@Faelivrin: Oh mein Gott, was für eine unglaubliche Flut von Reviews, ich danke Dir! *gerührt*. Werde mich bemühen, ein gutes Ende für die Story zu finden, aber ein Happy End? Mal sehen -.

@all: Es werden wohl nicht mehr als 20 Kapitel werden, mal sehen. Mir geistert da schon ein neues Projekt im Kopf rum-. *fg*

Kapitel 17

Aufbruch ins Ungewisse

            „Noch einmal!", forderte Rumil und hielt seinem Bruder die Hand entgegen. Haldir biss die Zähne zusammen und stieß sich von dem Türrahmen seines Fleets ab. Mit vorsichtigen Schritten, da jede Bewegung einen unglaublichen Schmerz von seinem Rückrad aussandte, bewegt er sich durch den Raum und fluchte innerlich, als er durch die Taubheit in seinen Beinen gezwungen wurde, für einige Sekunden zu verharren. Rumil wollte ihm entgegeneilen, doch Haldir knurrte: „Bleib bloß, wo Du bist!"

Der harsche Ton ließ Rumil zusammenzucken und er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand, zum Zeichen, dass die Botschaft mehr als deutlich bei ihm angekommen war. Haldir ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch, dann zwang er sich, die wenigen Schritte bis zur Wand noch zu tun, auch wenn ihn der Schmerz fast lähmte und jedes Denken unmöglich machte.

Endlich berührten seine Hände die Wand und seine Schultern sackten zusammen, als er seine Finger so fest gegen das Holz presste, als könne er sich darin festkrallen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und er keuchte vor Anstrengung.

            „Das war doch schon gar nicht schlecht", sagte Rumil zögerlich. Haldir schüttelte den Kopf. „Du solltest nicht so streng mit Dir sein. Es hat doch keinen Sinn, wenn Du Deine Gesundheit endgültig ruinierst."

            „Lass das ruhig meine Sorge sein." Haldir hatte sich etwas erholt und richtete sich steif auf. „Du bist mir keine sonderlich große Hilfe." Rumil starrte ihn wortlos an und es war deutlich zu sehen, wie sehr ihn die Worte verletzten. Er hatte jeden von Haldirs Versuchen, wieder auf die Beine zu kommen unterstützt, war stets an seiner Seite gewesen. Haldir empfand plötzlich nagende Schuldgefühle und als Rumil schon halb aus der Tür war, sagte er reumütig: „Verzeih mir bitte. Ich habe es nicht so gemeint!"

Sein Bruder wandte sich um, seine Miene nunmehr undeutbar.

            „Ich weiß nicht, was mit Dir geschehen ist vor Mandos Hallen, aber ich erkenne Dich kaum wieder. Manchmal glaube ich, Du seiest Du so kalt geworden, dass es nur noch Deiner Wut über Deinen Zustand gelingt durchzudringen."

Die Worte Rumils bestürzten Haldir, da er erkannte, wie sehr sie denen ähnelten, die Gelirion gesprochen hatte. Sein Körper gab in diesem Moment, in dem er seine gnadenlose Kontrolle an sein Entsetzen verlor, den Geist auf und er sank an der Wand herab. Rumil war mit einem Sprung bei ihm und fing ihn auf.

Gemeinsam saßen sie an der Wand des Talans, Rumil Hand auf Haldirs Schulter. Sie schwiegen eine lange Zeit, bis Haldir schließlich tief Luft holte.

            „Es ist der Preis, den diejenigen zahlen, die den Tod betrügen wollen", murmelte er und erzählte Rumil die ganze Wahrheit, alle das, was der Heiler ihm angekündigt hatte. „Und ich erkenne all jene Zeichen bei mir wieder. Es bringt mich fast um den Verstand!", schloss er und starrte verzweifelt auf den Fußboden.

            „Du musst Dich dagegen wehren", sagte Rumil kämpferisch, auch wenn noch Entsetzen in seiner Stimme mitklang, das er nicht unterdrücken konnte. „Gelirions Voraussage für Deine Gesundheit hat sich nicht bewahrheitet, warum sollte es dann mit dieser nicht ebenso geschehen? Ich bin hier bei Dir, Bruder, und ich werde nicht zulassen, dass es geschieht."

Dumpf warf Haldir ein:

            „Ich bin Dir sehr dankbar dafür, aber ich glaube nicht, dass es gelingen wird. Nicht einmal über meine Fortschritte kann ich mich freuen, geschweige denn überhaupt für das geschenkte Leben, das ich jetzt führe. Lorien ist plötzlich nicht mehr der Ort, an dem ich mich geborgen fühle, im Gegenteil, alles hier langweilt mich und kann mich nicht mehr berühren."

            „Und was ist mit Aithiel? Was fühlst Du, wenn Du an sie denkst?"

Haldir hob den Blick und stutzte. Nach vor ein paar Tagen war sein Kopf mit zärtlichen Bildern überflutet worden und die Erinnerung an Aithiel hatte als tiefer Schmerz irgendwo in seinem Inneren rumort. Nun sah er vor seinem geistigen Auge den Moment, in dem Rumil und Aithiel gemeinsam aus Lorien fortgeritten warn, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu ihm umzudrehen. Ein Augenblick, in dem er geglaubt hatte, seine Welt würde zusammenbrechen, er würde zusammenbrechen. Doch nun verspürte er nur den unglaublichen Drang, Aithiel zu sich zurückzuholen, nun, da Rumil schon wieder bei ihm war.

            „Ich fühle, dass sie bei mir sein sollte", antwortete er langsam und stützte den Kopf auf die Hände. Seine Verzweiflung nahm zu. „Verstehst Du? Ich will, dass sie hier ist und mir verziehen hat, doch an meine Liebe zu ihr kann ich mich kaum noch erinnern, so als läge sie unter einer dicken Schicht Eis." Er schluckte mühsam, weil sich seine Kehle zuschnürte. „Ich verdiene sie wahrlich nicht, wenn ich zulassen, dass das geschieht!"

Rumil neben ihm musterte ausdruckslos.

            „Dann verdienst Du sie nicht!", sagte er mit merkwürdig kühler Stimme. Haldir war fast geneigt, dem Bruder zuzustimmen, so tief war seine Lethargie. Doch tief in seiner Brust baute sich langsam ein ungeheurer Druck auf, den er zunächst nicht bemerkte, der sich jedoch plötzlich und auch für ihn überraschend Luft machte.

            „Nein!" Er bemerkte erfreut, wie sehr Gefühle in ihm hoch kochten und wie stark sie in seinen Worten mitschwangen. „Ich weiß, dass ich nach all dem, was ich ihr angetan haben, kein Recht auf sie habe, aber ich liebe sie und werde es mir zurückverdienen." Während der Schwall der Worte aus seinem tiefsten Herzen hervorquoll, bemerkte er irritiert, wie sich über Rumils Gesicht ein breites Grinsen ausbreitete. Schlagartig kam ihm die Erkenntnis. „Du hast mich provoziert!" Sein Bruder sah sehr zufrieden mit sich aus, auch wenn Haldir klar war, wie schwer es ihm fallen musste, seine eigenen Gefühle für Aithiel in den Hintergrund zu stellen. Spontan schloss er Rumil in die Arme. „Ich danke Dir", sagte er gerührt.

Der Andere nickte.

            „Irgendwo sind Deine Emotionen und ich habe einen festen Glauben daran, dass Du sie nicht verlieren wirst, wenn Du dagegen ankämpfst." Rumils Augen funkelten. „Und deswegen werde ich genauso unfreundlich zu Dir sein, wie Du es in den letzten Tagen zu mir warst."

            „Das habe ich wohl verdient", gestand Haldir zerknirscht und spürte zum ersten Mal, seit Gelirion ihm die Geschichte erzählt hatte, wieder so etwas wie Hoffnung in sich aufkeimen.

***

Sie sahen einen Fremden in ihm und er musste zugeben, dass es ihn nicht störte. Als Haldir einige Tage später aus seinem Talan trat, hoch aufgerichtet und ohne fremde Hilfe, spürte er ihr Blicke, die über ihn glitt und ein stummes Urteil fällten, dass er spüren konnte.

An diesem Morgen hatte er sich angekleidet, und dieser Akt war ein Zerrbild jener Sorgfalt gewesen, die er früher aufzuwenden pflegte, wenn er sich für ein Treffen mit Galadriel anzog. Die silbergraue Tunika, Zeichen seines Berufs, strahlte für ihn nicht mehr dieselbe Würde aus, die er immer empfunden hatte.

Er nahm den schnellsten Weg zum Talan der Herrin des Waldes und hatte kein Auge für das, was im ihn herum geschah. Manch alter Bekannter blieb stehen, um ihn zu begrüßen, doch er beachtete die anderen Elben nicht und strebte entschlossen seinem Ziel zu. In seinem Kopf malte er sich die verschiedensten Arten auf, in denen das Gespräch verlaufen konnte, doch er wusste, dass er lediglich einen Ausgang akzeptieren würde. Er musste fort von Lorien und in den Düsterwald gehen.

Die Wachen vor Galadriels Haus stoben beiseite, als sie ihn sahen, mit unvermittelter Hast, so als würde er bewaffnet auf sie zuschreiten und nicht etwa vollkommen ruhig. Sie tauschten einen langen Blick, als Haldir an ihnen vorbeiging und es war nicht schwer zu erraten, dass sie sich fragten, welch eine Kreatur gerade in das von ihnen zu bewachende Haus schritt, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen durften.

Galadriel bot ihm den Rücken dar, als er, geleitet von einer Dienerin, ihr Gemach betrat. Es war ein sehr intimer Raum, der mit zierlichen Möbeln und einer Ruheliege bestückt war. Auf einer Stange saß ein kleiner Vogel und zwitscherte leise, das Gefieder zerzaust von dem Wind, der sich durch die langen, weißen Vorhänge kämpfte und das Zimmer füllte.

Haldir schloss kurz die Augen, als er jene Mischung von Tönen und Düften ausmachte, die er stets mit Galadriel verbunden hatte und die in diesem Moment sein Herz ebenso zu berühren vermochten wie der Gedanke an Aithiel.

Galadriel stand an einer kleinen Kommode und drehte sich erst einige Sekunden nachdem er die Sensation verarbeitet hatte um. Sie lächelte freundlich und, wie er meinte, etwas traurig.

            „Haldir", sagte sie und es klang fast wie eine Frage, prüfend, ob er noch derselbe war. Es war ihre Wache gewesen, die vor seinem Talan gestanden hatte. Für sie, die es verstand, die Zukunft zu sehen, musste es beängstigend sein, jemanden zu treffen, der dem Schicksal entkommen war. „Ihr sehr gut aus."

            „Gut für jemanden, der dem Tod knapp entkommen ist?" Er unterstrich den beißenden Ton seiner Worte mit dem Heben seiner Augenbrauen. Doch Galadriel reagierte darauf gar nicht. Schweigend goss sie ihm ein wenig Wein aus einer Kristallkaraffe in den Kelch, den sie in der Hand hielt. Er nahm ihn an und trank einen Schluck, doch das feine Aroma konnte seinen Gaumen nicht kitzeln. „Ihr wusstet es die ganze Zeit, nicht wahr?"

            „Dass Ihr sterben würdet – ich ahnte es." Galadriel schritt durch das Zimmer und ließ sich auf ihrer Ruhebank nieder. Mit einer Handbewegung lud sie ihn ein, sich auf einen Schemel neben sie zu setzen, doch er schüttelte den Kopf. „Doch dass Ihr heute wieder vor mir steht, war nicht vorauszusehen."

            „So irrt auch Ihr Euch." Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht solltet Ihr Euch nach dieser Erkenntnis nicht mehr derart in das Leben andere einmischen, so wie Ihr es bei Aithiel und mir getan hat." Sein bitterster Vorwurf an Galadriel kam ihm über die problemlos über die Lippen und er sah, wie tief er sie damit berührte. Ihre blauen Augen verloren den weltfernen Ausdruck und schimmerten betroffen. Sie hob die Hand, so als könne sie die harten Worte damit abwehren, doch dann ließ sie sie in einer hilflosen Geste wieder sinken.

            „Ich weiß nicht alles, Haldir", sagte sie leise. „Aber Ihr müsst mir glauben, dass ich Euch niemals schaden wollte, im Gegenteil, ich war der Meinung, dass Ihr Euch besser akzeptieren lernen würdet, wenn Ihr erst Respekt voreinander entwickelt und dann die Wahrheit erfahrt. Doch es gab einige Faktoren, die ich nicht bedachte hatte. Zum Beispiel, dass Ihr Euch verlieben würdet."

Haldir ließ sich von ihren Argumenten nicht beeindrucken, im Gegenteil, er empfand Galadriels Entschuldigung als armselig. Was wusste die Herrin denn von Gefühlen oder dem Leben? Sie lebte freiwillig im Käfig ihrer Gabe und hatte nicht das Recht, aus dieser Isolation heraus zu handeln, ohne die Konsequenzen zu beachten. Ihre Ehe mit Lord Celeborn war nicht mehr als eine freundschaftliche Zweckgemeinschaft, auch wenn es in früheren Zeiten anders gewesen sein mochte. Haldir fühlte plötzlich Mitleid in sich aufsteigen, das seinen Zorn verdrängen konnte.

            „Ja", sagte er dumpf. „Aber es ist nun mal geschehen und ich habe vor, den Weg bis zum Ende zu beschreiten. Ich muss nach Düsterwald gehen und sie finden. Vielleicht ist es schon zu spät und ich werde nie die Gelegenheit bekommen, ihr zu sagen, wie leid es mir tut."

Galadriels Blick bohrte sich in ihn hinein.

            „Ich kann Euch nicht gehen lassen, Haldir. Ihr werdet gebraucht. Noch ist der Krieg nicht beendet und mir meine Grenzwache ohne Euch vorzustellen fällt mir schwer." Sie schien noch etwas anderes sagen zu wollen, doch sie tat es nicht. Haldir achtete kaum darauf. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Es war zu erwarten gewesen, doch hatte er den Gedanken, wie er auf ihre Weigerung reagieren würde, noch nicht in die letzte Konsequenz durchdacht. In diesem Moment blieb ihm jedoch nichts anderes übrig.

            „Dann bleibt mir nur eines", sagte Haldir und richtete sich hoch auf, obwohl die Bewegung einen peinigenden Schmerz durch seinen Rücken schießen ließ. Seine Miene blieb unbewegt, obwohl sein Herz viel zu schnell schlug. „Wenn Ihr mich nicht gehen lasst, kündige ich Euch meine Gefolgschaft auf."

            „Ich hatte es befürchtet", murmelte Galadriel kaum hörbar. „In gewissen Dingen kenne ich Euch doch zu gut, Haldir von Lorien, auch wenn Ihr es leugnen werdet."

***

            „Du bist endgültig übergeschnappt, oder?" Rumil wirkte, als wolle er seinen Bogen, den er in der verkrampften Hand hielt, am nächsten Baumstamm zertrümmern. Haldir war zu seinem Bruder gegangen, der sich auf Wache befand und hatte ihm den Ausgang seines Gesprächs mit Galadriel eröffnet. Schockiert starrte Rumil ins Leere. „Was ist mit mir? Wenn Du mir ihr brichst, werde ich niemals die Chance bekommen mehr zu sein als ein Mitglied der Wache."

            „Es tut mir leid." Haldir war aufrichtig zerknirscht, weil ihm nicht einmal der Gedanken gekommen war, dass er dem Bruder mit seiner Entscheidung schaden würde. „Aber es ist zu spät. Galadriel hat mir eine Ta gegeben um meine Angelegenhiten zu richten und den Wald zu verlassen."

            „War sie wütend?", wollte Rumil wissen, nun schon wieder etwas beruhigt. Haldir zuckte mit den Schultern und zog eine Grimasse, als sich sein überanstrengter Rücken meldete.

            „Nein", gab er zurück und erinnerte sich an den seltsamen Klang in Galadriel Stimme, so als wollte sie ihm durch alles andre als durch Worte begreifbar machen, dass er nicht gehen durfte. „Eigentlich nicht."

Rumil stellte seinen Bogen zur Seite und schwang sich auf einen nahen Ast, die Beine gekreuzt, das hübsche Gesicht sehr nachdenklich.

            „Bist Du sicher, dass Du nicht bleiben solltest. Vielleicht überdenkt sie ihre Meinung noch einmal, wenn sie merkt, wie viel Dir an der Reise liegt. Ich könnte sie auch noch einmal fragen." Haldir winkte ab und ließ den Blick durch die Kronen der Mallornbäume schweifen. Dies war seine Heimat und er würde sie unzweifelhaft vermissen, aber ihm war bewusst, dass sein Herz nicht mehr nach Lorien gehörte, sondern an die Seite einer Frau. „Du wirst Dich wirklich nicht umstimmen lassen, oder?"

            „Sie könnte in einem von Thranduils Kerkern sitzen, zum Tode verurteilt. Jeder Tag zählt für mich, um sie zu erreichen. Ich werde mich nicht auf das verlassen, was Galadriel in ihrem Spiegel sieht und das sich jeden Tag ändern kann. Sie hat stets mein Leben stets beeinflusst und ich hatte niemals den geringsten Zweifel an ihrem Tun – und sieh Dir an, was durch ihre Einmischung geschehen ist. Wenn ich ihrem Willen weiterhin folge, wird es sicher nicht besser werden."

            „Ich weiß, ich weiß", murmelte Rumil und ihm war anzusehen, dass ihn dieselben Gedanken bewegten wie Haldir, der sich wieder einmal fragte, was zwischen seinem Bruder und Aithiel geschehen war, als sie zusammen mit den Orkreitern geritten waren. Auch wenn Rumil versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, so erschien jedes Mal ein hoffnungsloser Ausdruck in seinen Augen, wenn Haldir von Aithiel sprach. „Ich kann Dich ja verstehen und würde wahrscheinlich dasselbe tun, wenn ich an Deiner Stelle wäre."

            „Würdest Du mit mir reiten?", fragte Haldir vorsichtig.

            „Ich denke nicht, dass Galadriel mich ziehen lassen würde. Wenn schon nicht Dich, dann erst Recht nicht mich als letztes Mitglied unserer Familie in Lorien. Vater würde sowieso ein Schiff aus Valinor nehmen, wenn er erführe, was Du getan hast." Rumil verzog bedauernd das Gesicht. „Nein, es tut mir leid. Sie ist Dein Mädchen und so gerne ich auch mitkommen würde, ich muss einmal auch an mich denken."

            „Ich verstehe Dich", sagte Haldir, der seine Worte zwar ernst meinte, aber dennoch enttäuscht war. „Ich werde packen gehen."

Er verließ den Wald und machte sich auf den Weg zurück ins Innere der Siedlung. Obwohl es unmöglich schien, dass alle wussten, was zwischen ihm und Galadriel vorgefallen war, wandte sich ihm in diesen Momenten erst Recht alle Blicke zu und er war doch froh, seinen Talan betreten zu können und der Neugier zu entfliehen.

Sein Blick streifte über alle die vertrauten Gegenstände in seinem Heim und eine tiefe Wehmut entspann sich in ihm, wo er zuvor nur eine große Leere vermutet hatte. Während er seine Satteltaschen mit dem Nötigsten packte und seine Waffen ein letztes Mal pflegte, erinnerte er sich an die Gelegenheiten, bei denen er dies mit seinen Brüdern gemeinsam getan hatte, wenn sie auf dem Weg zu einer ihrer ausgedehnten Reisen gewesen waren. Doch seit ihrem letzten gemeinsamen Ritt war soviel Zeit vergangen, dass er sich kaum mehr daran erinnern konnte. Nun würde er alleine gehen müssen.

Es legte sich auf sein Bett, um einige Stunden zu schlafen und entgegen aller Erwartungen schlief er bald ein. Seine kurze Ruhe blieb traumlos, doch als er in den frühen Abendstunden wieder erwachte, meinte er, dass all das, was ihn in den nächsten Tagen erwarten würde, sicher nur eine Ausgeburt seiner Phantasie sein konnte. Das Leuchten von Loriens Sonnenuntergang schien durch das Fenster und der warme Lichtschein tröstete ihn für jenen kurzen Moment zwischen Schlafen uns Wachen, in dem alles unwirklich scheint.

Doch als er aufstand und seine gepackten Taschen sah, erkannte er die Wahrheit. Schweren Herzens nahm er sein Gepäck und verließ den Talan, der solange er eben denken konnte sein Heim gewesen war. Rumil würde sich sicher um den Rest seiner persönlichen Habe kümmern.

Niemand hielt ihn auf, als er seinen Weg zu den Ställen fand und dort seinen Hengst sattelte. Der Stallmeister ging ihm aus dem Weg und es war Haldir sehr recht, als er sanft die Kruppe des Tieres tätschelte und seine Knöchel mit Bandagen umwickelte, um es auf den bevorstehenden Ritt vorzubereiten. Staubkörnchen und Spreu tanzten im roten Licht der Sonne und Haldir blinzelte, als er plötzlich eine bepackte Gestalt im Türrahmen lehnen sah. Rumil grinste ihn schwach an und stapfte dann wortlos an ihm vorbei zu der Box, in der sein Pferd stand.

            „Was-!", brachte Haldir hervor. „Du wolltest doch nicht mitkommen."

            „Sehr witzig!", tönte es durch den Stall zurück. „Wenigstens eine Person sollte auf dieser Reise bei klarem Verstand sein. Und das bist nicht Du!"