14. Kapitel: Hermine sucht eine Lösung

Schon am nächsten Morgen ging alles seinen gewohnten Gang. Nach Zaubertränke hatten alle Gryffindors und auch Slytherins aus dem dritten Jahrgang schlechte Laune, weil Snape ihnen einen Packen Hausaufgaben gegeben hatte. Keiner wusste, warum er gleich am ersten Schultag schon so mies gelaunt war.

Für Hermine kam noch erschwerend hinzu, dass sie sich überhaupt nicht konzentrieren konnte. Ständig war sie in Gedanken versunken und wurde in Verwandlung schließlich auch noch von Professor McGonagall erwischt, wie sie sich anderweitig beschäftigte.

"Miss Granger!" Professor McGonagalls Stimme donnerte durch den Raum. "Was tun Sie da?" Hermine sah erschrocken auf. Schnell legte sie die Hand auf das Blatt mit den Notizen, die sie sich gemacht hatte. Sie wollte keinen Gedanken verlieren, den sie sich zu Helena und Fred gemacht hatte. "Tut mir leid, Professor." Verlegen sah sie auf ihre Hand.

Professor McGonagall seufzte. "Ich bitte Sie nun noch einmal, sich am Unterricht zu beteiligen. Sollte ich Sie noch einmal bei einer anderen Beschäftigung erwischen, werden Sie nachsitzen." Damit schritt sie weiter zwischen den Tischreihen hindurch und erklärte, welche Folgen die Verwandlung eines Menschen in ein Tier haben konnte.

Nach der letzten Unterrichtsstunde bat Hermine Ron dann, einen Spaziergang mit ihr zu machen. "Ich möchte noch mal mit dir reden.", sagte sie geheimnisvoll.

"Warum machst du daraus so ein Geheimnis?", fragte Ron. "Harry weiß doch Bescheid."

"Ja, aber die nicht." Hermine nickte leicht mit dem Kopf zu einer kleinen Gruppe Mädchen hinüber, die in der Nähe standen.

Harry hatte keine Lust mitzukommen. Er wollte sich ein bisschen ausruhen, später hatte er noch Quidditchtraining. Oliver Wood hatte ihm am Abend zuvor schon erzählt, was er sich alles überlegt hatte, um in diesem Jahr den Pokal zu holen. So schnappte sich Harry sein Besenpflegeset, das er von Hermine zu Weihnachten bekommen hatte, und begann seinen Nimbus 2000 auf Hochglanz zu bringen, während er sich - wie er Hermine noch versprach - auch ein paar Gedanken machte.

Ron schlug Hermine vor, eine Runde um den See zu drehen. Es war ziemlich kalt und es schneite sogar ein bisschen. Kein untypisches Wetter für Hogwarts Mitte Januar.

Während sie liefen, erzählte Hermine also von den Gedanken, die sich den ganzen Morgen gemacht hatte. Ihren Notizzettel hatte sie natürlich auch dabei und Ron konnte es nicht lassen, sie aufzuziehen.

"Die alte McGonagall war ziemlich sauer.", sagte er vergnügt.

"Ich weiß.", erwiderte Hermine leicht bedröppelt. Dann zuckte sie aber mit den Schultern. "Sie weiß ganz genau, dass ich den Stoff wieder aufhole."

"Wenn ich dich nicht so gut leiden könnte, würde ich dich eine Streberin nennen.", meinte Ron.

"Und ich dich ein Faultier.", entgegnete sie.

"Ah ja?", fragte er frech. "Soll ich dir mal was sagen, ich-"

Weiter kam Ron nicht, Hermine hatte ihm eine Hand voll Schnee entgegen geschleudert und traf ihn an der Schulter. Jetzt stand sie da und lachte über sein verdutztes Gesicht.

Rons Augen verengte sich und gespielt böse fragte er: "Du - lachst du etwa über mich?"

Hermine schüttelte den Kopf, prustete aber gleichzeitig los und lief dann weg, denn mit einem "Na warte! Keiner legt sich mit einem Weasley an!" sprang Ron hinter ihm her.

Sie tobten um den See herum und beschmissen sich mit Schnee, bis es dunkel war.

Lachend und aus der Puste kamen sie in den Gemeinschaftsraum. Harry betrachtete sie verwundert. Er war gerade mal wieder in eines seiner Lieblings-Quidditch-Bücher vertieft gewesen.

"Hoffentlich hat euch Filch nicht gesehen.", meinte er und deutete auf ihre Umhänge, die noch voller Schnee waren.

"Oh, tatsächlich.", grinste Ron. "Ich glaub, wir gehen uns mal umziehen."

Hermine nickte und verschwand.

"Beeil dich. Es gibt gleich Abendessen.", rief Harry Ron nach.

Auf dem Weg in die Große Halle erkundigte sich Hermine, warum Harry nicht beim Training war.

"Ist ausgefallen. Kurz nachdem ihr weg wart, kam Wood und meinte, er müsste noch etwas ausarbeiten. Er hat das Training auf morgen verlegt.", erklärte Harry.

"Dann hast du hoffentlich schon mit den Aufgaben für Zaubertränke begonnen?", wollte Hermine wissen.

Harry schüttelte den Kopf. "Nö. Ich wollte den Tag noch mal genießen."

"Dir ist aber klar, dass du in den nächsten zwei Tagen dann kaum Zeit haben wirst, die Aufgaben aber zum Ende der Woche brauchst?", fragte Hermine aufgebracht.

Ron verdrehte die Augen. "Hermine, Harry schafft das schon."

Sie bezweifelte das, sagte aber nichts mehr. Auf jeden Fall würde sie den beiden Unverbesserlichen nicht mehr helfen, soviel stand fest.