6. Kronprinzessin


Einige Wochen waren seit dem Zwischenfall mit Vader vergangen, ich war im fünften Monat und lag nun auf einer Untersuchungsliege, mein sich rundender Bauch vollgeschmiert mit einem kalten, glitschigen Gel. Ultraschalluntersuchung. Ich fühlte mich nicht sehr wohl.

Neben Dr. Ramen und mir war auch Palpatine anwesend. Sein Verwesungsgeruch war abscheulich und ich wünschte, es wäre schon vorbei und ich könnte auf die Toilette. Aber noch mußte festgestellt werden, wie es dem Kind ging und was für ein Geschlecht es hatte.

Ich wußte es bereits. Und ich hatte Angst. Palpatine würde nicht glücklich sein. Ich wollte nicht ersticken wie die anderen und ich wollte auch nicht, daß meinem Baby etwas passierte. Während Dr. Ramen die Untersuchung durchführte, fuhren mir die wildesten Gedanken durch den Kopf. Es fiel mir schwer, nicht hinauszulaufen und mich zu verstecken, aber irgendwie schaffte ich es.

"Euer Majestät," fing der Arzt an und ich schielte zum Imperator hinüber, "es ist ein gesundes Mädchen."
Ich sah die rasende Wut in Palpatines Augen, aber er brachte sie unter Kontrolle. Sie verrauchte. Er wirkte ruhig, enttäuscht, aber gefaßt.

Erst als ich mich später in den Fahrstuhl schleppte, wurde mir klar, daß Palpatine keine Wahl mehr hatte. Er mußte das Kind so nehmen, wie es war, oder er würde überhaupt keines haben.

Vorerst waren wir sicher und ich stürzte mich mit Heißhunger auf das opulente Abendmahl. Ich hatte bereits 15 Kilo zugenommen, die deutlich zu sehen waren.
Verließ ich den Damenflügel, mußte ich einen weiten Umhang mit Kapuze tragen, um nicht aufzufallen. Es war lästig, aber was blieb mir anderes übrig?

Vader und Piett waren schon längst auf der Jagd nach den Rebellen und der Rest hier wurde uninformiert gehalten.
Mein Bauch blieb ein Geheimnis. Genauso wie meine Angst, was nach der Geburt sein würde.

***

Der Imperator hatte die Angewohnheit ohne Ankündigung bei mir reinzuschneien. So auch an diesem Morgen zwei Tage nach der Nachricht, daß es kein Sohn war.
Ich machte Tee und servierte irgendwelches bröckliges Gebäck, daß mir meine Mutter geschickt hatte.

Er rückte nicht mit seinem Anliegen heraus und mir froren die Lippen vom höflichen Lächeln ein. Das Gebäck schien mir widerlich und der Tee viel zu bitter. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken. Erst als der Tee getrunken war und nur noch wenige Gebäckstücke übrig waren, sagte er: "Kluges Mädchen, was braucht en Kind unbedingt?"

Sein Raubtier-Blick fuhr über meinen Bauch und ein Schauder lief meinen Rücken hinunter. Ich dachte nach.
"Einen Namen?" preßte ich schließlich aus meinen erstarrten Lippen hervor.

"Ganz genau." Er lächelte boshaft. "Da ich denke, daß du nichts dagegen hast, habe ich bereits einen Namen ausgesucht."
Ich war erstarrt. Aber was hatte ich erwartet? Daß Palpatine mir die Namenswahl überlassen oder sich zumindest mit meinen Vorschlägen auseinandersetzen würde?
Lächerlich!

"Und für was für einen Namen habt Ihr Euch entschieden, Euer Majestät?" fragte ich endlich.
"Mia," antwortete er. Seine Augen waren voller Gemeinheit, aber ich konnte an diesem Namen nichts gemeines finden. Er schien für mich normal, zu schlicht für eine Prinzessin vielleicht, aber ansonsten...

Palpatine beobachtete mich, dann warf er seine Serviette auf den Küchentisch und stand auf.
"Morgen kommen Bauarbeiter. Sie werden die Wand zu der leerstehende Wohnung nebenan durchbrechen und ein Kinderzimmer mit entsprechenden dazugehörigen Räumlichkeiten herstellen."

"Was? Morgen schon?"
"Einwände, teure Arina?" Sein Blick war eiskalt.
"Nein, natürlich nicht, ich war lediglich überrascht," beeilte ich mich zu sagen. Dann ging er und ich schüttelte nur meinen Kopf.

***

Während am nächsten Tag eifrig geschraubt, gebohrt, durchgebrochen und Staub in ale Winkel verstreut wurde, saß ich in der stillen und verlassenen Bibliothek und durchkämmte Namensbücher nach dem Namen, den Palpatine meinem Baby geben würde.

Die meisten listeten den Namen noch nicht mal auf und ein gutes Dutzend konnte mir nicht sagen, was er bedeutete. Ich legte ein corellianisches Buch auf den stetig wachsenden Stapel neben mir und suchte weiter. Nichts, nichts und wieder nichts.

Ich lief die Regale ab und fand in einer Ecke noch einen Stapel Namensbücher von Naboo. Sie waren uralt und sehr verstaubt. Ich erinnerte mich, daß Palpatine von diesem Planeten kommen sollte und schleppte sie hustend an meinen Tisch.

Es waren vier. In den ersten beiden nichts, im dritten allerdings wurde ich fündig.
Mein Blut fühlte sich wie Eis an, kalt und erstarrt.

Mia - Mein.
Mein. Sein Eigentum. Mir wurde schlecht und ich mußte mich zurückhalten, nicht den Teppich zu ruinieren.
Wie konnte er nur? Wie...?

Weil er es konnte. Weil niemand ihn aufhalten konnte. Ich wimmerte und ließ die Tränen fallen. Ich war nun etwas mehr als zwei Jahre hier und er erschreckte und verletzte mich immer und immer wieder.
Und nun würde er dasselbe Spiel mit meiner Tochter anfangen! Ich ballte meine Hände bis sie schmerzten.

Schließlich schlug ich den Buchdeckel zu und starrte auf den Einband. Da fiel mein tränenverschleierter Blick auf das vierte und letzte Buch. Ein kleiner Lichtstrahl bohrte sich in mein Herz. Ich nahm das Buch und schlug es bei M auf.
Mia - Mein. Das Licht wurde etwas kleiner. Doch daneben stand noch etwas.
"Auch Ableitung von alt-nabooisch Miandraia mit der Bedeutung "Licht aus der Dunkelheit"."

Das Licht in mir wurde strahlend hell und die Schatten verschwanden. Palpatine hatte unbewußt seiner Tochter einen Namen gegeben, der für das Gute stand.
Mit einem breiten Lächeln räumte ich die Bücher auf und suchte mir dann etwas zu essen. Glücklichsein macht hungrig.