Disclaimer: Immer noch nicht meins, sondern alles Tolkiens - bis auf Laietha

2. Kapitel - Wettschulden

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Der Abend war gekommen und Laietha schlich zum Zimmer ihres Bruders. Vorsichtig klopfte sie an der Tür. "Herein." Laietha öffnete sie schwere Tür und Aragorn erhob sich. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, als die junge Frau den Raum betrat. Das Feuer im Kamin prasselte und spendete angenehme Wärme gegen die Abendkühle. Laietha setze sich in einen bequemen Stuhl und zog ihre Pfeife aus der Tasche. Aragorn lachte und gab ihr ein wenig Tabak. Sie zündeten die Pfeifen an und pafften genüßlich vor sich hin. Nach einer Weile warf Laietha Aragorn einen neugierigen Blick zu. Er grinste schief. "Was gibt es, Schwester?" Sie sah ihn erwartungsvoll an. "Du wolltest mir doch sagen, was es auf der Versammlung zu besprechen gab. Sprich schon, Dunai!" Er lachte laut auf. Das war so typisch für sie. Neugierig wie eine Katze! Aragorn rutschte dichter an sie heran und strich ihr übers Haar. "Ich werde bald aufbrechen müssen. Ein Mann aus Gondor kam und bat um Hilfe. Ich werde ihn begleiten." Laiethas Augen leuchteten. "Laß mich dieses Mal mit dir kommen! Du weißt, daß ich eine gute Kämpferin bin! Und ich habe es satt, untätig herumzusitzen." Er schüttelte den Kopf. "Die Reise ist lang und gefährlich. Ich werde lange fort sein," - und vielleicht nicht zurückkehren, setzte er in Gedanken hinzu. Laietha sprang auf und warf den Stuhl dabei um. "Warum?" Er legte ihr beschwichtigend einen Arm auf die Schulter. "Das ist keine Aufgabe für eine junge Frau wie dich. Und Vater braucht deine Hilfe hier nötiger." Er blinzelte ihr zu. "Wer soll sich sonst um Herrn Bilbo kümmern?" Laietha wurde wütend. Auf einen Hobbit achtgeben war keine Aufgabe für eine Kriegerin! Sie hatte schon viele Schlachten geschlagen und er behandelte sie wie ein Kind! "Aber ich...!" Aragorns Gesicht wurde ernst. "Du kannst mich nicht begleiten. Nicht dieses Mal, Laietha. Mordors Armeen sammeln sich. Der Ring der Macht ist gefunden worden und er muß zerstört werden. Ich werde den Ringträger begleiten und ihm helfen, wo ich kann." Laietha schüttelte erbost den Kopf. "Laß mich dir doch helfen!" "Nein!" rief Aragorn zornig. Er schnitt ihr das Wort ab. "Du wirst mich nicht begleiten. Ich verbiete es!" Angst zerwühlte ihm die Eingeweide - die Angst, daß sie sich nicht davon abbringen lassen würde, ihm zu folgen. Laietha drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Zimmer. Sie schlug die Tür heftig hinter sich zu. Aragorn seufzte. Natürlich wollte sie mitkommen und sie war eine geschickte Kämpferin, aber diese Aufgabe konnte jeden von ihnen das Leben kosten und er wollte nicht, daß sie in Gefahr war.

Laietha stürmte den Gang entlang und sah nicht nach rechts und links. Plötzlich stieß sie gegen jemanden und ein spitzer Schrei wurde ausgestoßen. "Hey, du Tölpel! Paß doch auf!" Sie sah zu Boden und erblickte einen der Halblinge, den sie wohl aus Versehen umgerannt hatte. Immer noch voller Wut, sagte sie kein Wort und rannte davon.

Sam brummelte verärgert vor sich hin. Was für eine unhöfliche Person! Er klopfte sich den Staub von den Kleidern und ging mürrisch auf sein Zimmer. Sein Unmut verschwand sofort, als er sah, daß Merry und Pippin eingetroffen waren - mit einem festlichen Spätimbiß.

Es war ungerecht! Sie konnte kämpfen! Warum wollte Aragorn sie nicht mitnehmen? Laietha rannte nur noch schneller. Das tat gut - Bewegung tat gut! Sie bog geschwind um die Ecke und stieß zum zweiten Mal gegen ein lebendes Hindernis. Sie stieß einen erschreckten Schrei aus und fand sich auf dem Fußboden wieder. Aber sie war weich gefallen. Schnell rappelte sie sich auf und sah zu Boden. Von dort aus blickten sie zwei erstaunte grüne Augen an. Sie errötete, als sie den zukünftigen Statthalter Gondors erkannte. Boromir kam wieder auf die Beine. Besorgt und zugleich amüsiert sah er sie an. "Ist euch etwas geschehen, Herrin?" Laietha verneinte und er atmete auf. Er klopfte seine Kleider ab und Laietha wollte beschämt an ihm vorbei gehen. Er hielt sie am Arm fest und sah ihr ins Gesicht. "Warum seid ihr so aufgebracht, Herrin?" Laietha schüttelte den Kopf. "Es ist nichts, mein Herr. Ich war unachtsam. Entschuldigt bitte, wenn ich euch wehgetan habe. Es lag nicht in meiner Absicht." Freundlich lächelte er sie an.

Er bat sie, ihm noch ein wenig Gesellschaft zu leisten und sie akzeptierte die Einladung. Gemeinsam gingen sie in die Empfangshalle des Hauses. Boromir betrachtete beeindruckt die Gemälde an den Wänden und schließlich blieb er vor einer Statue stehen, die eine geborstene Klinge in den Händen hielt. Seine Augen weiteten sich voller Ehrfurcht und er konnte nicht widerstehen und nahm das Schwert in die Hand. "Die Bruchstücke von Narsil." Verwundert schüttelte er den Kopf. "Die Klinge, die den Ring von Saurons Hand schnitt." Laietha lächelte und er fuhr mit dem Finger an der Klinge entlang. Erschreckt zog er die Hand zurück und betrachtete den Blutstropfen, der sich an der Schnittstelle gebildet hatte. "Sie ist immer noch scharf." Laietha nahm seine Hand und sah sich den Schnitt an. Schnell zog sie ein Taschentuch hervor und wickelte es vorsichtig um die Verletzung. Mit einem Lächeln beobachtete er sie. "Das habe ich auch schon herausfinden müssen, Herr Boromir. Warum man der Versuchung, dieses Schwert anzufassen nicht widerstehen kann, ist mir ein Rätsel." Sie blickte mit einem schelmischen Grinsen zu ihm auf, ihre Hand noch immer auf seiner ruhend. Boromir lachte. "Habt Dank, Herrin! Ohne euch wäre ich verblutet!" Sie schüttelte den Kopf. "Ich bitte euch. Nennt mich nicht Herrin. Mein Name ist Laietha." Er nickte und nahm ihre andere Hand fest in seine. "Wie ihr wünscht, Laietha," sagte er mit einem Lächeln.

Sie errötete als sie gewahr wurde, wie dicht sie beieinander standen. Der Mond schien durch die großen Fenster und tauchte ihn in silbriges Licht. Er hatte seine Lederweste abgelegt und trug ein Hemd aus festem Stoff. Laietha bemerkte seinen Duft, den der Nachtwind zu ihr trug. Seine Hände waren warm und die Kühle der Nacht ließ sie erzittern. Er trat näher an sie heran und Laietha konnte ein Feuer in seinen Augen erkennen. Ihr Blick blieb an seinen Lippen haften und sie fragte sich, ob sie wohl nach dem Salz des Meeres, von dem er ihr erzählt hatte, schmecken würden. "Ist euch kalt, Her...Laietha?" fragte er. Seine Stimme klang auf einmal rauh und mühsam kontrolliert. Laietha brachte nur ein Nicken hervor. Ihre Blicke trafen sich und er trat dichter an sie heran. Seine Brust berührte ihre und es ging eine Hitze von ihm aus, die Laietha an ihre Kindheit erinnerte - wenn sie durchnäßt und durchgefroren heimgekehrt war, weil sie beim Spielen im Garten von einem Regenschauer überrascht worden war und ihr Vater sie in die Küche neben den großen Brotofen gesetzt hatte, damit sie nicht frieren und sich einen Schnupfen holen würde. Sie reckte ihren Kopf dichter an ihn heran, halb erwartend, daß er nach frischem Brot riechen würde.

"Laßt euch nicht stören, Kinder!" Sie fuhren erschreckt auseinander und blickten den alten Bilbo Beutlin an, der grinsend im Gang stand und sie neugierig beobachtete. Laietha riß sich los und eilte auf den Hobbit zu. Er lachte laut. "Ich habe mich wohl verlaufen. Na ja, man wird alt. Erst wollte ich in die Küche und mir einen kleinen Imbiß besorgen und dann habe ich den Weg auf mein Zimmer nicht mehr gefunden." Er wackelte mit dem Kopf. Laietha legte ihm freundlich eine Hand auf die Schulter. "Kommt, Herr Beutlin. Ich werde euch begleiten. Euer Zimmer liegt auf meinem Weg." Sie führte den Hobbit fort und Boromir sah ihr noch lange nach.

Verwirrt schüttelte er den Kopf. Er begab sich selbst auf den Weg in das Zimmer, das man ihm zugewiesen hatte. Dort angekommen, ließ er die Tür ins Schloß fallen und warf sich auf sein Bett. Er sank tief in die weiche Matratze ein. Sein Blick fiel auf den blassen Mond am Himmel und er ballte die Hände zur Faust. Das Ergebnis des Rates war frustrierend gewesen. Das Rätsel um den Traum, den Faramir und er geteilt hatten, war nicht gelöst worden - eher hatte ihn das alles noch mehr verwirrt. Halblinge und Elbenschmiede, verräterische Zauberer - das alles schienen ihm Traumgespenster des Hausherren zu sein. Aber die Macht des finstereren Fürsten Sauron, die seit seiner Geburt jeden Tag über seiner Heimat schwebte, wie ein bedrohlicher Raubvogel - das war real.

Sein Blick fiel auf das weiße Tuch, das noch immer um seinen Finger gewickelt war. Er roch daran und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Boromir schloß die Augen und öffnete sie wieder. Sicher - er war verstimmt gewesen, daß er nicht sofort und mit Unterstützung in seine Heimat zurückkehren konnte. Isildurs Todesring war gefunden worden. Die mächtigste Waffe, die Mittelerde zu bieten hatte - und sie sollte zerstört werden. Er zog die Brauen zusammen. Das war Wahnsinn. Ein Halbling sollte nach Mordor gehen und die einzige Hoffnung, die Gondor hatte zerstören. Der Waldläufer, Aragorn, hatte sich als Isildurs Erbe zu erkennen gegeben. Die Nachrichten wurden immer ärger. Gondor würde ohne Unterstützung gegen die Reihen Mordors ankämpfen müssen, aber das Volk der Menschen hatte sich noch nie so einfach seinen Feinden ergeben. Auch dieses Mal nicht. Er würde zu seinem Vater zurückkehren und an der Seite seines Volkes für die Freiheit kämpfen. Die Reise war lang. Vielleicht wandelte sich der Sinn des Halblings noch und sie würden den Ring nach Minas Tirith bringen. Noch war nicht aller Tage Abend. Wieder fiel sein Blick auf das Taschentuch in seiner Hand. Er lächelte. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, daß er noch ein wenig in diesem Haus verweilen mußte. Er stand auf und zog sich aus. Die Nachtluft strich ihm über die Haut. Schnell schlüpfte er unter die warme Decke und es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.

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Sam fuhr mit einem Satz hoch. Verschlafen blinzelte er zum Fenster und sah, daß die Sonne gerade erst im Aufgehen begriffen war. Aus dem Hof hörte er Waffengeklirr. Er tapste müde zum Fenster und sah die Frau, die ihn gestern auf dem Flur umgerannt hatte. Er stöhnte gequält auf und schlich wieder ins Bett. Er konnte sich nicht helfen, aber er konnte sie nicht leiden.

Auch Boromir war vom Waffengeklirr aufgewacht und hatte sich angezogen. Neugierig, wer so früh am Morgen schon auf den Beinen war, ging er in den Hof, um es herauszufinden. Er traf im Hof ein und ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf.

Laietha ließ das Schwert kraftvoll auf das des Elben treffen. "Dravo angorn, Glorfindel!" rief die Frau und er Elbe leistete ihrer Bitte Folge. Er ließ das Schwert mit noch größerer Kraft niedersausen. Laietha drehte sich geschickt zur Seite, parierte und ging selbst zum Angriff über. Glorfindel lachte. "Rinc hen maer, Annaluva!" lachte er. "Hennaid evyr!" Wieder trafen die Klingen aufeinander und die Frau bewegte sich mit großer Geschicklichkeit.

Boromir zog bewundernd die Augenbraue hoch. Die aufgehende Sonne reflektierte auf den Klingen. "Meine Güte, wenn ich nur so kämpfen könnte." Boromir sah erstaunt in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Er sah Merry, der mit offenem Mund den Kampf beobachtete. Der Krieger grinste. "Bemerkenswerte Technik," nickte der Krieger anerkennend. Merry grinste breit. "Und ganz schön freizügige Kleidung." Nun war Boromir wirklich mehr als erstaunt - wenn er auch zugeben mußte, daß der Hobbit Recht hatte.

Sam verdrehte die Augen. Das Geschrei und das Scheppern der Waffen wollte einfach nicht leiser werden - ganz im Gegenteil. Mißmutig erhob er sich und zog sich an. Mit mürrischem Gesicht schlich er in den Hof. Dort hatte der Kampf gerade seinen Höhepunkt erreicht. Glorfindel trieb Laietha mit kräftigen Schlägen zurück. Sie wehrte sich tapfer, aber es sah aus, als würde sie den Kampf verlieren. Sam stellte sich neben Merry und den Mann, den er als Boromir kannte. "Was für ein Krach am Morgen!" klagte er. Die beiden Männer wandten ihren Blick keine Sekunde vom Geschehen ab. "Wunderbare Technik," sagten sie wie aus einem Munde.

Plötzlich wurde ein Schrei laut. "Vorsicht!"

Laietha hatte es geschafft, mit einem mächtigen Hieb Glorfindel das Schwert aus der Hand zu schlagen. Die Waffe sauste durch die Luft und bohrte sich nur wenige Zentimeter neben Sam in die Erde. Der Hobbit schnappte aufgeregt nach Luft. "Habt ihr das gesehen?" schnaubte Sam aufgebracht. Merry und Boromir nickten eifrig. "Wunderbarer Schlag!" riefen sie wie mit einer Stimme.

Laietha kam zu ihnen gerannt. Sie atmete heftig. "Ist alles in Ordnung? Jemand verletzt?" Sam warf ihr einen giftigen Blick zu. "Könnt ihr nicht besser aufpassen? Fast hättet ihr mich umgebracht! Und was soll dieser Lärm am frühen Morgen? Es gibt Leute, die noch schlafen wollen!" Laietha schob trotzig die Unterlippe vor. "Ihr habt wohl gesehen, daß wir gekämpft haben. Wenn ihr nicht genügend Abstand haltet, ist es eure eigene Schuld." Sam wurde puterrot im Gesicht und schnappte hörbar nach Luft. "Man sollte einer Frau sowieso kein Schwert in die Hand geben!" Laietha verengte ihre Augen zu Schlitzen. "Nur machen Orks keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, bevor sie euch den Bauch aufschlitzen und euch an eurem eigenen Blut ersticken lassen!" Die beiden starrten sich böse an. Merry packte Sam am Arm. "Ich hab Hunger! Laß uns was zum Frühstück suchen."

Boromir sah amüsiert zu ihr hinüber. "Nun, ihr müßt euch gewiß nicht vor Orks fürchten, Laietha. Ihr seid geschickt mit dem Schwert." Herausfordern blickte sie ihn an. "Wenn ihr wollt könnt ihr ja gerne gegen mich antreten." Er schüttelte den Kopf. "Um alles in der Welt, nein! Ich will euch nicht wehtun!" Er zeigte mit den Händen auf die leere Seite, an der sonst sein Schwert zu hängen pflegte. "Und ich bin unbewaffnet. Außerdem werdet ihr sicher erschöpft sein." Laietha reckte ihr Kinn in die Höhe. "Habt ihr Angst zu verlieren, Herr?" Er brach in Gelächter aus. Die Frau drehte sich geschwind um und rief Glorfindel etwas in der Sprache der Elben zu. Der Elb reichte Boromir sein Schwert. Laietha lächelte ihn spöttisch an. "Keine Bange, ich werde euch nicht verletzen, mein Herr." Boromir schnaubte. Als ob er Angst hätte, zu verlieren! "Laßt uns um einen Preis kämpfen, Herrin. Der Gewinner hat einen Wunsch frei." Sie lachte laut. "So sei es! Gewinne ich, werdet ihr mir heute abend den Wein servieren!" Er grinste schief. "Ich werde meinen Wunsch erst später äußern, sonst sagt ihr noch, ihr hättet absichtlich verloren!"

Ihre Klingen trafen sich und Boromir mußte zugeben, daß sie wirklich gut war. Ihre Streiche waren bei weitem härter, als er gedacht hätte. Laietha trieb ihn zurück. Dann wurde er wieder Herr seiner Selbst und ging seinerseits zum Angriff über. Erstaunt stellte er fest, daß sie selbst während des Duells noch lachte. Und was für ein Lachen das war! Ihre Wangen glühten, die Augen leuchteten. Boromir sprang im letzten Moment zur Seite, als sie das Schwert auf seine ungedeckte Seite sausen ließ. Er riß erschreckt die Augen auf. Mehr Konzentration, rief er sich zur Ordnung. Laietha lachte laut. "Ist es zu früh für euch, Herr? Stehen die Feinde in Gondor später auf als in Bruchtal?" Anstelle einer Antwort ließ er ein paar schnelle kräftige Schläge auf sie niederprasseln. Sie führte eine schnelle Drehung durch und traf sein Schwert mit voller Wucht. Ihre Brust hob und senkte sich bei jedem heftigen Atemzug, den sie nahm.

Merry hatte Recht gehabt - sie war sehr knapp bekleidet. Der Träger ihres Oberteils war im Kampf von ihrer Schulter gerutscht und legte ein verlockendes Stück Schulter frei. Einige ihrer Haare hatten sich gelöst und die dichten Locken waren ihr ins Gesicht gefallen. Ihr Mund war leicht geöffnet und ihre blitzenden Augen verfolgten jede seiner Bewegungen aufmerksam. Sie schien seine nächsten Schritte schon im Voraus zu erahnen. Der Stoff rutschte tiefer und Boromir war eine Sekunde lang unachtsam.

Bevor er wußte, wie ihm geschah, fand er sich auf dem Boden liegend wieder. Sie hockte auf seiner Brust und hielt ihm lachend das Schwert vor die Nase. Ihre Knie drückten seine Arme gegen die Erde und er konnte sich nicht rühren, selbst wenn er es gewollt hätte. Sie beugte sich dicht zu seinem Gesicht herunter. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und Boromir bot sich ein einladender Anblick. "Wie schade, daß ich nie erfahren werde, was eure Forderung gewesen wäre, mein Herr," flüsterte sie mit einem süffisanten Lächeln. Eine ihrer Haarsträhnen kitzelte ihn im Gesicht. Einen Atemzug lang verharrte sie, wo sie war, dann stand sie auf und streckte ihm eine Hand entgegen, um ihm auf die Beine zu helfen. Er nahm ihre Hilfe an. Sein Blick fiel auf ihre bloße Schulter und er konnte eine sternförmige Narbe darauf erkennen. Boromir widerstand der Verlockung, sie zu berühren. Statt dessen verbeugte er sich knapp. "Ihr seid in der Tat sehr geschickt, Laietha. Habt Dank für diese Kostprobe eurer Kunst." Sie lachte herzlich. "Eure Schmeicheleien werden euch nicht helfen, mein Herr. Ihr habt tapfer gekämpft und doch verloren. Heute Abend sollt ihr mein Weinkellner sein. Seid pünktlich, denn ich werde großen Durst haben." Er reichte ihr Glorfindels Schwert zurück. Bevor sie sich zum Gehen wandte, kam sie dicht an ihn heran und lächelte kokett. "Tut mir bitte einen Gefallen, mein Herr." Er hob eine Augenbraue. "Zu euren Diensten, Herrin." Sie klopfte ihm leicht gegen die Brust. Boromir erschauderte unter dieser Berührung. Das Klopfen wurde zu einem federleichten Streicheln, als sie langsam davonging und ihre Hand von seiner Brust glitt. "Nehmt ein Bad!"

Boromir sah sie atemlos entschwinden. Er bewunderte ihren leichtfüßigen Gang und bemerkte, wie sie beim Gehen die Hüften wiegte. Die Sonne verwandelte ihre Haare in ein Meer aus Feuer. Er setzte sich erst einmal hin und schüttelte ungläubig den Kopf. Eine Frau hatte ihn geschlagen. In Gedanken ging er den Kampf noch einmal durch. Wo hatte der Punkt gelegen, daß er verloren hatte? Er fand keinen. Statt dessen kehrten seine Gedanken, warum auch immer, zu ihrem wehendem Haar und ihrem Lachen zurück. "Nehmt ein Bad!" Boromir sah an sich herab und schnüffelte vorsichtig an seinem Hemd. Er war wirklich schrecklich verschwitzt. Nicht gerade die Art und Weise, wie der Stammhalter des Statthalters auftreten sollte. Er ging zu seinem Zimmer und nahm ein frisches Hemd zur Hand. Dann machte er sich auf den Weg zum Badehaus.

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Laietha schlenderte pfeifend über den Hof Bruchtals. Merry kam des Weges und hielt sich zufrieden den Bauch. Jetzt war er satt. Die Elben verstanden wirklich etwas vom Essen. "Hallo Laietha!" Sie blickte sich um und der Hobbit lief schnell auf sie zu. Merry grinste breit. Sie lächelte den Kleinen freundlich an. "Satt geworden?" Er nickte eifrig. Merry fragte sie, ob sie denn gar nichts essen wollte und sie erwiderte, daß sie sich erst frisch machen wollte. "Hast du mit Boromir gekämpft?" Sie nickte. Merry sah sie erwartungsvoll an. "Und, wer hat gewonnen?" "Ich." Merry grinste. "Ich wußte es! Tja, da hat Sam wohl seine Wette doch verloren. Er meinte, Boromir würde dir gehörig das Fell über die Ohren ziehen. Hey, jetzt muß er mir die Füße massieren!" Merry lachte und stürmte fröhlich davon, um seinen Gewinn einzufordern. Laietha kam am Badehaus an. Sie freute sich schon sehr auf ein heißes Bad. Zu ihrer Enttäuschung mußte sie feststellen, daß die Tür geschlossen war. Es war also jemand drin. Sie fluchte leise und wollte gerade zurück zum Palast gehen, als sie die Neugier packte. Wer da wohl grad ein Bad nahm? Sie grinste breit und schlich sich ans Fenster. Laietha stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte einen Blick durchs Fenster zu erhaschen. Aber die Scheibe war viel zu hoch oben. Sie überlegte kurz und ihr Blick fiel auf eine Kiste, die ihr genau die richtige Größe verschaffen würde, um einen Blick in das Innere des Gebäudes werfen zu können. Behend und so leise wie möglich stellte sie die Kiste unter das Fenster und kletterte hinauf. Laietha sog scharf den Atem ein.

Boromir hatte sich die Stiefel mit einem Seufzer der Erleichterung ausgezogen. Er zog das Hemd langsam über seinen Kopf.

Laietha heftete ihre Blicke auf seinen breiten Rücken. Dann begann er, sich die Hosen von den schmalen Hüften zu streifen. Laietha wußte nicht, ob sie erröten sollte. Sie zog bewundernd eine Augenbraue hoch, als er in ganzer Blöße mit dem Rücken zu ihr stand. Ihre Augen ruhten auf seinem Hintern. Sie reckte sich ein wenig mehr nach vorne, um einen besseren Ausblick zu erhaschen. Plötzlich spürte sie, wie die Kiste unter ihren Füßen zu schwanken begann. Sie versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten, aber das Unheil war angerichtet. Mit einem entsetzen Schrei kippte sie nach hinten um und landete unsanft auf ihrem Po. Erschreckt rappelte sie sich auf. Sie hörte Schritte aus dem Inneren des Badehauses und lief schnell davon.

Boromir hatte sich ausgezogen und wollte sich gerade in die Wanne sinken lassen, als er von draußen ein mächtiges Getöse hörte. Er fuhr herum und griff schnell nach einem Handtuch, um seine Blöße zu bedecken. Als er aus dem Haus trat, sah er eine umgefallene Kiste unter dem Fenster liegen. Nachdenklich ging er darauf zu und fand ein Haarband danebenliegend. Er schmunzelte und suchte den Hof mit seinen Blicken ab. Es war nichts zu sehen. Er ging zurück ins Gebäude und hängte ein Handtuch vor das Fenster. Nun, er hatte schon eine Ahnung, wer da am Fenster gewesen war. Zufrieden lächelnd ließ er sich mit einem Seufzer in die Wanne sinken.

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Am späten Nachmittag schien die Sonne noch immer erstaunlich warm auf Bruchtal hernieder. Frodo und Bilbo saßen im Garten und Laietha gesellte sich zu ihnen. Sie zog ihre Pfeife hervor und Frodo beäugte sie sehnsüchtig, als sie den Rauch genüßlich ausstieß. Sie blinzelte ihn an und gab ihm lachend ein wenig Tabak ab. Er bedankte sich und begann ebenfalls seine Pfeife zu stopfen. Laietha blies ein paar Rauchringe in die Luft und Frodo machte ihr bald Konkurrenz. Lachend sahen sie den Abendwolken zu, die das Licht der Sonne aufsogen und Bilbo gab ein paar seiner Lieder zum besten, in die sie gutgelaunt einstimmten. Die Zeit zum Abendessen rückte näher und Laietha verabschiedete sich, denn sie wollte doch noch zu ihrem Bad kommen, bevor das Fest am Abend begann.

Als sie über den Hof spazierte, hörte sie Stimmen, die ärgerlich klangen. Eine davon kannte sie sehr wohl. Das war Aragorn. Mit wem stritt ihr Bruder? Laietha schlich sich leise in die Richtung, aus der die Stimmen kamen. Plötzlich war es still und sie sah gerade noch, wie Boromir und Aragorn wütend auseinander liefen. Laietha zog die Augenbraue hoch. Was hatte das zu bedeuten? Nun, sie würde ihren Bruder in einer ungestörten Minute dazu befragen. Jetzt war erst mal die Zeit für ein Bad gekommen.

Aragorn und Boromir sahen sich während des Essens böse über den Tisch hinweg an. Am frühen Abend war es zu einem Streit zwischen ihnen gekommen, denn Boromir hatte wieder damit angefangen, daß er es für Wahnsinn hielt, den Ring zerstören zu wollen. Ein Wort hatte das andere gegeben und es waren häßliche Dinge gesagt worden. Die Hobbits kümmerten sich herzlich wenig um den Streit der Menschen, sondern erfreuten sich an dem reichlichen Essen, das man ihnen vorgesetzt hatte. Gimli hatte sich zu ihnen gesetzt und bald schon gab es ein Wettessen zwischen den Hobbits und dem Zwerg, bei dem die Auenländer als klare Sieger hervorgingen und Gimli sich kaum noch rühren konnte.

Die Tür öffnete sich und Boromir hielt den Atem an. Laietha betrat den Raum in einem Kleid aus sandfarbenem Leinen. Sie trug ihr Haar offen und die dunklen Locken umschmeichelten ihr Gesicht. Mit einem sanften Lächeln setzte sie sich neben ihn und Aragorn warf ihr einen erstaunten Blick zu. Boromir grüßte sie artig und schenkte ihr ein Glas Wein ein. Als das Essen vorüber war, eröffnete Elrond den Unterhaltungsteil des Abends. Es wurde Musik gespielt, so süß, wie sie Boromir noch nie zuvor vernommen hatte. Laietha beugte sich zu ihm und flüsterte ihm die Bedeutung der elbischen Texte ins Ohr. Dabei berührte ihre Hand beiläufig seine Schulter und sein Knie lehnte wie zufällig an ihrem. Legolas nahm später an ihrer Seite Platz und Boromir lauschte beeindruckt, wie sie sich mit dem Elben auf Sindarin unterhielt. Ihre Stimme veränderte ihre Farbe. Sie wurde dunkler und geheimnisvoller, nur wenn sie lachte klang es hell wie der Ruf der silbernen Trompeten seiner Heimatstadt.

Merry und Pippin gesellten sich zu dem Mann aus Gondor und baten ihn nun, ihnen vom Meer zu berichten, da sie der Hunger beim letzten Mal abgehalten hatte, seinen Erzählungen zu lauschen. Boromir lächelte und erzählte ihnen, was sie wissen wollten. Von Zeit zu Zeit sah er zu Laietha hinüber und sie fing seinen Blick auf und schenkte ihm ein Lächeln. Schließlich hob sie bedeutsam ihr leeres Glas und er brach in Lachen aus und stand auf, um es erneut zu füllen. Ihre Hände berührten sich unabsichtlich, als er ihr Glas festhielt, um es noch einmal zu füllen und die beiden sahen sich in die Augen. Laietha brach das Schweigen. "Habt Dank, Herr. Eure Pflicht ist erfüllt. Ich entlasse euch aus meinen Diensten." Boromir schmunzelte und verbeugte sich vor ihr. "Es war mir ein Vergnügen, Herrin." "Laietha." Er lachte und ging zurück zu den Hobbits, die ganz gespannt darauf warteten, ob er noch mehr interessante Sachen zu erzählen hatte.

Aragorn trat zu seiner Schwester und zog sie unauffällig in eine abgelegene Ecke des Raumes. Sie sah ihn erwartungsvoll an. "Was ist, Dunai?" fragte sie, als sie seinen verstimmten Blick bemerkte. Er runzelte die Stirn und warf einen Blick über die Schulter in Boromirs Richtung, der gerade in eine angeregte Diskussion mit Gimli vertieft war. Laietha warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. "Halte dich fern von ihm, Laietha. Er ist kein guter Umgang." Sie brach in schallendes Gelächter aus, aber Aragorns Blick blieb ernst. Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, was du meinst, Dunai. Er ist ein Gast unseres Vaters und ich habe mich nur mit ihm unterhalten. Ist das verboten?" Er schüttelte ärgerlich den Kopf. "Verkaufe mich nicht für dumm, Laietha. Ich habe gesehen, wie er dich angesehen hat - und du ihn. Ich will nicht, daß du dich mit ihm einläßt. Er ist nicht gut für dich." Jetzt wurde auch sie verärgert. "Behandle mich nicht wie ein Kind, Aragorn. Mit wem ich mich unterhalte, entscheide immer noch ich alleine." Sie wandte sich zum Gehen um, aber er hielt sie am Handgelenk fest. "Ich bitte dich, dich von ihm fernzuhalten." Laietha funkelte ihn an. "Dann laß es das nächste Mal wie eine Bitte klingen, nicht wie einen Befehl, Aragorn." Sie entzog sich seinem Griff und kehrte zurück an den Tisch. Aragorn blickte ihr finster hinterher.

Das Fest neigte sich dem Ende zu. Ein gewaltiges Feuer war im Kamin entzündet worden und Bilbo begann einige seiner Geschichten zum besten zu geben. Menschen, Elben, Zwerge und Hobbits lauschten gespannt. Boromir betrachte Laietha im Schein des Feuers. Aragorn durchbohrte ihn mit seinen Blicken, aber der Gondorianer ließ sich davon nicht beeindrucken. Laietha unterdrückte ein Gähnen. Boromir lächelte. "Seid ihr müde, Laietha?" Sie lächelte ihn verschmitzt an. "Oh nein, aber ich kenne die meisten seiner Geschichten schon. Vielleicht brauche ich nur ein wenig frische Luft." Sie erhob sich und er bat darum, sie begleiten zu dürfen.

Sie gingen hinaus in den Park und ihr Atem kondensierte in der kalten Abendluft. An einem kleinen Rondell hielten sie an. Laietha lachte. "Die Kälte hat meine Lebensgeister wieder geweckt!" Sie schlang ihren Schal fest um ihre Schultern. Boromir beobachtete, wie sich das Mondlicht in ihrem Haar fing. Grinsend griff er in seine Tasche und zog das Haarband hervor, das er vor dem Badehaus gefunden hatte. Er reichte es ihr und sah, wie sie errötete. "Ich dachte, ihr würdet es vielleicht vermissen." Verlegen murmelte sie ein Dankeschön und ließ es in ihrer Hand verschwinden. Sie blickte zu den Sternen empor und Boromir tat es ihr gleich. Lange sagte niemand etwas. Laietha begann zu frieren. Boromir bemerkte es. Er legte ihr einen Arm um die Schulter. Sie zog sich nicht zurück und er atmete erleichtert auf. Laietha drängte sich dichter an ihn heran. Seine Wärme tat gut. "Sind es die selben Sterne wie in Gondor, mein Herr?" Er folgte ihrem Blick und nach einer Weile des Überlegens bejahte er die Frage. Laietha lächelte. "Wie nennen die Elben diesen Stern?" fragte er und deutete auf einen rötlichen Stern am Himmel. Er streifte dabei ihre Wange. "Carnil." Wieder hatte ihre Stimme diesen vollen Ton angenommen, wenn sie die Sprache der Elben benutzte. Sie begann zu zittern. Aus einem Reflex heraus schloß Boromir sie fest in den Arm. "Ihr werdet euch zu Tode frieren, Herrin. Wir sollten hineingehen." Zähneklappernd nickte sie.

Als sie auf dem Weg in die Festhalle waren, hielt Laietha ihn am Arm fest. Überrascht sah er sie an. Sie verbeugte sich knapp. "Ich bin müde, mein Herr. Ich werde zu Bett gehen." Boromir bat darum, sie zu ihrem Zimmer zu begleiten. Sie erlaubte es ihm. Als sie vor ihrer Tür angekommen waren, sah sie ihn spitzbübisch an. Er legte die Stirn in Falten. "Was habt ihr, Herrin?" Sie lächelte. "Ich frage mich schon den ganzen Abend über, was euer Preis gewesen wäre, hättet ihr mich besiegt." Boromir lächelte. "Mein Wunsch wäre vermessen gewesen. Ich wage nicht, ihn einer so holden Frau wie euch zu nennen." Sie sah ihn herausfordernd an. "Nennt ihn mir, denn nun habt ihr meine Neugier geweckt. Ich muß ihn ja nicht einlösen, denn schließlich habe ich gewonnen und nicht ihr." Boromir legte die Hand an ihre Wange und lächelte sie an. "Ein Kuß von euren Lippen." Laietha runzelte die Stirn. "Ein hoher Preis, in der Tat. Dennoch muß ich gestehen, daß ihr tapfer gekämpft habt. Euer Wunsch sei gewährt."

Boromir nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr lange in die Augen. Dann lächelte er und schüttelte den Kopf. "Ihr seid mehr als gütig, Frau Laietha, aber ich habe ihn mir nicht verdient." Es hatte ihn übermenschliche Überwindungskraft gekostet, sie nicht zu küssen. Die Frau lachte. "Dann nehmt das als Dank dafür, daß ihr mich draußen vor dem Kältetod bewahrt habt." Sie griff nach seinem Gesicht und hauchte ihm einen sanften Kuß auf die Lippen. Boromir legte seine Arme um ihre Schultern. Sie löste ihre Lippen von seinen und beide sahen sich lange an. Schließlich faßte er sich ein Herz und zog sie fest an sich, um sie noch einmal zu küssen. Sie legte ihm die Hände auf die Hüften und drückte sich gegen ihn, während sie seinen Kuß erwiderte. Sie lösten sich nach einer Weile, nur um sich tief in die Augen zu blicken und sich noch einmal zu küssen. Boromirs Hände glitten durch ihr Haar und sie umschloß seine Hüfte mit ihren Armen. Der Kuß wurde leidenschaftlicher. Ihre Hände wanderten über seinen Rücken und als ihre Lippen sich lösten, glitt sein Mund zu ihrem Hals. Laietha stieß mit einer Hand die Tür zu ihren Gemächern auf und befreite sich aus seiner Umarmung. Verdutzt sah er sie an, aber noch bevor er Fragen stellen konnte, hatte sie ihn mit sich in ihr Reich gezogen. Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in ihr Schlafzimmer. Ein wenig überrumpelt sah er sie an. Laietha lächelte herausfordernd. "Habt ihr Angst, mein Herr?" Sein Blick blieb ernst und er nickte. "Um euch, Laietha. Ihr wißt nicht, was ihr tut, fürchte ich." Sie schmunzelte und ging langsam auf ihn zu, ohne ihren Blick von seinen Augen abzuwenden. Sie legte ihm die Hände auf die Brust. "Es steht dir frei zu gehen, Boromir."

Er sollte jetzt gehen! Es war zu verlockend, aber es gehörte sich nicht, jetzt hier alleine mit ihr zu sein. Er hatte wohl bemerkt, daß sie Herrn Elrond wie eine Tochter war. Er durfte nicht in ihrem Zimmer sein. Das würde einen Skandal geben! Der Duft ihres Haares stieg ihm in die Nase, er trank ihr Lächeln mit seinen Blicken, als wäre es süßer Wein. Er sollte gehen!

Boromir beugte sich zu ihr herunter und küßte sie. Es hatte ein Gutenachtkuß werden sollen, aber als er sich von ihr löste und in ihre Augen sah, fand er sie von einem dunklen Feuer erfüllt, das ihn zu verbrennen drohte. Sie drängte ihren Körper gegen seinen und Boromir zog sie in seine Arme, küßte ihre Lippen, ihren Hals. Laietha seufzte leise und er spürte ihre Hände auf seinen Schultern. Er mußte sich jetzt losreißen, wenn er noch gehen wollte. Er mußte gehen!

Nur noch ein letzter Kuß.

Dravo angorn Glorfindel! = Schlage stärker! "Rinc hen maer Annaluva! = Der Schlag war gut! Hennaid evyr! = Vielen Dank!