Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie Malfoy tritt auf
Lucius Malfoy stürmte aus dem Salon. Er war völlig durchnässt, aus seinen Haaren rann das Wasser in seine Augen, und bei jedem Schritt hinterließ er riesige Pfützen. Es war ihm nicht gelungen, dem Gewitter ein vorzeitiges Ende zu setzen. Hatte diese Frau nicht gesagt, sie sei Muggel? Dafür hatte sie aber einen mächtigen Zauber hingelegt. Das würde ein Nachspiel haben!
Nun rief ihn auch noch von oben seine alte Mutter. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Sie war, was alle paar Monate vorkam, aus ihrem Dämmerschlaf erwacht, und dieses Mal war sie ungewöhnlich aktiv, was bedeutete, dass sie stets irgendwelche exzentrischen Wünsche äußerte, auf die man, so lautete wenigstens der Rat der Heiler und des Pflegepersonals, am besten eingehen sollte, denn meist beruhigte sie sich dann schnell wieder.
„Lucius, mein Sohn, warum kommst du denn nicht?"
Er öffnete die Tür zu ihrem Zimmer.
„Wie geht es dir heute, Mutter?"
„Gut, mir geht es sehr gut. Lucius, ich möchte ins Kino."
„Ins Kino? Du meinst, diese bewegten Bilder der Muggel? Was willst du denn da, du weißt, dass das nicht geht. Wir Zauberer haben mit der Welt der Muggel nichts zu schaffen. Wie kommst du überhaupt auf so einen Unsinn?"
„Dein Vater und ich, wir waren so oft im Kino." Sie begann, eine Melodie zu summen.(…as time goes by…)
„Mutter, mein Vater war ganz bestimmt nie im Kino!"
Lucius' Vater war vor gut zehn Jahren gestorben, und wenn es je einen radikalen Verfechter der vollständigen Trennung von Zauberer- und Muggelwelt gegeben hatte, dann sicherlich den alten Malfoy.
Seine Mutter entstammte ebenfalls einer altehrwürdigen Zaubererfamilie; seit Lucius sich erinnern konnte, war sie allerdings kränklich gewesen, schwermütig nannten es die Heiler, und sie verschrieben ihr allerlei Tränke und Kräuter. Sie war nie in der Lage gewesen, sich selber um ihren Sohn zu kümmern, er war seit seiner frühesten Kindheit von Gouvernanten und anderem Personal betreut worden. Seit dem Tod seines Vaters war seine Mutter immer mehr Opfer einer allgemeinen Verwirrung des Geistes geworden. Sie schien die Wirklichkeit immer weniger von ihren Wahnvorstellungen unterscheiden zu können.
Jetzt wiederholte sie störrisch:
„Lucius, ich möchte ins Kino, oder du kaufst mir so ein Ding, so einen DVD, und ein Home Cinema, mit Flachbildschirm, und natürlich all die alten Filme!"
„Was redest du da, was sind das für Dinge?"
„Draco hat mir von seinem letzten Muggelkunde-Ausflug Prospekte mitgebracht, da steht alles drin, man braucht nicht mehr ins Kino, man kann das alles jetzt zu Hause haben. Das ist ziemlich teuer, aber, - Lucius, wir haben doch so viel Gold!"
„Mutter, ich glaube, du brauchst ein bisschen Ruhe, ich werde die Pflegerin rufen."
Und damit verließ er das Zimmer.
