Anmerkung: Noch einmal R! Es kann nicht genug Sex geben! =)

Kapitel 10

Legolas

Aithiel erwachte in Haldirs Bett, als das erste Licht zurückkehrte und stellte verblüfft fest, dass sie mit geschlossenen Augen geschlafen hatte. Bei Elben kam dies nur in den seltenen Fällen vor, in denen sie sich vollkommen sicher fühlten. Eine weiche Decke war über sie ausgebreitet worden und Aithiel genoss für einen Moment den Stoff auf ihrer nackten Haut und den kleinen Schmerz zwischen ihren Schenkeln. Sie hatten sich in der vergangenen Nacht nach ihrem ersten Zusammentreffen noch zwei weitere Male geliebt, mit einer Leidenschaft, die ihr fast wie Verzweiflung angemutet hatte. Haldir war jedes Mal sehr vorsichtig mit ihr umgegangen, so als hab er Angst, sie zu verletzen. Sie lächelte. Gegen die kleinen Schmerzen der Vereinigung war nicht auszusetzen. Ihr Vater hatte stets ein sehr freies Leben geführt und ihr seine Einstellung vererbt, wenn es um körperliche Liebe ging.

Das Lager neben ihr war leer, doch als sie sich auf die Seite rollte, entdeckte sie Haldir am Fenster. Er trug nur seine Hose und bot in ihren Augen ein atemberaubendes Bild. Sein silberblondes Haar hing ungeflochten über seine breiten Rücken und sie konnte das Spiel seiner Muskeln verfolgen, als er die Arme verschränkte. Aithiels bemerkte, dass Haldirs Augen einen Punkt weit außerhalb seines Blickfelds fixierten. Der Ausdruck darin, eine Mischung aus Nachdenklichkeit und Sorge, traf sie ins Herz. Sie glaubte zu wissen, worüber er nachdachte.

"Denkst Du, es war ein Fehler?", fragte sie leise und setzte sich auf, die Decke über ihre Brüste ziehend. Er verharrte reglos und erst nach einem kleinen Moment sah er zu ihr, so als habe ihre Frage eine längere Zeit gebraucht, um bei ihm anzukommen.

"Ich weiß es nicht!", sagte er dann langsam und trat zu ihr. Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre freie Hand. Sie zuckte fast zurück, als er einen sanften Kuss auf ihren Knöcheln platzierte und schließlich seine Finger mit ihren verflocht. Alles an ihm sprach von Reue, doch sie spürte zur selben Zeit, dass er sich nicht von ihr losreißen konnte. Wenn er wirklich ihr Zusammensein als einen Fehler ansah, dann wäre er längst nicht mehr bei ihr. Dann würde er es ihr nicht gestatten, so tief in seine Seele zu blicken, wie er es in dieser Nacht und am Morgen getan hatte. "Es ist nur so, dass etwas zwischen uns steht", erklärte er leise. Aithiel nickte. Sie ahnte, dass es um den Tod ihrer Mutter ging, doch sie hatte sich im Laufe der Nacht einige Gedanken machen können. Es fiel ihr nicht schwer, zu ihm zu rücken und ihre Arme um seine Taille zu legen.

Sie wusste, dass es ein Risiko war. Sie wusste, dass er sie jetzt zurückstoßen konnte und es vorbei war. Davor fürchtete sie sich, fast noch mehr als vor dem Treffen mit Legolas.

"Ich will es nicht mehr wissen!", sagte sie bestimmt und spürte, wie sich sein Körper anspannte. "Vielleicht hat mir jener Mann, der ihren Tod verschuldet hat, im Kampf bereits das Leben gerettet. Das genügt mir." Seine Mundwinkel verzogen sich gequält, als er versuchte, ihr ein Lächeln zu schenken. Für einen Moment hatte Aithiel den Eindruck, dass ihn ihre Aussage nicht zufrieden stellen konnte, dass er mehr zu sagen hatte. Doch er schwieg. "Wenn Du es möchtest, gehe ich jetzt."

Er zögerte.
"Wann triffst Du ihn?"

"In zwei Stunden. Warum fragst Du?"

Als Antwort zog er sie rittlings auf seinen Schoß. Die Bettdecke fiel, zu Boden und Aithiel erschauerte, als sie seine glatte Haut an ihren Brüsten fühlte. Er streichelte über ihre Schläfen und ihren Hals, dann fanden seine kundigen Hände den Weg ihre Wirbelsäule hinab. Aithiel bewegte unruhig die Hüften und spürte, wie sich seine Hose unter ihrem nackten Gesäß ausbeulte. Er beugte sich vor und begann, sanft an ihrem Ohrläppchen zu knabbern und sie seufzte leise. Ihr Schoß wurde feucht und begann, kleine Wellen der Erregung durch ihren Körper zu schicken, als sie sich weiterhin an seiner wachsenden Erektion rieb.

Mit einem undeutlichen Murmeln griff er um ihre Taille, hob sie hoch und nestelte am Verschluss seiner Hose. Sein steifes Glied sprang hervor und dann setzte er Aithiel sanft darauf ab. Sie spürte, wie er langsam in sie heineinrutschte, wie sich ihr Innerstes dehnte, um ihn aufnehmen zu könne. Sie sog leise die Luft ein, da sie noch wund war von den Ereignissen der Nacht. Er hielt sofort inne.

"Ich will Dir nicht weh tun", sagte er mit einem merkwürdigen Schwanken in der Stimme. Sie sah ihm in die Augen und küsste leicht seine Lippen, nicht leidenschaftlich, sondern tröstend.

"Das tust Du nicht!", sagte sie atemlos und presste ihre Hüften gegen seine, bis er schließlich gänzlich in ihr war. Haldir stöhnte und seine Hände umfassten ihren Hintern, als sie mit langsamen Bewegungen auf ihm zu reiten begann. Aithiel barg ihren Kopf an seiner Schultern und krallte ihm die Hände in den Rücken. Ihre inneren Muskeln zogen sich vor Lust zusammen, als ihr Tempo schneller wurde und Haldir sie mit immer mehr Kraft auf seinen Schoß zog. Kaum einen Moment kam sie zitternd zum Höhepunkt und erstickte nur mühsam einen lauten Schrei.

Haldir küsste sie lächelnd, hob sie sanft von seinem Schoß und ließ sich mit ihr zusammen auf das Lager sinken. Noch immer durchzuckten die Nachwehen ihrer Lust Aithiels Körper, doch als er sie mit sanftem Nachdruck auf den Bauch drehte und dann auf die Knie hochzog, wuchs erneut Erregung in ihr und verdrängte jede Art von klarem Gedanken.

Er versenkte sich mit einem harten Stoß erneut in ihr und verharrte einen atemlosen Moment. Aithiel stöhnte, gierte nach mehr und als sie glaubte, es kaum noch aushalten zu können, begann er erneut, sie zu stoßen. Während eine Hand an ihrer Hüfte verblieb, um den Rhythmus halten zu können, streichelte seine andere ihren flachen Bauch und dann die harten Spitzen ihrer Brüste.

Sie spürte an seinen drängenden Bewegungen und seinem keuchenden Atem, dass er sich kaum noch zurückhalten konnte und es dauerte nicht lange, dann trieben sie seine Stöße und Liebkosungen sie erneut auf die Gipfel der Lust. Sekunden später spürte sie, wie sich sein Samen in sie ergoss. Er zog sich aus ihr zurück, küsste ihren schweißnassen Rücken und brach dann neben ihr zusammen.

Für einen Moment erstaunte sie die Macht, die sie über diesen Mann hatte und es erschreckte sie zur selben Zeit, dass er dieselbe Macht auch über sie ausüben konnte. Es ging über das leidenschaftliche Zusammenspiel ihrer Körper hinaus und sie verzweifelte fast daran.

***

Aithiel trat aus ihrem Talan und blickte prüfend an sich herab. Sie trug wieder die Kleidung einer Kriegerin. So, und nicht anders wollte sie dem Sohn Thranduils gegenübertreten, der nun im Namen seines Vaters über ihr weiteres Schicksal bestimmen sollte.

Galadriel hatte ihr durch einen Boten mitteilen lassen, dass sie Legolas im Haus der Herrin treffen sollte und so machte sich Aithiel auf den Weg. Als sie den erdboden erreichte, fand sie sich einer kleinen Gruppe der Orkreiter gegenüber, die sie mit ernsten Mienen erwarteten. Keiner von ihnen sprach ein Wort und als Aithiel nach kurzem Zögern an ihnen vorbeiging, folgten sie ihr in respektvollen Abstand.

Froh über die Unterstützung und mit dem Wissen, dass es diese ganz besonderen Männern waren, für die sie einer schweren Strafe riskierte, gelang es ihr, sich zu beruhigen.

Auf der Treppe zu Galdriels Talan traf sie einen der Menschen, der mit der Gruppe, in der auch der Prinz in Lorien eingetroffen war, gereist war. Er war groß und dunkel und wirkte ein wenig verlebt durch die tiefen Sorgenfalten, die sich in sein edles Gesicht eingegraben hatte. Aithiel kannte seinen Namen nicht, wusste aber, dass er ein Waldläufer war.

Er sah ihr kurz prüfend ins Gesicht und ließ auch den Blick über ihre Begleiter schweifen. Er schien von ihrem Treffen mit Legolas zu wissen, doch er enthielt sich jedes Kommentar und ging an ihr vorbei.

Auf der obersten Plattform angelangt, übergab sie einem ihrer Männer ihren Dolch, die einzig Waffe, die sie stets trug, und bedeutete den Orkreitern dann zu warten. Die Torwächter ließen sie ohne weitere Nachfrage eintreten. Der öffentliche Versammlungsraum dahinter war leer bis auf eine Elbin, die Aithiel durch eine weitere Tür in jenes Privatzimmer führte, in dem Aithiel die Herrin bereits einmal getroffen hatte. Als die Frau die Tür vor ihr öffnete, sah sie, dass Legolas bereits anwesend war.

Aithiel holte tief Luft und trat ein und lautlos schloss sich die Tür wieder, in knapper Endgültigkeit. Der Prinz stand am Fenster und sah ihr entgegen. Sie hatte ihn bereits aus de Ferne gesehen und nun, im Nahen, bestätigten sich ihre Eindrücke.

Legolas war groß und schlank, eher sehnig als kräftig. Sein wunderbares, weizenblondes Haar war in die traditionelle Frisur geflochten und nichts an seiner schlichten Tunika verriet seinen Rang. Die blauen Augen musterten sie voller Interesse, nichtsdestotrotz kühl.

Sie verbeugte sich tief vor ihm, denn auch wenn sie eine Ausgestoßene war, so war doch das Volk des Düsterwals ihr Volk gewesen und Legolas war ihr Prinz.

"Herr", sagte sie dann. "Es ehrt mich, dass Ihr mich empfangt."

Er neigte kurz den Kopf.

"Es ist ein ungewöhnliches Anliegen, dass Ihr mir vorzutragen gedenkt und ich glaube kaum, dass ich es wagen kann, im Interesse meines Vaters zu handeln."

Bereit seine ersten Worte raubten ihr einen Teil der Hoffnung, die sie in das Gespräch gesetzt hatte. Dennoch versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen, als sie antwortete:

"Mein Prinz, mein Vorschlag, vielmehr meine Bitte an Euch ist es nur, dass Ihr Eurem Vater mein Anliegen vortragt. Ich werde mich in seine Hände begeben und wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr mich bereits hier in Lorien gefangen setzen lassen, um meine Glaubwürdigkeit zu beweisen."

Sie sah einen widerwilligen Respekt in seinen Augen aufflammen und er musterte sie noch eindringlicher als zuvor. Es war schwer, ihn einzuschätzen, denn trotz seiner Jugend ließ sich leicht erkennen, dass er es gewöhnt war, Befehle zu erteilen. Möglicherweise ging er auf ihren Vorschlag ein. Das war es, was ihr am Morgen solche Sorgen bereitet hatte, als sie sich angezogen und von Haldir verabschiedet hatte.

"Ihr liebt Eure Männer sehr, wie es scheint!", stellte Legolas fest und trat etwas näher an sie heran. Erneut trat Kälte in seine Augen, die Aithiel sich nicht erklären konnte und seine Stimme klang ungewöhnlich arrogant. "Eure Opferbereitschaft in allen Ehren, aber denkt Ihr wirklich, dass Euer Leben allein die Schuld der Orkjäger aufwiegen könnte? Jeder von ihnen hat meinen Vater verraten, so wie Euer Vater es tat."

In Aithiel zerbrach etwas, als sie seine Worte hörte und sie platzte heraus:

"Er hat ihn nicht verraten! Sie haben sich zerstritten und Euer Vater konnte nicht damit leben, die Auseinandersetzung verloren zu haben!" So hatte Berion es ihr erzählt und sie hatte keinen Zweifel daran, dass ihr Vater die Wahrheit gesagt hatte. Sein geliebtes, gütiges Gesicht vor Augen, bebte sie vor Zorn und gleichzeitig vor Entsetzen, welchen Ton sie sich Legolas gegenüber herausgenommen hatte.

Dieser regierte erst verblüfft, dann sichtlich wütend.

"Das muss ich mir von Euch nicht sagen lassen. Ihr seid nicht nur eine Verräterin, sondern auch eine Diebin!" Schneller als Aithiel reagieren konnte, war seine Hand vorgeschossen und hatte ihr mit einem Ruck die Kette ihrer Mutter vom Hals gerissen. Fassunglos starrte Aithiel ihn an und ihr wurde klar, dass s nicht mehr schlimmer werden konnte als es nun war. Sie durfte ihren Gefühlen folgen und die rieten ihr nur zu einem.

Mit einem Fauchen sprang sie vor und rammte dem Thronerben von Düsterwald die Schulter in die Brust, was sofort einen scharfen Schmerz durch ihren Körper schickte. Doch sie bemerkte es kaum. Er taumelte, war nicht vorbereitet gewesen und riss sie mit zu Boden. Aithiel griff nach dem Schmuckstück, bekam es jedoch nicht zu fassen.

"Gebt es her!", schrie sie und war erstaunt, wie wütend sie wirklich sein konnte. Niemals hatte sie auf einem Schlachtfeld annähernd diesen Zorn empfunden. "Es hat meiner Mutter gehört!" Er fuhr hoch und ihre Stirn kollidierte schmerzhaft mit seiner Augenbraue. Aithiel blinzelte und stellte sich auf einen Schlag ein, doch der kam nicht. Legolas ließ sie los und sie rappelte sich auf, noch immer erbost. "Fragt die Herrin, wenn Ihr mir nicht glaubt! Sie hat die Leiche meiner Mutter gesehen!"

Legolas erhob sich ebenfalls und hatte keine Mühe, selbst dabei noch ruhige Würde auszustrahlen. Obwohl auch ersichtlich wütend wirkte, ließ sich seine Nachdenklichkeit nicht verleugnen.

"Das werde ich!" Er verließ den Raum, die Kette fest in der Hand geborgen, und die Tür fiel hart hinter ihm zu. Aithiel starrte ihm fassungslos hinterher und erkannte sich selbst kaum wieder. Sie hatte versagt, im wichtigsten Moment ihres Lebens.

***

Aufgewühlt verließ Aithiel den Talan und stürmte an ihren Männern vorbei, ohne ihnen etwas vom Ausgang des Gespräches zu mitzuteilen. Doch das war auch nicht nötig, ein Blick in ihr Gesicht reichte den Männern, um ihr nicht zu folgen.

Eine Zeitlang streifte sie ziellos in Lorien herum, allein mit ihren quälenden Gedanken. Alle Orkreiter, denen sie begegnete, wichen ihr aus und sie war sehr froh darüber, denn das Ergebnis ihres katastrophalen Fehles konnte und wollte sie ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitteilen.

Irgendwann erreichte sie die kleine Wiese am Fluss, auf der sie und Aithlion sich geliebt hatte. Kaum ein Monat war seither vergangen, doch es fühlte sich an, als wären es Jahre. Sie vermisste Aithlion sehr, war er doch nach dem Tod ihres Vaters ihre ganze Stütze gewesen. Einen besseren Freund als ihn hatte sie nie gehabt und sie hoffte nur allzu sehr, dass er keine Liebe für sie empfunden hatte. Denn dann müsste sie sich ihr ganzes Leben lang vorwerfen, ihn unglücklich gemacht zu habe mit ihrer Ablehnung, den Bund mit ihm einzugehen.

Ihr fiel auf, dass sie Aithlion und Haldir oft in Gedanken miteinander verglichen hatte und musste lächeln. Beide ungemein schön, manchmal störrisch und arrogant und unter ihrer Oberfläche doch wunderbar zärtlich. Doch sie hatte Aithlion nie dieselben Gefühle entgegengebracht, die sie nun für Haldir empfand und die ihr solch einen Kummer bereiteten.

Der Tag verging langsam, doch als Aithiel zum nächsten Mal den Lauf ihrer Gedanken verließ und zum Himmel blickte, war es Mittag.

Schritte näherten sich und sie erhob sich, als sie zu ihrer größten Überraschung Legolas erkannte. Der Elb trat mit einem Lächeln heran.

"Ich hoffe, ich störe Euch nicht?" Der Unterschied in seinem Verhalten machte sie misstrauisch. Gehört er zu jenen Männern, die sich am Unglück eines anderen weiden konnten? Dennoch sagte sie sehr höflich.

"Ihr stört mich nicht, Hoheit." Sie entdeckte den Hauch eines Blutergusses und musste trotz ihrer Anspannung lächeln. "Verzeiht, wenn ich heute Morgen etwas ausfallend war. Mein Temperament ist mit mir durchgegangen, was natürlich keinesfalls eine Entschuldigung ist!"

Die Wärme von Legolas Lächeln erreichte seine Augen, als er die Hand öffnete und ihr die Kette entgegenhielt, die sie dankbar entgegennahm und wieder um ihren Hals legte.

"Euer Temperament gleicht dem Eurer Mutter", erklärte er und freute sich sichtlich an ihrem Erstaunen.

"Kanntet Ihr sie?", fragte Aithiel leise und sehnsüchtig. Nun endlich hatte sie die Möglichkeit, mehr über ihre Mutter zu erfahren und hoffte, dass Legolas ihr diesen Wunsch erfüllen würde.

"Ihr Name war Laeriel und ja, ich kannte sie sehr gut. Sie war eine wunderschöne Frau mit einem starken Willen, die ich sehr vermisse und nun, da ich weiß, dass sie tot ist, aufrecht betrauern kann. Verzeiht mir, dass ich Euch eine Diebin nannte, denn eigentlich ist die Ähnlichkeit zwischen Euch leicht zu erkennen." Er reichte ihr einen weiteren Gegenstand. Es handelte sich um einen Ring mit einem wunderschönen, blauen Stein. "Ich vertraue Euch. Geht nach Düsterwald, wann es Euch beliebt und zeigt meinem Vater diesen Ring und die Kette. Erzählt ihm Eure Geschichte und ich sehe keinen Grund, weswegen er Euch verziehen sollte."

"Und meine Männern, was ist mit Ihnen?"

Legolas verzog bedauernd das Gesicht.

"Für ihre Sicherheit kann ich nicht garantieren, es tut mir leid." Aithiel seufzte. Sie hatte es geahnt. Aber zumindest war der Blick in die Zukunft nicht mehr ganz so düster wie noch vor wenigen Minuten. Legolas wirkte unbehaglich und wechselte das Thema. "Wie gefällt Euch Lorien?"

"Es ist wunderbar", sagt Aithiel und ließ den Blick über das Tal und die Bäume schweifen. "Ein Ort, an dem man sich niederlassen könnte."

"Ich komme immer wieder gerne hierher. Als Kind habe ich meinen Vater oft begleitet und Galadriel verfolgte mich in meinen Träumen, weil ich glaubte, sie würde über jeden Streich Bescheid wissen, den ich meinem Vater je gespielt hatte", erzählte Legolas in spielerischem Tonfall, wurde dann aber wieder ernst. "Man hat mir erzählt, dass Ihr Euch sehr gut mit dem Hauptmann der Grenzwache versteht. Erstaunlich, dass Ihr ihm vergeben konntet, wenn Ihr mich allein wegen der Kette derart angegriffen habt."

"Vergeben?", fragte Aithiel verwirrt. Und dann begriff sie, was Legolas Worte zu bedeuten hatte. Die Reue in Haldirs Augen, seine vielen Versuche, mit ihr über ihre Mutter zu reden. Alles fügte sich zu einem furchtbaren Bild zusammen.

Legolas legt bsorgt die Hand auf ihren Arm.

"Was habt Ihr?" Dann begriff auch er. "Bei Illuvatar, Ihr habt es nicht gewusst!", hauchte er. Aithiel trat einen Schritt zurück, dann noch einen. Ihr war, als sei ihr Körper plötzlich vollkommen leer, ihr Kopf und ihr Herz erfüllt von dumpfem Schmerz. Dann drehte sie sich um und ging. Legolas Blick bohrte sich in ihren Rücken, doch sie reagierte nicht darauf.

Wie eine Schlafwandlerin kehrte sie zu ihrem Fleet zurück. Schon von weitem sah sie, dass sich ihre Männer davor versammelt hatten und auf sie warteten. Sie hob den Kopf und straffte die Schultern. Keiner von ihnen sollte erkennen können, was in ihr vorging. Sie alle waren ihr treu ergeben, hatten es mehrfach bewiesen. Keiner von ihnen würde sie hintergehen so wie der Mann, von dem sie geglaubt hatte, ihn zu lieben.

Thinren, einer der ältesten Krieger, trat vor und ergriff das Wort.

"Herrin, was immer Euer Gespräch mit dem Prinzen ergeben hat, Ihr sollt wissen, dass wir bis zum Ende an Eurer Seite stehen werden. Wenn Ihr Euch in Thranduils Hand geben wollt, so werden wir Eurem Beispiel folgen. Keiner von uns möchte die Schuld auf sich laden, Euch für sein Leben in Sicherheit eingetauscht zu haben." Er schwieg und Aithiel schloss berührt für einen Moment die Augen. Dann blickte sie in all die vertrauten Gesichter, unter denen einige schmerzhaft fehlten, und fragte:

"Ihr werdet mir folgen, wohin ich auch gehe? Wenn ich Euch in einen Krieg führen werde." Sie blickte zu jenem Elben, der ihr von der Sehnsucht nach seinem Sohn erzählt hatte, doch er hielt der Prüfung stand. Aithiel nickte langsam und verschränkte die Arme vor de Brust. "Dann packt Eure Sachen. Außerhalb dieses Waldes wartet eine Welt, für deren Erhalt wir für uns und unsere Kinder streiten wollen."

Der Schrei der Orkreiter stieg triumphierend in den blauen Mittagshimmel und Aithiel verschloss still ihr Herz vor Lorien und seinen Bewohnern.