihren Blick abwandte und traurig zu Boden sah.

„Ich hasse dich nicht!", das waren die ersten Worte, die sie von ihm hörte. Überrascht hob sie ihren Blick wieder und sah ihn an. Etwas in ihr drin machte Luftsprünge.

Seine Hand lag nun auf ihrer Schulter und er sprach weiter: "Wie könnte ich dich hassen?" - „Aaaber... aber du hast doch ..." - „Scht, ich weiß. Ich wollte dir nur eine Lektion erteilen." Er nahm seine Hand weg und sah in eine andere Richtung.

Dune schien es, als würde ein Kampf in seinem Inneren ablaufen. Aber schließlich schüttelte er seinen Kopf und da war er wieder, dieser kalte unnahbare Ausdruck.

„Die Legende stimmt, er ist auf dem Weg hierher. Ich spüre ihn bereits. Seine Kraft ist enorm. Gegen den komme ich nicht an. Aber du, du hast noch ein enormes Potential. Und ich kann dir nichts mehr beibringen. Ich kann dich nur körperlich trainieren. Du hast es aus eigener Kraft geschafft das Siegel zu öffnen und bist mir weit überlegen."

„Aber vielleicht kann ich dir noch etwas beibringen!" grinste sie und wusste genau, dass sie damit an seinem Stolz kratzte. Sie hoffte eigentlich, dass er sie jetzt angreifen würde, aber nichts geschah. Er sah einfach weiterhin zu Boden und ihr Grinsen verschwand. Es musste ihn wahnsinnig viel Überwindung gekostet haben das auszusprechen und sie machte sich über ihn lustig. Aber sie wusste nicht, wie sie sonst reagieren sollte. Sie kam einfach nicht an ihn heran.

„Doch! Ich hab's, du musst mir unbedingt zeigen, wie man die Kraft anderer spürt. Ich fühle das Monster nämlich nicht und ich möchte doch wissen, mit wem ich es zu tun habe!!!"

„Gut, das machen wir morgen! Es ist besser, wenn du dich noch ausruhst." Dune war sich nicht sicher, aber sie glaubte in seinem Knurren ein wenig Besorgnis zu hören. Sie lächelte. „Nein, ich habe lange genug geschlafen. Diese Nacht ist wirklich wunderschön. So was sieht man so selten. Ich werde sie einfach genießen." damit drehte sie sich zur Seite und ging auf den Rand der Plattform zu. Sie setzte sich, ließ die Beine über den Rand baumeln und blickte über die weiß leuchtenden Wolken unter sich zum Horizont. 'Das ist einfach wunderschön. Vielleicht kommt er ja her?', dachte sie immer noch lächelnd.

Piccolo starrte ihr verständnislos hinterher. 'Tse, so eine Zeitverschwendung!' Aber schließlich ging er ihr doch hinterher und setzte sich im Schneidersitz neben sie. Er schloss allerdings die Augen und begann zu meditieren. Er wusste nicht warum, aber jetzt, wo sie hier war, fiel ihm die Konzentration leichter. Er war wahnsinnig froh gewesen, als sie angedeutet hatte, dass sie im Palast bleiben möchte. Innerlich freute er sich schon riesig auf die Kämpfe mit ihr und auf die kleinen Streitereien.

Doch plötzlich wurde er durch etwas aus seiner Meditation gerissen. Er öffnete seine Augen und was er sah ließ ihm den Atem stocken.

Dune, sie lag in seinem Schoß. Es musste eine Menge Zeit vergangen sein und offensichtlich hatte sie die Müdigkeit übermannt und sie war einfach zur Seite gekippt. Nun lag sie mit ihrem Oberkörper schräg auf seinen gekreuzten Beinen und hatte ihren Kopf doch tatsächlich auf seinen rechten Oberschenkel gelegt. Als sie sich kurz darauf bewegte klammerte sie ihren linken Arm um sein rechtes Knie und kuschelte sich noch tiefer in seinen Schoß. Ihre silbrigen Haare glänzten in der aufgehenden Sonne und durch die Kälte der Nacht waren ihre Wangen ganz rosig geworden.

Als er überlegte, wie es kam, dass er nicht schwebte fiel ihm nur ein, dass es wohl daran liegen musste, dass er es vergessen hatte, weil er so in seinen Gedanken vertieft gewesen war. Sie musste wirklich eine sehr starke Wirkung auf ihn haben, denn er vergaß sonst nie. Aber schon allein die Wirkung ihrer Augen war ja außergewöhnlich. Irgendwann würde sie wohl alles über ihn erfahren und er konnte ihr nichts mehr verheimlichen.

Piccolos vorher noch entsetzter Ausdruck war einem ungewöhnlich sanften Lächeln gewichen. Selbst konnte er sich das nicht erklären, aber er genoss den Augenblick, in dem sie schwach und völlig schutzlos dort lag. Und er genoss ihr Vertrauen, was er offensichtlich wiedergewonnen hatte. Hätte ihn einer seiner Freunde so gesehen, er hätte ihn nicht wieder erkannt.

Als schließlich der dunkelrote Schein der Sonne auf den Wolken zu orange geworden war nahm er Dune sanft, darauf bedacht sie nicht zu wecken, in seine Arme und trug sie in ihr Zimmer.

Er legte sie aufs Bett und zippte ihr die Schuhe und die langen Sachen weg. Danach bekam sie ein langes T-Shirt an und er deckte sie zu.

Insgeheim fragte er sich schon, wann sie anfangen würde sich hier zu langweilen. Hier bei ihm.

Verärgert schüttelte er seinen Kopf. 'Sie wird gar keine Zeit haben sich zu langweilen, dafür sorge ich!!!'

Kapitel 16:

Am Nachmittag dieses Tages kamen Bulma, Trunks, Gohan, Videl und Goten, der sich vor den Hausaufgaben drücken wollte zu Besuch in Gottes Palast.

Gohan freute sich, dass Piccolo und Dune sich offensichtlich wieder vertragen hatten. Deswegen hatte er beschlossen sie zu besuchen und Videl gleich mitgebracht. Goten hatte ihn kurz vorher angebettelt ihn mit zu nehmen. Bulma hatte von Gohan erfahren, dass sich ihr „Schützling", wie sie Dune fortan nannte, wieder in Gottes Palast befand und war kurzentschlossen hingeflogen. Da sie keine Lust hatte ihren Sohn danach halb tot im GR zu entdecken hatte sie den Kleinen gleich mitgebracht. Der freute sich natürlich riesig, dass Son Goten auch da war und begrüßte die anderen nicht mal sondern zerrte den Jüngeren gleich mit sich um mit ihm zu kämpfen. Er hatte sich mehr oder weniger zwingen lassen mit zu gehen. Aber wenn's ums Essen geht sind halt alle Saiyajins gleich. Missgelaunt hatte er neben seiner Mutter im Flugzeug gesessen und sich seelisch und moralisch auf einen stinklangweiligen Nachmittag vorbereitet. Um so größer war dann die Freude, als er seinen besten Freund entdeckte.

Als Dune endlich als letzte heraus auf die Plattform trat waren die beiden schon in einen heftigen Schlagabtausch verwickelt.

Bulma und Videl staunten natürlich nicht schlecht, als ein völlig anders aussehendes Mädchen sie begrüßte. Dune merkte das natürlich und erklärte ihnen kurz, dass das ihr richtiges Aussehen war.

„Da das aber zu auffällig ist, bevorzuge ich auf der Erde eher diesen" sie verwandelte sich „Aufzug." und damit verwandelte sie sich zurück. Die Kinnladen der beiden Frauen lagen auf dem Boden und Gohan blickte belustigt zwischen seiner Verlobten und Bulma hin und her.

„Jetzt guckt mich doch nicht so an. Ich kann ja auch nichts dafür und da ich ja noch so einige Trainingskämpfe vor mir habe..." sie blinzelte zu Piccolo rüber, der aber nur desinteressiert zu den Kindern starrte, „will ich lieber Energie sparen."

Bulma hatte sich inzwischen wieder erholt und lächelte sie fröhlich an. „Das ist vielleicht auch besser so. So erkennt dich Vegeta nämlich nicht und er scheint irgendwie ziemlich wütend auf dich zu sein. Jedenfalls kommt seine Halsschlagader immer sehr weit raus, wenn ich deinen Namen nur erwähne, und fängt unkontrolliert an zu pulsieren."

Dune musste grinsen, fing aber gleich darauf einen mächtig bösen Blick von Piccolo ein und ihre Mundwinkel sanken wieder.

Nach etwa 2 Stunden verabschiedeten sich alle wieder. Diesmal waren es die zwei Jungs, die versuchten sich an das komische Mädchen zu erinnern. Doch sie kamen einfach nicht drauf. Also zog es Dune vor die zwei zu umarmen und schon bei der ersten Berührung fiel es ihnen plötzlich - wie durch Zufall - wieder ein.

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Als schließlich alle verschwunden waren merkte Dune plötzlich, wie ihr jemand ein Tuch um die Augen legte. Sie erschrak. Sie wusste ja, dass es Piccolo war. Aber was hatte er vor?

Völlig versteinert und mit offenem Mund stand sie auf der Plattform und wartete.

„Du wolltest doch lernen, wie man andere Energien aufspürt, oder?" ertönte schließlich eine tiefe Stimme hinter ihr. Jetzt war ihr natürlich alles klar. Sie entspannte sich zusehends und wartete nach einem kurzen Nicken auf weitere Instruktionen.

„Es ist wie Meditieren. Der Unterschied liegt aber darin, dass du dich auf deine Umgebung und nicht auf deine innere Kraft konzentrierst. Das ist sehr wichtig. Ich werde dich jetzt alleine lassen und trainieren gehen. Wenn ich in zwei Stunden wieder da bin sagst du mir wo ich gewesen bin, alles klar?" - wieder Nicken. Sie setzte sich auf den Boden und wartete. Danach begann sie sich zu konzentrieren.

'Gut, das kann ja nicht so schwer sein. Äußere Energien. Piccolo wird sicher weit weg fliegen. Ich fang also besser mit denen an, die in nächster Umgebung sind. Dende, wo bist du?' Nach etwa 15 Minuten wusste sie bereits, dass er sich in der Bibliothek des Palastes befand. Aber das reichte ihr noch nicht. Sie ging weiter mit ihrer Konzentration und schließlich konnte sie ihn richtig sehen. In Farbe und einschließlich Umgebung. Er saß en einem der riesigen Tische und blätterte in einem großen Buch, während Popo hinter ihm die Regale abstaubte. Sie hätte Luftsprünge machen können. 'Piccolo wird stolz auf mich sein!', dachte sie lächelnd. Sie verbrachte die nächste halbe Stunde damit ihre Freunde zu beobachten. Bulma bastelte gerade an einer Art fliegendem Motorrad herum. Trunks wurde von Vegeta durch den Gravitationsraum gejagt und Goten musste sich von seiner Mutter eine Standpauke wegen der Hausaufgaben anhören. 'Mein lieber Dende, ich kann sie fast hören!' Schließlich sah sie, wie Son Gohan und Videl gerade in Videls Küche saßen und durch einen riesigen Berg Pizzakartons getrennt miteinander redeten.

Danach suchte sie nach Piccolo. Sie konnte eindeutig spüren, dass er eine andere Aura hatte als die anderen. Und was sie noch mehr überraschte, war, dass sie ihn viel deutlicher sah. Er war gerade dabei einen riesigen Felsblock zu einer Pyramide zu verarbeiten um sie kurze Zeit nach der Vollendung wieder zu zerstören. Beeindruckt beobachtete sie seine Trainingsmethoden. Sie war total verblüfft, als er sich in zwei Piccolos teilte, die sich anschließend bekämpften.

Fast eine dreiviertel Stunde beobachte sie ihn, aber mehr und mehr wurde sie sich einer anderen Aura bewusst, die zwar noch weit entfernt war, sich aber mit rasanter Geschwindigkeit auf die Erde zu bewegte. Schließlich konzentrierte sie sich vollständig auf diese Aura und sprang plötzlich auf. Sie riss sich das Tuch herunter und der Angstschweiß auf ihrer Stirn war deutlich sichtbar.

„Verdammt, das ist zu früh!" rief sie und Dende kam aus dem Palast gelaufen. Er sah geschockt in ihr kreideweißes Gesicht. „Was hast du denn plötzlich? Ist irgendwas mit dir Dune, du bist so blass!" sagte er besorgt. „Er kommt schon in drei Monaten, Dende! Er kommt zu früh, ich werde es nicht schaffen. Er ist einfach zu stark." sagte sie noch bevor sie, den Tränen nahe wieder auf den Boden sank. „Ich werde versagen!!!"