Der Palastgarten war riesig, aber ich nahm mir die Zeit, ihn gründlich abzusuchen.
Die vielen kleinen verschlungenen Wege erschienen mir plötzlich unendlich lang.
Dennoch hielt ich durch und vier Tage nach meinem Gespräch mit Lord Vader wurde ich endlich fündig.
Hinter dem Gebüsch der äußersten Gartenmauer fand ich eine Tür...und zwar eine ungesicherte ohne Schlösser oder Überwachungskameras. Jetzt brauchte ich nur noch einen Plan und eine gute Gelegenheit. Vorher hatte ich Vira bereits überzeugen können, diesen Wahnsinn hier ebenfalls hinter sich zu lassen.
Wir planten das ganze sorgfältig, kalkulierten alle uns bekannten Möglichkeiten ein und so verging die Zeit. Vira mietete auf ihrem nächsten Stadtgang heimlich ein kleines Schiff an. Ich dagegen war damit geschlagen, nur die notwendigsten unserer Sachen zusammenzupacken. Kleider, Schuhe, Strümpfe, Unterwäsche und ein bißchen von Mias Spielzeug. Alles würde ich wohl nicht mitnehmen können.
Es war ungefähr 3 Monate seit Mias Geburtstag vergangen als wir unseren Plan in die Tat umsetzten. Bei Nacht und Nebel gingen wir in den Garten. Ich trug Mia auf dem Arm und Vira zog die kleine Truhe hinter sich her.
Wir eilten über die knirschenden Kieswege in Richtung unserer Tür. Ich hatte mich noch nie so nah an der Freiheit gefühlt wie jetzt. Nur noch ein paar Biegungen und...Nein!
Da standen sie plötzlich. Die roten Garde-Uniformen wirkten in der Dunkelheit fast schwarz. Ohne ein weiteres Wort eskortierten sie uns in meine Wohnung. Dann sperrten sie ab.
Ich setzte Mia in ihr Bettchen und mich selber auf den Schaukelstuhl. Vira nahm auf einem Schemel neben mir Platz. Wir schwiegen. Schließlich drehte sich der Schlüssel der Wohnungstür.
Es war Palpatine. Weder Vira noch ich standen auf oder sagten irgendwas. Wir konnten uns ja eh nicht mehr retten.
Palpatine betrachtete uns beide eine Weile, dann wandte er sich mir zu.
"Wenn ihr zwei nur nicht soviel über eure Fluchtpläne nachgedacht hättet, hätte ich sie vielleicht nicht erfahren können."
Ich blickte auf den Boden und schwieg weiter.
"Nun, dann kommt Mia eben früher zur nächsten Lektion."
Jetzt sah ich auf.
"Dich, Arina, brauche ich noch, aber sie," damit deutete er auf Vira, "brauche ich nicht mehr."
Vira sprang erschreckt auf. Bevor eine von uns etwas sagen konnte, hatte Palpatine eine der seltsamsten Waffen in der Hand, die ich je gesehen hatte.
Eine Art Pistole, die einen seltsamen Pfeil abfeuerte. Vira schrie auf als der Pfeil, der mit einem dünnen Seil immer noch mit der Pistole verbunden war, sich in ihren Bauch bohrte. Ich sprang fassungslos auf.
Palpatine grinste böse. Ich trat neben Vira und wollte etwas sagen. Er drückte einen Schalter an seiner Waffe und ich hörte ein gräßliches Schnappen und sah wie viele kleine Häkchen, die an dem Pfeil befestigt waren, aufklappten und das Fleisch meiner Freundin weiter zerrissen. Aus Viras Mund quoll Blut. Sie blickte mich voller Schmerz und Fassungslosigkeit an.
Dann riß Palpatine den Pfeil an dem Seil einfach aus ihr heraus. Blut und Fleisch- und Organfetzen spritzen auf den Teppich vor uns. Vira sackte nach hinten und ich konnte sie gerade so auffangen.
"Nein...Vira...," flüsterte ich.
Palpatine drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging hinaus.
"Flieh," war das letzte Wort, das ich jemals aus ihrem Munde hören sollte. Dann war ihr Todeskampf vorbei. Ich saß Stunden mit ihrer Leiche in den Armen auf dem rotgefärbten Teppich und weinte.
Dann kamen Leute, sie nahmen mir Viras erstarrten und blutleeren Körper ab und brachten mich und Mia in mein Schlafzimmer. Mia war still und ihre Augen sahen leer aus. Ich war mir sicher, daß ich ebenso aussah.
Ich schwor, daß ich mit Mia fliehen würde. Vira hatte es gewollt und ich wollte es auch. Und ich tat noch einen Schwur: Ich würde Vira nie vergessen.
