Eine runde Sache ....

"Ihr dachtet, ihr hättet den Horror kennen gelernt, als ihr von Sailormoon besiegt worden seid", fragte Prof. Tomoe und genehmigte sich einen Schluck bitteren grünen Tee. Im Gegenüber schlürfte der Erleuchtete über einen endlos langen Trinkhalm heiße Schokolade, während Königin Beryl an einem Blutorangesaft nippte.

Chaos, das der Frühstücksbesprechung der Lehrkräfte vorstand, hatte seinen schwarzen, amöbenähnlichen Körper über eine Schale mit Cornflakes und gezuckerter Milch gestülpt und saugte die Mischung in seinen unergründlichen Schlund.

"'Wie meinst du das?", knurrte Zirconia und biss in ihren Toast.

"Ihr wisst nicht, dass das Unterrichten schlimmer sein kann als ein Kampf gegen alle Senshi zusammen?" Prof. Tomoe's gesundes Auge glizterte. "Tja, dann ..."

"So schlimm wird es kaum werden", meldete sich Beryl gelassen. "Jeder von uns hat Untergebene befehligt, genau jene Sorte, die auch hier in den Klassenräumen sitzen werden."

"Dieser Ansicht bin ich auch!", tönte es unter der Kapuze des Erleuchteten hervor.

Chaos schob seinen Köper vom Tisch herunter auf den Stuhl und meinte. "Wenn ihr beide so überzeugt seid, dann übernehmt doch die erste Einheit?" Die beiden waren einen Moment sprachlos, was Chaos skrupellos wie es war, als Zustimmung interpretierte. "Danke, dass ich euch freiwillig gemeldet habt. Vergesst nicht, auf den Lehrplan zu schauen", ermahnte sie Chaos und erklärte die Frühstücksbesprechung für beendet. Es wurde bestimmt, dass Zirkonia heute mit dem Abwasche dran sei, Prof. Tomoe erklärte sich bereit, das Frühstück der Studenten zu überwachen und der Rest des Lehrerteams zog sich auf die Dachterasse zurück, um ein Sonnenbad zu nehmen.

Währenddessen schritten der Erleuchtete und Königin Beryl, nein, eigentlich schritt nur Königin Beryl, der Erleuchtete schwebte natürlich wie immer, den Flur hinab zum Lehrmittelzimmer. Praktischerweise hing an der Innenseite der Türe auch gleich der Lehrplan, damit man sah, welche Unterrichtsmittel man mitnehmen musste.

"Der Gebrauch von magischen Kugeln", las sie laut vor. "Wie praktisch, das ist eine meiner Spezialitäten."

"Werte Königin", krächzte es aus der Dunkelheit unter der Kapuze, "zufälligerweise sind Kugeln auch meine Spezialität." "Dann wird es ja keine Probleme geben", sagte Beryl zufrieden und nahm sich die Kiste mit der Aufschrift "Übungskugeln".

Die Studenten waren bereits mit dem Frühstück fertig und da Chaos es versäumt hatte, Monster oder sonstiges Dienstpersonal anzuwerben, musste Zirkonia auch diesen Berg Geschirr abwaschen. Zumindest war das Essen gesichert, Chaos langte mit einem Ausläufer seiner schwarzen Körperlosigkeit in eine andere Animedimension und holte einen Sack mit kleinen Kapseln hervor. Die Kapseln wurden gedrückt und auf den Tisch geworfen, woraufhin sich jeweils ein komplettes Mahl samt Geschirr und Gläsern materialisierte. So jedenfalls war das Frühstück erschienen und so plante Chaos auch alle anderen Mahlzeiten. Nur leider löste sich das Geschirr danach nicht in Luft auf, was die vielen leeren Schränke und Regale in der Küche erklärte.

Zirkonia hatte nicht etwa vor, sich auch nur einen ihrer runzeligen Finger nass zu machen. Statt dessen umgab sie sich mit Spiegeln ließ die Spiegelbilder ihrer selbst feste Gestalt annehmen und gab ihnen den Auftrag, sich um Geschirr und alles andere zu kümmern, während sie noch ein paar Tassen Kaffee schlürfte und die neueste Ausgabe des "Daily Mirror" studierte.

Inzwischen hatten der Erleuchtete und Königin Beryl den Hörsaal erreicht, die Studenten saßen an den Plätzen. Beim Eintritt der beiden Lehrer, erhoben sich die vier Generäle und verbeugten sich tief. Die Familie des Schwarzen Mondes winkte dem Erleuchteten zu.

Königin Beryl, die den Erleuchteten ohnehin für eine überhebliche, halbe Portion ansah, stellte sich vor die Studenten hin und suchte scharfen Auges jene, die es ebenfalls gewagt hatten, Mamoru/Endymion als ihre Beute anzusehen.

"Heute werdet ihr lernen, wie man mit magischen Kugeln umgeht." Sie schnippet mit den Fingern und ihre wohlbekannte Kugel auf dem Krallenstab schwebte vor ihr. "Kugeln sind immens nützliche Dinge und vor allem haben sie das Flair des Besonderen. Holt euch die Übungskugeln aus der Schachtel da hinten und dann könne wir mit dem Training beginnen."

"Werte Kollegin", tönte es hohl unter der Kapuze hervor, "wir sollten den Schülern Zeit geben, sich mit dem Gerät vertraut zu machen."

Beryl blickte ihn scharf an, doch da sie keine Augen sehen konnte (was ihr so langsam ziemlich nervte) zuckte sie gelassen die Achseln. "Wenn du meinst, werter Kollege."

Nach und nach kamen die Schüler nach vorne und jeder nahm sich eine Kugel aus der Schachtel.

"Ihr habt jetzt ein paar Minuten Zeit, die Funktionsweise und Nützlichkeit der Kugeln zu ergründen.", sagte der Erleuchtete mit seiner rauen Stimme.

Beryl zog einen Notizblock heraus und ließ ihre Blicke von Schüler zu Schüler wandern, während ihr Stift eifrig über das Papier huschte. Die Schüler nahmen die Aufforderung zum Training auf verschiedene Art und Weise wahr.

Zoisite betrachtete seine gelbe Kugel mit einem wenig begeisterten Gesichtsausdruck. "Meinst du Kunzite, hätte ich nicht eher einen blauen Ball nehmen sollen? Gelb steht mir nicht besonders ..."

"Aber nicht doch, Zoisite", Kunzites Augen leuchteten auf, als er die Struktur der Kugel zu analysieren versuchte, "dir steht doch jede Farbe".

"Also das denke ich nicht", kam es von hinten, wo Fischauge saß. Er ließ seine blaue Kugel langsam hin und her rollen, wobei er Kunzite einen schmachtenden Blick zu warf, "also blau ist definitiv kleidsamer für einen schönen Körper und ein zartes Gesicht." Bedeutsam spielte er mit seinen blauen Locken und sah vielsagend auf Zoities gelbbraunes Haar, was dieser mit einem giftigen Blick quittierte.

Jadeite und Nephrite bemühten sich, den Kugeln ihr Geheimnis zu entlocken. "Gib endlich deine Energie her", knurrte Jadeite seine Kugel an, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nephrite saß stirnrunzelnd über eine Sternenkarte gebeugt und berechnete, welche Kraft aus welchem Sternzeichen sich am besten mit der Kugel kombinieren ließe..

Das Amazonenquartett hatte längst die langen Stöcke hervorgeholt und die vier Mädchen visierten ihre Kugeln an..

"Treffer!", rief PallaPalla und die Kugel flog auf gegen die Wand, prallte ab und zischte zum offenen Fenster hinaus.

CereCere steckte daraufhin ihren Stock wieder weg, schnappte sich noch die Kugeln von JunJun und VesVes und begann mit den dreien zu jonglieren.

Kalaverite stritt sich mit Petzite, wer wohl die größere Kugel bekommen hatte, Berthierite poliere ihre Kugel mit einem Tuch, während Tigerauge hatte sein Brett erscheinen lassen, die Kugel drauf festgebunden und versuchte, sie mit seinen Messern zu treffen, was ihm nicht so recht gelang. Falkenauge wiederum hatte seinen Federring erscheinen lassen und versuchte, die Kugel hindurchzuwerfen, als sei das ein Basketballkorb.

"Ich weiß nicht so recht..." AluminiumSiren rollte ihre blaue Kugel mit dem Zeigefinger auf dem Pult vor und zurück. "Irgendwie erinnert sie mich an Wasser. Und Wasser an Fische ... und wenn ich Fisch rieche bekomme ich Hunger..."

Fischauge verschluckte sich und hustete. Betont langsam rutschte er ein paar Plätze weiter, außer Reichweite von Siren.

"Also was du immer hast...", IronMouse betrachtete ihre farblose Kugel von allen Seiten, "die hier erinnert mich mal nicht an was zu essen, sie ist einfach nur langweilig. Warum spielen wir nichts Interessanteres?"

"Vielleicht Katz und Maus?", schnurrte TinNyanko hinter ihr und leckte sich die Lippen. "Ich mag zwar auch Fisch wie Siren," Fischauge rutschte noch ein paar Plätze weiter, "aber ich sage auch zu anderen Häppchen nicht nein..." Sie schlug spielerisch an ihre schwarze Kugel, die ein paar Meter den Tisch hinunter rollte und sah LeadCrow bittend an, bis diese genervt die Kugel zurück schickte. Ihre eigene rote Kugel hatte LeadCrow fein säuberlich poliert und verglich sie mit jener von Berthierite, nicht so ganz sicher, welche nun schöner glänzte.

Der Erleuchtete sah dem ganzen Unwesen eine Weile lang zu, während er immer mehr Wut in sich aufstaute. Beryl wartete erst gar nicht so lange sondern knallte ihre eigene Kugel so laut auf den steinernen Lehrertisch, dass es in allen Ohren klirrte. "Was treibt ihr eigentlich?", brüllte sie. "Ich werde euch alle in den ewigen Schlaf schicken, wenn ihr nicht sofort still seid und zuhört!"

"Werte Kollegin", schnurrte der Erleuchtete hinter ihr, "ich schätze nicht, dass wir mit ewig schlafenden Studenten mehr Erfolg haben würden ..."

"Auf wessen Seite seid Ihr eigentlich?", knurrte Beryll halblaut, ehe sie sich wieder den Studenten zuwandte. "Auf die Plätze und Ruhe im Saal!"

Mehr aus Neugier wie aus Furcht fanden sich die Schüler auf ihren Sitzen ein. Besonders das Amazonenquartett fand es gähnend langweilig, einfach nur zuzuhören.

"Bähh! Gib mir deine Kugel!", jammerte PallaPalla und versuchte, Fischauge seine blaue Kugel zu klauen, doch dieser wich ihren Händen fortwährend geschickt aus. "Ich habe keine mehr."

Beryls Hände lagen nun auf ihrer Kugel und ein Lichtblitz schoss daraus hervor, der PallaPalla am Gesäß traf. "Auaaa!", jammerte PallaPalla und rieb sich ihre vier Buchstaben. "Was soll das denn?"

"Geh gefälligst raus und such dir deine Kugel!" herrschte Beryl sie an. "Du hast zehn Minuten, wenn du bis dahin nicht zurück bist, hast du Küchendienst für die nächsten drei Jahrtausende!"

PallaPalla begann halblaut an ihren Fingern abzuzählen wie viel wohl drei Jahrtausende waren, doch VesVes packte sie einfach am Kragen und warf sie zum Fenster hinaus. "Such endlich deine Kugel, oder wir sitzen hier noch morgen!" Nicht dass irgendeine Gefahr bestand, schließlich war das Zimmer nur im fünften Stock. PallaPalla kam auf den Beinen stehend unten an und begann sofort, nach ihrer Kugel zu suchen, weil sie VesVes' Kommandostimme mehr fürchtete als den Küchendienst.

Zufrieden rieb sich VesVes die Hände und schickte einen "so macht man es richtig"-Blick zu Beryl hinüber, welche auf diese Provokation vorerst nicht reagierte.

"Also hört her", sagte sie nach ein paar tiefen Atemzügen, "Kugeln können verschiedene Funktionen erfüllen. Zum Beispiel kann man Musik mit ihnen abspielen." Sie fischte eine Kassette heraus und stecke sie in ihre Kugel, worauf eine wirklich grauenhafte Musik erklang.

"Bitte Gnade!", winselten ihre Schüler. "Alles, nur nicht Supermoon Kiss!"

Beryl, die sich in weiser Voraussicht mit Ohrstöpseln versorgt hatte, grinste breit und wartete bis die platten Technoklänge die vorwitzigen Schüler in die Knie gezwungen hatten. Selbst als sich jeder in stummen Qualen an seinem Platz wand, hatte sie noch kein Einsehen.

JunJun war es schließlich, die unter Krämpfen ihre Kugel richtig positionierte und mit einem scharfen Stoß ihres Billardstabes diese knapp an Berylls Ohr vorbeischoss, dass sie in der Tafel stecken blieb. Der Schwung reichte aus, dass der eine Ohrstöpsel sich löste und selbst ein Ohr voll dieser Musik war mehr als genug... Beryll erblasste und schleuderte ihre eigene Kugel (es dauerte ihr zu lange, einfach die Kassette heraus zu fischen) gegen die Wand. Leider hatte diese vom Klopfen auf den Lehrertisch schon ein paar Sprünge ... Kurzum, es gab eine Stichflamme in zartem Blau- Weiß, dann ein Feuerwerk aus rußigem Rot und dann .... kurz bevor die Explosion den Dachstuhl um Einsturz bringen konnte, hatte sich der Erleuchtete seines Gewandes entledigt und es über die brennende Kugel gestülpt. Das Feuer erlosch, das Klassenzimmer, die Akademie und die Milchstraße waren gerettet, aber ...

"Ihhh... perverser Lustmolch!" - kreischte ausgerechnet Fischauge als erster und schleuderte seine Kugel wie eine Bowlingkugel auf ... nun ja, auf das zu, was man sieht, wenn der Erleuchtete kein Gewand trägt (nicht viel außer ein paar nackten Knochen, viel personifizierter Boshaftigkeit, garniert mit Funken der Macht) - aber das Signal wurde dankbar aufgenommen. Ehe Beryl, die noch vom Supermoon Kiss Sound geschockt in der Ecke lehnte, eingreifen konnte, hagelte es bereits Kugeln von allen Bänken.

Ein paar Mädchen, allen voran die vier Schwestern erwiesen sich als erstaunlich zielsicher und als sich die ersten Sprünge im Schädel zeigten, schnappte sich der Erleuchtete die noch glosenden Fetzen seines Gewandes und rief Beryl zu: "Ich überlasse den Unterricht Ihnen, Kollegin", ehe er rasch zur Türe hinausschlüpfte und unter ständigem Murmeln "... diese Kopfschmerzen..." Richtung Krankenzimmer schwebte.

Als ParaPara nach einer Weile strahlend mit ihrer Kugel zum Fenster herein kletterte, fand sie auf der Tafel nur noch die Notiz: "Sind im Garten und spielen Bocca. Der Unterricht entfällt wegen Unfähigkeit der Lehrer."

Am nächsten Tag meldeten sich Beryl und der Erleuchtete freiwillig zum Küchendienst.

Ende der dritten Lektion