Disclaimer: Das Übliche - alles Tolkien seins, nur Laietha entsprang meiner Fantasie...

Kapitel 10 - Minas Tirith

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Viele Tage waren sie unterwegs. Wohin sie kamen, sahen sie Spuren des Krieges und einige Male wurden sie selbst in kurze Scharmützel mit umherstreifenden Orks verwickelt. Aber sie trafen keine von Saurons Armeen an, wie Boromir im Stillen befürchtet hatte.

Auf halben Weg nach Gondor kam ihnen eine Gruppe Reiter entgegen. Zunächst gingen sie in Deckung, bis Elladan schließlich flüsterte: "Männer aus Rohan." Geschwind verließen sie ihr Versteck und warteten darauf, daß die Gruppe näher kam. Boromir erkannte unter ihnen den Marschall der Rittermark Eomer. Sein Gesicht war ernst und Boromir konnte Schmerz darin sehen. Besorgt wandte er sich an den Mann. "Herr Eomer, kommt ihr aus Gondor? Sagt mir, gibt es Nachrichten aus der Weißen Stadt?" Eomer musterte ihn lange. "Herr Boromir, nicht wahr? Ja, es gibt Nachrichten. Der Feind ist besiegt, aber euer Vater ist tot und euer Bruder schwer verletzt. Die letzte Schlacht auf den Pelennor Feldern hat viele Opfer gefordert."

Boromir war, als würde sich der Boden auftun und unter ihm verschwinden. Krampfhaft hielt er sich an seinem Pferd fest. Laietha eilte an seine Seite und drückte seine Hand. Er reagierte kaum. Mit gesenktem Haupt nickte er langsam. Eomer kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid, daß ihr es so erfahren mußtet. Vielleicht ist es nur ein schwacher Trost, wenn es Trost für euch gibt, eure Stadt ist schwer zerstört worden, aber sie ist wieder frei." Boromir hob den Blick und ließ ihn über die Soldaten des Reitervolkes schweifen. Von ihrem König fand er keine Spur. Er sah Eomer in die Augen und der Schmerz, der in ihnen wütete ließ ihn begreifen, daß auch Theoden gefallen war. Auch er legte dem Krieger die Hand auf die Schulter und so standen die beiden Männer einige Zeit und spendeten sich stillen Trost - ohne eine Träne zu vergießen.

Die Reiter waren weitergezogen und Boromir ritt langsamer als an den Tagen zuvor, fast als würde er sich nun fürchten seine geliebte Heimatstadt zu erreichen. Die meiste Zeit schwieg er, was Laietha mit großem Unbehagen feststellte. Sie wünschte sich, daß sie seinen Schmerz lindern könnte, wußte aber nicht wie. Und was war aus Aragorn geworden? Sie hatte Eomer nicht gefragt, denn was hätte sie sagen sollen? Habt ihr einen Waldläufer gesehen?

Sie hatten noch gut zwei Wochen Reise vor sich und bis dahin würde sie sich wohl gedulden müssen. Elladan hatte ihr erzählt, daß Elrond sich bald auf den Weg nach Minas Tirith machen wollte und sie darauf vorbereitet, daß sie sich eine gehörige Standpauke für ihr eigenmächtiges Verhalten abholen können würde. Im Moment interessierte sie die Schelte, die ihr bevorstand herzlich wenig.

Sie waren an der Grenze zu Gondor angelangt und rasteten in der Nähe des Firienwaldes. Die Sonne versank langsam hinter dem Weißen Gebirge und tauchte das Land in goldenes Licht. Elladan und Elrohir sammelten Feuerholz und Laietha band die Pferde fest.

Boromir stand unschlüssig herum und starrte auf die Berge. Sie ging zu ihm und legte ihm den Arm um die Hüfte. "Es tut mir leid, wegen deinem Vater." Die Worte kamen ihr so leer und bedeutungslos vor. Boromir wandte seinen Blick nicht von den Gipfeln, die schwarz gegen die sinkende Sonne hervorstachen ab. Laietha streichelte seinen Arm. Er ließ sich plötzlich in ihre Arme sinken und preßte seinen Kopf gegen ihre Schulter. Sie umschloß seinen Körper und streichelte sanft seine Schultern. Etwas anderes als beruhigende Laute brachte sie nicht hervor. Nach einer Weile hub er mit rauher Stimme zu sprechen an. "Er war ein harter Mann. Manchmal habe ich ihn gehaßt. Er hat meinen Bruder immer ungerecht behandelt und oft habe ich geglaubt, er würde uns nicht lieben. Als ich älter wurde, habe ich ihm mehr als einmal im Stillen vorgeworfen, daß Mutter nur wegen seiner Kaltherzigkeit gestorben ist. Aber er war mein Vater und ich habe ihn geliebt. Ich wünschte mir, ich hätte noch einmal mit ihm sprechen können. Und was ist, wenn mein Bruder tot ist, wenn wir in Minas Tirith eintreffen?" Er klammerte sich nun fast verzweifelt an sie. Laietha antwortete nicht, sondern hielt ihn nur fest im Arm. Schließlich löste er sich von ihr und seine Wangen färbten sich mit Scham, daß er sich so hatte gehen lassen. Das war eines Kriegers nicht würdig. Sie strich ihm übers Gesicht und zog ihn in die Wärme ihrer Umarmung zurück, bereit, ihm weiter Trost zu spenden. "Hast du nicht gesagt, du würdest spüren, wenn deinem Bruder etwas passiert?" Er erschauderte, als er sich an das Gefühl des Verlustes in Lothlorien erinnerte. Laietha erriet seine Gedanken. "Vielleicht hast du den Tod deines Vaters gespürt, aber ich bin sicher, daß du deinen Bruder bald wiedersehen wirst und er wird leben." Boromir wünschte sich, daß er ihre Zuversicht teilen könnte.

Die Sonne war hinter den Bergen untergegangen und der Himmel leuchtete in Tönen von rot, blau und violett. Boromir hob den Kopf und sah sich um. "Ein schönes Fleckchen Erde ist das hier. So friedlich und still. Ich würde zu gerne hier leben." Er sah sie an. "Mit dir," setzte er hinzu. Laietha strich ihm die Haare aus dem Gesicht. "Be iest lîn, Boromir," lächelte sie.

Elladan und Elrohir kehrten zurück und sie hatten nicht nur Feuerholz gefunden, sondern auch ein paar Kaninchen erlegt. Das Abendessen war gesichert.

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Die Gegend war belebter geworden und sie hatten die letzten Nächte in kleinen Gasthäusern verbringen können. Boromir hatte zwar etwas unglücklich dreingeschaut, weil die Elben darauf bestanden hatten, mit ihm in einem Raum zu schlafen, während Laietha ihr eigenes Zimmer bekommen hatte, aber er dachte sich, daß das vielleicht nicht der geeignete Zeitpunkt für einen Disput mit seinen zukünftigen Schwägern wäre. Wenigstens kamen sie zügig voran und nicht nur Boromir brannte darauf, endlich in der Weißen Stadt anzukommen.

Die Nachricht von Saurons Fall hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet und überall waren die Leute guter Dinge. Und noch etwas erfuhren sie - in der Stadt liefen die Vorbereitungen für die Krönung von König Aragorn. Als Laietha das hörte, machte ihr Herz einen Freudensprung, denn das hieß, daß es Aragorn gutging. Aber nicht nur die Nachrichten aus der Stadt verbreiteten sich schnell. Boromir war wohlbekannt in dieser Gegend und die Nachricht von seiner Rückkehr in Begleitung einer fremden Frau eilte ihnen voraus und so wurden sie schon bald in den Dörfern als Herr Boromir und seine Frau begrüßt. Laietha und Boromir sahen sich schmunzelnd an, während Elronds Söhne ihren Ärger nur mühsam unterdrückten - zumindest Elrohir kochte innerlich. Noch hatte Boromir nicht bei Elrond vorgesprochen und nichts war entschieden! Und ob ihr Vater von dieser Verbindung so angetan sein würde, wagte er zu bezweifeln.

Sie konnten in der Ferne schon den weißen Turm von Ecthelion aufragen sehen, als sie an diesem Abend ihre Reise beendeten und ihr Lager am Ende des Steinkarrentals aufschlugen. Boromir lächelte, als sein Blick auf Laietha fiel. Mit offenem Mund starrte sie in die Richtung der Weißen Stadt, die sich in weiter Ferne erhob. "Ein schöner Anblick, nicht wahr?" fragte er und sein eigenes Herz schlug schneller - vor Freude und Angst zugleich. Laietha nickte nur, wandte ihren Blick aber nicht von dem schimmernden Turm ab. "Wunderschön," brachte sie schließlich leise hervor. Boromir legte den Arm um sie. Morgen abend würden sie in den Mauern der Stadt schlafen. Er würde ihr alles zeigen - die Zitadelle, die Ringe der Stadt mit ihren verwinkelten Gassen, den Weg zum Fluß und er würde mit ihr auf den Turm steigen und das Meer betrachten. Elladan reichte ihnen etwas zu Essen und setzte sich zu ihnen. Er musterte den Krieger lange und schenkte seiner Schwester schließlich ein verstohlenes Lächeln. "Gute Wahl," griente er nach einer Weile. Laietha lächelte und nahm Boromirs Hand.

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Es war ein wunderschöner Tag. Aragorn hätte sich keinen besseren wünschen können. Die Sonne schien warm auf sie herab und kein Wölkchen verdeckte den Himmel. Draußen hatten sich schon die Massen versammelt, die sich darauf freuten, ihn bald schon ihren König nennen zu können. Er warf einen letzten Blick in den Spiegel und betrachtete sich in der festlichen Kleidung. Es war ein wenig ungewohnt und er hatte es nie so gewollt, aber die letzten Monate hatten ihn verändert. Er fühlte sich nun stark genug, diese Aufgabe zu übernehmen. Faramir war ihm eine große Hilfe gewesen. Der jüngste Sohn des Truchsesses hatte ihn in den vergangenen Tagen unterstützt, wo er nur gekonnt hatte. Zwar war seine Trauer noch tief - Aragorn hatte fast den Eindruck, daß ihn der Tod seines Bruders mehr getroffen hatte als der seines Vaters - aber ihm war auch nicht entgangen, daß er und die Nichte von König Theoden sich gegenseitig Trost spendeten und Aragorn lächelte. Eowyn war eine wunderbare Frau und er war sich sicher, daß Faramir keine geringere verdient hätte. Seine Hand umfaßte den Griff von Anduril und er straffte sich. In weniger als einer Stunde würde es losgehen.

"Nervös?" Die Stimme des Elben ließ ihn herumfahren und Aragorn lachte. "Ein wenig, ja." Legolas schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Kopf hoch, mein Freund. Du hast schon so viel durchgestanden, da wird das hier nicht so schwer sein." Aragorn lächelte unsicher. "Oh, ich weiß nicht. Es ist einfacher, sich einen Weg durch ein Heer Orks zu bahnen, als zum König gekrönt zu werden." Der Elb schüttete sich vor Lachen aus. Aragorn setzte sich auf einen Stuhl und seufzte. "Ich wünschte nur, meine Schwester wäre jetzt hier. Sie würde mir sicher den Kopf waschen, wenn ich so schrecklich aufgeregt bin. Für sie ist immer alles ganz einfach." Legolas kniete sich vor ihn hin. "Sie wird sich bestimmt alles von Merry und Pippin erzählen lassen und die werden ihr schamlos jeden Fehler berichten, den du gemacht hast." Aragorn lächelte. Fast fürchtete er sich ein wenig, Laietha wiederzusehen, denn dann würde er ihr Boromirs Tod eröffnen müssen. Keine schöne Aufgabe.

Die Fanfaren erschallten und er stand auf. Legolas nickte ihm aufmunternd zu. "Eure Zeit ist gekommen, mein König."

Die Massen jubelten, als Aragorn vor sein Volk trat. Die Hobbits strahlten vor lauter Stolz und Gimli und Legolas klatschten begeistert in die Hände, als das Volk seinen neuen König hochleben ließ. Auch Eowyn strahlte glücklich, denn sie gönnte Aragorn von Herzen, daß er nach so vielen Mühen seinen Lohn erhalten hatte. Er würde ein weiser und gütiger König werden.

Auch Faramir rang sich ein Lächeln ab, aber er war noch immer voller Trauer über den Tod seiner Familie. Nun war er ganz alleine. Zwar hatte er Eowyn, aber sie würde den Platz seines Bruders in seinem Herzen nie einnehmen können und er spürte, daß die Leere, die Boromir hinterlassen hatte, nie ausgefüllt werden konnte. Während sich die anderen zum Fest begaben, entschuldigte er sich und verließ den Raum. Eowyn sah ihm besorgt nach, aber Legolas griff nach ihrer Hand und bat sie um einen Tanz. Mit einem Blick auf Faramir, der gebeugt den Raum verließ, nickte sie und der Elb begann mit ihr zu tanzen.

Faramir lief ziellos durch die Straßen der Stadt und hatte keine Augen für die prachtvollen Girlanden aus Blumen, die man überall aufgehängt hatte oder das schöne Wetter, die fröhlichen Menschen. Er wollte jetzt nur alleine sein. Es zog ihn auf den weißen Turm hinauf. Wie oft hatte er dort mit Boromir gestanden und sein Bruder hatte ihn hochgehoben und ihm das Land gezeigt.

Boromir - sein großer starker Bruder, sein Vertrauter. Es war so viel geschehen, seit er die Nachricht von seinem Tod bekommen hatte. Ein Krieg war gewonnen worden, sie hatten einen neuen König bekommen und für Trauer war keine Zeit geblieben. Vielleicht war die Zeit jetzt reif dafür. Faramir atmete tief durch. Der Wind fuhr ihm durch das Haar und kühlte seine heiße Stirn. Der Schmerz zerrte an ihm, als wollte er sein Herz zerreißen. Sein Blick schweifte in die Ferne, wissend, daß sein Bruder nie wiederkommen würde, solange er auch wartete. Als er noch klein war, hatte er Boromir für einen Gott gehalten - allwissend, mit übermenschlicher Kraft, grenzenloser Güte, unsterblich. Er hatte ihm zu jeder Waffe erklären können, wie man sie führte, hatte die Jungs, die ihn verhauen wollten durch seine bloße Anwesenheit in die Flucht geschlagen, hatte jedes seiner Probleme ernst genommen und ihn vor allem beschützt. Und er hatte nie ein Versprechen gebrochen, bis auf eins: "Ich werde dich nie verlassen, Faramir." Warum gerade dieses Versprechen, Bruder? Warum nicht ein anderes, geringeres? Faramirs Hände gruben sich in den Stein des Turmes, bis seine Fingerkuppen schmerzten. Ihr Vater hatte seinen Tod nicht verkraftet und wenn Frau Eowyn nicht gewesen wäre... Vielleicht würde der Schmerz verblassen, aber er würde nie verschwinden. Ihm war jetzt nicht nach feiern zu Mute.

Oft hatte Faramir von diesem Ort Ausschau gehalten, um der erste zu sein, der seinen siegreich heimkehrenden Bruder begrüßen konnte. Er hatte immer Zeit gefunden, zwischen all den Berichten, taktischen Besprechungen, Kriegsvorbereitungen, um mit seinem Bruder hier hinauf zu kommen und gemeinsam über das Land zu blicken. Wie sehr hatte Faramir gehofft, daß sein Traum ihn getäuscht hatte. Er hatte lange auf Boromir gewartet, bis Aragorn ihm den Tod seines Bruders bestätigt hatte.

Es war bereits Nachmittag geworden und Faramir hatte nicht bemerkt, daß er so lange dort gestanden hatte. Mit einem Seufzer machte er sich an den Abstieg. Er sollte wohl besser zu den anderen zurückgehen, bevor sich jemand um ihn Sorgen machte.

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Boromir beobachtete sie mit einem Lächeln, als sie durch die Straßen der Stadt ritten. Sie bekam den Mund gar nicht mehr zu vor lauter Staunen, als sie durch die Ringe der Stadt ritten. Die Soldaten sahen ihn mit großen Augen an und wo sie vorbeikamen, wurde großes Freudengeschrei laut, daß Denethors ältester Sohn lebend zurückgekehrt war. Boromir legte seine Hand stolz auf Laiethas, denn er wußte sehr wohl, wem er das zu verdanken hatte.

Sie waren schon dicht am Palast, als er eine gebeugte Gestalt durch die Straßen gehen sah. Sein Herz machte einen Freudensprung. Er versetzte seinem Pferd einen Stoß in die Flanken und überholte den Mann. Schnell sprang er vom Pferd und baute sich vor ihm auf. Langsam erhob der andere den Kopf und stieß einen entsetzten Schrei aus.

Faramirs Hände zitterten. Was für einen üblen Trick gaukelten ihm seine Augen vor? Er brachte kein Wort hervor und wagte es nicht, die Augen zu schließen, weil er fürchtete, seinen Bruder dann nie wieder zu sehen. Boromir sah ihn ernst an. Faramir legte seine bebende Hand an sein Gesicht und er erschauderte, als er die warme Haut berührte. Plötzlich verschwand alles um ihn herum. Es war ein Traum - es mußte ein Traum sein - und er hoffte, niemals wieder zu erwachen. "Boromir." Der Ältere schloß ihn fest in den Arm und Faramir stieß den Atem ungläubig keuchend aus. Er klammerte sich an seinen Bruder, als würde sein Leben davon abhängen und auch Boromir tat es ihm gleich. "Du lebst!" brachten beide im selben Augenblick hervor. Faramir hob den Kopf und sie starrten sich einem Moment lang fassungslos an. Endlich fand Faramir seine Sprache wieder. "Ich dachte, du wärst tot! Wir fanden dein Horn, wir haben es gehört, Aragorn sagte..." Boromir lächelte glücklich. "Eomer aus Rohan sagte, du wärest verletzt und ich hatte so ein schlechtes Gefühl..." Wieder umarmten sie sich. Als Faramir diesmal den Blick hob, sah er eine junge Frau und zwei Elben, die auf ihren Pferden neben ihnen standen und sie beobachteten. Er wandte sich wieder seinem Bruder zu, immer noch fassungslos über sein Glück. "Aber ich hatte einen Traum! Ich sah dich tot und..." Ihm versagte die Stimme und Boromir drehte sich plötzlich zu der fremden Frau um und half ihr vom Pferd. Faramir sah ihn verwundert an. Die junge Frau trug die Kleidung einer Kriegerin und er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie sah aus, als wäre sie schon lange unterwegs gewesen und erst jetzt kam Faramir der Gedanke, daß sie mit seinem Bruder gekommen sein könnte. Dann bemerkte er den Gesichtsausdruck seines Bruders, als er sie bei der Hand nahm und zu ihm führte. Faramir lächelte. Die Frau machte einen wohlerzogenen Knicks vor ihm und Boromir lachte laut. "Das ist mein Bruder, Laietha! Heb dir deine Manieren für den König auf!" Sie schmunzelte und Boromir wandte sich seinem Bruder zu. "Ich wäre gestorben, wenn sie nicht gekommen wäre und mir geholfen hätte." Faramir ergriff Laiethas Hand und verbeugte sich tief vor ihr. "Vielen Dank, Herrin. Ich stehe tief in eurer Schuld." Boromir mußte kichern, als er sah, wie Laietha rot wurde und sich unbehaglich wand. "Gern geschehen," murmelte sie verlegen.

Faramir küßte ihre Hand und Boromir zog ihn lachend auf die Beine. "Hey, Brüderchen, das ist meine Braut! Such dir eine eigene!" Die beiden Männer sahen sich noch einmal an und schlossen sich in die Arme. "Es ist gut, daß du wieder hier bist," sagte Faramir, dessen Stimme immer noch belegt war. Boromir drückte ihn fest an sich. "Ja, ich bin zu lange fort gewesen." Einer der Elben meldete sich zu Wort. "Ich denke, die Krönungsfeier ist in vollem Gange. Wir sollten uns auf den Weg machen. Ich will nicht noch mehr von Elessars Fest verpassen." Die Frau, die mit Faramirs Bruder gekommen war erwiderte etwas in der Sprache der Elben, von dem Faramir nur den ungefähren Wortlaut mitbekam und er fing an zu lachen - das erste Mal seit Monaten. Laietha und Elrohir blickten ihn erstaunt an und der Elb meinte trocken: "Ich glaube, du hast dir den falschen Bruder ausgesucht, Schwesterchen."

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Das Fest war in vollem Gange. Die Hobbits machten sich über die köstlichen Speisen her, Gimli bewunderte die Arbeit an dem Gebäude und Legolas tanzte und erfreute sich an der Musik, die gespielt wurde. Aragorn sah sich suchend im Raum um und fand Eowyn alleine am Tisch sitzend. Er stand auf und ging zu ihr. "Was habt ihr, Herrin?" Sie schreckte aus ihren Gedanken auf. "Ich habe mich nur gefragt, wo Faramir ist. Er ist schon seit Stunden fort und ich mache mir große Sorgen um ihn." Aragorn lächelte sie aufmunternd an. "Gebt ihm Zeit, Herrin. Er hat in kurzer Zeit seinen Bruder und seinen Vater verloren. Macht euch keine Sorgen, er wird bald wiederkommen." In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein Herold meldete Besucher an. Aragorn wunderte sich. Wer könnte jetzt eingetroffen sein? Er bat die Gäste hinein.

"So kann ich nicht gehen! Es ist eine Krönungsfeier und ich trage Hosen und ein zerschlissenes Hemd!" Laietha stampfte mit dem Fuß auf und Elladan zuckte mit den Schultern. "Wir haben uns doch auch nicht umgezogen!" Sie schnappte nach Luft und klopfte gegen seine schimmernde Rüstung. "Ihr seht ja auch anständig aus!" Dann wedelte sie mit der Hand vor ihrer Kleidung herum. "Ich könnte schon ein Bad vertragen und" sie deutete auf Boromir "er auch!" Hinter ihnen räusperte sich jemand. Der Herold sah sie erwartungsvoll an. "Der König erwartet euch." Laietha lief rot an und warf Elladan einen giftigen Blick zu. Dann straffte sie sich und betrat zwischen ihren Brüdern laufend, den Raum.

Aragorns Augen weiteten sich, als er seine Schwester und seine Brüder erblickte. "Aiwe!" rief er fröhlich aus und lief ganz und gar nicht königlich auf sie zu, aber es war ihm in diesem Moment auch egal, ob man ihn für den König oder einen Landstreicher hielt. Laietha gab einen Freudenschrei von sich und warf sich in seine Arme. Er schwenkte sie wild herum und als er sie wieder auf den Boden ließ, trat sie schnell einen Schritt zurück. Sie sah ihn bewundernd an. Wie stolz er auf einmal aussah und wie weise. Dann dachte sie wieder an ihre eigene Kleidung und strich ihm sachte über die teuren Stoffe, die er trug. "Ich habe dich bestimmt ganz schmutzig gemacht, Duna...Elessar." Er lachte laut und hob sie auf den Arm. "Und wenn du ganz und gar voller Matsch wärst! Du ahnst gar nicht, wie glücklich ich bin, dich zu sehen!" Er wollte sie gerade fragen, wo ihr Vater wäre und blickte an ihr vorbei. Jetzt erst fiel ihm auf, daß alle im Raum verstummt waren und auf die Tür starrten.

Aragorn blinzelte ungläubig und ließ seine Schwester wieder runter. Dort stand Boromir mit seinem Bruder. War es eine Täuschung? Der Krieger machte ein ernstes Gesicht und kam langsam auf ihn zu. Aragorn konnte sich nicht rühren, sondern starrte nur fassungslos auf den Kameraden, den er tot geglaubt hatte. Boromir kam vor ihm zum Stehen und fiel auf die Knie. Er beugte seinen Kopf. "Zu euren Diensten, mein König."

Er hob sein Haupt und lächelte Aragorn an. Der König sank zu ihm hinunter. "Wie konntest du..." Seine Frage blieb in der Luft hängen und dann fiel sein Blick auf seine Schwester. Natürlich. Sie war ihnen gefolgt. Eigentlich hätte er wütend auf sie sein müssen, aber nun war sie hier, es ging ihr gut und Boromir, um den sie alle lange getrauert hatten, war am Leben.

Merry und Pippin hatten ihre Sprache wiedergefunden. Sie rannten auf ihren Freund zu und fielen ihm um den Hals. Was für Vorwürfe hatten sie sich gemacht, denn sie hatten geglaubt, daß er sich für sie geopfert hätte. Auch Boromir war überglücklich, denn lange hatten ihn Albträume gejagt, weil er versagt hatte, sie zu beschützen.

Es wurde ein so fröhliches Fest, wie es vielleicht seit Bilbos einhundertundelfzigsten Geburtstag keins mehr gegeben hatte. Bis in die frühen Morgenstunden saßen sie bei gutem Essen, Gesang und Tanz beieinander. Die ganzen Anstrengungen und Mühen der letzten Monate waren vergessen. Kurz bevor die Sonne aufgehen wollte, gingen die letzten von ihnen zu Bett und vor dem Mittag erhoben sich nicht einmal die Hobbits am nächsten Tag.

Be iest lîn, Boromir - Wie du willst, Boromir.