12. Kapitel: Rons Aufgabe

"Tschüss, meine Lieben.", sagte Mrs. Weasley und nahm Ginny noch mal in den Arm. Den Zwillingen strich sie nur zärtlich über die Wange, sie mochten es nicht, vor allen von ihrer Mutter geküsst zu werden. Das kränkte Mrs. Weasley nicht, sie kannte ihre Jungen. Ginny war dagegen sehr verschmust und konnte sich nur schwer von ihrer Mutter trennen.

"Bis bald, Mum.", rief Ron. Er hatte mit Harry zusammen die Koffer verstaunt und winkte der Mutter nun aus einem Abteilfenster. Harry stand neben ihm.

"Ron, komm doch noch mal raus.", bat Mrs. Weasley.

"Mum, wir fahren gleich.", erklärte ihr Sohn.

Mrs Weasley seufzte. "Na gut. Dann pass auf dich auf, du auch, Harry." Und baut nicht wieder Blödsinn, ich möchte keine Beschwerden hören. Ihr wisst, was euch sonst droht."

"Heuler!?", raunte Ron Harry zu. Der nickte.

"Ist gut, Mum. Bis bald. Und grüß Charlie, wenn er mal nach Hause kommt, ja?", brüllte er durch den plötzlich einsetzenden Maschinenlärm.

Schnell stiegen die restlichen Schülerinnen und Schüler ein. Ein lauter Pfiff ertönte, alle Türen wurden geschlossen.

Ginny stürmte ins Abteil und drängte ans Fenster.

Harry winkte Mrs. Weasley noch einmal zu und machte ihr Platz.

Der Hogwarts-Express setzte sich in Bewegung.

Abwechselnd riefen Ginny und Ron ihrer Mutter noch was zu, die ihnen nachwinkte, bis sie außer Sichtweite waren. Aus allen Fenstern des Zuges wedelten Mädchen und Jungen mit Händen und Tüchern zum Abschied.

Als der Zug um die Ecke bog, schloss on das Fenster und ließ sich auf den Platz neben Harry fallen. Ginny wollte gleich erst mal zu ihren Freundinnen und verschwand.

Hermine, die auch mit im Abteil saß, hatte sich gleich wieder in eines ihrer neuen Zauberbücher vertieft.

"Sag mal, Hermine", wandte sich Ron an sie. "Ist das Buch so spannend?"

"Nein." Hermine blickte auf. "Ich wollte nur kurz etwa nachlesen, das ich vor einigen Tagen schon einmal durchdacht hatte."

"Ah ja." Ron sah gelangweilt drein und bekam dafür einen bösen Blick geschenkt. Um das Thema zu wechseln, fragte er schnell nach Neuigkeiten.

"Habe nichts gehört. Vielleicht erfahren wir in Hogwarts etwas. Allerdings müsstest du mir doch was zu erzählen haben?", fragte sie.

Ron nickte und setzte einen wichtigen Blick auf. "Natürlich. Ich habe meine Aufgabe schließlich ernst genommen."

"Jaah, Ron.", meinte Harry grinsend. Er hatte zwar keine Ahnung, um was es ging, aber Rons Blick belustigte ihn ungemein.

"Hermine weiß schon, was ich meine.", entgegnete Ron.

"Ja, weiß ich. Also?", drängte Hermine.

"Harry kann's auch erfahren?"

"Klar, warum nicht?"

Dann bekam Harry von ihnen beiden erzählt, warum sie die ganzen Ferien über einen so regen Briefverkehr gewechselt hatten. Hermine hatte Ron beauftragt, Fred zu beobachten. Sie wollte herausfinden, ob er nur in Hogwarts so komisch war, oder auch zu Hause. Natürlich ging es in diesem Zusammenhang vor allem um Helena. Hermine hatte etwas unternehmen wollen und Ron deswegen zu Freds Schatten gemacht.

"Nachdem Ron mir also geschrieben hatte, dass Fred einen Brief von Helena bekommen und ihn sogar gelesen hat, bin ich mir sicher, dass Fred eigentlich nichts gegen sie haben kann.", erklärte Hermine. "Ich werte es als gutes Zeichen, dass er ihn nicht verbrannt hat. Er hat den Brief noch, stimmt's?" Ron nickte.

"Allerdings.", fuhr sie fort, "allerdings hat er ihr auch nicht geantwortet und Ron sagte mir, er hätte am darauffolgenden Tag einen kleinen Streit mit George gehabt?!" "Richtig.", sagte Ron. "George wollte sich zu mir und Ginny setzen, weil wir wieder schrieben - Harry, du warst unter der Dusche und Fred wurde böse. Warum weiß ich nicht."

"Ist doch ganz klar.", stellte Hermine fest. "Er wollte Helena schreiben und bei ihrem Namen scheint Fred an die Decke zu gehen."

"Nicht immer.", meldete sich Harry dazwischen. "Neulich, als wir noch mal raus zum Quidditchfeld sind, hab ich auch ihren Namen erwähnt und er zeigte keine Reaktion. George und du, Ron, ihr wart die Bälle holen."

Hermine war nachdenklich geworden. "Lasst mir ein bisschen Zeit, vielleicht komme ich drauf. Oder vermutest du was, Harry?"

Er schüttelte den Kopf.

"Sonst noch Auffälligkeiten, Ron?", fragte sie.

"Fred hatte in den letzten zwei tagen wieder schlechte Laune. Das kann aber auch an den Ermahnungen meiner Mum gelegen haben.", erzählte er.

"Die waren ihm sonst auch egal.", meinte Harry.

Das sah Ron ein. "Den Rest hab ich dir geschrieben."

"Okay, dann muss ich mir was Neues ausdenken, wenn ich so nicht dahinter komme.", seufzte Hermine, auch wenn ihr dieses kleine Abenteuer doch gefiel.

Harry brachte nun ein anderes Thema an und sie fanden genug Gesprächsstoff, während der Zug durch die verregnete Landschaft in Richtung Hogwarts fuhr.