Liebe des Todes

Kapitel 9


Es gab leisen Nieselregen und ein grauer Dunst lag über den Ländereien von Hogwarts.


Die gesamte Gryffindor-Mannschaft hatte sich bereits auf dem Quidditch-Platz versammelt, als Beatrice und Scarlett eintrafen. Bill zwinkerte ihnen zu und Scarlett winkte strahlend zurück, als sie sich einen Platz auf der Tribüne suchten.


Dann begann das Training. Zuerst war Beatrice mit den Gedanken immer ganz woanders. Raouls Gesicht flimmerte immer vor ihrem inneren Auge herum, als ein Aufschrei sie in die Wirklichkeit zurück kehren ließ.


Bill und Sven veranstalteten in der Luft einen wilden Tanz wobei sie sich gegenseitig einen roten Ball zuwarfen und die anderen nicht näher ließen.


"Hört auf mit dem Scheiß! Bill, du bist der Sucher! Los, suuuch!"


Beatrice verstand zwar nichts von dem, was der Junge da gerufen hatte, aber von nun ließ sie sich von Scarletts Begeisterung anstecken und verfolgte das Training gespannt.


Eins jedoch behielt sie im Hinterkopf. Kurz bevor Bill mit seinem Besen wieder seine Position hoch über den anderen angenommen hatte, war sein Blick kurz zu ihnen herüber geblitzt. Erst als Beatrice dann einen Blick auf Scarlett geworfen hatte, verstand sie. Deren Blick hing glänzend und voller Bewunderung an Bill. Von nun beobachtete Beatrice sie genau.


Immer, wenn Bill einen Looping machte, im Sturzflug auf den Boden zuraste oder freihändig in der Luft herumwurstelte, wurde sie blass und schlug vor Entsetzten die Hände vors Gesicht. Sobald Bill sich aber wieder waagerecht, hoch über den anderen und mit beiden Händen am Besen befand, seufzte sie erleichtert auf und ihre Augen begannen zu leuchten.


Auf Beatrices Gesicht machte sich ein nicht-sehbares Lächeln breit. Die beiden waren wie für einander geschaffen, die musste sie zusammenbringen!


Nach dem Training liefen die beiden Mädchen auf das Feld.


Beatrice hielt sich etwas abseits, während Scarlett begeistert mit den anderen über die Spielzüge diskutierte. Dann trat Bill zu Beatrice und hielt ihr seinen Besen hin.


"Willst du mal?"


Unsicher sah Beatrice von dem Besen in Bills Gesicht. Langsam streckte sie die Hand aus und ergriff den Stiel. Er fühlte sich noch dünner und schmaler an, als er aussah. Skeptisch sah sie auf. Alle Blicke waren auf die gerichtet.


"und darauf soll man das Gleichgewicht halten? Fällt man da nicht runter?"


Erstaunte Stille herrschte. Die anderen sahen sie verblüfft an. Noch kein Magier, keiner, hatte darüber nachgedacht, ob man einfach so vom Besen fallen könnte. Die meisten wuchsen mit der Besenfliegerei auf und sahen das als so normal an, wie es für die Muggel Autofahren war.

Schließlich grinste Bill.


"Sind wir runtergefallen?"


Beatrice war jedoch noch nicht überzeugt. Unsicher wog sie den Besen in der Hand.


"Der bricht doch durch! So dünn, wie der ist ..."


Nun wurde es den anderen zu viel.


"Los, steig auf! Fliegen ist ganz einfach! Du musst dich nur abstoßen!", ertönte es von den anderen.


Zögernd stieg Beatrice auf.


"Und jetzt nur abstoßen! Aber mit Gefühl!", munterte sie ein Junge mit braunen Haaren und Augen freundlich auf.

Beatrice runzelte die Stirn. Sie schwitzte. Klar, wenn sie zusah, fand sie auch, dass Quidditch ein interessanter Sport war, aber selber ...?


Sie schloss die Augen und spannte ihre Muskeln, darauf gefasst, jeden Moment unsanft auf den Boden zu fallen. Dann stieß sie sich ab.


Plötzlich hatte sie keinen Boden mehr unter den Füßen und sie wackelte bedenklich hin und her. Sie klammerte die Hände um den Besenstiel, was aber nicht viel half. Automatisch suchte sie mit den Beinen Halt, wie beim Reiten, jedoch war da nur Luft.

Ungewollt riss sie die Augen auf. Der Boden befand sie ungefähr zwei Meter unter ihr und wankte hin und her. Da Beatrice nicht schwindelfrei war, Höhenangst hatte und oft unter Seekrankheit litt, wenn sie auch nur ein Schiff betrat, verkrampfte sie sich nur noch mehr. Dadurch verlor sie das Gleichgewicht und hing nun mit dem Kopf nach unten am Besen. Erschrocken lies sie los und spürte plötzlich einen Schmerz am Rücken.


Erstaunt öffnete sie die Augen. Über ihr war grauer Himmel. Eine Eule flog gerade über ihr dahin, Richtung Schloss.


Dann erschienen sieben Gesichter über ihr. Das eine gehörte Scarlett, die anderen waren die, der Mannschafts-Mitglieder.

Mühsam rappelte Beatrice sich auf. Ihr Rücken und ihr Hintern schmerzten teuflisch, aber ansonsten hatte sie sich nichts getan.


"Mensch Beatrice, hast du uns einen Schrecken eingejagt!" Bills Gesicht war reichlich blass.


"Du darfst nicht so verkrampft sein. Du musst entspannt auf dem Besen sitzen!", versuchte ihr der braunäugige Junge zu erklären.


Beatrice schnitt eine Grimasse.


"Wenn man aber unter Höhenangst leidet und nicht schwindelfrei ist, ist das recht schwierig!"


Die anderen sah sich verlegen an. Sie hatten noch nie jemanden gesehen, der so untalentiert war (A/N: Neville kommt ja erst ein paar Jährchen später nach Hogwarts ^_^).


Beatrice bemerkte ihre Blicke. Sie stand auf und klopfte sich den Dreck von den Klamotten.


"Ich geh dann man. Mein Hintern tut noch verdammt weh, damit kann ich mich nicht setzten. Vielleicht geh ich schon ins Bett."


Keiner sagte etwas, als sie zum Schloss hochtrottete.

Deprimiert wandte sie ihre Schritte allerdings dann doch dem See zu. Sie setzte sich ans Ufer und starrte auf die Wasseroberfläche.


War sie hier in Hogwarts wohl? Sie wusste es nicht. Manchmal fühlte sie sich so glücklich, dass sie Gareth und Aslade vergaß und Hogwarts als ihre Heimat ansah, und manchmal wurde sie urplötzlich von ihrer alten Angst befallen und wünschte sich nichts anderes, als wieder in der gemütlichen Küche zu hocken und Aslade beim Backen zu zusehen. Klar, sie wusste mitlerweile, dass es Todesser waren, die ihre Eltern getötet hatten, und das nicht alle Zauberer zur schlechten Seite gehörten, aber konnte nicht jeder rüber wechseln? Was bedeutete es, in Gryffindor zu sein, wenn man unter Folterqualen gezwungen wurde, seine eigenen Leute auszuspionieren? Praktisch konnte sogar Bill ein Todesmal auf seinem Arm tragen. Beatrice schauderte es. Sie sah auf. Da lag es. Hogwarts. Von allen als der sicherste Ort in der Magierwelt angesehen, neben Gringotts natürlich. Groß. Mächtig. Und jetzt grau und düster.

Was wäre, wenn Voldermort es einnehmen würde? Die magische Welt beherrschen würde?


"Na, düstere Gedanken?"


Beatrice fuhr herum und errötete. Vor ihr stand Raoul.

Sie sah wieder auf den See.


"Mmh ..."


Ohne aufgefordert worden zu sein, setzte Raoul sich neben sie und sah sie an. Sie senkte verlegen den Kopf.


"Wo drückt denn der Schuh?"


Sollte sie es ihm erzählen?

Fast ungewollt sprudelten die Worte aus ihm heraus.


"Ich habe gerade beim Quidditch-Training der Gryffindors zugeguckt. Dann sollte ich selber mal fliegen. Ich habe es noch nie gemacht. Ich bin auch so total unsportlich, außerdem habe ich Höhenangst."


"Und?" Er sah sie mit ehrlichem Interesse an. Keine Spur von Spott oder Hohn in der Stimme.

Beatrice sah wieder auf den See.


"Ich lag schon nach 3 Sekunden auf dem Boden. Und zwar ziemlich schmerzhaft."


Zuckte es da um seine Mundwinkel? Nein, sein Gesicht ist völlig ernst. Er lächelte mitleidvoll.


"Tut's immer noch weh?"


"Ein bisschen."


"Wo denn?"


Sie zeigte ihm die Stelle. Er setzte sich hinter sie und begann, fachmännisch und sanft ihren Rücken zu massieren. Zuerst war es ihr peinlich, dann enspannte sie sich.


Es wurde merklich dunkler und im Schloss leuchteten bereits die ersten Lichter auf.

Schließlich ließ Raoul die Hände sinken.


"Besser?"


Sie nickte."


"Woher kannst du das nur so gut?"


Er grinste.


"Weiß ich nicht. Aber Übung macht den Meister und meine Mutter hat oft Rückenschmerzen, da muss ich ihr immer den Rücken massieren.

Was meinst du, wollen wir essen gehen?"


Er half ihr auf die Beine und gemeinsam machten sie sich auf zum Schloss.


The end


zissy: weiter, weiter!! du hast mir zwar schon grob erzaehlt, wie's weitergeht, aber ich WILL's endlich lesen *gg*