Anmerkung: leicht sexueller Inhalt (mehr gibt es im nächsten Kapitel!*g*)
Kapitel 2
Die Herrin von Lorien
Aithiel versuchte dem prüfenden Blick der Herrin Loriens so gut standzuhalten wie es ging, doch nun, da sie vor ihr stand, fand sie es nicht einfach. Ihre verletzte Schulter schmerzte und sie wusste, dass sie ebenso schrecklich roch wie sie aussah. Im Gegensatz zu Galadriels strahlender Erscheinung kam sie sich vor wie ein Stück Dreck.
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Hauptmann - Haldir - sichtlich ungehalten davonging und sie konnte sich ein kleines, bitteres Lächeln nicht verkneifen. Er dachte wohl, sie würde in seiner Abwesenheit sofort ihre Hände um den bleichen Hals der Herrin legen. Doch nichts lag ihr ferner.
Auch wenn sie und die anderen Orkreiter zwischen den Gesetzen und Sitten der Elbengesellschaft standen, so gab es Regeln, die Aithiel niemals verletzen würde. Eine davon war die Unantastbarkeit des Gastgebers.
Galadriel erhob erneut die Stimme und Aithiel fühlte sich sofort durchschaut, als sie die Worte wahrnahm.
"Ich danke Euch, dass Ihr meiner Einladung gefolgt und derart entgegenkommend seid. Folgt mir bitte, damit wir uns unter vier Augen unterhalten können."
Ein kleiner Ruck, ähnlich dem, der Haldir durchfahren hatte, ging durch die Leibwache der Herrin, doch die Männer verharrten an ihrem Platz. Die Türen zu Galadriels Behausung schwangen auf, geöffnet von den Händen zweier stummbleibender Elbinnen, die sofort, nachdem Aithiel und Galadriel eingetreten waren, die Pforte wieder schlossen und sich zurückzogen.
Galadriel Empfangszimmer war ein sehr großer, lichtdurchfluteter Raum, dessen Dach aus perfekt zusammengewachsenen Zweigen bestand, die derart dicht miteinander verwoben waren, dass kein Regentropfen oder Sonnenstrahl den Weg hindurch finden konnte. Die Wände waren auf ähnliche Weise beschaffen, nur hatten kundige Hände mit Hilfe von einer Art weißem, durchscheinendem Lehm die Lücken gefüllt und damit die Wände geglättet. Kostbare Wandteppiche und leichte Stoffbahnen bewegten sich ihm Wind des frühen Nachmittags.
Galadrel ließ sich hinter einem flachen Tisch auf einigen Kissen nieder und Aithiel setzte sich ihr gegenüber. Ihr fiel auf, dass sie etwas tiefer saß als die Herrin - es war mehr als deutlich, wer von ihnen die Überlegene war.
Eine Dienerin brachte zwei Pokal mit kühlem wasser, das Aithiel ohne zu zögern trank. Sie erwartet nicht, vergiftet zu werden. Und falls es doch geschehen würde, konnte sich Galadriel der furchtbaren Rache ihrer Männer sicher sein.
"Nun, wie ich bereits sagte, Euer Anblick freut mich, doch das Fehlen Eures Vaters lässt mich das Schlimmste ahnen", sagte die Herrin und echte Anteilnahme lag in ihrer Stimme.
Aithiel schluckte und verdrängte die unwillkommenen Erinnerungen, die noch so frisch waren, dass allein der Gedanke an die Vorgänge sie mehr schmerzte als jeder Schwertstreich.
"Er starb vor zwei Wochen bei einem Überfall der Orks", gab sie leise zurück. "Es dauerte mehrere Stunden, bis sein Körper schließlich den Kampf gegen die Verletzungen aufgab." Sie hatte die ganze Zeit über seine Hand gehalten, unfähig zu weinen, selbst zerschlagen und völlig erschöpft. Er hatte das Bewusstsein nur noch ein einziges Mal wiedererlangt und lediglich Galadriels Namen genannt. Als zwei Tage später ein Bote aus Lorien bei ihnen eintraf, um die Einladung auszusprechen - noch immer konnte sie sich nicht erklären, wie er sie gefunden hatte -, wusste sie, dass es unabdingbar war, dass sie den Weg in den Goldenen Wald finden würde. "Er nannte Euch stets eine wahre Freundin."
Galadriel blickte Aithiel sinnend an, schien in Erinnerungen zu schwelgen.
"Ich kannte ihn schon lange vor Eurer Geburt und was immer auch in der Zwischenzeit passiert sein mochte, ich konnte meine Zuneigung zu ihm niemals verhehlen", gab sie zu und trank selbst einen kleinen Schluck aus ihrem Pokal, eine winzige Geste der Verlegenheit. "Und Euch als seine Tochter, auch wenn wir uns bislang nur ein einziges Mal gesehen haben, gilt meinen Zuneigung."
Das war Aithiel neu.
"Ich kann mich nicht erinnern, Euch jemals begegnet zu sein!" Galadriel faltete die schmalen, eleganten Hände in ihrem Schoß und rang sichtlich mit einer Entscheidung, dass war deutlich zu erkennen. Aithiel beugte sich unwillkürlich vor, den Abstand zwischen ihnen verringernd. "Ich bitte Euch, wenn dies eine große Bedeutung haben sollte -!"
"Ihr wisst, dass Ihr nicht Berions leibliches Kind seid, nicht wahr?" Aithiel nickte. Woher wusste Galadriel dies? Ihr Vater hatte niemandem etwas davon erzählt, um nicht ihrer Position in der Gruppe der Orkreiter zu gefährden. Sie machte sich keine Illusionen darüber, dass sie nun, da er tot war, bald ihren Einfluss verlieren würde, nun, da er nicht mehr seine schützende Hand über sie hielt. "Ihr wurdet als kleines Kind hier in Lorien gefunden und ich schickte Euch zu ihm, wissend, dass er, als Thranduils engster Berater, Euch ein schönes Leben bieten konnte. Dass sich die Dinge so entwickeln würde, konnte ich nicht voraussehen." Sie machte eine kleine Pause. "Ich erzähle Euch dies, um Euch deutlich zu machen, wie sehr mir Euere Wohlergehen am Herzen liegt. Ic hoffe, Ihr werdet meine Vorschläge akzeptieren."
"Vorschläge?"
Galadriel hob die Hand und wirkte plötzlich ein wenig erschöpft, so als habe sie zuviel gesagt.
"Es war sicher ein langer Tag für Euch. Kümmert Euch um Eure Bedürfnisse, genießt die Schönheit des Waldes und lasst uns morgen reden."
Aithiel wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu widersprechen, auch wenn ihre Neugierde sie plagte - hinter Galadriels sanften Worten stand ein felsharter Wille. Sie erhob sich, deutete eine Verbeugung an, die tiefer war als zuvor und verließ mit festem Schritt Galadriels Haus.
***
Ihre Gedanken zogen weite Kreise, als Aithiel die Treppe zum Erdboden hinunterlief. Die Blicke der anderen Elben in ihrem Rücken spürend, ließ sie sich dennoch nicht stören. Mit jeder Stufe, die sie sich von der Herrin entfernte, wurde ihre Unruhe größer.
Das seltsame Gefühl, mit Lorien vertraut zu sein, hatte sie bis zu dem Moment von Galadriels Moment zur Seite schieben können, doch nun ergab es einen Sinn. Sie war bereits einmal im Goldenen Wald gewesen, wenn auch als Kind.
Doch es gab andere Probleme, die sie nun löse musste und die weitaus wichtiger waren als ihre eigene Vergangenheit. Ihr Vater war tot. Er war es, der die Orkreiter zusammengehalten hatte, nein, sie waren allein wegen ihm eine Gemeinschaft gewesen und nun drohte diese Gruppe, die für sie ihr ganzes Leben gewesen war, zu zerfallen. All die Männer, die, die sie nach Lorien begleitet hatten und die, die im Abstand von zwei Tagereisen auf sie warteten, standen nun vor dem Nichts.
Ihre Loyalität zu Berion war zu seinen Lebzeiten war ungebrochen gewesen, sie waren ihm in die Verbannung gefolgt, hatten alles aufgegeben, was sie gekannt und geliebt hatten. Wie heimisch musste ihren Begleitern dieser Wald vorkommen, die Gesellschaft andere Elben, die Gesänge, die in den hohen Wipfeln der uralten Bäume von Stimmen gewoben wurden wie ein kostbarer Teppich.
Vielleicht wollten sie bleiben, wieder ein Heim finden. Vielleicht zielte Galadriel genau daraufhin ab.
Sie erreichte den Erdboden und sofort löste sich ein Mann aus dem Schatten der Bäume. Es war Rumil, jener Galadhrim, der sie so freundlich empfangen hatte. Er war ein schlanker, sichtlich gewandter Mann, dem die Freundlichkeit aus dem Gesicht strahlte. Ein wunderbar gearbeiteter Bogen lag in seiner Hand, doch er schien keine Anstalten zu machen, ihn benutzen zu wollen, weshalb sie sich ihrer natürliche Wachsamkeit schalt, mit der sie ihm entgegengeblickt hatte.
"Eure Leute haben Räume am Rand des Waldes bezogen. Ich werde Euch zu ihnen führen."
"Ich danke Euch, Rumil!" Sie setzte sich an seine Seite und kaum wurden die anderen Elben dessen ansichtig, zogen sich diejenigen, die sich ihr genähert hatten, ein Stück weiter zurück. Rumil schien eine gewisse Autorität zu besitzen und durch sein Angebot gab er ein klares Zeichen, dass sie unter seinem Schutz stand. "Ich habe mich Euch noch nicht vorgestellt - ich bin Aithiel."
In Rumils Wange zuckte ein einzelner Muskel, und fast erwartete Aithiel eine entsetzte Reaktion, doch es lag purer Wissensdurst in Rumils Stimme, als er sich erkundigte:
"Aithiel? Ihr seid Berions Tochter? Aithiel die Rote?"
Sie musste lächeln. Er hatte ihr auf Anhieb gefallen und obwohl er zu wissen schien, wer sie war und was man ihrem Vater vorgeworfen hatte, schien er ein ehrliches Interesse an ihr zu haben.
"Eben jene, aber ich schwöre, dass ich hier keine meiner angeblichen Bluttaten begehen werde!"
"Oh, da bin ich aber erleichtert. Sonst hätte mir mein Bruder den Rest des Jahres zur Hölle gemacht, weil ich so freundlich zu Euch war!" Auf ihren fragenden Blick hin setzte er hinzu: "Haldir ist mein Bruder. Er ist nicht sehr - zuvorkommend."
"Nein, das nun wirklich nicht!", antwortete sie, ein wenig vorsichtig noch, doch Rumil lachte herzhaft. Aithiel verglich seine spontane Art mit der seines schweigsamen Bruders. Es war ganz klar, was sie bevorzugte.
"Er lässt nur zu gerne heraushängen, dass er dreihundert Jahre älter ist als ich." Er führte sie durch einen Teil des Waldes, in dem es wenig große Bäume gab, dafür viele kleine schlanke Weiden, deren Blätter ein dichtes Dach über ihren Köpfen bildeten. "Dies ist einer der schönste Teile Loriens und Galadriel hat Anweisung gegeben, Euch und Eure Männer hier unterzubringen. Eure Begleiter wünschten ebenerdige Quartiere, aber wenn es Euch nicht stört, so habe ich für Euch ein kleines Baumhaus angedacht."
Er wies auf eine mächtige Eiche, in deren Äste sich das erwähnte Haus befand. Über eine Leiter erklommen Aithiel und Rumil die Plattform und es verschlug ihr den Atem, als sie erkannte, dass sie sich ganz nahe am Rand des Waldes befanden. Da Lorien auf einem kleinen Berg lag, hatte sie einen atemberaubenden Blick hinab ins Tal und die Schönheit füllte ihr Herz, das in den letzten Jahren soviel Schreckliches gesehen hatte.
Rumil wies auf die in Sichtweite liegenden Behausungen ihrer Männer und bat dann:
"Macht es Euch bequem, und wenn es Euch an irgendetwas fehlt, dann lasst es mich wissen."
"Ich wüsste nicht, was ich mehr benötigen würde als diesen Ausblick!", gab Aithiel lächelnd zurück und beobachtete dann, wie Rumil wieder hinabkletterte und im Wald verschwand.
Das Innere ihres kleinen Hauses, nur ein einzelner Raum, war behaglich eingerichtet. Ein großes Lager aus Fellen und Decken befand sich in einer Ecke, dazu sah sie noch mehrere Sitzkissen, einen mit Obst und einem Krug Wein gedeckten Tisch und einen kleinen Schrank, auf dessen Oberseite einige Instrumente weiblicher Schönheit lagen. Abschätzig beobachtete sie einen wunderbaren, silbergetriebenen Kamm und diverse Fläschchen mit Duftölen. Viel eher sagte ihr die Schüssel frischen Wassers zu.
Sie legte ihr leichtes Kettenhemd ab, schnallte ihren Lederpanzer auf, wusch sich notdürftig und ließ sich dann vorsichtig auf das Lager fallen. Eigentlich wollte sie nur einige Momente die Augen schließen und ruhen, doch dann fühlte sie den Schlaf nahen und hieß ihn willkommen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich sicher.
***
Sie erwachte erst, als der Abend graute und fand den Raum leicht verändert vor. Sie empfand es unverzeihlich, derart tief geschlafen zu haben, dass eine Person unbemerkt in ihre Privatsphäre eingedrungen war, doch beim Anblick eines leichten Abendessens und ihrer Satteltaschen, die an die Wand gelehnt worden waren, hob sich ihre Stimmung.
Hungrig aß sie einige Bissen, doch dann schob sich ein völlig anderes Bedürfnis in den Vordergrund. Sie wollte baden und vor allem ihre Wunde versorgen, deren Bandagen schmutzgetränkt waren.
In dem Schränkchen fand sie weiche Handtücher und aus ihren Taschen förderte sie eine neue Hose, ein neues Hemd und sauberes Verbandszeug hervor. Um den Rest ihrer Ausrüstung, das Ausbessern ihres Kettenhemdes und das Säubern ihrer Lederrüstung würde sie sich später kümmern. Sie wollte nicht als wandelnde Beleidigung in den Augen der Lorienelben gelten.
Eine Rolle aus den Utensilien machend und sie auf ihren Rücken schnallend, verließ sie ihr Haus und kletterte unter einigen Schmerzen die Leiter hinunter. Wenn sie ihre Augen nicht getrogen hatten, befand sich einige hundert Schritt in Richtung des Tales ein Fluss, der, beschützt durch einige hohe Sträucher, der perfekt für ihr Vorhaben war.
Tatsächlich fand sie nach kurzer Wegstrecke das langsam fließende, mehrere Fuß breite Gewässer, das tief genug zu sein schien, um seinen Zweck zu erfüllen. Das Rot der untergehenden Sonne, vermischt mit der heraufziehenden Wärme der lauen Nacht spiegelte sich in dem glitzernden Wasser und wirkte unwiderstehlich auf Aithiel, die sich ohne große Scham auszuziehen begann.
Stiefel, Weste und Hose flogen in das weiche Gras und sie war gerade damit beschäftigt, ihr Hemd auszuziehen, als sie vertraute Schritte hörte. Aithlion bog um einen Haselnussstrauch und maß ihre Gestalt mit jenem wissenden Blick, den nur er sich erlauben durfte.
"Du und Deine Leidenschaft für Wasser", murmelte er und trat näher. Mit einer Hand fuhr er durch ihr Haar, unberührt davon, dass es verklebt war. "Kann ich Dir zur Hand gehen?"
Sie wusste ganz genau, was er meinte, doch sie ließ sich nicht auf sein Spiel ein.
"Hilf mir bitte mit dem Verband", bat sie lächelnd, wie stets erregt durch seine Gesellschaft und dem Versprechen in seinem Blick. Sie zog ihr Hemd vorsichtig aus und stellte sich nackt seinem Blick. Er zuckte kaum mit der Wimper, als er die Leinenstreifen abnahm und die Wunde betrachtete, die quer über ihr Schulter und den halben Oberarm hinab lief. Sie wusste, dass sie den gesamten Arm hätte verlieren können, was ihr die Schmerzen ein wenig erleichterte.
"Sieht gut aus", bemerkte er und streichelte verheißungsvoll ihren Nacken. Damit meinte er wohl nicht nur die Wunde. Mit einem Lachen entzog sie sich ihm und glitt dann hinab in den kleinen Fluss. Das kalte Wasser und die Anwesenheit ihres Liebhabers bewirkten, dass sich ihre Brustwarzen versteiften. Mit einem entspannten Seufzer tauchte sie unter, atmete dabei aus und stemmte sich mit den Füßen in den weichen Grund, um nicht von der leichten Strömung fortgetragen zu werden.
Nach einer Weile kam sie wieder an die Oberfläche und sah Schmutzspuren von ihrem Körper aus davon treiben. Im selben Moment platschte es, als Aithlion neben ihr in den Fluss sprang, nackt wie sie selbst. Ohne ein Wort zu sagen kam er zu ihr und wusch ihr mit sehr bestimmten, zärtlichen Gesten das Haar. Dabei berührte er sie hin und wieder wie zufällig. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und ergriff seine Hand.
"Bitte, nicht jetzt. Wir sind kaum einmal einen Tag hier."
Er stutzte und nickte dann mitfühlend.
"Du hast wohl viel zu bedenken, oder?"
Vorsichtig kletterte Aithiel aus dem Wasser und trocknete sich ab. Das Handtuch um sich schlingend, setzte sie sich ins Gras und wartete, bis Aithlion ihrem Beispiel folgte. Nass ließ er sich neben sie fallen und lächelte, seine wohlgestalteten, mit den Narben eines Kriegers gezeichneten Körper offen allen möglichen Blicken aussetzend. Er war immer an ihrer Seite gewesen, wenn es Probleme gab und schien nun zu erwarten, dass sie ihre Gedanken mit ihm teilte.
Doch sie wusste instinktiv, dass ihn das Gespräch mit Galadriel nichts anging. Er konnte ihr in diesem Moment körperlich noch so nahe sein, der Abstand zwischen ihnen war so groß wie nie und wuchs seit dem Tod ihres Vaters stetig.
Oft hatte er sie in diesen Tagen wissen lassen, dass ein Bund zwischen ihnen, der Tochter Berions und seinem besten Kriegers, die Orkreiter wieder einen konnte. Doch sie hatte stets abgelehnt, nicht nur aus dem Grund, dass sie nicht für ihn empfand als eine tiefe Freundschaft und hin und wieder eine Verbundenheit ihrer Körper. Aithlion war unter seiner stets freundlichen Fassade unbeherrscht und sprunghaft. Zwar war er ein starker Krieger, aber sie bezweifelte, dass er die Eigenschaft besaß, die Gruppe zu führen.
Ob sie das konnte, wusste sie auch zu hinterfragen, doch es war im Moment nicht wichtig.
"Galadriel war sehr freundlich, doch sie ließ mich nichts genaues wissen", wich sie aus und verlegte sich dann auf ein anderes Thema, obwohl er spöttisch die Augenbrauen ob dieser Offensichtlichkeit hochzog. "Sind die anderen gut untergekommen?"
"Alle sind zufrieden. Die Frage ist nur, wie lange noch." Es war grausam von ihm, sie daran zu erinnern, aber ebenso nützlich. "Sie warten auf Deine nächsten Schritte. Einige reden davon, dass es nun, da Dein Vater tot ist, keinen Grund mehr für sie gibt, Dir zu folgen. Sie wollen die Gelegenheit nutzen und versuchen, in ihre Heimat zurückzukehren."
"Die Narren!", stieß Aithiel wütend hervor. "Thranduil wird sie hinrichten lassen für ihren Hochverrat. Es ist nicht ihre Entscheidung. Noch nicht!"
Aithlions Gesicht wurde weich und seine Zuneigung für sie war deutlich zu erkennen. Mit einer sanften Geste hob er ihr Kinn und küsste ihre Lippen.
"Reg Dich nicht auf, Geliebte. Es wird sich alles finden!"
*********************
Wird sich alles finden? Oder kommt es zur Rebellion gegen Aithiel? Und wann kommt Haldir zum Zug? *g* Kapitel 3 folgt so bald wie möglich! Lieber Gruß. Demetra
Kapitel 2
Die Herrin von Lorien
Aithiel versuchte dem prüfenden Blick der Herrin Loriens so gut standzuhalten wie es ging, doch nun, da sie vor ihr stand, fand sie es nicht einfach. Ihre verletzte Schulter schmerzte und sie wusste, dass sie ebenso schrecklich roch wie sie aussah. Im Gegensatz zu Galadriels strahlender Erscheinung kam sie sich vor wie ein Stück Dreck.
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Hauptmann - Haldir - sichtlich ungehalten davonging und sie konnte sich ein kleines, bitteres Lächeln nicht verkneifen. Er dachte wohl, sie würde in seiner Abwesenheit sofort ihre Hände um den bleichen Hals der Herrin legen. Doch nichts lag ihr ferner.
Auch wenn sie und die anderen Orkreiter zwischen den Gesetzen und Sitten der Elbengesellschaft standen, so gab es Regeln, die Aithiel niemals verletzen würde. Eine davon war die Unantastbarkeit des Gastgebers.
Galadriel erhob erneut die Stimme und Aithiel fühlte sich sofort durchschaut, als sie die Worte wahrnahm.
"Ich danke Euch, dass Ihr meiner Einladung gefolgt und derart entgegenkommend seid. Folgt mir bitte, damit wir uns unter vier Augen unterhalten können."
Ein kleiner Ruck, ähnlich dem, der Haldir durchfahren hatte, ging durch die Leibwache der Herrin, doch die Männer verharrten an ihrem Platz. Die Türen zu Galadriels Behausung schwangen auf, geöffnet von den Händen zweier stummbleibender Elbinnen, die sofort, nachdem Aithiel und Galadriel eingetreten waren, die Pforte wieder schlossen und sich zurückzogen.
Galadriel Empfangszimmer war ein sehr großer, lichtdurchfluteter Raum, dessen Dach aus perfekt zusammengewachsenen Zweigen bestand, die derart dicht miteinander verwoben waren, dass kein Regentropfen oder Sonnenstrahl den Weg hindurch finden konnte. Die Wände waren auf ähnliche Weise beschaffen, nur hatten kundige Hände mit Hilfe von einer Art weißem, durchscheinendem Lehm die Lücken gefüllt und damit die Wände geglättet. Kostbare Wandteppiche und leichte Stoffbahnen bewegten sich ihm Wind des frühen Nachmittags.
Galadrel ließ sich hinter einem flachen Tisch auf einigen Kissen nieder und Aithiel setzte sich ihr gegenüber. Ihr fiel auf, dass sie etwas tiefer saß als die Herrin - es war mehr als deutlich, wer von ihnen die Überlegene war.
Eine Dienerin brachte zwei Pokal mit kühlem wasser, das Aithiel ohne zu zögern trank. Sie erwartet nicht, vergiftet zu werden. Und falls es doch geschehen würde, konnte sich Galadriel der furchtbaren Rache ihrer Männer sicher sein.
"Nun, wie ich bereits sagte, Euer Anblick freut mich, doch das Fehlen Eures Vaters lässt mich das Schlimmste ahnen", sagte die Herrin und echte Anteilnahme lag in ihrer Stimme.
Aithiel schluckte und verdrängte die unwillkommenen Erinnerungen, die noch so frisch waren, dass allein der Gedanke an die Vorgänge sie mehr schmerzte als jeder Schwertstreich.
"Er starb vor zwei Wochen bei einem Überfall der Orks", gab sie leise zurück. "Es dauerte mehrere Stunden, bis sein Körper schließlich den Kampf gegen die Verletzungen aufgab." Sie hatte die ganze Zeit über seine Hand gehalten, unfähig zu weinen, selbst zerschlagen und völlig erschöpft. Er hatte das Bewusstsein nur noch ein einziges Mal wiedererlangt und lediglich Galadriels Namen genannt. Als zwei Tage später ein Bote aus Lorien bei ihnen eintraf, um die Einladung auszusprechen - noch immer konnte sie sich nicht erklären, wie er sie gefunden hatte -, wusste sie, dass es unabdingbar war, dass sie den Weg in den Goldenen Wald finden würde. "Er nannte Euch stets eine wahre Freundin."
Galadriel blickte Aithiel sinnend an, schien in Erinnerungen zu schwelgen.
"Ich kannte ihn schon lange vor Eurer Geburt und was immer auch in der Zwischenzeit passiert sein mochte, ich konnte meine Zuneigung zu ihm niemals verhehlen", gab sie zu und trank selbst einen kleinen Schluck aus ihrem Pokal, eine winzige Geste der Verlegenheit. "Und Euch als seine Tochter, auch wenn wir uns bislang nur ein einziges Mal gesehen haben, gilt meinen Zuneigung."
Das war Aithiel neu.
"Ich kann mich nicht erinnern, Euch jemals begegnet zu sein!" Galadriel faltete die schmalen, eleganten Hände in ihrem Schoß und rang sichtlich mit einer Entscheidung, dass war deutlich zu erkennen. Aithiel beugte sich unwillkürlich vor, den Abstand zwischen ihnen verringernd. "Ich bitte Euch, wenn dies eine große Bedeutung haben sollte -!"
"Ihr wisst, dass Ihr nicht Berions leibliches Kind seid, nicht wahr?" Aithiel nickte. Woher wusste Galadriel dies? Ihr Vater hatte niemandem etwas davon erzählt, um nicht ihrer Position in der Gruppe der Orkreiter zu gefährden. Sie machte sich keine Illusionen darüber, dass sie nun, da er tot war, bald ihren Einfluss verlieren würde, nun, da er nicht mehr seine schützende Hand über sie hielt. "Ihr wurdet als kleines Kind hier in Lorien gefunden und ich schickte Euch zu ihm, wissend, dass er, als Thranduils engster Berater, Euch ein schönes Leben bieten konnte. Dass sich die Dinge so entwickeln würde, konnte ich nicht voraussehen." Sie machte eine kleine Pause. "Ich erzähle Euch dies, um Euch deutlich zu machen, wie sehr mir Euere Wohlergehen am Herzen liegt. Ic hoffe, Ihr werdet meine Vorschläge akzeptieren."
"Vorschläge?"
Galadriel hob die Hand und wirkte plötzlich ein wenig erschöpft, so als habe sie zuviel gesagt.
"Es war sicher ein langer Tag für Euch. Kümmert Euch um Eure Bedürfnisse, genießt die Schönheit des Waldes und lasst uns morgen reden."
Aithiel wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu widersprechen, auch wenn ihre Neugierde sie plagte - hinter Galadriels sanften Worten stand ein felsharter Wille. Sie erhob sich, deutete eine Verbeugung an, die tiefer war als zuvor und verließ mit festem Schritt Galadriels Haus.
***
Ihre Gedanken zogen weite Kreise, als Aithiel die Treppe zum Erdboden hinunterlief. Die Blicke der anderen Elben in ihrem Rücken spürend, ließ sie sich dennoch nicht stören. Mit jeder Stufe, die sie sich von der Herrin entfernte, wurde ihre Unruhe größer.
Das seltsame Gefühl, mit Lorien vertraut zu sein, hatte sie bis zu dem Moment von Galadriels Moment zur Seite schieben können, doch nun ergab es einen Sinn. Sie war bereits einmal im Goldenen Wald gewesen, wenn auch als Kind.
Doch es gab andere Probleme, die sie nun löse musste und die weitaus wichtiger waren als ihre eigene Vergangenheit. Ihr Vater war tot. Er war es, der die Orkreiter zusammengehalten hatte, nein, sie waren allein wegen ihm eine Gemeinschaft gewesen und nun drohte diese Gruppe, die für sie ihr ganzes Leben gewesen war, zu zerfallen. All die Männer, die, die sie nach Lorien begleitet hatten und die, die im Abstand von zwei Tagereisen auf sie warteten, standen nun vor dem Nichts.
Ihre Loyalität zu Berion war zu seinen Lebzeiten war ungebrochen gewesen, sie waren ihm in die Verbannung gefolgt, hatten alles aufgegeben, was sie gekannt und geliebt hatten. Wie heimisch musste ihren Begleitern dieser Wald vorkommen, die Gesellschaft andere Elben, die Gesänge, die in den hohen Wipfeln der uralten Bäume von Stimmen gewoben wurden wie ein kostbarer Teppich.
Vielleicht wollten sie bleiben, wieder ein Heim finden. Vielleicht zielte Galadriel genau daraufhin ab.
Sie erreichte den Erdboden und sofort löste sich ein Mann aus dem Schatten der Bäume. Es war Rumil, jener Galadhrim, der sie so freundlich empfangen hatte. Er war ein schlanker, sichtlich gewandter Mann, dem die Freundlichkeit aus dem Gesicht strahlte. Ein wunderbar gearbeiteter Bogen lag in seiner Hand, doch er schien keine Anstalten zu machen, ihn benutzen zu wollen, weshalb sie sich ihrer natürliche Wachsamkeit schalt, mit der sie ihm entgegengeblickt hatte.
"Eure Leute haben Räume am Rand des Waldes bezogen. Ich werde Euch zu ihnen führen."
"Ich danke Euch, Rumil!" Sie setzte sich an seine Seite und kaum wurden die anderen Elben dessen ansichtig, zogen sich diejenigen, die sich ihr genähert hatten, ein Stück weiter zurück. Rumil schien eine gewisse Autorität zu besitzen und durch sein Angebot gab er ein klares Zeichen, dass sie unter seinem Schutz stand. "Ich habe mich Euch noch nicht vorgestellt - ich bin Aithiel."
In Rumils Wange zuckte ein einzelner Muskel, und fast erwartete Aithiel eine entsetzte Reaktion, doch es lag purer Wissensdurst in Rumils Stimme, als er sich erkundigte:
"Aithiel? Ihr seid Berions Tochter? Aithiel die Rote?"
Sie musste lächeln. Er hatte ihr auf Anhieb gefallen und obwohl er zu wissen schien, wer sie war und was man ihrem Vater vorgeworfen hatte, schien er ein ehrliches Interesse an ihr zu haben.
"Eben jene, aber ich schwöre, dass ich hier keine meiner angeblichen Bluttaten begehen werde!"
"Oh, da bin ich aber erleichtert. Sonst hätte mir mein Bruder den Rest des Jahres zur Hölle gemacht, weil ich so freundlich zu Euch war!" Auf ihren fragenden Blick hin setzte er hinzu: "Haldir ist mein Bruder. Er ist nicht sehr - zuvorkommend."
"Nein, das nun wirklich nicht!", antwortete sie, ein wenig vorsichtig noch, doch Rumil lachte herzhaft. Aithiel verglich seine spontane Art mit der seines schweigsamen Bruders. Es war ganz klar, was sie bevorzugte.
"Er lässt nur zu gerne heraushängen, dass er dreihundert Jahre älter ist als ich." Er führte sie durch einen Teil des Waldes, in dem es wenig große Bäume gab, dafür viele kleine schlanke Weiden, deren Blätter ein dichtes Dach über ihren Köpfen bildeten. "Dies ist einer der schönste Teile Loriens und Galadriel hat Anweisung gegeben, Euch und Eure Männer hier unterzubringen. Eure Begleiter wünschten ebenerdige Quartiere, aber wenn es Euch nicht stört, so habe ich für Euch ein kleines Baumhaus angedacht."
Er wies auf eine mächtige Eiche, in deren Äste sich das erwähnte Haus befand. Über eine Leiter erklommen Aithiel und Rumil die Plattform und es verschlug ihr den Atem, als sie erkannte, dass sie sich ganz nahe am Rand des Waldes befanden. Da Lorien auf einem kleinen Berg lag, hatte sie einen atemberaubenden Blick hinab ins Tal und die Schönheit füllte ihr Herz, das in den letzten Jahren soviel Schreckliches gesehen hatte.
Rumil wies auf die in Sichtweite liegenden Behausungen ihrer Männer und bat dann:
"Macht es Euch bequem, und wenn es Euch an irgendetwas fehlt, dann lasst es mich wissen."
"Ich wüsste nicht, was ich mehr benötigen würde als diesen Ausblick!", gab Aithiel lächelnd zurück und beobachtete dann, wie Rumil wieder hinabkletterte und im Wald verschwand.
Das Innere ihres kleinen Hauses, nur ein einzelner Raum, war behaglich eingerichtet. Ein großes Lager aus Fellen und Decken befand sich in einer Ecke, dazu sah sie noch mehrere Sitzkissen, einen mit Obst und einem Krug Wein gedeckten Tisch und einen kleinen Schrank, auf dessen Oberseite einige Instrumente weiblicher Schönheit lagen. Abschätzig beobachtete sie einen wunderbaren, silbergetriebenen Kamm und diverse Fläschchen mit Duftölen. Viel eher sagte ihr die Schüssel frischen Wassers zu.
Sie legte ihr leichtes Kettenhemd ab, schnallte ihren Lederpanzer auf, wusch sich notdürftig und ließ sich dann vorsichtig auf das Lager fallen. Eigentlich wollte sie nur einige Momente die Augen schließen und ruhen, doch dann fühlte sie den Schlaf nahen und hieß ihn willkommen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich sicher.
***
Sie erwachte erst, als der Abend graute und fand den Raum leicht verändert vor. Sie empfand es unverzeihlich, derart tief geschlafen zu haben, dass eine Person unbemerkt in ihre Privatsphäre eingedrungen war, doch beim Anblick eines leichten Abendessens und ihrer Satteltaschen, die an die Wand gelehnt worden waren, hob sich ihre Stimmung.
Hungrig aß sie einige Bissen, doch dann schob sich ein völlig anderes Bedürfnis in den Vordergrund. Sie wollte baden und vor allem ihre Wunde versorgen, deren Bandagen schmutzgetränkt waren.
In dem Schränkchen fand sie weiche Handtücher und aus ihren Taschen förderte sie eine neue Hose, ein neues Hemd und sauberes Verbandszeug hervor. Um den Rest ihrer Ausrüstung, das Ausbessern ihres Kettenhemdes und das Säubern ihrer Lederrüstung würde sie sich später kümmern. Sie wollte nicht als wandelnde Beleidigung in den Augen der Lorienelben gelten.
Eine Rolle aus den Utensilien machend und sie auf ihren Rücken schnallend, verließ sie ihr Haus und kletterte unter einigen Schmerzen die Leiter hinunter. Wenn sie ihre Augen nicht getrogen hatten, befand sich einige hundert Schritt in Richtung des Tales ein Fluss, der, beschützt durch einige hohe Sträucher, der perfekt für ihr Vorhaben war.
Tatsächlich fand sie nach kurzer Wegstrecke das langsam fließende, mehrere Fuß breite Gewässer, das tief genug zu sein schien, um seinen Zweck zu erfüllen. Das Rot der untergehenden Sonne, vermischt mit der heraufziehenden Wärme der lauen Nacht spiegelte sich in dem glitzernden Wasser und wirkte unwiderstehlich auf Aithiel, die sich ohne große Scham auszuziehen begann.
Stiefel, Weste und Hose flogen in das weiche Gras und sie war gerade damit beschäftigt, ihr Hemd auszuziehen, als sie vertraute Schritte hörte. Aithlion bog um einen Haselnussstrauch und maß ihre Gestalt mit jenem wissenden Blick, den nur er sich erlauben durfte.
"Du und Deine Leidenschaft für Wasser", murmelte er und trat näher. Mit einer Hand fuhr er durch ihr Haar, unberührt davon, dass es verklebt war. "Kann ich Dir zur Hand gehen?"
Sie wusste ganz genau, was er meinte, doch sie ließ sich nicht auf sein Spiel ein.
"Hilf mir bitte mit dem Verband", bat sie lächelnd, wie stets erregt durch seine Gesellschaft und dem Versprechen in seinem Blick. Sie zog ihr Hemd vorsichtig aus und stellte sich nackt seinem Blick. Er zuckte kaum mit der Wimper, als er die Leinenstreifen abnahm und die Wunde betrachtete, die quer über ihr Schulter und den halben Oberarm hinab lief. Sie wusste, dass sie den gesamten Arm hätte verlieren können, was ihr die Schmerzen ein wenig erleichterte.
"Sieht gut aus", bemerkte er und streichelte verheißungsvoll ihren Nacken. Damit meinte er wohl nicht nur die Wunde. Mit einem Lachen entzog sie sich ihm und glitt dann hinab in den kleinen Fluss. Das kalte Wasser und die Anwesenheit ihres Liebhabers bewirkten, dass sich ihre Brustwarzen versteiften. Mit einem entspannten Seufzer tauchte sie unter, atmete dabei aus und stemmte sich mit den Füßen in den weichen Grund, um nicht von der leichten Strömung fortgetragen zu werden.
Nach einer Weile kam sie wieder an die Oberfläche und sah Schmutzspuren von ihrem Körper aus davon treiben. Im selben Moment platschte es, als Aithlion neben ihr in den Fluss sprang, nackt wie sie selbst. Ohne ein Wort zu sagen kam er zu ihr und wusch ihr mit sehr bestimmten, zärtlichen Gesten das Haar. Dabei berührte er sie hin und wieder wie zufällig. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und ergriff seine Hand.
"Bitte, nicht jetzt. Wir sind kaum einmal einen Tag hier."
Er stutzte und nickte dann mitfühlend.
"Du hast wohl viel zu bedenken, oder?"
Vorsichtig kletterte Aithiel aus dem Wasser und trocknete sich ab. Das Handtuch um sich schlingend, setzte sie sich ins Gras und wartete, bis Aithlion ihrem Beispiel folgte. Nass ließ er sich neben sie fallen und lächelte, seine wohlgestalteten, mit den Narben eines Kriegers gezeichneten Körper offen allen möglichen Blicken aussetzend. Er war immer an ihrer Seite gewesen, wenn es Probleme gab und schien nun zu erwarten, dass sie ihre Gedanken mit ihm teilte.
Doch sie wusste instinktiv, dass ihn das Gespräch mit Galadriel nichts anging. Er konnte ihr in diesem Moment körperlich noch so nahe sein, der Abstand zwischen ihnen war so groß wie nie und wuchs seit dem Tod ihres Vaters stetig.
Oft hatte er sie in diesen Tagen wissen lassen, dass ein Bund zwischen ihnen, der Tochter Berions und seinem besten Kriegers, die Orkreiter wieder einen konnte. Doch sie hatte stets abgelehnt, nicht nur aus dem Grund, dass sie nicht für ihn empfand als eine tiefe Freundschaft und hin und wieder eine Verbundenheit ihrer Körper. Aithlion war unter seiner stets freundlichen Fassade unbeherrscht und sprunghaft. Zwar war er ein starker Krieger, aber sie bezweifelte, dass er die Eigenschaft besaß, die Gruppe zu führen.
Ob sie das konnte, wusste sie auch zu hinterfragen, doch es war im Moment nicht wichtig.
"Galadriel war sehr freundlich, doch sie ließ mich nichts genaues wissen", wich sie aus und verlegte sich dann auf ein anderes Thema, obwohl er spöttisch die Augenbrauen ob dieser Offensichtlichkeit hochzog. "Sind die anderen gut untergekommen?"
"Alle sind zufrieden. Die Frage ist nur, wie lange noch." Es war grausam von ihm, sie daran zu erinnern, aber ebenso nützlich. "Sie warten auf Deine nächsten Schritte. Einige reden davon, dass es nun, da Dein Vater tot ist, keinen Grund mehr für sie gibt, Dir zu folgen. Sie wollen die Gelegenheit nutzen und versuchen, in ihre Heimat zurückzukehren."
"Die Narren!", stieß Aithiel wütend hervor. "Thranduil wird sie hinrichten lassen für ihren Hochverrat. Es ist nicht ihre Entscheidung. Noch nicht!"
Aithlions Gesicht wurde weich und seine Zuneigung für sie war deutlich zu erkennen. Mit einer sanften Geste hob er ihr Kinn und küsste ihre Lippen.
"Reg Dich nicht auf, Geliebte. Es wird sich alles finden!"
*********************
Wird sich alles finden? Oder kommt es zur Rebellion gegen Aithiel? Und wann kommt Haldir zum Zug? *g* Kapitel 3 folgt so bald wie möglich! Lieber Gruß. Demetra
