2. Kapitel: Schlechter Start

Und es wurde ein Abend voller Spaß.

Helena hatte erst mal jede Menge Fragen zu beantworten, auch wenn Professor McGonagall schon vorweg erzählt hatte, dass sie aus Schweden nach England kam und nun die fünfte Klasse in Hogwarts besuchen würde. Helenas Eltern hatten beruflich das Land wechseln müssen.

Aufgrund ihrer aufgeschlossen Art verstand sie sich auf Anhieb mit allen gut.

Die Gryffindor-Mädchen, zu denen Helena ziehen würde, freuten sich auf die Neue und sie schlossen am gleichen Abend noch Freundschaft.

Beim Essen saß Helena zwischen Percy Weasley und Lee Jordan. Percy der Vertrauensschüler hatte sich sofort als dieser vorgestellt. Daraufhin wurde er, nachdem er seinen Teller geleert hatte, von seiner Freundin Penelope Clearwater gerufen, die ihn den Abend auch kaum noch aus den Augen ließ. Es war ihr nicht zu verübeln, denn mit ihrem Lächeln zog Helena alle Jungen in ihren Bann.

Auch der Kapitän von Gryffindors Quidditchmannschaft, Oliver Wood, wurde rot, wenn sie ihn ansprach. Er liebte seinen Sport über alles, Mädchen waren ihm bisher nicht wichtig gewesen.

Als das Dessert auf den Tisch kam, verzog sich Lee Jordan mit einer großen Schüssel mit allem Drum und Dran zu ein paar anderen weiter vorn am Tisch.

Nun saß Helena nur noch neben Oliver. Ihr gegenüber immer noch die Zwillinge und Katie Bell, ihre neue Mitbewohnerin und Freundin. Mit einigem Abstand saßen Ron, Hermine und Harry rechts von ihnen. Auf Freds Aufforderung hin kamen sie dazu. Sie hatten Helena noch gar nicht kennen gelernt.

"Hey, schön dich kennen zu lernen.", sagte Hermine und reichte ihr die Hand über den Tisch hinweg. Sie saß nun neben Fred.

"Das ist Ron, unser kleiner Bruder." George deutet auf Ron, der ein wenig von Harry verdeckt wurde.

"George, Ron ist alt genug, er kann das alleine.", meinte Hermine und kam damit auch Ron zuvor.

Er lief rosa an. "Danke, Hermine, jetzt hat Helena bestimmt genau den Eindruck von mir.", brummte er.

Alle lachten.

"Keine Sorge", versicherte Helena ihm, "ich kenn deine Brüder ja nun ein bisschen, so falsch kann mein Eindruck dann ja nicht sein."

"Oh doch!", meinte Ron mit todernster Miene. "Besser du vergisst alles, was sie erzählt haben, sofort. Nur meine Haarfarbe weist darauf hin, dass ich zu denen gehöre."

Wieder lachten alle.

Dann wandte sich Helena an Harry. Er lächelte sie an.

"Hey, und wer bist du?"

"Harry", antwortete dieser. Das "Potter" schob er nur langsam hinterher. An die Reaktionen auf seinen Namen hatte er sich nach zwei Jahren noch immer nicht gewöhnen können. Onkel Vernon hatte ihn immer mehr als Schimpfwort als einen Namen benutzt.

Doch Helena lächelte ihn überraschenderweise nur an und starte nicht auf seine Narbe auf der rechten Stirnhälfte.

In der kleinen Gruppe kehrte kurz Ruhe ein. Alle staunten. Kannte Helena Harry Potter etwa nicht?

Helena sah irritiert in die Runde, sie verstand das Schweigen nicht.

"Was-"

"Du kennst Harry nicht?", fragte Fred mit leichtem Entsetzen in der Stimme.

"Fred. Bitte.", zischte Harry.

Doch Fred fragte erneut: "Du kennst den legenderen Harry Potter nicht, der Du-weißt-schon-wen schon zweimal in die Flucht geschlagen hat?"

Harry seufzte, Hermine sah Fred böse an und der Rest am Tisch wusste wohl nicht ganz, was er sagen oder tun sollte.

Helena sah fragend zwischen Fred und Harry hin und her.

"Nein.", entgegnete sie zögernd. "Tut mir Leid." Sie warf George einen hilfesuchenden Blick zu. Konnte sie mal jemand aufklären? Der Junge neben ihr eine Legende?! Er konnte doch höchstens ein Viertklässler sein.

"Wahnsinn.", stöhnte Fred.

Helena kramte in ihrem Hirn nach dem Namen.

Der Rest am Tisch verdreht die Augen über Freds Benehmen.

"Vielleicht hab ich deinen Namen schon mal gehört.", sagte sie entschuldigend zu Harry. "Aber ich kann mich momentan nicht erinnern. Tut mir Leid."

Harry nickte. "Kein Problem. Es beruhigt mich eigentlich, dass mich doch nicht jeder kennt."

Helena atmete erleichtert auf. Doch sie hört sehr wohl Freds Bemerkung, die er seinem Zwillingsbruder zuraunte.

"Man könnte meinen, sie käme vom Mond, he?"

"Nein.", antwortete sie anstatt George. "Ich komme aus *Schweden*!"

Ihr saurer Blick, der ihr schönes Gesicht mit dunkeln Schatten belegte, schien Fred nicht im Geringsten zu stören.

Mit kühler Miene stand er auf und wandte sich an George: "Ich frag Lee, ob er mit nach oben kommt, gehst du auch mit?"

George warf einen Blick in die Runde. Hermine, Ron und Harry blickten sauer auf Fred und Oliver und Katie sahen ratlos aus. Keiner verstand Freds Gebärden wirklich. Helena sah enttäuscht und traurig auf ihre Hände.

"Ja", sagte er dann leise. "Geh Lee schon mal holen."

Fred ging.

George erhob sich langsam. Seufzend sah er auf die Gruppe. "Tut mir Leid."

"Das ist ja wohl nicht deine Schuld.", meinte Hermine und Ron nickte zustimmend. Er hatte seinen Bruder noch nie so komisch erlebt.

George warf noch einen letzten Blick auf Helena und er sah die Enttäuschung in ihren Augen.

"Schönen Abend noch.", sagte sie trotzdem.

"Danke.", antwortete er. "Schlaft gut. Und bis morgen."

"Ja, bis morgen, Weasley.", sagte Oliver.

Dann kamen Fred und Lee und George ging mit ihnen.

Das folgende Schweigen am Tisch war unerträglich und so stand auch Hermine auf.

"Ich würde sagen, wir gehen alle schlafen. Morgen sollten wir fit sein."

"Hermine, du kannst es ruhig aussprechen.", entgegnete Ron. "Fred hat uns die Stimmung versaut."

Harry nickte.

Wieder Schweigen. Dann standen sie endlich alle auf.

Oliver wünschte eine gute Nacht und ging noch zu den anderen.

Hermine, Ron, Harry, Helena und Katie verließen den Saal und gingen in ihren Turm.

Hermine und Katie redeten noch aufmunternd auf Helena ein und selbst Ron fand noch ein entschuldigendes Wort für Fred.

"Er ist sonst echt o.k..", meinte auch Harry.

Helena nickte kläglich lächelnd und stieg mit den zwei Mädchen in den Schlafsaal hinauf.

Später lag sie noch lang wach und fragte sich, was sie wirklich falsch gemacht hatte. Sie fürchtete sich ein bisschen vor der nächsten Begegnung mit Fred.