Hallo, Ihr Lieben! Ich tue es auch - ich springe auf den Haldir-Zug auf und
hoffe, es gut zu tun! Wie immer würde ich mich über Reviews und die eine
oder andere E-Mail sehr freuen: verena_trek@gmx.de. Und jetzt viel Spaß.
Eure Demetra
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***Die Last der Schuld***
Prolog
Zeitindex: Das Jahr 2731 des Dritten Zeitalters
Sie kamen durch die Dunkelheit. Schwere, klauenbesetzte Füße wühlten den weichen Erdboden des Waldes auf, zerstörten rücksichtslos die zarten Pflänzchen, die sich aus dem Humus ins Licht drängten, rissen mit den scharfkantigen Ecken ihrer Rüstungen die Rinde von den Bäumen. Fast war es, als ginge ein Ächzen durch den Goldenen Wald.
Haldir, Anführer der Galadhrim, der Grenzwache seiner Heimat, hockte hoch über dem Boden auf einem starken Ast und lauschte in die Schwärze der Nacht. Sein Gesicht war vor ernster Sorge zu einer Maske erstarrt, als er den Blick über die anderen Wipfel streifen ließ und dort seine Leute betrachtete. Sie alle verharrten in angespanntem Schweigen, warteten auf den Moment, in dem sie losschlagen konnten.
Neben ihm saß sein Bruder Rumil, in dessen Händen bereits ein gespannter Bogen ruhte. Die klugen blauen Augen des Elben, die normalerweise vor Lebensfreude lachten, lagen nun dunkel unter gerunzelten Brauen. Auch er hörte das Grunzen der Angreifer, das Klirren ihrer Kettenhemden, die vereinzelten Schreie verschreckter Waldbewohner.
Die Orks vermehrten sich in letzter Zeit stark an den Grenzen des Elbenreiches, doch mit einem derart massiven Angriff hatte niemand in Lorien gerechnet. Es war nur Herrin Galadriels Weitsicht zu verdanken, dass sie in dieser Nacht die Grenzwachen alarmiert hatte.
Haldir nickte Rumil zu und holte dann einen Pfeil aus seinem eigenen Köcher. In der Dunkelheit konnte er eine breite Masse von Angreifern ausmachen und er verschwendete keinen weiteren Blick auf sie. Was allein zählte, war, dass sich die Orks in der Reichweite seines Bogens lagen. Mit einer tausend Mal geübten Geste legte Haldir den Pfeil auf die Sehne seines Bogens, stieß einen leisen Ruf aus und schickte das Geschoss auf die Reise.
Dutzende Pfeile prasselten auf die Orks hinunter und raue Schreie kündigten davon, dass einige auch ihr Ziel gefunden hatten. Die heranwogende Masse stockte in ihrem Lauf und Haldir begann, einen Pfeil nach dem anderen zu verschießen. Mit seinem scharfen Auge traf er so oft wie aufgrund der Sichtverhältnisse nur irgend möglich und als sich der letzte Pfeil sirrend von der Sehne gelöst hatte, nickte Haldir seinem Bruder zu und glitt durch das dichten Laubwerk hinab in Richtung des Erdbodens.
Die letzten Schritte entlang des glatten Stamms sprang er hinab und zog dann sein Schwert. Einen Moment atmete er tief ein, dann hob er die elegant geschwungenen Klinge über seinen Kopf und rannte auf die Orks zu, die nun schon auf einige Schritte herangeklommen waren. Sein Auftauchen musste sie überrumpelt haben, denn bevor er angegriffen wurde, war es ihm schon gelungen, zwei von ihnen mit gezielten Streichen zu erlegen.
Blut sprudelte in einer grasigen Fontäne hervor, als er das Schwert aus der Braut des Zweiten riss und dann den Schlägen zweier mit Keulen und rostigen Schwertern bewaffneten Monster begegnete.
Dass es Rumil war, der sich ihm von hinten näherte, musste er nicht sehen. Er wusste es einfach und Sekunden später sprang sein Bruder aus dem Schatten hervor und bahnte sich mit blutiger Präzision seinen Weg durch die Reihen der Angreifer. Für einen flüchtigen Moment beneidetet Haldir den Bruder um sein Talent ihm Nahkampf. Er war immer der bessere Bogenschütze gewesen, doch wenn man Rumil kämpfen sah, wirkte es fast, als sei er mit seiner Waffe verwachsen, ein lebendiges Wesen aus Fleisch und Stahl.
Nun verließen auch die anderen Mitglieder der Grenzwache ihre erhabenen Plätze und gingen mit der Präzision einer tausend Jahre aufeinander abgestimmten Armee ins Gefecht über. Haldir wusste, dass er sich auf jeden seiner Männer voll verlassen konnte und gab seinen Gesamtüberblick zugunsten seiner Konzentration auf.
Einem Ork schlug er den Arm ab, bevor er seinen Ellbogen in das Gesicht eines anderen rammte, was diesem kaum einen Lidschlag später ebenfalls das Leben kostete, als Haldir die ungenügende Deckung ausnutzte und den Ork köpfte.
Schnell als erwartet trat Stille ein und Haldir richtete sich, sein blutbespritztes Gesicht achtlos mit dem Ärmel seiner Tunika abwischend. Rumil stand einige Schritte von ihm entfernt, seine Schultern senkten sich im schnellen Takt seines Pulsschlags und seiner Kampfeslust. Um sie herum lagen die zerstückelten Körper von etwa vier Dutzend Orks. Einige von ihnen regten sich noch stöhnend, doch Haldirs durch die Reihen gehenden Männer bereiteten dem schnell ein Ende. Niemand, der die Grenzen Loriens ungefragt überschritt, durfte am Leben bleiben.
Es wurde sehr ruhig. Einer der Elben, der durch einen Schwertstreich verwundet worden war, wurde bereits von seinen Freunden zurück ins Innere des Waldes geleitete. Da erklang ein Ruf. Menond, der jüngste Mann in der Wache, stand hinter einigen aufgetürmten Körpern und blickte besorgt drein.
"Hauptmann, das solltet Ihr Euch ansehen!"
Damit begann er, die Leichen beiseite zu schieben. Haldir eilte alarmiert an seine Seite und erstarrte, als er sah, dass Menond den zusammengekrümmten Körper einer dunkelhaarigen Frau freilegte, die zusammengerollt und leblos am Boden lag. In ihrem Herzen steckte ein Pfeil.
Rumil drängte sich an Haldir vorbei und ging neben der Toten auf die Knie. Mit einer sanften Geste strich er ihr verklebtes Haar beiseite und enthüllte spitze Ohren.
"Ich kenne sie nicht", murmelte er nachdenklich. "Was mag ihr wohl passiert sein?" Er hob einen ihrer Arme an und betrachtete die aufgerissenen Stellen an den Handgelenken. "Sieht aus, als wäre sie gefesselt worden." Aufmerksam betrachtete er ihr von Schlägen zerstörtes Gesicht. "Die müssen sie gefangengenommen haben und als sie sich befreien konnte, lief sie in den Wald. Möglicherweise haben die Orks sie verfolgt und liefen uns dann in die Arme."
Haldir hörte die Worte seines Bruders kaum. Erschüttert betrachtete er das Geschoss, das der Elbin das Leben genommen hatte. Er hätte diesen Pfeil unter hundert anderen erkannt und die grausame Erkenntnis traf ihn tiefer, als es jede Waffe gekonnt hätte. Es war sein Pfeil.
An Rumils und Menonds bedrückten Mienen konnte er ablesen, dass auch sie es erkannt hatte. Rumil deckte seinen Mantel über die Leiche und trat dann zu Haldir hinüber. Tröstend legte er ihm die Hand auf die Schulter.
"Es ist nicht Deine Schuld. Bei diesen Verhältnissen -."
Mit einem Ruck machte sich Haldir los, wütend und traurig zugleich. Wie hatte er nur so unverantwortlich sein können, nicht bei jedem Schuss genau sein Ziel ins Auge zu fassen. Das hätte der Frau das Leben gerettet.
Eine Bewegung im Unterholz zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Raschelnd teilten sich die Zweige, als eine kleine Gestalt hervortrat. Haldirs Hand glitt von seinem Schwertgriff, den er bereits ergriffen hatte, als er fassungslos das kleine Mädchen anstarrte, das mit großen Augen seinerseits den Kampfplatz überblickte.
Es brauchte nicht Galadriels Weisheit um zu erkennen, dass Frau und Kind zusammengehörten. Haldir machte ein paar Schritte auf das Mädchen zu, dessen Augen ihn nicht zu bemerken schienen. Offensichtlich befand sie sich in einem Schockzustand und so regte sie sich auch nicht, als Haldir sie aus einem Reflex heraus auf den Arm nahm und ihr Gesicht an seiner Schulter barg. Flüchtig strich er ihr durch das Haar, in dem sich Dreck und Blätter mischten.
"Was sollen wir tun, Hauptmann?", wollte Menond wissen und trat, sichtlich unruhig, von einem Fuß auf den anderen.
Haldir war zum ersten Mal in seinem Leben ratlos. Er dachte gar nicht an so etwas wie ein Begräbnis für die Elbin oder ein Verwischen der Kampfesspuren. Das alles war weit fort für ihn. Er musste mit Galadriel sprechen. Sie würde wissen, was zu tun war.
Alles, was er für sich selber erkannte, war, dass er diesem Kind niemals wieder in die Augen blicken konnte.
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***Die Last der Schuld***
Prolog
Zeitindex: Das Jahr 2731 des Dritten Zeitalters
Sie kamen durch die Dunkelheit. Schwere, klauenbesetzte Füße wühlten den weichen Erdboden des Waldes auf, zerstörten rücksichtslos die zarten Pflänzchen, die sich aus dem Humus ins Licht drängten, rissen mit den scharfkantigen Ecken ihrer Rüstungen die Rinde von den Bäumen. Fast war es, als ginge ein Ächzen durch den Goldenen Wald.
Haldir, Anführer der Galadhrim, der Grenzwache seiner Heimat, hockte hoch über dem Boden auf einem starken Ast und lauschte in die Schwärze der Nacht. Sein Gesicht war vor ernster Sorge zu einer Maske erstarrt, als er den Blick über die anderen Wipfel streifen ließ und dort seine Leute betrachtete. Sie alle verharrten in angespanntem Schweigen, warteten auf den Moment, in dem sie losschlagen konnten.
Neben ihm saß sein Bruder Rumil, in dessen Händen bereits ein gespannter Bogen ruhte. Die klugen blauen Augen des Elben, die normalerweise vor Lebensfreude lachten, lagen nun dunkel unter gerunzelten Brauen. Auch er hörte das Grunzen der Angreifer, das Klirren ihrer Kettenhemden, die vereinzelten Schreie verschreckter Waldbewohner.
Die Orks vermehrten sich in letzter Zeit stark an den Grenzen des Elbenreiches, doch mit einem derart massiven Angriff hatte niemand in Lorien gerechnet. Es war nur Herrin Galadriels Weitsicht zu verdanken, dass sie in dieser Nacht die Grenzwachen alarmiert hatte.
Haldir nickte Rumil zu und holte dann einen Pfeil aus seinem eigenen Köcher. In der Dunkelheit konnte er eine breite Masse von Angreifern ausmachen und er verschwendete keinen weiteren Blick auf sie. Was allein zählte, war, dass sich die Orks in der Reichweite seines Bogens lagen. Mit einer tausend Mal geübten Geste legte Haldir den Pfeil auf die Sehne seines Bogens, stieß einen leisen Ruf aus und schickte das Geschoss auf die Reise.
Dutzende Pfeile prasselten auf die Orks hinunter und raue Schreie kündigten davon, dass einige auch ihr Ziel gefunden hatten. Die heranwogende Masse stockte in ihrem Lauf und Haldir begann, einen Pfeil nach dem anderen zu verschießen. Mit seinem scharfen Auge traf er so oft wie aufgrund der Sichtverhältnisse nur irgend möglich und als sich der letzte Pfeil sirrend von der Sehne gelöst hatte, nickte Haldir seinem Bruder zu und glitt durch das dichten Laubwerk hinab in Richtung des Erdbodens.
Die letzten Schritte entlang des glatten Stamms sprang er hinab und zog dann sein Schwert. Einen Moment atmete er tief ein, dann hob er die elegant geschwungenen Klinge über seinen Kopf und rannte auf die Orks zu, die nun schon auf einige Schritte herangeklommen waren. Sein Auftauchen musste sie überrumpelt haben, denn bevor er angegriffen wurde, war es ihm schon gelungen, zwei von ihnen mit gezielten Streichen zu erlegen.
Blut sprudelte in einer grasigen Fontäne hervor, als er das Schwert aus der Braut des Zweiten riss und dann den Schlägen zweier mit Keulen und rostigen Schwertern bewaffneten Monster begegnete.
Dass es Rumil war, der sich ihm von hinten näherte, musste er nicht sehen. Er wusste es einfach und Sekunden später sprang sein Bruder aus dem Schatten hervor und bahnte sich mit blutiger Präzision seinen Weg durch die Reihen der Angreifer. Für einen flüchtigen Moment beneidetet Haldir den Bruder um sein Talent ihm Nahkampf. Er war immer der bessere Bogenschütze gewesen, doch wenn man Rumil kämpfen sah, wirkte es fast, als sei er mit seiner Waffe verwachsen, ein lebendiges Wesen aus Fleisch und Stahl.
Nun verließen auch die anderen Mitglieder der Grenzwache ihre erhabenen Plätze und gingen mit der Präzision einer tausend Jahre aufeinander abgestimmten Armee ins Gefecht über. Haldir wusste, dass er sich auf jeden seiner Männer voll verlassen konnte und gab seinen Gesamtüberblick zugunsten seiner Konzentration auf.
Einem Ork schlug er den Arm ab, bevor er seinen Ellbogen in das Gesicht eines anderen rammte, was diesem kaum einen Lidschlag später ebenfalls das Leben kostete, als Haldir die ungenügende Deckung ausnutzte und den Ork köpfte.
Schnell als erwartet trat Stille ein und Haldir richtete sich, sein blutbespritztes Gesicht achtlos mit dem Ärmel seiner Tunika abwischend. Rumil stand einige Schritte von ihm entfernt, seine Schultern senkten sich im schnellen Takt seines Pulsschlags und seiner Kampfeslust. Um sie herum lagen die zerstückelten Körper von etwa vier Dutzend Orks. Einige von ihnen regten sich noch stöhnend, doch Haldirs durch die Reihen gehenden Männer bereiteten dem schnell ein Ende. Niemand, der die Grenzen Loriens ungefragt überschritt, durfte am Leben bleiben.
Es wurde sehr ruhig. Einer der Elben, der durch einen Schwertstreich verwundet worden war, wurde bereits von seinen Freunden zurück ins Innere des Waldes geleitete. Da erklang ein Ruf. Menond, der jüngste Mann in der Wache, stand hinter einigen aufgetürmten Körpern und blickte besorgt drein.
"Hauptmann, das solltet Ihr Euch ansehen!"
Damit begann er, die Leichen beiseite zu schieben. Haldir eilte alarmiert an seine Seite und erstarrte, als er sah, dass Menond den zusammengekrümmten Körper einer dunkelhaarigen Frau freilegte, die zusammengerollt und leblos am Boden lag. In ihrem Herzen steckte ein Pfeil.
Rumil drängte sich an Haldir vorbei und ging neben der Toten auf die Knie. Mit einer sanften Geste strich er ihr verklebtes Haar beiseite und enthüllte spitze Ohren.
"Ich kenne sie nicht", murmelte er nachdenklich. "Was mag ihr wohl passiert sein?" Er hob einen ihrer Arme an und betrachtete die aufgerissenen Stellen an den Handgelenken. "Sieht aus, als wäre sie gefesselt worden." Aufmerksam betrachtete er ihr von Schlägen zerstörtes Gesicht. "Die müssen sie gefangengenommen haben und als sie sich befreien konnte, lief sie in den Wald. Möglicherweise haben die Orks sie verfolgt und liefen uns dann in die Arme."
Haldir hörte die Worte seines Bruders kaum. Erschüttert betrachtete er das Geschoss, das der Elbin das Leben genommen hatte. Er hätte diesen Pfeil unter hundert anderen erkannt und die grausame Erkenntnis traf ihn tiefer, als es jede Waffe gekonnt hätte. Es war sein Pfeil.
An Rumils und Menonds bedrückten Mienen konnte er ablesen, dass auch sie es erkannt hatte. Rumil deckte seinen Mantel über die Leiche und trat dann zu Haldir hinüber. Tröstend legte er ihm die Hand auf die Schulter.
"Es ist nicht Deine Schuld. Bei diesen Verhältnissen -."
Mit einem Ruck machte sich Haldir los, wütend und traurig zugleich. Wie hatte er nur so unverantwortlich sein können, nicht bei jedem Schuss genau sein Ziel ins Auge zu fassen. Das hätte der Frau das Leben gerettet.
Eine Bewegung im Unterholz zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Raschelnd teilten sich die Zweige, als eine kleine Gestalt hervortrat. Haldirs Hand glitt von seinem Schwertgriff, den er bereits ergriffen hatte, als er fassungslos das kleine Mädchen anstarrte, das mit großen Augen seinerseits den Kampfplatz überblickte.
Es brauchte nicht Galadriels Weisheit um zu erkennen, dass Frau und Kind zusammengehörten. Haldir machte ein paar Schritte auf das Mädchen zu, dessen Augen ihn nicht zu bemerken schienen. Offensichtlich befand sie sich in einem Schockzustand und so regte sie sich auch nicht, als Haldir sie aus einem Reflex heraus auf den Arm nahm und ihr Gesicht an seiner Schulter barg. Flüchtig strich er ihr durch das Haar, in dem sich Dreck und Blätter mischten.
"Was sollen wir tun, Hauptmann?", wollte Menond wissen und trat, sichtlich unruhig, von einem Fuß auf den anderen.
Haldir war zum ersten Mal in seinem Leben ratlos. Er dachte gar nicht an so etwas wie ein Begräbnis für die Elbin oder ein Verwischen der Kampfesspuren. Das alles war weit fort für ihn. Er musste mit Galadriel sprechen. Sie würde wissen, was zu tun war.
Alles, was er für sich selber erkannte, war, dass er diesem Kind niemals wieder in die Augen blicken konnte.
