A/N: Hi, da bin ich wieder! Ich hoffe mal, ihr seid nicht alle im Urlaub und könnt mit schön reviewn... Tut mir leid, dass das Kapitel mehr oder weniger Ereignislos ist, aber ich musste einige Dinge einleiten. Die Einführung der Drachen und deren Dialoge gefallen mir übrigens nicht im Geringsten, ich denke und hoffe aber mal, dass diese sich in den nächsten Kapiteln verbessern!

Diesmal sind's übrigens nur 7 Seiten, mal so als unwichtige Info.

Achja, ich hab bemerkt, dass FF.net bei einigen Storys die Umlaute nicht mehr anerkennt, wie auch immer. Falls das hier der Fall sein sollte, muss ich mich entschuldigen, ihr müsst euch eben die Bedeutung der Wörter zusammenreimen.

Disclaimer: In diesem Kapitel hab ich nichts geklaut, was nicht schon in vorherigen erwähnt wurde...

Isi: Na ja, Belials Plan wird sowieso nicht aufgehen (so viel kann ich verraten) und den Rest haben wir ja schon geklärt :)

Draco-Fan : Natürlich übertreibst du! Aber egal... deine Fragen sollten sich eigentlich in diesem Kapitel klären.

666: Zu Befehl! War mir klar, dass die beiden dir gefallen... aber das könnte sich ja noch ändern.

Viciousdragon: Danke, aber Draco kommt leider immer noch nicht vor, obwohl er einmal kurz erwähnt wird, mal sehn, ob ihrs rauskriegt!

Maia: Danke, freut mich natürlich, wenn ich dich zum Weiterlesen bewegen konnte!

Anonymous: Well, I think I could translate it, but it would take me month because I'm so lazy...it would also be very hard without any help and it's easier to read than to write in English, you know. But thanks for your review!

***Kapitel 3*****Treffen mit den Drachen***

Ramata starrte die Frau an, von der sie geglaubt hatte, sie würde sie kennen... von der sie geglaubt hatte, sie wäre ihre Freundin.

Die Lichter umgaben Adrienne, stießen gegen ihre Haut, wirbelten in einem warmen, rotgoldenen Ton um ihr Fleisch. Für einen Moment begann sie genauso zu glühen wie der Mann in der Eckzelle. Als sie ganz in das Licht gehüllt war, glättete sich ihre Haut ein wenig. Ihr Rücken straffte sich und die Jahre schienen von ihrem Körper abzufallen. Sie war noch immer alt und das Böse stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, trotzdem gab es keinen Zweifel, dass sie wesentlich jünger wirkte als noch einige Sekunden zuvor.

Sie lächelte Ramata an. „Es hat keinen Sinn, wenn du dich dort hinten in der Zelle versteckst. Ich kann das Blut bis dahin werfen." Wieder tauchte sie den Löffel in den Eimer, rührte einen Moment lang darin herum, um die Spannung zu erhöhen und sprach dabei leise und sanft mit Ramata. „Weißt du, der Mann – sein Name war Hekarus – war kein Kin. Seine Magie konnte nicht auf mich übertragen werden – schließlich hatte er keine. Sicher fragst du dich jetzt, warum ich ihn überhaupt getötet habe. Außer seiner Jugend konnte er mir nichts geben."

Adrienne lächelte Ramata fröhlich an. Dann rührte sie weiter in dem Blut herum.

„Nun, bis auf das Vergnügen, den Kindir beim Sterben zuzusehen, sind sie mir nicht von Nutzen... Aber du... du bist eine Kin. Du hast Macht. Macht und Jugend. Eigenschaften, die ich gerne vereint sehe. Die Kin haben sie – und ich habe die Kin, einem nach dem anderen."

Sie lachte kurz und trocken. Abermals hob sie den schweren Löffel aus dem Eimer mit dem Blut, blickte zu Ramata und schleuderte das Blut zur Seite... auf ein junges, schwangeres Mädchen namens Sheekala.

Das Mädchen, das sich zitternd in die entlegenste Ecke seiner Zelle gekauert hatte, schrie wie die Geister von tausend Toten.

Adrienne lächelte noch breiter und fröhlicher. Amüsiert schüttelte sie den Kopf. „Die schwangeren sind immer am interessantesten."

Ramata wandte sich ab. Sie wollte die Schreie nicht mehr hören – die albtraumhaften Schreie. Doch sie wusste, dass sie die Schreie niemals vergessen konnte. Sie würden sie bis zu ihrem Tod verfolgen.

Adrienne legte den Kopf schief. In dieser Haltung wirkte sie wie ein böser Vogel; ein angriffslustiger Geier oder sogar ein stolzer Adler, kurz bevor er zu seiner Beute herunter stößt.

„In tausend Jahren werden so viele Dinge alt und verlieren ihren Reiz, Ramata. Die Sonne geht auf und sie geht unter, immer mit der gleichen langweiligen Eintönigkeit. Du kennst alles Amüsante, hast jede Geschichte gehört und jedes Lied gesungen, bis du es unendlich leid bist. Die Dinge verblassen, werden bedeutungslos, stumpfsinnig. Es wird so schwierig... so ungeheuer schwierig... sich jeden Tag neu zu motivieren."

Die Schreie des Mädchens wurden zu einem leisen, flüssigen Schluchzen. Obwohl Ramata wünschte, sie hätte weder Adrienne noch das sterbende Mädchen gehört, erreichten die Geräusche ihren Verstand mit schrecklicher Klarheit.

„Warum hast du sie umgebracht?", fragte Ramata anklagend – und auch ein wenig neugierig. „Sie war noch jung und konnte dir kaum Magie bringen. Jugend hast du doch nun schon von dem Kindir bekommen."

„Tatsächlich wird sie mir kaum Leben geben können. Sie war noch viel zu jung, um Magie zu besitzen. Weder für mich noch für meine Wächter ist sie mehr als ein Appetithappen – da hast du Recht. Aber ich brauche sie. Nach all den Jahren habe ich herausgefunden, dass lediglich eine Attraktion mich nicht langweilt – das phantastische Spektakel des Todes. Und dieses junge Mädchen hat mich außerordentlich amüsiert." Adriennes Gesicht war eine absurde Farce des herzlichen, freundlichen Lächelns, dass Ramata früher an ihr gesehen hatte. „Für dich gilt dasselbe."

Kein Schreien mehr. Nichts. Sheekala war tot. Es war still geworden, bis auf ein leises Flehen um Gnade in den anderen Zellen.

Adrienne steckte den Löffel wieder in den Eimer.

Ramata bereitete sich innerlich auf Kommendes vor - sie war eine Kin und noch dazu eine aus der Alten Linie, sie würde tapfer und erhobenen Hauptes sterben. „Ich habe dir meine Freundschaft gegeben", sagte sie kalt. „Du hast sie nicht verdient."

„Ich habe deine Freundschaft nicht _gebraucht_. Warum sollte sich der Löwe mit dem Lamm anfreunden, das er zum Abendessen verspeisen wird – wenn nicht aus Freude an der Ironie? Warum sollte sich der Vogel mit dem Wurm anfreunden? Du bist nichts weiter als Fleisch. Und du warst niemals etwas anderes."

Ramata straffte sich. Es waren nur noch Minuten – vielleicht sogar Sekunden bis zu ihrem Tod. „Du hast dich geirrt", sagte sie. „Du hast nicht verstanden, wer der Vogel ist und wer der Wurm. Ich bin auf den Schwingen des Falken geflogen. Ich kenne Liebe und Freude. Ich kenne das Wunder des Lebens. Ich habe die Sonne gesehen, den Mond und die Sterne. Aber solange du lebst, wirst du anderes kennen als Blindheit und Dreck, Hass und Hässlichkeit, Gift und Bösartigkeit. Du wirst niemals glücklich sein. Dein langes Leben wird nie mehr als eine Aneinanderreihung elender Tage und Nächte sein."

Adrienne fauchte und schleuderte einen Löffel mit Blut auf die Gefangene. „Aber ich werde leben." Das Blut spritzte auf Ramatas Haut, kalt, dick und stinkend. „Ich werde leben und ihr alle werdet sterben."

Die Lichter kamen. Die wunderschönen Lichter, die abermals sanft erstrahlten. Weich, blass und schön schwirrten sie heran wie Sterne, die man in Schnee verwandelt hatte. Sie berührten Haut und Kleider. Es war, als ließe sich ein Schmetterling nieder.

Und dann kam der Schmerz.

*****

Hermiones Albträume flossen ineinander, wurden zu einem einzigen schauerlich surrealistischen Gewirr aus Blut und Knochen. Ein Jäger mit blaugrau-goldenen Augen, Reißzähnen und Klauenbewehrten Händen von schmerzhafter, fremdartiger Schönheit; ein fürchterlicher Gestank; das überwältigende Gefühl abgrundtiefer Bosheit. Es war zugleich hell und dunkel, furchtbar und wunderschön.

Sie war gefangen, diesen wirren Vergleichen ausgesetzt, die das Böse waren und sie heimsuchten. Sie wollte sich nicht abwenden, wollte weiter die Schönheit des Wesens betrachten – sie wusste jetzt, dass es ein Mensch war, den sie sah – wollte in sein Gesicht sehen... doch da war kein Gesicht. Alles war konturenlos, war der Körper weiblich oder männlich? Spielte es eine Rolle? Das Wesen war wunderschön und todbringend. Denn es war ein Mensch. Es war wie jeder Mensch.

Plötzlich wurde das Wesen von Lichtern umgeben – schöne Lichter, die es töteten. Dort standen Harry und Ron, sie sahen zu, sie amüsierten sich, denn auch sie waren Menschen. Wunderschön und todbringend.

Hermione wollte sich losreißen, um Harry und Ron vor den Lichtern zu warnen, denn die Lichter würden sie ganz sicher nicht verschonen, aber sie konnte nicht, da sie festgebunden war und – Was? Festgebunden?

Langsam kehrte Hermione wieder in die Realität zurück, öffnete vorsichtig die Augen, wollte sich eine Hand davor halten, um sich vor dem Licht zu schützen und bemerkte, dass sie tatsächlich an den Tisch gefesselt war.

„Was machen wir mit ihr?"

„Wacht sie auf?"

„Kommt, lasst uns einfach von hier verschwinden, wir dürften gar nicht hier sein!"

„Spielverderber."

„Bathin hat Recht, Orcus. Lasst uns gehen."

„Aber Hydra..."

„Nein, Orcus. Pan sucht bestimmt schon nach uns."

„Sollten wir sie nicht wenigstens losbeißen?"

„Bathin, bist du verrückt? Die Kin sind unsere Feinde, sie jagen und töten uns. Hast wohl in Politik nicht aufgepasst, was?"

„Woher weißt du, dass sie eine Kin ist, Hydra? Sie könnte genauso gut eine Kindir sein. Und in Politik passt doch sowieso niemand auf."

„Hydra! Orcus! Bathin!"

„Wie gesagt, Pan sucht nach uns."

„Gut, dann lassen wir sie eben hier liegen uns gehen einfach."

Während der ganzen Unterhaltung hatte Hermione keinen Mucks von sich gegeben. Zu schockiert war sie über das, was sie, durch ein Tischbein von den Blicken der Eindringlinge geschützt, beobachtet hatte.

Da waren doch tatsächlich drei junge Drachen, der oder die größte vielleicht zehn Zentimeter unter der Zimmerdecke, seelenruhig durch die kleine Hütte spaziert und hatten sich über sie unterhalten.

Geredet. Und zwar Englisch. Sehr seltsam.

So ein Quatsch, sagte sie zu sich selbst, ich muss noch geträumt haben.

Erleichtert seufzte Hermione und blickte die kleine Tür an, die nach Draußen führte und immer noch sperrangelweitoffen stand. Durch diese Tür kam gerade der kleinste Drache – sie hatten ihn Orcus genannt – sah sie mit riesigen, ovalen, lila Augen an, bemerkte, dass ihre Augen geöffnet waren und erschrak, sodass eine kleine Rauchwolke aus seinen Nüstern kam. Rasch drehte er sich um, stieß dabei mit seinem langen Drachenschwanz den kleinen Holztisch um und rannte „Pan! PAAAAN!" kreischend aus der Hütte.

Durch das Umfallen des Tisches hatten sich Hermiones Fesseln soweit gelöst, dass sie ihre Hände durch die Schlaufen stecken konnte und frei war. Verwirrt rieb sie sich die Handgelenke und begab sich ebenfalls nach Draußen. Schließlich hatten die Drachen keineswegs bedrohlich gewirkt und vielleicht konnten sie ihr helfen.

Der Jungdrache von eben – Orcus – machte, einige Meter von der Hütte entfernt, ein höllisches Spektakel. Er rief mit durchdringenden Schreien seine Drachenkumpanen zu sich, schlug aufgeregt mit den kurzen, ledernen Flügeln und versuchte immer wieder, Feuer auszustoßen, was jedoch bloß in kleinen Rauchwolken endete.

Durch die wilden Gesten und Rufe des Jungen angelockt, war wenig später ein dunkler Fleck hoch oben am Himmel zu erkennen, der sich langsam näherte und schließlich in einem halsbrecherischen Sturzflug vor Orcus landete. Der Drache – ob weiblich oder männlich konnte Hermione nicht feststellen – war um einiges größer als Orcus und wirkte auch sehr viel älter und erfahrener. Er hatte eine lange, silberne Schnauze, die mit kleinen Nüstern endete, aus denen ununterbrochen kleine Flammen schossen. Wohl vor Zorn, wie Hermione sich dachte, denn seine roten Augen waren zu Schlitzen verengt und funkelten den Jungdrachen böse an. Langsam faltete der Drache seine fast durchsichtigen, schwarzen Flügel wieder eng an den silbernen Körper. „Orcus, du hältst uns alle auf. Ist dir eigentlich klar, in welcher Gefahr wir uns befinden? Nein, sei still – wenn ich sage, dass wir zurückfliegen, dann solltest du folgen und nicht den Kin anstarren."

Mit Kin schien Hermione gemeint zu sein. Diese war nur froh, noch nicht entdeckt worden zu sein.

Der Drache sprach mit einer erfahrenen, femininen Stimme, als er das Junge zurechtwies und wollte schon wieder die riesigen Flügel ausbreiten, um zurückzufliegen, als Hermione sich ein Herz fasste.

„Ähm... Entschuldigung!"

Erschrocken fuhren Orcus und seine Wächterin herum und starrten sie aus großen Augen an. Doch schien das Weibchen gute Manieren gewöhnt und daher machte sie keine Anstalten, fortzufliegen, geschweige denn, Hermione anzugreifen. Stattdessen wartete sie höflich, bis Hermione abermals das Wort ergriff.

„Ich... ich habe mich hier verirrt und kann meine Begleiter nicht finden. Ihr habt nicht zufällig zwei junge Männer hier in der Gegend gesehen?" Sie atmete erleichtert auf, als die Drachengesichter nachdenklich wurden, da sie sich nicht sicher war, wie man einen Drachen anredete...

„Wir kommen aus dem Norden und sind über Canda geflogen", erwiderte das Weibchen nicht ohne eine gewisse Feindseligkeit in der Stimme. „Wenn ihre Begleiter sich dorthin verirren, sind sie reichlich dumm."

„Oh", sagte Hermione und blickte betreten zu Boden. Was sollte sie jetzt tun? Wenn es Nacht wurde und die Lichter, von denen Belial gesprochen hatte, kamen... „Nun gut, dann werde ich einfach weiterhin in der Hütte Schutz suchen, vielen Dank."

Die beiden sahen sie verwundert an.

„Wovon spricht die Kin?", flüsterte Orcus gut hörbar.

Hermione drehte sich um – und sah keine Hütte. Alles was sie sah, war unberührtes Gras, als wäre dieser Fleck der Erde niemals betreten worden. Mit offenem Mund starrte Hermione auf das saftige grüne Gras. Seltsam. Sehr seltsam.

„Sagt, woher kommt ihr?", sagte das Weibchen plötzlich sanft. Offenbar hielt es Hermione für verrückt.

„England", antwortete die Angesprochene verwirrt und drehte der imaginären Hütte den Rücken zu, um dem Weibchen in die Augen zu sehen. Diese blickten sie nun viel offener und... interessierter an.

„England?", wunderte sich Orcus. „Aber ist das nicht – "

„Still!" Das Weibchen schlug ihm mit einer Bärenähnlichen Pranke aufs Maul. Dann wandte sie sich wieder Hermione zu. „Wenn ich mich der Höflichkeitshalber vorstellen darf: Ich bin Pan, Tochter des Zeudros und der Mitula, Mutter der Baka, Gemahlin des Oriax, Großmutter des Orcus und der Echidna, Kusine des..."

Und so fuhr sie noch viele Minuten lang fort, ohne auch nur einmal Luft zu holen, bis sie schließlich mit „245 Jahre, Wächterin über die Jungdrachen" endete.

„Ähm... Hi, ich bin Hermione Granger", stellte sich die verdutze junge Frau ebenfalls vor und kam sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag dumm und ungeschickt vor.

„Nun gut." Pan atmete heftig ein und schoss dann eine Feuerfontäne in die Luft, die Hermione mit ihrer Gewalt die Augenbrauen ansengte.

Binnen Sekunden kamen die beiden anderen Drachen, die Hermione zuvor in der vermeintlichen Hütte gesehen hatte, aus einem, wie es schien, sicheren Versteck hervor geflogen und reckten stolz die Brust, als Pan Anstalten machte, sie vorzustellen. Zuerst beehrte der größte Jungdrache – ein 62 jähriges Weibchen namens Hydra – Hermione mit seinem Stammbaum, bevor der 45 jährige Bathin am Zuge war. Orcus schnaubte wütend, als er nicht vorgestellt wurde.

„Hermione", sprach Pan, nachdem sie Orcus einen strafenden Blick zugeworfen hatte. „ Es wäre uns eine Ehre, euch auf die Burg des Drachenlords zu geleiten. Ich bin sicher, ihr werdet für ihn von Interesse sein. Nun kommt, klettert auf Hydras Rücken und haltet euch gut fest."

*****

Die Sonne schien heiß auf die beiden herab und die Trockenheit der Luft war beinahe unerträglich, doch Harry und Ron marschierten weiterhin in der Mittagshitze durch die grüne Landschaft und hofften auf ein Zeichen der Zivilisation.

Denn, wie Belial ihnen zu verstehen gegeben hatte, es ging um Leben oder Tod.

Der Gesprächsstoff war ihnen schon vor Stunden ausgegangen, zu lange hatten sie nichts voneinander gehört, als das sie mehr als Small Talk zustanden brachten. Und so wanderten sie weiter, sehnten sich nach Schatten und erholsamen Pausen und hingen ihren Gedanken nach.

Jedoch wandte Harry den Blick bald nach rechts zu einer Baumgruppe, als er aus den Augenwinkeln etwas Schwarzes hatte vorbeifliegen sehen. „Hast du das gesehen, Ron?", wollte er skeptisch wissen. Er war sich nicht einmal sicher, ob er nicht doch fantasierte, die Gefahr eines Hitzeschlags war schließlich nicht gerade niedrig.

„Eine Krähe", erwiderte Ron schulterzuckend und spuckte gelangweilt das mittlerweile viel zu warme Wasser aus, das sie als Proviant mitgenommen hatten und von dem er zu trinken begonnen hatte. „Folgt uns schon seit 'ner ganzen Weile, wenn ich mich nicht irre."

Empört blickte Harry seinen Freund an. „Und du hast nichts gesagt? Ist dir klar, dass Vögel einem nicht nur zum Spass folgen?"

„Komm schon, Harry." Ron zuckte erneut mit den Schultern. Er schwitze erbärmlich und sein Mund war furchtbar trocken – er hatte andere Probleme als einen kleinen schwarzen Vogel. „Kann schon sein, dass er uns folgt, aber was soll er denn gegen uns ausrichten? Haben wir noch eins von den Thunfischsandwiches?"

Harrys Blick verweilte auf einer der nahen Baumkronen, die hoch in den Himmel ragten; dort meinte er, die Krähe verschwinden zu sehen haben. Einerseits hatte Ron natürlich recht – wie sollte so ein winziges Tier ihnen schaden? – doch hatte er aus schmerzlichen Erfahrungen gelernt und er plante nicht, früherer Fehler der Unachtsamkeit zu wiederholen. „Nein", sagte er langsam und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, um die Sonnenstrahlen aus seinem Blickfeld zu verbannen. „Nein, Thunfisch ist keiner mehr da."

Ein Rascheln des Rucksackes und ein Aufstöhnen Rons verrieten ihm, dass weder Thunfisch noch andere Nahrung mehr vorhanden war. Es sollte noch ein langer Marsch werden.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass die beiden während der Unterhaltung stehen geblieben waren, jedoch war für Pausen keine Zeit, denn es hieß, Hermione zu retten. Seufzend lief Harry weiter und rief Ron zu sich, der auf der Suche nach ein paar essbaren Krümeln am Boden des Rucksacks gewühlt hatte.

Wiederum schweigend wanderten sie einige Zeit weiter und warfen des Öfteren sorgenvolle Blicke gen Himmel, der drohte, sich in ein oder zwei Stunden zu verfinstern. Eine zu große Gefahr im Dunkeln zu wandern, wie Belial ihnen mehrmals versichert hatte.

Schließlich wurden die Baumgruppen dichter und schlossen sich vor einem Hügel zu einem winzigen Tannenwäldchen zusammen.

Froh, endlich nicht mehr der stechenden Sonne ausgesetzt zu sein, fiel ihnen das Laufen im Wald um einiges leichter als auf der Ebene, aber auch die Abwechslung des Waldes verschwand bald; die Bäume lichteten sich und Harry und Ron standen nun auf dem Hügel, von dem aus sie das Land über ungefähr zwei Kilometer überblicken konnten. Ron stieß einen freudigen, jedoch undefinierbaren Kehllaut aus, als sie in der Ferne die vielen kleinen Häuser der Stadt erkennen konnten.