Es dauerte nicht lange, da war Natsuki auch schon an der Parkbank angelangt. Etwas besonderes konnte sie aber nicht entdecken. Es war eine ganz normale Bank. Naja, vielleicht nicht total normal. Sie war anscheinend älter. Das Ahornholz war schon so verdreckt, dass man die eigentlich helle Farbe dieses Materials nur noch erahnen konnte.

Doch was war das? Da war eine Stelle viel dunkler als das restliche Holz. Ja, da war irgendetwas eingeritzt. An der obersten Leiste, die die Lehne darstellen sollte, hatte sich jemand verewigt. Um das geschrieben genau lesen zu können kniete sich das Mädchen auf die Bank. Dann wischte sie mit der Hand den Dreck von der Stelle. Plötzlich sah sie ein Bild vor sich. Es war Shinji, ja sie hatte Shinji's Gesicht gesehen, nur irgendwie etwas verändert. Es wirkte etwas reifer. Er hatte so einen süßen Blick drauf. Jetzt erst merkte sie an wen sie da gerade dachte und sie versuchte sich wieder auf das wesentliche zu konzentrieren. Jetzt konnte sie es entziffern. Leise lass sie die Namen in dem Herz vor: " Fynn und Access " Da war es wieder dieses Bild von Shinji, nur etwas anders. Diesmal hatte er Tränen in den Augen und er schien sich über sie zu beugen. Nun fiel ihr auch auf, was anders an ihm war. Die Haare, die er nun kurz trug, waren vorne länger und was war das, etwa Flügel? Schwarze Flügel?

Etwas verwirrt und mit einem knurrenden Magen beschloss sie wieder nach Hause zu gehen. Mittagszeit, da durfte sie nicht fehlen, vor allem nicht, wenn es wieder leckeren Nachtisch gibt (und den gabs, dank Marrons Schwangerschaft, nun zwar immer in Massen, aber eben auch nicht sehr lange ;) )

" Kleines, hast du den Briefumschlag gefunden? ", wurde sie von ihrer Mutter begrüßt. " Ja, hab ich. ", antwortete Natsuki Chiaki schaute ein wenig fragend: " Welcher Briefumschlag? Hab ich da was verpasst? " " Einer mit zwei Engeln! ", flüsterte Marron ihm mit einem Zwinkern zu, da ihre Tochter gerade in die Küche reinkam. " Was ist? ", fragte Natsuki ihren Vater, der sie ihrer Meinung nach etwas zu lange angrinste. " Das kommt ganz darauf an ... ", " kommt worauf an? ", unterbrach ihn seine Tochter. Chiaki begann von Neuem an: " Das kommt ganz darauf an, von wem der Brief ist? "

" Hm , das wüsste ich auch gern. ", murmelte Natsuki vor sich hin und damit war das Thema für sie gegessen.

Das Wochenende war vorbei. Schon wieder Schule. Das ist echt die nervigste Unterbrechung der Ferien und freien Tage, die es gibt. Nicht das Natsuki Probleme in der Schule hätte, vielmehr war sie ein richtig schlaues Kind. Aber das war wohl der Punkt, der die Schule so langweilig machte. Das fing mit den simpelsten Aufgaben in Mathe an. Irgendein Schüler wusste mal wieder nicht die richtige Antwort ( ging mir auch oft so, dadurch wurde Mathe irgendwie voll langweilig ) und jetzt rechneten sie schon die dreißigste Übungsaufgabe zu diesem Thema. Natsuki gähnte, dann streckte sie sich einmal und verschränkte ihre Arme leicht gelangweilt hinter ihrem Kopf während sie anfing zu kippeln.

Fynn und Access, Shinji mit Flügeln, eindeutig zu viel Fantasie. Was hatte sie überhaupt mit diesem Idioten, warum dachte sie nur an ihn und von wem könnte dieser mysteriöse Brief sein? Durch einen nicht gerade leisen Ruf ( viel mehr Schrei ) ihrer Lehrerin, wurde die Kleine aus ihren Träumen gerissen: " Natsuki, du sollst dich nicht nur körperlich, sondern auch psychich in diesem Raum befinden, eins von beiden geht nicht, also ...

... RRRRAAAAAAAAUUUUSSS !!!!

Natsuki schaute ihre Lehrerin etwas schief und unglaubwürdig an, als diese aber ihre Miene nicht verzog, schnappte sich die Kleine ihre Sachen und trottete zur Tür raus. Warum auch eigentlich nicht. Irgendwie passte es sogar. Es war schließlich die letzte Stunde und 10 Minuten früher zu gehen konnte ja nicht schaden.

Schnell aber möglichst leise rannte sie die Treppe runter, wobei sie die letzten drei Stufen immer gekonnt übersprang. Natsuki beschloss durch den Park nach Hause zu gehen. Langsam schlenderte sie den Kiesweg entlang. Sofort fiel ihr Blick wieder auf die Bank und als sie auf selbiger Höhe angelangt war, blieb sie stehen. Sie beugte sich hinunter und strich mit ihrer Hand leicht über das Herz, wobei ihre Fingerspitzen den Linien folgten. Eine kühle Briese strich durch ihre Haare und lockerte das Band darin.