Rados' Hinrichtung wurde am Vortag von Mias erstem Geburtstag plötzlich auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich sah keinen Sinn darin, aber ich war froh, daß er noch ein bißchen Zeit haben würde...daß wir noch ein bißchen Zeit haben würden.
Am morgen ihres Geburtstags zog ich mein hellblaues Seidenkleid an. Mia sah unglaublich niedlich in ihrem weißen Rüschenkleidchen und mit der rosa Schleife im Haar aus.
Ich schenkte ihr einen weißen Plüschbären und von Vira bekam sie einen Plüschfrosch, was Mia mit einem erfreuten "Vila!" quittierte (Mia hatte noch immer Probleme mit dem ‚R'.).
Wir verbrachte den Vormittag damit, zu spielen. Am Nachmittag verabschiedete sich Vira und ich bereitete mich mental auf Palpatines Besuch vor.
Es würde eine kleine Torte und Tee geben. Ich fragte mich, was Palpatine Mia schenken würde. Ich hoffte, daß es nichts scharfes oder gefährliches war. Eigentlich hoffte ich, er würde ihr gar nichts schenken.
Schließlich kam er durch den Gang, deutlich zu bemerken an Mias verkrampfter Körperhaltung, und klopfte.
Ich öffnete ihm mit Mia auf dem Arm.
"Guten Tag, Euer Majestät."
"Guten Tag, Arina. Hallo Mia!"
Er tätschelte ihr Köpfchen, danach setzten wir uns an die kleine Geburtstagstafel.
Während ich die Torte aufschnitt, legte Palpatine zwei Schachteln auf den Tisch. Sie waren nicht verpackt und so konnte ich den golden eingeprägten Schriftzug auf ihnen lesen. Es war der Name des besten und definitiv teuersten Juweliers von ganz Coruscant. Meine Augen wurden groß.
Palpatine nahm eine der Schachteln.
"Das hier ist für dich, Mia." Er lächelte dieses ekelerregende Lächeln.
Ich öffnete die Schatulle für Mia.
Es war eine runde und recht flache Spieldose, aber was für eine. Sie war aus Gold und auf dem Deckel war ein Yin-Yang-Zeichen aus schwarzem und weißem Correba-Horn. In der Mitte, umschlungen von den fischartigen Leibern Yin und Yangs, war ein großer Diamant eingelassen. Er glitzerte und funkelte im Licht.
Ich öffnete den Deckel und sofort erklang eine zauberhafte Melodie. Mia gefiel sie, denn sie starrte in ehrfurchtsvollem Staunen auf die Spieluhr.
Das Innere war schwarz und über diesen schwarzen Grund tanzten goldene Sterne.
Dieses Spielzeug hatte mehr gekostet als ein normaler Bürger Coruscants in drei Jahren verdiente.
Mia nahm mir die Spieldose vorsichtig aus der Hand und sah den Sternen bei ihrem Tanz zu und lauschte der Musik.
Palpatine beobachtete sie zufrieden. "Gefällt sie dir?"
Mia sah ihn an und nickte.
"Das freut mich, Mia."
Während Mia sich wieder der Spieldose zuwand, schob Palpatine die zweite Schatulle zu mir hinüber.
"Ein Geschenk für mich?" fragte ich verwundert.
"Du hast mir eine Erbin geschenkt. Betrachte es als...Bezahlung!" Er lächelte boshaft.
Ich schluckte schwer und ich verkniff mir, ihm zu sagen, daß ich keine Hure wäre.
Es interessierte ihn nicht, ob ich eine war, ihm genügte es, mir das Gefühl zu geben, ich wäre eine.
Ich öffnete die Schatulle und fand ein prachtvolles Halsband besetzt mit Smaragden vor.
"Möchtest du es nicht umlegen?"
"Ja...," sagte ich verwirrt. Das Halsband war weniger wert als die Spieldose, dennoch war es wunderschön und viele Frauen würden mich um einen derartigen Schmuck beneiden.
Ich legte es um. Dabei fiel mir auf, daß es hinten eine Öse hatte und zudem noch etwas eng saß, nur gerade so, daß es mich störte. Ich bedankte mich aber artig und wandte mich dann der Torte zu.
Es wurde Abend und ich steckte Mia in ihr Bett. Sie war müde und sie würde sicher durchschlafen. Ihr Bettchen stand inzwischen wieder im Kinderzimmer. Sie hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt.
Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, saß Palpatine noch immer an dem Tisch. Meine stille Hoffnung, daß er verschwinden würde, hatte sich nicht erfüllt. Ich räumte den Tisch ab und ignorierte Palpatines Starren.
"Arina, denkst du, daß es klug ist, mich zu betrügen?" fragte er plötzlich.
"Ich betrüge Euch nicht, Euer Majestät," antwortete ich ihm wahrheitsgemäß.
Was sollte das? Ich runzelte die Stirn.
"Noch nicht, aber du denkst daran. Du scheinst ja einiges für den Rebellen zu empfinden, wenn die Menge deiner Besuche bei ihm ein Messwert ist."
Ich blieb geschockt stehen. Woher wußte er von meinen Besuchen bei Rados?
Er lächelte böse.
"Oh, natürlich hast du mich noch nicht betrogen, aber es sei dir versichert, daß ich deine Gedanken lesen kann. Und einige davon sind nicht gerade lupenrein."
"Ich würde mit niemandem irgendeine Beziehung eingehen!" meinte ich haßerfüllt.
Allein der Gedanke an körperliche Liebe machte mich krank.
Aber das galt nicht für alle Teile meines Gehirns, wie ich von Palpatine hier vorgehalten bekam. Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Palpatine erhob sich und umkreiste mich wie ein Kraytdrachen ein hilfloses Bantha-Kalb. Ich zwang mich, still stehenzubleiben.
"Weißt du, daß die Zellen verwanzt und mit Kameras ausgestattet sind? Die Wachmänner hätten sicher viel Spaß, solltest du eines Tages einem deiner Instinkte folgen."
Ich gab keine Antwort, denn ich fürchtete, wenn ich den Mund öffnete, müßte ich mich übergeben.
"So schweigsam heute?" Plötzlich stand er hinter mir und ich roch und schmeckte diesen fauligen Gestank, der aus jeder seiner Poren aufstieg. Ich preßte meine Lippen aufeinander.
Er legte seine Hand beinahe sanft in meinen Nacken. Und dann hörte ich, wie ein Karabinerhaken einrastete. Plötzlich fühlte ich einen Zug an dem Smaragdhalsband.
Palpatine trat vor mich und ich konnte in seiner Hand eine Kette sehen. Sie war aus Corellia-Glas gefertigt und damit fast unzerstörbar. Im Inneren der gläsernen Kettenglieder war feiner Golddraht zu sehen. Sie war wunderschön und ich haßte sie.
Palpatine zog hart an der Kette und ich schnappte unwillkürlich nach Luft.
"Soweit wirst du nicht kommen, dafür werde ich sorgen. Ich schätze, du brauchst eine Erinnerung daran, wem du gehörst," erklärte er mir boshaft.
Meine Augen huschten verschreckt zur Schlafzimmertür. Seit Palpatine in jener Nacht zu mir gekommen war, um Mia zu zeugen, hatte er mich nicht mehr angerührt.
"Ich gehöre nur mir!" überspielte ich meinen Schrecken mit Wut.
Ich griff nach hinten in meinen Nacken, um die Kette zu lösen, doch Palpatine riß so hart an der Kette, daß ich nach vorne taumelte und mich gerade noch fangen konnte.
Er zerrte mich zur Schlafzimmertür und stieß mich unsanft auf den Boden vor meinem Bett.
"Du gehörst allein mir," sagte er mit gefährlich sanfter Stimme. Dann begann das Rascheln seiner Kleidung und ich schloß angewidert und kraftlos meine Augen. Ich war machtlos.
Während ich quer über meinem Bett lag, mein Kopf über der Kante hängend mit einem verzweifelten Blick Richtung Tür, benutzte er mich wie schon so oft davor. Doch diesmal war er noch rücksichtsloser. Er bestrafte mich für etwas, daß ich niemals getan hätte.
In meine Hölle drang das leise Quietschen der Tür. Ich sah hin und durch einen winzigen Spalt konnte ich Mia sehen, deren Augen vor Angst und Unverständnis groß wurden.
Ich streckte kraftlos eine Hand nach ihr aus und sie verschwand verängstigt aus meinem Blickfeld. Palpatine hatte seine Tochter nicht bemerkt.
Meine Hand fiel auf den Boden. Sie hatte gesehen, daß all ihre Ängste in Bezug auf Palpatine stimmten. Ich schloß gequält meine Augen. Was für Narben würde das in ihrer Seele hinterlassen? Es war schrecklich.
Irgendwie tat alles weh. Mit einem leisen Stöhnen drehte ich mich auf die Seite und warf einen Blick auf das Chronometer. Tatsächlich schon Morgen. Ich war enttäuscht, daß ich nicht noch etwas länger schlafen konnte.
Müde griff ich nach meinem Bademantel und hüllte mich in den weichen Stoff.
Die Geschehnisse von letzter Nacht hatten das Unwirkliche eines bösen Traums und doch bewiesen mir die Schmerzen im Lenden-, Brust- und Halsbereich, daß es real gewesen war. Und Mias entsetztes Gesicht...Ich konnte nur hoffen, daß sie in der Dunkelheit nicht allzu viele Details erkannt hatte.
Ich fühlte mich krank. Ich blieb liegen. Nur noch ein kleines Weilchen...eine Viertelstunde...
Als ich meine Augen wieder aufschlug war eine ganze Stunde vergangen. Ich hörte das leise Quietschen der Tür und weiche Tapser auf dem Teppichboden. Ich lächelte Mia leicht an.
Ohne etwas zu sagen krabbelte sie mit einem bißchen von meiner Hilfe ins Bett und kuschelte sich nahe an mich. Ich fühlte, wie die Schmerzen langsam nachließen. Und Mia war der Grund dafür. War Heilen nicht auch eine Jedi-Fähigkeit gewesen? Ich konnte mich nicht erinnern als ich nochmal in einen tiefen, erholsamen und traumlosen Schlaf fiel.
